No-Billag-Initiative

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Mannis Fan

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In der Schweiz steht der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf der Kippe. Die „No Billag“-Initiative fordert Abschaffung der Gebühren. Ist das vielleicht eine Diskussion (und Entscheidung), die nur vorweg nimmt, was in absehbarer Zeit auch in Deutschland passieren könnte?
Am 4. März 2018 entscheidet das Stimmvolk in der Schweiz über die Initiative. Bereits jetzt, Monate vorher, tobt darüber in den Medien und in den sozialen Netzwerken eine heftige Auseinandersetzung. Dabei ist die Schweiz als kleine, viersprachige Nation wohl weit mehr auf funktionierende, verlässliche öffentlich-rechtliche Radio- und Fernsehangebote angewiesen als größere Länder – schon um eine minimale Integration der verschiedenen Sprachregionen zu sichern, aber auch, um die Bürger mit Nachrichten und Hintergrundwissen angemessen zu versorgen. Andererseits geht es, gerade weil Angebote in vier Sprachen gemacht werden müssen, mit bisher 450 Franken (rund 385 Euro) und künftig 365 Franken (rund 313 Euro) pro Jahr auch um den teuersten öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Europa.
In Rage gebracht hat viele Bürger, dass die Gebühr – ganz ähnlich wie in Deutschland – in eine De-facto-Steuer umgewandelt wurde: Jeder muss bezahlen, ganz egal, ob er das Public-Service-Angebot nutzt oder ein TV-Totalverweigerer ist.
 
Man sollte dazu auch wissen, dass mit der Billag-Gebühr auch nicht-öffentlich-rechtliche Programme teils so sehr unterstützt werden (gegen entsprechende zu erfüllende Mindestanforderungen journalistischer Art), dass sie ohne Billag nicht überlebensfähig wären. Beispiel: https://www.srgd.ch/de/aktuelles/news/2017/10/16/warum-der-beo-vogel-auch-im-berner-oberland-fliegt/

Der Gesamtetat beträgt bei BeO etwa CHF 4 Millionen. Diese stammen aus Werbung und Sponsoring, aus Beiträgen eines Fördervereins sowie zu 42 Prozent aus Gebührengeldern. «Wir erhalten Gebührengelder, weil das Berner Oberland eine wirtschaftlich relativ schwache Region ist. Die CHF 1.7 Millionen, welche die Gebührengelder ausmachen, auch über den Markt zu refinanzieren, ist unrealistisch.» Würde die No-Billag-Initiative angenommen, dann «gits üs nümm», so Muerner. Er sei aber nicht nur deswegen gegen die Initiative und einen Gegenvorschlag, sondern auch aus grundsätzlichen Überlegungen.
 
Ich will all die Unterschiede zu unserem deutschen öffentlich-rechtlichen System überhaupt nicht in Frage stellen. Wir wissen aber alle, wie das medial nachher läuft, wenn es in einprägsamer Verkürzung heißen sollte: "Schweizer schaffen per Volksentscheid Zwangsgebühr ab". Möchte nicht wissen, was dann an Diskussionen in Deutschland losgetreten werden: Warum wir nicht? Warum verweigert man uns einen Volksentscheid über diese Frage? ...
 
Ich weiß, dass man ein Volk nicht dauerhaft aufhalten kann, aber ich bin ganz froh, dass es in Deutschland die direkte Demokratie der Schweiz nicht gibt. Sonst gäbe es zumindest in Ostdeutschland kein Recht auf körperliche Unversehrtheit mehr, keine Religionsfreiheit, keinerlei Umweltschutz / keine Förderung der naturgesetzlich zwingend notwendigen Energiewende, keine Unterstützung für alles andere als das private Auto als Verkehrsmittel, keine Gleichstellung homosexueller Partnerschaften etc. Letztlich wären Art. 1-20 GG nicht mehr existent. Wir hätten eine völkische Erziehung in Kindertagesstätten und Schulen, keine zugesicherte Freiheit der Wissenschaft und insgesamt ein System auf dem Weg in den nächsten Holocaust, denn Systeme, die auf diese "Werte" bauen, enden zwangsläufig dort. Einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk hätten wir auch nicht mehr, aber das wäre gerade in Mitteldeutschland ohnehin kaum wahrnehmbar und bei weitem nicht der wichtigste Aspekt. Vielleicht hätten wir dafür die Neugründung eines wie-auch-immer finanzierten regimetreuen Rundfunks, der den Volksgenossen bestätigt, was sie von der Welt ohnehin glauben.

Ich spinne? Mag sein, aber dann spinnt noch jemand anderes ebenso: Robert Menasse, Schriftsteller aus Österreich. Menasse wurde vom SRF (!) nach der Österreich-Wahl im Herbst 2013 zum Thema "Politikverdrossenheit und direkte Demokratie in Österreich" befragt. Da man in der Schweiz dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht so viele Steine in den Weg legte ("depublizieren") wie in Deutschland, ist das Gespräch noch heute nachhörbar.

Bitteschön - dieses Gespräch wird Ihnen ermöglicht durch Ihre Billag-Gebühren: https://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=e2445d85-80e6-405e-a602-2ca6691ff256

Ab ca. 3:15 wird es deutlich:

Plebiszitäre Demokratie in Österreich, mehr direkte Demokratie in Österreich ist eine Gefahr. Weil wir haben eine radikale rechte bis rechtsextreme Wählermehrheit. Wir haben eine Bevölkerung, die jederzeit bereit ist, gegen die eigenen Interessen zu stimmen, wenn es nur auch jemandem anderem schadet. Und wir haben eine Bevölkerung, die das Parlament nicht ernst nimmt, also den Parlamentarismus austricksen will. In Österreich kann man nur davor warnen.
Robert Menasse, 30.9.2013, SRF4

Sagt ein Österreicher über Österreich im Schweizer Rundfunk. Ich war gerade im Berner Oberland und experimentierte mit einem DAB-Stick, als ich das zufällig damals zu hören bekam. Zum Glück saß ich, sonst hätte es mich umgehauen. Menasse spricht da für Österreich genau das aus, was ich für Ostdeutschland zu sagen hätte. Noch ein Verrückter? Oder einfach nur mal das gesagt, was tatsächlich real und wahr ist?

Ich kann im Berner Oberland mit dem Billetverkäufer am Bahnhöfli tiefergehende Gespräche führen als in Ostdeutschland mit manchen Geschäftsführern von KMU. Ich kann mit der Kioskpächterin in der "Badi" (kleine, bewirtschaftete, im Eintritt formal kostenlose Seebadeanstalt) anständigere Gespräche führen als in Ostdeutschland mit manchen Ärzten. Die Frau erzählt dann auch offen davon, dass die privaten Kosten sehr hoch sind und sie sparen müssen, dass sie die Rohre, die sie einst in Vorbereitung einer Solaranlage bei der Haussanierung mit verlegt haben, aus Kostengründen auch nach 10 Jahren noch nicht mit Leitungen gefüllt haben. Aber ich nehme dabei keinen Hass auf "die da oben" wahr, auch keinen umgelenkten Hass auf vermeintliche Ersatz-"Schuldige", wie ich das in Deutschland sehr oft erlebe ("die Merkeln", "der Ramelow", "die Linken", "die Schwulen", "die Ökos", "die Juden", seit einiger Zeit auch "die Professoren", "die Bonzen", "die Eliten" und seit einigen Jahren natürlich auch "die Ausländer", "die Asylanten", ...).

Habe das im vergangenen Sommer erst wieder erleben dürfen. Die Menschen, die mir zumindest im Berner Oberland begegnen, weisen eine Bedachtheit auf, ein Bewusstsein für die tatsächlichen gesellschaftlichen Notwendigkeiten und den eigenen Anteil daran, die ich in Ostdeutschland kaum finden kann. Ich hatte bislang niemanden kennengelernt, bei dem ich mich davor gruseln würde, hätte er/sie eine plebiszitäre Macht. In Deutschland grusele ich mich teils schon vor den unmittelbaren Nachbarn. Wo schon in den 90er Jahren die damals minderjährige Tochter von Nachbarn zu mir (damals Diplomand) sagte "du bist eine Zecke, eigentlich müsste man dich umbringen, aber du bist ja unser Nachbar" (ich konfigurierte da gerade den Windows-98-Rechner der Nachbarn und Auslöser war wohl, dass ich kein Nazi bin, das genügt im Osten). Diese Leute haben heute ihrerseits wieder Kinder und die nächste Generation, die in dieser "Tradition" erzogen wird, wächst heran. Kann ich auch gut in der Stadt sehen, jedes mal, wenn ich da mal hingehen muss. Westdeutschen ist das offenbar nichtmal ansatzweise klar, wie es im Osten zugeht, was dort ganz normaler Alltag ist. Erst letztens schrieb mir ein Bekannter (30) aus NRW, er hätte nicht erwartet, wieviel Verrohung in der ganz normalen ostdeutschen Bevölkerung steckt.

Natürlich kann man das auch nicht auf Dauer unterdrücken, das Grundgesetz wird im Osten früher oder später fallen müssen, weil es ein Recht auf Hass und Gewalt gegen willkürlich ausgesuchte Bevölkerungsgruppen nunmal nicht enthält. Aber vielleicht wird nun klarer, warum ich froh bin, dass Deutschland nicht die plebiszitären Elemente der Schweiz hat. Der derzeitige Zustand schützt die Menschen wenigstens noch ein kleinwenig vor sich selbst. Wenn das fällt, dann gute Nacht.
 
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Sorry, Chris, aber Du bewegst Dich damit auf ganz dünnem Eis.
Soll hier jetzt auch keine Polit-Diskussion geben. Ich widerspreche Dir aber in einigen Punkten. Das ausführlich zu machen ist aber nicht Inhalt dieses Themas.
 
Ich denke, die von Radiowaves beschriebenen Phänomene sind absolut real. Die Frage ist, auf welchen Bevölkerungsanteil ich komme, wenn ich das quantifiziere. Aber im Grundsatz ist ein erheblicher Teil der deutschen Bevölkerung konservativ bis reaktionär und rechtsextrem.

Es geht schon im Kleinen los. Beispiel: Unsere Straße führt zur Deutschen Bahn. Als wir einmal spät dran waren, haben wir das vor unserem Haus geparkte Auto genommen und sind einfach die Straße Richtung Bahn hochgefahren und haben wieder seitlich geparkt. (Entlang beider Seiten der Straße reihen sich einzelne, öffentliche, kostenfreie Parkplätze auf.) Wir waren gerade dabei auszusteigen, als wenige Meter vom Parkplatz entfernt die Haustür eines Anwohners aufging. Unter großem Gebrüll erschien der Hauseigentümer im Türrahmen und schrie uns an, was uns denn einfallen würde, vor seinem Haus zu parken.

Dieses Ereignis ist ein Beispiel dafür, welch krude Gedanken in manchen Wichtigtuern grassieren. Und die Welt ist voll Narzissten, die ihre Mitmenschen gerne herabwürdigen und herumscheuchen. Die ganze Arbeitswelt lebt von Chefs und Vorgesetzten, die am liebsten jeden und alles nach dem Gesetz des Stärkeren herumtanzen lassen würden. Der ganze neoliberale Zeitgeist kreiert ein Klima, das nur noch menschenunwürdig ist und sich an Schwächeren, Tieren und der Natur vergeht.

Aber zurück zum Thema: Ich könnte kotzen, würde der schweizerische ÖR abgeschafft. Denn dann gingen mit RSI Rete Tre und Swiss Jazz zwei weitere wohltuende Programme respektive Inseln verloren.
 
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Ich fürchte auch, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk hierzulande keine Chance und keine Mehrheit (mehr) hätte, wenn man bei uns darüber abstimmen ließe.

Welche Schlussfolgerungen ziehen wir aber daraus?
Die Falschen:
- Wir lassen nicht darüber abstimmen,
- wir sagen, wie gut es ist, dass man bei uns darüber nicht abstimmen kann
- und die Sender machen weiter wie bisher.

Keine Spur von Überlegungen, wie man vielleicht die Akzeptanz wieder herstellen könnte. Stattdessen sinkt sie weiter und der frustrierte Gebührenzahler bleibt mit der Wahrnehmung zurück: Die sind zu feige, darüber abstimmen zu lassen, weil sie genau wissen, wie es ausginge.
 
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Ich fürchte auch, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk hierzulande keine Chance und keine Mehrheit (mehr) hätte, wenn man bei uns darüber abstimmen ließe.

Welche Schlussfolgerungen ziehen wir aber daraus?
Die Falschen:
- Wir lassen nicht darüber abstimmen,
- wir sagen, wie gut es ist, dass man bei uns darüber nicht abstimmen kann
- und die Sender machen weiter wie bisher.

Keine Spur von Überlegungen, wie man vielleicht die Akzeptanz wieder herstellen könnte. Stattdessen sinkt sie weiter und der frustrierte Gebührenzahler bleibt mit der Wahrnehmung zurück: Die sind zu feige, darüber abstimmen zu lassen, weil sie genau wissen, wie es ausginge.

Wo steht denn, dasss die Akzeptanz in Deutschland nicht da ist? Gibt es Studien oder Erhebungen, die zum Ergebnis kommen, dass der Großteil der Bevölkerung den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ablehnt? Ich lese immer nur das Gegenteil und ich persönlich kenne auch niemanden, der für eine Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wäre (höchstens Menschen, denen es gleichgültig ist). Die Leute schauen Tagesschau, Silbereisen, Tatort und Sportschau und hören Dudelfunk. Der Großteil ist glücklich damit. Das soll keine Rechtfertigung für so manches sein, das über öffentlich-rechtliche Sender läuft und dort eigentlich nichts zu suchen hat, aber es auch nicht so, dass da nicht noch mehr als das von mir aufgeführte im Äther zu finden ist. Wer sich dafür aber nicht interessiert, dem kann man schlecht helfen. Übrigens gibt es auch das Problem, dass viele Menschen gar nicht zuordnen können, was sie alles mit ihren Beiträgen finanzieren ("Ich dachte, arte, 3sat oder das Deutschlandradio sind Privatsender!" - selbst schon gehört).

Das Problem bei einer Volksabstimmung wäre, dass eine Masse über alles bestimmen würde. Nicht nur über das, was sie selbst konsumiert, sondern auch über Inhalte, die für "Minderheiten" (was ich absichtlich in Anführungszeichen setze) hochinteressant sind und nur vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk angeboten werden. Genau dafür existiert dieser aber - und alleine deshalb bin ich sehr froh, dass wir das schweizer Modell nicht haben. Es geht um ein Solidarsystem, welches im Bereich der Steuern auch niemand in Frage stellt. Vermutlich hätte bei einer Volksabstimmung der Großteil der Bevölkerung auch dafür gestimmt, dass es weiterhin eine Wehrpflicht gibt, obwohl es diejenigen, die Abstimmen dürfen, gar nicht betrifft (wie in Österreich geschehen).
 
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Wo steht denn, dasss die Akzeptanz in Deutschland nicht da ist? Gibt es Studien oder Erhebungen, die zum Ergebnis kommen, dass der Großteil der Bevölkerung den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ablehnt?

Die Akzeptanzfrage richtet sich nach der Akzeptanz der Gebühr, nicht nach der Akzeptranz der Programme. Statistik von 2017: 90 Prozent aller Befragten halten die Gebühr fur ungerecht, überflüssig oder zu hoch, jedenfalls akzeptieren sie nicht. Nur zehn Prozent finden sie akzeptabel:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/369/umfrage/akzeptanz-von-gez-gebuehren/
 
STATISTA GESELLSCHAFT MIT BESCHRÄNKTER HAFTUNG schrieb:
Die Quelle macht keine genauen Angaben zur Fragestellung und den Antwortoptionen der Befragung.
Überdies ist die Statistik, die Du verlinkt hast, aus 2008 und mit rund 1000 Befragten ganz und gar nicht repräsentativ. (hiesige Hervorhebungen erfolgten durch mich).
 
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Ich fürchte auch, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk hierzulande keine Chance und keine Mehrheit (mehr) hätte, wenn man bei uns darüber abstimmen ließe.
Darüber muss man sich aber auch nicht wundern. Was der öffentlich-rechtliche Rundfunk da teilweise abliefert gleicht da eher dem Privatfunk. Und da stellt sich halt mancher die Frage weshalb für so einen Schrott bezahlt werden muss.
Ein sehr gutes Beispiel dafür ist WDR 2. Einst bot der Sender ein seriöses Programm bestehend aus Unterhaltung und Information. Mittlerweile ist der Sender doch nur noch ein weiteres Hitradio unter vielen.
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ja, aber nicht so wie das mittlerweile fast überall in Deutschland der Fall ist.
 
mit rund 1000 Befragten ganz und gar nicht repräsentativ
Woher hast Du denn diese Weisheit? Bei 1000 Befragten hast du eine Schwankungsbreite von unter 2 Prozent im Ergebnis. Statt 90 Prozent Ablehnung der Gebühr also korrekt: "zwischen 88- und 92 Prozent" Ablehnung. Jetzt besser?
Kannst Du auch hier nachlesen:
http://www.sdi-research.at/aktuell/wissen/repraesentativitaet.html


Und meinst Du, wenn im Jahre 2008 die Akzeptanz der Rundfunkgebühr bei 10 Prozent lag, dass sie heute etwa gestiegen sei?
 
Du machst einehalbgare Statistik noch lange nicht repräsentativ, indem Du die Begründung einer KG hinterherschiebst. Es gibt keinerlei Angaben, wie viele der 1000 Befragten erwachsen, und mit dem Thema befasst waren. Insofern kann ich auch keine Aussage zur damaligen und darauf aufbauenden Akzeptanz machen, habe Dir allerdings mal die Arbeit abgenommen!
2 Feststellungen bleiben:
1. Selbst diese Statistik ist mit Vorsicht zu genießen, weil dem Chef Kontakte zur rechten Szene nachgesagt werden - ich bitte also um Vergebung!!!
2. Wenn es an die 90% geht, kommen in dieser Statistik jedenfalls ausschließlich die Rechten ins Spiel!
 
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Sehe allerdings keine gravierenden Unterschiede, wenn in der von Dir zitierten Untersuchung nur 14 Prozent die GEZ Gebühr befürworten. Vielleicht sind es in der einen Umfrage 10 Prozent, in der anderen 15 Prozent. Meinetwegen auch noch 15 Prozent Unentschiedene. Am Generalbefund ändert das doch nichts, und nur auf den habe ich in meinem Posting #9 abgehoben: Wenn bei uns darüber eine Volksabstimmung stattfände, stünde es schlecht um die Gebühr.
 
Ich weiß, dass man ein Volk nicht dauerhaft aufhalten kann, aber ich bin ganz froh, dass es in Deutschland die direkte Demokratie der Schweiz nicht gibt.
Dito! Ich bin der Meinung, dass das Deutsche Volk dafür nicht reif (genug) ist. Ja, auch zu Beginn der direkten Demokratie gab es in der Schweiz wohl einige "Probleme", aber in der heutigen Zeit zu einer direkten Demokratie wechseln? Aus unserer Demokratieform? - Nein danke!
Dass Du im weiteren Verlauf ebenfalls nicht Unrecht hast, zeigt übrigens auch das Politsystem der Schweiz.

Sonst gäbe es zumindest in Ostdeutschland kein Recht auf körperliche Unversehrtheit mehr, keine Religionsfreiheit, keinerlei Umweltschutz / keine Förderung der naturgesetzlich zwingend notwendigen Energiewende, keine Unterstützung für alles andere als das private Auto als Verkehrsmittel, keine Gleichstellung homosexueller Partnerschaften etc. Letztlich wären Art. 1-20 GG nicht mehr existent. Wir hätten eine völkische Erziehung in Kindertagesstätten und Schulen, keine zugesicherte Freiheit der Wissenschaft und insgesamt ein System auf dem Weg in den nächsten Holocaust, denn Systeme, die auf diese "Werte" bauen, enden zwangsläufig dort. Einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk hätten wir auch nicht mehr, aber das wäre gerade in Mitteldeutschland ohnehin kaum wahrnehmbar und bei weitem nicht der wichtigste Aspekt. Vielleicht hätten wir dafür die Neugründung eines wie-auch-immer finanzierten regimetreuen Rundfunks, der den Volksgenossen bestätigt, was sie von der Welt ohnehin glauben.
Das ist anzunehmen. Nicht umsonst ist die AfD bei der Bundestagswahl die drittstärkste Partei geworden und wenn die bisherigen Volksparteien so weiter machen, schafft sie es auch noch weiter.

In der Schweiz hat man ja vor, der SRG (Träger des SRF), die ein Verein ist, die Gebühren komplett zu streichen. Damit wäre sie, um sich zu finanzieren, ebenfalls kein ör mehr. Daher versuchen die Anhänger der No-Billag-Initiative auch die ganze Zeit schon, Vergleiche mit privaten Radio- und Fernsehsendern oder gar Zeitungen anzustreben, die sich nicht aus der Billag finanzieren. Zum Beispiel Tele Züri. Dieser Fernsehsender "glänzt" auch dadurch hervor, dass er pro Tag eine Stunde "Talk täglich" (eine Stunde) live sendet. Er kann sich aber auch deshalb ohne Billag-Gebühren über Wasser halten, weil er für ein sehr großes und stark besetztes Gebiet (Zürich und nächstes Umland) sendet.


Keine Spur von Überlegungen, wie man vielleicht die Akzeptanz wieder herstellen könnte. Stattdessen sinkt sie weiter und der frustrierte Gebührenzahler bleibt mit der Wahrnehmung zurück: Die sind zu feige, darüber abstimmen zu lassen, weil sie genau wissen, wie es ausginge.
"Die" sind zu feige? Na ja, wenn wir es genau nehmen, hätten wir bereits über unheimlich viel abstimmen können müssen. Das hätte uns sicherlich einige immensen Nachteile, aber vermutlich auch ein paar Vorteile eingebracht. Aber stellen wir uns doch einfach mal die Frage, was geändert werden müsste um wieder mehr Akzeptanz zu erreichen.
Als erstes müssten die Streaming-Plattformen abgeschafft werden. Kein Netflix mehr, kein Amazon, kein Kino.dingsi, kein Youtube, keine sonstigen, kostenfreien Apps und Plattformen auf denen es möglich ist, Filme anzusehen.
Die Programme müssten 1:1 so umgesetzt werden, wie ein jeder Bürger das wünscht.
Und schließlich und endlich: Das Ganze darf natürlich nichts kosten! - Hat aber immer und überall erreichbar zu sein.

An dieser Stelle möchte ich Dir gern eine Frage stellen, die gern als Überlegung dienen darf: Brauchen wir wirklich über 100 Radio- und rund 50 ör Fernsehsender in Deutschland? Immerhin laufen auf den meisten rein "digitalen" TV-Programmen (hust!) rund um die Uhr Wiederholungen der Wiederholungen, der Wiederholungen und sich als Schlafmittel hervorragend eignen. Ebenso in den meisten Dritten Programmen (abgesehen von ca. 1 bis 2 Stunden Live-Programm pro Tag).


Wo steht denn, dasss die Akzeptanz in Deutschland nicht da ist? Gibt es Studien oder Erhebungen, die zum Ergebnis kommen, dass der Großteil der Bevölkerung den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ablehnt? Ich lese immer nur das Gegenteil und ich persönlich kenne auch niemanden, der für eine Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wäre (höchstens Menschen, denen es gleichgültig ist). Die Leute schauen Tagesschau, Silbereisen, Tatort und Sportschau und hören Dudelfunk. Der Großteil ist glücklich damit.
Beispielsweise in Diskussionen, immer wieder wenn eine Partei (zuletzt AfD, heute FDP) die "Zwangsgebühren" oder die Abschaffung selbiger, oder gar des kompletten "Staatsfunk" ins Gespräch bringt.

Bisher dachte ich ebenfalls, dass es nur marginal Menschen gibt, die für die No-Billag-Initiative stimmen würden. Seit gestern Abend bin ich mir dessen nicht mehr ganz so sicher. Hier (Download, ca. 1,2 GB) kannst Du Dir die Sendung "Arena" mit dem Titel "No Billag - jetzt redet das Volk!" ansehen. Hier gibt's die Sendung im Flash-Player.
Hat man die Diskussion dazu bei Twitter unter dem Hashtag #SRFArena mitverfolgt, konnte man klar auf dieselben Argumente, die hierzulande ständig genannt wurden, treffen:
"Es gibt Streaming-Plattformen die günstiger sind" (die Tatsache, dass noch Kosten für Internet dazu kommen wird dabei ausgeklammert und bei Nachfrage ignoriert)
"Ich schaue kein Fernseh" (siehe Streaming-Plattformen)
"Die machen kein Programm für mich"
"Für 60.000 Rätoromanen so viel Geld auszugeben, lohnt sich nicht", auch: "Wenn schon auf Rätoromanisch gesendet wird, muss auch auf Portugiesisch, usw. gesendet werden"
"Untertitel und Audiodeskription gibt es auch bei Netflix und kosten zu viel"
"Die Gebühren sind zu hoch"
"Die Ombudstelle ist ein Witz"
"Journalisten sind alle Linke", auch: "Keine ausgeglichene Berichterstattung"
Du hast also sicherlich Recht, wenn Du schreibst, dass DU Menschen kennst, die ör Programme hören und sehen. Ich kenne eben solche Menschen. Auch ich zähle mich zu diesem Personenkreis. Aber frag Dich doch mal wie viele Personen Du kennst, die ör Programme hören und sehen und einen wie großen Prozentsatz der BRD die ausmachen.
 
Du hast also sicherlich Recht, wenn Du schreibst, dass DU Menschen kennst, die ör Programme hören und sehen. Ich kenne eben solche Menschen. Auch ich zähle mich zu diesem Personenkreis. Aber frag Dich doch mal wie viele Personen Du kennst, die ör Programme hören und sehen und einen wie großen Prozentsatz der BRD die ausmachen.

Natürlich war das meine persönliche Erfahrung, die nicht repräsentativ ist. Dessen bin ich mir bewusst und hat sicherlich auch mit meinem persönlichen Umfeld zu tun.

Was ich angesichts der von dir zitierten Meinungen als Problem sehe: Jemand, der unzufrieden ist, wird sich eher engagieren und z. B. die Plattform Twitter nutzen, als jemand, der zufrieden ist. Meckern tut man gerne, aber sagt man es auch immer, wenn man mit etwas zufrieden ist? Alleine daher lasse ich die Argumentation, dass die No Billiag-Befürworter in der Überzahl sind, nicht gelten - erst recht nicht anhand von Kommentaren in sozialen Netzwerken.
(Die Arena habe ich noch nicht gesehen, bin aber schon auf die Diskussion gespannt.)

Ich zappe mich gerade ein wenig durch Twitter. Schlimm ist, dass viele mit Argumenten für No Billag sind, die nur Teile der SRG betreffen und die vor allem enorm subjektiv sind. Also z. B. "diese oder jene Sendung hat nicht öffentlich-rechtlich stattzufinden, also stimme ich für No Billig". Das ist, wie wenn man mit einem Artikel des Grundgesetzes nicht einverstanden ist und bei einer Abstimmung für die vollständige Abschaffung des Grundgesetzes stimmt. :wall:

An dieser Stelle möchte ich Dir gern eine Frage stellen, die gern als Überlegung dienen darf: Brauchen wir wirklich über 100 Radio- und rund 50 ör Fernsehsender in Deutschland? Immerhin laufen auf den meisten rein "digitalen" TV-Programmen (hust!) rund um die Uhr Wiederholungen der Wiederholungen, der Wiederholungen und sich als Schlafmittel hervorragend eignen. Ebenso in den meisten Dritten Programmen (abgesehen von ca. 1 bis 2 Stunden Live-Programm pro Tag).

Ich gehe mal davon aus, dass du die Zahlen absichtlich etwas überzogen hast. Was die "digitalen Zusatzprogramme" beim Fernsehen betrifft: Die kosten doch so gut wie nichts. Der Ausspielweg selbst für so ein Programm läuft nebenbei. Die Sendeabwicklung ist großteils automatisiert (wenn nicht sogar vollständig), die Verbreitung benötigt in der digitalen Welt kaum zusätzliche Kapazitäten. Damit ernsthaft etwas sparen zu wollen, ist eine Milchmädchenrechnung. Das Erstellen von Inhalten kostet Geld, nicht die Verbreitung. Und weil eben Inhalte Geld kosten, wird gerne an den Inhalten gespart, die am teuersten sind: Dokumentation/Feature, Film/Hörspiel oder Musik - obwohl genau das originäre öffentlich-rechtliche Inhalte sind. Jeder, der eine Senkung des Rundfunkbeitrags fordert, fordert auch eine weitere Ausdünnung hochwertiger Inhalte. Eine Verbesserung des Programms erreicht man dadurch nicht. Nein, es ist braucht in der Tat nicht alles, was produziert wird, sowohl im Hörfunk als auch im Fernsehen - aber meiner Meinung nach können wir uns glücklich schätzen über die Vielfalt, die uns für 17,50 € zur Verfügung steht. So eine Vielfalt gibt es in keinem anderen Land.
 
(Die Arena habe ich noch nicht gesehen, bin aber schon auf die Diskussion gespannt.)
Sie lohnt sich!

Ich zappe mich gerade ein wenig durch Twitter. Schlimm ist, dass viele mit Argumenten für No Billag sind, die nur Teile der SRG betreffen und die vor allem enorm subjektiv sind.
Und genau das ist das problematische daran: Überzeug mal jemanden davon, dass Deutschland noch immer sicher ist, wenn er sich für immer mehr Internet- und Videoüberwachung ausspricht, weil Deutschland seit der Flüchtlingswelle "so unsicher" ist. Genau so ist es mit den Argumenten gegen No Billag.

Ich gehe mal davon aus, dass du die Zahlen absichtlich etwas überzogen hast.
Habe ich? Okay, mir war so, als hätte ich vor kurzem bei einer Podiumsdiskussion (Wiederholung auf ZDFinfo) ziemlich genau diese Zahlen gehört.

Was die "digitalen Zusatzprogramme" beim Fernsehen betrifft: Die kosten doch so gut wie nichts. Der Ausspielweg selbst für so ein Programm läuft nebenbei. Die Sendeabwicklung ist großteils automatisiert (wenn nicht sogar vollständig), die Verbreitung benötigt in der digitalen Welt kaum zusätzliche Kapazitäten. Damit ernsthaft etwas sparen zu wollen, ist eine Milchmädchenrechnung. Das Erstellen von Inhalten kostet Geld, nicht die Verbreitung. Und weil eben Inhalte Geld kosten, wird gerne an den Inhalten gespart, die am teuersten sind: Dokumentation/Feature, Film/Hörspiel oder Musik - obwohl genau das originäre öffentlich-rechtliche Inhalte sind.
Genau da springt doch der Punkt. Na klar ist es eine Milchmädchenrechnung zu sagen "Automatisierte Programme sind zu teuer, deshalb muss ansonsten gespart werden". Konform gehe ich mit Dir in dem Punkt, dass die Inhalte das eigentlich Teuere sind. Da stellt sich doch die Frage: Was läuft auf den "digitalen Zusatzprogrammen", wenn keine Inhalte zu sehen sind?

Jeder, der eine Senkung des Rundfunkbeitrags fordert, fordert auch eine weitere Ausdünnung hochwertiger Inhalte. Eine Verbesserung des Programms erreicht man dadurch nicht. Nein, es ist braucht in der Tat nicht alles, was produziert wird, sowohl im Hörfunk als auch im Fernsehen - aber meiner Meinung nach können wir uns glücklich schätzen über die Vielfalt, die uns für 17,50 € zur Verfügung steht. So eine Vielfalt gibt es in keinem anderen Land.
Ich bin mir nicht sicher ob Du mich richtig verstanden hast. Ich bin nicht Pro No Billag (hierzulande: Gegen den ör oder den Rundfunkbeitrag). Ich bin ebenso wenig gegen qualitativ hochwertige Inhalte. Aber vielleicht beginnt ab hier - mal wieder - die Diskussion was "qualitativ hochwertige Inhalte" denn genau sind, denn die sind wohl genau so subjektiv wie die Argumente für "No Billag".
 
Ich bin mir nicht sicher ob Du mich richtig verstanden hast. Ich bin nicht Pro No Billag (hierzulande: Gegen den ör oder den Rundfunkbeitrag). Ich bin ebenso wenig gegen qualitativ hochwertige Inhalte. Aber vielleicht beginnt ab hier - mal wieder - die Diskussion was "qualitativ hochwertige Inhalte" denn genau sind, denn die sind wohl genau so subjektiv wie die Argumente für "No Billag".

Das habe ich auch nicht so aufgefasst. War überhaupt nicht gegen dich gerichtet, sondern ganz allgemein.
 
Die Akzeptanzfrage richtet sich nach der Akzeptanz der Gebühr, nicht nach der Akzeptranz der Programme. Statistik von 2017: 90 Prozent aller Befragten halten die Gebühr fur ungerecht, überflüssig oder zu hoch, jedenfalls akzeptieren sie nicht. Nur zehn Prozent finden sie akzeptabel:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/369/umfrage/akzeptanz-von-gez-gebuehren/
Kommt wohl auch drauf an, wer da wie fragt und in wessen Auftrag... Laut Umfrage finden 68 % der Norddeutschen, dass der Norddeutsche Rundfunk sein Geld wert ist (siehe hier, Folie 15). 45 % halten ihn für unverzichtbar.
 
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