Neutralität und Objektivität im Journalismus - auch bei Nazis!?

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dreb

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Mein Anlass diese Diskussion anzuschieben, sind die Nazi-Aufmärsche am 13. und 19. Februar 2011 in Dresden. Eine Frage die in meinem journalistischen Umfeld kontrovers diskutiert wird:

"Unterstützen wir als Radio/Zeitung/Medium allgemein die Blockaden gegen die Nazis in Dresden oder nicht!?"
"Dürfen wir ein Anti-Nazi-Transparent an unserem Büro aufhängen, wenn die Marschroute der Nazis unmittelbar vor unserer Redaktion verläuft!?"

Argumentiert wird auch damit, wir seien hier nicht bei der Bundestagswahl und es ginge darum sich gegen Rechts zu bekennen. Dies sei eine Pflicht eines jeden Journalisten.

Mein Standpunkt ist dazu klar: Journalist sein heißt neutral bleiben und objektiv sein. Diese Maxime sollte sich durch den gesamten Tätigkeitsbereich ziehen und auch bei solch moralisch bedenklichen Themen eingehalten werden.
Beim Thema "Nazis" scheiden sich jedoch mitunter die journalistischen Geister. Wer sich nicht klar gegen Rechtsextremismus positioniert, dem wird schnell unterstellt, er sei dafür, obwohl dieser Schluss so nicht stimmt und nicht logisch ist.

Ist eine Trennung zwischen rechter Gewalt und rechter Politik geeignet um die journalistische Objektivität zu begründen?

Ich freue mich über - auch juristisch durchdachte - Statements und bin gespannt auf eine konstruktive Diskussion!
 
AW: Neutralität und Objektivität im Journalismus - auch bei Nazis!?

Argumentiert wird auch damit, wir seien hier nicht bei der Bundestagswahl und es ginge darum sich gegen Rechts zu bekennen. Dies sei eine Pflicht eines jeden Journalisten

An der Stelle wird die Argumentation schief. Es kann nicht um rechts oder links gehen, und dass man sich dagegen positionieren muss. Es geht um richtig oder falsch. Falsch und grundgesetzwidrig ist es, Leute wegen ihrer ethnischen Herkunft zu diskriminieren. Dagegen kann und soll man sich ruhig auch als Journalist - von mir aus mit einem Transparent - bekennen. Genauso sollte sich der Journalist auch gegen die Diskriminierung von Homosexuellen wenden - egal, ob sich die Religionsfaschisten dabei auf die Bibel oder den Koran berufen.

Abstand halten sollte der Journalist von den politischen oder religiösen Ideologien selber. Er ist kein PR-Heini für irgendeine bestimmte Richtung. Vielmehr sollte er ihr schärfster Kritiker sein. Der schlimmste Fall tritt ein, wenn parteinahe Journalisten von ihren Gönnern auf Posten bei den ÖR gehievt werden. Oder wenn Zeitungsverleger gemäß ihren ideologischen Überzeugungen die entsprechenden Chefredakteure einstellen. Ein richtiger Journalist muss eine chronische Aufmüpfigkeit gegen alle Herrschenden haben.
 
AW: Neutralität und Objektivität im Journalismus - auch bei Nazis!?

"Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache." (Hanns Joachim Friedrichs)
 
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Hört sich nach totaler Indifferenz an - wie soll das denn gehen? Wenn ein Reporter über mangelnde Meinungsfreiheit in Saudi-Arabien berichtet, bezieht er doch quasi automatisch Stellung. Kann man völlig indifferent über Menschenrechtsfragen informieren?
 
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Der gute Hajo Friedrichs meinte damit, dass man sich nicht von einer Ideologie vereinnahmen und vor den Karren von Aktivisten spannen lassen sollte. Gegen die Verletzung der verfassungsrechtlich garantierten Menschenwürde Position zu beziehen, dürfte seinem Credo hingegen nicht widersprechen.

@ XXLFunk: Totale Indifferenz ist in der Tat eine der großen Gefahren unserer Zeit. Bei Youtube fand ich gestern unter einem Video von Roger Willemsen folgendes interessante Zitat eines YT-Users, welches diese Problematik, die auch hier in den Radioforen oftmals festzustellen ist, auf den Punkt bringt:
Dieser "liberalistische Positivismus ist der Grund dafür, dass das Land inhaltlich stagniert. Niemand streitet sich mehr. Null Dialektik. Und am Ende haben wir den riesengroßen Meinungspluralismus und absolute geistige Narrenfreiheit im allerschlimmsten Sinne des Begriffs."
Das trifft den Nagel auf den Kopf. Es herrscht zur Zeit oft eine Konsenssoße, die wenig zielführend ist. Auch hier in den Radioforen verliert sich die Diskussion (insbesondere wenn es um Qualitätskriterien geht) allzu oft in Beliebigkeit und den Standpunkt des Relativismus mit dem Totschlagargument, alles sei doch letztlich eine gänzlich subjektive Ermessensfrage, gut und schlecht gebe es gar nicht. Mag sein, aber das ist dann das Ende jeglicher Diskussion.
 
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Dann sollte sich "der Gute" präziser ausdrücken. So hat er natürlich recht.
 
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Journalisten sollen nicht urteilen, sondern umfassend berichten und möglichst allen Seiten gleich viel Raum zukommen lassen. Die Berichterstattung über Rechtsextreme wird teilweise aber dadurch erschwert, dass diese sich von den Medien abschotten. Das ist auch nicht ganz unverständlich, denn die Reporter warten ja oft nur darauf, dass sie einem medienunerfahrenen NPD-Mitglied irgendein konfuses Statement über Hitler oder das dritte Reich entlocken können. Ich würde mich darüber freuen, wenn Journalisten mit den Politikern und Mitgliedern der sechs etablierten Parteien so respektlos umgehen würden und auch mal wie bei den Rechtsextremen nachhaken würden, statt sich die letzte Grütze in den Block diktieren zu lassen.

Wenn Journalisten meinen, sich in ihrer Berichterstattung klar "gegen rechts" bekennen zu wollen, dann haben sie in meinen Augen ihren Job verfehlt und sollten vielleicht darüber nachdenken, in die Politik oder Öffentlichkeitsarbeit zu wechseln. "Gegen rechts" ist ja ohnehin so ein völlig bescheuertes Schlagwort, weil ja viele auch schon die CDU für einen Nazi-Verein halten, nur weil sie den Anschein aufrechtzuerhalten versucht, konservative Werte zu vertreten.

Ich finde, dass die meisten Aufmärsche von Rechtsextremen eigentlich gar keine Nachricht wert sind, denn die Teilnehmerzahlen sind meist so gering, dass diese Gruppierungen eine solche Beachtung gar nicht verdient hätten. Über andere Demonstrationen in der Größenordnung von 100 bis 1000 Teilnehmern wird sonst auch nicht immer berichtet. Und da solche Versammlungen ziemlich häufig vorkommen, verliert das Ganze auch dadurch an Nachrichtenwert. Politisch spielen die rechtsextremen Parteien seit einigen Jahren auch schon nicht mehr die Rolle, die sie mal vor ein paar Jahren bspw. durch den Landtagseinzug in Sachsen hatten. Die einzige Veranstaltung mit Relevanz war vor ein paar Wochen die vorerst gescheiterte Fusion von DVU und NPD.

Da, wo es mal wichtig wäre, nämlich, sich ernsthaft (und nicht vorverurteilend) mit den Wahlkampfprogrammen der Rechtsextremen und mit den Fraktionsaktivitäten der NPD in den Landtagen auseinanderzusetzen, schweigen die Medien in den Nachrichten lieber alles tot und ärgern sich dann schwarz, wenn sich die Rechtsextremen mit Gratis-Lokalblättern am Ende selbst aushelfen.
 
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Über das Gedankengut und die Taten der Rechtsextremen offen zu berichten, ist doch viel entlarvender und entwaffnender als jegliche "Anti-Nazi"-Parole. Von letzteren lassen die sich eh nicht einschüchtern. Viel mehr stachelt es sie noch auf, dagegenzuhalten und aufzumarschieren. Eine neutrale und wahrheitsgemäße Berichterstattung ist immer der größte Feind aller bösen Mächte.
 
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Naja, Nazis findet man nicht nur bei der NPD. (Menschen-) Lebenverachtendes Treiben findet auch aus der Mitte der Gesellschaft heraus statt. Da sprechen sich dieselben Leute gegen PID und für Abtreibung zum Ende der Schwangerschaft aus. Oder die ganzen Tier-KZs (Tier mästen, bis deren Knochen brechen, Schweine ohne Betäubung kastrieren usw.).

Ganz ehrlich: Leute, deren niederträchtiges Potential sich nur graduell von dem der Nazis bis 1945 unterscheidet, gibt es auch heute noch zuhauf. Der Unterschied zu damals ist: In einer funktionierenden Demokratie können diese Leute weniger anrichten.
 
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Wenn einer "Achtung Nazis" oder "Achtung Rechtsextreme" schreit, und der Journalist wohlfeil sofort seine schwersten Geschütze auffährt wie ein pawloscher Hund, dann sollte er seine Berufswahl überdenken.
Im Idealfall behandelt der Journalist den linken Spinner, den sozialistischen Gutmenschen, den konservativen Ignoranten, den merkantilen Ellbogenmenschen und die rechten Dumpfbacken erst einmal alle gleich: Er schaut sich ihr Treiben an, er beschäftigt sich mit ihren Thesen und Parolen, er nimmt die handelnden Personen unter die Lupe und wenn er es ganz gut machen will, dann berücksichtigt er auch noch die Lebensumstände und Sozialisierung der einzelnen Gruppierungen. Und mit diesem Fundus berichtet er jouranlistisch neutral über die Aktivitäten und kommentiert sie handwerklich sauber von der Berichterstattung getrennt im Lichte des grundgesetzlichen Fundaments, auf dem er als Journalist hoffentlich steht.
Und jetzt macht euch mal auf die Suche nach solchen Journalisten im Radio ...
 
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Ein Journalist ist nicht neutral. Er oder sie veröffentlicht jeden Tag seine Meinung in seinem Medium, egal Zeitung, Radio , Blog, Film Fernsehen.

Nationalsozialisten und andere extremitische Parteien und Organisationen versuchen die demokratisch Ordnung zu unterwandern und abzuschaffen. Aus diesem Grund sollte die vierte Gewalt,wie die Medien gerne bezeichnet werden, klar Position beziehen.
 
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Totale Indifferenz ist in der Tat eine der großen Gefahren unserer Zeit. Bei Youtube fand ich gestern unter einem Video von Roger Willemsen folgendes interessante Zitat eines YT-Users, welches diese Problematik, die auch hier in den Radioforen oftmals festzustellen ist, auf den Punkt bringt: Dieser "liberalistische Positivismus ist der Grund dafür, dass das Land inhaltlich stagniert. Niemand streitet sich mehr. Null Dialektik. Und am Ende haben wir den riesengroßen Meinungspluralismus und absolute geistige Narrenfreiheit im allerschlimmsten Sinne des Begriffs."
Das trifft den Nagel auf den Kopf. Es herrscht zur Zeit oft eine Konsenssoße, die wenig zielführend ist. Auch hier in den Radioforen verliert sich die Diskussion (insbesondere wenn es um Qualitätskriterien geht) allzu oft in Beliebigkeit und den Standpunkt des Relativismus mit dem Totschlagargument, alles sei doch letztlich eine gänzlich subjektive Ermessensfrage, gut und schlecht gebe es gar nicht. Mag sein, aber das ist dann das Ende jeglicher Diskussion.

Ja, das ist auch genau mein Eindruck. Beispiel: Da gibt es soviele Talkshows wie noch nie im TV, und in den meisten Fällen werden wesentliche Themen erst gar nicht angesetzt (andere dafür im Überfluss) und wichtige Fragen nicht gestellt oder nur gestriffen. Die horrend hohe Zahl der Laberrunden erweckt beim ahnungslosen Betrachter jedoch erst einmal den gegenteiligen Eindruck. Aber wann - wie Du schriebst - streiten sich zwei profilierte Köpfe im TV bzw. bekommen vom Moderator die Gelegenheit, den Streit durchzufechten. Stattdessen sitzen zehn Leute in einer Runde, die Hälfte davon sachfremd - bspw. irgendwelche abgehalfterten Schauspieler - und der Moderator hüpft hektisch von Gast zu Gast. Bei Plasberg habe ich den Eindruck, ihm ist es am Ende der Sendung wichtiger, alle seine "tollen" Einspieler abgefeuert zu haben, als seine Gäste mal zum Kern der Sache geführt zu haben. Meist kommt an so einer Stelle die absurde Behauptung, der Zuschauer könne an diesem Punkt nicht mehr folgen.
 
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Wenn Journalisten meinen, sich in ihrer Berichterstattung klar "gegen rechts" bekennen zu wollen, dann haben sie in meinen Augen ihren Job verfehlt
Gegenfrage: Mit welcher Begründung sollte man eine Ideologie, die klar zum Ziel hat, den im Großen und Ganzen relativ unabhängigen Journalismus in diesem Lande abzuschaffen, auch noch verteidigen oder schönreden?
 
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Das verstehe ich auch nicht. Das ist wie der Versuch mancher Journalisten, den Islam schönzureden. Dabei ist der Islam, so wie er gelebt wurde und gelebt wird, ganz grundsätzlich und überwiegend eine totalitäre Ideologie - wenn auch je nach Land mal mehr und mal weniger ausgeprägt. Wer das nicht erkennt, sollte sich mit Islamkennern arabischer Herkunft unterhalten - Hamed Abdel-Samad aus Ägypten bspw..
 
AW: Neutralität und Objektivität im Journalismus - auch bei Nazis!?

Es gibt weder Objektivität noch Neutralität des einzelnen Journalisten und das liegt halt daran, dass es sich bei dieser Berufsgruppe um Menschen handelt. Geprägt und erzogen durch ihr jeweiliges Umfeld.

Insofern glaube ich auch den meisten Journalisten schlichtweg nicht und bilde mir meine Meinung durch eine Vielzahl von Informationsquellen - vor allem auch aus dem Ausland. Da der Berufsstand des Journalismus inzwischen sehr verkommen ist, muss man allerdings berücksichtigen, dass viele Journalisten einfach voneinander abschreiben und sich auf diese Weise z.B. Meinungen oder Eindrücke zu "Wahrheiten" verdichten.
 
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"Dürfen wir ein Anti-Nazi-Transparent an unserem Büro aufhängen, wenn die Marschroute der Nazis unmittelbar vor unserer Redaktion verläuft!?"

Das hat ja noch nichts mit den journalistischen Produkten zu tun.


Was die Sache selbst angeht, so kann man eigentlich nur dringend davor warnen, sich „klar zu positionieren“. Besser kann man diesen Herrschaften nicht in die Hände spielen. Und in der Sächsischen Schweiz sehe ich auch durchaus die Möglichkeit, damit die Akzeptanz größerer Publikumsschichten zu verlieren. Breiter Konsens ist die „klare Positionierung“ nämlich nur in der veröffentlichten Meinung, falls das noch keiner bemerkt haben sollte.

Für die Pflicht des Journalismus halte ich hier etwas anderes: Die Frage zu thematisieren, wie Dresden eigentlich zum Pilgerort dieser Szene werden konnte. Das ist nämlich keine biblische Heimsuchung, da gibt es so manche unbequeme Wahrheit.
 
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Wertham schrieb:
Ein Journalist ist nicht neutral.
Das hat auch niemand behauptet. Aber wenn er sein Handwerk gelernt hat, dann ist er in der Lage, einen Sachverhalt neutral darzustellen - und seine Meinung dazu dann deutlich und als Meinungsbeitrag gekennzeichnet als Kommentar abzugeben.
 
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Ich denke eine Redaktion darf sich gegen Rechtsextremismus klar positionieren, aber sie muss es nicht. Heute herrscht bezüglich dieses Themas doch häufig der Zwang klar Flagge gegen Rechts zu bekennen, um nicht selbst als rechtsradikal zu gelten. Und da hier schon der Journalismus als 4. Gewalt angesprochen wurde: Eine vierte Gewalt hat die Aufgabe einer institutionenübergreifenden Kontrollinstanz, die sich gegen Radikalisierung jeder Art wenden muss. Rechtsextremismus entgegen zu treten ist somit genauso unsere Aufgabe, wie etwa das Anprangern von Korruption oder Maßlosigkeit in der Wirtschaft. Es gibt viele Gründe den deutschen Journalismus, speziell im Radio zu kritisieren, die klare Haltung gegen Rechtsextremismus gehört sicher nicht dazu. Da es sich mit dem Motto: "Any publicity is good publicity" häufig recht gut leben lässt, ist es besser sich erst gar nicht inhaltlich mit den cruden Vorstellungen von NPD und Co. zu befassen - diese Aufmerksamkeit haben diese "Parteien" schlicht gar nicht verdient. Die Frage, mit welchen gesellschaftlichen Gruppierungen sich eine Redaktion näher befasst und mit welchen nicht sollte allerdings immer von der Redaktion selbst und nur von ihr beantwortet werden.
 
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ist es besser sich erst gar nicht inhaltlich mit den cruden Vorstellungen von NPD und Co. zu befassen - diese Aufmerksamkeit haben diese "Parteien" schlicht gar nicht verdient.
Aus der Sicht des Journalisten bin ich da gänzlich anderer Meinung. Warum landen denn bis zu 12 oder 15 Prozent Wähler (je nach Landtagswahl) bei Neonaziparteien? Das muss mich als Journalist doch interessieren? Also muss mich auch interessieren, was diese Parteien so treiben, wer ihre Anführer sind, warum sie geworden sind, wie sie sind, etc....
 
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12-15 Prozent bei Landtagswahlen: Woher nimmst du denn diese Zahlen???
 
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@Mannis Fan
Genau so isses. Diese Parteien haben in der Bevölkerung, insbesondere übrigens im Osten, eine sehr viel höhere Akzeptanz als es Journalisten gemeinhin glauben bzw. wahr haben wollen.
Als Lehrstück könnte hier ausgerechnet ein Beitrag der ach so verhaßten Panorama-Redaktion dienen. http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2011/nazis105.html
Nein, das ist leider nicht der bedauernswerte Einzelfall eines verirrten "Dörfchens". Das ist Normalität, so bitter und verstörend das auch klingen mag. Und diese "Normalität" ist sogar nachvollziehbar. Passiert nämlich tatsächlich mal was, fallen genau die gleichen Journalisten, die sonst wohlwollend wegsehen, wie die biblische Heuschreckenplage ein und erstellen in der Regel ein Zerrbild des jeweils betreffenden Ortes, das einem übel werden könnte. Beispiele dafür gibts leider genug.
 
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Heute Morgen ARD Frühstücks-TV:
Es ging in einem Beitrag um die aktuelle Tarifrunde für Angestellte im Öffentlichen Dienst. Da kam eine Betriebsrätin aus Tübingen zu Wort (Tenor klar pro Lohn-Erhöhung also pro Gewerkschaftsforderung). Dann der Hammer: im gleichen Beitrag wurde uns ein "Wissenschaftler" der Hans-Böckler-Stiftung präsentiert, der gewissermaßen neutral die Forderung der Gewerkschaft einschätzen sollte und natürlich die Forderung untermauerte. Was allerdings im Beitrag verschwiegen wurde: Die Hans-Böckler-Stiftung ist gewerkschaftsnah. Das ist doch eine unerlaubte Meinungsmache.
 
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@NeoWs

Also, ich gebe zu, ich habe etwas hoch gegriffen, denn in der Summe lagen die Ergebnisse der Rechtsparteien nicht so hoch. Aber in Einzelfällen (einzelne Kommunen oder Kreistage) stimmen die hohen Ergebnisse. Hier der Überblick:

Republikaner
1989 = 7,5 % berliner Abgeordnetenhaus
1989 = 7,1 % Europawahl - in Bayern 14,6 %
1990 = 10,4 % Kommunalwahl NRW
1992 = 10,9 % Landtagswahl Baden-Württenberg

NPD
1991 = 6,1 % Bremer Bürgerschaft
2004 = 9,2 % Sachsen - in einigen Ortden der Sächsischen Scheiz über 20 %
2006 = 7,3 % Mecklenburg-Vorpommern
2009 = 5,2 % Sachsen - im Dörfchen Reinhardtsdorf-Schöna 19,4%

DVU
1992 = 6,2 % Schleswig-Holstein
1998 = 12,9 % Sachsen-Anhalt
2004 = 6,4 % Brandenburg
 
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Postlow (Vorpommern): 38% bei der letzten Kommunalwahl.
Ich stell mir allerdings die Frage, ob Ihr dann neben das Anti-Nazi-Plakat auch eines gegen Marxisten/Leninisten und Vertreter der Linken hängt. Deren Gedankengut hat auch fast durchgehend eine unrühmliche Vergangenheit. Ach ja - nicht zu vergessen das Transparent gegen den 'schwarzen AntiFA-Block', immer für ein paar Steine- und Flaschenwürfe gut. Schließlich gibt es zu jeder Nazi demo auch die entsprechende Gegen-Demo mit entsprechender Personalausstattung. Das wäre dann mal ausgewogen - nur bezweifle ich ja, daß Euer Sender genügend Fassadenfläche für all das bietet. Und daß die Fassade heil bliebe.
Dann empfehle ich doch lieber Neutralität ...
 
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