AW: Normalisieren: Studioaufnahme und O-Töne auf ein Level bringen (Audition)
So ungefähr, wobei du die Begriffe "Lautheit" und "Spitzenpegel" eben nicht verwechseln darfst.
Ich versuchs mal mit Wald und Wiese zu erklären:
Du hast ein Tablett mit mit 5 Schälchen drauf. In jedem ist Schlagsahne, nur
jeweils eine andere Menge. Auf 0 dBfs Normalisieren hieße jetzt, einfach alle
Schälchen bis an den Rand zu füllen, was nichts daran ändert, das in den
Schälchen Schlagsahne ist und die ist vorrangig Luft. Das verbinde ich jetzt
mal mit dem Begriff "leise".
Wenn 0dBfs, also der Schalenrand nicht das Ziel ist, sondern nehmen wir
einmal genau die Hälfte, käme das -6 dBfs gleich (halbe Spannung/Amplitude).
In dem Fall würdest du vlt. hier etwas wegnehmen, da ein klein wenig beigeben,
bis alle halbleer sind.
[OT](Häufigste Todesursache bei Optimisten ist übrigens
Ertrinken in der halb
vollen Badewanne.)[/OT]
Wenn du die Luft aus der Schlagsahne entweichen lässt, dann ändert sich der
Füllstand der Schälchen zwar, aber an der Materie der Sahne ändert sich nichts.
Sie ist einfach nur dichter (schwerer pro Volumeneinheit) geworden.
Dieser Zustand wäre für eine Audiodatei der Inhalt eines Signals mit hoher
"Lautheit", aber zunächst wieder niedrigerem (physikalischem) Spitzenpegel.
Würdest du diesen jetzt wieder durch Normalisieren anheben, hättest du den
vollständigen Vorgang der sogenannten Dynamikkompression abgearbeitet,
sprich das, was Dynamikkompressoren eben tun: Zusammenpressen und
wieder laut machen. Das Ergebnis ist ein sogenanntes "Brikett", also eine
Waveform, die wie ein Quader auf dem Bildschirm liegt und kaum mehr die
Struktur des Signals erkennen lässt, sich übrigens dann auch so anhört:
brüllend laut.
So, nachdem das nun so kompliziert aufgemalt wurde (ich hoffe, du hattest
deinen Spaß
), das einfachste Bild: Normalisieren heißt einfach nur, den
Lautstärkeregler hoch oder runterdrehen. Man verändert also nur die Amplitude.
Denke dabei nur an einen Verstärker und die Auslenkung einer Lautsprecher-
membran, um dir das physisch vorzustellen.
Aber auch dabei ist schon wieder allerhand zu beachten: Man kann, darf und
soll in Audiodaten nicht unendlich viel herumrechnen. Die Algrorythmen verursachen,
je nach dem was und wie man es macht Datenverluste, die zunehmend mit
jedem weiteren Rechenvorgang die Qualität verschlechtern.
Digital heißt
nicht automatisch gleich verlustfrei!
Also:
Verringert man die Amplitude, fallen Daten an der untersten Grenze des
Dynamikbereiches raus, die nie wieder herstellbar sind. Davon hört man
zunächst erst einmal bewusst nichts, es ist aber Tatsache.
Erhöht man Amplituden, so darf das grundsätzlich nicht über das Maximum
hinaus gehen. Auch dort droht sonst Datenverlust, zusätzlich Verzerrungen,
die dann aber nicht mehr subtilen Charakter haben.
Sprich: liegt in deinem Sprachsignal schon eine Spitze bei -1,8 dBfs, dann darfst
du nicht einfach 6 dB anheben. für die 4 benötigten dB gibt es keine Bits mehr,
denn bei 0 dBfs ist die "Speicherkapazität" für ein Sample erreicht, da sind alle
Register gesetzt.
An dieser Stelle kommt im übrigen der Hardlimiter ins Spiel. Vorsichtig eingesetzt,
ist er ein gutes Hilfsmittel im Zwiespalt der Normalisierung von Lautheit und
Spitzenpegel. Der Hardlimiter senkt bei Auftreten solcher Spitzen den Pegel
für winzigste Sekundenbruchteile ab, um der Verzerrung bei Überschreiten der
0-dB-Marke entgegen zu wirken. Viele benutzen ihn aber absichtlich oder
unwissend als Kompressor zur Lautheitsmaximierung und das darf nicht sein!
Zum Schluss noch zwei Tips:
Aussteuerung von Audiosignalen ist ein hervorragender Artikel von Tondose,
den man unbedingt gelesen haben sollte. Falls du das noch nicht hast und den
ganzen Klimbim in seiner Gänze verstehen möchtest, nimm dir die Zeit.
Zu Digital Audio und wie es funktioniert sowie vielen Fachbegriffen dazu gibt
es
hier alles an Erklärungen nebst Grafiken.
Ich bin durchaus der Auffassung, mit dem Hintergrundwissen und dem
physikalischen Verständnis der Sache kann man qualitativ besser und erfolgreicher
Arbeiten und würde dir empfehlen, dir soviel als möglich davon anzueignen.
Viel Erfolg!