NRW: Obstruktion wie gehabt

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Medienfreiheit (auch Pressefreiheit) ist aktiv, also die Freiheit der Medien, ungehindert zu publizieren.
Vor dem Hintergrund des vorliegenden Falls erscheint der neue Slogan der LfM geradezu albern: "Der Meinungsfreiheit verpflichtet" :thumbsdown: Kann man ja mal so einfach behaupten.
Und warum sollte es neben 1Live, WDR2, WDR4 und den Lokalstationen weitere identisch klingende Sender geben?
Was interessiert mich da der deutsche Dudelmüll, der vielleicht oder eben vielleicht auch nicht mal in NRW über eine Antenne gelassen wird.
Meinungsfreiheit ist eben auch das Recht, zu dudeln oder Unsinn zu verzapfen.
Fakt ist: Es gibt (noch!) ausreichend Frequenzen und ein Projekt, das eine davon haben möchte. Hier wird ja kein Mangel verwaltet. Wenn es eine Papierzuteilungsanstalt gäbe, die trotz genug Papier einem neuen Printprodukt kein Papier genehmigt, würde jeder sagen: Das ist Zensur und gegen die Meinungsfreiheit. Warum soll das hier anders sein?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ganz so schlimm ist es nicht, da es noch den DLF und DLF Kultur in NRW in den meisten Landstrichen zu hören gibt.

Aber sonst gebe ich Dir Recht. WDR 2 klingt mittlerweile wie die Locals. Valerie Weber hat halt dasselbe geschafft wie mit Antenne Bayern. Sie hat den Hörfunk des WDR kaputt gekriegt.
 
Und das Schlimme ist: sie bekommt auch noch Geld dafür! Ich hätte das für die Hälte gemacht. Meine Handynummer gibt's per PM.
 
Mich ärgert es tatsächlich am meisten, dass Valerie Weber für die politisch-kulturelle Abrissbirne auch noch Geld von mir bekommt. Solange der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinem Auftrag sowohl in U als auch in E mit Verantwortung und Selbstanspruch nachkäme, würde mich nicht im geringsten interessieren, was die Privaten machen.

Ganz so schlimm ist es nicht, da es noch den DLF und DLF Kultur in NRW in den meisten Landstrichen zu hören gibt.
Dlf und Dlf Kultur sind aber eben Programme für eine Minderheit. Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wäre es, mit angemessen anspruchsvollen Inhalten die Masse zu erreichen. Wie oft ich heute noch einen anstrengenden Tag gerne mit anregender Musik und hintergründigen Informationen im perfekten Verhältnis zueinander - kurz: "Der Tag heute" bei WDR 2 - ausklingen lassen würde. WDR 5 und Dlf (Kultur) sind mir da manchmal zu anstrengend und zu mehreren beim Abendbrot kann man diese Sender erst recht nicht hören.
 
Ich wollte damit auch nur zum Ausdruck bringen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk seiner Aufgabe durchaus noch nachkommt, auch wenn sich die Landesanstalten rein von der Gestaltung ihrer Programme her immer mehr abschaffen. Alles unbequeme übernimmt das Deutschlandradio, während die Landessender auf leichte Kost setzen, von einzelnen Stationen des BR, SWR und rbb mal abgesehen.

Was ich in Deutschland nie verstehen werde: Warum muss Unterhaltung so gezwungen aufgesetzt sein? Und anscheinend immer mit dem Niveau einer Zimmertemperatur verglichen werden? Dass man auch mit einem gewissen Anspruch unterhalten kann, zeigen die Wellen in NL, GB und anderen Staaten. Es geht auch besser.
 
Volle Zustimmung insbesondere zum zweiten Absatz. Es mag vielleicht sein, dass dies auch nur eine Reaktion auf die Privaten war, aber vor zehn bis 20 Jahren hatte man durchaus einen guten Mittelweg zwischen Unterhaltung und Anspruch gefunden und ihn selbstbewusst vertreten. Heute habe ich das Gefühl, dass bei den Massenwellen ein regelrechter Hass auf alles Intellektuelle herrscht, und man sich der politischen oder kulturellen Feigenblätter vielmehr schämt. In der Übergangsphase, bevor WDR 2 vollständig das musikalische Formatkorsett aufgezwungen worden war, spielte man die Ausreißer zwar noch, aber immer nur maximal zweieinhalb Minuten an und brach dann mit einem Jingle ab. Das ist so ein Beispiel für die beschriebene Scham.
 
Es gab mal Ansätze im WDR, Radio zu machen: Die Anfangszeit von Eins Live, WDR2 Ende der 90er stellenweise, einzelne Sendungen bei WDR4. Mittlerweile hat man sich vom rot eingefärbten Verlautbarungsfunk zum Belanglosdudler entwickelt. Ganz tolles Kino. WDR3 sendet als Klassikbeschaller mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit, WDR5 begeistert die Gentrifizierten mit Stuckdecke und Mokkakocher und Cosmo ist nach wie vor nur ein Frequenzbesetzer. Das Lokalradio würde unter Konkurrenz schneller Geschichte sein, als sie in den Veranstaltergemeinschaften glauben würden. Das weiß man, deshalb versucht man, Konkurrenz zu verhindern. Ärmlich.
 
NRW ist radiotechnisch wie ne Insel, außer dem WDR und Radio NRW gibts da irgendwie gar nix. Ich wüsste gar nicht was ich da hören sollte. Unerträglich. Schlimmer als hier in Hessen, da habe ich ja wenigstens die ganzen Überreichweiten.

Beim WDR finde ich für mich interessante Inhalte vor allem auf WDR 3, WDR 5 und Cosmo. Dann gibts jav noch die Deutschlandradio-Programme. Dazu für mich dann noch Radio BOB! und Schwarzwaldradio im Bundesmux. Die Lokalradios schalte ich nie ein, wenn ich in NRW bin.

Im Gegensatz zu unserem allseits bekannten Tom finde ich in NRW radiomäßig nicht alles schlecht und würde im Gegensatz zu ihm in eniem RTL-Hitdampfer keinerlei Verbesserung der jetzigen Situation sehen (erinnert sich noch jemand an das entsprechende Thema um Heiligabend?). Was ich aber definituiv kritisiere ist die Tatsache, dass es an Privatradio für NRW nichts als die Lokalradio-Hitschleudern gibt und auch keinerlei Bestrebungen vorhanden sind, dies zu ändern.
 
NRW nichts als die Lokalradio-Hitschleudern gibt und auch keinerlei Bestrebungen vorhanden sind, dies zu ändern.

Hierzu muss ich mal was sagen. Warum regt sich eigentlich in diesem Forum niemand über die sächsichen Lokalradios auf? Die sind von der Aufmachung doch dss gleiche in grün, wie in NRW: Gleichschaltung. Bis auf eine eigene Nachmittagsshow machen die nix selbst sondern übernehmen den Hauptsender aus Dresden nur mit anderen Jingles.

Ich mein, Lokalradios können gerne von der selben Dachmarke kommen, aber dann erwarte ich auch bei jedem ein anderes Programm und nicht so eine Hörerverarsche. Die Leute denken doch wirklich sie hören hier ihren Sender von nebenan :wall:
 
Zuletzt bearbeitet:
@Fan Gab Radio Sachsen und NRW zu vergleichen ist schon gewagt. Auch wenn in Sachsen genauso gedudelt wird wie in NRW und anderen Bundesländern ist die Privatfunk Szene in Sachsen trotzdem breiter aufgestellt als in NRW.

In NRW hast du den von Rafio NRW gesteuerten Lokalfunk, Dom Radio und ein paar funzeln mit Hochschul Radios.

In Sachsen hast du den von dir angesprochenen Sächsischen Lokalfunk, die NRJ Kette, auf Landesebene PSR, R.SA, Hitradio RTL und noch ein paar andere Lokalsender wie Vogtland Radio usw.

Also die Radiolandschaft schaut in Sachsen schon wirklich anders aus als in NRW.
 
Ich verstehe auch gar nicht warum es in NRW nicht zumindest noch einen privaten Oldie Dudler wie Harmony.fm und irgendwas Jugendradio mäßiges gibt. Haben die tatsächlich Gesetze, dass es nur dieses eine Lokal-Privatradio geben darf?
 
Haben die tatsächlich Gesetze, dass es nur dieses eine Lokal-Privatradio geben darf?
Na ja, so steht es natürlich nicht im Gesetz. Aber es steht drin, dass der Lokalfunk immer den Vorrang hat, wenn mal eine freie Frequenz auftaucht. Da kann man als Medienbehörde natürlich ein bisschen nachhelfen, wenn man aus dem Vorrang eine Exklusivität für den Lokalfunk machen will.

Das musste z. B. eine Veranstaltergemeinschaft erfahren, die 2011 in Düsseldorf einen zweiten Lokalsender auf UKW starten wollte. Nacheinander wurden alle Frequenzen "gekillt" , die die BNetzA für das Projekt benannt hatte. Die erste wurde für die geplante landesweite UKW-Kette einkassiert, aus der bis heute nichts geworden ist. Die zweite wurde für das bestehende Düsseldorfer Lokalradio (eben der Monopolist in der Stadt) verbraten, um eine angebliche Versorgungsschwäche in einem Stadtteil zu beseitigen. Die dritte Fequenz (die ehemalige eines Lokalsenders im Kreis Heinsberg) wurde blockiert und reserviert, weil der Sender nach über zehn Jahren seit seiner Betriebsaufgabe eines Tages vielleicht ja wieder auf Sendung gehen könnte, was er ganz sicher nicht tun wird. Und beim vierten Mal hat sich die LfM nicht einmal mehr die Mühe gemacht, die Antragsteller über die weitere Frequenz zu informieren. Danach konnte die BNetzA keine weitere freie UKW-Frequenz mehr benennen.

Seit Aufkommen von DAB+ schnuppern die Radiomacher mit ihren blutigen Nasen, die sie sich bei der LfM geholt haben, wieder Morgenluft. Nun würde es der LfM - so denken sie - angesichts der Vielzahl der Kanalblöcke und möglichen Programmplätze wohl kaum gelingen, eine Übertragungskapazität nach der anderen für neue Anbieter mit konstruierten Begründungen verschwinden zu lassen. Tatsächlich geht die Medienbehörde diesen mühsamen und wenig Erfolg versprechenden Weg nicht. Aber sie hält immer noch eisern am Vorrang für den bestehenden Lokalfunk fest. Also spielt sie auf Zeit, sitzt aus. Und deswegen hat "MEHR Radio" der LfM jetzt auch Verzögerungstaktik vorgeworfen. Das Problem: Im Gesetz steht zwar, dass eine Übertragungskapazität ausgeschrieben werden muss, wenn ein konkreter Bedarf vorliegt. Dummerweise haben es unsere fähigen Politiker vesäumt, festzulegen, bis wann dies geschehen muss. Also prüft die LfM, macht eine Bedarfsabfrage, lässt ein Gutachten erstellen, und noch ein Gutachten, führt Gespräche mit Betroffenen, prüft wieder, macht noch eine Bedarfsabfrage, lädt wieder zu einer Gesprächsrunde ein... so geht das schon seit Jahren.

Um Deine Frage anders zu beantworten: Medienpolitik und -regulierung in NRW sind so ausgerichtet, dass es nur dieses eine Lokal-Privatradio geben soll.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die DAB Frequenzen sind international koordiniert und dem Staat, ich glaube der NRW Staatskanzlei, zugeordnet. Wo sollen die denn bei NichtNutzung hin verschwinden?
...wandern NRW-Frequenzen irgendwann dorthin, wenn NRW sich zu viel Zeit lässt.
Ich möchte ganz gern noch belegen, was ich vor vorletzte Woche so tollkühn behauptet habe. Bereits vor einem knappen Jahr sagte der LfM-Direktor Tobias Schmid zum möglichen Wegfall von DAB+-Frequenzen für NRW:

"Für neue Technologien, und das meint jetzt DAB, deswegen ist mir diese ganze Sache auch unter zeitkritischen Gesichtspunkten jetzt wichtig... sollte sich der Radiomarkt Nordrhein-Westfalen dazu entscheiden, dieses Thema angehen zu wollen, dann müssten wir als Landesmedienanstalt jetzt auch aufzeigen, weil auch da die Frequenzen nicht unendlich sind. Und wenn wir nicht aufzeigen und sagen «Wir brauchen etwas für NRW», dann gehen die weg. Und die holen wir nicht mehr zurück. Und die gehen dann irgendwo hin, wo jemand anderes was damit macht. Oder, um es anders zu formulieren: Und dann will ich aber kein Geheule hören, wenn vorher keiner aufgezeigt hat."

MEHR Radio hat aufgezeigt.
 

Anhänge

  • T Schmid - Frequenzen gehen weg.mp3
    481,2 KB · Aufrufe: 12
Zuletzt bearbeitet:
Spannender Artikel zu dem Thema jetzt auch im Print. Das Magazin InfoDigital berichtet in seiner September-Ausgabe vom wachsenden Unmut der Radioanbieter über die Medienregulierung in NRW. Schön, dass jetzt auch mal deutliche Worte über die nordrhein-westfälischen Zustände aus der Radiobranche kommen.

Der Radioberater Christoph Lemmer nennt in dem Artikel die Radiolandschaft NRW "Funktionärshaftes Gremienradio" und das Land NRW das "wahre Tal der Ahnungslosen".

Der Intendant des Deutschlandradios Stefan Raue spricht von einer ganz speziellen Situation in NRW. "Dass wir heute immer noch diskutieren, ob DAB+ überhaupt stattfinden soll, halte ich für anachronistisch, das ist aus der Zeit gefallen."

Der Sender lulu.fm möchte seit Längerem auch gern in NRW senden, bestätigt Programmchef Frank Weiler. "Aber wenn keine Kapazitäten bereitgestellt werden, können wir auch keine beantragen", so Weiler.

Ähnliche Erfahrungen hat auch der Düsseldorfer Anbieter MEHR!Radio gemacht. Dazu Gesellschafter Lutz Sonntag: "Was jetzt passiert, verhindert engagierte Startups, neue spannende Radiosender und Investitionen."
 
Der Sender lulu.fm möchte seit Längerem auch gern in NRW senden, bestätigt Programmchef Frank Weiler. "Aber wenn keine Kapazitäten bereitgestellt werden, können wir auch keine beantragen", so Weiler.

Ist verständlich. Schliesslich sendet man ja auch von dort. Und ein Sender muss mindestens dort terrestrisch zu empfangen sein wo er herkommt. Sonst kriegt man ja keinen gescheiten Bezug zu seinem Sendegebiet hin. Ich würde doch auch nicht einen Sender z. B. in Nürnberg veranstalten, der ein Stadtradio für Düsseldorf darstellen soll.
 
Der Sender lulu.fm möchte seit Längerem auch gern in NRW senden

Wir (kick!fm) auch. Es ist alles vorhanden, um den Voraussetzungen einer Frequenzzuteilung zu entsprechen. Nach fast 10 Jahren ist uns dieses Rumgeeiere nicht nur zu dumm, sondern es kommen auch mehr und mehr Zweifel an dem Sinn einer möglichen Aufschaltung auf. Es ist traurig genug, dass man die unmittelbaren Grenzen einer rechtlichen Grauzone ausnutzen muss, um in einer gewissen Art und Weise seiner Verachtung gegen dieses System Ausdruck zu verleihen - das gefällt uns auch nicht!
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben