Messerstecherei am Rande eines Rockkonzertes in Cottbus

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Wie ich heute in der Tageszeitung lese, gab es wieder mal eine Messerstecherei am Rande eines Rockkonzertes in Cottbus. So oder so ähnliche Schlagzeilen bekommt man öfter in der Tagespresse zu lesen. Nur eines finde ich komisch. Warum gab es bislang noch keinen Artikel über eine Messerstecherei am Rande eines Schlager- oder Volksmusikkonzertes? Kann es sein, dass Liebhaber des deutschen Schlagers oder der deutschen Volksmusik friedvoller sind, als Fans von Rockmusik? Wie seht Ihr das Problem der Gewalt am Rande von Rockkonzerten?
 
Bekanntlich fördert Rockmusik:
ungehemmten Alkohol- und Drogenkonsum, macht gewalttätig - ich sage nur Motorradrocker - und enthemmt sexuell ungemein.
Das schreibe ich nicht nur, ich habe es am eigenen Leib erfahren müssen.

So hat mir die Rockmusik die schönsten Jahre meines Lebens genommen. Aber eines Tages habe ich bei meiner Oma eine Peter Alexander-Platte entdeckt.

Eine neue Welt tat sich mir auf!
Ich trinke nur noch mässig, habe eine nette Frau gefunden, einen Bausparvertrag abgeschlossen und zwei gesunde Kinder bekommen. Das Leben kann ja so schön sein! Auch beruflich ging es voran, ich bin jetzt Hauptkassierer bei unserer Stadtsparkasse. Meine Frau leitet im Sportverein die Frauenturngruppe, ich bin Kassenwart im Schützenverein und ausserdem noch Präsident vom offiziellen Peter Sebastian Fanclub Deutschland.

Wo wäre ich bloß gelandet wenn ich heute noch Rockmusik hören würde.? Bestimmt in der Gosse, stoned und mit einem Messer im Bauch.

Der deutsche Schlager hat mein Leben gerettet! Halleluja, gepriesen sei Dieter Thomas Heck und Carmen Nebel!
 
nicht rock, sondern rap

es handelte sich bei dieser Veranstaltung um ein Hip Hop / Techno (Marusha sollte heute eigentlich dort auflegen) Event, das *eigentlich* das Ziel hatte, Differenzen zwischen Anhängern verschiedener Musikstile abzubauen.
Gerade beim Rap (sei's in New York oder in Berlin) gehört prahlen dazu. Diese (Bühnen-)Battles arten jedoch oft aus und übertragen sich ins *richtige* Leben. So auch hier. Ein Konzertbesucher fühlte sich von den Texten der Rapper angegriffen und wollte nach der Show in die Backstage-Räume. Dabei ergab sich eine Rangelei, die in eine Messerstecherei ausartete.
Aber am Rande: Beim Oktoberfest kommt's auch immer wieder zu zünftigen Schlägereien. Ob die durch's Abspielen bajuwarischer Volksmusik ausgelöst werden?
Im Ernst: ich glaube nicht, dass bestimmte Arten von Musik per se Gewaltpotenzial in sich tragen, die unweigerlich zu Ausschreitungen führen....
 
Alle Finden Schlager Scheisse. Nur Dieter Thomas Heck, der liebt den Dreck. :D :D :D

Kann es sein, dass Liebhaber des deutschen Schlagers oder der deutschen Volksmusik friedvoller sind, als Fans von Rockmusik?

Kann es sein, das Volksmusikfans gar nicht in der Lage sind mit einem Messer umzugehen ? <<< Vorsicht Zynismus !

Wie DaRZLA schon sagte, beim Oktoberfest gibts auch Prügeleien und Tote solls da ja auch schon gegeben haben. Ich würde diese unschönen Nebenerscheinungen eher auf überhöten Alk-Genuss und eine gewisse Portion Selbstüberschätzung bei den betreffenden schieben und nicht auf die Art der Musik !
 
Kann es sein, dass Liebhaber des deutschen Schlagers oder der deutschen Volksmusik friedvoller sind, als Fans von Rockmusik?
*Ironie* Kann es sein, daß die lieber zu Hause ihre Frauen verprügeln, als sich in der Öffentlichkeit mit Gleichstarken anzulegen? */Ironie*
 
zitat:
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Kann es sein, dass Liebhaber des deutschen Schlagers oder der deutschen Volksmusik friedvoller sind, als Fans von Rockmusik?

Genau - das hat schon Erich Honecker gewußt, als er auf die Beatmusik schimpfte.
 
Ja, radiokult, das war Erich Mielke, und er liebte uns alle. Genau so, wie RadioSpreeland den modernen Schlaeger liebt.
 
zwischen den einzelnen Musikrichtungen wirst du kaum einen "Intellektuellen Unterschied" finden, falls es da sowas überhaupt gibt. Sowas läßt sich eigentlich nur an den Texten festmachen. Das soll jetzt nicht heißen, das es keinen anspruchsvollen HipHop gibt, den gibt es durchaus, genauso wie es auch anspruchsvollen "Schlager" gibt ! (Wieso ist dieses Wort eigentlich so negativ besetzt ?). Bei Techno dürfte das allerdings schwierig werden. Da gibt es ja nun mal kaum bis gar keinen Text ... oder willst du "How much is the fish" (Scooter) als anspruchsvoll bezeichnen ? :D :D :D

PS: Das hat übrigens nichts mit Schubladendenken zu tun, sondern nur mit Sinn und Inhalt von Liedern !
 
Original geschrieben von RadioSpreeland
Kann es sein, dass Liebhaber des deutschen Schlagers oder der deutschen Volksmusik friedvoller sind, als Fans von Rockmusik?

das liegt wahrscheinlich daran, dass die meisten Schlager- / Volksmusikfans nicht mehr in der Lage sind allein zum Konzert zu kommen, sondern mit dem Rollstuhl hingefahren werden müssen. Die sind körperlich einfach nicht mehr in der Lage für eine Schlägerei. Und die zittrigen Hände tun ihr übriges, wie will man da ein Messer halten :D
 
Die Frage nach den "intellektuellen" Unterschieden zwischen verschiedenen Musikrichtungen ist naturgemäß nicht so leicht zu beantworten. Wer solche Unterschiede jedoch per se bestreitet, oder diese allein über Texte definieren will (musikalische Qualität ist keineswegs textgebunden), macht es sich zu einfach.

Ich versuche es mal mit einer spontanen Gedankensammlung, die sicher ebenso unvollständig wie diskussionswürdig sein dürfte.

Dabei unterscheide ich zunächst zwischen qualitativem und kommerziellem Anspruch, sozialer Herkunft und Zielrichtung sowie intellektueller Wechselwirkung.

Die Intellektualilität von Musik muß dabei differenziert werden in:
- den Intellekt des Komponisten/Produzenten
- den Intellekt des Rezipienten/Konsumenten.
Hier darf man feststellen, daß zwischen beiden Gruppen eine intellektuelle Kommunikation stattfindett, was allerdings keine notwendige Bedingung darstellt (vulgo: auch ein Dummbeutel kann Gefallen an qualitativ hochwertiger Musik finden vice versa.).
Die oben dargestellten Wechselwirkungen gelten auch für die soziale Interaktion zwischen Machern und Konsumenten von Musik (Der Besuch eines Auftritts z.B. der "Flippers", eines Punk-Konzertes, eines Jazz-Happenings oder eines Techno-Raves dürften hierbei zur Veranschaulichung recht aufschlußreich sein).

Schwieriger wird es allerdings bei der qualitativen Beurteilung, da hier doch mannigfaltige Faktoren zum Tragen kommen, wie Anspruch, Intellekt und Können des Musikers, Geschmack, Erwartung und Urteilskraft des Konsumenten. Zur Diskussion stellen möchte ich jedoch hierbei die Annahme, daß es eine Beziehung zwischen dem kommerziellen Anspruch des Produzenten und der, über das rein handwerkliche hinausgehenden Qualität des Produktes gibt: Schlager und leichte Popmusik sind auf eine möglichst breite Zielgruppe zugeschnitten und bedienen anhand ihrer musikalischen Schemata und textlichen Einfältigkeit die gewünschten Klischees und Sehnsüchte der Konsumenten (Herz,Schmerz, Glück, ferne Länder, leben wie die Schönen und Reichen).

Je höher der Intellekt und der musikalische Anspruch des Produzenten, desto untergeordneter die kommerzielle Gewinnabsicht: einem K.H. Stockhausen dürfte es herzlich egal sein, ob seine Werke von einer breiten Zielgruppe präferiert werden, oder nicht.
Andererseits können auch z.B. Schlagerproduzenten von überdurchschnittlichem Intellekt sein, doch weisen sie zumeist dennoch eine hohe Affinität zu ihren Produkten auf (Anspruch!).
Wie ohnehin die Affinität zur gehörten Musik mit der Sozialisation des Konsumenten interagiert. Neudeutsch ausgedrückt: Es besteht oft ein enger Zusammenhang zwischen sog. Lifestylegruppen und der präferierten Musikrichtung.

Noch ein Wort zu den hier immer wieder als "Dudelfunk" diskreditierten AC/HOT-AC-Stationen:
Diese bedienen durchaus unterschiedliche soziale Schichten von Rezipienten, in deren Prioritätenleiter Werte, wie "Musik" oder gar "Radio" eine eher untergeordnete Rolle spielen (da sind wir wieder beim Begriff "Sekundärmedium"). Deutsche Schlager allerdings werden von diesen Hörergruppen eben daher zumeist abgelehnt, weil die verständlichen und zumeist doch recht einfältigen Texte einen Irritationsfaktor im Musikteppich darstellen, was, wie hier an anderer Stelle bereits festgestellt wurde, bei englischen Texten weniger auffällig ist.

Die Frage, ob Schlagerkonsumenten intellektuell unterprivilegiert sind im Vergleich z.B. zu Jazz-Liebhabern, darf anhand meiner Ausführungen jeder für sich selbst schlußfolgern.
 
@ Rösselmann
interessante Ausführungen, denen ich allerdings nur bedingt zustimmen würde.
Es besteht natürlich rein musikalisch auch ein Unterschied darin, ob beispielsweise das Schlagzeug echt ist oder ob das nur nen Drumcomputer ist. Ich hatte das absichtlich mal vernachlässigt...

Die Frage, ob Schlagerkonsumenten intellektuell unterprivilegiert sind im Vergleich z.B. zu Jazz-Liebhabern, darf anhand meiner Ausführungen jeder für sich selbst schlußfolgern.

Was machst du mit Leuten, die sich sowohl auf Schlagerkonzerte trauen als auch bei Jazzabenden anzutreffen sind ?
 
"Was machst du mit Leuten, die sich sowohl auf Schlagerkonzerte trauen als auch bei Jazzabenden anzutreffen sind ?"

Berechtigte Frage! Ich will nicht bestreiten, daß es solche Leute gibt, vermute aber doch stark, daß es sich eher um Ausnahmen handelt, auch wenn ich das empirisch natürlich jetzt nicht belegen kann.
Es gibt auch Interpreten, die völlig unterschiedliche soziale und intellektuelle Schichten und Lifestylegruppen bedienen. Das habe ich auf einem Frank-Zappa-Konzert (Gott hab ihn selig!) Mitte der 80er erlebt: Studienräte, Kunststudenten, Punker, Rocker, Schwarze, Weiße, Männlein, Weiblein...fast alles war vertreten (nach Freddy-Breck-Fans habe ich allerdings nicht so intensiv Ausschau gehalten*g*).

Natürlich existieren immense qualitative Unterschiede innerhalb der Musikrichtungen und heiße Diskussion unter den Anhängern der jeweiligen Richtung hierüber: Drumcomputer oder handgemacht? Welcher Bass klingt satter, Rickenbaker oder Fender? etc., etc. usw, usf....
Die oben angedeuteten Differenzierungen habe ich aber bewußt vermieden, da mein Text sonst ausgeufert wäre.
Damit haben meine Ausführungen natürlich etwas Verallgemeinerndes, was aber durchaus beabsichtigt war!
 
zugegeben, das ist mit Sicherheit die Minderheit, aber vielleicht sind das gerade die, die sich von dem total übertriebenen Schubladendenken im puncto Musik nicht stören lassen, was ja komischerweise nur in Dt. so extrem ausgeprägt ist.
Ich kann auf Konzerten von Grönemeyer und Carpendale genauso meinen Spaß haben wie beim Dixielandfestival, je nach dem, in was für einer Stimmung ich grade bin.
Der musikalische Unterschied betreffs der Instrumente hat nämlich nur seltenst was mit Anspruch an die Musik zu tun, sondern eher etwas mit dem Anspruch an sich selbst (des jeweiligen Künstlers). Ob ich nämlich nun nen Drumcomputer nehme oder ein echtes Schlagzeug bzw. den oder den Bass ist wohl eher eine Sache des handwerklichen Könnens und nicht der Musik an sich, es hat lediglich Auswirkungen auf diese ...
 
Ich fürchte, das mit dem Schubladendenken ist eher noch schlimmer geworden und durchaus keine rein deusche Spezialität (obwohl wir ja, glaube ich, das einzige Land sind, das noch zwischen E- und U-Musik unterscheidet.).

Ich bin keineswegs auf eine bestimmte Musikrichtung fixiert, aber so ganz ohne Gattungsmerkmale kommen wir denn doch nicht aus, fürchte ich. Und da existieren nun einmal gewisse Gruppenaffinitäten. Ausnahmen bestätigen dabei die Regel.
 
Das es gewisse "Gattungsmerkmale" gibt steht völlig außer Frage.
Ich finde es nur ziemlich einfach den Intellekt versch. Menschen an deren Musikgeschmack fest zu machen. Das ist genauso, als wenn ich jeden mit Glatze als Nazi beschimpfe und jede Kopftuchträgerin als ... (ich sprech's mal lieber nicht aus)

Übrigens soll es auch schon gelungen sein, eher banale Texte mit einem intellektuell sehr hohen Anspruch vorzutragen. Mir würde da auf Anhieb Ulla Meinecke einfallen, die auf dem Abschiedskonzert für Rio Reiser den eher simplen Song "Junimond" zu einer richtig guten Nummer gemacht hat.

Ok, in einer gewissen Weise widerspreche ich mir jetzt selbst, da der sogenannte Anspruch in diesem Fall eben nicht nur vom Text abhängig ist, aber in den meisten Fällen ist das nun mal so, zumindest heutzutage. Vielleicht könnte man sich ja darauf einigen, das die Art des Vortrages bzw. der Darbietung der Musik nicht unerheblich für den "intellektuellen Anspruch" des gesehenen bzw. gehörtem ist, aber ist halt nicht ausschlaggebend !? Die vermeintliche "Botschaft" eines jeden Liedes wird nun mal zu 99 % über den Text transportiert.
 
Selbstverständlich würde ich niemals den Musikgeschmack eines Menschen als hinreichenden Beleg zur Beurteilung seines Intellekts heranziehen, nach dem Motto: "Sag´ mir was du hörst und ich sage dir, wer du bist!"
Ich bleibe aber dabei, daß bestimmte Musikrichtungen wiederum bestimmte Gruppen mit gewissen sozialen und intellektuellen Merkmalen anziehen; das hat auch etwas mit Gruppendynamik und Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zu tun.

Du hast aber in deiner Argumentation noch einen wichtigen Aspekt hervorgebracht, den ich zugegebenermaßen sträflich vernachlässigt hatte: den der Emotionalität!
So kann Musik, zumal als Gruppenerlebnis, idealtypisch bei einem Konzert, aber auch anläßlich anderer gemeinsamer Hörerlebnisse Menschen in ihren Bann ziehen, obwohl die Rezipienten rein intellektuell, bzw. anhand ihres Musikgeschmacks damit normalerweise wenig anfangen können. Nämlich dann, wenn die Situation oder der künstlerische Vortrag dazu geeignet sind und sie sich emotional berührt fühlen.
Da hast du ein treffendes Beispiel genannt.
 
schön, das wir einen gemeinsamen Nenner gefunden haben.

Ich könnte es jetzt "übertreiben" und noch mit A capella - Musik anfangen, da gibts ja bekanntlich gar keine Instrumente, aber ich glaub, das lassen wir an der Stelle lieber, sonst würde das ganze hier vermutlich komplett ausufern :D
 
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