Mundart im Radio

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AW: Mundart im Radio

Ach, war ja nicht böse gemeint und interessiert mich ja tatsächlich. Werde mich demnächst mal in der Linguistik-Ecke der Uni-Bibliothek umsehen.

Die Nachrichten auf Platt gibt's morgens um halb neun. Aber ... eine Nachrichtensendung pro Tag ist eben sehr sehr wenig. Bei der Welle Nord gibt es gar nur eine freitägliche Zusammenfassung der Wochenereignisse.
 
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Das ist in der Tat ein bißchen mager. Ich würde es begrüßen, wenn es auf den "alten" Wellen etwas mehr von der Sorte gäbe. Ich kann mir gut vorstellen, daß die Generation unserer (Groß-)eltern sich sehr über ein solches Angebot freuen würde. Die Wellen, die die <50-jährigen bedienen, sollten meiner Meinung nach weiterhin auf hochdeutsch senden. Selbiges gilt auch für senderübergreifende O-Töne, beispielsweise in Nachrichten.
Dennoch: selbst wenn die Dialekte (ich nenne sie der Einfachheit halber jetzt trotzdem so, wider besseren Wissens) in den audiovisuellen Medien nicht sehr präsent sind, so staune ich doch immer wieder, wie sehr man "ganz normalen" Leuten ihre Herkunft anhört. Der Verdacht, Dialekte würden aussterben, hält sich seit Jahrhunderten hartnäckig, aber verschwunden sind sie bis heute nicht. Daher liegt die Hypothese nahe, daß dies auch in den kommenden zwei-, dreihundert Jahren nicht der Fall sein wird.
 
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Ich komme aus kleinstädtischem Milieu. N poor ole Lüüd schnackt dor noch Platt, "auf der Straße" hört man's aber selten und Leute meines Alters (<30), die die Sprache ganz normal im Alltag gebrauchen, sind schon echte Exoten. (Mag in ländlichen Gebieten oder anderen Regionen anders sein.) Eine werktägliche Nachmittagssendung bei N-Joy oder NDR 2 auf Platt - so mein Gedanke (oder Wunschtraum) - würde die Sprache in den Alltag bringen - falls das dann noch jemand hören würde. Vielleicht können sich ja mal ein paar andere Norddeutsche äußern, was sie davon halten würden.
 
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Also ich halte mich (sehr) viel im Lübecker Raum auf. Gesprochen wird es hier von unter 50-jährigen garnicht mehr und bei über 50-jährigen auch nur untereinander. Unter 30, 25 wird es auch nicht mehr verstanden, so meine Erfahrung im Freundeskreis, den man im allgemeinen keiner "Bildungsschicht" zuordnen kann. Höchstens auf dem Wochenmarkt hört man einige wenige Ausrutscher, aber die kommen ja meist auch aus den umliegenden Dörfern ;)
N-Joy und NDR 2 in platt? Nicht machbar. Einmal gehört (was 'n das?), schon Sender gewechselt. Die Bereitschaft, dies verstehen zu wollen tendiert gen Null.
Ich selber komme aus Oldesloe und schon in der Grundschule gab es außer einem Plattdütschen Lesewettbewerb von der Sparkasse keinerlei Platt im Unterricht. Toll... haben immer die Dorfkinder gewonnen :( :D
Selbst bei uns im Offenen Kanal gibt es nur noch die Seniorensendung, in der Platt gesprochen wird, ansonsten keine andere.

CU BB
 
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Liest sich nicht gerade verheißungsvoll, was die Zukunft des Plattdeutschen als lebendige Sprache betrifft.

Ich sehe übrigens gerade, daß die Wikipedisten die Zahl der aktiven Sprecher des Wendischen (Niedersorbisch) jetzt auf 7.000 beziffern. Ich meine, da vor kurzem noch was von 10.000 bis 20.000 gesehen zu haben. Möglicherweise ist mittlerweile der RBB der Bewahrer des Wendischen überhaupt.
 
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K6 schrieb:
Möglicherweise ist mittlerweile der RBB der Bewahrer des Wendischen überhaupt.
Immerhin gibt's täglich mindestens eine Stunde durchgängiges Programm in der Sprache, mdr 1 sendet lokal sogar mehr Sorbisches als es Plattdeutsches bei allen NDR-Landeswellen zusammen gibt.

Wie hört sich das Programm denn an? Ist das eher Seniorenradio oder eher sorbischer Mainstream?
 
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Mensch, das ist ja mal ein Riesenthema!

Bald auf diesen Seiten:

"Format oder Bockwurst"
Eine kritische Auseinandersetzung mit der Föhnfrisur.

K.
 
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Da Mundart teilweise sehr ortsgebunden ist, wird zwar z.B. das Frankfurter Platt oft als "das Hessisch" angesehen, aber nur in einem kleinen Teil Hessens so gesprochen.
Für kleine Regionalsender könnte das Experiment mit einer Sendung in Mundart (z.B. Radio Koblenz mit Kowelenzer Platt) durchaus zu einer besseren Hörerbindung führen oder wenn´s schlecht läuft nur den Altersdurchschnitt temporär erhöhen. Einen Versuch wäre es jedenfalls wert, auch wenn es schwierig sein könnte, ad hoc einen Moderator zu finden, der muttersprachlich das jeweilige Platt drauf hat, denn "Reingeschmeckte" dürften bei den Eingeborenen kaum eine Chance haben - es sei denn sie wären perfekte Imitatoren. ;)

ISI
 
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AFu schrieb:
Im DLF wurde vor einiger Zeit ein Binzle-Tatort (schwäbisch) übertragen.

Ich nehme an, dass war ein Hörspiel ("Ein Toter hört nicht Radio")?!
Oder wurde tatsächlich ein Fernseh-Bienzle im Radio übertragen? Kann ich mir ehrlich gesagt nicht so richtig vorstellen...
 
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Dennis King schrieb:
Mensch, das ist ja mal ein Riesenthema!
Bald auf diesen Seiten:
"Format oder Bockwurst"
Eine kritische Auseinandersetzung mit der Föhnfrisur.

K.
Also, das sehe ich nicht so! Aber es spiegelt wieder einmal mehr, dass manche Werte, seien es auch nur sprachliche, dem Verfall preisgegeben sind!

Dialekt ist für mich Kulturgut, welches kaum mehr eine Lobby hat. Als solches steht m. E. jegliches Medium sogar in der Pflicht, dieses Erbe (lokal) zu bewahren. Nicht nur für die 50er-aufwärts Generation! Aber unsere Gesellschaft zerstört diese Klänge nur allzu gern, anstatt deren Erhalt zu unterstützen. Die Frage, für wen Sprache, explizit Dialekt und Mundart, erhaltenswert ist, bleibt jedoch leider offen. Die Orte verschwinden, sprachliche Totenreiche entstehen. Und da muss man sich selber an der Schwabennase ziehen: Mischmasch von versuchtem Hochdeutsch, gemischt mit Intonation der alten Sprache, garniert mit Pseudolatein und Amerikanismen, dass einem schlecht wird. Dialekt schickt sich nicht.
Aber wie schon gesagt: ein Totenreich. Und für Tote sendet man nicht....

bermavino
 
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Die Sender versprechen ja alle mehr oder weniger "Wir sind von hier", setzen dann aber DIN-genormte Sprecher und Moderatoren ein, die nicht nur den lokalen oder regionalen Zungenschlag nicht besitzen, sondern es auch bei der Aussprache von Ortsnamen in jedem Verkehrsfunk beweisen.
Dass "Wir sind von hier" ein Imageplus bringt, haben anscheinend alle Sender erkannt, dass die logische Konsequenz dann wäre "Wir sprechen wie hier", hat sich noch nicht als Erkenntnis durchgesetzt. Eigentlich schade!
 
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FTI schrieb:
Ich nehme an, dass war ein Hörspiel ("Ein Toter hört nicht Radio")?!
Oder wurde tatsächlich ein Fernseh-Bienzle im Radio übertragen? Kann ich mir ehrlich gesagt nicht so richtig vorstellen...

Kann ich mir auch nicht vorstellen... "Ein Toter hört nicht Radio" kommt (nochmal?) am 03. September 2006 um 15.05 Uhr im DLF.
 
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Coldplay schrieb:
Kann ich mir auch nicht vorstellen... "Ein Toter hört nicht Radio" kommt (nochmal?) am 03. September 2006 um 15.05 Uhr im DLF.

Schön! Weiß mann denn schon, ob möglicherweise auch noch weitere Bienzle-Hörspiele eingeplant sein? Meines Wissens gibt es drei oder vier Stück und als großer Bienzle-Freund würde mich die Ausstrahlung dieser Hörspiele natürlich ausgesprochen freuen.
 
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Mannis Fan schrieb:
Die Sender versprechen ja alle mehr oder weniger "Wir sind von hier", setzen dann aber DIN-genormte Sprecher und Moderatoren ein, die nicht nur den lokalen oder regionalen Zungenschlag nicht besitzen, sondern es auch bei der Aussprache von Ortsnamen in jedem Verkehrsfunk beweisen.

Wenn allerdings einer am Mikrofon so authentisch frankfurtert oder schwäbelt oder bayerwaldet, dass man außer dem korrekt ausgesprochenen Ortsnamen nix mehr versteht, isses auch schon wieder "fer die Fieß"...:p
 
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Gut, wäre wohl angebracht, die Sprachen nur dort zu verwenden, wo sie auch allgemein verstanden werden. "Problematisch" sind natürlich die Einwanderer aus anderen Regionen, für die es aber auch immer genügend weitere Sender in Standardsprache geben wird. In anderen Ländern klappt's doch auch (ja gut, ich weiß, das diese Vergleiche immer gewaltig hinken...).

Moderationssichere Plattdeutschkenntnisse scheinen auch bei den Landeswellen des NDR kein Einstellungskriterium zu sein. Als Studiogast Stephan Remmler anbot, das Interview auf Platt fortzusetzen, meinte der Moderator nur: "Lever nich, dat kan ik nich so good." Schade... Aber die Songs von Remmler klangen ganz gut.
 
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Mundart im Radio? Jibbet doch alles! Am schönsten sind dabei noch immer die sächsischen Versuche Hochdeutsch zu sprechen. ;) :D
 
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Angeblich soll die Bürgerfunksendung des Vereins Öcher Platt die Durchschnittsquoten der Aachener 100,1 bei weitem übersteigen. Halt nict bei der ausgewiesenen Zielgruppe, aber gut! Auch Menschen jenseits der 60 haben ein Recht auf (lokales) Radio.
Warum man sich gerade im Ländle, wo man doch so gern mit den Dialekten kokettiert und diese ja auch noch auf der Straße gesprochen werden, so dialektabgeneigt zeigt im Radio, daß man eher noch Sprecher mit kölschem oder norddeutschem Akzent nimmt als Schwäbler oder Baddisch-Babbler (insbes. sei hier auch der SWR genannt) das entzieht sich meiner Kenntnis.
 
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