Mittelwelle reaktivieren?

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Meijer

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Habe Mittelwelle mit Synchrondemodulator gehört. Und bin erstaunt. Die Tonqualität reicht fast an UKW-Qualität heran. Jeder kann das nachprüfen bei SDR-Twente zum Beispiel. Was ich nicht verstehe ist, warum man nicht vor dem gescheitereten DRM-Experiment auch Radios mit Synchrondetektor auf den Markt gebracht hatte. Vielleicht hätte man dem AM-Bereich noch eine Überlebenschance gesichert. Soweit mir bekannt ist, war das eine Entscheidung auf europäischer Ebene, wo man zwischen den beiden Alternativen wählen konnte und sich dann schlussendlich für die Digitalvariante entschieden hat. Reichweite ist ein Argument. Dass Mittelwelle tot sei, kann ich gar nicht bestätigen. Man höre mal auf 1053 kHz rein. Ist ja fast schon wieder wie vor der Kopenhagener Wellenkonferenz.
 
Radios mit Synchrondemodulator hat es gegeben und gibt es immer noch, wenn auch nicht in großen Stückzahlen.

Ich hatte im vorletzten Auto ein Opel CD70 als Radio, das in Tiefen Schwundphasen so erstaunlich klirrarm war, dass ich glatt annehme, es hat mit Synchrondemodulation gearbeitet. Passende ZF- und Demodulatorchips gab es ja.

Eine andere Sache, die irgendwann in den 80ern erdacht worden war, war ACSSB. Dieser Begriff stand für Amplitude Compandered Single Sideband. Dabei wurde sender- und empfängerseitig mit einer Dynamikkompandierung gearbeitet und beim Sender nur ein Seitenband ohne Träger ausgestrahlt. Als Pegel- und Frequenzreferenz wurde ein 3,15-kHz-Ton mitgesendet, der im Empfänger schmalbandig ausgefiltert wurde.

Das wäre natürlich mit den vielen vorhandenen Radios nicht kompatibel gewesen und ist deshalb nicht weiter verfolgt worden.
 
... und wer soll das empfangen?

Die gesamte niederfrequente Senderkette / Infrastruktur wurde zurückgebaut, was schon allein aufgrund der Betriebskosten nachvollziehbar war.

Im Gigaherzbereich kommt man mit einem Bruchteil der Technik und Betriebsenergie aus, nennt sich übrigens Fortschritt und über Qualität redet kein Smartphonebetreiber!

R.
 
Ein Senderstandort für ganz Deutschland und nicht unzählige P2P Verbindungen. Bei UKW-FM gibt es zeitweise bei Ausfall des Vorsenders ein Rauschen auf allen Relaissendern. Und die ganzen Urlaubs-Camper in Norwegen. Ab und zu 6075 kHz Deutsche Welle. Alles weg.
 
Habe Mittelwelle mit Synchrondemodulator gehört. Und bin erstaunt. Die Tonqualität reicht fast an UKW-Qualität heran. Jeder kann das nachprüfen bei SDR-Twente zum Beispiel.
Eine Tonqualität bei Mittelwelle, die fast an UKW-Qualität heranreicht, kann man - meiner Meinung nach - nur mit einem gehörigen Hörschaden attestieren. Sorry, was soll der Scheiß?


Selbstverständlich ist es mittels Amplitudenmodulation möglich, selbst im MW-Band gut und gern "HiFi" zu übertragen. Das geht. Das Problem ist bloß, daß eine solche Übertragung halt sehr viel Platz wegen der Seitenbänder braucht. Wir haben seit ewigen Zeiten das 9-kHz Raster und damit eine maximal mögliche Frequenz im Audiosignal von 4500Hz. Das ist nunmal so. Daran ändert auch ein Synchondemodulator nichts. Dieses Ding rekonstruiert bei Schwund nur die Trägerfrequenz und erlaubt damit die (bessere) Demodulation selbst schwacher Signale.

Mit "fast UKW-Qualität" hat das wirklich nichts zu tun.


https://de.wikipedia.org/wiki/Amplitudenmodulation#Bandbreite
https://de.wikipedia.org/wiki/Synchrondemodulation
 
Eine Tonqualität bei Mittelwelle, die fast an UKW-Qualität heranreicht, kann man - meiner Meinung nach - nur mit einem gehörigen Hörschaden attestieren.

Alles eine Frage des Alters. Bei mir gleicht sich das auch immer weiter an.

Außerdem gab und gibt es auch in Europa auf Mittelwelle Sender, die deutlich 'breiter' sind. Einer der letzten AFN-Sender auf MW in Deutschland hatte fast schon US-MW-Qualität.
 
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Es ist weder regelmäßig, noch lokal, noch von langer Dauer!
Oftmals ist es sogar eine Art kooperative Zusammenarbeit,
bei der sich ein Pirat mit dem nachfolgenden manchmal regelrecht abspricht.
Es ging mir um lästige Verallgemeinerungen, daher auch meine Verwendung
des Wortes "regelmäßig" und der Abkürzung "i. d. R."
 
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Im oben verlinkten Wiki-Artikel kann man den Unterschied anhand zweier Beispiele gut hören. Ist ne feine Sache. Trotzdem ist (im Normalfall) "oben" bei 4,5 kHz Schluß und wir damit noch meilenweit von "fast UKW-Qualität" entfernt.
 
Sagen wir mal so: als ich erstmals den DLF auf 153 kHz mit dem Perseus SDR gehört habe, den ich eine Weile hatte, war ich auch platt. Allein der Wegfall des Rauschens und der vergleichsweise hohen Verzerrungen der üblichen Hüllkurvendemodulation macht so viel aus, dass die fehlenden Höhen als deutlich weniger störend empfunden werden.
 
1. Mittelwelle muss nicht rauschen. (Hörbeispiel 1)

2. Mittelwelle kann richtig gut klingen. Fragt mal die Amis. (Hörbeispiel 2)

3. Mittelwelle kann riesige Gebiete mit Top Signal und den Rest der Welt immer noch mit annehmbarer bis zufriedenstellender Qualität versorgen. (Hörbeispiel 3)

Ob es sinnvoll ist für solche Krisenfälle zumindest jeweils 1 Standort im Norden und Süden vorzuhalten der eben ansonsten nicht dauerhaft aktiv in Betrieb ist aber eben in betriebsbereiten Zustand und sofort einsatzfähig, darüber kann man streiten. Für die Wortprogramme der ARD war die Mittelwelle eine sinnvolle Ergänzung. Es gibt aber inzwischen kaum noch normale AM-Radios in Autos usw..

Sowohl die Mittel- als auch die Kurzwelle sind in der Bevölkerung als "schlechter Klang" verschrien. Zu Unrecht!
Dabei kann ein stark einfallender, kräftig modulierter AM-Sender durchaus besser (im Sinne von "angenehmer") klingen als DAB oder manche kleinere UKW-Sender die über Internetstream gespeist werden und permanent stottern oder ganz wegbrechen.

Wenn man einen Soundprozessor davorschaltet kann auch Mittelwelle richtig fett und laut klingen wie in den USA. Da sollen übrigens die Talksender auf AM oft Marktführer sein.

(Die Entfernung zum Sender betrug während der Aufnahme der Hörbeispiele 2 und 3 jeweils exakt 6000 Kilometer.)
 

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  • Klangbeispiel 1 Wort u Musik.MP3
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  • Klangbeispiel 2 Musik auf MW.MP3
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  • Klangbeispiel 3 Kanada MW in D.MP3
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Wenn die Amis besser klingen, ist das natürlich keine Kunst. Die haben ein Kanalraster von 10 kHz und können die Bandbelegung, ob der Größe des Lands, so koordinieren, dass die Nachbarkanäle in der Umgebung nicht besetzt sind. Das sind effektiv 20 kHz pro Kanal. So können sie dann bei der Modulation bis 10 kHz gehen. Außerdem sind das - mit ganz wenigen Ausnahmen - alles nur Lokal- oder Regionalsender mit Sendeleistungen von maximal 50 kW, meist deutlich weniger. Damit fallen gegenseitige Störungen ebenso weg wie die üblichen Nebeneffekte beim Fernempfang per Raumwelle.

Im Vergleich zu hier sind das fast schon Laborbedingungen. Da gehen dann sogar solche Sachen wie AM-Stereo.
 
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Der Klangunterschied zwischen MW und UKW ist schon deutlich größer als zwischen UKW und DAB. Aber wie wichtig ist das!? Die meisten Musiksender verstehen sich als Nebenbei-Gedudel. Wenn es nur in mono oder etwas dumpfer dudelt, ist das doch eigentlich wurscht. Bei Wortprogrammen spielt das in der Regel eine noch geringere Rolle. Beim Telefonieren haben wir uns ja auch an "schlechten" Sound gewöhnt und nutzen es trotzdem, ohne laut nach Stereo-Hifi-Telefonie zu rufen... Entscheidende Nachteile wären Interferenz-Pfeifen, atmosphärische Störungen, Fading und dass manchmal mehrere Programme gleichzeitig auf einer Frequenz zu hören sind - was bei Ortssendern alles eigentlich auch nicht auftritt. Hab mal gehört, dass es in eng bebauten Großstädten zu Empfangsproblemen kommt. Beim letzten Ortssender, den ich in Berlin auf MW gehört habe, ist mir derartiges allerdings nicht aufgefallen. Da nerven die Aussetzer auf DAB auf jeden Fall mehr.

Kurzer Sinn des langen Gefasels: Die Mittelwelle ist in Deutschland tot, aber es liegt nicht am "schlechteren", weniger natürlichen Klang. Der könnte noch so gut sein, und der Wellenbereich hätte trotzdem keine Chance mehr.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
alles nur Lokal- oder Regionalsender mit Sendeleistungen von maximal 50 kW, meist deutlich weniger.

Diese clearchannels ("A"-Stationen) haben in den Staaten und auch in Kanada eine riesige Reichweite am Abend und bei Nacht weil alle kleineren Lokalsender auf der gleichen Frequenz ihre Leistung drastisch reduzieren oder sogar nachts komplett ausschalten müssen. Dementsprechend sind US-Stationen bei freier Frequenz im Winter auch häufig in Deutschland mit sehr gutem Signal zu hören. Sogar Mittel- und Lateinamerika ist manchmal möglich, da wird dann natürlich spanisch gesabbelt. Dadurch dass das MW-Band in Europa immer leerer wird kannst du ja mal im nächsten Winter (Oktober bis Frebruar) wenn es in beiden Kontinenten dunkel ist mal über das Band suchen. Am besten zwischen 1 Uhr und 7 Uhr MEZ. Da wirst du erstaunt sein was man an guten Tagen auch mit einfachsten Mitteln bekommt. Die Talksender aus Bosten, New York usw sind da keine Seltenheit. Erst recht die CBC mit ihren 10 KW Sendern auf Neu-Fundland. Sind ja auch noch dichter dran.
 
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Es gibt aber inzwischen kaum noch normale AM-Radios in Autos usw..
Die aktuellen BMW Werksradios haben alle noch Mittelwelle. Die der letzten Generation sogar zusätzlich noch das 49m Band. Und wenn ich im Auto manchmal Nachts auf die 1215kHz drehe, ist der Klang ziemlich gut (abgesehen vom typischen Fading bei der Raumwelle), wahrscheinlich ist da im Empfangsteil ein DSP im Einsatz.
Sowohl die Mittel- als auch die Kurzwelle sind in der Bevölkerung als "schlechter Klang" verschrien. Zu Unrecht!
Ich erinnere mich an einen Bericht, dass der UKW Klang in den Anfangszeiten oft als "zu grell" bezeichnet wurde, und man weiterhin eher Mittelwelle gehört habe. Das hat auch einige Zeit gedauert, bis sich die Leute an die plötzlich anwesenden Höhen gewöhnt hatten.
Alles Gewohnheitssache.
 
Na dann kann DAB mit seinem "glasklaren Sound" ja doch noch ein Erfolg werden :D

(sorry!)

Ich bin mir ziemlich sicher, dass du die klanglichen Einschränkungen von DAB+ nicht mehr erkennen würdest, wenn ich ein DAB+Programm deiner Wahl auf Mittelwelle umsetzen würde (außer vielleicht BR-Verkehr). Insofern ist die Sache mit der Klangqualität geschenkt.
Vielleicht gibt es ja mal DAB+Radios mit Fading-Generator und Knarz-Analogisator-Plugin, die für die Nostalgiker einen Mittelwellen-ähnlichen, nicht so sterilen Sound erzeugen? Ich fänds cool.
 
Ich habe vor Jahren mal versucht, diesen AM-Raumwellensound mit Hilfe diverser Filter und Verzerrungen zu erzeugen. Gar nicht so einfach.
 
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