Tondose
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Es folgt hier ein etwas länglicher Bericht über ein Selbstbau-Mischpult, das ein Freund von mir und ich Mitte der 80er Jahre geplant und in zwei Exemplaren gebaut haben. Allein die Planungsphase dauerte über ein Jahr, das Bauen etwa nochmal so lang. Trotzdem ist der Selbstbau ein sehr empfehlenswerter Weg, um konkurrenzlos günstig zu einem maßgeschneiderten Gerät zu kommen.
„Maßgeschneidert“ heißt natürlich genauso „Kostenersparnis“, weil das, was man nicht braucht, auch nicht bezahlt werden muß. Andererseits kann auch das eine oder andere Gimmick verwirklicht werden, das es so nirgendwo zu kaufen gibt. Unser Pult wurde in langen Sitzungen genau so geplant und gebaut, wie wir es damals für richtig hielten. Von Kommentaren wie „da sind ja gar keine <beliebiges Merkmal> dran“ bitte ich also abzusehen - wer solches wünschte, dem stünde es selbstverständlich frei, sein eigenes Pult dahingehend zu konzipieren.
Dies ist keine Bauanleitung, sondern eine grobe Beschreibung des gesamten Projekts. Sie soll einen gangbaren Weg aufzeigen, zu dem Pult zu kommen, das am besten seinen Bedürfnissen entspricht.
Allgemeine Überlegungen:
Grundsätzliche Annahmen für die Auslegung des Pultes waren
- mehr als sechs Regler mit mindestens 100 mm Länge (sonst hätten wir uns auch ein serienmäßiges Pult kaufen können, damals z.B. das Prefer 525 CM),
- möglichst professionelle Optik und Haptik,
- Kosten in vertretbaren Grenzen,
- Flexibilität,
- anständiger Klang.
Da geht also vieles nicht zusammen, es mußten wohl oder übel Kompromisse gemacht werden. Ich finde aber, für die Mittel, die uns damals zur Verfügung standen, ist ein ganz ordentliches Gerät dabei herausgekommen. Einiges würde ich heute anders machen, im großen und ganzen hat mir das Teil aber immer treue Dienste geleistet, sowohl im „Studio“ (vulgo: „Zimmer“) zu Hause als auch auf diversen Parties.
Hier nochmal der Hinweis, daß man selbstverständlich alles anders, insbesondere natürlich billiger, machen kann - sei es durch andere Konzepte, Bauteile oder Konstruktionslösungen. Bei diesem Projekt stand jedoch der Wunsch nach möglichst professioneller Anmutung (jedenfalls unserer Auffassung davon) recht weit im Vordergrund, so erklären sich z.B. die teuren Leuchtdrucktasten, die natürlich durch Kippschalter ersetzt werden könnten, usw.
Die Idealvorstellung war der damalige ARD-Standarddiskplatz. Selbstverständlich wäre dieses für „echte“ Rundfunkverhältnisse eigentlich recht popelige Pult schon viel zu groß gewesen, aber man braucht ja Vorbilder. So sind zum Beispiel die zwei unabhängigen Abhörwege und die dafür über den Reglern angeordneten Leuchten daher übernommen.
ARD-Standarddiskplatz beim Saarländischen Rundfunk mit Wolfgang Hellmann (†).
(Quelle: www.wolfgang-hellmann.de)
Die Anzahl der Regler wurde großzügig angenommen. Zwei Plattenspieler, zwei Cassettengeräte, zwei CD-Spieler, Mikro, Empfänger - das sind schon acht Kanäle, und da sind ein zweites Mikro, eine „richtige“ Bandmaschine und die (projektierte, aber nie verwirklichte) Selbstbau-Jinglemaschine noch gar nicht dabei. A/B-Umschaltung oder ein Steckfeld* kamen aus Kosten- und anderen Gründen nicht in Frage. Wir entschieden uns für zehn Regler. Daß viele der hier aufgezählten Geräte nie vorhanden waren und auch nie angeschafft wurden (Bandmaschine!) darf hier nicht in Betracht gezogen werden, denn wir wollten eben nicht nach dem zweiten neuen Gerät nochmal neu zu bauen anfangen.
Die Kanalzüge sind sämtlich als unsymmetrische Stereo-Hochpegeleingänge ausgeführt; auf Balancesteller, Entzerrer usw. wurde verzichtet. Gemischt wird auf eine Stereosumme, ein Masterfader ist nicht vorgesehen. Es gibt zwei unabhängige Vor-/Abhörwege (je einer für Kopfhörer und Lautsprecher), aber (zunächst) keine Inserts oder Aux-Wege. Für Sonderfunktionen und um die Kanalzüge auch für Mikrofone und Tonabnehmer nutzbar zu machen, wurde ein Modulsystem in einem separaten Gehäuse erdacht. Ein 19"-Baugruppenträger nimmt dabei alle erforderlichen Vorverstärker auf, die mittels Cinch-Steckverbindern in den Modulationsweg eingeschleift werden. So wird eine beliebige Belegung der Kanalzüge ermöglicht.
* Heutzutage würde ich auch vor einer Selbstbau-Kreuzschiene nicht zurückschrecken. Mittels 8- oder mehrpoligen DIN-Buchsen („Diodensteckern“) ließe sich ein unsymmetrisches Stereosignal sogar mitsamt Fernstartkontakten problemlos verteilen. Letztlich waren es die leidigen 15,2 mm-Bohrungen in der Frontplatte und das Problem, dieses Ding noch irgendwo unterzubringen, welche mich von einer solchen Konstruktion Abstand nehmen ließ.
Mechanische Ausführung:
Schon die erste Randbedingung „zehn Regler“ machte Probleme. Es war klar, daß der seitliche Abstand der Regler untereinander nur 40 mm betragen konnte (nicht von ungefähr ein Maß aus der professionellen Studiotechnik - alles drunter macht beim Bedienen Probleme!). Damit mißt die Frontplatte, berücksichtigt man noch ein 80 mm breites Abhör-/Summenfeld, in der Breite 480 mm! So etwas in der Kellerwerkstatt zu bearbeiten ist nahezu unmöglich. Den Frontplattenservice der Firma Schaeffer gab es damals noch nicht, in einer Werkstatt außer Haus fertigen lassen hätte Unsummen verschlungen. Modulbauweise hätte sich angeboten, damit wären die Teilfrontplatten jeweils auf ein erträgliches Maß geschrumpft. Dem entgegen standen enorme Kosten für Messer- und Federleisten und die Busplatine.
Das Dumme an einem zehnkanaligen Gerät ist ja, daß die Kosten für einen einzelnen Kanal eben verzehnfacht werden. Mag neben einem Steckverbinder im Katalog zunächst „nur“ ein Preis von 5 Euro stehen, so braucht man ja noch den Gegenstecker, und so summiert sich das am ganzen Gerät halt schon auf 100 EUR. Plus Märchensteuer. Grrrr!
Die gefundene Lösung finde ich noch heute nahezu genial: Das Gehäuse wurde aus einzelnen handelsüblichen 19"-6 HE-Blindfrontplatten (8 TE entspr. 40,3 mm Breite, Fa. Schroff, jeweils also hinreichend klein) in einem Rahmen aus 19"-Baugruppenträgerteilen (gekürzte 6 HE-Seitenwangen und Profile in Sonderlänge, Fa. Knürr) eingebaut, aber die Bauteile fest verdrahtet. Ein schneller Austausch eines Kanalzuges ist zwar so nicht mehr möglich, war aber auch nie angestrebt (und wurde auch nie gebraucht, zur Not hätte man auf einen anderen Regler umstecken und später reparieren können).
Gesamtansicht des Pultgehäuses.
Untersicht mit Verdrahtung.
Soviel wie möglich wurde in der heimischen Kellerwerkstatt gefertigt. Dort gab es aber nur eine Handbohrmaschine mit Ständer und Tischkreissägenvorsatz, Bohrer, Senker, Gewindeschneider und ein paar Kleinigkeiten. Aushäusig wurden lediglich die Schlitze für die Regler gefräst, die Seitenwangen des Pultgehäuses gekürzt und alle Frontplatten eloxiert. Hier zeigen sich schon die Grenzen auf: Ein 15 mm-Loch in eine 3 mm starke Aluplatte zu bohren ist mit den o.a. Mitteln schon ein Abenteuer. (Von Lochstanzen kann ich nur abraten, da sich damit die ganze Frontplatte verwirft und es nahezu unmöglich ist, mehrere Löcher exakt auf einer Linie zu plazieren. Heute nähme ich für solche Löcher einen Stufenbohrer, aber der kostet...)
Die Frontplatten tragen (von ein paar Klebeschildchen mal abgesehen) keine Beschriftung, da die Einstandskosten für Siebdruck wie auch für Gravur unerschwinglich waren. (Bei Gravur lag der Preis für eine „Einstellung“, d.h. etwa die Buchstabengruppe „- 20 dB“ zwischen 3,50 und 5,00 DM, das hätte etwa 500 DM für die ganze Frontplatte ergeben!)
Heute, in Zeiten der günstigen CNC-Bearbeitung, hätte die große Frontplatte z.B. bei der Firma Schaeffer etwa 60 Euro ohne und 120 Euro mit kompletter Gravur (einschließlich Skalen an den Reglern) gekostet.
Das Modulgehäuse ist ein handelsüblicher 19“-Baugruppenträger (Hersteller: Knürr). Die Spannungsversorgung (und nur die; die Modulation wird jeweils über Cinchbuchsenpärchen auf der Vorderseite geführt) erfolgt über eine große Veroboard-Lochrasterplatine mit eingesetzten Lötstiften, in der Größe der Rückwand zurechtgesägt. Gegenstecker sind 8(?)polige Buchsenleisten aus dem Ausverkaufsangebot eines Elektronikladens.
Modulgehäuse mit Verstärker- und Steuereinschüben.
Die Module selbst bestehen aus Knürr-Teilfrontplatten (7 TE) und Platinen, die aus Kostengründen aus einer großen Platine zurechtgesägt wurden, und zwar im Maß 100 x 170 mm². Das Maß von 170 mm rührt daher, daß durch den Verzicht auf handelsübliche Stecker- und Federleisten die Rückwand mit der Busplatine zu weit weg vom Ende einer normalen Europakarte lag. Diese Entscheidung war bescheuert, denn hätten wir das Normmaß mit 160 mm langen Platinen eingehalten (indem man die Busplatine z.B. mit Distanzhülsen 10 mm nach vorne verlegt hätte), hätte man bei Nachbeschaffungen der Einschübe auf serienmäßige Europakarten zurückgreifen können, ohne große Sägeaktionen starten zu müssen. Man ist halt so von der Genialität seiner (Spar-)Ideen überzeugt, daß einem die praktischen Einschränkungen als deren Folge nicht immer in den Sinn kommen. Daher: Planen, planen und nochmals planen und immer, immer wieder drüber reden!
Das Netzgerät ist ebenfalls ein separates Gerät in einem 19“-Gehäuse. Zunächst wurde ein modifiziertes Rechnernetzteil amerikanischer Provenienz, ein tonnenschwerer Kaventsmann (3 HE), benutzt, aus einem Ausverkaufsangebot eines Elektronikladens. Diesem war aber ein starkes mechanisches Brummen nicht abzugewöhnen, auch zeigte es ein seltsames Verhalten seiner eingebauten elektronischen Sicherungen.
Es wurde durch einen Eigenbau in einem 19“-2 HE-Volleinschubgehäuse (Schroff) ersetzt. Gegen das Brummen wurden Ringkerntransformatoren (Bürklin) eingesetzt, und die dämlichen elektronischen Sicherungen fanden auch nicht mehr statt, sondern wurden zu ordinären Schmelzsicherungen (aus irgendwelchen Gründen aber nicht in Sicherungshaltern in der Frontplatte, sondern im Inneren untergebracht - das käme heute auch nicht mehr vor...).
Frontansicht des neuen Netzgerätes.
Netzgerät, geöffnet.
Hier zeigt sich, daß wir schließlich von der unbedingten Kosteneinsparung als einem der Hauptziele abgingen. Wir begriffen recht schnell das Wer-billig-kauft-kauft-zweimal-Prinzip und stellten eine vernünftige Qualität in den Vordergrund.
→
„Maßgeschneidert“ heißt natürlich genauso „Kostenersparnis“, weil das, was man nicht braucht, auch nicht bezahlt werden muß. Andererseits kann auch das eine oder andere Gimmick verwirklicht werden, das es so nirgendwo zu kaufen gibt. Unser Pult wurde in langen Sitzungen genau so geplant und gebaut, wie wir es damals für richtig hielten. Von Kommentaren wie „da sind ja gar keine <beliebiges Merkmal> dran“ bitte ich also abzusehen - wer solches wünschte, dem stünde es selbstverständlich frei, sein eigenes Pult dahingehend zu konzipieren.
Dies ist keine Bauanleitung, sondern eine grobe Beschreibung des gesamten Projekts. Sie soll einen gangbaren Weg aufzeigen, zu dem Pult zu kommen, das am besten seinen Bedürfnissen entspricht.
Allgemeine Überlegungen:
Grundsätzliche Annahmen für die Auslegung des Pultes waren
- mehr als sechs Regler mit mindestens 100 mm Länge (sonst hätten wir uns auch ein serienmäßiges Pult kaufen können, damals z.B. das Prefer 525 CM),
- möglichst professionelle Optik und Haptik,
- Kosten in vertretbaren Grenzen,
- Flexibilität,
- anständiger Klang.
Da geht also vieles nicht zusammen, es mußten wohl oder übel Kompromisse gemacht werden. Ich finde aber, für die Mittel, die uns damals zur Verfügung standen, ist ein ganz ordentliches Gerät dabei herausgekommen. Einiges würde ich heute anders machen, im großen und ganzen hat mir das Teil aber immer treue Dienste geleistet, sowohl im „Studio“ (vulgo: „Zimmer“) zu Hause als auch auf diversen Parties.
Hier nochmal der Hinweis, daß man selbstverständlich alles anders, insbesondere natürlich billiger, machen kann - sei es durch andere Konzepte, Bauteile oder Konstruktionslösungen. Bei diesem Projekt stand jedoch der Wunsch nach möglichst professioneller Anmutung (jedenfalls unserer Auffassung davon) recht weit im Vordergrund, so erklären sich z.B. die teuren Leuchtdrucktasten, die natürlich durch Kippschalter ersetzt werden könnten, usw.
Die Idealvorstellung war der damalige ARD-Standarddiskplatz. Selbstverständlich wäre dieses für „echte“ Rundfunkverhältnisse eigentlich recht popelige Pult schon viel zu groß gewesen, aber man braucht ja Vorbilder. So sind zum Beispiel die zwei unabhängigen Abhörwege und die dafür über den Reglern angeordneten Leuchten daher übernommen.
ARD-Standarddiskplatz beim Saarländischen Rundfunk mit Wolfgang Hellmann (†).
(Quelle: www.wolfgang-hellmann.de)
Die Anzahl der Regler wurde großzügig angenommen. Zwei Plattenspieler, zwei Cassettengeräte, zwei CD-Spieler, Mikro, Empfänger - das sind schon acht Kanäle, und da sind ein zweites Mikro, eine „richtige“ Bandmaschine und die (projektierte, aber nie verwirklichte) Selbstbau-Jinglemaschine noch gar nicht dabei. A/B-Umschaltung oder ein Steckfeld* kamen aus Kosten- und anderen Gründen nicht in Frage. Wir entschieden uns für zehn Regler. Daß viele der hier aufgezählten Geräte nie vorhanden waren und auch nie angeschafft wurden (Bandmaschine!) darf hier nicht in Betracht gezogen werden, denn wir wollten eben nicht nach dem zweiten neuen Gerät nochmal neu zu bauen anfangen.
Die Kanalzüge sind sämtlich als unsymmetrische Stereo-Hochpegeleingänge ausgeführt; auf Balancesteller, Entzerrer usw. wurde verzichtet. Gemischt wird auf eine Stereosumme, ein Masterfader ist nicht vorgesehen. Es gibt zwei unabhängige Vor-/Abhörwege (je einer für Kopfhörer und Lautsprecher), aber (zunächst) keine Inserts oder Aux-Wege. Für Sonderfunktionen und um die Kanalzüge auch für Mikrofone und Tonabnehmer nutzbar zu machen, wurde ein Modulsystem in einem separaten Gehäuse erdacht. Ein 19"-Baugruppenträger nimmt dabei alle erforderlichen Vorverstärker auf, die mittels Cinch-Steckverbindern in den Modulationsweg eingeschleift werden. So wird eine beliebige Belegung der Kanalzüge ermöglicht.
* Heutzutage würde ich auch vor einer Selbstbau-Kreuzschiene nicht zurückschrecken. Mittels 8- oder mehrpoligen DIN-Buchsen („Diodensteckern“) ließe sich ein unsymmetrisches Stereosignal sogar mitsamt Fernstartkontakten problemlos verteilen. Letztlich waren es die leidigen 15,2 mm-Bohrungen in der Frontplatte und das Problem, dieses Ding noch irgendwo unterzubringen, welche mich von einer solchen Konstruktion Abstand nehmen ließ.
Mechanische Ausführung:
Schon die erste Randbedingung „zehn Regler“ machte Probleme. Es war klar, daß der seitliche Abstand der Regler untereinander nur 40 mm betragen konnte (nicht von ungefähr ein Maß aus der professionellen Studiotechnik - alles drunter macht beim Bedienen Probleme!). Damit mißt die Frontplatte, berücksichtigt man noch ein 80 mm breites Abhör-/Summenfeld, in der Breite 480 mm! So etwas in der Kellerwerkstatt zu bearbeiten ist nahezu unmöglich. Den Frontplattenservice der Firma Schaeffer gab es damals noch nicht, in einer Werkstatt außer Haus fertigen lassen hätte Unsummen verschlungen. Modulbauweise hätte sich angeboten, damit wären die Teilfrontplatten jeweils auf ein erträgliches Maß geschrumpft. Dem entgegen standen enorme Kosten für Messer- und Federleisten und die Busplatine.
Das Dumme an einem zehnkanaligen Gerät ist ja, daß die Kosten für einen einzelnen Kanal eben verzehnfacht werden. Mag neben einem Steckverbinder im Katalog zunächst „nur“ ein Preis von 5 Euro stehen, so braucht man ja noch den Gegenstecker, und so summiert sich das am ganzen Gerät halt schon auf 100 EUR. Plus Märchensteuer. Grrrr!
Die gefundene Lösung finde ich noch heute nahezu genial: Das Gehäuse wurde aus einzelnen handelsüblichen 19"-6 HE-Blindfrontplatten (8 TE entspr. 40,3 mm Breite, Fa. Schroff, jeweils also hinreichend klein) in einem Rahmen aus 19"-Baugruppenträgerteilen (gekürzte 6 HE-Seitenwangen und Profile in Sonderlänge, Fa. Knürr) eingebaut, aber die Bauteile fest verdrahtet. Ein schneller Austausch eines Kanalzuges ist zwar so nicht mehr möglich, war aber auch nie angestrebt (und wurde auch nie gebraucht, zur Not hätte man auf einen anderen Regler umstecken und später reparieren können).
Gesamtansicht des Pultgehäuses.
Untersicht mit Verdrahtung.
Soviel wie möglich wurde in der heimischen Kellerwerkstatt gefertigt. Dort gab es aber nur eine Handbohrmaschine mit Ständer und Tischkreissägenvorsatz, Bohrer, Senker, Gewindeschneider und ein paar Kleinigkeiten. Aushäusig wurden lediglich die Schlitze für die Regler gefräst, die Seitenwangen des Pultgehäuses gekürzt und alle Frontplatten eloxiert. Hier zeigen sich schon die Grenzen auf: Ein 15 mm-Loch in eine 3 mm starke Aluplatte zu bohren ist mit den o.a. Mitteln schon ein Abenteuer. (Von Lochstanzen kann ich nur abraten, da sich damit die ganze Frontplatte verwirft und es nahezu unmöglich ist, mehrere Löcher exakt auf einer Linie zu plazieren. Heute nähme ich für solche Löcher einen Stufenbohrer, aber der kostet...)
Die Frontplatten tragen (von ein paar Klebeschildchen mal abgesehen) keine Beschriftung, da die Einstandskosten für Siebdruck wie auch für Gravur unerschwinglich waren. (Bei Gravur lag der Preis für eine „Einstellung“, d.h. etwa die Buchstabengruppe „- 20 dB“ zwischen 3,50 und 5,00 DM, das hätte etwa 500 DM für die ganze Frontplatte ergeben!)
Heute, in Zeiten der günstigen CNC-Bearbeitung, hätte die große Frontplatte z.B. bei der Firma Schaeffer etwa 60 Euro ohne und 120 Euro mit kompletter Gravur (einschließlich Skalen an den Reglern) gekostet.
Das Modulgehäuse ist ein handelsüblicher 19“-Baugruppenträger (Hersteller: Knürr). Die Spannungsversorgung (und nur die; die Modulation wird jeweils über Cinchbuchsenpärchen auf der Vorderseite geführt) erfolgt über eine große Veroboard-Lochrasterplatine mit eingesetzten Lötstiften, in der Größe der Rückwand zurechtgesägt. Gegenstecker sind 8(?)polige Buchsenleisten aus dem Ausverkaufsangebot eines Elektronikladens.
Modulgehäuse mit Verstärker- und Steuereinschüben.
Die Module selbst bestehen aus Knürr-Teilfrontplatten (7 TE) und Platinen, die aus Kostengründen aus einer großen Platine zurechtgesägt wurden, und zwar im Maß 100 x 170 mm². Das Maß von 170 mm rührt daher, daß durch den Verzicht auf handelsübliche Stecker- und Federleisten die Rückwand mit der Busplatine zu weit weg vom Ende einer normalen Europakarte lag. Diese Entscheidung war bescheuert, denn hätten wir das Normmaß mit 160 mm langen Platinen eingehalten (indem man die Busplatine z.B. mit Distanzhülsen 10 mm nach vorne verlegt hätte), hätte man bei Nachbeschaffungen der Einschübe auf serienmäßige Europakarten zurückgreifen können, ohne große Sägeaktionen starten zu müssen. Man ist halt so von der Genialität seiner (Spar-)Ideen überzeugt, daß einem die praktischen Einschränkungen als deren Folge nicht immer in den Sinn kommen. Daher: Planen, planen und nochmals planen und immer, immer wieder drüber reden!
Das Netzgerät ist ebenfalls ein separates Gerät in einem 19“-Gehäuse. Zunächst wurde ein modifiziertes Rechnernetzteil amerikanischer Provenienz, ein tonnenschwerer Kaventsmann (3 HE), benutzt, aus einem Ausverkaufsangebot eines Elektronikladens. Diesem war aber ein starkes mechanisches Brummen nicht abzugewöhnen, auch zeigte es ein seltsames Verhalten seiner eingebauten elektronischen Sicherungen.
Es wurde durch einen Eigenbau in einem 19“-2 HE-Volleinschubgehäuse (Schroff) ersetzt. Gegen das Brummen wurden Ringkerntransformatoren (Bürklin) eingesetzt, und die dämlichen elektronischen Sicherungen fanden auch nicht mehr statt, sondern wurden zu ordinären Schmelzsicherungen (aus irgendwelchen Gründen aber nicht in Sicherungshaltern in der Frontplatte, sondern im Inneren untergebracht - das käme heute auch nicht mehr vor...).
Frontansicht des neuen Netzgerätes.
Netzgerät, geöffnet.
Hier zeigt sich, daß wir schließlich von der unbedingten Kosteneinsparung als einem der Hauptziele abgingen. Wir begriffen recht schnell das Wer-billig-kauft-kauft-zweimal-Prinzip und stellten eine vernünftige Qualität in den Vordergrund.
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