"Nicht wirklich" – neue Unart!

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Ja, genau. Der Hitzeschild - und nicht das Hitzeschild. Darum gehts. ;)

Beschilderte Grüße,
FC
 
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Vor Studio Rebstock hatte sich bereits der auch von mir sehr geschätze Onkel Otto (gegenteilig) geoutet. Nach der bisherigen Diskussion interessiert mich, OO, ob Du Deine Meinung geändert hast. Werde wohl bis zur Frühschicht morgen warten müssen. Und bitte bitte, OO, antworte nicht mit: "Nicht w...." .

So, neuer Tag, neues Glück!
Ein sehr schöner Thread. Allein, viele Argumente gegen den Gebrauch überzeugen mich "nicht wirklich", weil sie sich nur auf Fundamentalkritik begründen.
Einig sind wir uns sicher, dass die Formulierung in den meisten Nachrichtenformaten nichts zu suchen hat. Selbstverständlich nicht! Meiner Ansicht nach bieten aber manche Anglizismen - ich mag die meisten ja auch nicht - einen "Mehrwert" gegenüber ihren deutschen Pendants. Warum sollte ich mich der Möglichkeiten dieses Mehrwerts begeben? Sprachliebhaber wissen um die Dosierung der Floskel, die man zum Beispiel wunderbar zum Ironisieren eines Sachverhalts einsetzen kann.
Katastrophal und strunzdoof wird es allerdings, wenn der Anglizismus nicht zur konnotativen Ausschmückung des Gesagten dient, sondern wenn ihn im "Perfekten Dinner" die Raumausstatterin Nicolette benutzt, die ihre afrikanische Flunderscholle auf Bananenbrei "nicht wirklich" lecker fand, aber auch "nicht wirklich" deswegen böse ist, "aber dennoch" 6 Punkte gibt.
Übrigens: Die "aber dennoch"-Seuche mit ihrem tautologischen Tatütata empfinde ich als viel quälender als die "nicht wirklich"-Mode. :eek:
 
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Ach, Onkel, jetzt weiß ich warum ich Dich liebe - Du scheinst auch dem Perfekten Dinner verfallen.:D
Ansonsten möchte ich Dir doch wirklich vollinhaltlich folgen. Vor allem, was Du über das Dosieren und die Ironie schreibst, leuchtet mir ein. Ich habe mich gestern mal ein wenig beobachtet, wann und wo mir so Sachen wie der Thread-Gegenstand aus dem Maule fallen.
 
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.....zumal das "aber dennoch" fast nie begründet wird. Dann doch besser so, wie Dr. Dr. Erlinger in seiner Kolumne im SZ-Magazin: Die Frage war: Darf ich Werbebriefe der Post, die ich nicht möchte, einfach in die gelben Briefkästen werfen, getreu dem Motto: Return to sender. Antwort: Juristisch nein, Zweckentfremdung usw. Aber, so Erlinger: Die Idee hat was, ich mag sie und deshalb: Ja. (in Kurzform). Hier ist das "aber dennoch" wenigstens begründet und Erlinger hat den Mut, das zu benennen! Womit wir (wieder) beim Thema Mut zur klaren Aussage sind.
Ich finde, die Wunderwelt der Kommunikation gibt uns andere Möglichkeiten, die Gesprächspartner nicht komplett vor den Kopf zu stoßen, wie z.B.: "Bis hierhin sind wir uns einig"..../ spiegeln usw. Dazu müssen wir uns nicht selbst mit "nicht wirklich" relativieren.
Was das Ironisieren angeht, OO, hast Du recht. Die Idee ist "nicht wirklich" schlecht. (Heißt das jetzt übersetzt, dass es eine gute Idee ist?)
 
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Vor etwa einem Vierteljahr:
Werbebeilage für Spiegel-Abonnenten. Absender: Die FAZ. Äußere Seite: Weiß, mit nur einem einzigen Satz in Schwarz drauf:

"An alle Abonnenten des Spiegels".

Wirklich. Mit S am Ende! Und wirklich: Absender FAZ. Ich hab's minutenlang angestarrt. Nun warte ich, wie sich laut FAZ zwischen den Gestaden des Atlantiks und des Pazifiks der Kurs des Dollars entwickelt.
 
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@ Qualiton: Au weia, das wäre ja auch schlimm, wenn all' der Umgangs-Sprech, den auch die Profis im Alltag so loslassen, über den Sender ginge.
Umgekehrt will ich im Alltag auch so schpresche, wie mir de Schnawwel gewachse is - und nicht beim Bäcker sagen: "Soeben erreicht mich folgender Wunsch: Die Inbesitznahme eines Stücks Eierschecke, die einerseits in bezug auf mein Körpergewicht in Frage steht, andererseits jedoch der Befriedigung meiner Lust auf Kuchen dient. Das Wetter!"
 
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Ach was!?
 
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Ich hab auch noch einen:

In diesem Thread steht die Redewendung "nicht wirklich" im Focus.

Neuerdings steht alles, womit man sich beschäftigt "im Focus". Und wenn es das noch nicht ist, dann wird es Zeit, "das mal in den Focus zu nehmen".
 
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Das sind halt diese Moden. Einer sagt's, der Meinungsbildner ist - und schon ist es Allgemeingut.
Beispiel Schäuble "Ich werbe dafür, dass auch die Opposition...". Seitdem "werben" alle für irgendeine Ansicht...
beispiel Münte: "Wir müssen uns ehrlich machen".
Seitdem "machen" sich alle "ehrlich"
Beispiel Kohl: "Das muss gestemmt werden". Seitdem stemmen alle.
Auf dem Schirm haben, leidenschaftslos sein, "kommuniziert werden" - "in die Köpfe bringen" usw. usw. usw.

Nichts als Lufthansatütchen-Blabla, das irgenwann auch mal wieder im Orkus versinkt.
 
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@ Quali und Doppel-O: Euer Wissen um die sprachlichen Feinheiten finde ich echt knorke.
 
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Heruntergebrochen wird in der Tat sehr gern und viel. Ich erinnere mich, dass an einer meiner "Wirkungsstätten" alles auf die Region heruntergebrochen werden musste.
 
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Im Osten hat man sich dauernd einen Kopf gemacht und meinte damit nicht den VHS-Kurs Modellieren in Ton und Knete. Sagt das heute noch jemand?
 
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