Neues Sputnik-Design

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Radiokult

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Mehr durch Zufall habe ich vorhin mitbekommen, dass sich Sputnik mal wieder ein neues Design verpaßt hat. Und was soll ich sagen? Ich mußte spontan anfangen mit lachen. Sputnik? Katzenfunk?

MDRSputnik_Logo_hoch_Rot_sRGB-300x280.jpg


Welcher überbezahlte Werbedesigner ist denn auf diese skurille Idee gekommen? Noch alberner wird es, wenn man sich das "Erklärbär"-Video zum neuen Logo anschaut... http://www.radioszene.de/106785/mdr-sputnik-logo.html

Der mdr sollte endlich anfangen nicht nur von Inhalten zu schwafeln, sondern endlich auch mal Inhalte liefern, insbesondere in seinen Rundfunkprogrammen. Neue Logos alleine sind aber noch kein Inhalt. Obwohl, vielleicht gibts ja dann bei Sputnik demnächst die Whiskas-Charts mit den Kitekat-Newcomern... die Hoffnung stirbt zuletzt.
 
Sieht etwas aus als wärs ein Kindergartenfunk. Selbst KiRaKa und Radio Teddy haben bessere Logos.

Also wirklich bin ganz deiner Meinung @Radiokult.
Wann macht die ARD mal was vernünftiges?
Genauso mit den Radiotexten auf UKW und DAB : "SWR2 - Lust auf Kultur" oder "MDR KULTUR - DAS RADIO" (ja dass es en Radiosender ist weiss ich auch selber)
Wirklich sehr informativ ...... nicht. Vorallem weils fast die ganze Zeit drin steht und man ewig warten muss bis mal ne Info zur Sendung kommt

Und die sache mit den Logos ist eh ein Thema für sich wenn man sich mal die vom MDR oder vom RBB mal anschaut.
 
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Was bin ich froh, daß ich von solchem Vollpfostenfunk schon vor Jahren vollständig weggekommen bin. Und das meine ich sehr, sehr ehrlich! Was da gebührenfinanziert mit Ausnahme der Ära Markuse 2006-2010 veranstaltet wird (und auf den anderen Unterhaltungswellen des MDR ebenso) ist ein Skandal und keinen Gebühren-Cent wert. Merke ich jedes mal, wenn ich bei der technischen Qualitätsprüfung durch unser Kabelnetz zappe. Schauderhaft dumpf, was man da zu hören bekommt. "Dumpf" im geistigen Sinne.

Und je perverser diese Gesellschaft wird, umso mehr muß ich sagen: die öffentlich-rechtlichen Medien mit ihrer einseitigen Spaßorientierung tragen mit dazu bei. Was sollen die ausschließlich zu Konsumenten und Spaß-Habern erzogenen Menschen eigentlich machen, wenn Schluß mit lustig ist? Und es ist global gesehen sehr deutlich Schluß mit lustig.

Mich wundert nicht, wenn die Leute alle durchdrehen und nur noch um sich schlagen. Die besonnenen, ruhigen Leute in meinem engsten Umfeld zeichnet aus, daß sie weder Radio noch TV nutzen, kein Smartphone haben, kein Facebook haben und auf Mails mit etwas Glück nach 3 Wochen antworten, wenn sie sie mal zufällig bei einem ihrer seltenen Abrufe finden. Und diese Leute haben nicht um sich zu schützen auf all das verzichtet, nachdem sie es einmal hatten und es ihnen zuviel wurde. Sie haben es niemals gehabt. Der Wahnsinn der heutigen Welt mit Konsum-Zwang, Spaß-Zang, Selbstdarstellungs-Zwang geht an ihnen weitgehend vorbei. Mit etwas Glück haben sie auch noch "autistische" Jobs (Physiker etc.) und sitzen auch im Büro in einer entsprechenden Blase. Ob das langfristig vorteilhaft ist, steht auf nem anderen Blatt, aber die Leute sind psychosozial gesünder als die, für die unsere Öffis inzwischen weitgehend vollständig Programm machen.

"MDR KULTUR - DAS RADIO" (ja dass es en Radiosender ist weiss ich auch selber)
Der MDR trennt nicht mehr inhaltlich zwischen Radio, TV und Netz. "Kultur" (oder eben das, was er dafür hält) findet auf allen 3 Kanälen statt und die werden eben auch mit "Kultur" benannt. Damit muß immer dazugesagt werden, ob es sich um das Radioprogramm, die Webseite oder etwas im TV handelt. Entsprechend "ungetrennt" ist auch die zugehörige Webseite: http://www.mdr.de/kultur/index.html . Mal auf "Kultur in Radio&TV" klicken - da kommen die Angebote von beidem und vom Webchannel auch noch mit dazu.

Das gleiche läuft bei MDR Aktuell. Auch da wird alles, was mit Nachrichten zu tun hat, gebündelt - für Radio, TV und Web. Entsprechend heißt die nachrichtensendung im TV "MDR Aktuell" und das Radioprogramm auch. Letzteres also damit "MDR Aktuell - das Nachrichtenradio".

P.S.
Das Logo erinnert mich ein kleinwenig an ein stilisiertes Atomkraftwerk, aber eins mit nem blauen Auge:

brennstab.jpg

(http://www.karikatur-cartoon.de/bilder/brennstab.jpg)
 
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Hier geht es um ein Logo.

Dieses Logo ist wiedererkennbar. Man kann dieses Logo gut in sozialen Netzwerken einbinden. Es passt sogar prima in einen Snapchat-QR-Code. "Die Jugend" benutzt Snapchat. "Die Jugend" benutzt soziale Netzwerke.

Ich kann nicht meckern. Nicht hier, nicht jetzt.
 
Man kann dieses Logo gut in sozialen Netzwerken einbinden. Es passt sogar prima in einen Snapchat-QR-Code. "Die Jugend" benutzt Snapchat. "Die Jugend" benutzt soziale Netzwerke.
Die Relevanz wird jetzt also nach der Einbindbarkeit in soziale Netzwerke definiert... Sorry, aber da komme ich gerade nicht so ganz mit. Früher haben sich Programme mal über ihre Inhalte definiert. Logos waren da höchstens Beiwerk.
Davon abgesehen müßte man ohnehin mal hinterfragen inwieweit es eigentlich gerechtfertigt ist, dass sich diese sogenannten sozialen Netzwerke mit öffentlich-rechtlich bezahltem Content von unser aller Gebühren eine mehr oder weniger goldene Nase verdienen, siehe Funk/Youtube etc. Von den Facebook-Auftritten der ganzen Sender/Sendungen des ÖR fange ich gar nicht erst an.
 
Die Debatte hat die Politik schon längst geführt, mit dem bereits bekannten Ergebnis. Und dass Logos oder grafische Elemente im Allgemeinen früher nur Beiwerk waren, möchte ich in Zweifel stellen. Wer mal im Wildall gelebt hat, versteht, was ich meine.

Ach ja, FRÜHER WAR ALLES BESSER!

(Ich gehe ja in Teilen mit euch d'accord, doch ihr führt die Debatte auf dermaßen ermüdende Weise, mit einer altklugen Schwarz-Weiß-Denke, für die ihr euch doch sonst - zumindest betont nach außen hin - zu schade seid, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als trotzig zu reagieren.)
 
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Die Relevanz wird jetzt also nach der Einbindbarkeit in soziale Netzwerke definiert... Sorry, aber da komme ich gerade nicht so ganz mit. Früher haben sich Programme mal über ihre Inhalte definiert.
...womit auch nochmal geklärt wäre, für welche Zielgruppe man sich für zuständig hält. Für die, denen Inhalte weitgehend egal sind, weil sie gerade mit ihrem Schmierfohn befasst sind, Selfies machen und ihresgleichen zeigen müssen, wie marktfähig sie in Sachen Coolness sind. Aber klar, es ist ja auch keinem 20-jährigen verboten, den DLF zu hören, also ist ja noch (fast) alles gut.

Dazu passt auch gut: http://digitalpresent.tagesspiegel.de/die-verbloedung-im-internet-schadet-allen

"Früher hatte das Wichtige einen Anspruch auf Aufmerksamkeit. Der Sender wurde gehört, weil er Autorität hatte. Reich-Ranicki sagte uns, welche hundert Bücher wir zu lesen haben, die ARD Tagesschau hatte immer recht, der Pfarrer und alle Lehrer sowieso. Aber jetzt ist es so, dass der Sender von wichtigen oder inhaltsschweren Sachen nicht mehr per Autorität die Aufmerksamkeit beanspruchen kann. Er muss also genauso die Aufmerksamkeit erringen wie alle anderen auch. Leider glauben die Vertreter des klassisch Wichtigen immer noch, in der Autoritätsposition zu sein. Aber das Wichtige findet nicht von alleine seinen Weg und gewinnt." (Gunter Dueck)

Da hat er wohl Recht, der Herr Dueck. Der Verlust des Wertes begründeter (!!!) fachlicher (!!!) Autorität, der Verlust der Autorität, die einem aufgrund von Lebenserfahrung oder gar Weisheit zusteht (?), ist hochgradig gefährlich und kann diesem Land auch noch das Genick brechen. Ich kenne es aus dem Umfeld der Naturwissenschaften: die werden schlicht geleugnet heute. Man hat dann halt "alternative Fakten", zu deutsch: "mir passt die Realität nicht, ich erfinde mir selbstgerecht eine neue, die mir mehr zusagt". Und das gilt dann. Ebenso wie die Geschichts-Leugnung, die Gymnasiallehrern heute zum Problem wird: den Holocaust hat es ja nie gegeben, das wissen die Schüler genau, das haben sie von ihren Eltern, die sind Reichsbürger, die kennen sich da aus.

Realitäts-Leugnung ist bereits die vorletzte Stufe der Zerstörung einer Gesellschaft. Fehlt nur noch die letzte Stufe: die aktive Vernichtung bzw. Selbstvernichtung. Die Zahl derer, die daran arbeitet, ist in den vergangenen 3 Jahren extrem gestiegen. Und letztlich ist der Vollzug der letzten Stufe bei aller Bitterkeit dann nur folgerichtig und eine regulatorische Maßnahme des Planeten.

Den Weg, sich am allgemeinen Spaß-Getöse zu beteiligen, um sich noch Gehör zu verschaffen, halte ich aber für den falschen. Den Weg, auf Fassade statt auf Inhalte zu setzen, ebenso - aber das ist sowieso eines der uralten Leiden des Kapitalismus: Fassade. Ein nicht unerheblicher Teil des Hasses auf dieses Land, der im Osten gärt, kommt auch daher, daß man sich betrogen fühlt durch die Fassade, wegen der man naiv gläubig 1989/90 extra einen ganzen Staat demontiert hat, bloß um hinterher feststellen zu müssen, daß die im Westen zum Kacken auch aufs Klo gehen müssen und bei fast niemandem jeden Morgen um 9 Uhr bei bestem Wetter eine dämlich grinsende Blondine mit dem Fahrrad am nagelneuen Dreiseithof vorbeikommt, um dem festlich gedeckten Frühstückstisch draußen im Garten eine Dose Streichfett zu spendieren (so sah der durchschnitts-Ossi den Westen, da kam ein Teil der Triebkraft der sogenannten "friedlichen Revolution" her, der andere Teil stammt aus dem im Osten nicht offen auslebbaren Rechtsextremismus, für dessen Gedeihen man das Land erst beiseiteschaffen mußte).

Zum Beschiss gehören aber immer zwei Seiten und den Ostdeutschen fällts heute noch schwer einzugestehen, daß sie sich von Werbung blenden lassen haben. Aber das ist schonwieder fast ein anderes Thema. Nein, nicht ganz: das Vorgängerprogramm von Sputnik war durchaus dazu in der Lage, auf diese Fassade hinzuweisen - und wurde genau deshalb durch Sputnik ausgetauscht. Und der ganze MDR ist ja bekanntlich das Verlautbarungsmedium der vermeintlich blühenden Landschaften gewesen - entsprechend schnell hatte MDR Life dann ja auch abgewirtschaftet. Die Eier-aus-Halle GmbH hatte da dann schon Hochkonjunktur.

inwieweit es eigentlich gerechtfertigt ist, dass sich diese sogenannten sozialen Netzwerke mit öffentlich-rechtlich bezahltem Content von unser aller Gebühren eine mehr oder weniger goldene Nase verdienen, siehe Funk/Youtube etc.
Das ist dann wohl die Einsicht in die Tatsache, daß man höchstens als Trittbrettfahrer bei diesen Plattformen überhaupt noch jemanden in der jungen Generation erreichen kann. Eigentlich heißt das ja nur wieder: Radio und TV, wie wir es kennen, sind für die einfach tot. Und das kennen wir ja schon.


Hier nochmal lustiges Logo-Raten. Was zeigt dieses Logo?

nettopiranhajmu8l36vdo.jpg


Ich biete (und das sah ich da tatsächlich lange Zeit und wunderte mich): ein Piranha, der sehr aggressiv die Zähne zeigt. Mit diesem Gag Rettich mich heute über den Tag.
 
Wir haben doch auch nicht Radio wie unsere Elten gehört, bei DT64/Rias2/SFB sind die doch auch schreiend davongelaufen. Auch wir haben Medien anders konsumiert - und ich finde jetzt nicht, das ich völlig mißraten bin.
 
...Sputnik...neues Design ...Katzenfunk?
...womit auch nochmal geklärt wäre, für welche Zielgruppe man sich für zuständig hält.

Na wenigstens bekommt nun der Begriff "Katzenjammer" eine völlig neue und zudem "zielgruppengerechte" Bedeutung...

Ein nicht unerheblicher Teil des Hasses auf dieses Land, der im Osten gärt, kommt auch daher, daß man sich betrogen fühlt durch die Fassade, wegen der man naiv gläubig 1989/90 extra einen ganzen Staat demontiert hat, ...
Zum Beschiss gehören aber immer zwei Seiten und den Ostdeutschen fällts heute noch schwer einzugestehen, daß sie sich von Werbung blenden lassen haben.

Die Frage ist doch, wieviel "Selbstbetrug" immer wieder dahinter steckt. Ich komme an dieser Stelle bei aller Penetranz noch einmal mit dem Hinweis, dass die Programme des MDR keinerlei emanzipatorische und aufklärende Wirkung und in Verbindung mit der sozio-kulturellen Prägung der Stammklientel fatale Konsequenzen haben.

Nur mal so: (hinter vorgehaltener Hand) sich immer wieder als "armes Hascherl" zu sehen oder "die Wessis blöd zu finden" und dann ausgerechnet einem "West-Import" a la Bernd Höcke völlig enthemmt zuzugrölen, ist eigentlich an Dämlichkeit bzw. Irrationalität/Unlogik nicht mehr zu überbieten. "Dieser Faden" (nämlich der eines ganz bizarren (ost-)deutschen Untertantums) zieht sich deutlich erkennbar seit 28 Jahren mit hoher Strahlkraft gerade durch das geografische Gebiet, das "öffentlich-rechtlich" vom MDR abgedeckt wird.

... das Vorgängerprogramm von Sputnik war durchaus dazu in der Lage, auf diese Fassade hinzuweisen - und wurde genau deshalb durch Sputnik ausgetauscht.

Dabei war es in der Tat zunächst wirklich nur ein "Namenswechsel", der zum 1.5.1993 erfolgte. Ich glaube, das eigentliche kritische Datum ist der 31.12.1991/1.1.1992 (wie man will), an dem etwas - im Grund auf ganz tragische, nämlich innere Weise - zerborsten ist, was danach weder Qualität noch Emotionen so wecken konnte wie zuvor. Die Entwicklung bis zur UKW-Aufschaltung irgenwann 1996 kann man als stetig abnehmend bezeichnen, einen deutlichen "Bruch" (oder eine "Unstetigkeitsstelle") wird man hier beim besten Willen nicht finden.

Wir haben doch auch nicht Radio wie unsere Elten gehört, bei DT64/Rias2/SFB sind die doch auch schreiend davongelaufen. Auch wir haben Medien anders konsumiert - und ich finde jetzt nicht, das ich völlig mißraten bin.
Ich hatte erst am Sa mit meinen Eltern (Mitte 70), die sich plötzlich als Lindenberg-Fans zu erkennen gaben, einen kleinen Disput auf meinen Hinweis hin, dass sie doch früher - wenn Sohnimann Rias oder SFB mit eben diesem Herren hören wollte - "schreiend davon gelaufen" sind (und nach meiner Erinnerung lieber "echte" deutsche Schlager gehört haben). Das hat mich amüsiert...
...andererseits bleibt auch festzuhalten und ist m.E. enorm wichtig für heutige Diskussionen, dass SFB/Rias/DT64 bei aller Unterschiedlichkeit aus einem ganz anderen journalistischen Holz (und Verständnis) der MacherInnen geprägt waren als die meisten heutigen Programme. Ich bin mir unsicher, ob sich das mit "Zeitgeist" vollständig erklären lässt.
 
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Ein nicht unerheblicher Teil des Hasses auf dieses Land, der im Osten gärt, kommt auch daher, daß man sich betrogen fühlt durch die Fassade, wegen der man naiv gläubig 1989/90 extra einen ganzen Staat demontiert hat,

Zum 100. Mal zum mitschreiben: 1990 wurde nix mehr demontiert, die DDR war am Ende auf allen Ebenen: Wirtschaftlich, geistig-moralisch, ökologisch, auch in gewisser Weise kulturell (die Musikfestivals im Sommer 88 und 89 funktionierten nur mit Westbands als Zugpferden). Wer das fast 30 Jahre später immer noch nicht realisiert hat, lebt in seiner eigenen Lebenslügenblase und kann schlecht ernst genommen werden.

Wir können auch zum 100. Mal beweinen, dass der demokratisch legitimierte Beitritt in Teilen ein Schurkenstück war (Treuhand, Rückgabe vor Entschädigung, ...), andererseits wurden die recht hohen Ost-Barvermögen anerkannt ebenso wie die Rentenansprüche, etc etc.

***

Ja Sputnik, ich habe mir das gestern mal angehört. Solche Stationen, sagt man CHR dazu?, gibt es hier auch einige, die klingen recht ähnlich in Musikprogrammierung und was der Moderatorendarsteller von sich gibt. Nur macht man lange keine nervenden Musikbetten mehr und auch kein Soundprozessing (kann nur den Internetweg beurteilen), von dem man Ohrenkrebs kriegt. Zur vollen Stunde: Der IS hat mal wieder 130 Leute massakriert und im Dreieck Nossen ist ein Laster verreckt. Derart großartigen Info-Kontent lässt man hier weg. Der größte Unterschied ist aber: Es ist keine allgemeine Bürgerpflicht, für so ein Programm Gebühren zu zahlen. So ein Ansinnen brächte einen vermutlich geradewegs in die Geschlossene. Die Letalitätsrate unter den Rundfunksbeitragsbeauftragten (oder wie heißen die GEZ-Schergen heute?) wäre vermutlich recht hoch, denn man macht hier doch vom Recht Gebrauch, eine Schusswaffe zu besitzen und nötigenfalls Haus und Hof damit zu verteidigen.

So ein Programm unter dem Deckmantel der öffentlich-rechtlichen Grundversorgung zu veranstalten, ist schon eine üble Scharade. Oder (@Radiowaves) Fassade, hat aber mit Kapitalismus nix zu tun, sondern eher mit dem Gegenteil.

Die gebildeten jüngeren Leute sind übrigens recht gut informiert über Deutschland in Europa. Die wissen, dass wir ein 'great public TV and radio network) haben. Wenn ich dann aber von Programmen wie Sputnik (oder hr3) erzähle und dass die Parteien auf die noch vorhandenen politischen Inhalte massiv Einfluss ausuzuüben versuchen und am Postengeschacher beteiligt sind, wird man nachdenklich. Einflussnahme in den Medien ist hier ein sensibles Thema, allerdings hat man hier das Recht abzustimmen und dem Sender seine Zuwendung wirkungsvoll zu entziehen.

Radio machen scheint hier so lächerlich billig und dereguliert zu sein, dass es in den Metroregionen mittlerweile einige werbefreie spenden- oder sonstwie finanzierte Stationen gibt, die durchaus breitere Hörerschichten ansprechen. Genaueres muss ich mal in Erfahrung bringen. Das ist doch echte Demokratie und insofern gebe ich @Radiowaves Recht, was wir diesbezüglich in Deutschland haben, ist nicht echt, ist irgendwie Fasssade.

Aber wie wäre es ohne Beitritt gekommen? Wären wir eine Art deutschsprachiges Polen? In Sachen Demokratie und Freiheit in den Medien auch keine sehr erfreuliche Vorstellung.

Ach ja, zum Thema: Das Logo finde ich durchaus hässlich, Respekt! Aber mir muss es ja nicht gefallen.
 
Zum 100. Mal zum mitschreiben: 1990 wurde nix mehr demontiert, die DDR war am Ende auf allen Ebenen: Wirtschaftlich, geistig-moralisch, ökologisch, auch in gewisser Weise kulturell (die Musikfestivals im Sommer 88 und 89 funktionierten nur mit Westbands als Zugpferden).
Muss man denn diese Propaganda, immer wieder und wieder durchkauen? Das wurde doch bereits alles von Wirtschaftswissenschaftlern widerlegt. Genauso gut könnte ich behaupten, dass die aufgezählten Eigenschaften auf die BRD zutreffen.
 
Das wurde doch bereits alles von Wirtschaftswissenschaftlern widerlegt. Genauso gut könnte ich behaupten, dass die aufgezählten Eigenschaften auf die BRD zutreffen.
Ja, die DDR hat versucht, sich in den 80er Jahren finanziell zu konsolidieren und zu entschulden, auf Kosten des Binnenkonsums. Wenn man das liest, kommt es einem bekannt vor.
Allerdings war die Politik für das Land ruinös, ein paar Benchmarks gefällig?

Wartezeit auf einen PKW >10 Jahre
Haushalte mit Telefonanschluss - 6 Prozent
Preis für ein Farbfernsehgerät - ca. 10 netto Monatsverdienste

Um den augenfälligen Verfall zu kaschieren, brauchte es eine Menge Propaganda, und das gute alte DT64 hat dieses System, das in Folge Andersdenkende bespitzelte und in den Knast warf, gestützt - das war seine originäre Aufgabe, ironischerweise zum guten Teil mit westlicher Pop- und Rockmusik, bis (fast) zum bitteren Ende. Die geistige Wende hatte ich dieser Redaktion nie wirklich abgekauft. Warum nicht? In der DDR galt man was als Prolet oder Bonze. War man Intellektueller, Arzt oder gar Handwerker, wurde man beargwönt, beneidet, diskriminiert. Auch in der DDR gab es noch ein kleines Bürgertum, und das ist auch, sorry, meine Herkunft. In den Medien und auch DT64 fand das aber - im Gegensatz zu den (eher zu bürgerlichen) Westmedien - nicht statt. Dieselben Linken, die bis Oktober 89 die DDR-Fahne hochhielten und sich dann geläutert gaben, mit denen konnte ich nix anfangen und die mit mir auch nicht. Wenn @Radiowaves irgendwo anmerkt, als Akademiker schlägt einem Abneigung entgegen (Ich nehme es mal als glaubwürdig hin - es passt zumindest gut zur Proletisierung ganzer Rundfunkanstalten), dann kann ich nur sagen, Glückwunsch, da kommt doch wenigstens ein Aspekt der DDR zurück. Wenn ich mir die politische Landschaft und die Medien so ansehe, erleben noch andere DDR-Aspekte einen zweiten Frühling, aber das führt hier zu weit.

Ich seh's ja ein, so einige (Prolet oder Bonze?) fanden es schön in der DDR. Meinungsfreiheit war ihnen nicht wichtig, man hat zum 7. Oktober 'ne schöne Wandzeitung gebastelt und war am 1. Mai marschieren mit Transparent, wer's mag, mein Ding (und das so einiger anderer, die sich im September '89 in Leipzig von der Polizei verprügeln ließen) war es nicht. Und on Top war der große Bruder am Wackeln und eben auch, siehe oben, war die DDR am Ende, fertig.

Ich habe gar keine Lust, das alles wieder durchzukauen, aber warum muss man so rückwärts gewandt sein? Der Sender, um den es eigentich hier geht, dessen Ursprung ist seit Jahrzehnten Geschichte, nix ist mehr da, das Logo (Achtung Themenbezug!), das Studio, die Mannschaft, der Name ... Ein dudelndes Nichts ist übrig. Mir gefällt fast nichts mehr an der heutigen Radiolandschaft, so wenig, dass ich kaum noch einschalte. Man kann sich gerne seinen Lieblingssender zurück wünschen, aber nicht ein ganzes Land, über das die Geschichte nunmal hinweg gegangen ist.
 
Ich will jetzt hier keine politische Diskussion vom Zaun brechen, weil die hier schlicht nicht hingehört, aber dazu muss ich dann doch was loswerden.
Über Einzelheiten kann man sich immer streiten, keine Frage. Und jede gesellschaftliche Form bzw. jedes politische System hat gute Seiten und auch Schwachstellen. Worum es ging, war der rein wirtschaftliche Aspekt. Und es ist nunmal von DDR-Nostalgie unverdächtigen Institutionen belegt worden, dass die DDR eben nicht wirtschaftlich am Ende war. Das muss man einfach mal so zur Kenntnis nehmen, ob es einem nun gefällt oder nicht.
Wie du auf die 10 netto Monatsverdienste kommst ist mir übrigens ein ziemliches Rätsel. Das durchschnittliche DDR-Einkommen lag bereits 1985 bei über 1100 DDR-Mark. Der berühmt-berüchtigte Chromat, der so ziemlich das meist verkaufte DDR-Farb-TV-Gerät gewesen sein dürfte, hat um die 4000 DDR-Mark gekostet. Wenn man diese Summe mal umrechnet in die damalige D-Mark, waren die Dinger auch nicht teurer als ein durchschnittlicher Farbfernseher aus dem Westen. Davon abgesehen dürften in ungezählten BRD-Haushalten auch DDR-Farbfernsehgeräte gestanden haben. Quelle, Neckermann und Co lassen grüßen.
Was den geistig-moralischen Aspekt angeht, gebe ich dir dagegen Recht. Das war ja schlußendlich auch einer der wichtigsten Gründe, warum am Ende soviele gingen und letztlich ihr eigenes Land schlichtweg abschafften. Der ökologische Aspekt ist mit Verlaub schlichtweg albern. Bis Mitte der 80er, als im Westen die Grünen langsam aber sicher das politische Parkett eroberten, hat auch im Westen Ökologie kaum jemanden interessiert. Das war in der DDR nicht viel anders. Mein Freund der Baum stand bis dahin schlichtweg nirgendwo auf der Agenda. Kulturell am Ende würde ich auch nicht behaupten, denn Kultur beschränkt sich nunmal nicht nur auf Rockkonzerte. Die Betrachtungsweise wäre mir schlichtweg zu eng.
Schließlich DT64. Natürlich war der Sender bis Ende der 80er auch ein Systemsender. Aber er war auch der erste Sender der noch vor dem Fall der Mauer seine eigene Chefredaktion absetzte. Es war der Sender, der zwischen 1989 und 1992 vorführte was Radio alles kann, in einer Vielfalt wie sie sich heute kein Sender mehr leisten kann.
Insgesamt bleibt festzuhalten das es gut ist, dass die DDR verschwunden ist. Ich für meinen Teil will sie jedenfalls nicht zurück. Manchmal wünschte ich mir aber einen ehrlicheren Blick auf dieses politische Gebilde, denn es bestand eben nicht nur aus Stacheldraht, Schießbefehl und Repression. Der übergroße Teil der 16 Mio. DDR-Bürger waren stinknormale Leute, die nur versucht haben sich einzurichten und mit ihrer Situation bestmöglich umzugehen. Das hat nichts mit Ostalgie zu tun, sondern etwas mit Lebensläufen, die man nunmal nicht einfach ausradieren kann.
 
@Grenzwelle hat Recht: das Ost-System hatte wirtschaftlich "fertig". Das wäre ohne den von der Bevölkerung betriebenen beschleunigten Untergang (Triebkraft fast aller Beteiligten: Gier und Hass, nur wenige (Pazifisten, Umweltschützer, ...) hatten ethisch nachvollziehbare Gründe für Protest gegen das System) nach wenigen weiteren Jahren entweder auch zerfallen oder in eine sehr finstere Diktatur geraten.

Gerne übersehen wird (auch von @Grenzwelle): das West-System hat auch "fertig". Es hätte schon eher sein Ende erreicht, wenn nicht dieser riesige Absatzmarkt Ostdeutschland dazugekommen wäre. Nun hats halt noch paar Jahre Gnadenfrist bekommen, derzeit ist das Zusammenbrechen aber nicht zu übersehen. Nur die
sind andere. Statt
Wartezeit auf einen PKW >10 Jahre
Haushalte mit Telefonanschluss - 6 Prozent
Preis für ein Farbfernsehgerät - ca. 10 netto Monatsverdienste
hat man heute z.B. halt massiven Ausfall an Unterrichtsstunden in den Schulen. Ein Beispiel mit Regionalbezug (Insider-Gag):
http://www.tlz.de/web/zgt/leben/det...errichtsausfall-wegen-Lehrermangels-876324754 (URL in Google kopieren und von dort aus der Trefferliste aufrufen) - und das sind keine Einzelfälle, das ist Standard. Hier wird an der Stelle gespart, die später die höchsten Folgekosten verursacht, wenn an ihr gespart wird: an den Menschen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals solche Zustände an einer der insgesamt 3 DDR-Schulen, auf denen ich war, erlebt zu haben.

Oder wie wäre es mit so etwas? http://www.thueringer-allgemeine.de...ei-neuem-Augenarzt-in-Gera-Schlange-568394028 (Aufruf ggf. wieder über Google-Treffer)? Die Situation hat sich übrigens nicht verbessert, einen fachärztlichen Bereitschaftsdienst kann man inzwischen in Ostdeutschland oft nur noch mit dem eigenen Auto oder dem Taxi erreichen, man muß dazu teils 30 km fahren.

Oder damit?
http://www.zeit.de/2017/02/kinderarmut-deutschland-eltern-chancen-sozialpolitik/komplettansicht
So etwas kenne ich nicht aus meiner einstigen Heimat. Dies hier muß ein anderes Land sein. Ist es ja auch.

Oder das kulturelle Sterben (Theater, Orchester), auch ein Indikator für eine Gesellschaft beim Erreichen des Verfallsdatums.

Abgesehen davon sind Autos, Telefonanschlüsse und Farbfernseher nichts, was man zum "gut Leben" brauchte - damals schon gleich gar nicht. Das mit dem Auto kenne ich aus eigener Erfahrung, mein Elternhaus war immer auto-frei und ich kannte tolle Orte, an die heute kaum je ein Kind noch kommt, wo Kinder aber eine gewisse "Erdung", eine Berührung mit der Quelle des Lebens erfahren könnten. Fernseh-frei war mein Elternhaus, bis ich 10 Jahre alt war, heute ist mein eigener Haushalt wieder fernseh-frei. Es fehlt also so ein Gerät, die Befassung mit "Fernsehen" über einen der neuen Empfangswege, zu denen man keine "Glotze" mehr braucht, beschränkt sich bei mir auf im Schnitt vielleicht 1-2 Stunden im Monat. Der Telefonanschluß war allerdings tatsächlich ein heikles Thema, da meine Mutter schwer herzkrank war und regelmäßig den Notarzt brauchte. Die Telefonzelle 100 m um die Ecke war damals schon nicht immer funktionsfähig (Zerstörungswut).

Und heute ists bei mir so, daß ich z.B. nie in einer Partnerschaft leben könnte, in der Auto, Fernseher und Telefon eine vordergründige Bedeutung haben. Die Frau, die ich liebe, besitzt weder Auto noch Fernseher. Sie besitzt dafür innere Werte, die ich sonst kaum irgendwo noch wahrnehmen kann: Liebe gegenüber dem Planeten, Natürlichkeit, liebevolle und intelligente (!) Beschäftigung mit ihren Kindern, eine gewisse Demut gegenüber der Schöpfung.

Irgendwie habe ich da offenbar ganz andere Vorstellungen von "gut leben" als der Mainstream. Die Menschen aus aller Welt (50 Nationen), die ich in den vergangenen Jahren kennenlernte und die ich als zukunftsfähig erachte, haben auch völlig andere Vorstellungen von "gut leben". Autos und Fernseher gehören jedenfalls nicht dazu. Dazu gehören aber z.B. selbst gelebte Nachhaltigkeit, sauberes Trinkwasser, gesunde, naturbelassene Nahrung.


Kapitalismus funktioniert nur, wenn alles wächst. Das hat 150 Jahre lang weitgehend brauchbar funktioniert und die Zerstörungen großer Kriege waren sehr "hilfreich", danach wieder mit der Wachstumsspirale beginnen zu können. Doch nun wird klar: auf einem endlichen Planeten sind auch die Ressourcen endlich und damit das Wachstum begrenzt. Noch versucht man mit
die Leute beim Konsumieren zu halten. Teils ist es sogar staatliche Propaganda, das Wachstums-Mantra unserer Politiker gehört dazu, aber die erzählen da ohnehin nur, was die Mehrheit hören will - auch wenns völlig irre und zum Scheitern verurteilt ist. Wer die Naturgesetze am konsequentesten leugnet, erhält die meisten Wählerstimmen. Ein krankes System voller kranker Menschen. Aus streng naturgesetzlicher Sicht ist eine solche Spezies zum Untergang verurteilt.

Wer dauerhaft wachsen will, muß ab einer bestimmten Stelle Krieg führen, um weiter expandieren zu können. Um Öl wird von den USA und ihren Verbündeten schon seit Jahrzehnten Krieg geführt. Man ist süchtig nach Öl in den sogenannten "entwickelten Ländern" und muß dafür töten. Da geht es also lang. Zum anderen ist es Werbe-Propaganda innerhalb und außerhalb als "Werbung" deklarierter Bereiche. Mich hat diese Perversion zum weitgehenden Rückzug aus dem "öffentlichen Leben" gebracht, ich kann keine Lebensqualität aus den Gesellschaftsspielchen ziehen, die man heute so spielen muß. Sie laugen mich nur aus.

Ost- und Westsystem sind jedoch dermaßen erschreckend gleich, man muß es nur wahrnehmen wollen. In beiden Systemen ist eine grundlegende Haltung, ein grundlegender Mangel Triebkraft allen Tuns. Der Mangel ist der an Verbindung mit der Natur, an Verbindung mit der Basis des Lebens. Manche nennen es "Mangel an Spiritualität" (und gelten deshalb als durchgeknallt), weniger kompliziert klingt sicherlich "Mangel an Bewusstsein" - es läuft aufs gleiche hinaus.

Aus diesem Mangel an Bewußtsein für die Funktionsweise natürlichen Lebens (also letztlich eine Entfremdung der Menschen vom Leben) erwächst Angst. Angst, unter die Räder zu kommen, Angst, zu den Verlierern zu gehören. Die Menschen schaffen sich aus diesem Selbstverständnis heraus Gesellschaftssysteme, die von vornherein als win-lose-System aufgebaut sind. Eine "Pflicht" dazu gibt es nicht, es geschieht unreflektiert aufgrund der Trennung von den Grundlagen des Lebens. In diesen Systemen werden dann die Gesellschaftsspielchen gespielt, die wir aus der heutigen Zeit kennen. Dabei nehmen sich Ost- und Westsystem nichts, die laufen/liefen beide nach dem gleichen Schema. Nur mit einem Unterschied: das Zentrum der Angst, um das sich alles dreht, ist ein anderes. Heute ist es das Kapital und auch das Geld des "kleinen Mannes", in der DDR war es die willkürlich konstruierte Frage nach der "politischen Konformität". Da diese Willkür leicht als solche zu erkennen ist, die Willkür des Westsystems mit dem Geld als Zentrum aller Angst jedoch "natürlich" wirkt, wollten die DDR-Bürger unbedingt auch als Wirtschaftsflüchtlinge ins andere System rüber, um sich dem anderen Wertesystem zu unterwerfen.

In der DDR galt man was als Prolet oder Bonze.
Und heute gilt man nur als "Bonze" etwas, nur halt nicht als "polit-Bonze", sondern als Mensch mit viel Geld.

War man Intellektueller, Arzt oder gar Handwerker, wurde man beargwönt, beneidet, diskriminiert.
Heute machen rechte Kräfte Treibjagd auf Wissenschaftler, weil ihnen die Wahrheit über Ressourcen, deren Endlichkeit und die Verbindung allen Lebens auf diesem Planeten untereinander nicht ins eigene Machtkonzept passt. Es ist sehr eindrucksvoll zu studieren, wie versucht wird, die niedrigst gebildeten Bevölkerungsschichten zum Hass gegenüber z.B. Wissenschaftlern aufzubauen. Und es funktioniert - wohl nie seit dem geozentrischen Weltbild war die Leugnung der naturgesetzlichen Realität in der Bevölkerung weiter verbreitet als heute. Ich habe vor einem Jahr ein öffentliches wissenschaftliches Kolloqium (Physik) verlassen, weil die hasserfüllten Zwischenrufe aus dem Publikum nicht mehr zu ertragen waren.

Die Ärzte, die ich kenne, sind großteils frustriert über das heutige System, in dem sie keinen Dienst am Leben mehr verrichten, sondern nur noch Profit für Klinikskonzerne scheffeln sollen. Die Handwerker ächtzen unter der irrsinnig ausgeuferten Bürokratie und den damit verbundenen aberwitzigen Nebenkosten ihres Tuns. Ganze Gewerke sterben aus, da gehen jahrhundertealte Traditionen mitsamt ihren Erfahrungen verloren. Im Osten sind manche offenbar auch sauer, weil die Zeit, in der sie von der Bevölkerung als "Götter" verehrt wurden, vorbei ist und es Konkurrenz gibt. Ich habe in einigen Gewerken vor Ort Haltungen und Machenschaften erlebt, die dies sehr nahelegen. Im Ergebnis mache ich die Dinge, soweit mir möglich, am liebsten selbst, statt auf blutigen Knien mit Demutsgeste vor den sogenannten Fachhandwerker zu rutschen.

Auch auf anderen Gebieten findet man die identischen Strukturen wieder. Bei den Bildungsprivilegien beispielsweise. Ich hatte letztens Klassentreffen. Da wurde mir das wieder bewußt: bei uns waren Schüler im Gymnasium, die würden heute sehr wahrscheinlich nicht einmal eine Gymnasialempfehlung bekommen, da sie aus den sozial niedrigsten Schichten stammen. Da ist der Junge aus der kinderreichen und soweit ich mich erinnere vaterlosen Familie - heute studierter Informatiker. Da ist der Sohn eines Baggerfahrers und einer Büroangestellten - heute promovierter Physiker. Zwei Informatik-Professoren stammen aus meiner Schulklasse, bei beiden waren es die fachlichen Fähigkeiten, die früh erkannt und gefördert wurden (für den einen hieß das damals Mathematik, für den anderen eigentlich Physik). Die DDR konnte auf diese Köpfe nicht verzichten und kümmerte sich darum, nachdem sie in den 60er Jahren bemerkt hatte, daß sie sich mit der stumpfsinnigen simplen Umkehrung des alten kapitalistischen Bildungsprivilegs (als dann nur noch Arbeiter- und Bauernkinder studieren durften) selbst ins Knie geschossen hat.

Heute? Heute sieht es wieder so aus wie es "früher" schon war: http://www.mdr.de/exakt/eslw-bildungschancen-100.html - man erlebt das bei jedem persönlichen Kontakt, man sieht es auch drastisch im Straßenbild.

Bei der medizinischen Versorgung ist es genauso: "haste Geld, kommste an bessere Leistungen". Früher hieß es "biste 'besonderer Personenkreis' (=Polit-Bonze), kommste an bessere Leistungen, ggf. auch an West-Medikamente." Also auch hier das gleiche, nur anders verpackt.

Auch in Unternehmensstrukturen läuft nichts anders als früher. Wahrheit ist unerwünscht, wenn sie den Absichten des Managements entgegensteht. In der DDR wurde einem dann halt politisch der Strick gedreht ("Sie sind wohl gegen den Frieden?"), heute wird man wohlfeil "diszipliniert". Ich habe es durch, ich weiß wie es geht. Irgendwann bringen sie jeden in die innere Kündigung, auch wenn der Job, gut und richtig gemacht, eigentlich ein sehr sinnvoller und befriedigender sein könnte.

Ich seh's ja ein, so einige (Prolet oder Bonze?) fanden es schön in der DDR.
Vorsicht mit solchen Unterstellungen!

Meine Eltern waren weder Prolet noch Bonze. Vater durfte nicht studieren, da er nicht in die FDJ wollte. Mutter brach eine gute Berufslaufbahn ab, als ich geboren wurde, da ich aufgrund körperlicher Behinderungen in den ersten Jahren viel Zuwendung brauchte. Sie stieg erst wieder halbtags in einen einfachen Bürojob ein, als ich in die Schule kam. Meine Eltern blicken auf eine schöne Lebenszeit zurück in der DDR. Auf schöne Urlaube an damals wundervollen und heute teils kapitalistisch geschändeten Orten, auf die Freiheit, sich innerhalb der Grenzen des Ostblocks schöne Dinge zu erschließen (real war der Aktionsradius, der in Anspruch genommen wurde und als persönlich befriedigend galt, noch viel kleiner als das, was möglich gewesen wäre) und auf etwas, das heute kaum noch jemand kennt: das Gefühl, etwas sinnvolles geschaffen zu haben, sowohl beruflich als auch privat.

Aus meinem damaligen schulischen Umfeld kenne ich ähnliches. Viele "einfache" Elternhäuser und keiner litt unter der DDR. Das Leiden der meisten begann erst mit dem Mauerfall und danach mit dem, was ich am Abend des 9.11.89 im Schülerwohnheim vorhersagte: Massenarbeitslosigkeit, Kulturabbau und Rechtsradikalismus.

und das so einiger anderer, die sich im September '89 in Leipzig von der Polizei verprügeln ließen
Angst vor körperlicher Gewalt kenne ich erst, seitdem Mitschüler von mir nach 1989 von Rechtsextremen durch die Stadt gejagt oder das Nasenbein gebrochen bekommen haben. Seitdem es einen Überfall auf unsere Schule gab (!), seitdem ich einen rechtsradikalen Überfall auf eine Regionalbahn erlebte etc. Das hat meinen Aktionsradius jahrelang massiv eingeschränkt. Und da wir heute ja offiziell haben, daß Faschismus in Deutschland verfassungskonform und legal wählbar ist, kann ich nicht anders, als feststellen zu müssen: ich erwarte von diesem Staat auch nicht mehr, daß er die Bevölkerung schützt. Die einzelnen Offenbarungen, die es hier, dort und da immer wieder mal gibt (ich meine z.B. sowas), lassen keine Illusionen mehr zu.

Genau da hat DT64 (um mal wieder bissl Themenbezug zu bekommen) seit Herbst 1989 den Finger in die Wunde gelegt. Immer und immer wieder. Hinzu kam gelebte kulturelle Vielfalt im Programm, die dazu in der Lage war, den Horizont der Hörer zu erweitern. Beides passte nicht in das feine heutige System und fast überall im Land - auch bei den Westanstalten - wurde Jugendfunk, der mehr ist als Vollpfostenbespaßung, inzwischen abgewickelt. Oder erinnert sich noch jemand z.B. an "Radio unfrisiert" vom hr?

Der engstirnige Dauerparty-Stumpfsinn, der heute gebührenfinanziert als sogenannter "Jugendfunk" angeboten wird, ist nicht dazu in der Lage, der Hörerschaft auch nur den geringsten Hinweis darauf zu geben, daß die Realität da draußen keine Dauerparty ist. Entsprechend wird hier mit Gebührengeldern versäumt, den möglichen Anteil an Lebensvorbereitung zu leisten, der zu leisten wäre. Das Ergebnis ist eine Mittäterschaft der öffentlich-rechtlichen Anstalten an der größen gesellschaftlichen Katastrophe, die dieses Land heimsuchen wird.


Zusammenfassend kann ich nur feststellen: dieses Land hat keine gute Zukunft und läuft geradewegs in die Barbarei. Aus streng naturwissenschaftlicher Sicht muß ich froh sein, wenn dieses System weltweit (!) zuendegeht. Es bedroht nicht nur die Menschheit, sondern alle Lebwesen auf diesem Planeten. Es ist, genau wie das DDR-System davor, nicht nachhaltig und nicht kompatibel mit der "Hausordnung" dieses Planeten. Problematisch sind halt nur die Kollateralschäden an der Bevölkerung, und die werden gigantisch sein.

Ich brauche keine DDR, sie war nicht zukunftsfähig. Ich kann aber auch nicht auf das heutige System bauen, es ist ebenso wenig zukunftsfähig. Die Macht zu Veränderungen liegt nicht in den Händen einer Polit-Elite und auch nicht in den Händen einer Finanz-Elite. Sie liegt in den Händen von mehr als 7 Milliarden Menschen. Sie allein entscheiden, ob was gutes (was wirklich gutes, also nachhaltig und in Kompatibilität mit den Naturgesetzen) kommt oder ob der Untergang kommt. Wenn der grundlegende Mangel der Bindung an diesen Planeten nicht behoben wird, muß zwangsläufig der Untergang kommen.

Ach so, @Radiokult: wo auch immer Du die Zahlen zum DDR-Einkommen her hast, bei uns war das anders. Ungefähr 750 DDR-Mark waren es bei meinem Vater. Mutter trug jahrelang gar nichts bei und hat deshalb nun wenig Rente. Dennoch kenne ich weder Not noch fehlenden "Wohlstand" noch Kredite oder ähnliches. Hat es hier nie gegeben. Es wurde offenbar gut gehaushaltet und die Prioritäten korrekt gesetzt. Ich erlebe das in der umgekehrten Ausprägung heute so oft: gerade die ärmsten trinken statt Leitungswasser koffeinhaltige Süßgetränke aus der Dose zu einsfünfzig der halbe Liter und rauchen 150 EUR im Monat weg. Weitere Beispiele für selbst gemachtes Elend aufgrund fehlenden Bezugs zur Realität ließen sich finden.
 
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Die Zahlen stammen von einer allseits beliebten Statistik-Seite. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/249254/umfrage/durchschnittseinkommen-in-der-ddr/
Es gibt aber auch noch andere Quellen, die ähnliches Ausspucken. Man muss ja bei Betrachtung der DDR auch berücksichtigen, dass Grundnahrungsmittel, Mieten etc. hochgradig subventioniert, sprich extrem billig waren. Daher hatten die Meisten trotz des sich gering anhörenden Einkommens in der Regel ein durchaus gutes Auskommen.
 
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