Möglicherweise 10 (!!!) DAB+-Programme in Deutschland vor dem Aus

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Der Radiotor

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So, nachdem nun endlich die ersten Infos raus sind, lege ich nun noch etwas nach: Möglicherweise stehen bis zu zehn Digitalradio-Programme in Deutschland vor dem Aus. Magicstar und Radio Augsburg haben es inzwischen bestätigt, bei den anderen halte ich mich mit Namen zurück, das dürfte aber so nach und nach alles durchsickern. An was liegt es, gehen wir mal auf Ursachenforschung:

1. Das generelle Problem der "Early Adopters", das es bisher bei jeder neuen Technologie gab. Die Unternehmen müssen kräftig investieren, haben aber umgekehrt kaum Einnahmen.

2. Die Blockade der großen Privatsender: Deren freilich nicht uneigennütziges stures Festhalten an UKW und die Blockade der DAB+ Technik löste keine Sogwirkung aus (mehr verkaufte Geräte).

3. Fehlender medienpolitischer Mut: Die Sender müssen in der Regel die Kosten alleine stemmen, außerdem scheiterten Werbekombis (weil die relevanten Anbieter in erster Linie die Platzhirsche vertreten). Bei UKW-Ausschreibungen fehlt der Mut zur Verpflichtung auch digital senden zu müssen (aktuelles Beispiel: Baden-Württemberg).

4. Immer noch zu wenig verkaufte Endgeräte: Auf ein verkauftes Digitalradio kommen immer noch 15, die nur UKW können. Das ist für eine Technik die den UKW-Bereich ablösen soll noch viel zu wenig.

Ich spreche es jetzt aus: Treten jetzt nicht schnell wichtige und richtungsweisende Entscheidungen an den Tag wird DAB+ ebenso wie DAB alt schon bald scheitern. Und da nützen auch keine steigenden Verkaufszahlen. Alles geht nur mit großer finanzieller Unterstützung durch die Medienpolitik. Die Rückzüge in Bayern und die kommenden anderswo werden in jedem Fall fürs erste dafür sorgen dass sämtliche Unternehmen die ernsthaft einen Einstieg bei DAB+ in Erwägung gezogen haben, dies nun weit zurück stellen.

Und eine große Gefahr bleibt: Bis Jahresende haben die Sender im Bundesmuxx die Möglichkeit ihre Sendeplätze zu kündigen. Gibt es nicht GANZ KLARE SIGNALE aus der Politik erleben wir möglicherweise noch weitere böse Überraschungen.
 
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Bei UKW-Ausschreibungen fehlt der Mut zur Verpflichtung auch digital senden zu müssen (aktuelles Beispiel: Baden-Württemberg).

Ein einziger Filz: Alles kuscht vor der Presse, der die Politiker in den Gremien und Rundfunkbehörden noch immer den roten Teppich ausrollen. Das ist auch der Grund dafür, dass Rundfunkräte und Medienanstalten nichts gegen die bedingungslose Anbiederung öffentlich-rechtlicher Sender ans presseeigene Werbekartell unternehmen und weder öffentliche Vielfalt noch komplementäre Programmgestaltung einfordern.

Eigentlich sollte längst die Bundeskartellbehörde einschreiten, um dieses sinistre Werbegeflecht mit eiserner Hand zu zerschlagen. Aber scheinbar gibt es in Deutschland einen gewaltigen Gesetzesnotstand.

Erst wenn infolge des technischen Umbruchs das Geld ausbleibt hat dieses böse Spiel ein Ende. Dann hilft den Verlagen niemand mehr, ich wette aber mit euch dass man dann nach einer üppigen, gebührengleichen "Presseförderung" ruft, mit der Kreativität und Wirtschaftlichkeit ist es ja nicht mehr weit her. Statt lautstark zu jammern und zu wehklagen sollten sie lieber in ökonomischen Kriterien denken, nach zündenden Ideen Ausschau halten und sich flexibel an die Gegebenheiten anpassen.

Ein Presseunternehmen ist nun mal keine staatliche Einrichtung mit Anspruch auf steuerlichen Unterhalt und monopolistischen Vollmachten.
 
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Das nächste Problem wird der Zugang zum Werbemarkt sein. Zwar könn(t)en die bundesweiten Anbieter eine entsprechend große Reichweite (Frage zu welchen Kosten) vorweisen, aber regionale Buchungen werden aufgrund der hohen Streuverluste nicht erfolgen. Ob man aber langfristig nur aus nationalen Erlösen leben kann, mag ich nicht beurteilen.
 
Die Erklärung ist viel einfacher und ich wiederhole sie gern zum x-ten Mal:
1. Es gibt noch immer kein flächendeckendes DAB+-Netz in D.
2. Es ist kein wirklicher Mehrwert zu erkennen (von Fußball mal abgesehen).
3. Die klangliche Bescheidenheit der per DAB+ versendeten Programme ist nicht ansatzweise so toll, wie man glauben machen will.
Das sind drei handfeste Gründe warum Gerätekäufer und damit Hörer ausbleiben. Und keine Hörer ergibt nunmal auch keine für Werbekunden interessante Spielflächen. So einfach ist das!
Das hat erstmal überhaupt nichts mit dem "Werbekartell" zu tun. Entweder Radiomacher begreifen endlich, dass sie nur noch punkten können, indem sie auf DAB "anders" sind als auf UKW oder sie haben halt schlicht Pech. Und "anders" sein ist noch nicht, die Hotrotation um 200 Titel aufzustocken.
 
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Und keine Hörer ergibt nunmal auch keine für Werbekunden interessante Spielflächen. So einfach ist das!

Korrekt!

"Werbekartell" zu tun.

Auf DAB gibt es auch kein "Werbekartell", zumal sich dort bekanntlich kaum Hörer tummeln. Die Kartellbildung betrifft einzig und allein die Ultrakurzwelle. Solange es auf DAB kein überwältigendes, breitgefächertes Angebot und die Aussicht auf eine verpflichtende Parallelausstrahlung gibt wird das auch nix mit DAB und der Hörer wandert, sobald die Technik steht, gleich zu netzgebundenen Angeboten ab.

Warum bauen sich die Privatradioableger der Zeitungshäuser nicht gleich ein zweites Standbein auf DAB auf und fördern die Entwicklung dieses Übertragungsweges nach Kräften? Ganz einach, weil sie inspirationslos und ängstlich vor sich hindümpeln, die Zukunft und das ganze Web-Digitalzeug als eine einzige Bedrohung empfinden und die dank niedrigerer Kostenschwelle und guter alternativer Finanzierungsmöglichkeiten (Special Interest!) gehäuft auftretende Konkurrenz fürchten, die sich mittels DAB anbahnt. Deswegen werden sie so lange es geht die sozialistischen Verhältnisse auf der Ultrakurzwelle aufrechtzuerhalten trachten.

Sie sehen nicht die Möglichkeiten, die in einer großen Senderfamilie mit vielfältigen und heterogenen Angeboten liegen. Sie erkennen nicht den Zusatznutzen einer großen DAB- und Internetplattform, der die Verluste auszugleichen hilft, die ihnen aus dem zusehends vertrocknenden Blätterwald erwachsen. Und sie sind nicht in der Lage ihr Angebot bei Bedarf zu diversifizieren, wozu jedes größere Wirtschaftsunternehmen fähig sein muss, das dauerhaft überleben will.

Irgendwann sind auch die Alten im Netz und dann ist sowieso alles zu spät. Wenn sie bis dahin erfolgreich die Wirklichkeit verweigern rollt die nächte Entlassungswelle an und die Verleger dürfen sich wieder ein Stück weit "gesundschrumpfen", sofern es die Substanz erlaubt.
 
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Das nächste Problem wird der Zugang zum Werbemarkt sein. Zwar könn(t)en die bundesweiten Anbieter eine entsprechend große Reichweite (Frage zu welchen Kosten) vorweisen, aber regionale Buchungen werden aufgrund der hohen Streuverluste nicht erfolgen. Ob man aber langfristig nur aus nationalen Erlösen leben kann, mag ich nicht beurteilen.

Gehen tut das theoretisch schon, die ASS Deutschland Kombi oder die RMS Super Kombi sind keine Ladenhüter.. aber dafür wiederum bräuchte ein einzelner Sender eine hohe relevante Reichweite
 
Solange es auf DAB kein überwältigendes, breitgefächertes Angebot und die Aussicht auf eine verpflichtende Parallelausstrahlung gibt wird das auch nix mit DAB und der Hörer wandert, sobald die Technik steht, gleich zu netzgebundenen Angeboten ab.

Das ist aber das "Henne-"/"Ei-" Problem. Wo ein Markt ist, da kommen auch die Anbieter hin. Wo kein Markt ist, lohnt keine Investition. Die Situation jetzt ist nicht mit der Situation vergleichbar, als das Radio überhaupt erfunden wurde. Wer bei wikipedia nachschlägt, findet:

Am 6. November 1919 sendete der niederländische Fabrikant Hanso Schotanus à Steringa Idzerda aus seiner privaten Wohnung in Den Haag die erste bekannte Radiosendung. Dieser sendete bis 1924 an vier Tagen in der Woche sein beliebtes Programm. Danach musste er aufgeben, da die Finanzierung des Programms auf freiwillige Beiträge der Hörer baute, welche aufgrund der zahlreicher werdenden Sendestationen in den Niederlanden ausblieben.

Wir haben heute eine Marktsättigung, vielleicht sogar ein Überangebot an Radiosendern. An dem Projekt "DAB+" verbrennt sich so schnell niemand mehr die Finger.

Außerdem gerne und immer wieder: Wer einen exotischen Musikgeschmack hat, wird mangels Masse einfach nicht bedient. Es gibt auch keinen TV-Kanal, der von früh bis spät alte Bruce-Lee-Filme zeigt.
 
Ja, wir haben ein Überangebot an Einheitsbrühe und Alternativlosigkeit.

Die meisten Verleger können sich nur einigeln, abwehren, konterkarieren, jammern und verhindern. Sie sehen nicht die Möglichkeiten, die im "digitalen Produkt" liegen, in der sich permanent aktualisierenden Tageszeitung, im Komplettabo mehrer sich ergänzender Titel, in günstigen, aber gut frequentierten verlagsübergreifenden Online-Zeitungskiosken (die Masse macht's!), im Verkauf themenbezogener Dossiers und in verlockenden digitalen Treueangeboten für loyale Kunden. Sie könnten an ihre Zeitungs- und Radioplattformen im Internet Direkt-Shops und Downloadstationen für digitale Bücher und Zeitschriften, Hörbücher, Spiele, Musik und Videomaterial angliedern, die ihnen dank großer Kundenfrequenz beachtliche Zusatzeinnahmen bescheren etc. pp.

Aber seit wann bin ich Unternehmensberater der Pressewirtschaft?
 
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Für mich ist mittlerweile die komplette Rundfunklandschaft in Deutschland vor dem Aus. Sie ist komplett uninteressant und uninspiriert, sie bietet mir (bis auf ganz wenige Ausnahmen) weder als Hörer etwas noch Berufsperspektiven. Entweder es gibt einen Urknall und man packt es mal richtig an oder das Medium Radio schafft sich komplett selbst ab. Ich erlebe allerorten nur Resignation und Perspektivlosigkeit in dieser Branche.
 
Ja, wir haben ein Überangebot an Einheitsbrühe und Alternativlosigkeit.
Dem kann ich nur zustimmen.

Die meisten Verleger können sich nur einigeln, abwehren, konterkarieren, jammern und verhindern. Sie sehen nicht die Möglichkeiten, die im "digitalen Produkt" liegen [...]
Das mag zutreffen, allerdings: Radiomachen können in Deutschland nicht nur die Verleger, auch wenn sie die besten UKW-Frequenzen nutzen dürfen.

Absolute Radio UK betreibt 6 verschiedene Spartenkanäle, die alle in diversen DAB-Multiplexen vertreten sind.
In Deutschland hingegen wird sich darüber beklagt, dass Absolut Relax an die Stelle von Absolut Radio getreten ist ...anstatt dafür zu sorgen, dass sowohl Absolut Radio, Absolut Relax, als auch Absolut Hot in allen größeren Städten und Ballungsräumen empfangbar ist.

Wenn sich ein neues Übertragungsverfahren gegenüber UKW auf der einen und Internet auf der anderen Seite durchsetzen soll, muss richtig investiert werden!
Dann genügt es eben nicht, ein paar Festplattendudler aufzuschalten und darauf zu warten, dass diese in der breiten Bevölkerung angenommen werden.
Die Regiocast hätte doch die erforderlichen finanziellen Mittel gehabt, aber sie hat ja bereits vor Monaten ihr anfängliches Bemühen, im NRW-Landesmux vertreten zu sein, wieder aufgegeben und macht jetzt auch keine Anstalten, einen Ersatz für 90elf zu finden.

Damit DAB+ Gewinne abwirft, sind zwei Dinge vonnöten: Eine hohe Investitionsbereitschaft und viel Geduld.
Da in Deutschland (anders als offenbar im Vereinigten Königreich) beides nicht vorhanden ist, darf das sich abzeichnende Scheitern von DAB+ niemanden ernsthaft verwundern.
 
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Also ich hoffe doch, dass ich nicht um Smart Radio oder Cool Radio zittern muss. Smart Radio hab ich zum ersten Mal auf einer Fahrt nach Gessertshausen (bei Augsburg) gehört. Seither gehört das Programm zu meinen festen Internetradio-Favoriten. Gerade um die kleinen, bayrischen Digitalprogramme wäre es wirklich schade.
 
DAB+ wäre gar nicht erst gestartet, wenn nicht in letzter Sekunde ein Hersteller Subventionen versprochen hätte. Sämtliche PMs, dass DAB+ nicht startet, waren schon geschrieben.

Gegen den Markt kann auch MB, Herr Steul, die EBU oder sonst ein zwangsgebührenfinanzierter (Quasi-)Beamter keine Technik durchsetzen, für die es gegen die Weltstandards UKW/FM und IP/Webradio keinen Bedarf gibt.

Wie ich seit über 10 Jahren vertrete: UKW wird DAB überleben :)

Und das ist noch nichtmal ein Wunsch von mir sondern eine Einschätzung. Ich hab da keine Aktien drin.

Solche Threads werden nur gestartet, damit die DAB Fangemeinde sich mal wieder sammeln kann und DAB in der Diskussion bleibt.
 
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Wenn sich ein neues Übertragungsverfahren gegenüber UKW auf der einen und Internet auf der anderen Seite durchsetzen soll, muss richtig investiert werden! Dann genügt es eben nicht, ein paar Festplattendudler aufzuschalten und darauf zu warten, dass diese in der breiten Bevölkerung angenommen werden.

Die Privatradioveranstalter könnten die redaktionellen Inhalte, die sie originär über UKW ausstrahlen auf DAB-Schwesterprogrammen zweitverwerten und Spartensender mit Mänteln ausstatten, die eventuell über gemeinsam gestaltete Feeds zugeführt werden. Die Hörer steigen nur um, wenn sie auf DAB alle UKW-Radios, Zusatzservices und ein möglichst attraktives Genreradio mit unterscheidbaren, geschmacksorientierten Musikfarben vorfinden.

Nur so findet man Stammhörer, die sich gut bedient fühlen und trotz Internet-Eldorados noch gern Radio hören. Auf UKW werden ja fast ausnahmslos internationaler Hot-AC-Pop und eine gewisse Anzahl ständig wiederkehrender Oldies recycelt, Genreradios und eigenständige musikalische Entwicklungsimpulse gibt es schon seit Jahrzehnten nicht mehr (außer in begrenztem Maße im zurückgedrängten Schlagerformat). Das deutsche Beraterradio ist ja ein einziger Retortenfunk im Einheitslook.

Natürlich müssen auch Kleinanbieter zum Zug kommen, das sollte sogar gesetzlich verankert werden, doch nur die Großen können eine attraktive Senderfamilie stemmen, die viele Hörer anzieht. Darin liegt ja der notwendige Nutzen für die verzagten Privatradio-Flaggschiffe. Die Kleinanbieter profitieren wiederum von der Beliebtheit der Plattform und beide eint das Interesse, ihr Publikum durch gutes Programm zu halten. Ausweichmöglichkeiten gibt es ja schon heute genug und Werbeoligopole gehören bald der Vergangenheit an.

P.S.: Wenn ich ein Multichannel-Angebot betreibe, verliere ich keine Hörer, wenn sie nur innerhalb des Bouquets umschalten. Die Ultrakurzwelle wird aber bis zur völligen wirtschaftlichen Auszehrung immer stärker zur Ader gelassen, weil das bestehende (Musik)angebot, wie kaum jemand bestreiten wird, niemanden mehr interessiert. Und dass sch die handelnden Personen zu einer grundlegenden UKW-Reform aufraffen halte ich für ausgeschlossen.

Und diejenigen, die nun wieder behaupten "da könnte man ja gleich warten bis das Funkinternet die abgelegensten Ecken des Landes erreicht hat" um dann ganz groß durchzustarten, können sich sicher sein, dass sie dann bestimmt nicht mehr mitmischen werden, weil die Leute klassisches Radio für überflüssig halten und im Netz längst die Weltkonzerne mit ihren Deutschlandablegern den Ton angeben.
 
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Man muss einfach mal abwarten. Selbst wenn einige Sender die Segel streichen, dann kommen eben andere. Ich würde das sogar als Chance sehen. Programme wie das Pseduo-Energy oder die Einschlafhilfe Lounge, der Festplattendudler 90elf animiert doch keinen zum Kauf eines Radios. Programme wie Sport 1, Schlagerparadies oder auch ERF Pop wären sicherlich attraktiver. Zumindest für den Bundesmuxx. Den Landesmuxxen räume ich sowieso keine grosse Zukunft ein. Die sind einfach zu teuer und haben praktisch kaum Reichweichte weil ein Flickenteppich. Wahrscheinlich werden am Ende sowieso nur die öffentlich-rechtlichen in den Lanndesmuxxen senden und die Privaten im Bundesmuxx dann. Das wäre ökonomisch sinnvoll.
 
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Internetradiofan schrieb:
Man hätte ja wenigstens dafür sorgen können, dass es in allen Ballungsräumen eine attraktive Programmauswahl auf diesem Wege gibt

Wer hätte denn dieser "Man" sein sollen? Die Landesmedienanstalten etwa? Die haben es schon bei UKW nicht geschafft, für eine "attraktive Programmauswahl" zu sorgen. Die Öffentlich-Rechtlichen? Die sind gerade dabei ihre "attraktive Programmauswahl" immer mehr zur leider unattraktiven, dafür aber verwechselbaren Programmvielfalt abzuschleifen.
Die Privatfunker? Die wollen Geld verdienen und nicht "attraktive Programmauswahl" finanzieren.
Die Verleger? Dito!
Attraktive Programmauswahl bedeutet nämlich nicht - leider ist das Missverständnis nicht aus der Welt zu kriegen - möglichst viel Sender. Attraktive Programmauswahl bedeutet, möglichst verschiedene und immer wieder begeisternde Programme.

Wer bleibt? Die Idealisten. Aber die werden beschimpft und verspottet (Siehe Laufenberg-Thread), oder die Piraten- und Non-Kommerz-Funker (aber die können es nicht).
Ja, dem Rundfunk gehts wie der FDP. Er muss erst einmal abgewählt werden (und das wird passieren), damit er bereit ist, sich vom Grunde auf zu erneuern.
 
Wer hätte denn dieser "Man" sein sollen? Die Landesmedienanstalten etwa? Die haben es schon bei UKW nicht geschafft, für eine "attraktive Programmauswahl" zu sorgen.
Und warum nicht? - Vielleicht, weil sie sich von den Verlegern haben korrumpieren lassen?
Um zu erkennen, dass auf UKW mehr möglich ist, genügt es, in irgendein beliebiges Nachbarland zu reisen oder auch nur in eine Grenzregion.

Die Privatradioveranstalter könnten die redaktionellen Inhalte, die sie originär über UKW ausstrahlen auf DAB-Schwesterprogrammen zweitverwerten und Spartensender mit Mänteln ausstatten, die eventuell über gemeinsam gestaltete Feeds zugeführt werden.
Legen wir doch mal die Prämisse zugrunde, den besagten Veranstaltern ginge es um nichts anderes als ausschließlich Gewinnmaximierung, also nicht um Inhalte, Vielfalt und dergleichen.
Warum sollten diese dann Zusatzangebote, die via DAB+ verbreitet werden, starten?
- Die kosten nicht nur mehr Geld, als sie erwirtschaften; mehr noch: Sie tragen sogar dazu bei, dass potentielle Konkurrenten eine terrestische Verbreitungsmöglichkeit erhalten, die letzteren auf UKW in Ermangelung brauchbarer Frequenzen verwehrt bleibt.
Es wäre doch absolut abwegig, wenn ein kommerziell ausgerichtetes Unternehmen durch sein eigenes Handeln Konkurrenten fördert. Genau dies würde aber geschehen, wenn bspw. Hitradio Antenne oder Radio FFH plötzlich anfingen, ihre derzeitigen Webchannels in Niedersachsen bzw. Hessen auch noch im DAB+-Verfahren auszustrahlen.
Aus einer wirtschaftlichen Perspektive heraus betrachtet kann man es den Platzhirschen somit noch nicht einmal verübeln, dass sie kein Interesse an DAB+ zeigen.
 
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Es wäre doch absolut abwegig, wenn ein kommerziell ausgerichtetes Unternehmen durch sein eigenes Handeln Konkurrenten fördert. Genau dies würde aber geschehen, wenn bspw. Hitradio Antenne oder Radio FFH plötzlich anfingen, ihre derzeitigen Webchannels in Niedersachsen bzw. Hessen auch noch im DAB+-Verfahren auszustrahlen.
Das würde ich aber anders sehen. Das dem Kunden schmackhaft zu machen ist eine Sache des Verkaufens! Ausstrahlung des Webstreams auch auf DAB+ wäre ein zusätzliche Summe X potentieller Hörer - völlig unabhängig von Internetverfügbarkeit! So wird ein Schuh draus.

Beim Lesen mancher Argumente frage ich mich manchmal wieviele Welten in verschiedensten TV-Reaktionen eigentlich zusammenbrachen, als man digitales Fernsehen einführte... Ach stimmt, da brach gar nichts zusammen, weil man die Vorteile dort zu verkaufen wußte. Früher lief über einen Kanal ein Sender. Heute können über einen Kanal bis zu 8 TV-Sender übertragen werden. Und oh Wunder, die existieren alle noch. Um Privatsender in HD sehen zu können, geben inzwischen sogar eine nicht unerhebliche Masse Bundesbürger extra Geld aus. Ein Schwachsinn, den es nirgendwo in Europa gibt, nur hier. Und auf den analogen Kanälen lief zudem jahrelang genau dasselbe wie auf den Digitalkanälen. Und nun meint das Radio allen Ernstes, dass da irgendwas "wegbricht", wenn man nur erstmal das UKW-Band im DAB+ abbildet? Tut mir echt leid, aber das ist nicht nachzuvollziehen.
 
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Und dabei sind DAB-Kanäle verglichen mit UKW-Frequenzen für ein "Butterbrot" zu haben, die technische Reichweite ist in einigen Frequenzbereichen aber sogar noch größer. Mit der Nachfrage werden die Preise gewiss anziehen, allerdings gibt es im DAB-Bereich eine nicht zu unterschätzende Kapazitätsreserve: Bei 10 Multiplexen im VHF-Band III und im L-Band kann man bis zu 150 DABplus-Programme in MPEG4-AAC oder bis zu 75 DAB-Programme in MP2 verbreiten, sobald die Endausbaustufe erreicht ist! Wenn du das alles durchrechnest wirst du staunen wie gering der Einsatz tatsächlich ist! Wird die Ultrakurzwelle dereinst abgeschaltet weil sich niemand mehr dafür interessiert oder weil die europäische Politik Druck macht, wird der Frequenzvorrat noch um ein Wesentliches vergrößert.

Selbst wenn man am Anfang noch keine großen Werberenditen erwirtschaftet wird man, sofern man DAB meidet, irgendwann völlig aus dem Markt gedrängt und durch andere Angebote substituiert. Ein ausladendes und vielfältiges Gesamtbouquet wird das Radio aber ungemein aufwerten, zumal es kostenlos und vorläufig als einziges Medium noch weitgehend barrierefrei zugänglich ist. Was aber machen die Radioveranstalter, wenn sich in ein paar Jahren niemand mehr fürs UKW-Radio erwärmen kann, weil das Programm so trostlos ist und die Alternativen so nahe liegen?

Voraussetzung für den technischen Ausbau ist aber notwendigerweise das Interesse der wichtigen Marktteilnehmer. Außerdem verlangt niemand, dass über DAB 80 Genrekanäle verbreitet werden,10 stilistisch unterscheidbare Musikkanäle wären bezogen auf deutsche Verhältnisse schon ein beachtlicher Luxus. Wird das Angebot unerwartet gut angenommen, kann man ja expandieren.

Es wäre doch absolut abwegig, wenn ein kommerziell ausgerichtetes Unternehmen durch sein eigenes Handeln Konkurrenten fördert. Genau dies würde aber geschehen, wenn bspw. Hitradio Antenne oder Radio FFH plötzlich anfingen, ihre derzeitigen Webchannels in Niedersachsen bzw. Hessen auch noch im DAB+-Verfahren auszustrahlen.

Wenn sie es nicht tun und auch im Netz nichts Großartiges auf die Beine stellen sind sie bald schon aus dem Rennen. Je länger sie warten, um so mehr arbeitet die Zeit gegen sie.
 
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Wie sieht es denn in anderen Ländern mit UKW und DAB aus ? Ein paar Leute hier scheinen da große Sachkenntnis zu haben.
Ich höre zu Hause nur UKW und die Kultur-Sender in Sachsen (Figaro / MDR-Info) sind oft sehr bildend. Bei Dudel-Sender die nur Reklame
vermitteln, wechsle ich die Frequenz. Im Jahre 2006 hörte ich in Moskau auf FM einen guten Chonson-Sender und 2008 in der Ukraine
auch auf UKW einen tollen Oldi-Sender. Die Namen kenne ich nicht mehr, aber ich fand sie anders als die Dudel-Sender damals in Deutschland.
Natürlich hat jeder Mensch einen anderen Geschmack, aber wir sind doch hier um unsere Erfahrungen auszutauschen :thumbsup:
 
Beim Lesen mancher Argumente frage ich mich manchmal wieviele Welten in verschiedensten TV-Reaktionen eigentlich zusammenbrachen, als man digitales Fernsehen einführte... Ach stimmt, da brach gar nichts zusammen, weil man die Vorteile dort zu verkaufen wußte. Früher lief über einen Kanal ein Sender. Heute können über einen Kanal bis zu 8 TV-Sender übertragen werden. Und oh Wunder, die existieren alle noch. Um Privatsender in HD sehen zu können, geben inzwischen sogar eine nicht unerhebliche Masse Bundesbürger extra Geld aus. Ein Schwachsinn, den es nirgendwo in Europa gibt, nur hier. Und auf den analogen Kanälen lief zudem jahrelang genau dasselbe wie auf den Digitalkanälen. Und nun meint das Radio allen Ernstes, dass da irgendwas "wegbricht", wenn man nur erstmal das UKW-Band im DAB+ abbildet? Tut mir echt leid, aber das ist nicht nachzuvollziehen.
In Deutschland wurde das terrestrische Digitalradio (DAB) doch bereits 1995, also noch vor dem Start von DVB-S, eingeführt und dümpelte Jahre lang vor sich hin, und das, obschon die Empfangsgeräte im Laufe der Zeit immer preiswerter wurden.
Kann man es vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehen, dass die Platzhirsche kein Interesse an DAB+ haben?

Außerdem darf eines nicht vergessen werden: Deutschland ist eher ein Fernseh- und weniger ein Radioland.
Über den Tatort oder Monitor redet man noch am folgenden Tag. Über Radiosendungen spricht außer in einschlägigen Foren fast niemand.
 
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ricochet schrieb:
Und dabei sind DAB-Kanäle verglichen mit UKW-Frequenzen für ein "Butterbrot" zu haben, die technische Reichweite ist in einigen Frequenzbereichen aber sogar noch größer.

Das ist ja genau das Problem. Da könnte dann ja "jeder" kommen und mitmachen. Plötzlich wären fast alle Hürden zum Markteintritt weg. Wer von den bisherigen Marktplayern sollte denn daran ein Interesse haben?
 
Außerdem darf eines nicht vergessen werden: Deutschland ist eher ein Fernseh- und weniger ein Radioland.
Über den Tatort oder Monitor redet man noch am folgenden Tag. Über Radiosendungen spricht außer in einschlägigen Foren fast niemand.

Über welche Radiosendungen sollte man auch schon sprechen? Bis auf ein paar Radiobegeisterte die sich auf die Kulturwellen verirren hören die meisten ihre Dudelwellen und dort gibt es kaum was worüber man sprechen könnte. Außer ein Sender weigert sich wieder mal eine Rechnung für eine Brustvergrößerung oder einen Sexurlaub in Thailand zu zahlen.
 
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