Noch einer weniger - Polnischer Rundfunk stellt deutsche KW-Sendung ein

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westsound

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Und wieder hat es einen Auslandsdienst erwischt. Heute und morgen Nachmittag 16 Uhr LT haben KW-Freunde die letzte Gelegenheit, das deutsche Programm des polnischen Rundfunks zu hören (auf 9580 KHZ via GB). Ab Sonntag gibt es das Programm dann nur noch über Satellit und Internet.

Ich persönlich finde das zwar schade, kann die Entscheidung jedoch gut nachvollziehen. Wirtschaftlich macht eine Ausstrahlung auf Kurzwelle in der Tat kaum noch Sinn, erreicht man doch die (zunehmend schrumpfende) Hörerschaft via Internet und Podcast in besserer Qualität, zeitlich unabhängig - in der heutigen Ära der totalen Mobilität ein nicht zu unterschätzender Faktor! - und vor allem kostengünstiger.

Und doch - wieder geht ein Stück Rundfunkgeschichte zu Ende. Noch in den achtziger Jahren hatte fast jedes europäische Land einen Auslandsdienst, viele sendeten auch auf deutsch, zumindest aber auf englisch. Die Auslandsprogramme waren sehr beliebt, zu meiner Schulzeit (in den Siebzigern) wurden gern Cassettenmitschnitte dieser Sendungen getauscht und sogar im Unterricht für Referate etc. verwendet. Ich selbst halte einigen Auslandsprogrammen noch immer die Treue, ertappe mich aber öfter dabei, statt der KW-Ausstrahlung lieber den Podcast via Radio 700 zu nutzen - ist halt bequemer und nicht so nervig wie der oft gestörte Empfang auf Kurzwelle.

Und wie seht Ihr das? Wird jemand die deutschsprachigen Auslandssendungen über Kurzwelle ernstlich vermissen, nutzt jemand die Alternativen Satellit oder Internet oder haltet Ihr diese Sendungen für überflüssig, da im Internetzeitalter eine unüberschaubare Informationsvielfalt über andere Länder zur Verfügung steht?

Hier noch die Originalmeldung über die bevorstehende Abschaltung, wie sie am Donnerstag ausgestrahlt wurde - mit Rücksicht auf Hifi-verwöhnte Ohren aus dem Podcast extrahiert.
 

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  • Polnischer RF 220312 letzte Technikecke Fragment.mp3
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Ich zähle zu der Handvoll Nachrichtenjunkies, die in der Tat einige Auslandsdienste,
die in deutscher Sprache tüchtig waren, zumindest am Urlaubsort vermisst!
 
Es stellt sich mehr die Frage, ob diese Auslandssender nicht immer schon verzichtbar waren.
Hochjubelnde Pressetexte wie "Radio xyz International brachte Interviews aus Krisenregion" zeigten meist nur, dass es um Sender ging, die man vielleicht vom Namen her kannte, aber gehört wurden diese oft spätestens nach dem 2.Einschalten nicht mehr.

Erst durch das Webradio wurde es möglich, dass man - sofern man den eigenen Horizont erweitern wollte - von fernen Ländern etwas hautnah erleben konnte. Schnellsprecher aus südamerikanischen Ländern reflektieren das Leben besser als "Radio Trullala International", schön unter Beobachtung der Regierung und uralten konservativen Menschen jenseits der 80 Lenze.
Lokale Werbung eines Stadtsenders, irgendwo aus Bolivien, spiegeln die lokale Mentalität sicherlich eher wider.

Somit ist es auch egal, ob diese Auslandsdienste weiter senden oder als Podcast verschwinden.
 
So eine Meinung zeugt doch von argem Unwissen und ist daher eher "egal"! Für Arbeiter "auf Montage", Diplomaten, Ehrenamtliche und Angestellte im Ausland waren derartige Sendungen zumindest zur Meinungsbildung ebenso unverzichtbar wie für Urlauber, die auf dem Laufenden in ihrer Heimat bleiben wollten. Und sooo einfach wollen die sicher nicht auf "Podcast" umsteigen - jetzt aber müssen sie!
 
Es gab sicher Auslandsdienste, die pure Propagandazwecke verfolgten und daher hörerseitig sicher "verzichtbar" waren. Denke ich jedoch einige Jahre zurück, als z.B. die Voice of America mit ihrem "US Report" auf deutsch die Hörer in den neuen Bundesländern in der Demokratie willkommen hieß oder an das deutsche Programm der BBC, dann relativiert sich diese Aussage. Gar nicht zu reden von den Auslandsprogrammen mit hohem Unterhaltungswert zusätzlich zur Information, wie gewesen z.B. bei Radio Schweden, Radio RSA oder Radio Canada.
 
Ich höre weiterhin die deutschsprachigen Sendungen aus Russland und Rumänien via Kurzwelle. Gerade letzteres Programm bietet in einer knappen Stunde Sendezeit ein ausgewogenes Nebenher von landestypischer Information und - ja, auch das gibt es! - Musik. Und Radio Rumänien International hat zumindest noch eine Bestandsgarantie bis Januar 2013 (so lange laufen die Mietverträge über die Kurzwellensender).
 
Da bin ich weniger optimistisch: Gemietete KW-Sendeanlagen übertragen klaglos auch Inlandsprogramme...
Man sehe kurz nach Wien: Da wird Ö1 zeitweise auf KW ausgestrahlt!
 
Stimmt. Für Europa gibt es genau 75 Minuten Übernahme von Ö1 auf 6155, von 7 bis 8.15 LT. Übrigens eine der wenigen Gelegenheiten, klassische Musik auf KW zu hören, da es von 7.30 bis 7.55 LT eine entsprechende Sendung gibt.
Übernahmen von Inlandsprogrammen auf KW waren früher auch mal bei der ARD üblich, noch Anfang der neunziger Jahre sendeten Radio Bremen, der SFB, der Bayerische Rundfunk, der Südwestfunk und der Südfunk Stuttgart auf KW (übrigens auch die Stimme der DDR), dazu kam noch Rias Berlin. Aber das gehört jetzt eigentlich in die Nostalgie-Ecke.
 
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