Musikplanung im Hörfunk: Völlig am Publikum vorbei?

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Ich fürchte, 99 Prozent aller Musikberater ist bis heute entgangen, dass es ein radioforum überhaupt gibt. Musikberater (wie alle Berater) brauchen keinen Austausch und keine anderen Ansichten (abstrus oder nicht), sondern die wissen schon alles. Sonst wären sie ja keine Berater.:D

Keineswegs! Die sind nur schlau genug sich nicht auf Diskussionen einzulassen bei denen sie Standpunkte einnehmen müssten, die ihnen selber peinlich sind und nur zu massiven Anfeindungen führen würden - und das müssten sie, wenn sie ihr Geschäftsmodell gegen den erbitterten Widerstand des vereinten Kollektivs rechtfertigen würden. In Wahrheit stehen diese Berater gar nicht hinter dem was sie tun, sie benutzen die Radiosender nur als Selbstbedienungsladen für aggressive Hitpromotion und als Zwangsabnhehmer ihrer hauseigenen (Oldie-)Playlists, die sich schon vor Jahrzehnten amortisiert haben - also weder Mühe noch Kosten bereiten. Gestützt werden sie von der starren Eigentümerfront, sonst wäre das Spiel längst aus. Kein Wunder, dass sich so ein Berater nicht der wütenden Öffentlichkeit stellt, schließlich weiß er selbst nur zu gut wie er sein Wirken einzuschätzen hat und dass er weder bei Hörern noch beim klassischen Radiojournalismus Verbündete findet..

Und warum läuft überall dasselbe Zeug? Damit die Dinger jeder kennt, auch wenn er nur wenig Radio hört. Das ist das Geschäftsmodell Dudelradio auf den Punkt gebracht.
 
Nein, das machen Berater nicht. Schon gar nicht gestützt werden sie von der "Eigentümerfront". Mittels des Einsatzes von Beratern sichern sich PDs und die mittere Chefebene ab, um im Fall sinkender Quoten alles auf den Berater abzuschieben. Und für einen Tausender am Tag spielen die gern den Blitzableiter. Das weiß jeder. Wer anderes behauptet ist branchenfremd oder blind.

Abgesehen davon sind Berater nicht mehr das, was sie mal waren. Es ist etwas anderes, wenn Scott Lockwood Tipps gegeben hat. Da kann eine Frau mit lockigen Haaren nicht mithalten.
 
Funkenstein schrieb:
Mittels des Einsatzes von Beratern sichern sich PDs und die mittere Chefebene ab, um im Fall sinkender Quoten alles auf den Berater abzuschieben.
Zustimmung. Zeigt sich auch daran, dass bei sinkenden Quoten die PDs am Arsch sind, aber die Berater bleiben. Oder, nein, hm... äh, also, wie war das nochmal... *kopfkratz*
 
Wer wär' nicht gern Radioberater, von der leicht verdienten Beute kann man noch ganz gut leben. Aber wehe die Krise schlägt voll durch, womit berschäftigen wir dann den aufgeblähten Beraterapparat? Wer weiß? Manche schwärmen schon von der staatlichen Zeitungsförderung, so was könnten die Verleger doch auch für ihr Qualitätsradio einfordern.
 
Die Berater sind immer noch die Klügsten in einer Branche voller Dummköpfe - also regt euch nicht über die Berater auf, sondern über diejenigen, die sie engagieren.
 
Fast volle Zustimmung. Die Radiobeschäftigten sind nicht alles Dummköpfe, da gibt es viele hochkompetende Leute. Aber Du hast Recht, Manni: Beratungsagenturen zu beauftragen, ist auch meines Erachten die größte Dummheit von jenen in den höheren Etagen von Radioveranstaltern, selbst wenn sich damit kurzfristig Hörerzuwächse und interne Unangreifbarkeit versprochen werden. Für das Radio als solches vermauert die Hörigkeit gegenüber diesen Consultern die eigene Zuzkunft. Gleichzeitig widerspreche ich dem lieben Verschwörungsuser ricochet (wieder einmal!): Der Beraterapparat ist nicht aufgebläht. Ich kenne alle und Du kannst sie an den Fingern Deiner Hände abzählen.
 
Der Beraterapparat ist nicht aufgebläht. Ich kenne alle und Du kannst sie an den Fingern Deiner Hände abzählen.
... und damit ist dann auch geklärt, warum Radioprogramm A nahezu genau so klingt, wie Radioprogramm B, auch unter dem Aspekt, dass sicherlich alle in eine "Schule" gegangen sind, die selben Lehrer hatten. - Standardisiertes, eintöniges und langweiliges Radio eben.
 
... und damit ist dann auch geklärt, warum Radioprogramm A nahezu genau so klingt, wie Radioprogramm B, auch unter dem Aspekt, dass sicherlich alle in eine "Schule" gegangen sind, die selben Lehrer hatten. - Standardisiertes, eintöniges und langweiliges Radio eben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Gebetsmühle

Der Austausch von immer denselben Argumenten ist auch nicht gerade ein Beweis von Kreativität.

o_O
 
Argumente müssen nicht kreativ sein. Sie müssen sachlich richtig sein. Danach auch zutreffend und je nach Standpunkt und Bedingungen überzeugend.

Was das hier angeht, scheiden sich die Geister doch nicht an der Muskplanung, sondern am Grundverständnis. Für die einen ist Radio ein Geschäftsmodell, für die anderen eine kulturelle Einrichtung.
Wobei grundsätzlich zu unterscheiden ist zwischen ör und privat. Während ör einen echten öffentlichen Auftrag hat, ist privat lediglich an Bedingungen geknüpft, darüber hinaus aber freier.

Wer nun entweder nicht willens oder aber nicht in der Lage ist zu akzeptieren, dass Privatradio in D als ökonomisches Geschäftsmodell betrieben wird, der hat, also schafft sich ein Problem, wenn er gegen die Musikangebote dieser Sender giftet oder meint Ansprüche stellen zu können.

Natürlich kann man viel grundsätzlicher fragen, ob der ökonomische Leitsatz "Der Markt wird es richten" zutreffend ist, und es ist in der Tat interessant zu schauen, wes Geistes Kind dieser Satz ist, was er voraussetzt und wozu er führt.
Aber ich fürchte, auf dieser Ebene werden wir in sehr kleiner Runde Gedanken austauschen.
 
Nein, das machen Berater nicht. Schon gar nicht gestützt werden sie von der "Eigentümerfront". Mittels des Einsatzes von Beratern sichern sich PDs und die mittere Chefebene ab, um im Fall sinkender Quoten alles auf den Berater abzuschieben. Und für einen Tausender am Tag spielen die gern den Blitzableiter. Das weiß jeder. Wer anderes behauptet ist branchenfremd oder blind.
Fakt?

Abgesehen davon sind Berater nicht mehr das, was sie mal waren. Es ist etwas anderes, wenn Scott Lockwood Tipps gegeben hat. Da kann eine Frau mit lockigen Haaren nicht mithalten.
Du meinst doch nicht etwa diese Dame hier? http://www.my-radio.biz/de/ ;)
 
Gleichzeitig widerspreche ich dem lieben Verschwörungsuser ricochet (wieder einmal!): Der Beraterapparat ist nicht aufgebläht. Ich kenne alle und Du kannst sie an den Fingern Deiner Hände abzählen.

Nun gut, du beziehst dich auf die paar Consulting-Unternehmen, die überall in Erscheinung treten und sich schon aufgrund ihrer demonstrierten Omnipräsenz überblähen. Findest du es wünschenswert, dass eine Hand voll Beraterfirmen das ganze System mit ihrer schlechten Expertise unterwandern um sich satte Pfründe zu sichern und alles nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, sich freiwillig unterwerfende öffentlich-rechtliche Sender vor sich hertreiben und das Radio zunehmend verkommen lassen? Ich nehme nur mal kurz das Reizwort "Schlager" in den Mund und gerade du weißt was ich meine. Es ist weithin Konsens, dass diese Art von Beratung nix taugt sondern nur dem wirtschaftlichen Vorteil der Beratenden und dem ihrer Mitprofiteure dient. Es gibt ja auch noch einen ganzen Rattenschwanz von Mediaagenturen, die sich alle an der MA-Connection mästen und bei ihren Auftraggebern aus dem Printumfeld im Wort stehen.

Schuld an dieser Situation sind nicht nur die Berater, sondern auch die Eigentümerriege (Verlage), die Werbezeitverschacherer und nicht zuletzt finanzschwache ARD-Sender, die sich bereitwillig zur leichten Beute dieses Abzockerbetriebs gemacht haben.

Wer nun entweder nicht willens oder aber nicht in der Lage ist zu akzeptieren, dass Privatradio in D als ökonomisches Geschäftsmodell betrieben wird, der hat, also schafft sich ein Problem, wenn er gegen die Musikangebote dieser Sender giftet oder meint Ansprüche stellen zu können.

In keinem Medienmarkt der Welt kann man mit so einem Mist so viel Geld verdienen, das geht nur in Monopolen und Oligopolen mit perfekter Marktabschottung. Und die erodiert zunehmend.

Natürlich kann man viel grundsätzlicher fragen, ob der ökonomische Leitsatz "Der Markt wird es richten" zutreffend ist

Welcher Markt sollte das deutsche Dudelradio schon "richten"? Dazu bräuchte es eine Konkurrenz zum instiutionalisierten Print-Radiowerbemonopol.

Der Austausch von immer denselben Argumenten ist auch nicht gerade ein Beweis von Kreativität.

Es ändert sich über die Jahre halt leider auch nichts, im deutschen Radiogeschäft gibt es keine Weiterentwicklung, vielmehr einen schrittweisen Substanzabbau. Hier bewahrheitet sich der Spruch, wonach der Krug zum Brunnen geht bis er bricht.
 
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Wer keine Ahnung und kein Gespür für Musik hat, der muss sich halt auf quantitative Erhebung verlassen. Wie sagte ein mittlerweile längst emerittierter Professor an unserer Hochschule: "Wer keine Ahnung von der Materie eines Fachs hat und für Theorien zu gering belichtet ist, der beschäftigt sich entweder mit seiner Geschichte oder mit seiner Methodik". Trifft auch hier zu. Die reinen Statistiker kriegen alles kaputt. Weil sie zwar Statistiken lesen können, aber nicht interpretieren und einordnen. Weil ihnen einfach der Unterbau dazu fehlt. Wer in der Musik keine Repertoirkenntnisse hat, die Wirkung von Musik auf ein Publikum nicht einschätzen kann sowie, das kommt hier explizit dazu, kein Gefühl dafür entwickelt, der kann mit irgendwelchen Testergebnissen nur groben Unfug anstellen!!!!
 
Schlimmer als die, die keine Ahnung haben, finde ich noch diejenigen, die Ahnung haben, aber trotzdem um die Burg nicht willens sind, zuwenigstens ansatzweise innovativ zu sein. Und dann noch ihren Hörern per Facebook ausrichten lassen, ihr Musikprogramm richte sich nach den Wünschen der Hörer. Wer sich was anderes wünscht, wird mit der Bemerkung, dass der Wunsch schon in der Musikredaktion deponiert sei, abgespeist. Und, um den Kreis zu schließen, wird diese Information auch noch mit einem Like beantwortet.
Was lernen wir daraus? Es braucht sowohl Berater, als auch jene, die sich aufgrund voller Hosen" beraten" lassen, aber auch das Publikum, das sich mangels Individualität willenlos bescheißen lässt...
 
Radiomoderatoren sind aber doch auch Menschen. :D.........wenn ich jeden Tag bei einem bekannten amerikanischen Burgerbrater immer nur zwei Hamburger ordere, dann wird mir irgendwann schlecht....bestimmt aber LANGWEILT mich das Essen irgendwann. Also benötige ich Abwechslung! :thumbsup: Klar soweit? :p....leuchtet also ein....warum aber dann nicht den Radioberatern und, was wichtiger ist, den Moderatoren. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die persönlichen Freunde der Moderatoren nicht auch irgendwann den Moderatoren erklären, daß es recht eintönig ist, wenn man tagaus tagein immer, und immer, und immer, und immer wieder die gleichen, mittlerweile totgedudelten Lieder hört. Das muß dooch auch irgendwann bei den Machern ankommen. :wall::mad:
 
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Also benötige ich Abwechslung! [...] warum aber dann nicht den Radioberatern und, was wichtiger ist, den Moderatoren. Ich kann mir nicht vorstellen [...] daß es recht eintönig ist, wenn man tagaus tagein immer, und immer, und immer, und immer wieder die gleichen, mittlerweile totgedudelten Lieder hört.
Equalizer, du (und sicherlich nicht nur du) gehst von einer falschen Voraussetzung aus. Die Zeiten, als eine Programmstunde in ihrer Einheit aus Musik und Moderation als eine Art "Kunstwerk" aufgefasst wurde, sind (leider) vorbei. - Heute ist es eine "Fließbandarbeit", die abgeliefert wird, und genau wie in der Industrie fühlt sich jeder nur für seine wenigen "Handgriffe" verantwortlich; was rechts und links passiert, interessiert keinen der Handelnden; Hauptsache, die eigenen Handgriffe funktionieren einigermaßen.
Einen winzigen Unterschied sehe ich jedoch zwischen Industrie und Rundfunk: In ersterer gibt es jemanden, der auf's Gesamtwerk schaut, schließlich soll dieses nicht im Regal liegen bleiben; Rundfunk "versendet" sich und, im Gegensatz zum Industriegut, fragt niemand die Qualität beim Empfänger ab und das Produkt "Rundfunk" muss sich nicht am "Weltniveau" messen lassen; es reicht, den "schlechten" Geschmack (wie immer den der Einzelne definiert) anderer mit weniger Einsatz zu kopieren.
 
Die Philosophie lautet: Jeder, der einmal am Tag das Radio einschaltet, soll sofort einen bekannten Hit hören und nach spätestens zehn Minuten soll er die drei bekanntesten Hits des Monats gehört haben. So erklärt sich die idiotische Rotation.
 
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