Musikgeschmack soziologisch

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Funkgeist

Benutzer
Hatte letztens mal wieder eine wilde Diskussion mit einem Menschen, der "Objektivität" heilig hielt und vor allen Dingen jedwede Einordnung von Menschen in irgendwelche Schubladen heftigst ablehnte. Thema war eine (vorhandene??) Beziehung zwischen dem Musikgeschmack von Menschen und ihrem Sozialstatus bzw Intelligenz.
Ein Thema, das ja auch hier im Forum immer mal anteilig durchbricht im einen oder anderen thread....
Nun wollte mir der gute Mann erklären, da gäbe es allen Ernstes keinerlei statistisch nachweisbaren Zusammenhang. (Klischeebeispiel : Andrea-Berg-Fans sind im Schnitt dümmer als Coldplay-Hörer / ACHTUNG : zugespitzes Klischee-Bild, bitte nich dran hochziehen !)

Zwei Tage später hatte ich zu einem anderen Thema einen Psychiater als Studiogast, und der (vermutlicherweise ausgewiesener Menschenkenner ) kam bei dem Thema, das sich im Vorgespräch irgendwie ergab, sofort mit dem Spruch um die Ecke : "bei uns in der geschlossenen Demenz läuft auch immer WDR 4, warum wohl....." - und er lächelte sehr dabei.....

Meine Frage : gibt es irgendwo soziologische Studien, die solche Korrelationen nachweisen und was kommt dabei WIRKLICH raus ?
 
AW: Musikgeschmack soziologisch

Solche Studien kosten richtig viel Geld - vermutlich auch mehr, als das Testen von einzelnen Musiktiteln.
Sollte jemand wirklich die Kohle für derartige Untersuchungen ausgegeben haben, dann wird er die Ergebnisse für sich behalten, damit ihm die Investition auch entsprechende Vorteile bringt.
Da die Forscher ohne die Geldgeber wenig forschen können, entscheiden auch die Geldgeber individuell, wer sich die Resultate anschauen darf.
 
AW: Musikgeschmack soziologisch

Über solche Studien weiß ich freilich auch nichts, aber einen Stichpunkt möchte ich in den Raum werfen: Kopflastigkeit vs. Bauchgefühl. Abgedrehte Intellektuelle, von Psychotherapeuten gern schonmal als "Hirnwichser" bezeichnet, bedienen sich oft einer schwierigen, komplexen, verschachtelten Sprache, die ihnen dabei hilft, nicht an ihre Grundgefühle ranzumüssen. In Songtexten und -strukturen findet sich das ebenfalls. Schlichte Liedchen können da nicht befriedigen und müssen gemieden werden.

Thema "Sozialstatus": es gibt da - dessen bin ich mir nach langen Diskussionen zu diesem Thema sicher - auch einen, der künstlich herbeigeredet wird, um Barrieren zu schaffen, um sich abzugrenzen. Das funktioniert freilich sehr gut mit komplizierter Musik, an die "normale Menschen" nicht ranwollen. Sehr schön - unter anderem Blickwinkel - hat das schon in den 80ern Max Goldt in seinem "Monolog eines morganatischen Maurers" beschrieben.

Und daß auf der "Demenz" WDR4 läuft und nicht 1Live, dürfte vermutlich auch am Altersspektrum der Patienten liegen.
 
AW: Musikgeschmack soziologisch

Funkgeist schrieb:
Meine Frage : gibt es irgendwo soziologische Studien, die solche Korrelationen nachweisen [...]?

Aber sicher gibt es die, in rauhen Mengen sogar.

Zu den sog. "Bindestrich-Soziologien" zählt auch die Musik-Soziologie, welche sich mit dem Verhältnis Musik-Mensch-Gesellschaft seit geraumer Zeit wissenschaftlich auseinandersetzt.

Gebe mal in metager.de die Suchbegriffe "Musikgeschmack" und "soziologisch" ein, Du wirst eine Menge Material finden.

Vielleicht hilft es Dir ein wenig weiter, idR sind wissenschaftliche Untersuchungen leider nicht so allgemeinumfassend, wie sie häufig gewünscht sind.

LG in die Nacht,
Kobold
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben