Öffentlich-rechtlichen Rundfunk abschaffen?

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Wie wäre es denn mit einem Gedankenexperiment: Per 1.5.2010 werden die Dudelwellen der ARD abgeschaltet. Ersatzlos und konsequent. Also kein hr1, NDR2, Jump, SWR3 mehr.

Ich würde einiges auf folgenden Fortgang wetten: Das Thema würde ein paar Wochen diskutiert, es gäbe vielleicht sogar eine Petition mit 10.000 Unterschriften von hr3-Fans. Aber ich würde Brief und Siegel geben, dass nach drei Monaten das Leben in diesem Land genauso weiterginge wie vorher und das Thema gegessen wäre. Weil gesellschaftliche Relevanz eines nicht unbeträchtlichen Teils dieser Programme gleich Null ist. Lynens Kalauer und der seichte drumherumgekleisterte Klangteppich ist alles mögliche, vielleicht für manche irgendwie unterhaltsam, aber nicht gesellschaftlich relevant. Dabei ist es sogar unerheblich, ob man damit eine intellektuellere oder eine prekäre Zielgruppe im Visier hatte. Die erstere hat sich schon mit Grausen abgewendet, die zweite quittiert es mit Schulterzucken und schaltet um nach Bad Vilbel.
 
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D a s glaube ich nun wiederum nicht.... siehe DLF, DLR Kultur, hr2, hrinfo, b5 aktuell und und und...

Biete diese Auswahl mal denen an, die sich mit dem früheren hr1 gut bedient sahen - trotzdem

die Musik eine Katastrophe, lieb- und leblos und eher lästiges Beiwerk

war. Ich bin sicher, daß sie Dein Angebot an „Alternativen“, und sei es zahlenmäßig groß, nicht überzeugen würde.

Nun, im speziellen Fall hr1 ging es wohl durchaus darum, daß man mit einer reichweitenstarken Welle nur mickrige Zahlen erzielte.

Tut mir leid, aber mickrige Zahlen reichen mir nicht als Argument für Änderungen. Was, wenn die Hörer, die es gab, überaus zufrieden waren? Was, wenn sie eine wichtige Gruppe in der Bevölkerung darstellten, deren Bedürfnisse sehr gut befriedigt wurden? Und wie reichweitenstark ist eigentlich hr2 - und wieviel Hörer hat diese Welle?

In punkto Musikjustierung hat sich hr1 unwiderlegbar erheblich verbessert.

Verbesserungen kann man nicht im luftleeren Raum konstatieren, sondern nur in Hinblick auf das Ziel, das man anstrebt. Wenn das über allem stehende Ziel die „music flow“-Optimierung sein sollte, dann ist es wohl tatsächlich erfüllt worden.

Und in punkto Wort? Warum jammere ich über nicht mehr mögliche 5-Minuten-Beiträge, wenn es dafür hrinfo gibt?

Der Verweis auf hr info ist natürlich immer schnell zur Hand. Aber was, wenn jemand eben nicht nur Nachrichten pur hören will? Andersherum gefragt: Welchen Sinn hat ein striktes Verbot von 5-Minuten-Beiträgen auf einer Welle wie hr1, wenn es ein Thema doch mal hergäbe (oder gar nötig hätte)? Nur, weil es den music flow zerstören würde? Dann würde ich doch mal die Prioritäten überprüfen, die dem Programm zugrundeliegen.

Und nichts anderes - die Offenlegung dieser Prioritäten und (!) die Diskussion darüber - möchte ich doch haben!

Müsste ich doch eigentlich jeden Kultur- und Wortmann (Journalisten, Redakteur) mit dem Argument überzeugen können, daß ich mit der Neujustierung erheblich mehr Hörer erreiche: Auch und gerade mit Informationen !?

Sind bei dieser Überzeugungsarbeit auch Rückfragen („Welche Hörer habe ich dazugewonnen, und was ist mit den Hörern, die ich verloren habe?“) zugelassen? Und wie beantwortet man sie?
 
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Aber ich würde Brief und Siegel geben, dass nach drei Monaten das Leben in diesem Land genauso weiterginge wie vorher und das Thema gegessen wäre
Das glaube ich nicht... immerhin erreichen die ÖR mit allen ihren Wellen doch circa die Hälfte der Bevölkerung.
Da war eine leise Kritik (? :D) am derzeitigen hr1 enthalten bzw. herauslesbar...?
Doppelmoderation: Ist auf einer immer noch informationslastigen Welle (so das Selbstverständnis von hr1) nicht unbedingt notwendig. Doppelmoderation überbetont ganz automatisch das entertainment-Element und fordert geradezu zu gegenseitigen Wortbällen, Kalauern, Sticheleien und Wortgefechten auf. Und ob ich Tony T.'s Wortbeiträge dann lustig finde, das sei mal dahingestellt.
Etwas an der Aussage ist aber grundfalsch: Ein Klangteppich ist niemals "drumherumgekleistert". Dann hat man etwas falsch gemacht. Sondern er ist -so ungern es die wortlastigen Kollegen, Redakteure und Journalisten es auch hören möchten- der Hauptbestandteil des Programms (minus talk-, reines info-Radio). Er muß und soll das Programm erst anhörbar machen, das gesamte Programm tragen. So sollte es wenigstens sein...
Und sorry, genau DAS war es trotz vieler guter Information und Beiträge vor 2004 nicht. Wenn die heutige Musikjustierung also "drumherumgekleistert" ist, dann war die vorher hörbare "Musik" sowas von sperrig, dröge, lieblos, nebensächlich, unpassend und zum Abschalten, daß ich nicht weiß, wie man das vergessen hat.... nicht gehört hat.... oder warum man dies verteidigt?
Oder was auch immer?
:rolleyes:
(Für die, die das nicht erkennen: Macht doch mal einen Selbstversuch mit herrlichen, minutenlangen Beiträgen und spielt zwischendrin mal eine Punkscheibe, dann eine Operette und dann was von den Westfälischen Nachtigallen. Blind reingreifen in die Plattenkiste, je intellektueller und kopflastiger die Mukke, umso besser... Mal sehen, wieviel Hörer ihr dann hinterher noch habt !!!).

Ah, hinhörer hat sich mit einem posting dazwischen geklemmt: Vieles an Antwort ergibt sich aus meinem posting. Zur konkreten Frage eine konkrete Antwort:
Ich war auch vor 2004 bereits gerne Hörer von hr1 und fand den Informationsgehalt enorm. Nur die "Musik" hat mich wieder und wieder und immer wieder angekotzt.... Punkt. Entweder kapiert ihr nun, was ich damit sagen will, oder auch nicht...
 
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Macht doch mal einen Selbstversuch mit herrlichen, minutenlangen Beiträgen und spielt zwischendrin mal eine Punkscheibe, dann eine Operette und dann was von den Westfälischen Nachtigallen. Blind reingreifen in die Plattenkiste, je intellektueller und kopflastiger die Mukke, umso besser... Mal sehen, wieviel Hörer ihr dann hinterher noch habt !!!

Redest Du von Deutschlandradio-Kultur?
 
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Was Grenzwelle, mein guter, alter Forumsfreund, wohl sagen will, ist, dass die von ihm genannten Programme absolut verzichtbar, weil vom Dudelfunk nur schwer zu unterscheiden sind.

Und wenn man das Dilemma der öffentlich-rechtlichen Popwellen an genau diesen festmacht, gehe ich mit dir auch absolut d'accord.

Allerdings, und da scheiden sich vermutlich unsere Geister mal wieder, gibt es auch ÖR-Wellen, die das weitaus besser als diese Auswahl hinbekommen, auch weitaus besser als jeder Privater, und deshalb bleibe ich dabei: Gutes, massentaugliches Mainstreamradio ist keine private Domäne, und dass sie das (entgegen anderslautendem Geclaime im Minutentakt) auch gar nicht können, beweisen sie 24/7 ohne Aussicht auf Besserung.

Und deshalb möchte ich Programme, bei denen ich HÖREN kann, dass sich die Macher Gedanken machen, wie sie ihr Programm gut machen und nicht, wie sie selbiges und ihre Hörer bis zum Gehtnichtmehr ausquetschen und verarschen. Wünschenswert wäre, wenn dies ARD-weit allen Programmen anzuhören wäre.

Was NDR 2, SWR 3 und Jump angeht kann ich mich der Theorie, dass die auf lange Sicht niemand vermissen würde, vollständig anschliessen.
 
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Grenzwelle, mein guter, alter Forumsfreund,
ach..... ja?
gehe ich mit dir auch absolut d'accord.
Mit Deinem guten, alten Forenfreund oder mit mir? War nicht ersichtlich....
Gutes, massentaugliches Mainstreamradio ist keine private Domäne
Stimmt. Die ÖR dürfen durchaus versuchen, nicht so sperrig daherzukommen. Solange nicht alle Inhalte über Bord geworfen werden...

hinhörer schrieb:
Wenn das über allem stehende Ziel die „music flow“-Optimierung sein sollte, dann ist es wohl tatsächlich erfüllt worden.
Vom musicflow ist die betreffende Station noch einige Parsek entfernt.... da verwechselst Du was. Auch einen Musikteppich haben sie daher noch nicht zustande bekommen. Aber die angebotene Musik hat Format, entspricht in etwa einem Format und ist wesentlich harmonischer, zielgruppenorientierter und angenehmer als alles, was vor 2004 zu hören war.
 
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Allerdings, und da scheiden sich vermutlich unsere Geister mal wieder, gibt es auch ÖR-Wellen, die das weitaus besser als diese Auswahl hinbekommen, auch weitaus besser als jeder Privater, und deshalb bleibe ich dabei: Gutes, massentaugliches Mainstreamradio ist keine private Domäne, und dass sie das (entgegen anderslautendem Geclaime im Minutentakt) auch gar nicht können, beweisen sie 24/7 ohne Aussicht auf Besserung.
Nein Keek, da scheiden sich unsere Geister gar nicht, allenfalls darüber, welche konkreten Wellen das wären. Mir fiele da eine im schönen Brandenburg ein.

Aber was ich sagen wollte: Jeder öffentlich-rechtliche Wellenchef oder Programmdirektor sollte sich meine Frage groß ausgedruckt über den Schreibtisch hängen: 'Was wäre die öffentliche Reaktion, wenn mein Programm morgen eingestellt würde?' Wenn er diese Frage mit 'Keine' beantworten kann, sollte er den Hut nehmen oder schleunigst was verändern. Aber auf dem Schild über dem Schreibtischen steht 'Was passiert *mir*, wenn meine Quote um 5% sinkt'. Das ist immerhin eine Teilmenge meiner Frage, aber eine recht erbärmliche.
 
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Langsam bekomme ich Angst, das zweite Posting hintereinander von dir, dem ich vollständig beipflichte...bin gespannt, ob wir es dennoch wieder schaffen werden, uns am Ende in die Haare zu kriegen:)
 
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