Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

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Tondose

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Es folgt hier ein etwas länglicher Bericht über ein Selbstbau-Mischpult, das ein Freund von mir und ich Mitte der 80er Jahre geplant und in zwei Exemplaren gebaut haben. Allein die Planungsphase dauerte über ein Jahr, das Bauen etwa nochmal so lang. Trotzdem ist der Selbstbau ein sehr empfehlenswerter Weg, um konkurrenzlos günstig zu einem maßgeschneiderten Gerät zu kommen.

„Maßgeschneidert“ heißt natürlich genauso „Kostenersparnis“, weil das, was man nicht braucht, auch nicht bezahlt werden muß. Andererseits kann auch das eine oder andere Gimmick verwirklicht werden, das es so nirgendwo zu kaufen gibt. Unser Pult wurde in langen Sitzungen genau so geplant und gebaut, wie wir es damals für richtig hielten. Von Kommentaren wie „da sind ja gar keine <beliebiges Merkmal> dran“ bitte ich also abzusehen - wer solches wünschte, dem stünde es selbstverständlich frei, sein eigenes Pult dahingehend zu konzipieren.

Dies ist keine Bauanleitung, sondern eine grobe Beschreibung des gesamten Projekts. Sie soll einen gangbaren Weg aufzeigen, zu dem Pult zu kommen, das am besten seinen Bedürfnissen entspricht.


Allgemeine Überlegungen:

Grundsätzliche Annahmen für die Auslegung des Pultes waren

- mehr als sechs Regler mit mindestens 100 mm Länge (sonst hätten wir uns auch ein serienmäßiges Pult kaufen können, damals z.B. das Prefer 525 CM),

- möglichst professionelle Optik und Haptik,

- Kosten in vertretbaren Grenzen,

- Flexibilität,

- anständiger Klang.

Da geht also vieles nicht zusammen, es mußten wohl oder übel Kompromisse gemacht werden. Ich finde aber, für die Mittel, die uns damals zur Verfügung standen, ist ein ganz ordentliches Gerät dabei herausgekommen. Einiges würde ich heute anders machen, im großen und ganzen hat mir das Teil aber immer treue Dienste geleistet, sowohl im „Studio“ (vulgo: „Zimmer“) zu Hause als auch auf diversen Parties.

Hier nochmal der Hinweis, daß man selbstverständlich alles anders, insbesondere natürlich billiger, machen kann - sei es durch andere Konzepte, Bauteile oder Konstruktionslösungen. Bei diesem Projekt stand jedoch der Wunsch nach möglichst professioneller Anmutung (jedenfalls unserer Auffassung davon) recht weit im Vordergrund, so erklären sich z.B. die teuren Leuchtdrucktasten, die natürlich durch Kippschalter ersetzt werden könnten, usw.

Die Idealvorstellung war der damalige ARD-Standarddiskplatz. Selbstverständlich wäre dieses für „echte“ Rundfunkverhältnisse eigentlich recht popelige Pult schon viel zu groß gewesen, aber man braucht ja Vorbilder. So sind zum Beispiel die zwei unabhängigen Abhörwege und die dafür über den Reglern angeordneten Leuchten daher übernommen.


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ARD-Standarddiskplatz beim Saarländischen Rundfunk mit Wolfgang Hellmann (†).
(Quelle: www.wolfgang-hellmann.de)


Die Anzahl der Regler wurde großzügig angenommen. Zwei Plattenspieler, zwei Cassettengeräte, zwei CD-Spieler, Mikro, Empfänger - das sind schon acht Kanäle, und da sind ein zweites Mikro, eine „richtige“ Bandmaschine und die (projektierte, aber nie verwirklichte) Selbstbau-Jinglemaschine noch gar nicht dabei. A/B-Umschaltung oder ein Steckfeld* kamen aus Kosten- und anderen Gründen nicht in Frage. Wir entschieden uns für zehn Regler. Daß viele der hier aufgezählten Geräte nie vorhanden waren und auch nie angeschafft wurden (Bandmaschine!) darf hier nicht in Betracht gezogen werden, denn wir wollten eben nicht nach dem zweiten neuen Gerät nochmal neu zu bauen anfangen.

Die Kanalzüge sind sämtlich als unsymmetrische Stereo-Hochpegeleingänge ausgeführt; auf Balancesteller, Entzerrer usw. wurde verzichtet. Gemischt wird auf eine Stereosumme, ein Masterfader ist nicht vorgesehen. Es gibt zwei unabhängige Vor-/Abhörwege (je einer für Kopfhörer und Lautsprecher), aber (zunächst) keine Inserts oder Aux-Wege. Für Sonderfunktionen und um die Kanalzüge auch für Mikrofone und Tonabnehmer nutzbar zu machen, wurde ein Modulsystem in einem separaten Gehäuse erdacht. Ein 19"-Baugruppenträger nimmt dabei alle erforderlichen Vorverstärker auf, die mittels Cinch-Steckverbindern in den Modulationsweg eingeschleift werden. So wird eine beliebige Belegung der Kanalzüge ermöglicht.

* Heutzutage würde ich auch vor einer Selbstbau-Kreuzschiene nicht zurückschrecken. Mittels 8- oder mehrpoligen DIN-Buchsen („Diodensteckern“) ließe sich ein unsymmetrisches Stereosignal sogar mitsamt Fernstartkontakten problemlos verteilen. Letztlich waren es die leidigen 15,2 mm-Bohrungen in der Frontplatte und das Problem, dieses Ding noch irgendwo unterzubringen, welche mich von einer solchen Konstruktion Abstand nehmen ließ.


Mechanische Ausführung:

Schon die erste Randbedingung „zehn Regler“ machte Probleme. Es war klar, daß der seitliche Abstand der Regler untereinander nur 40 mm betragen konnte (nicht von ungefähr ein Maß aus der professionellen Studiotechnik - alles drunter macht beim Bedienen Probleme!). Damit mißt die Frontplatte, berücksichtigt man noch ein 80 mm breites Abhör-/Summenfeld, in der Breite 480 mm! So etwas in der Kellerwerkstatt zu bearbeiten ist nahezu unmöglich. Den Frontplattenservice der Firma Schaeffer gab es damals noch nicht, in einer Werkstatt außer Haus fertigen lassen hätte Unsummen verschlungen. Modulbauweise hätte sich angeboten, damit wären die Teilfrontplatten jeweils auf ein erträgliches Maß geschrumpft. Dem entgegen standen enorme Kosten für Messer- und Federleisten und die Busplatine.

Das Dumme an einem zehnkanaligen Gerät ist ja, daß die Kosten für einen einzelnen Kanal eben verzehnfacht werden. Mag neben einem Steckverbinder im Katalog zunächst „nur“ ein Preis von 5 Euro stehen, so braucht man ja noch den Gegenstecker, und so summiert sich das am ganzen Gerät halt schon auf 100 EUR. Plus Märchensteuer. Grrrr!

Die gefundene Lösung finde ich noch heute nahezu genial: Das Gehäuse wurde aus einzelnen handelsüblichen 19"-6 HE-Blindfrontplatten (8 TE entspr. 40,3 mm Breite, Fa. Schroff, jeweils also hinreichend klein) in einem Rahmen aus 19"-Baugruppenträgerteilen (gekürzte 6 HE-Seitenwangen und Profile in Sonderlänge, Fa. Knürr) eingebaut, aber die Bauteile fest verdrahtet. Ein schneller Austausch eines Kanalzuges ist zwar so nicht mehr möglich, war aber auch nie angestrebt (und wurde auch nie gebraucht, zur Not hätte man auf einen anderen Regler umstecken und später reparieren können).


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Gesamtansicht des Pultgehäuses.


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Untersicht mit Verdrahtung.


Soviel wie möglich wurde in der heimischen Kellerwerkstatt gefertigt. Dort gab es aber nur eine Handbohrmaschine mit Ständer und Tischkreissägenvorsatz, Bohrer, Senker, Gewindeschneider und ein paar Kleinigkeiten. Aushäusig wurden lediglich die Schlitze für die Regler gefräst, die Seitenwangen des Pultgehäuses gekürzt und alle Frontplatten eloxiert. Hier zeigen sich schon die Grenzen auf: Ein 15 mm-Loch in eine 3 mm starke Aluplatte zu bohren ist mit den o.a. Mitteln schon ein Abenteuer. (Von Lochstanzen kann ich nur abraten, da sich damit die ganze Frontplatte verwirft und es nahezu unmöglich ist, mehrere Löcher exakt auf einer Linie zu plazieren. Heute nähme ich für solche Löcher einen Stufenbohrer, aber der kostet...)

Die Frontplatten tragen (von ein paar Klebeschildchen mal abgesehen) keine Beschriftung, da die Einstandskosten für Siebdruck wie auch für Gravur unerschwinglich waren. (Bei Gravur lag der Preis für eine „Einstellung“, d.h. etwa die Buchstabengruppe „- 20 dB“ zwischen 3,50 und 5,00 DM, das hätte etwa 500 DM für die ganze Frontplatte ergeben!)

Heute, in Zeiten der günstigen CNC-Bearbeitung, hätte die große Frontplatte z.B. bei der Firma Schaeffer etwa 60 Euro ohne und 120 Euro mit kompletter Gravur (einschließlich Skalen an den Reglern) gekostet.

Das Modulgehäuse ist ein handelsüblicher 19“-Baugruppenträger (Hersteller: Knürr). Die Spannungsversorgung (und nur die; die Modulation wird jeweils über Cinchbuchsenpärchen auf der Vorderseite geführt) erfolgt über eine große Veroboard-Lochrasterplatine mit eingesetzten Lötstiften, in der Größe der Rückwand zurechtgesägt. Gegenstecker sind 8(?)polige Buchsenleisten aus dem Ausverkaufsangebot eines Elektronikladens.


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Modulgehäuse mit Verstärker- und Steuereinschüben.


Die Module selbst bestehen aus Knürr-Teilfrontplatten (7 TE) und Platinen, die aus Kostengründen aus einer großen Platine zurechtgesägt wurden, und zwar im Maß 100 x 170 mm². Das Maß von 170 mm rührt daher, daß durch den Verzicht auf handelsübliche Stecker- und Federleisten die Rückwand mit der Busplatine zu weit weg vom Ende einer normalen Europakarte lag. Diese Entscheidung war bescheuert, denn hätten wir das Normmaß mit 160 mm langen Platinen eingehalten (indem man die Busplatine z.B. mit Distanzhülsen 10 mm nach vorne verlegt hätte), hätte man bei Nachbeschaffungen der Einschübe auf serienmäßige Europakarten zurückgreifen können, ohne große Sägeaktionen starten zu müssen. Man ist halt so von der Genialität seiner (Spar-)Ideen überzeugt, daß einem die praktischen Einschränkungen als deren Folge nicht immer in den Sinn kommen. Daher: Planen, planen und nochmals planen und immer, immer wieder drüber reden!

Das Netzgerät ist ebenfalls ein separates Gerät in einem 19“-Gehäuse. Zunächst wurde ein modifiziertes Rechnernetzteil amerikanischer Provenienz, ein tonnenschwerer Kaventsmann (3 HE), benutzt, aus einem Ausverkaufsangebot eines Elektronikladens. Diesem war aber ein starkes mechanisches Brummen nicht abzugewöhnen, auch zeigte es ein seltsames Verhalten seiner eingebauten elektronischen Sicherungen.

Es wurde durch einen Eigenbau in einem 19“-2 HE-Volleinschubgehäuse (Schroff) ersetzt. Gegen das Brummen wurden Ringkerntransformatoren (Bürklin) eingesetzt, und die dämlichen elektronischen Sicherungen fanden auch nicht mehr statt, sondern wurden zu ordinären Schmelzsicherungen (aus irgendwelchen Gründen aber nicht in Sicherungshaltern in der Frontplatte, sondern im Inneren untergebracht - das käme heute auch nicht mehr vor...).


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Frontansicht des neuen Netzgerätes.


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Netzgerät, geöffnet.


Hier zeigt sich, daß wir schließlich von der unbedingten Kosteneinsparung als einem der Hauptziele abgingen. Wir begriffen recht schnell das Wer-billig-kauft-kauft-zweimal-Prinzip und stellten eine vernünftige Qualität in den Vordergrund.


 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

Elektrische Ausführung:

Die Modulationsführung ist zunächst rein passiv. Der Eingang geht direkt auf das obere Ende eines 100k pos. log.-Tandem-Schiebewiderstandes (Hersteller: Preh). Dessen unteres Ende liegt auf Masse, am Schleifer wird die Modulation abgenommen und auf einem Null-Ohm-Knotenpunktverstärker (Radio RIM seligen Angedenkens) summiert und auf vier parallel geschaltete Aufnahmeausgänge verteilt. Dieser ist auf eine Verstärkung von einigen dB abgeglichen, damit der Nullpunkt etwa zwischen den oberen beiden Vierteln des Reglerweges zu liegen kommt. Der RIM-Verstärker wurde später durch einen Summenverstärker mit nachgeschaltetem Ausgangsverstärker (Selbstbau nach „elrad“) ersetzt, da ersterer etwas schwach auf der Brust war. Zwei der vier Aufnahmeausgänge habe ich später in einen Send-/Returnweg in der Aufnahmesumme umgewidmet, als ich mir einen Kompressor zulegte.

Die Modulation fürs Vorhören wird direkt von den Eingangsbuchsen über zwei dreistöckige, elfpolige (Eingänge 1 bis 10, Summe) Stufenschalter an den entsprechenden Abhörausgang weitergegeben. Die dritte Ebene des Drehschalters ist für die Rückmeldung über Meldeleuchten. Hier hatten wiederum Kostengründe den Ausschlag gegen sich gegenseitig auslösendende Tastenreihen mit Relais gegeben.

Die Schaltung des Entzerrervorverstärkers war zunächst die des Typs TVV 47 der Firma Dual. Diese befriedigte überhaupt nicht (Rauschen!) und wurde recht bald durch ein Bausatzmodul von Radio RIM ersetzt. Der Mikrofonvorverstärker ist ebenfalls ein Bausatz von Radio RIM. Der Kopfhörerverstärker besteht im wesentlichen aus zwei integrierten 3 Watt(?)-Verstärkern.


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Mikrofonvorverstärkerkarte mit Radio-RIM-Modul. Das Flachbandkabel führt zum Empfindlichkeitswahlschalter in der Frontplatte.



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Entzerrervorverstärkerkarte mit Radio-RIM-Modul. Hätte man auch völlig frei verdrahten können. Ja ja, der Perfektionismus...


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Kopfhörerverstärkerkarte.


Dazu gab’s als Schmankerl noch eine Stummschaltung zur Unterdrückung der Modulation während der Hochlaufzeit der 1210er, verwirklicht mittels Reedrelais und NE 555. Dieselbe Platine (eine Eigenentwicklung, sieh an!), ohne Timer-IC, aber mit ein paar mehr Drahtbrücken, dient zur Lautsprecher-Stummschaltung und Rotlichtsignalisierung.


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Stummschaltungskarte für Entzerrervorverstärker.


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Stummschaltungskarte für Abhörlautsprecher. Hier ist deutlich die doppelte Nutzung der Platine zu erkennen.


Fast alle Platinen wurden selbst gezeichnet, geätzt und gebohrt. Im Vor-Eagle-Zeitalter eine Fleißarbeit mit Tusche und Anreibelötaugen sowie langen Abenden im Keller vor schwappenden Chemikalien. Ätzgerät? Teuer...

Da unser Pult schließlich nur für den Privatgebrauch gedacht war, hatten wir uns die Freiheit genommen, die passenden Schaltungen gnadenlos von kommerziellen Geräten und Bausätzen abzukupfern. (Höhepunkt war dabei wohl der Nachbau der Aussteuerungsanzeige aus einer Revox B 710.) Das würde ich heute auch anders machen (und es wurde bei diesem Projekt beim Mikrofon- und TA-Verstärker bereits anders gemacht): sobald ein Modul als Komplettbausatz erhältlich ist - kaufen, zumindest die Platine! So viel teurer als die Zeit, die fürs Zeichnen, Ätzen, Bohren usw. draufgeht, ist das gar nicht.


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Ein Selbstbau-Spitzenspannungs- und -Korrelationsgradmesser.


Die Spannungsversorgung erfolgte zunächst mit vier Spannungen. (Das müssen so viele sein, da die einzelnen Baugruppen verschiedenster Herkunft sind). Zunächst waren es +27 V (Entzerrervorverstärker und Anzeigelämpchen - weil Birnchen dieses Typs gerade da waren), +15 V (Knotenpunkt-, Mikrofonvorverstärker, Reedrelais), +5 V (weiß ich gerade nicht mehr wofür) und -15 V (Knotenpunkt-, Mikrofonverstärker). So funktioniert das aber nicht!

Es ist bei jedem Pult unumgänglich, die Spannungen (und Massen!) für die Modulation einerseits und die ganze Signalisationsschalterei andererseits strengstens getrennt zu halten! Sonst knackt es im Lautsprecher (und nicht nur da) bei jeder Umschaltung, bei jedem Rotlicht.

Daher wurde im neuen Netzgerät eine weitere +15 V-Spannung für die Relais und (neu zu kaufenden...) Lämpchen vorgesehen. Seither ist Ruhe. Außerdem wurden die etwas schrägen +27 V durch +24 V ersetzt, weil gleichzeitig der Ausgangsverstärker und der neue Entzerrervorverstärker in Betrieb gingen.


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Freitragendes Rotlicht.


An die Regler wurde ein Springkontakt-Umschalter für Signalisation und Fernstart angeflanscht. Funktioniert perfekt.

Die Regler selbst sind Scheiße. Zwar schön lang, gehen sie doch recht rauh und schwergängig und neigen nach einiger Zeit zum (elektrischen) Kratzen. Die Preh-Potentiometer waren aber weit und breit die einzigen, die in der gewünschten Ausführung bezahlbar aufzutreiben waren. Sicher wären ALPS- oder gar P&G-Regler die bessere Wahl gewesen, aber die Mehrkosten (wie gesagt, zehn Regler!!) waren astronomisch, zumal auch diese nicht gegen Verschleiß gefeit sind.

Heute bin ich der Meinung, daß eine günstige ALPS-Type (etwa 1 x 10k lin.) in Verbindung mit einem VCA die bessere Lösung darstellt. Das ist zwar immer noch ganz schön teuer, durchgerechnet habe ich das aber nicht. Alleine der haptische Gewinn in Verbindung mit der Sicherheit gegen Kratzen müßte es aber wert sein - wer einmal einen vernünftig laufenden Regler angefaßt hat, will eh nichts mehr anderes.


Soweit grob umrissen mein/unser Selbstbauprojekt. Es wurden zwar einige Kompromisse eingegangen, unter dem Strich aber wäre ein gekauftes Pult dieser Größenordnung (so es das überhaupt gegeben hätte) damals unbezahlbar für mich gewesen. Der Vorteil, das Pult perfekt an dessen Aufgabe anpassen zu können, ist aber ein unschlagbares Kriterium für den Selbstbau. Außerdem, wie bei jedem selbst gebauten Gerät, macht zunächst die lange währende Vorfreude wie auch das spätere Arbeiten mit dem Selbstgeschaffenem doppelt Spaß. Möge also jeder selber entscheiden, ob das der richtige Weg für ihn sei - selbst der weniger geschickte Bastler kann sich ja mit Leuten zusammentun, die eine etwas höhere Affinität zum Lötkolben besitzen.


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Blitzlichtstimmung über dem Anschlußfeld.


Liebe Grüße

TSD
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

*staun*

Vielen Dank, liebe Tondose, für diesen tollen Beitrag!!!
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

Tondose schrieb:
Heute bin ich der Meinung, daß eine günstige ALPS-Type (etwa 1 x 10k lin.) in Verbindung mit einem VCA die bessere Lösung darstellt. Das ist zwar immer noch ganz schön teuer, durchgerechnet habe ich das aber nicht. Alleine der haptische Gewinn in Verbindung mit der Sicherheit gegen Kratzen müßte es aber wert sein - wer einmal einen vernünftig laufenden Regler angefaßt hat, will eh nichts mehr anderes.
Liebe Grüße

TSD

SUUUPER Beitrag! Und sauber gearbeitet !!

Eine relativ günstige VCA Lösung als Bausatz gibt es übrigend hier als ChipVol1 : http://electronics.dantimax.dk/Kits/Selectors_-_attenuators/index.html

Gruss
Gerhard
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

@Tondose: Ja, dieser Beitrag ist wahrlich ein Schmankerl, vielen Dank für die Bilder und Deinen Erfahrungsbericht. Ich selber habe vor einiger Zeit den Selbstbau eines Mischpults angedacht und mir auch schon etliche Gedanken darüber gemacht. Bei mir war aber teils die teure und aufwendige nötige mechanische Arbeit für das Gehäuse, teils Zeitmangel der Grund dafür, dass ich meine Mischpultpläne wieder verwarf. Aber die Lösung mit den Leerblenden als Kanalzugfrontplatten gefällt mir sehr gut. Die Idee, Bedien- und Audioteil zu trennen, hatte auch ich schon - das Pult direkt wird dadurch handlicher und beim Audioteil im Rack hat man immer Zugriff auf die Steckbuchsen. Ich könnte mir vorstellen, dass man z.B. im Pult die Faderstellungen mittels A/D-Wandler in VCA-Manier abfragt und via I²C-Bus rausschickt, detto könnte man bei den Schalterstellungen von Channel ON/OFF verfahren, die Lämpchen werden dann über einen I²C-Decoder im Pult angesteuert. Für den Faderstart könnte man die Steuerspannungen der Fader ausnutzen, da spart man sich die Mikroschalter an den Schiebepotis.
Dies klingt vielleicht für manche vielleicht noch etwas vage, aber, das soll einfach mal mein erstes Brainstorming zu diesem Thema sein :D
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

@radiodragon:

Ja, mal davon abgesehen, daß ich mit dieser Schaltungstechnik nicht so vertraut bin, daß ich einen Selbstbau wagen würde, würde man das heutzutage wahrscheinlich so machen. Die ganze Kiste ist ja immerhin über 20 Jahre alt, und zu der Zeit war an "digital" in der Audiotechnik im Selbstbau kaum zu denken.

Lade Dir mal den Frontplatten-Designer von Schaeffer (ich habe mit der Firma nichts zu tun, finde ihr Konzept aber genial) herunter und entwirf eine Teilfrontplatte. Du wirst über überrascht sein, zumal die Preise bei Mengenabnahme noch ein wenig nachgeben.


@ all:

Ich bin natürlich gerne für Fragen und/oder Kritik offen. :cool:


Gruß TSD
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

Tondose schrieb:
Lade Dir mal den Frontplatten-Designer von Schaeffer herunter und entwirf eine Teilfrontplatte.

Überrascht war ich vor allem über die Preise, wobei ich zugeben muss keine Vergleiche durchgeführt zu haben. Gestanzt und gebohrt ist eine feine Sache und hat sicherlich berechtigterweise auch ihren Preis. Doch gerade der muss im Selbstbau meistens sehr niedrig sein. Was ist eigentlich von fotobeschichteten Aluminiumplatten, speziell Bungard Alucorex, zu halten?

Bei allen Bastelprojekten stand ich übrigens immer auf Kriegsfuß mit den Gehäusen. Die alten Rundfunknormkassetten (190 x 40 und 95 x 40 mm) scheinen für Normalsterbliche nirgendwo zu beziehen sein, aber wohl auch extrem kostspielig sein, oder?

@Tondose
Klasse Beitrag, eine echte Rarität hier im Forum! Danke! Radio RIM vermisse ich übrigens schmerzhaft. By the way, hätte Interesse an Platinen oder ein Layout (bevorzugt Eagle) vom PMG 120.
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

@Micha:
Die Kassetten gibt's hin und wieder mal bei eBay. Meistens mit irgendwelchen Verstärkern drin.
Ansonsten tun's vielleicht auch Frontblenden für 3 HE-Baugruppenträger. Die sind meist aus Alu und lassen sich mit Bohrmaschine und Stichsäge auch recht gut selber bearbeiten, wie ich gerade letzte Woche wieder festgestellt habe.
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

Das Problem an den IRT-Kassetten ist die irre Frontplattendicke, daher lassen sich nicht so einfach durch normale Alufrontplatten ersetzen. Schaeffer (schon wieder... :rolleyes: ) liefert bis 4 mm Dicke (reicht das?), die könnte man z.B. 2 mm tief hinterfräsen.

Gruß TSD
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

Die Teile, die ich vor zwei Wochen bei Conrad bestellt habe (und selber abholen durfte, grrr), waren etwa auch so dick (3-4 mm). Reingefräst habe ich zwar nichts, aber reingebohrt. Für Schalter, Knöppe und Lämpchen reichts, und selbst ganze Pegelanzeigen und andere Nettigkeiten gingen m. o. w. mühelos rein. Ist halt die Frage, wie wichtig einem die Optik ist. Wenn's perfekt aussehen soll, sind sicherlich höhere Investitionen gefordert. Wenn's nur für einen selbst ist und man dem Gerät ansehen darf, daß es Marke Eigenbau ist, spielt die Optik meiner Meinung nach eine untergeordnete Rolle.
 
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@Tondose:
Herzlichen Dank für diesen wertvollen Beitrag! Es lebe die gute, alte Analogtechnik!

Gruß,
McRadioMat
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

Nachtrag:

Zu den Versorgungsspannungen, der Vollständigkeit halber: Keines der beiden Netzgeräte liefert +5 V. Wo die gebraucht werden (z.B. im Aussteuerungsmesser), werden sie durch einen integrierten Spannungsregler "vor Ort" erzeugt.

Eine +15 V-Extraspannung für Schaltereien war zwar schon im ersten Gerät vorgesehen (ganz so dumm waren wir denn doch nicht gewesen); lediglich die +27 V machten Ärger, indem sie nämlich doppelt genutzt wurden - für den Summierverstärker und die Vorhör-Anzeigelämpchen.

So langsam kommt die Erinnerung wieder. Doch erstaunlich, wie schnell man solche Sachen vergißt. Deshalb hier noch der Tip: Wer ein ähnlich komplexes Gerät vorhat zu bauen, der dokumentiere jeden Schritt, jeden Schaltplan und jedes Layout. Auch bei unserem Gerät ist die Dokumentation zum Schluß nicht ganz vollständig. Man wird mit der Zeit lässig, aber irgendwann rächt sich das...


Gruß TSD
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

Klasse, das Teil!
Heute würde man sicher eher ein Computermainboard im Gehäuse versenken und die Regler als Einfachzug nur noch zum Triggern der Software nutzen ...
- Schluchz -
aber für Analogfreaks gibts inzwischen vor allem im Bereich der VCA-Alternativen eine kostengünstige Möglichkeit. Nagelt mich jetzt nicht auf die Bauteilenummer fest, aber es gibt sogenannte 'digitale' Potis, die praktisch eine 100er Kaskade auf einem Chip sind und mit elektrischen Pulsen jeweils einen Widerstandsschritt nach oben oder unten schalten. Das ganze nicht an einen Poti, sondern an einen reinen Impulsgeber wie in einer Computermaus angeschlossen (ein bisschen Bastelei), knackt im Leben nicht. Dazu als Kanalwahlschalter elektronische Schalter in CMos-Bauweise ... das ganze kostet viel Gehirnschmalz, aber nur wenig geld, was die Bauteile angeht.
Auf dieser Basis kann man eine komplette Kreuzschiene in kleinsten Gehäusen unterbringen.
Ich hab sowas mal vor Jahren schon mit nem Kollegen gebaut - das Teil müßte heute noch im Einsatz sein ... das beste am Schaltplan: der AKKA-Ausgang :)
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

kk schrieb:
für Analogfreaks gibts inzwischen vor allem im Bereich der VCA-Alternativen eine kostengünstige Möglichkeit. Nagelt mich jetzt nicht auf die Bauteilenummer fest, aber es gibt sogenannte 'digitale' Potis

Diese ICs (Digitale Potentiometer) dürften als VCA ganzlich ungeeignet sein. Weshalb nicht gleich zu professionellen ICs greifen? That 2180 bietet sich vor allem für Selbstbauprojekte an. Die ICs sind zwar nicht beim Elektronikshop an der Ecke verfügbar, aber ich werde in den nächsten Tagen eh eine größere Bestellung von That ICs aufgeben. Wer Interesse an (Sammelbestellung), der sende schnell eine PM mit Abnahmemenge und genauer Produktbezeichnung (z.B. THAT2180AL08-U) - Preis folgt dann innerhalb von 24 Stunden.
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

Sind das Chips mit EEProm zur Speicherung des Wertes?
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

Ach, herrlich! Habe mich jetzt durch den ganzen Thread gefressen und bedauere zutiefst das derzeitige Fehlen von genug Zeit und geeigneter privater Räumlichkeiten, mein Selbstbauprojekt endlich mal in die Tat umzusetzen. Seit mindestens 3 Jahren geistert bei einem Hamburger Radiofreund und mir ein maßgeschneidertes (Analog)pult durch den Kopf. Ab und an raffen wir uns auf, diskutieren über Blockschaltbilder und Routing-Anforderungen, zögern aber, abgeschreckt durch den Aufwand, doch immer wieder, endlich wirklich anzufangen. Dabei sollten ein diplomierter Elektrotechniker und ein promovierter Physiker eigentlich weniger Probleme mit sowas haben, könnte man meinen - doch weit gefehlt.
Bei ihm wirds langsam kritisch - sein altes, rein passives Eigenbau-Pult, über das er auch seine beiden Telefonleitungen laufen läßt (übrigens ein Riesenspaß, mit Kopfhörer "freihändig" zu telefonieren und z.B. nebenbei was im Netz rauszusuchen oder den grottenpeinlichen Anrufbeantworter eines Kumpels mitzuschneiden) zerfällt so langsam und hält mit seinen Möglichkeiten nicht mehr mit dem zu verwaltenden Gerätepark mit.

Auch von mir also noch ein paar Anmerkungen - hier freilich rein theoretischer Natur, da mein Pult bislang nicht existiert. Und Fragen - es soll ja endlich mal vorwärtsgehen.


Digitalpulte selbst zu bauen, dürfte auch heute noch vom Aufwand her nicht zu machen sein. Man benötigt dazu neben einem großen Erfahrungsschatz in Digitaltechnik und Mikrocontrollerprogrammierung auch für einfachere Projekte (wenig Eingänge, minimales Routing, keine Klangregelung etc.) erstmal das "volle Programm": getaktete Schaltungen, A/D-Wandler für die analogen Eingänge, Abtastratenwandler (!) für alle digitalen Eingänge, präzise, zwingend softwaregenerierte Platinen, SMD- oder gar BGA-Lötung, ...
Denkbar wären für mich eher noch reine Bedienkonsolen, die mit einer (selbstgeschriebenen) PC-Software zusammenarbeiten. Die Audiotechnik käme dann auf einer oder mehreren handelsüblichen Karten unter - selbst Digitaleingänge mit Abtastratenwandlern sind als PCI-Karte erhältlich (Marian). Auch da ist der Aufwand aber nicht unerheblich und zumindest aus meiner Sicht ist das Projekt längst nicht so anschaulich und verständlich wie ein analoges. Das Pult von TSD erschließt sich anhand obiger Beschreibung und Fotos fast vollständig. Ein digitales würde das wohl nie tun.


Kostensenkung durch Weglassen all dessen, was man nicht benötigt (und auch nach gründlichen Diskussionen und mit Weitblick immer noch für verzichtbar hält), ist auch heute noch ein exzellenter Weg - nicht nur beim Mischpultbau, sondern z.B. auch bei der PC-Konfiguration. Nebeneffekt: die Qualität des Produktes verbessert sich - Klangregler, die nicht existieren, können z.B. auch nicht rauschen. Und Klangregler werden z.B. wohl kaum im Liveeinsatz benötigt werden. Da die meisten Programme heute sowieso aus dem Rechner gefahren werden, kann kritisches Material auch vorher einmalig bearbeitet werden.


Mikrofonkanäle wird wohl nur das Pult meines Radiofreundes bekommen - wenn überhaupt. Sobald es um phantomgespeiste, mit Filteroptionen, Verstärkungsregelung und Inserts ausgestattete symmetrische Eingänge geht, bietet sich aus meiner Sicht heute an, dafür einen Hochpegeleingang vorzusehen und einen handelsüblichen 19"-1HE-Preamp und bei Bedarf eine ebenfalls handelsübliche Dynamikbearbeitung ins Rack zu schrauben. Ich habe hier seit Jahren einen röhrenlosen Behringer MIC 2000 (ja, schlagt mich) - selbst diese Qualität dürfte bei Selbstbau ohne entsprechende Erfahrungen (da geht es plötzlich um Auswahl vom Rauschverhalten her geeigneter Halbleiter, um Platinenlayout usw.) kaum im ersten bis dritten Entwurf zu bekommen sein. Und wer will, kann später problemlos den Mindprint nachrüsten. ;)


Nehmt gute Fader! TSD hat Recht: kratzende, schrabbelige oder erst schwergängige, dann plötzlich nachgebende Fader sind grausam und nahezu unbedienbar. "Satt" und dennoch leicht müssen sie laufen. Hatte letztens schöne alte Danner-Regler (eigentlich sind das im deutschen ja keine "Regler", sondern "Steller", sie tuns ja nicht automatisch) unter den Fingern und hätte die am liebsten ausgebaut (kinderleicht, da Modulbauweise) und mitgenommen. Sowas will man nicht mehr hergeben.


Thema Leutdrucktasten: mein Elektroniklieferant um die Ecke, der auch z.B. Jünger Audio beliefert, hat etliche auch vom Aussehen her pultgeeignete Tasten zum "Befummeln" im Büro. Leider haben sie alle akustische Rückmeldung: satt klackender Druckpunkt. Kennt jemand zufällig "geräuschfreie" Tasten, gerne nur 1 Schließer, beleuchtbar und mit einlegbarer Beschriftungsfolie unter der Tastenkappe? Größe so in etwa wie die, die in den DHD-Pulten als Starttasten drin sind. Und gerne mit geringer Einbautiefe. Würde mir die Recherche ersparen. :)


Ein mögliches Problem im "Heimbetrieb": man will nicht immer das Pult angeschaltet lassen, um z.B. in Abwesenheit etwas vom an das Pult angeschlossenen Tuner oder Sat-Receiver auf den ebenfalls angeschlossenen DAT oder PC mitzuschneiden. Da böte sich an, einen rein passiven (z.B. Mehrebenen-Stufenschalter) Aufnahmeweg quasi an der gesamten Pult-Elektronik vorbei vorzusehen. Außerdem entfielen so die auch beim besten Pult unvermeidlichen Parameterbeeinflussungen (Rauschen, ...) im Aufnahmeweg. Die andere Variante wäre, eine zweite Anlage zusätzlich für "pultfreies" Arbeiten zu betreiben - finanziell und vom Platz her kaum möglich und außerdem hochgradig unsinnig. Genau das läßt mich z.B. derzeit noch davor zurückschrecken, meinen vorhandenen Gerätepark (UKW-Tuner, Sat, CD, 1210er, mehrere DAT, MD, Kassette, PC) perspektivisch über ein Pult zu betreiben. Oder hat jemand hier eine geniale Idee?


@ TSD
Die Idee mit den Blindfrontplatten für die Kanalstreifen ist wunderbar! Ich plane dennoch was anderes, nämlich 4er Fadermodule. Den Schaeffer-Designer werde ich mir mal anschauen. Danke für den Tip!


Beschriftung durch Gravur eloxierter Platten ist nicht nur teuer, sondern auch bei den Graveuren nicht gern gesehen: die Eloxalschicht ist aufgrund ihrer Härte nicht gerade freundlich zu den Fräswerkzeugen. Mein Vater hat dennoch in den 80ern die Beschriftung für die Eigenbau-Stereoanlage so machen lassen. Schwarz eloxiertes Alu ist was herrlich abgriff-stabiles. Da kommt kein Lack und keine Folie mit, vermute ich.


Thema Netzteil: sind "klassische" Netzteile mit dickem 50-Hz-Trafo, Graetz-Brücken, dicken Siebelkos und Längsreglern noch state-of-the-art in einem Audioprojekt? Schließlich wird die wegzuregelnde Überspannung gnadenlos in die Kühlkörper verheizt. Gibt es inzwischen Schaltnetzteil-Module von der Stange, die audiotechnisch akzeptabel sind (Einstreuung, Regelverhalten, ...) oder ist von solchen Experimenten abzuraten? Masseeinsparung und Kühlbedarf-Reduzierung sind schon verlockend...


@ TSD
"Null-Ohm-Knotenpunktverstärker"
Ist das ein rückwirkungsfreies Konzept, bei dem sich die einzelnen Kanalzüge nicht in Abhängigkeit ihrer Faderstellung gegenseitig bedämpfen? Also sowas, wie man es heute am virtuellen Nullpunkt eines invertierend arbeitenden OpAmps machen würde?

Und Stichpunkt "Null Ohm": kann man als Designrichtlinie von aktiven Analogschaltungen dieses Ausmaßes generell "so niederohmig wie möglich, wegen der Übersprechdämpfung" gelten lassen oder spricht da etwas dagegen?


@ TSD
Wie ist die Frontplatte der Eigenbau-Pegelanzeige realisiert? Die ist ja durchleuchtend, oder? Und: wie funktioniert die Anzeige? Sind das einzelne Komparatoren (LM3xx) für jede LED nach einem Spitzenwertgleichrichter oder steckt da ein intelligenteres Konzept dahinter?


Gibt es empfehlenswerte kommerzielle Pegelanzeigen, die preislich deutlich unter einer RTW liegen? Thomann hat was im Angebot - ist die brauchbar? Ich vermute: ja.


@ TSD
Die Schaltung des Korrelationsgradmessers würde mich interessieren.


@ radiodragon
Für den Faderstart könnte man die Steuerspannungen der Fader ausnutzen, da spart man sich die Mikroschalter an den Schiebepotis.

Klasse Idee! Werde ich im Hinterkopf behalten!


@ kk
Dazu als Kanalwahlschalter elektronische Schalter in CMos-Bauweise

Gibt es da inzwischen welche, die man wirklich guten Gewissens für Audio-Schaltaufgaben nehmen kann? Ich habe hier noch ein Problem mit dem Hinztriller-Generator eines Freundes: das Ding (Rudolph / Blaupunkt) hat den Generator dauernd laufen und schaltet den Hinz mit nem 14016er CMOS-Analogschalter durch. Der hat nur 60 dB Off-Dämpfung - und das hört man sehr wohl - der Hinz ist nie ganz still, wenn ers sein soll. Ich überlege derzeit, einen zweiten der 4 Analogschalter dieses ICs in Reihe zum ersten zu schalten, um die Dämpfung zu erhöhen. Also - gibt es Analogsignalschalter, die von Haus aus mindestens 100 dB Off-Dämpfung und ebensowenig internes Übersprechen haben? Und am besten welche, die symmetrisch betrieben werden können, denn ständiges DC-Anheben von Baugruppen mag ich schon wegen der Koppelkondensatoren nicht machen wollen...

Was ist ein AKKA-Ausgang?


@ MichaNRW
Die That-VCAs sind auch bei mir im Visier. Mein ebenfalls interessierter Radiofreund hat sich wohl paar Muster kommen lassen. Bin gespannt...

Ich plane derzeit, Audio komplett aus dem eigentlichen Pult zu verbannen und dort nur Kontrollspannungen und -signale laufen zu lassen. Audio wäre dann nur auf per Bus verbundenen 4er-Eingangskarten in einem 19"-Gehäuse.


Grüße,
Christian
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

@Micha: als VCA-Ersatz sind sie (mangels A) gänzlich ungeeignet, aber als VCA-Alternative durchaus brauchbar - da absolut rauscharm, mit EEProm-Speicherung des Digitalwerts usw.
Wie beschrieben, das ist bereits so im Einsatz und funktioniert nachgewiesenermaßen sehr ordentlich ...
Die Teile gibts in verschiedenen Ausführungen und Qualitätsstufen - und kosten per Stück nicht mehr als einen Euro 50 -
was kostet übrigens der THAT2180 zur Zeit?
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

@Radiowaves:
1. Ich muß mal schauen, was wir damals genommen haben, die Schalter hatten auf alle Fälle ne Dämpfung von min. 110 dB (das hatten wir damals vorher geprüft).
2.:):):):)
Der 'AKKA'-Ausgang war die Krönung einer mikroprozessorgesteuerten, kaskadierbaren, sowohl von Hand wie auch per Computer bedienbaren eierlegenden Wollmilchsau-Kreuzschiene mit Überblendfunktionen - und vor allem hauptsächlich zur Belustigung unseres damaligen Technikchefs gedacht; es bedeutete nichts anderes als 'Allgemeine-Kaffee-Koch-Ansteuerung' - ein Steuerkontakt, um die Kaffemaschine vor Dienstbeginn rechtzeitig auf Touren zu bringen ...
:) irgendwomit mußten wir doch den Mikroprozessor beschäftigen ...:)

Tja - wurde LEIDER aus dem Schaltplan gestrichen ...
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

@TSD:
Hast Du den Korrel auch selbst gebaut? Köttest Du evtl. einen Schaltplan und eine Stückliste uppen? Der würde mich zwecks Nachbau sehr interessieren (sollte sich finanziell allerdings lohnen).
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

Eine Menge Fragen, also der Reihe nach (möglichst):


- Leuchtdrucktasten
Ich lasse nichts über die Reihe 31 von eao (vormals Lumitas; alternativ die ausgelaufene Reihe 01) gehen. Allerdings, aus haptischen Gründen, bevorzuge ich wenn immer möglich doch solche mit Sprungschaltelement. So richtig verbietet sich das ja nur für die Räuspertaste und den Hinztriller. Aber dafür gibt's die auch mit dem geräuschlosen Low-Level-Schaltelement. Einbautiefe: 36 mm ab Vorderseite Frontplatte.


- passive Aufnahme
Würde die von Dir beschriebene Timeranwendung dringend benötigt, sähe ich tatsächlich eine (manuell steckbare) Kreuzschiene vor. Alternativ: Würde nur ein einziges Gerät benötigt (z.B. immer der Empfänger auf den Soundkarteneingang), dann würde ich mittels Reedrelais einen Bypass basteln, der mittels Steuerspannung (praktisch das "Ein"-Lämpchen am Pult) beim Abschalten des Pultes automatisch das Gerät direkt an den gewünschten Eingang schaltet. (Habe ich das verständlich ausgedrückt...?)


- Null-Ohm-Verstärker
Ja genau so. Die einzelnen Quellen werden durch Widerstände entkoppelt und am sehr niederohmigen Eingang addiert.

Über die generelle Auslegung der Schaltungen können andere besser Auskunft geben, ich bin da nicht (mehr) so drin. Als Vollzeitpragmatiker habe ich mir darüber auch keine Gedanken gemacht und passende Schaltungen von überall her zur Anwendung gebracht.


- Pegelmesser
Neinnein, da ist nix intelligentes drin, im Prinzip ist das die Widerstandsreihe mit den Komparatoren. Wie gesagt, die Schaltung ist eins zu eins aus der Revox B710 übernommen, irgendwie sind wir an die entsprechenden Seiten aus dem Servicehandbuch gekommen und dann ging's los. Gar nicht so einfach, z.B. mußte aus Platzgründen die Platine geteilt und für die LEDs eine neue Platine entworfen werden.

Das Frontplattendesign ist (schau an!) eine Eigenentwicklung, die jeden beindruckt. :cool:

Zuäußerst ist ein passendes Stück Glas (vom Glaser zugeschnitten, heute nähme ich obendrein entspiegeltes Glas), unmittelbar dahinter liegt ein Repronegativ mit den Zahlen und Balken drauf (noch was aushäusig erstelltes). Die Vorlage hierfür wurde mit Tuscheschreiber und Schablone im Maßstab 2:1 eigenhändig gezeichnet. Hinter jeder Zahl und jedem Skalenstrich ist eine 5 x 5 mm²-LED mit planer Oberfläche angeordnet, eine damals gar nicht so leicht aufzutreibende Siemens-Type. Hier ist mal ein Bild:

aussteuerungsmesseroffezz4.jpg


Geöffneter Pegelmesser. Zu allem Überfluß erzeugen die Skalen-LEDs eine ganz leichte Grundhelligkeit auf dem Anzeigebalken. (Die roten LEDs sind wegen dieses "optischen Übersprechens" abgeschattet.) Nicht direkt so geplant, aber genial und sehr geil.


Zusammengehalten wird das ganze von zwei mattschwarz lackierten Al-Profilen, die in irgendeinem passend gelegenen Praktikum entstanden, es müßte aber auch mit handelsüblichen U-Profilen gehen. Eingebaut ist es in einem mattschwarz kräusellackierten Billiggehäuse aus Blech, optisch gedopt durch Innensechskantschrauben (mit flachem Kopf!). Eine reine Freude, damit im Dämmerlicht zu senden.


- Thomann-Pegelmesser
Der funktioniert bestimmt, wenn man davon absieht, daß man vom Frontplatten"design" Augenkrebs bekommt. Auch hier bin ich ein wenig von der professionellen Technik verwöhnt und würde NTP-Anzeigen unbedingt bevorzugen. Schließlich ist das ein wichtiges Arbeitsgerät, da muß die Ergonomie schon stimmen.

Kann es das nicht sein, würde ich auch heute möglicherweise wieder zum Selbstbau schreiten. Im Zeitalter des Überall-CAD und der Fernbestellung via Internet sollten die kritischen mechanischen Bauteile kein Problem mehr darstellen. Passende Schaltungen gibt es auch einige (die von mir bevorzugte ist aus "elrad").


- Korrelationsgradmesser
Das ist nicht ganz ein Korrelationsgradmesser, aber recht viel davon. In der Praxis kann man ihn genauso wie einen professionellen einsetzen, man sieht sofort, ob eine Platte mono oder irgendwas verpolt ist. Lediglich ohne Signal zeigt er nicht "null" sondern gar nix an. Die Schaltung ist aus meinem Leib-und-Magen-Magazin "elrad" (die hatten seinerzeit zwei Studitechnik-Sonderhefte herausgebracht) und ist soweit vereinfacht, daß sie halt nicht den Korrelationsgrad, sondern einfach die Phasendifferenz zwischen den beiden Eingängen (L und R) mißt (zwei Komparatoren auf ein Exklusiv-Oder, Mittelwertbildung, Anzeige). Mechanisch ist das ganze genau so wie der Pegelmesser aufgebaut. Geht super und erzeugt prima neugierige Fragen auf Parties. :cool: :cool:


Grüßle von TSD
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

@ Gelb:

Die Schaltung ist aus dem elrad-Sonderheft "remix" (Folge 1) und somit rechtlich geschützt. :eek: Das Heft ist hier und da noch antiquarisch erhältlich, alternativ bietet sich auch die gesammelte elrad-DVD an, die dem Interessierten über das Gesuchte hinaus sicher auch sonst noch eine Menge Lesespaß vermitteln dürfte.

Gruß TSD
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

Hey, danke! :)
Tondose schrieb:
Ich lasse nichts über die Reihe 31 von eao (vormals Lumitas; alternativ die ausgelaufene Reihe 01) gehen.
Die gucken ja aus der Frontplatte raus. Ich weiß, es gibt ne Menge Pulte, bei denen das auch so ist. Ich hätte es aber gerne flach - im Gegensatz zum Programm. Ich werde mir das EAO-Programm mal genauer anschauen.
Tondose schrieb:
Habe ich das verständlich ausgedrückt...?
Ja. :)
Tondose schrieb:
Das Frontplattendesign ist (schau an!) eine Eigenentwicklung, die jeden beindruckt. :cool:
Tut sie in der Tat. Und was für ein Aufwand für die Frontplatte! :eek:
Tondose schrieb:
Zu allem Überfluß erzeugen die Skalen-LEDs eine ganz leichte Grundhelligkeit auf dem Anzeigebalken. (Die roten LEDs sind wegen dieses "optischen Übersprechens" abgeschattet.) Nicht direkt so geplant, aber genial und sehr geil.
Oh ja... :cool:
Tondose schrieb:
- Thomann-Pegelmesser
Der funktioniert bestimmt, wenn man davon absieht, daß man vom Frontplatten"design" Augenkrebs bekommt.
Vielleicht gibts ja eine Schiebeskala zum Wechseln. :D
Tondose schrieb:
Geht super und erzeugt prima neugierige Fragen auf Parties.
"Du... wozu issn das da?" :wow:
Heute hat ja jeder RME-Kunde eine schöne Softwarelösung inklusive "Goniometer" ("Stereosichtgerät") aufm Rechner. Oder halt den Pinguin, und sei es für die paar Sekunden, die die Demo läuft.
Tondose schrieb:
alternativ bietet sich auch die gesammelte elrad-DVD an, die dem Interessierten über das Gesuchte hinaus sicher auch sonst noch eine Menge Lesespaß vermitteln dürfte.
Ach ja... und auch eine Antwort auf die Frage bereithält, woher die Firma RME kommt. Die Brüder Kirst, einer wohl Physiker, einer glaube ich E-Techniker, hatten in jungen Jahren (= als Studenten) eine ISA-S/PDIF-Karte ("Take Five") entwickelt, die wirklich bitgenau arbeitet und in ELRAD pubilziert wurde. Paar Jahre später kam dann der "PCI-Recorder" inklusive detaillierter Anleitung, wie man PCI-Controller selbst entwickelt. Da die Kirsts gerade auf Jobsuche waren, haben sie dann mit der Produktion einer verbesserten Variante davon angefangen - die Digi32 war geboren. Und RME ebenso - inklusive Unterstützung durch den ex-Heise-Mann Matthias Carstens.
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

kk schrieb:
kosten per Stück nicht mehr als einen Euro 50 -
was kostet übrigens der THAT2180 zur Zeit?

That 2180 ist ab 3,26 € zzgl. MwSt und Versand bei Mindestabnahme von 25 Stück zu bekommen.

Tondose schrieb:
Schaltung ist aus meinem Leib-und-Magen-Magazin "elrad"

Die Leute vom Krankenhausfunk Elmshorn haben einen besseren Korrelationsmeter und haben über die Elrad-Schaltung ordentlich gelästert. Dort mal nachfragen, die versenden die Schaltunterlagen.

Radiowaves schrieb:
Ich hätte es aber gerne flach

Bin ebenfalls an flachen Tastern interessiert, die man noch als bezahlbar durchgehen lassen kann. By the way, welche Taster verbaut eigentlich Studer im On Air 5000 und Lawo im Diamond?

Tondose schrieb:
Die Schaltung ist aus dem elrad-Sonderheft "remix" (Folge 1) und somit rechtlich geschützt.

Na und? Für den Privatbedarf spielt das doch keine Rolle. Die drucken die Schaltungen ja nicht ab, damit man sie sich in vergrößerter Form als Poster übers Bett hängt. Oder wolltest Du nun kommerziell Analogmischpulte herstellen? :D
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

MichaNRW schrieb:
Die Leute vom Krankenhausfunk Elmshorn haben einen besseren Korrelationsmeter und haben über die Elrad-Schaltung ordentlich gelästert.
Stimmt. Aber die Jungs waren damals noch nicht im Web präsent. Das Web selber war's übrigens auch nicht. :D Ich weiß zwar nicht, welchen Aufwand die betreiben, aber die Bauteile für unser Gerät haben nicht mal 'nen Zehner gekostet und machen mindestens für's achtfache Spaß.

MichaNRW schrieb:
welche Taster verbaut eigentlich Studer im On Air 5000 und Lawo im Diamond?
Ich werd das mal recherchieren...

MichaNRW schrieb:
Tondose schrieb:
Die Schaltung ist [...] rechtlich geschützt.
Na und? Für den Privatbedarf spielt das doch keine Rolle.
Genau: für den Privatbedarf. Aber veröffentlichen (und nichts anderes ist der Upload ins Internet) darf ich sie trotzdem nicht. (War das nicht so ähnlich mit Musikfiles...?
gruebel_2.gif
) Im übrigen liegt das Zeugs im Moment lediglich in einer nicht webkompatiblen Form (auf Papier gedruckt nämlich) vor.


Gruß TSD
 
AW: Mischpult fürs Heimstudio - Ein Selbstbauprojekt

Tondose schrieb:
Stimmt. Aber die Jungs waren damals noch nicht im Web präsent. Das Web selber war's übrigens auch nicht. :D

Tja, man vergisst sehr schnell, dass es damals auch ein Leben ohne Internet gab.

Ich werd das mal recherchieren...

Wäre Dir sehr dankbar!

Aber veröffentlichen … darf ich sie trotzdem nicht.

Ach was, die einschlägigen Webradios haben uns doch gelehrt, dass man das darf wenn man den Urheber nennt. :wow:

Noch ein paar Empfehlungen für Schaltunterlagen: Rane veröffentlicht ältere Schaltungen frei zugänglich als PDF-Datei. Und auch in der Elektronik-Sektion der Familien-Website Beis gibt es hin und wieder die ein oder andere Anregung. Und den von Behringer so hochgelobten 4580 gibt es bei Reichelt, obwohl man nun wirklich etwas besseres verbauen sollte.
 
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