Nachrichten im Radio – ein Auslaufmodell?

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AW: Nachrichten im Radio – ein Auslaufmodell?

@TDS: :)

Wenn also Palästina und Israel nicht so genehm sind wie neue öffentliche Toiletten oder ein "Konflikt" bei DSDS, kann selbst der beste Newsredakteur nix ausrichten, g

Wer keine Nachrichten zwischen Israel und Dummfunk bringen bzw. finden kann, sollte ganz schnell (also noch gestern) die Radioredaktion verlassen.
Heute hörte ich in der Tat beim DLF um 18 Uhr die Nachrichten. Man könnte fast glauben, die lesen hier mit ;) Themen aus Deutschland, zum Ende dann noch etwas Auslandsgeplänkel. Absolut gut in der Auswahl. Und trotz 5 Minuten Länge keine Träsch-Meldung. Es geht also doch ! Nur liegt es vielleicht am Redakteur..... ( Lob an den DLF )
 
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Da ich oft im Auto auch über Bundesgrenzen hinweg unterwegs bin, sind Nachrichten für mich auf keinen Fall ein Auslaufmodell. Sie stellen für mich die Erste Garnitur im Radio dar. Neben der Meldung selbst sind Wetter-, Stau- und Blitzmeldungen eine unverzichtbare Quelle der Information. Mit ihren Intervallen gliedern Nachrichten das Programm. Aus der Ernsthaftigkeit ziehe ich meine Rückschlüsse zum Sender (auch ohne die genauen Strukturen zu kennen). Dabei will ich nicht einmal auf die Unzuträglichkeit des bundeslandtypischen Dialektes auf eine Nachrichtenstimme eingehen. Jedoch, bei keinem anderen Medium erziele ich mit so wenig Nutzung an Sinnesorgan (Ohren) einen so großen Effekt und kann zudem noch andere Tätigkeiten „nebenbei“ machen. Da will ich das Autofahren nur beispielhaft nennen oder will hier einer behaupten, er hätte schon gleichzeitig Küche geputzt und Zeitung gelesen?
Leider stellen Nachrichtenstimmen heute kaum noch den Effekt des Corporate Identity eines Senders dar. Zu schnell werden diese Stimmen verbraucht oder abgeworben. Früher hörte man oft schon an der Nachrichtenstimme welcher Sender eingestellt war. Als markantes Bespiel: Heiz Petruo. Exakt, Präzise und ohne Schnörkel und nicht wie heute gehört: „Das waren die Nachrichten von Radio Tra-la-la mit den Hits von Vorgestern und dem Besten von Übermorgen“.
Genauso oberflächlich wie die übrigen Sendeminuten dem Konsumenten ans Ohr gelegt werden, werden auch die Nachrichten vom Hörer wahrgenommen, obgleich sich durchaus jeder einzelne Macher Mühe gibt. Doch wie hieß es schon mal: Mühe allein genügt nicht.
Die allgemeine Oberflächlichkeit bedingt auch die logische Konsequenz der Fragestellung überhaupt, ob Nachrichten ein Auslaufmodell sei. Anderenfalls wäre die Frage nie entstanden.

Oder sollte ich zukünftig einen Beifahrer einstellen, der mir aus der Zeitung während der Fahrt die News vorliest? Ökonomisch wäre das allerdings erst dann sinnvoll, wenn die Rundfunkgebühren so Hoch sind wie die Lohnkosten des Beifahrers. Dann dürft ihr auch die Nachrichten im Radio abschaffen!
Claudia
 
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Ich könnte mir vorstellen dass in Zukunft Nachrichten nur mehr im Schnelldurchlauf vorgetragen werden und ausführliche Nachrichten nur alle 2 Stunden oder nur zur "Primetime" gesendet werden.
Die Tendenz geht schon dorthin, zwar öfter Nachrichten zu bringen (z.B. halbstündlich), diese dann aber kurz zu halten. So gibt man dem Hörer das Gefühl, gut informiert zu werden, und eliminiert gleichzeitig den Ausschaltimpuls "fünf Minuten Wort am Stück zum Stundenbeginn". Analog dazu bringen z.B. die Kulturradios NDR Kultur und SWR2 mittlerweile auch stündliche Nachrichten, früher ein Tabu für die Kultis, und kombiniert dies gleichzeitig mit stärkeren Durchhör-Elementen.

Oder wie war das bei SWR3 mal (geplant)? Den Verkehrsservice alle 15 Minuten, dafür nur die Staus ab 4 km?
 
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Ich habe heute jeweils zu den vollen Stunden unter meinen Radios geguckt, und nichts war ausgelaufen.
:wow:

Mannis Fan schrieb:
Andererseits hielte ich es für bedenklich, Nachrichten deswegen nicht mehr in eine News-Staffel mit aufzunehmen, nur weil ich das Gefühl habe, das Thema geht den Hörern langsam auf den Senkel.
Sehr richtig! Ich ertappe mich zunehmend öfter dabei, wie ich mir völlig politisch inkorrekt und entgegen jeder journalistischen Moral denke, "Erzählt mir doch mal was Neues!", wenn ich davon lese oder höre, dass in einer nahöstlichen Region schier unaussprechlichen Namens fünf Radikale ihr leben lassen mussten, weil gegenseitige Radikale ihre Bomben geschickter platziert hatten. Wenn eines sicher ist, dann doch, dass ich die genaueren Umstände spätesten einen Tag später, wenn es wieder eine ähnliche Meldung gibt, verdrängt habe - und davon bin ich überzeugt: Ich bin in bester Gesellschaft. Aber: Solche Meldungen haben Nachrichtenwert, gehören also auch unbedingt in die Nachrichten. Und ja, sie gehören auch unbedingt vor die neuen Toilettenhäuschen in der Altstadt. Dass es offenbar Hörer gibt, die ob einer solchen Meldung sofort den Sender wechseln, obwohl sie eigentlich wissen sollten, dass gleich weitere Nachrichten kommen, die auch für sie von Interesse sein könnten, zeigt mal wieder, wo uns der gänzlich von vermeintlichen Abschaltfaktoren bereinigte Dudelfunk in diesem Land hingeführt hat.

Mannis Fan schrieb:
Gemeinschaftskunde (so hieß das damals noch)
Wie heißt es denn heute?

Tin Pan Alley schrieb:
Abgesehen davon frage ich mich selbst, welche Relevanz ein Scharmützel im Gaza-Streifen auf mein Leben hat. Ich vermute - keines.
Mich betrifft's nicht, also is' es mir auch wurscht... Wenn du immer so denkst, wirst du nicht weit kommen - zumindest nicht bei einer Diskussion, die über das Thema "Was gab's heute Mittag in der Kantine?" hinausgeht.
 
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Ich ertappe mich zunehmend öfter dabei, wie ich mir völlig politisch inkorrekt und entgegen jeder journalistischen Moral denke, "Erzählt mir doch mal was Neues!", wenn ich davon lese oder höre, dass in einer nahöstlichen Region schier unaussprechlichen Namens fünf Radikale ihr leben lassen mussten, weil gegenseitige Radikale ihre Bomben geschickter platziert hatten.

Paradebeispiel: Irak. Es wäre reine Heuchelei zu behaupten, ich würde die Meldungen über den nächsten Anschlag mit einer zweistelligen Anzahl Todesopfer überhaupt noch bewußt wahrnehmen. Trotzdem bin ich der letzte, der sagen würde, das könnte man doch unter den Tisch fallen lassen.

Gornie so einfach ...


Ach ja: Radio hat den großen Vorteil, ohne Bilder auszukommen. Denn die Bilder lügen.
 
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Zum Thema "Naher Osten" sei, bei aller Relevanz, die dieses Thema ohne Frage hat, angemerkt, daß hier schon eine merkwürdige Gewichtung im Vergleich zu anderen Weltgegenden stattfindet. Nicht weniger relevant sind nämlich die täglichen und täglich nicht vermeldeten Scharmützel in diversen anderen Weltengegenden, von in den Nachrichten praktisch nicht stattfindenden veritablen Völkermorden wie dem in Darfur mal ganz zu schweigen. Wenn es aber im Westjordanland oder Ost-Jerusalem rummst, erfährt man es ebenso zuverlässig wie bei jeder einzelnen Autobombe in Bagdad.

Irgendwo habe ich mal einen ziemlich bitteren aber guten (und deshalb vermutlich von Broder verfaßten) Artikel über dieses Mißverhältnis gelesen, das in dem Text, meiner Ansicht nach durchaus zutreffend, darauf zurückgeführt wurde, daß es sich aus israelischen Hotels mit ihren klimatisierten Zimmern und am Swimming Pool gereichten Cocktails wesentlich angenehmer vom Krieg berichten lasse, als aus einem knöchelhoch mit Schlamm gefüllten Zelt irgendwo im südamerikanischen Regenwald oder der Staubwüste des Sudan.
 
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Also ich finde, Nachrichten im Radio sollte es auch weiterhin geben, allerdings in einem anderen Maße. Ich finde es nämlich ziemlich nervend und übertrieben, dass auf vielen Radiosendern, jede halbe Stunde die gleichen Nachrichten laufen.
2-3 mal am Tag Nachrichten reichen meiner Meinung nach völlig aus.

Andererseits könnte ich durchaus auch komplett auf Radionachrichten verzichten. Denn i.d.R. höre ich Radio nur wegen der Musik und vor allem, wegen Sendungen bestimmter DJs oder einfach nur, um mich über neue Musik zu informieren. Da sind Nachrichten dann eher Nebensache. Außerdem gibt es auch genügend andere Quellen für Nachrichten, wie z.b. das Internet. Zudem gibt es im Internet auch wesentlich neutralere Quellen, als in den (Mainstream)-Medien, man muss sie eben einfach nur kennen.
 
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Das Phänomen Israel und USA in Sachen Berichterstattung ist doch daselbe: Dort wie dort funktioniert eine hervorragende Journalisten-Infrastruktur, weshalb wir auch in der tagesschau sehen können, wenn in Iowa ein Strommast umgeknickt ist und wegen der etwas antiquierten Infrastruktur 1000 Menschen unter Stromausfall zu leiden haben. Ähnlich in Israel: Sobald ein Pistolenschuss gefallen ist kann man davon ausgehen, dass den Schuss mind. ein Kamerateam gefilmt hat.
In Afrika dauert es ein Stück, bis irgendwohin ein Kamerateam gekommen ist, geschweige denn, bis die Bilder in Europa sind.
Es klingt nicht nur pervers...
 
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Au contraire, Monsieur. Die Lage wird in aller Regel relativ gut erfasst. Du unterschätzt die Ingos, die selbst in den busch-igsten Regionen unterwegs sind. Das Problem ist ein anderes: 90 Prozent der genannten Konflikte (43 im Jahr 2006) in der so genannten "Dritten Welt" spielen sich als bewaffnete Konflikte innerstaatlich - und damit ohne unmittelbare Auswirkungen auf die westliche Welt - ab. Daher scheitert die Nachrichtenverbreitung an den Auswahlkriterien der Medien, die ja meist eine gewisse oder zumindest gefühlte Betroffenheit voraussetzen.
Ob das gut oder schlecht ist, steht auf einem anderen Blatt. Selbst bei 5-Minuten-Nachrichten findet zwangsläufig eine Selektion statt. Die Frage ist, ob sich der Hörer "erziehen" lässt. Zudem kann ich - als jemand, der sich für internationale Konfliktforschung interessiert - nicht bestätigen, dass es in "den Medien" keine Rolle spielt. Nur eben nicht in jenen, bei denen das Nutzungsverhalten ihrer Rezipienten passiv ist.
 
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welche Relevanz ein Scharmützel im Gaza-Streifen auf mein Leben hat

Für eine bescheidene Existenz in Gelnhausen hat sicher auch der Gipfel in Heiligendamm oder die Wahl des neuen US-Präsidenten keine direkte Relevanz. Also die Nachrichten darüber weglassen? Das ist schon eine merkwürdige egozentrische Weltsicht.

Sagen wir mal so: Der Gaza-Streifen, bzw. der ganze Nahe Osten ist eine Sollbruchstelle zwischen westlichen und östlichen Kulturen, Mentalitäten, Machtansprüchen und Wirtschaftsinteressen. Wenn an einer der vielen Zündschnüre, die dort gelegt sind, irgendjemand mal wieder Feuer legt, dann ist es von weltweitem Interesse, ob dieses Feuer ausgetreten werden kann oder sich bis zum ersten Pulverfass schlängelt, welches eventuell, wenn es hochgeht, weitere Pulverfässer zur Detonation bringt, was im schlimmsten Falle zum Einsturz ganzer Staatsgebilde und damit zum Wanken des gesamten globalen Mobiles führen kann.
Völkermorde, Hungersnöte und Bruderkriege in Afrika und anderen Weltgegenden - individuell oft viel schlimmer und grausamer als das Geschehen im Nahen Osten - haben (vorerst) bei Weitem nicht diese Dominofunktion. Deshalb erlaubt sich die Weltöffentlichkeit (speziell die Politiker und die/wir Journalisten), diese Katastrophen derzeit noch mit einem zynischen "nicht relevant" weitgehend zu ignorieren. Das erklärt (nicht: rechtfertigt) den von Makeitso richtig beschriebenen ambivalenten Umgang der Medien mit Tel Aviv und Darfur.
Das wird anders werden, sobald die Elends-, Kriegs- und Hungerflüchtlinge aus den betroffenen Regionen energisch an die Tür der Wohlstandswelt klopfen, der Trend zeichnet sich ja bereits ab und gewinnt an Dynamik.
 
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Zu radiohexe: Interessant, das zu lesen. Erklärt aber nicht, wieso bei uns in den (Fernseh-)Nachrichten jeder umgeknickte Strommast in den USA gemeldet wird. Auch als NIF. Bzw. gerade als NIF.
 
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Salopp könnte man es vielleicht so sagen: Die USA sind der wohlwollende Hegemon, mit dem uns ein Gutteil Geschichte auch auf deutschem Grund und Boden verbindet. Mit den Afrikastaaten verbindet uns hingegen eine assymetrische Interdependenz, innerhalb derer wir auf der besseren Seite stehen. Da ist die Frage der Betroffenheit geklärt, denke ich. (Außerdem muss ich gestehen: Die Meldung, dass 50 Millionen US-Amerikaner urplötzlich ohne Strom dasitzen, hatte mich seinerzeit ebenfalls überrascht, da ich das nicht für möglich gehalten hätte. Abgesehen von der Frage nach einem Anschlag, die in den ersten Stunden im Raume stand. Den Stromausfall jetzt habe ich hingegen nur so am Rande verfolgt. Hat mich weder schlauer noch dümmer gemacht.)
 
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Ich rede nicht von 50 Millionen, das wäre ein Berichten wert auch fernab der USA. Ich rede von viell. max. 5000. Und wage weiter zu behaupten, es liegt daran, dass das Bildmaterial sofort verfügbar ist. Frag mal einen Washington-Korrespondenten, was für ihn der Unterschied zwischen USA und einem andren Land ist. Er wird dir sagen: In den USA gibt es so viel produziertes Material, das man Schwierigkeiten hat, auszuwählen. In anderen Ländern hat man so wenig Material, das man Schwierigkeiten hat, entsprechend einen O-Ton-illisutrierten Beitrag zu stemmen, zumal der Afrika-Korri bspw. in Nairobi stationiert ist und es schwierig ist, von dort aus zu überblicken, was meinetwegen derzeit im Senegal los ist.
 
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Mich betrifft's nicht, also is' es mir auch wurscht... Wenn du immer so denkst, wirst du nicht weit kommen - zumindest nicht bei einer Diskussion, die über das Thema "Was gab's heute Mittag in der Kantine?" hinausgeht.
Um ehrlich zu sein habe ich im Laufe meiner Laufbahn schon erstaunlich viele Menschen getroffen und mit ihnen mehr oder minder bedeutsame Gespräche geführt. Helmut Kohl beispielsweise, oder den Ex-Bundespräsidenten von Weizsäcker. Eine Miss-Germany war darunter, sogar Thomas Anders, als er gerade mit Dieter Bohlen berühmt wurde.

Die wollten sich mit mir über viele Dinge unterhalten, aber nie über irgendwelche Konflikte irgendwo an Plätzen dieser Welt, wo man mit der BahnCard nicht hinkommt.

Jetzt nochmal ganz extrem: Jedes Schnäppchen-Angebot im MediaMarkt interessiert mich mehr als Gaza-Streifen-Käse oder eine Autobombe im Irak. Und wenn Dir das nicht passt, dann gib' doch Deinen Job einfach auf. Weil Du leider, leider nicht kapierst, was Deine Hörer hören wollen. Du tust das nur, weil es Dir irgendein Flachmann auf einer Journalistenschule erzählt hat.
 
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Ob deiner arroganten Art, deinem Stil in offenbar falschem Ton bin ich zunächst sprachlos und frage als nächstes, ob du noch nie was von Pflichten des Journalisten gehört hast? Von einem Sendeauftrag, nicht nur der Öffis, und einer Chronistenpflicht der Journalisten? Eines Journalismus, der was andres ist, als Mediamarkt-Angebote zu verlautbaren?

Ich bin sprachlos über soviel Arroganz und Blindheit. Ich muss es akzeptieren, verweise aber für dich darauf, dass du auch die Freiheit hast, den Ausschaltknopf zu betätigen. Erinnert mich an eine andere Diskussion in einem Garten bei ner Flasche Sternburger (ja, Sterni :(((), bei der mir der Mitdiskutant ernsthaft die Existenzberechtigung der Öffis in Frage stellte mit dem Verweis, wer gutes TV haben wolle, könne sich doch statt der GEZ-Gebühr Pay TV leisten. Alle Argumente, die nicht nur ich aufführten, prallten an jenem ab. Diskussion sinnlos!
 
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Um ehrlich zu sein habe ich im Laufe meiner Laufbahn schon erstaunlich viele Menschen getroffen und mit ihnen mehr oder minder bedeutsame Gespräche geführt. Helmut Kohl beispielsweise, oder den Ex-Bundespräsidenten von Weizsäcker. Eine Miss-Germany war darunter, sogar Thomas Anders, als er gerade mit Dieter Bohlen berühmt wurde.

Die wollten sich mit mir über viele Dinge unterhalten, aber nie über irgendwelche Konflikte irgendwo an Plätzen dieser Welt, wo man mit der BahnCard nicht hinkommt.

Jetzt nochmal ganz extrem: Jedes Schnäppchen-Angebot im MediaMarkt interessiert mich mehr als Gaza-Streifen-Käse oder eine Autobombe im Irak. Und wenn Dir das nicht passt, dann gib' doch Deinen Job einfach auf. Weil Du leider, leider nicht kapierst, was Deine Hörer hören wollen. Du tust das nur, weil es Dir irgendein Flachmann auf einer Journalistenschule erzählt hat.

:wall::wall::wall: ansonsten: Ohne Worte...
 
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Ich bin echt geplättet. Im Gegensatz zu dir, lieber Tin Pan, habe ich weder bedeutende Persönlichkeiten getroffen, noch bin ich irgendwie beruflich in den Medien aktiv. Ich bin einfach nur Studentin. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass die Verantwortlichen meines "Heimatsenders" offensichtlich anders über die Wichtigkeit solcher Nachrichten denken als du.
Natürlich kann einem das egal sein, was in der Welt passiert, solange es uns nicht berührt. Aber meiner Meinung nach hat die Globalisierung hier ihr Übriges getan und jeder kennt irgendwen, der irgendwen kennt, den in irgendeiner Art und Weise auch betrifft, was außerhalb Deutschlands passiert.
Meiner Meinung (und meiner -zugegebenermaßen- eher geringen Erfahrung) nach erreichen so gut wie immer die Auswirkungen nachrichtenrelevanter Themen irgendwann auch deinen Minicosmos - seien es Flüchtlinge, die in deiner Heimatstadt aufgenommen werden, schärfere Sicherheitsgesetze am Flughafen oder ein Krieg.
Wie gesagt, ich bin erschrocken über deine Haltung.
 
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Ich bin recht sprachlos über deine Auslassungen, Tin Pan. Genügend Worte, um Sachsenradios Postings zu unterschreiben, habe ich glücklicherweise noch, wobei: U87 bringt es auch nicht schlecht auf den Punkt.
 
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Schöne, gehaltvolle Diskussion! Hut ab!
(aside: jetzt nur keinen Rechtschreibfehler machen, sonst is gleich wieder vorbei mit gehaltvoll)

Ich trage bei:

Die reine Existenz einer Nahost-Meldung in den Nachrichten - vom Gegenstand der Nachricht mal ganz abgesehen - hat immer auch eine Signalwirkung, da die Masse der Hörer sich denkt: Aha! Gaza/Westbank in den Radionachrichten - die sind kompetent und seriös, denn die in der Tagesschau melden das auch! Andersrum: Lokales aus Tarp, Lippe oder Wenzenbach auf der Eins vermittelt zwar den Eindruck von Regionalkompetenz, versaut aber die vermeintliche Kompetenz bei den Weltnachrichten. Zugespitzt: Nahost in den News macht sich immer gut, genauso wie Gesundheitspolitik und Airbus.
 
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Hallo Sachsenradio,

ich widerspreche Dir in dem Punkt "Verfügbarkeit des (Bild)Materials" gar nicht. Klaro - wenn ein Sendeplatz zu füllen ist, greift man da rein, wo es viel Auswahl gibt. Zudem halten sich viele Medien, die in der breiten Masse eine Rolle spielen, keine eigenen Auslandskorrespondenten und sind auf die Zuarbeit der Agenturen angewiesen. Selektion beginnt bereits bei der Frage, welche Informationen ich als Journalist überhaupt zur Kenntnis nehmen KÖNNTE, um sie weiterzuverbreiten.
Ich meine nur, dass es prinzipiell möglich wäre - und getan würde, gebe es ein größeres Interesse. Meinethalben lasst uns ein Gesetz erlassen, eine Quote für Afrika-Asien-Südamerika-Berichterstattung einführen. Und dann? Es gibt eine Reihe von Initiativen, (I)Ngos, universitären sowie außeruniversitären Instituten und Journalisten, welche ebenfalls der Meinung sind, es müsste viel mehr Aufmerksamkeit für solche Konflikte herrschen. Sie werden - das ist ja nun auch hier im Forum offensichtlich geworden - nur nicht wahr genommen. Insofern gehört die Forderung nach einem solchen Gesetz für mich zum Pippi-Langstrumpf-Prinzip: Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt. Nur weil ein Ergebnis intendiert ist, heißt das noch lange nicht, dass es auch eintritt.
Viele Grüße
Die Hexe
 
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Nochmal für Alle, die im Elfenbeinturm der Nachrichtenredaktion leben und irgendwie in den letzten 20 Jahren den Weg in eine x-beliebige Kneipe nicht gefunden haben: Es INTERESSIERT NIEMANDEN.

Punkt.

Um diese These zu testen, geht man auf die Strasse und fragt Leute danach, welche Auswirkungen die angedachte Besetzung des Gaza-Streifens durch UNO-Blauhelmsoldaten ihrer Meinung nach haben.

Ergebnis: Verwirrung. Jede Wette. Ganz abgesehen davon weiß niemand, wo der Gaza-Streifen überhaupt liegt.

Leute, es ist schön, wenn Ihr in der Uni oder in der Journalistenschule gelernt habt, daß man die Konflikte dieser Welt den Hörern, Sehern und Lesern nahebringen muß. Aber die Allermeisten juckt es nicht. Die wissen nichts davon und wollen davon auch nichts wissen. Und Ihr - meine Lieben - verbreitet es trotzdem munter weiter. Obwohl selbst Ihr nicht wisst, wo der Gaza-Streifen liegt, aber irgendein Korrespondent irgendwo im Ausland und die Tante dpa wissen es ganz sicher. Nur - wie gesagt - den Hörern ist es geradewegs schnurz.

Und um bei meinem Posting von vorhin zu bleiben: Die interessiert es eher, ob es im MediaMarkt ein Samsung-Laptop für 399 Euro gibt.

So funktioniert die Welt. Mag ja sein, daß Euch das nicht gefällt. Mir gefällt es prächtig.
 
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