Musik-Umfragen von Radiosendern

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Grasdackel

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Heute isses passiert. Ich wurde zu einer Umfrage über das Musikprogramm im Radio eingeladen und es war ein wahrlich erschütterndes Erlebnis.
Es wurden 150 Schnipsel von maximal 8 Sekunden Länge vorgespielt und man sollte angeben, ob man den Song gut findet, ihn oft gehört hat und zukünftig weiter hören möchte. Die Auswahl war der Querschnitt durch das pure Grauen des deutschen Dudelfunks und war entsprechend mit 80ern, 90ern und dem Mist von heute bestückt.

Wer am Ende des Jahres 2020 ernsthaft immer noch fragt, ob er "Sweet Dreams", "Take on me", "Africa" und natürlich "Down Under" weiterhin in seinem Programm dudeln soll, der hat echt den Schuss nicht gehört. NEIN, ihr sollt es nicht! Es bluten einem die Ohren, wenn man ständig die gleichen alten Sachen anhören soll. Es waren mal geniale Titel, aber ihr habt sie alle samt und sonders kaputt gemacht.

Darüber hinaus waren erstaunlich viele Titel von Roxette, Tina Turner und Phil Collins in all seinen Variationen in der Umfrage enthalten, also alle üblichen Verdächtigen waren reichlich vorhanden.

Ich kann nur hoffen, dass da im Auftrag eines dieser nutzlosen Privatfunker gefragt wurde, die können sowieso den Sendebetrieb unbeschadet einstellen. Ein Programm eines öffentlich-rechtlichen Senders sollte endlich den Mut haben, auf diesen ganzen abgehangenen Mist zu verzichten oder ihn zumindest auf ein Mindestmaß zurückzufahren, damit wieder andere Titel bevorzugt im Programm vorkommen und für echte Abwechslung sorgen.
 
Das natürlich nicht. Aber es gibt so tolle Musik, die mal in den Charts war und heute überhaupt nicht mehr im Radio vorkommt und die Leute trotzdem noch kennen, wenn man sie ihnen wieder vorspielt. Alleine da gibt es eine so große Musikauswahl, dass ein 24-Stunden-Programm ohne Doubletten locker gefüllt wird.
 
Aber es gibt so tolle Musik, die mal in den Charts war und heute überhaupt nicht mehr im Radio vorkommt und die Leute trotzdem noch kennen
Nicht einmal das muss sein. Gute alte Songs, die nicht jeder Hörer unbedingt kennen muss, die aber dennoch auch heute gut ins Programm passen könnten, sollten hereingenommen werden. Nicht jeder alte Chart-Titel, den jeder kennt, ist tauglich für ein heutiges Programm. Brauchst halt Musikredakteure mit Erfahrung und Bauch. Keine roten, gelbe und grüße Kästchen.
 
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Brauchst hat Musikredakteure mit Erfahrung und Bauch. Keine roten, gelbe und grüße Kästchen.
Für ein Special - wie zB mit Fritz Egner bei Bayern1 - ja. Solche Titel mit entsprechender Mod angekündigt, ok, dann passt das. Aber nicht in der normalen täglichen Rotation.
Wenn das funktionieren würde, würde es jeder machen. Ich bleibe dabei: es funktioniert nicht.
Und jeder, der es schon mal in der täglichen Rotation angewendet hat, ist entweder davon wieder abgerückt oder er ist nicht auf Quote/Reichweite angewiesen.
 
Es ist die uralte, tausendmal durchgekaute Diskussion. Meine These: die Quote hat mit der Abfrage der Erinnerung zu tun, welcher Sender dem Hörer zuerst einfällt und nicht mit der Akzeptanz des Programms.
Auf Dauer sehe ich beim linearen Radio keine Chance, mit den Grünen-Kästchen-Titeln die Zukunft zu sichern, sondern mit auch musikalischer Vielfalt. Wirkliche Vielfalt umgesetzt ist etwas anderes, als in Claims dort suggeriert werden soll, wo sie nicht stattfindet.
 
Die Musikauswahl betreffend halte ich Schwarzwaldradio für einen
Sender mit einem gewissen Anspruch, vergleichbaren Sendern im Süden sogar voraus. Und für solch einen Sender sind Nachrichten,
regional und international, ein unbedingtes Muss.
 
@Giesinger: Eine 200-Titel-Rotation kann im Kinderprogramm funktionieren, weil die wirklich immer nur den gerade neusten Kram hören wollen. Alles, was ein SWR3 und älter ist, muss einfach mehr in die Breite gehen, wenn sie die Hörer langfristig halten wollen.

Und ich bin nach wie vor fassungslos darüber, dass die in der Umfrage wirklich nur den ausgenudelsten Mist, den man schon seit Jahrenzehnten (!) nicht mehr hören will, immer noch als für ihr Programm tauglich erachten und abfragen. Mit der im Claim so vollmundig versprochenen Abwechslung, die sie ja nun wirklich nicht bieten, kämen sie wesentlich wesentlich weiter, wenn sie das Medium nicht endgültig zu Grabe tragen wollen.
 
Die Umfrage hat bestimmt SWR 3, Deutschlands Popwelle Nummer 1 durchgeführt. Man will damit testen, ob an den Wunschtagen nur Musikfreaks aus Radioforen.de teilgenommen haben oder auch normalos. Dabei ist Grasdackel versehentlich durchgerutscht. 😆


Eine 200-Titel-Rotation kann im Kinderprogramm funktionieren, weil die wirklich immer nur den gerade neusten Kram hören wollen. Alles, was ein SWR3 und älter ist, muss einfach mehr in die Breite gehen, wenn sie die Hörer langfristig halten wollen.

Dein Kritikpunkt betrifft aber alle Sparten. Ob Kinderfunk, moderne Popwelle oder Oldiesender.....Das Problem ist, dass eben nur die Hits gedudelt werden. Nichts alternatives, nichts unbekanntes. Auf den CHR-Stationen laufen immer nur die Top 40 rauf und runter, bei Bayern 1 ständig die selben 70er, 80er und 90er.

Dabei kann man ein abwechslungsreiches Musikprogramm gestalten, selbst wenn sich ein Sender nachvollziehbarer Weise auf eine bestimmte Zielgruppe festlegen will. Aber aus genannten Gründen passiert das eben nicht.

SWR 3 könnte auch abwechslungsreich sein, selbst wenn sie sich auf die Musik ab 2000 bis zur Gegenwart fokussieren. Aber auch aus dieser Zeit wird halt nur das beste vom besten gedudelt.

Offenbar will das die Masse so, ansonsten hätte man doch längst gegengesteuert. Oder aber die Programmplaner sind ferngesteuert.
 
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Bei Antenne Bayern wird das alle paar Wochen gemacht, da können Hörer regelmäßig mitmachen. Heißt Musiktester.
Da sind aber größtenteils die neueren Songs und ein paar Newcomer.
Zur besonderen Anlässen auch mal andere (Weihnachtssongs etc.).

Eigentlich das, was man eh schon im Radio hört.
Soweit ich weiß hat das auch recht wenig Einfluss, da auch nicht repräsentativ. Die richtigen Marktforschungen sind da viel gewichtiger.

Ich glaube bei der Umfrage gehts eher darum abzufragen, ob man den Song schon kennt und ob man ihn schon satt hat, oder nicht. Da gibts so grob daumen runter, daumen seitlich, daumen hoch, zwei daumen hoch und zwei Fragen "wie gut gefallen" und "wie oft im Radio hören".
Aber so richtig zu was gebrauchen ist das eigentlich nicht, zumal die Fragen etwas missverständlich gestellt sind.
 
"Einig!" - "Musikfarbe?" - "Egal!"
In der Sache 'höre' ich Radio gern. Die Playlist bewerte ich tolerant.
@Grasdackel ,
ICH hatte schon 2X das Vergnügen in eine ähnliche 'Umfrage' zu rutschen.
 
Brauchst halt Musikredakteure mit Erfahrung und Bauch.
Die gibt es sogar. Aber die brauchen zusätzlich noch Mut und/oder das Vertrauen ihrer Programmchefs. Und spätestens da wirds dünn. Da geht man lieber auf die vermeintliche Nummer sicher und kocht die gleiche Soße wie alle anderen. - Mit der Folge, dass man so austauschbar wird wie alle anderen, genauso irrelevant, genauso belanglos.
 
Das natürlich nicht. Aber es gibt so tolle Musik, die mal in den Charts war und heute überhaupt nicht mehr im Radio vorkommt und die Leute trotzdem noch kennen, wenn man sie ihnen wieder vorspielt. Alleine da gibt es eine so große Musikauswahl, dass ein 24-Stunden-Programm ohne Doubletten locker gefüllt wird.
Auch das wird problemlos gehen ....
"...., dass ein 24-TAGE-Programm ohne Doubletten locker gefüllt wird"
 
Natürlich ist das nicht das einzige Kriterium. Und wenn @Grasdackel "Sweet Dreams" nicht mag, ist so eine Befragung ja eine super Gelegenheit, das dem Sender mitzuteilen.
Falls der Sender allerdings einen Mix aus aktuellen Songs und den großen Hits der 80er Jahre spielt und jemand bewertet alle aktuellen Titel und alle 80er negativ, ist derjenige halt nicht das Zielpublikum des Senders. Dann werden seine Ergebnisse in solchen Umfragen nicht gewertet.
Übrigens gibt es ein großes Publikum für "Sweet Dreams", "Take on me", "Africa" und natürlich "Down Under". Weil wir immer wieder fragen wissen wir, dass diese Titel nach wie vor sehr beliebt sind. Und weil wir uns nach dem Geschmack unseres Publikums richten und nach nix anderem, spielen wir sie. Das Gegenteil wäre, sich nicht nach dem Geschmack des Publikums zu richten. Fände ich ziemlich hochnäsig. Was das für die Quote bedeutet, hat @Giesinger gut zusammengefasst.
 
Nicht überraschend ist, dass "Sweet Dreams", "Take on me", "Africa" und natürlich "Down Under" in den Researchs gut abschneiden. Nicht abgefragt wird dagegen, ob und wie diese Best-Tester im laufenden Programm wirken und vor allem, ob sie dem Hörer bei zu häufiger Wiederholung auf den Keks gehen.
 
... und das tun sie auch, weil sich Otto-Normal-Hörer doch immer wieder darüber beschwert, dass im Radio immer nur das Gleiche läuft.

@Deutschlandpunk: Verstehe ich es dann richtig, dass die negativen Stimmen für Titel nicht berücksichtig und nur die Jubelstimmen für die immer gleichen Stimmen gezählt werden? Dann ist eine solche Umfrage im Grunde auch überflüssig, wenn man sich nur die vermeintliche Richtigkeit des eigenen Tuns bestätigen lässt.
Kein Wunder, dass das Popradio dermaßen am Ende ist.
 
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@Giesinger: Höre weiter Dudelfunk.
Giesinger lebt doch vom Dudelfunk. :p

Übrigens gibt es ein großes Publikum für "Sweet Dreams", "Take on me", "Africa" und natürlich "Down Under". Weil wir immer wieder fragen wissen wir, dass diese Titel nach wie vor sehr beliebt sind. Und weil wir uns nach dem Geschmack unseres Publikums richten und nach nix anderem, spielen wir sie. Das Gegenteil wäre, sich nicht nach dem Geschmack des Publikums zu richten. Fände ich ziemlich hochnäsig.
Ich finde es irgendwie hochnäsig, den kleinsten gemeinsamen Nenner als den "Geschmack unsere Publikums" zu bezeichnen. Und dafür irgendwelche groben Zahlenwerte heranzuziehen. Mag ja sein, dass "Sweet Dreams", "Take On Me", "Africa" und "Down Under" beliebt sind - ich sehe darin aber keinen Grund, eine Endlosschleife aus diesen vier Titeln zu spielen. Das ist unverschämt dem Ganztageshörer gegenüber, aber der bringt ja auch nicht das Geld.
 
Ich bringe mal eine steile These:
Mit Musik als BerieselungsProgramminhalt wird in absehbarer Zeit kein Sender mehr Hörer anlocken. Wozu Lieblings-, Hit- und sonstige Mixe? Das bekommt der Streamingdienst meiner Wahl abwechslungsreicher und sogar individuell geschmacklich befriedigender hin.
Da nützt diesem ganzen vagabundierenden Beratervolk auch kein Koffer mit 10.000 "top-getesteten" Titeln etwas.
 
@ThoRr : zum Teil, ja - was halt in deiner Welt unter Dudelfunk zu verstehen ist . Aber du bist offensichtlich keiner, der in irgendeiner Weise/Position beim Radio arbeitet, in irgendeiner Weise mal aktiv mitbekommen hat, wie das "hinter den Kulissen" funktioniert, geschweige denn in einer verantwortlichen Position war/ist. Aus Hörersicht kann ich viele Argumente verstehen - aber so läuft und funktioniert das in der Praxis eben nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
aber so läuft und funktioniert das in der Praxis eben nicht.
Stimmt leider.
Es gibt öffentlich-rechtliche Programmredaktionen, die sich nicht einmal trauen, von einem getesteten Titel aus der Rotation mal eine alternative Version zu spielen. Eine Liveaufnahme, unplugged, eine Neuaufnahme - nee, geht nicht, kennt der Hörer so nicht, ist nicht getestet, das machen wir lieber nicht.
 
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