Offener Kanal, wer braucht Ihn noch?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

RadioManSaar

Benutzer
Hallo in die Runde,

wer braucht noch einen Offenen Kanal? Dieser Meinung war die saaländische Landesregierung mit ihrem neuen Mediengesetz das zum 01.04.2002 in Kraft trat. Mit Wirkung zum 30.03.2002 musste der OK Saarland seinen Sendebetrieb in RADIO und Fernsehen einstellen und seine Schotten dicht machen. Die Landesregierung war der Auffassung, dass der OK Saarland mit seinen 1,4 Mio DM Jahresetat nicht mehr Rentabel sei und 1/4 des Budgets der Landesmedienanstalt verschlinge. Ein Ok müsste 2000 aktive Nutzer haben und im Saarland seien es eben nur kanpp 450 aktive. Ich frage mich nur, welche Dimenssionen die sich von einem kleinen Land mit knapp 1 Mio. Einwohner vorstellen.
 
Als "Kind des Offenen Kanals" kann ich eindeutig sagen: Ja zum OK! (reimt sich ja sogar ;)

Natürlich ist das Programm vieler OKs recht unkoordiniert und teilweise auch ziemlich stümperhaft und unprofessionell. Aber es gibt auch positive Ausnahmen.

Manchnerorts ist der OK fester Bestandteil der lokalen Medienkultur, da es außer der lokalen Tageszeitung nichts gibt. Mal abgesehen von einigen Berichten des ö-r Programms, die jedoch ins schlager-orientierte Landesprogramm abgeschoben werden, sowie glegentlichen Berichten bei einem der landesweiten Privatsender bzw. Beiträgen im RTL/Sat. 1 Regionalprogramm.
Aber so lokal wie der OK berichtet außer der Tageszeitung halt keiner.
Und Übertragungen von lokalen Veranstaltungen oder der Sitzungd es lokalen Stadtparlaments sind im Formatradio ja undenkbar, für viele Hörer aber durchaus interessant.

Außerdem bietet der OK die Möglichkeit das Radio- (bzw. Fernseh-) Business ganz unverbindlich kennenzulernen und sich auszuprobieren. Und welchen Sender erfreut es nicht, wenn z.B. ein Praktikant schon Ahnung vond er Materie hat und nicht bei Null anfängt?

Auch wenn ich aus dem OK mittlerweile rausgewachsen bin und das Ganze für Geld mache, sage ich eindeutig: Pro OK.
 
Um die Schließung des OK im Saarland zu verstehen, muß man wissen, wie die OK seinerzeit überhaupt entstanden sind.

Das duale Rundfunksystem, wie wir es heute kennen, war in den 80er Jahren eine Idee der Union. Die SPD machte nur mit, wenn auch der normale Bürger die Möglichkleit bekommt, Medienarbeit zu machen. So entstanden die Offenen Kanäle.

Da Medienpolitik Landessache ist, entstand das Duale Rundfunksystem in Rheinland-Pfalz (Kabelpilotprojekt Ludwigshafen). SAT1 war damals dort stationiert, der OK Ludwigshafen war der erste OK Deutschlands.

Soweit ich weiß, finanzieren sich die OK durch GEZ-Gebühren.

Im Saarland ist mittlerweile die SPD nicht mehr an der Macht. Der CDU liegt Bürgerfernsehen und Bürgerradio offensichtlich nicht so am Herzen.

Wobei ich sagen muss: Die Idee zum OK ist ganz gut. Die Praxis sieht leider anders aus.
 
Tja, wer braucht noch einen offenen Kanal?

Ich denke, die offenen Kanäle werden immer wichtiger, solange sich die "professionellen" Anbieter (egal, ob öffentlich-rechtlich oder privat) nur noch um die Versorgung der Masse kümmern, während gesellschaftliche Randgruppen und Minderheiten außen vor bleiben, weil sie keine Quote bringen. Bei uns laufen Punk, Heavy Metal und viele weitere Musikspecials im OK, weil der für uns "zuständige" öffentlich-rechtliche Anbieter es nicht für nötig erachtet, außer Hochkultur, Schlagern und Charts etwas anderes anzubieten. Auch auf der Wortstrecke muß vieles in den OKs geschehen; nicht nur, weil es nur regionalen Bezug hat, sondern weil es von den "Etablierten" ignoriert wird.
Daß dies einer CDU nicht ganz so genehm ist, verwundert mich allerdings nicht.
 
Tja, wer braucht noch die CDU oder den öffentlich-röchelnden und dummdämlichen Privatdudelfunk??
Ich persönlich habe gewisse Sendungen beim Offenen Kanal sehr gern gehört, weil ich dort vom Brechreiz der 90er und dem Qualvollsten von heute verschont geblieben bin. Habe selbst vor 12 Jahren eine eigene Sendung beim Offenen Kanal Saarland gehabt und fand es doch recht interessant. OK, es gab auch vieles, was mich gestört hat und auch die Beschränkung der Sendezeit auf maximal 1 Stunde pro Nutzer, aber für viele war der Offene Kanal eine 2. Heimat und ein Projekt, um Radioerfahrung zu sammeln. Erinnert sich noch jemand an die unvergleichlich genialen Grenzprivatsender RADIO FORUM und RADIO RVN? Diese wurden leider Anfang 1990 vond er französischen Polizei dichtgemacht und von da an wars vorbei mit gutem Radioprogramm und guter Musik im saarländischen Äther.*heul schnüff wo sind sie geblieben, sag mir wo die "Piraten" sind.......wo sind sie geblieben?* Der Offene Kanal bot gute Anhaltspunkte für solche Sendungen,die auf den saarländischen Dudelsendern ignoriert wurden und mit immergleichem seichten Einheitsbrei (wo ist die Vielfalt? Bin ich vielleicht nicht "dummm" genug, oder will man uns einfach nur verarschen??) unsere Nerven strapaziert und Meinung verdreht wurden. Es ist zum KOTZEN, wenn ich hier im Saarland das Radio anmache! Deshalb hab ich selbst bei einem Lokalsender in Luxemburg, ganz wie zu BNL- Zeiten*g* eine eigene Sendung am Wochenende, die ich so gestalten kann, wie ich es mir vorstelle und die auch dankbar angenommen wird und ich brauche keine Claimscheisserei über den Sender zu lassen und kann meine Hörer von den Superhits der 80er und den Megahits der 90er verschonen. Sorry, aber das wollte ich mal gesagt haben.
F.F.F.R.
Heiko
 
Es ist echt schade, das es den OK im Saarland nicht mehr gibt. Jeder konnte hier selbst nach seinen eigenen Vorstellungen eine Sendung produzieren. Es ist auch nicht zu vergessen, dass beim Offen Kanal Saarland viele Leute ihre Radiokarriere starteten (wie zum Beispiel Gary Sahner oder Thomas Rosch). Ich denke mir, dass der OK vielen Nutzern unvergesslich bleibt wegen der besonders guten Atmosphäre zwischen Mitarbeitern und Nutzern.
 
Ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen und an James Dean erinnern: Denn sie wissen nicht, was sie tun!! Wobei ich fürchte, die CDU-Landesregierung an der Saar wusste es genau.
Folgenden interessanten Kommentar habe ich unter http://metropolis.de/radiostation.html gefunden:

"Kommentar ==>> ---- Meldung vom 15 März 2002 -----

Saarland: Neues Mediengesetz und Schliessung Bürgerfunk

Auch wenn ich mich mit keiner Partei anfreunden kann - Recht hat sie die SPD !! Sicher, ein OK Hörfunk, der über UKW mit 100KW ( 100.000 Watt ) verbreitet wird, ist ein Traum. Aber statt der undemokratischen Abschaffung und Bevormundung der Bürger, hätte auch ein 300 Watt-Sender in Saarbrücken und 100 Watt in Neunkirchen viel Geld gespart. Und wenn es nur ums Geld geht: warum schafft man dann nicht auch den Saarländischen Rundfunk und die SLM gleich mit ab und fusioniert mit SWR und LPR-RLP.
Wer misst denn OK’s an Quoten; sie sind ein Teil unserer Demokratie und der viel beschworenen Medienkompetenz und wer erdreistet sich, eine Richtschnur für „journalistische Qualität“ bei den Sendungs-Anbietern zu setzen?? Wehret den Anfängen und der Vorbildfunktion für andere Bundesländer !!! ( Link http://www.oksaar.de )
KlausD – 05.03.2002" - Zitatende

Soweit die Fundstelle. Grundsätzlich sind bestimmten Parteien die OK's und NKL's wohl ein Dorn im Auge. Besonders die NKL's in Hessen, die politisch nicht zu reglementieren sind, da auf Vereinsbasis aufgebaut. Wenn sie dann noch recht erfolgreich sind; ......oh je!!

Was ein NKL's auf ehrenamtlicher Basis leisten kann, wenn es lässt bzw. es stur ist, kann z.B. unter http://rheinwelle.de.vu nachgelesen werden. Ein Klick lohnt sich. Auch so kann ein OK Programm machen!! Nur möchte ich nicht wissen, mit welchem Ärger die leben müssen und welch dickes Fell da inzwischen besteht.
 
Meine noch recht jungen Erfahrungen mit der Dritten Säule unseres Rundfunksystems sagen mir folgendes: Einen OK für den "Freien Hörfunk" finde ich unsinnig. Kommt natürlich immer darauf an wie er organisiert ist...aber: Liebe Medienpolitiker und Mitdisskutierer: VERGESST NICHT DIE HÖRER! Ich finde da hat sich eher die Form NKL bewährt...Kommt natürlich auch immer drauf an wie er organisiert ist...Denn ein nicht-kommerzielles Lokalradio (im klassischen Sinne) ist hörerfreundlicher, kostengünstiger (für die LMA), nachhaltiger und sinnvoller als ein klassischer Offener Hörfunkkanal!

Begründung:

1. Der persönliche Bezug des Hörers zu "seinem" Sender ist wesentlich höher. Da es bei NKL-Radios grundsätzlich einen Verein als Träger gibt. Das heißt jeder Hörer kann diesem beitreten, das Programm mitbestimmen und ganz nebenbei "seinen Sender" sogar noch finanzieren (Wo gibts das schon?). Das angebliche Finanz-Problem im Saarland, wird dadurch vielleicht gelöst. Stichwort: Alternative Rundfunkgebühr und Mischfinanzierung...aber auch: Nötigung zum Bezahlen von eigentlich klassisch öffentlich-rechtlichen Programmaufträgen. Außerdem ist ein Verein glaubwürdiger, als die von der Landesmedienanstalt eingesetzten Verwalter und Betreuer. Unanbhängigkeiten sind da eher unwahrscheinlich, da direkt die Medienanstalten für die OK´s haften müssen.

2. Im NKL gibt ein festes Programmschema, feste Redaktionen und weniger "Müll" zu hören, da dadurch zwangsweise viel mehr Kommunikation im Sender stattfinden muß. Wiederholungen, Überschneidungen oder das Vergessen von "wichtigen" Themen, wird durch die festere Struktur im NKL besser begegnet. Auch wird die Eigenschaft des Hörers: eine gewisse zeitliche Gewohnheit und persönliche Vorliebe zu haben, durch die festere Struktur berücksichtigt. Ich gehen davon aus das ein NKL/OK-Hörer gezielter an- und wieder abschaltet. Zusätzliche, offene, unregelmäßige oder einmalige Sendeplätze gibt es im NKL wesentlich weniger. Dadurch wird der Radiomacher zwar eingeschränkt, da er sich den vorhandenen Redaktionen thematisch unterordnen muß. Doch ich bezweifele, das allein die Aussicht auf einen eigenen Sendeplatz (wie oftmals im OK) einen pädagogischen Sinn hat. Man wollte doch den Umgang mit den Medien lernen und nicht wie man seine Themen und Weisheiten am schnellsten aus dem Äther blasen kann. Durch die Redaktionsstruktur wird die Chance auf ewige Ego-Trip-Marathons von Sendungsmachern oder ein undurschaubares Puzzle an Einzelsendungen verringert.

Das alles spricht für mich gegen die Form des Offenen Kanals in der dritten Säule der Hörfunklandschaft. Warum es dann aber zu Schließungen von OK´s wie im Saarland kommt kann ich mir nur so erklären: Die Medienpolitiker haben Angst davor zuzugeben, daß der private und öffentlich-rechtliche Hörfunk viele Leute nicht erreicht. Sie tun gerade das Nötigste was die Gesetze verlangen, und errichten halbherzige OK´s. Sie geben dem aber kaum eine Chance sich zu entwickeln und Reformen zu wagen. Die Radiomacher wiederum sind zufrieden, dass man überhaupt senden kann und klammern sich daran fest. Wenn sich in Zukunft da was verändern soll, dann nur wenn man endlich auch mal offiziell anerkennt, dass wir ein triales Rundfunksystem brauchen. Und zwar nicht zu gleichen Konditionen, sondern einer Bevorzugung dieses dritten nichtkommerziellen Sektors. Unsere Gesellschaft kann davon nur profitieren. Und das dann immer wieder die hohen Kosten als Grund vorgeschoben werden, ist echt traurig. Ich bin dann auch ganz idealistisch und denke: Wo ein alternativer Radiosender von den Hörern wirklich gewollt wird, da kriegt man ihn auch finanziert.
Also: Machen wir uns und den Politikern mal wieder etwas Dampf unterm Hintern. Sonst sieht das mit Radio-Deutschland bald ganz böse aus.
 
Kommentar in der Fuldaer Zeitung vom 28.03.02 zur Abschaltung des Offenen Kanals im Saarland ( leider nicht als Link abrufbar, deshalb hier ausnahmsweise im Original ):

"AUS FÜR OFFENEN KANAL

GLÜCKWUNSCH !
von Hermann-Josef Seggewiß

Dem Saarland ist zu seinem Mut, den Offenen Kanal am Monatsende vom Netz zu nehmen, von Herzen zu gratulieren. Den übrigen Bundesländern sei dieser Schritt Saarbrückens dringend zur Nachahmung empfohlen. Bundesweit warten mehr als 100 dieser Einrichtungen nur darauf im wahrsten Sinne des Wortes von der Bildfläche zu verschwinden. Vermissen wird sie kaum jemand, doch die Tat dürfte sich spürbar lohnen. Schliesslich winken alles in allem Einsparungen in zwei-, wenn nicht sogar dreistelliger Millionen-Euro-Höhe; pro Jahr wohlgemerkt.

Die offenen Kanäle sind in ihrer jetzigen Form ein Ärgernis. Sie blockieren nicht nur Programmplätze im ohnehin viel zu engen Kabelnetz. Jeder, der TV-Gebühren zahlt, finanziert sie zudem zwangsläufig mit. Gefragt, ob er das überhaupt will, wurde er nie.

Die Gegenleistung fällt äusserst dürftig aus. Eine marginale Minderheit nutzt das Angebot, um ihre "Medienkompetenz zu erweitern". So heisst das im Amtsdeutsch, wenn die Öffentlichkeit einer Handvoll Mitbürgern ihr Hobby alimentieren muss. Diese Handvoll quält dann bei Einschaltquoten im Promillebereich ein kärgliches Publikum mit Beiträgen von durch die Bank hanebüchener technischer und inhaltlicher Qualität.

Der Offenen Kanal sei aber unerlässlich für die Teilnahme an demokratischen Prozessen, argumentieren seine Verfechter. So ein Quatsch! Als ob mit dem Start dieses Will-wohl-aber-kann-nicht-Fernsehens in Deutschland das demokratische Gemeinwesen erst seinen Anfang genommen hätte. Unsere Gesellschaft wird nicht dadurch demokratischer, dass Sekten oder selbsternannte Propheten stundenlang und unkontrolliert Werbung in eigener Sache treiben, Tanzformationen in verwackelten Videoaufnahmen über die Mattscheibe flimmern oder Onkel Herbert mit seinem nicht vorhandenen Talent als Natur- und Landschaftsführer langweilt."

Soweit der Artikel der Fuldaer Zeitung, den ich hier lieber nicht weiter kommentieren möchte; nur soviel: SO JEMAND DARF SICH JOURNALIST SCHIMPFEN !!!
Ende des Beitrages; mein Adrenalienspiegel steigt!!
 
Nun, rein handwerklich ist das ein gelungener Kommentar. Die Meinung des Autors kommt klar rüber, Gegenargumente werden gebracht und der Inhalt ist streitbar.

Scheint ein ausgebildeter Journalist zu sein.
 
Werter Privatradioman: Dies mag zwar sein, aber mir sind wenige Artikel untergekommen, die von soviel Intoleranz und Vorurteilen "strotzen".
Schliesslich bewerte ich die Inhalte der von ihm vertretenen Zeitung auch nicht anhand der Druck- und Satzfehler und verdamme alle Tageszeitungen deshalb in Grund und Boden. Aber vielleicht muss dies in Fulda aber so sein; man ist ja aus der Bischofsstadt schon einiges gewöhnt.
 
Also beim Bericht von Herrn Seggewiss sträüben sich mir die Nackenhaare und krümmen sich die Fussnägel. Der Mann hat doch in seinem ganzen Leben keinen einzigen OK gehört.
Sicher lässt sich über Qualität streiten, aber wenn alle beim Offenen Kanal Saarland Profis gewesen wären, dann hätten Sie den Weg zum OK Saar gar nicht erst angetreten.
Auch ich habe jahrelang beim OK in Saarbrücken Hörfunk gemacht und bin stinksauer über die Tatsache, dass hier wieder am falschen Ende gespart wird.
Den OK schalten sie ab, aber die dafür zuständigen Behörden genehmigen sich, wie ich gehört habe, einen zweiten Direktor, der nun in den Sessel furzt und dafür ein fettes Gehalt bezieht.
Zwar bin auch ich inzwischen ins Profifach gewechselt, aber ich werd nicht vergessen welchen Weg der OK mir geebnet hat.
 
Vielleicht ist Seggewiß´ Artikel Sarkasmus
confused.gif
Auch ein Stilmittel! Genau wie Übertreibungen...
 
Hallo,

wer ist eingentlich 2. Chef der Landesmedienanstalt geworden! Das Jahresgehlat dieses Menschen wäre zugleich auch das Jahresetat des OK gewesen. Wozu brauchen in dieser Behörde noch einen zweiten Chef wenn einer noch nichts zu tun hat.
 
In den 80-iger Jahren hatten die OK durchaus ihre Daseinsberechtigung. Die Medienpräsenz von Otto Normalbürger beschränkte sich bis dato auf Leserbriefe in der Regionalpresse.
Da waren die OK durchaus eine neue Qualität!
Heute können Millionen Deutsche ihre Homepage preisgüntig ins Internet stellen und zig Millionen können sie lesen, wenn sie nur wöllten. Die Ära der OK scheint vorüber zu gehen. Und wirklich frei waren die OK auch nicht. Ok., das Internet auch nicht, aber direkt geprüft wird der Content nicht.

tschau - Wuffi
 
@Wuffi

Ich denke, die ganze Homepage-Geschichte wird derzeit noch maßlos überschätzt. Es ist wirklich noch nicht die Mehrheit, die im DSL-Paradies Deutschland auch tatsächlich breitbandig und per Flatrate angebunden ist. Also, ich mag mit meinem 56K-Modem auch keine journalistischen Formen aus dem Netz ziehen, die es im Hörfunk gibt. Und nur das Manuskript, ganz ohne Atmosphäre? Ohne O-Töne? Vielleicht noch eine "Sendung" mit Newcomerbands, bei der ich stundenlang MP3s saugen müßte? Dafür finde ich den OK wesentlich geeigneter. Textinfos hole ich mir inzwischen allerdings auch fast ausschließlich aus dem Netz.

Auch der Inhalt vieler privater Webseiten...
Als Laie in einen Sender zu gehen, sich an ein Mischpult zu setzen und etwas Eigenes zu versuchen - da gehört etwas mehr Mut dazu als einfach nur 3 Bilder aus dem Familienalbum ins Web zu stellen. Insofern eigentlich eine schöne Hürde, die auf etwas mehr Inhalt beim OK im Vergleich zu einer privaten Homepage hoffen läßt. Leider zuweilen auch vergeblich...

Bunte, nichtssagende Webseiten ohne Inhalt gibt es wahrlich genug. Und jeder, aber auch wirklich jeder, der mit eigenen Netzgeschichten anfängt, überschätzt die Besucherzahl, und zwar massiv. Ich möchte mich da gar nicht ausschließen, aber ich zähle mit und weiß, wie wenige sich das anschauen, was ich da fabriziert habe.

Hinzu kommt meiner Meinung nach noch ein anderer Aspekt: in den letzten Jahren wurde immer mehr "randgruppenrelevanter" Inhalt aus den etablierten Medien verdrängt. Ich möchte mich in dieser Einschätzung nicht auf bestimmte Musikrichtungen beschränken - die kann man schließlich zur Not auch im Neuerscheinungs-Regal des lokalen Plattendealers bemustern. Ich meine vor allem: nicht massenkompatible Lebens- und Denkweisen, für die die öffentlich-rechtlichen (und die Privaten sowieso) keinen Sendeplatz frei haben. Ein guter Freund von mir schiebt regelmäßig die Regler einer solchen Sendung auf einem großen OK, und das, was ich da hin und wieder auf Tape oder CD zu hören bekomme, ist so wort- und informationslastig wie der DLF. Musik? Fast keine. Man hat zu tun, das aktuelle Geschehen der letzten Woche zu beleuchten, man muß informieren und diskutieren. Wenn dazu bei den "Großen" kein Platz ist, dann muß der OK diese Funktion übernehmen. Sollte also das generelle Aus für die OKs in der nächsten zeit kommen, wäre die Forderung nach einer Demokratisierung der "etablierten" Medien nur zu berechtigt. ich denke aber, daß sich da nicht viel bewegen wird. Insofern sind die OKs heute wichtiger denn je!
 
Ich bin auch der Meinung, daß Webseiten keinesfalls einen OK ersetzen können. So manche Webseite hat weniger Besucher im Monat, als ich sie bei einer einzigen Veranstaltung in einer Dorfkneippe erreichen würde. Ein einziger Promo-Auftritt einer Newcomer-Band in einer Disco erreicht oft mehr Leute als das Runtersaugen aus einer Webseite in einem ganzen Jahr !

Weiters hätten OKs bzw. Freie Radios auch wieder mehr Aufgaben, je länger man immer noch Formatradios auf den Mainstream hin betreibt. In manchen Gegenden erfahren die Kids nur noch auf Freien Radios, daß es vor der Erfindung der CDs auch noch Musik auf Tonträger gegeben hat und staunen nicht schlecht, daß so mancher angepriesene Hit der 90er auch schon mal 30 Jahre früher aufgenommen wurde.
Weiters, da ja alle "erfolgreichen Formatradios" nur noch die getesteten und bekannten HITs spielen, bleiben nur noch die OKs als Platform für jungen Musiknachwuchs.

Daß die OKs besser gefördert gehörten, daß da auch aus Kulturmitteln Profileute bezahlt gehörten, um dem Volk beim Sendungsmachen beizustehen, das wäre sicher notwendig.
 
Eine Kleinigkeit sollte bei der ganzen Debatte zu der Absicht, die Offenen Kanäle nunmehr ins Internet oder die Thema privat als Homepage dorthin umzusetzen, nicht vergessen werden; es gibt auch noch Menschen, die -KEIN- Internet haben und trotzdem an OK's / NKL's interssiert sind!!
Es tut mir leid, aber wo bitte ist denn die sogenannte "Zugangsoffenheit" für Alle gegeben, wenn wieder nur eine bestimmte Gruppe über die Möglichkeiten verfügt, das dann ohnehin noch sinkenden Angebot der OK's/NKL's zu nutzen bzw. sich daran zu beteiligen?!?
Für mich stellt eine Umsetzung dieser Bürgermedien ins Internet nichts anderes dar, als eine beabsichtigte langsame Beerdigung! Dann hat man mit der Behauptung der letztlich nutzlosen Geldausgabe für eine Minderheit allerdings wirklich recht!

Ich bleibe dabei: Wehret den Anfängen - im Interesse uns aller!

[Dieser Beitrag wurde von magisches Auge am 27.04.2002 editiert.]
 
Hallo!
Die Abschaltung ist ja nun schon ein paar Wochen her...Aber ich habe noch nicht gehört, daß es jemand gibt der nun konkret etwas dagegen tut oder was neues probiert. Weiß jemand, wie inzwischen die Reaktionen im Saarland sind? Wird so eine willkürliche Abschaltung einfach so hingenommen???
 
Fakt ist, dass die Abschlatung von den Saarländern hingenommen werden muss. Einen OK wirds erst wieder geben, wenn die SPD wieder an der Saar regiert. Das kann noch eine ganze Zeit andauern. Die Meinungen der Saarländer teilen sich.
 
Wenn die dann wenigstens was anderes auf die Frequenz gebracht hätten, jetzt gammelt die mit SR2 und Ausländerporgamm vor sich hin.
Uuuuunglaublich!
 
@ Radiocat

Der SR ist nicht dumm. Auf die 103,7 wird in der nächsten Zeit sicherlich Unser Ding geschaltet werden. Sie ist die stärkste Frequenz im ganzen Land. Wäre sicherlich eine logische folgerung um Unser Ding an die Spitze der Radiosender zu bringen.
 
Oh, doch, da hat sich was getan. Vor drei Wochen kam wegen der Bürgermeister-Direktwahl in Sulzbach (für Nicht-Saarländer: Eine Stadt mit ca. 20.000 Einwohnern ca. 10km nördlich von Saarbrücken) eine einstündige Diskussionssendung, welche auf keinem anderen SR-Programm parallel übertragen wurde.. Dies war tatsächlich so, dennoch ist diesem Eintrag eine Portion Ironie beigefügt.

[Dieser Beitrag wurde von Oliver am 05.05.2002 editiert.]
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben