Oldieshows – noch zeitgemäß?

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WAZmann

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Angesichts der Oldieshow mit unser aller Roger lies diese Frage aufkommen.
Es ist ja so, dass die meisten Oldieshows eine lange Tradition bei einigen wenigen Sendern haben. Auf WDR2 gab es sie ja schon in den 70ern, 80ern.
Auf anderen Sendern sind diese Oldiesendungen, wo man eben mal abends für 2 oder 3 Stunden den gewohnten Tschickebumm-Musikverhau verlässt, schon lange verschwunden (Raimund Wagner, ABY). Bei anderen Sendern hingegen, radioNRW, wurde die Oldieshow zuerst entfernt (dagegen gab es bitterböse Zuhörerreaktionen), dann wieder eingeführt.

Angesichts der Möglichkeit, sich heute mit Oldies aus dem Internet berieseln zu lassen, die eigene Oldiesammlung auf einem MP3-Stick mitnehmen zu können - haben sich diese Oldieshows überholt, oder stellen sie eher eine wichtige Ergänzung zum normalen Tagesprogramm dar ? Wie ist da eure Meinung, oder auch Erfahrung als Radiomacher ?
 
AW: Oldieshows - noch zeitgemäß ?

Es kommt wohl darauf an, wie man sie macht. Sie bedürfen einer intensiven redaktionellen Arbeit. Wenn es eben nicht nur Musik ist, wenn Geschichten hinzu- und Hörer vorkommen, dann stärken sie Kompetenzimage und Hörerbindung.
 
AW: Oldieshows - noch zeitgemäß ?

Das schöne an (gut gemachtem) Radio ist doch, daß man auch Sachen vorgestellt bekommt, von denen man bis dato nichts wußte (das gilt generell, nicht nur für Oldieshows). Aus dem Internet laden wirst Du in erster Linie Zeug, das Du ohnehin schon kennst; wirst also über Deinen beschränkten Gesichtskreis nie hinauskommen.


Gruß TSD
 
AW: Oldieshows - noch zeitgemäß ?

In Frank Laufenbergs Oldie-Show sonntags abends auf SWF3 in den 80er gab es die Regel: "Alle Titel müssen älter als 20 Jahre sein."
Wollte man diese Regel heute anwenden würden in dieser Sendung inzwischen die gleichen Titel wie im normalen Tagesprogramm laufen...
 
AW: Oldieshows - noch zeitgemäß ?

Ja, und hier komme ich zu einem Haupt-Kritikpunkt heutiger Radios: Das Festklammern an Jahreszahlen statt an "Äras" resp. prägenden Musikstilen.
Ich befürworte nach wie vor "Oldie-Shows" (man könnte ihnen ja andere Namen geben), aber dann sollten sie sich auch deutlich vom sonstigen Gedudel abheben und eine Perle im Ohr des Hörers darstellen, der diese Auster öffnet.

Trennt Euch von der Jahreszahl-Regel, thematisiert besser und lasst Eurem musikalischem Erinnerungsvermögen freien Lauf. Ihr wärt überrascht, wie kreativ manch' Musikredakteur werden kann - wenn man ihn oder sie nur lässt.
Das gilt natürlich nur für die Sender, die tatsächlich auch Profil zeigen wollen.

Gruß, Uli
(ich merk' schon, ich muss selber mal wieder so eine Oldie-Show machen :rolleyes:)
 
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Geschätzter Uli,
meine Aussage war eigentlich folgendermaßen gemeint:
die Oldieshow findet inzwischen auf den meisten Wellen 24/7 statt. Eine besondere Sendung ist da leider(!) gar nicht mehr nötig.
In den 80er war es eben noch etwas besonderes wenn man auf einer Welle mit aktueller Musik eine Show mit Musik aus den 60ern hatte.
20 Jahre später werden die Sachen mit gleichem Zeitabstand ganz selbstverändlich immer noch totgedudelt. Das Radio entwickelt sich da in eine ganz komische Richtung.
 
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Werter Blue,
Das Radio entwickelt sich da in eine ganz komische Richtung.
Diesem Argument würde ich so nicht folgen.
Eher: Das Radio ist ein Abbild dieser (alterstechnisch leicht verschobenen) Gesellschaft, die nun mal mehr "jung gebliebene Alte" aufweist. Die Abgrenzung der Generationen findet im Zweifel über die Jugendwellen statt. Alles andere spielt sich in einem Breitband-Medium ab.

Der Laufenberg'schen Definition à la "20 Jahre" folgend, mag Deine Beobachtung stimmen - nur ist das a) kein Argument gegen Oldie-Shows im Radio (weil viele gute Oldies nach wie vor nicht gespielt werden) und b) eine besondere Herausforderung für ein solches Format.

Aus diesem Grund gibt es von mir ein deutliches "Daumen hoch" ganz besonders für Oldie-Shows. Wenn man sie denn nur richtig aufbereitet.
Bloß weil im 24/7 gemäß Definition zunehmend Oldies laufen, spricht das ja nicht gegen ein entsprechendes Spezial-Format. Ganz im Gegenteil, es erfordert ein schärferes Profil dieses Formats und bietet damit die Chance auf eine aus der Masse herausstechende Sendung.

Gruß, Uli
 
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die Oldieshow findet inzwischen auf den meisten Wellen 24/7 statt. Eine besondere Sendung ist da leider(!) gar nicht mehr nötig.
Einspruch, euer Ehren.
Was da auf den meisten (okay, ich kenne natürlich nicht alle) Wellen als "Oldies" gespielt wird, sind die Nummer-1-Hits, die schon 30, 40 Jahre bis zum Erbrechen rauf und runter gespielt worden sind. Ich habe mal zufällig festgestellt, dass bei einer mir bekannten Oldiewelle sämtliche Kuschelrock-Sampler komplett in der Rotation sind. Den Rest findest du auf jeder "Oldie" (schon dieses Wort, brrrrr)-CD bei Schlecker und Konsorten.
Sendungen zur Popgeschichte zu machen ist daher notwendiger denn je. Denn das Leben bestand auch in den 60er, 70er und 80er Jahren nicht nur aus Nummer-1-Hits. Das Radio bot uns damals eine riesige Vielfalt, deswegen hängen viele Erinnerungen an Songs, die heute kein Mensch mehr spielt. Und sie vielleicht auch noch einordnet und die Geschichten dazu erzählt.
Es ist ein weites, weites Feld außerhalb der gängigen Oldie-Rotation!
 
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Hat armstrong recht.

Es gibt wunderbare Platten die es nicht bis in die UK Top 20 geschafft haben
und in Deutschland wohl nie im Radio zu hören waren.

Wer dazu Hintergrundinfos bringt kann interressante Oldieshows im Radio präsentieren, wenn man ihn denn läßt.
 
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Große Zustimmung zu allem, was von Uli und armstrong kommt. Vorausgesetzt, man würde die Fähigen lassen (und "Oldie" ist sowieseo brrr, wie richtig, armstrong, ich würde sogar sagen, Oldie ist kotz!), warte ich ja auf die Radikalwelle, die sich jeglicher Sparten- und Zeiteinordnung entzieht und nur gute, wichtige, originelle Musik geschmackvoll von Hand (unter Einbeziehung des späteren Moderators und unter Berücksichtigung von Tageszeit und Feiertagen und Befindlichkeiten der Hörer wg. Wetter und journalistischer Gesichtspunkte und und und) aneinanderreiht und sachkundig, wo nötig, kommentiert. Wetten, daß die Geld verdient?
 
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Ach, da sehe ich kein Problem, solange die Fähigen bereit sind, Meinungen von Kollegen zur Musik zu akzeptieren, die sie zwar nicht teilen, die aber hörergemütslagenkongruent sein könnten. Und es gibt Leute, die kriegen das hin. Da bin ich guten Mutes. Ich sach Bescheit!
 
AW: Oldieshows – noch zeitgemäß?

Ob brrr oder kotz, es liegt nicht unbedingt am Oldie selber! Ich wage sogar zu behaupten, daß viele (die meisten?) auf Oldiewellen gedudelten Stücke an und für sich sogar ganz gute Musik darstellen. Erst durch fahrlässige Dauerbeschallung wurden sie zu brrr und kotz. Ein gut Teil meiner Plattensammlung (die ich mir ja nicht von ungefähr zulegte) wird heute beim Durchblättern von mir angewidert weitergeschoben. Verbrannt... :(


Gruß TSD
 
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Ich finde den Begriff "Oldie" so schal und angestaubt, daß er mich schon wahnsinnig macht. Der versteckte Diminutiv allein läßt mich würgen.
 
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"Oldie" als Wort - gerne brrr. Ich meinte den älteren Musiktitel als solchen; "A whiter shade of pale" ist das Stichwort jetzt: brillantes Werk, zu Asche geworden. Wie gute alte Mucke nun heißen soll, ist mir ehrlich gesagt egal. Hauptsache sie läuft.


Gruß TSD
 
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@Uli: Jau, das nun schon gar nicht. Ich kriege Begeisterungs-Gänsehaut bei dem (leider schon verwendeten) Titel "Just Good Music", besonders vor dem Hintergrund des vorhin Geposteten.

Ich meinte den älteren Musiktitel als solchen; "A whiter shade of pale" ist das Stichwort jetzt

Gruß TSD

Na, wenn das das Stichwort ist, mag dieses kleine Zitat dazu beitragen, daß Du den Song wieder magst: Als Bundespräsident Walter Scheel hoch auf dem gelben Wagen unterwegs war, ordnete ein kundiger Mitarbeiter des Hauses, in dem ich Dich wähne, eben diesen Präsidenten der Plattenfirma "Pell" zu. Genau das nämlich hatte er aus einem Gespräch auf dem Flur herausgehört: Walter Scheel auf Pell.
 
AW: Oldieshows – noch zeitgemäß?

Das mag symptomatisch sein für die kundigen Mitarbeiter jenes Hauses...
lachtot.gif



Gruß TSD,
der sich jetzt aus Protest - und ohne eine man-müßte-unbedingt-diesen-oder-jenen-Titel-wieder-spielen-Diskussion lostreten zu wollen - die Bee Gees (auf Polydor) mit "Every lion-hearted man will show you" und die Premiers (auf Warn-A-Brother) mit "Farmer John" reinzerrt. Mit 85 Phon. So!
 
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Ich hasse ja lange Post, aber ich fürchte ich muss jetzt weiter ausholen... (Sorry)

Der Threadtitel fragte nach einer eigenen Oldieshow, also eine spezielle Sendung zum Thema. Da muß erst mal definiert werden was eigentlich ein Oldie ist. Sind es die Laufenbergschen 20 Jahre, die einen Titel dafür qualifizieren oder ist der Sommerhit von vor 2 Jahren auch bereits ein Oldie? Die von mir oben bewußt provokant formulierte Behauptung daß die AC-Sender bereits überreichlich "Oldies" im Programm hat behalte ich dennoch aufrecht. Natürlich wird da nicht die ganze Bandbreite der einsatzwürdigen Titel auch wirklich gespielt, da muß ich dir, lieber armstrong, natürlich recht geben. Darauf könnte z.b. hr1 als Oldiesender reagieren indem bewußt auch unbekanntere Titel (die die Freigabe in der Regel ja auch haben) eingesetzt werden und die Rotation eher nach Künstlern denn nach Titeln zusammengesetzt wird. Das Argument "Den Titel kennt doch keiner mehr" aus einer Musikredaktion sollte man übrigens ganz schleunigt ad acta legen. Der Hörer erinnert sich an viel mehr Musiktitel als weithin angenommen und bemerkt, ja freut sich sogar, wenn weniger eingesetzte Sachen gespielt werden. Die Sender sind selbst daran schuld wenn sie sich ihr eigenes Repertoire auf wenige Titel begrenzen und machen dadurch den kollosalen Fehler dem Publikum gute Musik vorzuenthalten.

Ich bin immer für das Erhalten von allem Alten. Es beginnt nähmlich schon daß Musik verloren geht und das finde ich sehr erschreckend. Ein Beispiel:
Vor ein paar Jahren sagte mir ein Bekannter in einem Kneipengespräch: "Du mußt dir mal bewußt Sachen von Dalida anhören, das ist gar nicht so schlecht." Den Satz hatte ich lange Zeit vergessen. Als ich vor ein paar Monaten abends hr4 hörte wurde dort plötzlich ein Stück von ihr gespielt und die Bemerkung kam wieder ins Bewußtsein. Daraufhin habe ich bei amazon nach einer entsprechenden CD gesucht und siehe da: es gibt keine lieferbare CD mit ihren deutschsprachigen Aufnahmen, sogar die Bear Family hat ihre CD aus dem Programm gestrichen. Dieser Vorfall hat mich doch sehr zu denken gegeben. Ähnliches konnte ich ein paar Wochen später übrigens mit Bernhard Brink erleben. Seine Chart-Titel aus den 80ern sind nicht mehr lieferbar. Man mag über beide Künstler denken was man will (Brink wäre auch nicht mein Top-Favorit), aber es ist einfach erschreckend daß überhaupt Musik langsam verloren geht, weil sie nicht mehr gespielt wird.

Da könnte eine Oldieshow einerseits ein guter Ansatzpunkt sein. Andererseits kann man auch im "normalen" Programm die entsprechenden Titel einsetzen, hegen und pflegen. Und wo ist bei einem Oldiesender die Besonderheit für solch eine "Show"...
 
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Der Hörer erinnert sich an viel mehr Musiktitel als weithin angenommen und bemerkt, ja freut sich sogar, wenn weniger eingesetzte Sachen gespielt werden.
Zur Präzisierung: Dem Hörer™ Ist es sch**ßegal ob er den Titel kennt, solange er (der Titel) nur geil genug ist. (Sorry für das unanständige Wort "Titel!)


Gruß TSD
 
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Ach Ihr Insider immer... Manchmal könnte man an euch verzweifeln...

Natürlich entfährt auch Otto-Normal-Hörer manchmal der Satz: "Ach wie schön, das hab ich ja schon ewig nicht mehr gehört."

Und euch Insidern geht es nicht viel anders als den Outsidern...
 
AW: Oldieshows – noch zeitgemäß?

Tondose, haste jetzt das Wort "geil" während der Bee Gees oder der Premiers geschrieben?

Ach Ihr Insider immer... Manchmal könnte man an euch verzweifeln...

Natürlich entfährt auch Otto-Normal-Hörer manchmal der Satz: "Ach wie schön, daß hab ich ja schon ewig nicht mehr gehört."

Und euch Insidern geht es nicht viel anders als den Outsidern...

Nicht verzweifeln! Die zwei schönsten Lieder von Dalida, "Paroles, Paroles", immerhin mit Alain Delon, den Anglophilen auch als "Ällen Dällen" bekannt, und "Er war gerade 18 Jahr" gibt's gottseidank im französischen Original noch zu kaufen. Und Du hast mich auf was gebracht. Ich bestell sie mir grad.
 
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@ Hannsfan:

Die waren schon durch. "Geil" ist von Fontella Bass.


Gruß der Insider :p

--
Die Ol^H^H geschmackvollen alten Titel sind ja immer so kurz...
 
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"Geil" von Bruce & Bongo könnte übrigens auch schon als Oldie zählen. Darüber will ich aber gar nicht weiter nachdenken...
 
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