Müssen neue Gesetze her?

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radiofreund

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Unzählige Threads in diesem Forum drehen sich um die Qualität deutscher Radiosender.

Die einen sehen den Qualitätsverlust bei öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern mit Ärger und Trauer.
Die anderen sehen die Entwicklungen als systembedingtes "Schicksal", weswegen es nicht anzukämpfen lohnt.
Kaum ein echter "Hin-Hörer" kann mit der momentanen Einfalt vieler Sender zufrieden sein.

Da also angeblich das "System" zur heutigen Situation führte, stellt sich die Frage:

Müssen entweder neue Rundfunksysteme her?
oder (vielleicht etwas realistischer):
Müssen neue Gesetze her, neue Verordnungen - wie auch immer - die den Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sender konkreter fassen?

1. Beispiel: Es ist zwar immer vom Bildungsauftrag die Rede. Nur - von welchem ist die Rede? Bildung auf Grundschulniveau? Auftrag erfüllt! Eine Bildung, die zur Hochschulreife führt scheint nicht vorgeschrieben zu sein, der "Telekolleg" oder ein Pendant im Radio ist kaum noch zu finden.

Weitere Beispiele:
- Gilt die Grundversorgung nicht für Kinder an Werktagen (siehe ARD &ZDF, aber auch der SWR Hörfunk)?
- die Diskussion um Förderung von Nachwuchskünstlern (nicht nur deutschsprachige!)

u.v.m.

Entsprechend könnte man auch überlegen, ob Private mehr Auflagen bekommen sollten, was die Inhalte angeht.
 
AW: Müssen neue Gesetze her?

"- Gilt die Grundversorgung nicht für Kinder an Werktagen "

Nein. Die haben gefälligst in der Schule zu sein, um etwas zu lernen. Mit etwas Glück klappt es mit dem Ein-mal-eins schon in der 9. Klasse. Nachmittags müssen die Kinder ausserdem zum Reitunterricht, Musikschule, und - weil keine Zeit mehr für die Schulaufgaben besteht - zu guter letzt zur Nachhilfe. Daher benötigen die Kinder gar keinen Hörfunk . Sie fallen schliesslich müde nach 19 Uhr ins Bett.
 
AW: Müssen neue Gesetze her?

@Radiofreund

Also, der öffentlich rechtliche Rundfunk hat in der Tat einen Bildungsauftrag gem.des Rundfunkstaatsvertrag zu erfüllen. Die Umsetzung liegt aber in der Hand der jeweiligen Rundfunkanstalten. Wenn man den Öffis nun entspr. Auflagen machen möchte, so müsste der Rundfunkstaatsvertrag geändert werden. Aber an diese Möglichkeit sollte man aus politischen Gründen nicht weiter denken.

Was den Privatfunk angeht, so könnte man allenfalls in den Lizenzbestimmungen des jeweiligen Landesmediengesetz, bestimmte Inhaltliche Auflagen für die Erteilung einer Sendelizenz machen.
 
AW: Müssen neue Gesetze her?

Deswegen würde ich mir wünschen, die Aufgaben der Ö-R KONKRETER zu fassen. Der Begriff "Bildung" ist doch sehr schwammig. Demnach könnte man Johann Lafers Sendungen als "Kochunterricht" bezeichnen. Und der Musikantenstadl "lehrt" ja auch immer wieder alte deutsche Volkslieder.
 
AW: Müssen neue Gesetze her?

Toll! Mit einem konkreteren Bildungsauftrag könnte man eine Menge Lehrer einsparen. Den Hauptschulabschluss gibts auf N-Joy, die mittlere Reife auf NDR 2, das Abitur auf NDRInfo.

Und wer kümmert sich um die Sonderschüler? Gut, dass es NRJ 97,1 gibt ;)
 
Zur Ausgangsfrage: Nein. Denn wie sich hier ganz zutreffend zeigt, ist der momentan diskutierte Bildungsbegriff zu unklar, um über ihn Gesetze formulieren zu können, weshalb auch die Kritik am "ungebildeten" Radio schwammig bleiben muss, so lange sie mit dem Bildungsbegriff als Hauptargument hantiert. Wo Kritik nicht präzise trifft, weil sie begrifflich nicht präzise treffen kann, ist eine Änderung der Verhältnisse aufgrund der Kritik nur unter naiven Bedingungen zu erwarten. Ernst gemeinte Diskussionen um Gesetzesinitiativen dürfen subsumiert werden.
 
AW: Müssen neue Gesetze her?

der beobachter schrieb:
Zur Ausgangsfrage: Nein. Denn wie sich hier ganz zutreffend zeigt, ist der momentan diskutierte Bildungsbegriff zu unklar, um über ihn Gesetze formulieren zu können,

Aber die deutsche Verfassung und die deutsche Gesetzgebung sind doch voll mit schwammigen Begriffen, deswegen kann das kein Argument sein. Soll man die "Würde des Menschen" etwa nicht mehr schützen, weil sich alle uneins sind, was Würde ist? Im Übrigen sind ja auch wegen der vielen schwammigen Begriffe so viele Gerichte überlastet (so musste neulich ein Gericht festlegen, dass 90 km/h bei Schnee und Eis als unangepasste Geschwindigkeit bezeichnet werden kann).

Star69 schrieb:
Toll! Mit einem konkreteren Bildungsauftrag könnte man eine Menge Lehrer einsparen. Den Hauptschulabschluss gibts auf N-Joy, die mittlere Reife auf NDR 2, das Abitur auf NDRInfo.

Na, in großen Büchereien sind ganze Etagen voll mit Bildungs-Büchern. Die haben es auch noch nicht geschafft, die Lehrer arbeitslos zu machen.

der beobachter schrieb:
weshalb auch die Kritik am "ungebildeten" Radio schwammig bleiben muss, so lange sie mit dem Bildungsbegriff als Hauptargument hantiert.

Na, ich hatte ja schon noch andere Beispiele aufgeführt.
Nur solange sich keiner rantraut, den Begriff "Qualität" (und dazu gehören nunmal bei Ö-R auch Bildungssendungen) etwas konkreter zu fassen, wird es auch weiterhin möglich sein, dass manche Programmverantwortliche Sch... rhetorisch geschickt als Gold verkaufen können.
 
AW: Müssen neue Gesetze her?

Ich kann das nicht mit Zahlen belegen, bin aber sicher, dass Deutschland einen weltweiten Spitzenplatz bei der Anzahl von Mediengesetzen hat. Gleichzeitig entwickelt sich die Landschaft der Rundfunkmedien in Richtung Eintönigkeit. Dieser Trend wird sich bestimmt nicht mit noch mehr Gesetzen aufhalten lassen.

Die Deutschen sind schon ein lustiges Völkchen: Bis zum Rand gefüllt mit Misstrauen gegen die Obrigkeit, aber trotzdem nach immer neuen Gesetzen und Regeln rufend ...
 
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