Normalisieren: Studioaufnahme und O-Töne auf ein Level bringen (Audition)

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radiofan9

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Hallo,

meine Frage ist wohl eher ein Klassiker: Ich baste gerade an einem Podcast. Und zwar habe ich den Text im Studio eingesprochen (Großmembran-Mic etc), die O-Töne mit einem Marantz PMD 671 aufgenommen.

Wie kann ich den Pegel beider Aufnahmen so anpassen / angleichen, dass da keine zu großen Niveauunterschiede mehr bestehen?

Normalisieren? ja. aber wie. Ich kenne, ehrlich gesagt, nur das Wort, weil ich beim Radio nie damit zu tun hatte (liefere nur von außen zu). Welche Funktion ist das unter Audition 1.5 und auf was normalisiert man?
Normalisiert man dann beide Töne auf den gleichen Wert und dann paßt das?

Bin für Eure Hinweise sehr dankbar

Liebe Grüße
Sandra
 
AW: Normalisieren: Studioaufnahme und O-Töne auf ein Level bringen (Audition)

Hallo Sandra,

der Studio-Text hat einen bestimmten Spitzenpegel und - viel wichtiger - eine gewisse "Lautheit". Die ahnst Du vielleicht, wenn Du Dir die Hüllkurve in Audition anschaust: ist sie "fragil", hat einige wenige Spitzen und ist sonst "schmaler" oder ist sie ein fettes "Brikett"?

Die O-Töne haben auch einen Spitzenpegel und eine Lautheit. Je nach Aufnahmesituation kann die Lautheit trotz gleichem Spitzenpegel völlig anders sein als bei der Studioaufnahme. Wenn Du also O-Töne und Studiotext beide für sich "normalisierst" (Transform -> Amplitude -> Normalize), können die völlig unterschiedlich laut wirken. Die Normalize-Funktion bringt die Audios nur auf gleichen Spitzenpegel.

Du mußt also so angleichen, daß beide Audios ein ästhetisches Ganzes ergeben, je nach Wunsch und Situation. Das macht Dir keine "Normalize"-Funktion. Da mußt Du von Hand ran (Transform -> Amplitude -> Amplify), bis es paßt. Dazu am besten in die Mehrspuransicht wechseln und dort Studio und O-Ton auf 2 Spuren bringen und immer gemeinsam abspielen. Zur Anpassung des Pegels dann die gewünschte Passage markieren und in der Einzelansicht öffnen (Rechtklick auf die Auswahl), Pegel ändern und zurückwechseln zur Mehrspuransicht (Button links oben).

Heißt also: Hören, Fühlen, Verstehen, Handeln.

Bitte beachten: wenn Du 2 Audios mischst (und nicht nur hintereinander montierst), dürfen beide für sich nur einen Spitzenpegel (!) von -6 dBfs aufweisen, damit im ungünstigsten Fall (die beiden Stellen höchster Aussteuerung treffen zusammen) maximal 0 dBfs und keine Übersteuerung zustandekommt. Wenn Du die Audios nur aneinanderhängst, ist das freilich nicht nötig.
 
AW: Normalisieren: Studioaufnahme und O-Töne auf ein Level bringen (Audition)

Effekte > Amplitude > Hard Limiting (Prozess)...

limit2df9jpg.jpg



Gruß
 
AW: Normalisieren: Studioaufnahme und O-Töne auf ein Level bringen (Audition)

Erstmal danke Euch beiden.
Ich weiß nur nicht, wie ich in dieses Menü komme. Muss ich die zu normalisierenden Passagen erstmal komplett markieren und dann oben irgendwo klicken oder wie? Und wo eigentlich genau? Habe die deutsche Version.

Liebe Grüße
Sandra
 
AW: Normalisieren: Studioaufnahme und O-Töne auf ein Level bringen (Audition)

Muss ich die zu normalisierenden Passagen erstmal
komplett markieren und dann oben irgendwo klicken oder wie?

Ja, genau ...und dann im Menu: Effekte > Amplitude > Hard Limiting (Prozess)...


Gruß
 
AW: Normalisieren: Studioaufnahme und O-Töne auf ein Level bringen (Audition)

Danke nochmal, aber wenn ich den Teil markiert habe, und dann auf Effekte gehe, dann habe ich nur die Möglichkeit "Frequenzband-Splitter" zu klicken.

Hm, mache ich hier was falsch?

Liebe Grüße
Sandra
 
AW: Normalisieren: Studioaufnahme und O-Töne auf ein Level bringen (Audition)

oh, ich war nicht in der bearbeiten-ansicht, sorry!

jetzt gehts, danke nochmal!
 
AW: Normalisieren: Studioaufnahme und O-Töne auf ein Level bringen (Audition)

OT-Frage zur Software:

Für Audiomontagen u.v.m. verwende ich z.Zt. WaveLab von Steinberg. Im Grunde genommen reicht mir ( bislang ) diese recht gute Software für alle wichtigen Produktionen. Vom O-Ton; bis hin zu aufwendigeren Projekten.

Kann man Wave Lab mit Audition in etwa vergleichen, was den Funktionsumfang, sowie die Arbeitsergonomie angeht? Eventuell kann jemand aus Erfahrung mit beiden Programmen etwas zur Antwort beitragen. Sicher verwenden nicht ohne Grund viele Radiosender Audition bei der täglichen Arbeit. Andererseits kann WaveLab ( wenn ich richtig informiert bin ) "dasselbe in grün", oder wo liegen die wesentlichen Unterschiede ?

Der Kaufpreis muß in diesem Fall nicht als "Pro- o. Kontra" aufgeführt werden. Für mich zählt nur der direkte vergleich von einem Anwender. ( Falls dieser überhaupt durchgeführt werden kann )

Gruß CA
 
AW: Normalisieren: Studioaufnahme und O-Töne auf ein Level bringen (Audition)

und wie ist das eignetlich: was beudetet auf 100% normalisieren? Wird dann der lauteste ton des files auf 100% gesetzt und der rest entsprechend drunter, oder wie?

Liebe Grüße
Sandra
 
AW: Normalisieren: Studioaufnahme und O-Töne auf ein Level bringen (Audition)

So ungefähr, wobei du die Begriffe "Lautheit" und "Spitzenpegel" eben nicht verwechseln darfst.
Ich versuchs mal mit Wald und Wiese zu erklären:

Du hast ein Tablett mit mit 5 Schälchen drauf. In jedem ist Schlagsahne, nur
jeweils eine andere Menge. Auf 0 dBfs Normalisieren hieße jetzt, einfach alle
Schälchen bis an den Rand zu füllen, was nichts daran ändert, das in den
Schälchen Schlagsahne ist und die ist vorrangig Luft. Das verbinde ich jetzt
mal mit dem Begriff "leise".

Wenn 0dBfs, also der Schalenrand nicht das Ziel ist, sondern nehmen wir
einmal genau die Hälfte, käme das -6 dBfs gleich (halbe Spannung/Amplitude).
In dem Fall würdest du vlt. hier etwas wegnehmen, da ein klein wenig beigeben,
bis alle halbleer sind.
[OT](Häufigste Todesursache bei Optimisten ist übrigens
Ertrinken in der halbvollen Badewanne.)[/OT]

Wenn du die Luft aus der Schlagsahne entweichen lässt, dann ändert sich der
Füllstand der Schälchen zwar, aber an der Materie der Sahne ändert sich nichts.
Sie ist einfach nur dichter (schwerer pro Volumeneinheit) geworden.
Dieser Zustand wäre für eine Audiodatei der Inhalt eines Signals mit hoher
"Lautheit", aber zunächst wieder niedrigerem (physikalischem) Spitzenpegel.

Würdest du diesen jetzt wieder durch Normalisieren anheben, hättest du den
vollständigen Vorgang der sogenannten Dynamikkompression abgearbeitet,
sprich das, was Dynamikkompressoren eben tun: Zusammenpressen und
wieder laut machen. Das Ergebnis ist ein sogenanntes "Brikett", also eine
Waveform, die wie ein Quader auf dem Bildschirm liegt und kaum mehr die
Struktur des Signals erkennen lässt, sich übrigens dann auch so anhört:
brüllend laut.

So, nachdem das nun so kompliziert aufgemalt wurde (ich hoffe, du hattest
deinen Spaß ;) ), das einfachste Bild: Normalisieren heißt einfach nur, den
Lautstärkeregler hoch oder runterdrehen. Man verändert also nur die Amplitude.
Denke dabei nur an einen Verstärker und die Auslenkung einer Lautsprecher-
membran, um dir das physisch vorzustellen.

Aber auch dabei ist schon wieder allerhand zu beachten: Man kann, darf und
soll in Audiodaten nicht unendlich viel herumrechnen. Die Algrorythmen verursachen,
je nach dem was und wie man es macht Datenverluste, die zunehmend mit
jedem weiteren Rechenvorgang die Qualität verschlechtern.
Digital heißt nicht automatisch gleich verlustfrei!

Also:
Verringert man die Amplitude, fallen Daten an der untersten Grenze des
Dynamikbereiches raus, die nie wieder herstellbar sind. Davon hört man
zunächst erst einmal bewusst nichts, es ist aber Tatsache.
Erhöht man Amplituden, so darf das grundsätzlich nicht über das Maximum
hinaus gehen. Auch dort droht sonst Datenverlust, zusätzlich Verzerrungen,
die dann aber nicht mehr subtilen Charakter haben.
Sprich: liegt in deinem Sprachsignal schon eine Spitze bei -1,8 dBfs, dann darfst
du nicht einfach 6 dB anheben. für die 4 benötigten dB gibt es keine Bits mehr,
denn bei 0 dBfs ist die "Speicherkapazität" für ein Sample erreicht, da sind alle
Register gesetzt.
An dieser Stelle kommt im übrigen der Hardlimiter ins Spiel. Vorsichtig eingesetzt,
ist er ein gutes Hilfsmittel im Zwiespalt der Normalisierung von Lautheit und
Spitzenpegel. Der Hardlimiter senkt bei Auftreten solcher Spitzen den Pegel
für winzigste Sekundenbruchteile ab, um der Verzerrung bei Überschreiten der
0-dB-Marke entgegen zu wirken. Viele benutzen ihn aber absichtlich oder
unwissend als Kompressor zur Lautheitsmaximierung und das darf nicht sein!



Zum Schluss noch zwei Tips:
Aussteuerung von Audiosignalen ist ein hervorragender Artikel von Tondose,
den man unbedingt gelesen haben sollte. Falls du das noch nicht hast und den
ganzen Klimbim in seiner Gänze verstehen möchtest, nimm dir die Zeit.

Zu Digital Audio und wie es funktioniert sowie vielen Fachbegriffen dazu gibt
es hier alles an Erklärungen nebst Grafiken.
Ich bin durchaus der Auffassung, mit dem Hintergrundwissen und dem
physikalischen Verständnis der Sache kann man qualitativ besser und erfolgreicher
Arbeiten und würde dir empfehlen, dir soviel als möglich davon anzueignen.

Viel Erfolg!
 
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