Musikrotation oder Eigenauswahl des Moderators?

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@Raumschiff:

Selbst wenn er nur beiläufig im Flurgespräch erwähnt, dass er den ein oder anderen Titel in seiner Show haben möchte, macht er sich schon mehr Gedanken um seine Playlist als andere Moderatoren, die einfach nur lustlos und durch den PD gebremst ihr Programm runterspulen.

Dem ist nicht so! Die Moderatoren bei SWR3 haben keinen Einfluss auf die Musik. Das ist übrigens im gesamten SWR so. Wurde mir auch mal von nem Musikredakteur von SWR1 RP bestätigt.
 
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Diese Forderung sollte dann aber dahin führen, entweder fähige Musikredakteure ranzulassen oder den bereits tätigen Redakteuren mehr Gestaltungsfreiheit zuzugestehen. Die Moderatoren ins Boot zu holen, ist der falsche Ansatz, weil viele Moderatoren nicht im Entferntesten dafür qualifiziert sind, sinnvolle Musikprogramme zusammenzustellen. Das müssen sie aber auch gar nicht sein, und dafür werden sie weder eingestellt noch bezahlt.
Trotzdem sollte ein Moderator meiner Ansicht nach trotzdem Ahnung und ein Gefühl für Musik haben. Beispiel: wann kann in einen Song ausblenden? Es gibt in Liedern eben Stellen, wo ich mal schnell raushüpfen kann - und wie viele Moderatoren kenne ich vom Hören (Jens Krause von NDR1 NDS z.B. oder früher Herr Cohrs), denen mitten im Refrain plötzlich einfällt, jetzt mal abbrechen oder ausblenden zu müssen. Der Moderator sollte kein Musikprogramm zusammenstellen, aber sich irgendwie doch mit der Mugge identifizieren, was bei der 400-Titel-Playlist von NDR1 NDS ja so schwer auch nicht sein dürfte ;)
 
Der Redakteur redigiert und stellt die Nachrichten zusammen,
der Moderator moderiert,
der Journalist stellt Fragen und findet die Themen und Geschichten,
der Musikredakteur stellt die Musik zusammen, weil er etwas davon versteht ...

Dass heutzutage ein Verständnis herrscht, es könne jeder alles machen, zeugt nicht davon, dass sich die Akteure multidynamisch weiterentwickelt hätten, sondern es zeugt lediglich davon, dass die Branche sich von ihren einstigen Qualitätsansprüchen nach und nach verabschiedet hat.
 
Gibt es denn in Deutschland überhaupt noch einen reinen Radio-DJ wie in dem obigen amerikanischen Beispiel ?
 
Gibt es denn in Deutschland überhaupt noch einen reinen Radio-DJ wie in dem obigen amerikanischen Beispiel ?
Einen mit Wolfman Jacks Aura habe ich im deutschen Radio nie gehört. Aber einen, der als Ex-Musiker seit Jahren seine eigenen Platten auflegt, höre ich immer noch sehr gerne: Klaus Fiehe (1Live, byteFM).

Importware aus UK fällt zwar nicht unter Deine Frage, aber auch Gilles Petersons Sendung "Worldwide" wird, wie der Name schon verrät, weltweit schon seit fast 20 Jahren vertrieben und z.B. auf FH Europa oder Radio X (Frankfurt am Main) ausgestrahlt.
 
Egal, wer die Musik plant und welchem Moderator wie viel Freepicks zugestanden werden: die Art und Weise, dem Hörer zu vermitteln, warum jetzt ausgerechnet dieser Titel läuft, ist entscheident. Das gilt übrigens für jeden einzelnen gespielten Musiktitel.
 
Im Falle der Moderatoren ist es heute eher das "Dürfen" und weniger das "Können". Ich traue vielen viel mehr zu als das, was sie on air zeigen dürfen. Im Arbeitgebercoaching würde man sagen: Schenken Sie Ihren Mitarbeitern Vertrauen - erlauben Sie, dass die Mitarbeiter auch mal auf eigene Faust etwas riskieren.
Abner welcher Arbeitgeber im Bereich Rundfunk hat schon die Selbsterkenntnis, dass er eines Coacchings bedürfte?
 
Thomas Schmidt gesteht man in SWR1 zumindest in seiner Samstagssendung ein paar Freepics zu. Das habe ich mir aus erster Hand bestätigen lassen.
 
Schön, wenn man sich diese Selbstreflexion "ON AIR" leisten darf und kann. Möge es lange so bleiben. Oder war das die letzte Sendung des Kollegen? Ich habe ihn nicht erkannt.
 
Bei WDR 2 besitzen die Moderatoren der vormittäglichen Wochenendstrecken noch kleine Freiheiten, was die Musikauswahl betrifft. So streut Uwe Schulz gerne aktuelle Titel aus dem Indie- und Alternative-Bereich ein. :thumbsup:
 
Auch bei den GROSSEN öffentlich-rechtlichen gibt es noch solche Sendungen!
Ich bin auch überzeugt davon, dass echte OAP mit Musikkompetenz nur funktioniert, wenn der Moderator auch die Musik macht. Natürlich läuft der mutige Sender damit auch immer Gefahr zu Polarisieren.
 
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Muss gegen Ende der 80er Jahre gewesen sein, als ich in einer Besuchergruppe durch den WDR geführt wurde.
Eine Station ist mir nachhaltig in Erinnerung geblieben, weil ich dort glaubte, DEN Traumjob erkannt zu haben. :D

Vor dem Studio, in dem Manfred Erdenberger das Mittagsmagazin moderierte, saßen zwei Personen:
Die Technikerin und ein tiefenentspannter Mann, sich auf einem Stühlchen flezend, mit einem überschaubaren Stapel Schallplatten, aus denen er -wie zufällig wirkend- beizeiten Scheiben herausgriff, um sie an die Technikern zum Abspielen weiter zu reichen. Dazwischen plauderte er locker mit uns oder anderen, die das Studio betraten: "Buddha Krämer".

Damals dachte ich: dessen Job will ich haben. Wahrscheinlich gut, dass ich es mir anders überlegt habe.
Das Einsparpotetial war auch zu Vinylzeiten zu offensichtlich.
 
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Auch bei den GROSSEN öffentlich-rechtlichen gibt es noch solche Sendungen!
Ich bin auch überzeugt davon, dass echte OAP mit Musikkompetenz nur funktioniert, wenn der Moderator auch die Musik macht. Natürlich läuft der mutige Sender damit auch immer Gefahr zu Polarisieren.

Ich erinnere mich immer noch sehr gerne an die Sendungen von Thomas Brennicke im BR. Er leitete ja die Unterhaltungsmusik-Abteilung und präsentierte gleichzeitig einmal pro Woche auf Bayern 1 seine "deutsche Schlagerparade", die eben keine Hitparade war, sondern sich, zuweilen auch recht kritisch, mit aktuellen Neuerscheinungen und Raritäten, die nur jemand mit viel Fachwissen kennen kann, beschäftigte. Oder auch Karl-Heinz Schweter, der Anfang der 90er bei Arabella sowohl Musikchef, als auch Moderator war. Auch dort waren die Sendungen deutlich(!) tiefgründiger, als wenn eine reine Moderationsmaschine am Mikro sitzt, die für Geld alles tut und keinerlei Bezug zur Musik hat, die er ansagt.
 
Nur wer polarisiert, kann erfolgreich sein. Das "Wir tun keinem Weh"-Programm kommt bei keinem an. Eine kritische Auseinandersetzung auch der Präsentatoren mit der Musik ist eine zwingende Mindestvoraussetzung. Alles andere hat keine Zukunft.
 
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Bei Radio Ohr scheint es Samstags auch Freepics zu geben, da hört man speziell aus den 80er 90er Jahren Lieder, die ich bei andern Radios noch nie gehört habe. Habe mal ein paar in der Playliste recherchiert: Theme from S-Express, Leila K - Open sesame, Faith No more - Midlife crisis, Garbage - Stupid girl, Ärzte - Ich ess Blumen, Dr Dre - Next Episode...
Hört ihr diese Songs noch bei anderen terrestrischen Radios? Ich find die Zusammenstellung immer sehr überraschend.
 
Und wieder einmal beweist diese Aufnahme ihren einzigartigen Tiefsinn.
Ach ja (seufz), wie Recht Du hast. Reinhard Meynen im ARD-Nachtexpreß vom RBB ..... Da hat Zuhören wirklich Spaß gemacht und ich war immer gespannt, was er in der darauffolgenden Woche wieder für musikalischen Schätzchen aus dem Archiv zieht.

Unten ein Ausschnitt aus einem NDR 2 Flyer zum Thema aus dem Jahre 1979.
Davon ist heute genau überhaupt nichts übrig geblieben. Nun gut, damals gab es auch kein Privatfunk.
Aus heutiger Zeit muß ich sagen : Zum Glück gab es damals noch keinen Privatfunk.
Selbst wenn sich die großen Privatfunker, wie schon verschiedentlich zuvor von anderen erwähnt, anfangs in der Tat wirklich Mühe gegeben haben. Das hat dann aber schon ziemlich bald nachgelassen. Heute sind sie nur noch führend bei der immer weiter fortschreitenden "Sinnentleerung" des Mediums Radio und die Verantwortlichen der öR-Sender haben trotz Gebührenfinanzierung keinen Mumm , sich dagegen anzustemmen.
Ob das wirklich so vom radiohörenden Volk gewollt ist ? Ich habe da meine Zweifel, ausschließen will es nicht.
Schade, um die ganze tolle Musik, die heute bestenfalls noch in den Archiven der großen Sender schlummert und den Hörern vorenthalten wird. Der Ansatz für das Musikprogramm von "NDR 2 von 9 bis Halbeins" war jedenfalls nicht der Schlechteste und hätte, wäre er fortgeführt worden, mit Sicherheit den heutigen NDR 2 / NDR 1 Musikbrei zumindest teilweise verhindert.
Musikredakteur & Moderator, eine gute Kombination finde ich, da diese in der Regel auch eher was zur Musik sagen können, die sie mitgebracht haben.
NDR 2 Von Neun bis Halbeins.JPG
 
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Die Fans vom VfB Stuttgart müssen jetzt stark sein. Eigentlich könnte man mit allen Titeln in der Sendung "Aktuell" im SWR1-BW vom 24. November irgendwie eine Moderation zum Thema "Trainer" zusammenbasteln. Unten die Playlist... "Don't leave me this way" - unmittelbar vor dem Kommentar - ist schon nicht schlecht. Ich mußte das aber leider wegschneiden, da es sonst zu lang wird. Aber Michael Lehmann ist das wohl auch irgendwie aufgefallen und er machte eine Bemerkung zur Musikauswahl.

Bei sowas muß ich schmunzeln.

Wer nicht textsicher ist, kann ja notfalls hier nachlesen: http://www.songtexte.com/songtext/tammy-wynette/stand-by-your-man-3bd96418.html
 

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