Musikplanung im Hörfunk: Völlig am Publikum vorbei?

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Der Radiotor

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Ich weiß, wir hatten dieses Thema bestimmt schon oft in den Radioforen: Die Eintönigkeit der Musik im deutschen Radio. Berater legen einen Katalog best getesteter Musikstücke vor, und die Sender halten sich stur dran. Bloß keine Experimente, und häufige Titelwiederholungen. Jetzt musste sich WDR-Intendant Buhrow gestern ja dem Publikum stellen (siehe Extra-Thread). Ein Zuschauer beschwerte sich dass er bei WDR2 immer die selben Musikstücke höre, was den wohl größten Beifallsstrom des gesamten Abends auslöste. Buhrow ging aber gar nicht darauf ein und verwies darauf, dass der Sender doch erfolgreich sei. Genau das hört man auch von anderen Sendern, wenn es um Kritik an der Musikplanung geht: Wir sind doch Marktführer, wir sind doch erfolgreich, never change a running System. Es ist ja so schizophren, dass sich selbst Spartensender (Rock, Oldies, Soft Hits) nur aus genau diesem Best tested-Titelpool bedienen, statt 800 Songs bei AC-Wellen gibt es dann hier halt nur 200 in der Playlist.

Kann es aber sein, dass die meisten Leute sich berieseln lassen und dabei genervt in Kauf nehmen, dass die Musik langweilig und öde ist, und immer wieder die gleichen Titel laufen? Oder kann es auch sein, dass sie ohnehin das was läuft gar nicht richtig wahrnehmen und es ihnen völlig egal ist welche Musik läuft. Würden sie also nicht den Sender wechseln (die Urangst der Radiomacher, seit es Berater gibt), wenn musikalisch einmal ein nicht-top-getesteter Song (sagen wir mal von Talk Talk "Dum Dum Girl" statt "Such a Shame") eingeplant wird? Würde der Sender dadurch evtl. sogar zusätzliche Fans gewinnen - diejenigen, die einmal etwas anderes hören wollen - und dem Rest ist es egal wie bisher schon und er lässt sich weiter berieseln?

Ich nenne mal bewusst einen Sender, der auf alle Berater pfeift: Schwarzwaldradio. Große Rotation, viele Perlen, und - glaubt man dem Geschäftsführer - der erste Sender der vorrangig über DAB+ läuft und schwarze Zahlen schreibt.

Was denkt ihr: Ist die Musikplanung bei den meisten Sendern völlig am Publikum vorbei, und sind es doch nicht nur wir Radioforen-Exoten, die sich darüber beschweren?
 
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Ich habe mich mit vielen Bekannten in den letzten Wochen und Monaten über das Musikprogramm von WDR 2 unterhalten. Alles "normale" Hörer, die unisono sagen, dass sich das Niveau des Musikprogramms von WDR 2 merklich verschlechtert habe. Da werden im Grunde erträgliche Titel durch die hohe Frequenz an Wiederholungen unerträglich. Titel wie "Let her go" von Passenger oder "Ho Hey" von den Lumineers sind hier als abschreckende Beispiele zu nennen. Ich bedaure die Moderatoren ... und vermute, dass sie häufiger als üblich bei den Songs die Kopfhörer auf der Schreibtischplatte ablegen ;)

Ich habe meine Meinung dazu vor einer Woche als Hörerbrief an die Musikredaktion geschickt. Die Kritik war heftig aber in in Form und Wortwahl korrekt. Bis heute habe ich ausser einem automatisiert erstellten Zwischenbescheid keine Antwort erhalten. Soviel zum Thema "Wir wollen den Dialog mit dem Hörer". Vermutlich ist es den Verantwortlichen auch wurscht ob den Hörern die Musik zusagt. Dieser Eindruck drängt sich jedenfalls. Es ist ja öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Und damit kreativ und unbeeinflusst vom niveulosen Musikgeschmack der Hörer :(
 
Darüber wie hier die Hörerzahlen zustande kommen ist ja auch schon des öfteren spekuliert worden. Womöglich nennen befragte Personen einfach einen Sender, der ihnen gerade einfällt. Man will ja schließlich schnell fertig werden.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass nur den Mitgliedern aus diesem Forum das deutsche Radio größtenteils gewaltig auf den Geist geht. Vielmehr denke ich, dass die meisten Leute es einfach über sich ergehen lassen. Man sucht sich halt den Sender, der einen nicht ganz so nervt.
 
Du wirst doch nicht im Ernst annehmen, daß, vor allem bei Privatsendern es irgendjemanden interessiert was oder welche Musik gespielt wird?
Musik ist nur Pausenfüller zwischen den Werbeblöcken, Moderatoren-Dummgelaber, Pseudo-Verarschungs-Gewinnspielen, etc.
Es gibt keinen Moderator mehr, das ist eine ausgesorbene Spezies. Vor dem Mikrofon sitzen zumeist nur noch Claimaufsager, Nachrichten-ver-leser usw.
 
Die Hörerschizophrenie besteht darin, einerseits zu beklagen, dass die immer gleiche Musik gespielt werde, um sich andererseits genervt abzuwenden, wenn Unbekanntes läuft. Was der Hörer nicht kennt, will er auch nicht hören. Vertraut soll's sein.
Also muss sich der Sender entscheiden. Und wofür? Für das Programm, dass sicheres Geld bringt. Hörer sind wurscht, Hörerzahlen sind wichtig. Meinungen sind wurscht, die Kasse mus stimmen.
Wer auch nur im Traum daran denkt, dass Radio für die Hörer gemacht würde, sollte schnellstens aufwachen.
Radio wird den Hörern lediglich sanft untergeschoben, um es dann dem Werbekunden zu verkaufen.

Mancher Radiomacher macht seinen Job sicherlich auch, weil er dem Hörer eine gute Tagesbegleitung bieten will, aber auch damit bewegt er sich innerhalb der Verkaufsambitionen der Geschäftsführung. (Privat)radio ist ein Geschäftsmodell, das sich rechnen muss.
 
Am Publikum vorbei würde ich nicht sagen. Eher: "Unsere Hörerinnen und Hörer, die unbekannten Wesen"
Also nichts verkehrt machen und Titel spielen die nicht weh tun.


Ich würde im Sender einmal monatlich eine Aktion starten und Hörer/innen ins Studio zu einer Diskussionsrunde einladen, maximal Schulklassengröße.
In der Diskussion sollte es um das Thema Musikauswahl gehen und darum was gespielt werden soll.
Je nach Tageszeit gibt es dazu ein Frühstück/Abendbrot vom Buffet.
Wer den Platz nicht hat kann auch Räume für den Diskussionsabend außerhalb anmieten.

Ich würde dann in dem Rahmen Hörproben für die Zielgruppe des Senders anbieten und über die Akzeptanz
der vorgestellten Titel diskutieren, oder anonym abstimmen lassen.
Wichtig ist das die Hörerinnen und Hörer zu Wort kommen.

So erhält man im Laufe der Zeit Informationen über seine Zielgruppe und was sie gern bei ihrem Sender hören möchte.
Die Musikplanung geht dann nicht mehr am Publikum vorbei.
 
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In den letzten Jahren konnte man wunderschön beobachten, daß je flacher und eintöniger das Musikprogramm wurde, umso höher die ausgewiesenen MA-Zahlen wurden.

Wenn man als Sender so eine, ich sage mal freundlich "kritikfreie", Hörerbasis möchte, dann paßt die Musikplanung haargenau.
 
Die Hörer befragen was sie im Radio hören wollen, das kann leider nur in die Hose gehen. Absolut Radio hatte ja versucht Erkenntnise über die Lieblings-Musikfarbe der Hörer zu gewinnen. Heraus kam das:

http://www.absolutradio.de/mitmachen/eure-musiktipps/

Das bereitete dem Berater dann wohl doch zu viel Bauchschmerzen. Das ganze Konzept wurde bekanntlich über Bord geworfen und mit Absolut Relax ein Sender in den DAB+-Äther geschickt, der genau das Gegenteil verkörpert: Die 200 best getesteten Soft AC-Songs plus ein paar Currents aus den Charts. Aalglatt. Bloß kein Experiment mehr wagen.
 
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Die Hörerschizophrenie besteht darin, einerseits zu beklagen, dass die immer gleiche Musik gespielt werde, um sich andererseits genervt abzuwenden, wenn Unbekanntes läuft. Was der Hörer nicht kennt, will er auch nicht hören. Vertraut soll's sein.
Also muss sich der Sender entscheiden. Und wofür? Für das Programm, dass sicheres Geld bringt.

Das ist doch nutzloses Beratergedöns mit dem sich das ideen- und motivationslose Printradiokonsortium schulterzuckend aus der Affäre zieht. Macht endlich mal enen Schnitt und führt eine handvoll formattechnisch sauber abgegrenzter Musikkanäle ein statt den Leuten auf allen Wellen dieselbe Soße zu servieren und der Hörer entwickelt wieder ein ansatzweises Interesse für die musikalischen Inhalte, die der Hörfunk transportiert.

Aber bis auf billige Ausflüchte fällt euch ja nix ein, ihr wollt nur eure "Hits" kreieren und kräftig daran verdienen, zumindest solange man die abgemagerte Kuh noch melken kann. Was im Radio läuft entscheidet eine Kungelrunde aus systemimmanenten Promotern und Consultern, der Hörer ist mittlerweile völlig entmündigt und tut das einzig Richtige: Er flüchtet sich in andere Berieselungsszenarien jenseits dieser unsäglichen Dudelradiolandschaft.

@Hepp: Du hast recht, auch die meisten öffentlich-rechtlichen Musikwellen werden nur noch nach dem Drill der Beraterschaft ausgerichtet um so viel Geld hereinzuholen wie möglich. Da wird nur noch aggressiv Musik beworben oder eine externe Firma darf ihre oldiegeschwängerte Playlist zu Geld machen, was der Hörer denkt ist dabei völlig irrelevant. Die einzige Form von Kommunikation, die man noch zulässt sind kurzlebige Facebook-Einträge, wobei kritische Beiträge schnell aussortiert werden. Die alte Institution Radio erlebt mit Ausnahme des unangefochtenen Info- und Kultursegments gerade ihre Götterdämmerung.
 
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@grün:
Bis vor ein paar Jahren hatte ich noch gedacht, dass wenigstens der öffentlich-rechtliche Rundfunk hörbar bleibt. In den Bereichen Wort und Information mag das ja noch zutreffen, doch es gibt nicht eine Pop-Welle, die nicht spürbar abgeflacht ist.
 
Aaaaaaaaabeeeeer ...
.. die Radiohörbereitschaft (cooles Wort) hat sich geändert. Der Großteil der Radiohörer hört zur Drive-Time Radio auf dem Weg zur oder von der Arbeit. Meistens läuft in dieser Zeit der Sender der vom Navi vorgeschlagen wird weil er die sicherste Verkehrsdurchsage hat. 20 Minuten Berieselung hin und 20 Minuten Berieselung zurück, das sind 40 Minuten Radio am Tag. In dieser Zeit hat der durchformatierte Radiosender aber mindestens 12 mal seinen Claim reingejagt und 2 Comedy Sendungen hinterhergeschickt. Von Dauerberieselung der ewig gleichen 20 Lieder bekommen diese Leute so gut wie nichts mit. Durch das Claimen können solche Höhrer bei einer MA aber immer schön den Namen des gehörten Sender nennen und das wars.
Dauerhörer in Fabrikhallen bekommen neben der Arbeit sowieso nur teilweise etwas mit. Im Büro hört man mittlerweile über das Internet einen Sparten Musik-Kanal.
Die Zeit wo man gezielt auf Sendungen im Radio gewartet hat sind für die meisten lange vorbei, nur die wenigen die das noch so kennen und praktizieren merken wie schlecht das Medium "Radio" durch das Formatieren geworden ist. Immer schön den kleinsten gemeinsamen Nenner der Masse finden, so das man sie seicht berieseln kann und blos keiner wegschaltet.

Natürlich merken die Leute in den Studios und Funkhäusern das diese Dauerberieselung und der Stumpfsinn blöde macht, doch ändern können sie auch nichts so lange dieses Format funktioniert regiert das Geld /die Quote und sonst nichts!
 
Natürlich merken die Leute in den Studios und Funkhäusern das diese Dauerberieselung und der Stumpfsinn blöde macht, doch ändern können sie auch nichts so lange dieses Format funktioniert regiert das Geld /die Quote und sonst nichts!

Zumal das deutsche Radio werbetechnisch in ein enges Korsett gepresst ist, das die Verlagshäuser vorgeben: Friss oder stirb. Am Ende sterben alle, denn dieses Konzept hat keine Zukunft.

Im Büro hört man mittlerweile über das Internet einen Sparten Musik-Kanal.

Den deutschen Durchschnitts-Dudelsender hält auf die Dauer kein normal tickender Mensch aus.
 
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Viele Radiostationen in Deutschland haben wohl Angst mit einer mutigen und erfrischenden Musikauswahl ihre Hörer zu vergraulen. Immer schön aalglatt, unaufgeregt und mit den üblichen 200 Songs im Repertoire.

Hat man mal gute Sonderaktionen wie "SWR3 spielt verrückt", wo sich die Hörer einfach alles von Volksmusik bis Trashmetal wünschen dürfen, wird nach jedem Song mehrfach erwähnt, dass es eine "Sondershow" ist. Der Stammhörer, der das trotz wochenlangem bashing zur Sendung nicht mitbekommen hat, darf nicht verschreckt werden! Aber wenn man sich die (recht rocklastige) Playlist ansieht wird klar, was der geneigte Hörer mag. Und das ist halt eben nicht die Grütze, die tagtäglich gesendet wird.
 
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Ein paar Schubladen sollte es schon geben, damit sich der Hörer grob orientieren kann. Zudem wäre ein deutschesprachiges Format ein wichtiger Nährboden für moderne, massenattraktive Musik jenseits der Schlagerformel und gut für den Plattenabsatz, an dem sogar die Verlage mitverdienen könnten, wenn sie denn mehr Vorstellungskraft entwickelt hätten.

Aber an all diesen Innovationen hat das Kartell trotz korrigierter Sichtweise kein Interesse, weil sie ohne Anlauffinanzierung nicht zu packen wären und weil branchenintern keiner mehr an die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit des UKW-Musikradios glaubt. Bei den Hörern hat man ja schon länger keinen Kredit mehr und die Abwanderung der Stammklientel ist infolge zahlreicher Zumutungen in vollem Gange. Die jahrelange Wunschzielgruppe macht sich dank attraktiver Netzangebote eilends aus dem Staub und denjenigen, die am Ende übrigblieben, hat man nichts zu bieten.

Sie schaffen es ja noch nicht mal die Jugend mit unterschiedlichen Musikformaten zu ködern, wer will schon immer Einheitsbrei hören? Die zukünftige Rolle des Musikradios liegt v.a. in der Promotion - und da ist - wegen der zwangsläufigen Kleinrotation - Angebotsvielfalt unerlässlich. All das haben die deutschen Radioplaner nicht kommen sehen und durch ihre ruinöse Strategie sogar den letzten treuen Hörer verprellt, denn Minirotationen, die auf allen Kanälen gleich klingen, sind des Radiogeschäfts sicherer Tod.

Und deswegen kommt man an einer Kehrtwende nicht mehr vorbei.
 
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Auch wenn es ein wenig off topic erscheint: Endlich ist das Argument widerlegt, WDR 2 würde ein überdurchschnittlich gutes Musikprogramm gestalten, weil es nicht unter dem Einfluss des ach so niveaulosen Kommerzfunks, den es in anderen Bundesländern, nur nicht in Nordrhein-Westfalen gäbe, stünde.

Inzwischen ist WDR 2 ebenfalls zu einer austauschbaren Dudelfunkwelle herabgesunken.
 
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ricochet schrieb:
Das ist doch nutzloses Beratergedöns mit dem sich das ideen- und motivationslose Printradiokonsortium schulterzuckend aus der Affäre zieht. Macht endlich mal enen Schnitt und führt eine handvoll formattechnisch sauber abgegrenzter Musikkanäle ein statt den Leuten auf allen Wellen dieselbe Soße zu servieren und der Hörer entwickelt wieder ein ansatzweises Interesse für die musikalischen Inhalte, die der Hörfunk transportiert.

Aber bis auf billige Ausflüchte fällt euch ja nix ein, ihr wollt nur eure "Hits" kreieren und kräftig daran verdienen, zumindest solange man die abgemagerte Kuh noch melken kann. Was im Radio läuft entscheidet eine Kungelrunde aus systemimmanenten Promotern und Consultern, der Hörer ist mittlerweile völlig entmündigt und tut das einzig Richtige: Er flüchtet sich in andere Berieselungsszenarien jenseits dieser unsäglichen Dudelradiolandschaft.
Schön wär's, wenn das nur "Beratergedöns" wäre. Ich habe es auch lange gehofft, aber meine Erfahrung in meinem Bekanntenkreis zeigt eben dies: Die Leute hören SWR3. Das finden sie "irgendwie ganz gut", beklagen aber, dass "die aber auch immer nur das Gleiche spielen". Ich stimme zu und bin erfreut. Dann kommt plötzlich ein neuer/unbekannter Titel und es folgt regelmäßig die immer gleiche Reaktion: "Ache nee, da hab jetzt kein' Bock drauf auf diesen neuen Kram." Da sind noch keine vier Takte gespielt und es wird auf SWR1 oder Antenne 1 gewechselt. Darauf angesprochen, dass es vorher noch hieß, "die spielen aber auch immer nur das Gleiche", wollen exakt diese Leute genau davon nichts mehr wissen, bzw. erklären, dass sie das "im Prinzip ja schon auch so meinen", aber jetzt gerade hätten sie eben "kein Bock drauf".
So etwas desillusioniert dann schon gehörig.
 
Aber jeder Titel wurde doch irgendwann mal eingeführt, nicht wahr? Wenn das auch nur annähernd stimmen würde hätte es ja seit 1985 kein neuer Titel mehr ins Radio geschafft, das Hitradio lebt aber von Neuerscheinungen, die es zu Hits aufblasen kann.
 
Schön wär's, wenn das nur "Beratergedöns" wäre. Ich habe es auch lange gehofft, aber meine Erfahrung in meinem Bekanntenkreis zeigt eben dies: Die Leute hören SWR3. Das finden sie "irgendwie ganz gut", beklagen aber, dass "die aber auch immer nur das Gleiche spielen". Ich stimme zu und bin erfreut. Dann kommt plötzlich ein neuer/unbekannter Titel und es folgt regelmäßig die immer gleiche Reaktion: "Ache nee, da hab jetzt kein' Bock drauf auf diesen neuen Kram." Da sind noch keine vier Takte gespielt und es wird auf SWR1 oder Antenne 1 gewechselt. Darauf angesprochen, dass es vorher noch hieß, "die spielen aber auch immer nur das Gleiche", wollen exakt diese Leute genau davon nichts mehr wissen, bzw. erklären, dass sie das "im Prinzip ja schon auch so meinen", aber jetzt gerade hätten sie eben "kein Bock drauf".
So etwas desillusioniert dann schon gehörig.

Hey, beobachter, keine zwanzig Beiträge in den letzten Jahren und seit Oktober bist Du wie weiland Dornröschen wieder zum Leben erwacht :D Beifall!

Du bringst es genau auf den Punkt: Das Altbekannte wird akzeptiert, beim Nebenbeihören sowie, bei bewussten Zuhören meinetwegen auch und dann kommt der neue/unbekannte Titel. Und genau hier haben alle Sender das Problem: wie überstehe ich als Sender die sieben Kontakte dieses Titels beim Hörer, bis er für ihn nicht mehr "neu" ist. Vielleicht hat er ihn schon zweimal "fremdgehört", bleiben immer noch fünf Plays mit fraglichem Abschaltverhalten. In grauer Vorzeit hat der Sender gesagt: egal, die Hörerschaft ist treu und jeweils im Laufe der Zeit haben sie all die neuen Titel "gefressen". Heute allerdings, grassiert die panische Angst, auch nur ein einziger Hörer könnte dabei wegschalten. Was ist also zu tun? Du musst als Sender jeden einzelnen Neutitel so mit entsprechend gebriefter Moderation einführen, dass in dieser frühen Phase der "Hab-jetzt-kein'-Bock"-Hörer dennoch dranbleibt.

Keine Ahnung, ob dieser Mechanismus überall bekannt ist und ihm Rechnung getragen wird.
 
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Das Abschalt-Phänomen bei unbekannter Musik habe ich auch schon beobachtet, insbesondere im Büro. Die häufigen Titelwiederholungen werden dort als notwendiges Übel akzeptiert. "Das ist halt auf allen Sendern so." Das Repertoire der meisten Sender könnte allerdings auch erheblich größer sein, ohne dass sie auf neue oder sonstige unbekannte Musik zurückzugreifen müssten. Es gibt ja z.B. einen Unterschied zwischen ... rs2 und Welle Nord, wobei keiner von beiden Exotisches spielt.

"Völlig am Publikum vorbei" ist die Musikauswahl mit Sicherheit nicht. Die Sender wären ja blöd ;) zumindest wenn sie nicht die einzigen auf dem Markt sind.
 
Und deswegen ist es sinnvoll Programme nach Genres und Geschmacksrichtungen zu sortieren. Innerhalb jedes (reichweitenstarken) Genres gibt es Fans, die auf Neues brennen - dann könnt ihr eure 80er endlich im AC-Friedhof parken.
 
Auch wenn es ein wenig off topic erscheint: Endlich ist das Argument widerlegt, WDR 2 würde ein überdurchschnittlich gutes Musikprogramm gestalten, weil es nicht unter dem Einfluss des ach so niveaulosen Kommerzfunks, den es in anderen Bundesländern, nur nicht in Nordrhein-Westfalen gäbe, stünde.

Inzwischen ist WDR 2 ebenfalls zu einer austauschbaren Dudelfunkwelle herabgesunken.

Glaubst du das es nur in NRW so mau ausschaut? Sicherlich, man hat neben den ÖR und den Lokalen noch einen Landesweiten Sender, aber mehr Vielfalt haben wir in Bayern trotzdem nicht.

Ich kann mich noch gut an die 80er und 90er erinnern. Da gab es nicht nur bei den ÖR sondern auch bei den Privaten ein buntes Musikprogramm. Von der Morningshow bis zu Wunschsendung. Vom Jugendmagazin bis zur Oldiesendung. Vom Kinderfunk bis zur Partysendung. Mit solchen Formaten wurden die Privaten groß.

Heute heißt es nur nicht mehr experimentieren, alles gleichförmig lassen und niemanden erschrecken. Daran hat sich der Hörer inzwischen gewöhnt. Und das umschalten lohnt sich auch nicht mehr da der andere Sender auch nichts anderes bringt. Da bleibt man doch lieber bei den eingestellten Sender, und lässt sich von den berieseln.

Ach übrigens, zu den angeblich so langweiligen NRW. Ich wünschte oft Bayern1 wäre so wie WDR 4. Bei WDR4 gibt es Abends noch wirklich interessante Musiksendungen die man bei Bayern1 inzwischen vergeblich sucht.
 
Das kann man Absolut Radio aber nicht vorwerfen, denn die müssen letztendlich Quote machen, anders funktioniert es im Privatradio nicht.

Sicher kann man es ihnen nicht vorwerfen. Es hat ja auch funktioniert: Sie hatten mal für zwei Tagen einen Werbekunden (Steigerung um 100 Prozent) und bei Relax rund 100 Fratzenbuch-Likes mehr. Sie kommen langsam in die Nähe unseres örtlichen Radpolo-Vereins, also alles war ein voller Erfolg.

Was ich ihnen nach wie vor vorwerfe ist die Begündung für den Relaunch: Man habe auf Wünsche der Hörer reagiert und daher verschiedene Formate getestet, hieß es. Hätten sie gesagt "Wir haben auf Marktforscher und Berater reagiert die uns dazu geraten haben unser bisheriges Musikformat über Bord zu werfen" wäre es näher gekommen.

Egal, meine Wut hat sich inzwischen etwas gelegt, aber mit dem Resultat, dass ich die DAB+-Technik nun weitgehend ungenutzt lasse und mein Allheilmittel im Internet gefunden habe. Obwohl ich die Technik und vor allem die Gängelung durch Telkos (Zugang nur nach Maut, Highspeed-Drosselung etc.) eigentlich verdamme.
 
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Ach übrigens, zu den angeblich so langweiligen NRW. Ich wünschte oft Bayern1 wäre so wie WDR 4. Bei WDR4 gibt es Abends noch wirklich interessante Musiksendungen die man bei Bayern1 inzwischen vergeblich sucht.
Ja, ich denke, dass die Kritik am WDR auf einem sehr hohen Niveau ist und andere Sender in Deutschland wesentlich kritikwürdiger sind. Ich bin manchmal wirklich erschrocken, wenn ich in anderen Bundesländern bin und dort Radio höre, über so viel Schwachsinn.
 
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