Musikplanung im Hörfunk: Völlig am Publikum vorbei?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
@der beobachter: Wenn die Ö/R in ihrer gnadenlosen Jagd nach Einschaltquoten mit ihren Gebührengeldern die Privaten kopieren und in Wettbewerb mit ihnen treten (Anm.: ich dachte immer, das sei eben NICHT ihr Auftrag), darf man sich nicht wundern, wenn das ökonomische Auswirkungen auf die Privaten hat; insofern verwechselst du Ursache und Wirkung!
 
Keine Ahnung, ob ich hier Ursache und Wirkung verwechsle. Ich habe bisher fast ausschließlich im Privatfunk gearbeitet und erlebe da bis heute, dass alles, was journalistisch ist, im Handumdrehen als "zu teuer", "wollen die Hörer doch gar nicht, die wollen Spaß" weggeurteilt wird.

Mir ist egal, ob das ör oder privat ist, ich halte das grundsätzlich für ein Armutszeugnis. Ist eben eine Frage des Grundverständnisses. Ich weiß, dass private Stationen zum Geldverdienen da sind, aber wer sich einen journalistischen Anstrich verpasst und dann herausstreicht, dass im Haus doch tatsächlich drinsteckt, was man draußen aufgepinselt hat, dem bin ich nicht bereit, Beifall zu klatschen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@der beobachter: Wenn die Ö/R in ihrer gnadenlosen Jagd nach Einschaltquoten mit ihren Gebührengeldern die Privaten kopieren und in Wettbewerb mit ihnen treten (Anm.: ich dachte immer, das sei eben NICHT ihr Auftrag), darf man sich nicht wundern, wenn das ökonomische Auswirkungen auf die Privaten hat; insofern verwechselst du Ursache und Wirkung!

Du sprichst wohl vom Fernsehen, denn beim Radio gibt es keine Einschaltquoten, noch nicht mal Annäherungswerte.

Das von beobachter als "Matschfunk" titulierte Radioprogramm wird wohl bei niemandem mehr Gnade finden, deswegen sind aussagekräftige und glaubhafte Zahlen von vorneherein unerwünscht. In der MA stehen ja komischerweise immer die Promo-Wellen oben, so wie es die Drahtzieher dieser Kampagne haben wollen.

Und diese Promowellen sind mittlerweile so uninteressant, dass man sich in keinem Forum mehr ernsthaft damit auseinandersetzt. Wenn mal eine Nichtpromowelle an der Spitze liegt bewegt sich ihr Altersschnitt laut MA um die 60 Jahre, womit sie erst recht aus dem Rennen ist und keinen relevanten Marktwert mehr hat (kosmetischer Sieger). Der wahre Gewinner ist dann erst recht wieder die stärkste Promowelle.

Denn in der MA geht es vordergründig um nichts anderes als um die Festlegung der Werbetarife, die tatsächliche Hörerzahl interessiert die Veranstalter nicht die Bohne. Am Ende kommt es nur darauf an, dass den "richtigen Sendern" das Gros der Werbeeinnahmen zufließt.

Wer diese Zusammenhänge erst mal begriffen hat ist klar im Vorteil.
 
Zuletzt bearbeitet:
ricochet schrieb:
Denn in der MA geht es vordergründig um nichts anderes als um die Festlegung der Werbetarife, die tatsächliche Hörerzahl interessiert die Veranstalter nicht die Bohne.
Fast richtig.

Allerdings wird die MA nicht allein von den Veranstaltern durchgezogen/beauftragt. Die Werbewirtschaft ist daran genauso beteiligt. Und die ist sogar ausgesprochen interessiert an realistischen Zahlen.
 
Die Werbewirtschaft kann das Interessensgeflecht innerhalb Radiosparte nicht ändern. Große Unternehmen verbreiten übers Radio ja in der Tat nur noch Flächenbombardements quer über alle Frequenzen, weil sie auf die MA keinen Pfifferling mehr geben. Deswegen bucht man gleich ganze Pakete um das ganze Land abzudecken, eine Differenzierung nach Welle macht in der deutschen Radiolandschaft kaum noch Sinn.

Im Übrigen spielt das Radio als Werbeträger eine untergeordnete Rolle.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist ganz einfach, aber noch nicht von allen begriffen: Radio ist kein journalistisches Medium (mehr). Zumindest gilt das für nahezu das komplette Privatradioangebot. Dort handelt es sich um einen reinen Werbeträger, also sozusagen das Anzeigenblatt mit Musikbett.
Deswegen sind Diskussionen über journalistische Qualität in diesem Privatfunk müßig.
Umso mehr ist aber der Diskurs über die journalistischen Angebote in den Öffentlic-Rechtlichen geboten. Denn dort droht er bei der Hatz hinter den Einschaltquoten eben auch mehr und mehr auf der Strecke zu bleiben. Und wenn das so weitergeht, stellt sich die Daseisnfrage für das ganze Öffentlich-Rechtliche System.
 
Das sehe ich ein klein wenig anders, Mannis Fan, in meinen Praktika im Privatfunk (naja, okay, auch Bürgerfernsehen) habe ich sehr wohl journalistisch gearbeitet, und diese Arbeit und Mühe wurde nicht verlacht, und es hat mir auch keiner meiner Kollegen um die Ohren gehauen, dass dies völlig sinnfrei ist.
Von daher finde ich Deine Aussage ein bisschen schade: auch wenn ich "nur" ein (doofer(?)) Praktikant war, so habe ich diese Arbeit sehr ernst genommen und war auch mit Enthusiasmus und Engagement dabei.
 
Aber es ist ja so, wie Mannis Fan es schreibt: Privatfunk ist kein journalistisches Medium mehr. Nur habe ich keine Lust, das einfach so zu schlucken.

Bürgerfunk ist eine völlig andere Kiste.
 
Das sehe ich ein klein wenig anders, Mannis Fan, in meinen Praktika im Privatfunk (naja, okay, auch Bürgerfernsehen) habe ich sehr wohl journalistisch gearbeitet, und diese Arbeit und Mühe wurde nicht verlacht, und es hat mir auch keiner meiner Kollegen um die Ohren gehauen, dass dies völlig sinnfrei ist.
Innerhalb des BüFu/BüFe vermutlich nicht... Ansonsten sehe ich das sehr ähnlich wie debe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Leider gilt eben auch: Der Privatfunk weiß das, aber es juckt ihn nicht. Als mir - damals Nachrichtenredakteur - der Programmchef meines Senders erklärte, im Privatfunk brauche man heute keine Journalisten mehr, habe ich mir schon ziemlich grundsätzliche Gedanken gemacht. Eine Einzelmeinung im Privatfunk war seine Meinung jedenfalls nicht.
Und wenn ich höre, aus welchen Gründen sich mancher Privatfunker für einen "kritischen Journalisten" hält, will ich auch keinen Journalismus im Radio. Jedenfalls nicht solchen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann ich bestätigen. Die Erkenntnis, dass weder Journalismus noch Journalisten im (Privat-)Funk eine Zukunft hat, war es, die mich seinerzeit in die Flucht getrieben haben. Das war damals eine bittere Entscheidung für mich, aber ich habe sie bis heute nicht bereut, haben sich doch alle meine schlimmsten Befürchtungen nicht nur bestätigt, sondern sie wurden sogar weit übertroffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Ansicht kann man gar nicht gut finden, weil es die zensierte Version des Covers ist. Der Bikini ist nämlich nachträglich draufgemalt!
 
1979-xx-xx-tag.jpg
 
Ich weiß nicht, ob ich zuwenig Konkurrenzbeobachtung betreibe, oder ob hier einfach grundsäzlich unterschiedliche Definitionen des Begriffs Journalismus der Knackpunkt sind.

So flach und voraussehbar die Musikauswahl auch ist, so nervig die Gewinnspiele etc...es ist mir trotzdem zu einseitig, alles über einen Kamm zu scheren und jedem Privatsender und quasi der gesamten Belegschaft jegliche journalistische Kompetenz abzusprechen.

Zum Journalist sein gehört auch Differenziertheit. Die Mühe machen sich die Kritiker, die immer nur "alles scheiße" skandieren, meiner Meinung nach nicht.

Kann ich bestätigen. Die Erkenntnis, dass weder Journalismus noch Journalisten im (Privat-)Funk eine Zukunft hat, war es, die mich seinerzeit in die Flucht getrieben haben. Das war damals eine bittere Entscheidung für mich, aber ich habe sie bis heute nicht bereut, haben sich doch alle meine schlimmsten Befürchtungen nicht nur bestätigt, sondern sie wurden sogar weit übertroffen.
Wohin bist du denn geflüchtet? Und wo warst du, wenn ich fragen darf?
 
@Radioaktivität
Das kann man hier in vielen alten Fäden nachlesen, aber ich kann es für Dich gerne noch einmal sagen.
Ich war bei einem privaten Sender in Freiburg und ich bin in die Unternehmenskommunikation eines großen Unternehmens geflüchtet.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben