Neuer RBB-Staatsvertrag in der Mache

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Sicher? Hier steht:
Neu stünde im Vertragsentwurf: Diese Hörfunkprogramme „können auch ausschließlich über das Internet verbreitet oder durch vergleichbare Angebote im Internet ersetzt werden“. RadioEins, Fritz, RBB Kultur, Inforadio und Cosmo könnten dann nur noch als Apps und in der Audiothek angeboten werden.
Sie stellen zur Diskussion, einen Verbreitungsweg aufzugeben, der Streaming-Kanälen nicht zur Verfügung steht? Herr, Sie wissen nicht, was sie tun.
 
Die Aussage ist interessant, wo steht, das die bestehenden Verbreitungswege bestehender Sender nicht beschnitten werden, aber neue Sender rein digital im Internet verbreitet werden können.
 
Aus dem Tagesspiegel-Artikel:
"Denn der rbb will hier technische Kosten für die teure Ausstrahlung seiner Radioprogramme über UKW sparen, um das knapper werdende Geld lieber ins Programm zu stecken."
Klar, daran habe ich üüberhaupt keinen Zweifel. :D
 
Die ARD arbeitet offenbar an mehreren Fronten gleichzeitig an ihrer Selbstliquidierung. Inhaltlich (Ausdünnung von Programmen, Kürzung kultureller Inhalte) und bei der Verbreitung. In Berlin / Brandenburg denkt man also möglicherweise schon über den UKW-Rückzug nach. Nun - die Privaten in Berlin wirds freuen, wenn sie weniger Konkurrenz haben.

Stellen die dann auch wenigstens DAB+ ein? Das taucht in diesen Texten nirgendwo auf, wäre aber erforderlich, um nur noch auf IP-Wegen verfügbar zu sein.

Das ganze wirkt beinahe, als hätte es System. Passt mal auf: die ARD killt sicher auch noch zum Jahresende den Hörfunktransponder und ersetzt ihn durch irgendeinen magerbitratigen Murks, der auf vielen Geräten stumm bleiben wird.

Es geht voran. Mitunter scheint mir: inzwischen ganz im Sinne der Bevölkerungsmehrheit. Oder täuscht mich da meine weitgehend ostdeutsche Verankerung?
 
Der Vorsitzende des Journalistenverbands veröffentlicht einen Newsletter, der es selbst, gelinde gesagt, nicht so genau nimmt, und der Tagesspiegel erzählt diesen Newsletter einfach nach, ohne selbst in irgendeiner Form journalistisch etwas zur Sache beizutragen oder zu hinterfragen

Zunächst mal schreibt sich der RBB seinen Staatsvertrag nicht selbst; das machen die ihn tragenden Bundesländer. Im DJV-Newsletter werden aus den Änderungen im Staatsvertrag plötzlich Pläne der "RBB-Spitze".

Worum es offenbar tatsächlich geht: dem RBB soll mehr Flexibilität gegeben werden, wie er seine Programme gestaltet. Das war auch in der Debatte um den Rundfunkbeitrag einer der großen Widersprüche der Politik: die Programme, die die ARD verstärkter, und die in ihrer Vielzahl dann gerne als Beleg für Verschwendung angezeigt werden, sind so ja explizit von der Politik beauftragt worden, und neue Angebote oft zusätzlich auf die alten draufgesattelt worden. Statt vorzuschreiben, dass der RBB für ein bestimmtes Gebiet, zB. "Jugend", ein lineares Hörfunkangebot anbieten muss, aber im Internet jeden Pixel in einem dreistufigen Verfahren genehmigen lassen muss, wie es bei RBB-Gründung der Fall war, festzulegen, dass der RBB ein Angebot für die Jugend machen muss, ihm künftig freizustellen, in welcher Form das geschieht, halte ich diesbezüglich für einen Fortschritt.

Der RBB kann also künftig lineare Hörfunkprogramme einstellen, wenn er möchte. Er muss es aber nicht.
 
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Das Ganze zielt doch nur auf eines ab: Man will, ähnlich wie beispielsweise die Kollegen vom mdr, sinnbefreit unzählige Webchannels installieren, weil man meint damit die "Masse" der Hörer erreichen zu können. Wie die anderen auch verkennt man dabei, dass das lieblose Abspielen einer Festplatte herzlich wenig mit dem ÖR-Auftrag zu tun hat. Ein solches Angebot wäre zwar nachvollziehbar, aber brauchts das wirklich? Der ÖR schafft sich immer weiter ab und merkt es nicht. Gerade beim rbb ist das besonders bitter, hat er doch lange Zeit noch Inhalte hoch gehalten, wo andere längst zum Flachfunk wurden.
Die Überschrift vom Tagesspiegel ist natürlich Mumpitz, da gerade im ländlich geprägten Brandenburg trotz anders lautender Verkündungen aus Potsdam, dann doch noch etliche Löcher in der Breitbandversorgung zu finden sind, von Löchern in den Handynetzen ganz zu schweigen. Ausserdem werden über UKW und mittlerweile auch DAB+ noch immer die meisten Hörer erreicht. Der rbb wäre also schlicht dumm, wenn er diese Verbreitungsform aufgeben würde.
 
Das wäre dann so was wie "Podcast-Radio". Redakteur*innen produzieren selbst in die Konserve und das ganze kostet deutlich weniger (einschließlich Podcast-Hörfunk-Technik).
 
Halte ich für sinnvoll, um dem RBB mehr Flexibilität zu geben. Statt eine bestimmte Programmform (linear), vielleicht sogar samt Ausspielweg, vorzuschreiben, wird nur noch der Inhalt beauftragt. In Bezug auf die Beitragskalkulation man das die Sache m.E. übrigens eher wässriger, wenn der Umfang der Angebote bloß mit viel Auslegung ableitbar ("vergleichbare Angebote im Internet") definiert würde.

da gerade im ländlich geprägten Brandenburg trotz anders lautender Verkündungen aus Potsdam, dann doch noch etliche Löcher in der Breitbandversorgung zu finden sind

Selbst in Deutschland ist mittlerweile klar, dass wir Breitband überall brauchen. Und auch in der Brandenburger Pampa wird das zeitnah realisiert. Und wenn es irgendwo in der Uckermark noch einen einzigen Hof geben sollte, der 2023 selbst für einen Audiostream nicht genug Bandbreite hat, dann ist das so und wir lassen ihm notfalls Kassetten per Post zukommen.
 
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Wie sind eigentlich die Hörerzahlen vom hochgelobten Radio Eins, oder Cosmo ? Ich fand da nix.
 
Hat denn jemand den Entwurf als PDF-Datei vorliegen? Ich suche den schon seit Wochen und finde nichts. Mich interessieren noch ganz andere Details (z.B. Personalrat für Freie?).
 
Wie sind eigentlich die Hörerzahlen vom hochgelobten Radio Eins, oder Cosmo ? Ich fand da nix.
Dann hast Du offenbar nicht mal an den dafür üblichsten Stellen gesucht.

https://www.reichweiten.de/ beispielsweise listet Dir sofort die Zahlen von Radio Eins. Demnach in etwa so viele Hörer in der Durchschnittsstunde wie 104.6RTL oder der Berliner Rundfunk 91,4 oder RBB 88,8. Nur Antenne Brandenburg hat mehr Hörer in Berlin/Brandenburg.

Dazu muss man freilich auch die UKW-Abdeckungen sehen, die bei Antenne und Radio Eins deutlich größer sind als bei 104.6 RTL und dem Berliner Rundfunk oder gar bei 88acht.

Cosmo findest Du bei den Tagesreichweiten unter "Teilnational". Hilft erstmal auch nicht weiter fürs RBB-Gebiet.

Hier sind zig Auswertungen für Berlin/Brandenburg drin, auch mit COSMO:

Das kommt mit meinem unrelevanten Bauchgefühl gut zusammen, was COSMO in Berlin betrifft. Das Programm hat keine Relevanz dort. Relevant war für das Berliner Kulturleben SFB Multikulti. Lange her.

Der WDR gibt für COSMO in seinem Sendegebiet Zahlen an:

Grob also dort: 1/3 der Kulturwelle.
 
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Ich würde sagen, auf längere Sicht, kann man sich von Cosmo auf UKW verabschieden. Radio Multikulti war schon was, schade dass man es damals platt gemacht hat.
 
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Ich würde sagen, der RBB sollte sein Angebot nachschärfen, so daß für jeden Beitragszahler etwas dabei ist. Für kleinere Gruppen gibts weniger Angebot, für große Gruppen, sollte es auch ein großes Angebot geben.
 
Interessant wäre für mich vor allem, was nutzt die "große Gruppe" der Migranten, wenn es um klassische Medien geht? Die Gruppierung ist ja nicht homogen, sondern zerfällt in viele Teilmengen, die sich durch Herkunft, Religion, Kultur in der Heimatregion, Intergrationsstatus und Integrationswillen (bzw. auch "Integrationsbereitschaft" seitens der urdeutschen Bevölkerung) unterscheiden.

Junge Schwedinnen, die zum Studium und für das Nachtleben in die Stadt gekommen sind, werden sich da sicher völlig woanders wiederfinden als es ein junger Kameruner, der in Berlin Zuflucht fand. Und der wiederum wird eine andere Lebensrealität haben als eine ältere Frau aus der Türkei, die seit ewig hier ist, aber nie wirklich in Berlin ankam - zumindest nicht auf dem Level gesellschaftlicher Achtung, wie es den meisten "Urdeutschen" vergönnt ist.

So wie die Frau, die ich vor Jahren in Neukölln vor der Rewe stehen sah, eindeutig Türkin, sie war auf Almosen aus (ob sie eine Obdachlosenzeitschrift zu verkaufen versuchte, weiß ich nicht mehr, vermute aber: nein). Ich bin - wie oft, wenn ich überrumpelt werde - erstmal mit Tunnelblick automatisch vorbei und rein in die Rewe. Bis zur Gemüseabteilung hatte ich mich aber schon wieder sortiert, kaufte etwas angepasst ein und riss mir noch 2 Folienbeutel ab. Beim Einpacken füllte ich die Beutel mit Orangen, Bananen etc. (hab vergessen, was noch, war jedenfalls "gesundes Zeugs") und übergab es der Frau draußen. Es war kurz vor Weihnachten und die Reaktion war heftig. Die Frau war den Tränen nahe und sagte, das bekämen ihre Enkel.

Welche Medienangebote nutzen diese Bevölkerungsgruppen? Spielen klassische Medien überhaupt eine Rolle? Wenn ja - spielt der deutsche öffentlich-rechtliche Rundfunk eine Rolle?

Sind die Kinder und Enkel einstiger Migranten heute so weit, dass das Thema "Migration" überhaupt keine Rolle mehr spielt? In welchen Milieus ist das eher, in welchen seltener der Fall?

Ganz ehrlich: ich habe da absolut keine Ahnung. Habe in den vergangenen Jahren zwar mit Menschen aus über 50 Nationen zu tun gehabt, jedoch stets in der Schweiz und die waren dort genau wie ich nur Gäste auf Zeit. Meine letzten intensiveren Kontakte zu türkischstämmigen Menschen in Berlin sind nun lange her - das waren für mich tatsächlich "Berliner" ohne Wenn und Aber. Lernte man sie dann besser kennen, öffneten sich Türen zu den Unterschieden. Familiengröße und Familienzusammenhalt seien da nur als Thema genannt.

Spinnen wir doch mal: wäre die ARD finanziell fett ausgestattet - bräuchte es da in einer Metropole wie Berlin ein englisch-, ein französisch- und ein wie auch immer arabischsprachisches öffentlich-rechtliches Programm? Wäre das einer Integration dienlich oder stünde es ihr eher im Wege?
 
Was spricht dagegen, dass der rbb ein Programm wie das französische Radio Nova auf die Beine stellt? Vielleicht insofern verbessert, dass eine horizontale Programmgestaltung alle ausländischen Mitbürger zufriedenstellt (z. B. morgens arabisch, vormittags balkanesisch, mittags asiatisch, nachmittags afrikanisch und abends russisch).
 
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Ich muss gestehen, Nova nur dem Namen nach zu kennen. Abgesehen davon, dass es nicht öffentlich-rechtlich ist, weiß ich nichts vom Programm. Zu Vergleichen kann ich also nichts sagen.

Aber zu
z. B. morgens arabisch, vormittags balkanesisch, mittags asiatisch, nachmittags afrikanisch und abends russisch
sagt mir mein Bauchgefühl: das macht in Zeiten des wahlfreien zugriffs auf alle Sounds der Welt via Online fast niemand mehr mit. Es sei denn, da wären echte Personalities und Inhalte, die als sehr wichtig/wertvoll empfunden würden am Start - und es sei denn, das wäre auch bekannt.
 
"Sie (Patricia Schlesinger) rechne damit, „in sieben bis zehn Jahren“ müsse man ernsthaft darüber nachdenken, ob man noch Hörfunkwellen brauche. „Ich will noch einmal ganz deutlich sagen: Wir sind so erfolgreich im Moment auf den UKW-Wellen, dass es tatsächlich unternehmerisch, aber auch unserem Auftrag nicht entsprechend wäre“, dort etwas aufzugeben."
Quelle:
 
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