OS XY - auf jeden Fall zu alt - und raus bin ich...

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sabbelkasten

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Ich fasse mich kurz : bevor Missverständnisse entstehen, bitte ich "geplante obsoleszenz" per Suchmaschine in Erfahrung zu bringen.
Dort ist zwar nicht wirklich die Rede von Software, aber genau das soll jetzt Thema sein.
Ich streite mich seit einiger Zeit mit Firmen wie : avid, digidesign, native instruments....usw
Der Grund : Ich habe einen Apple G5 Computer, der seit der Anschaffung bestens läuft und in seiner Leistung allen meinen Ansprüchen gerecht wird. Andersrum : Ich denke, dass mein Computer noch nie zeigen konnte , zu was er fähig ist , geschweige denn dass er an seine Grenzen gestossen ist.
(ja ,ich bin KEIN Profi, dennoch nehme ich meine "Arbeit" ernst und bin bemüht ein überzeugendes Ergebnis zu erzielen)
Zurück zu meinem Anliegen : Mein G5 habe ich "damals" mit Protools HD II, diversen Plug Ins u.a. von Native Instruments... usw.... teuer vom Fachändler erstanden.
Die Native Instruments Internetpräsenz kann ich mittlerweile mit meinem Comuter nicht mehr öffnen, da ich Flash XY brauche , welches sich auf meinem Computer nicht meht installieren läßt.
Ferner teilte mir Digidesign/AVID in einer Email mit , dass der Service für alle älteren Systeme eingestellt wird/ist.
Vielleicht ahnt Ihr worauf meine Zeilen hinauslaufen :"geplante Obsoleszenz" bei Software?!?

Mich würde interessieren , welche Erfahrungen Ihr in Bezug auf solche Dine gemacht habt.

P.S.: Für den Fall, dass ich mit meiner Frage hier falsch sein sollte (oder sich Rechtschreibfehler eingeschlichen haben sollten), bitte ich um Nachsicht und wünschte mir , dass ich von dem Hackebeil , welches hier gerne und schnell aus der Tasche gezogen wird, nicht getroffen werde.

Beste Grüße in die Runde
Dieter
 
Die Zeit ist schnelllebiger geworden - da muss man sich wohl leider dran gewöhnen. Das ist nicht nur bei Software so (warte mal ab, was beim Auslaufen von Windows XP im nächsten Jahr fällig ist), ich kann auch einige Beispiele für professionelle Radio-Hardware ergänzen, wo es schon nach wenigen Jahren keine Ersatzteile mehr gibt. Es gibt auch immer noch Hersteller, die ihre Gerätschaften 15 Jahre und mehr pflegen, aber das sind mittlerweile die Ausnahmen.
 
Das Problem besteht in beiden Richtungen, auf der einen Seite gibt es die Hersteller die entweder gezwungen sind ihr Zeug auf aktuelles OS und Hardware zu portieren oder die bewußt an alten Techniken hängen bleiben, weil a) das Zeug damit bestens läuft oder b) sich eine Runderneuerung nicht rentiert.
Letzteres betrifft reichlich Audio Hardware die unter WinXP bestens funzt, aber da MS ab Vista alles bewährte über Board geworfen hat und neue Treiber erforderlich sind. Hat man da schnell mal ein Problem.

Ich bin hauptberuflich mit Rechnersysteme beschäftigt die in industrielle und militärische Anwendungen gehen. Wir liefern teilweise immer noch XP aus, weil den Kunden keine Software zur Verfügung steht, die auf neueren OS auch läuft. Das geht so weit, dass wir die Enduser beim Downgrade von Win7 auf XP unterstützen müssen. Auf der anderen Seite muss man natürlich für Neuentwicklungen auch neue OS fit haben.
Siehe dazu auch hier: http://www.radioforen.de/index.php?posts/619376/

Gerade im DJ Bereich kann ich also verstehen, warum gewisse ältere Systeme nicht mehr supportet werden. Denn dort schreit die breite Masse eher nach Weiterentwicklung und da passt ein G5 dann nicht mehr. Wohl auch verursacht durch den Schritt von Apple hin zu Intel Hardware, was für die Softwareentwickler eine komplett andere Welt bedeutet wie die "alte" Technik vorher.

Greetz
Malte
 
Dieter, du musst das auch mal aus Sicht des Softwareherstellers sehen: Soll man ewig Ressourcen (= Personal = Geld) vorhalten, um Kunden, die vor x Jahren einmal für das Produkt bezahlt haben, kostenlose Unterstützung oder gar Updates anzubieten? Natürlich ist der Anbieter gut beraten, eine gewisse Kulanz walten zu lassen, auch um seinen guten Ruf aufrechtzuerhalten. Aber irgendwo ist eine Grenze.

Im Prinzip ist es doch so: Du hast damals Geld bezahlt und die Software in der zu dem Zeitpunkt aktuellen Version dafür bekommen. Hätte die Software Fehler gehabt, dann hättest du im Rahmen der Gewährleistung (zwei Jahre Verbraucher, ein Jahr B2B) auf Nachbesserung pochen können. Wenn der Hersteller dir darüber hinaus kostenlose Upgrades mit neuen Features überlässt, dann ist das schon mehr als er eigentlich müsste - einen Anspruch darauf hast du nicht.

Natürlich machen das viele Hersteller trotzdem - ist ja auch ein Kaufanreiz, wenn man erwarten darf, dass man auch nach dem Kauf noch eine Zeit lang mit Neuerungen versorgt wird. Aber irgendwo ist das Ende der wirtschaftlichen Fahnenstange erreicht. Denn der Softwarehersteller lebt von seinen Verkäufen, und dann muss halt auch dann und wann mal ein kostenpflichtiges Upgrade erscheinen.

Insofern finde ich es nicht ganz angemessen, wenn du den Herstellen hier "geplanter Obsoleszenz" unterstellst, also dass sie dich von vornherein über's Ohr hauen wollten. Das ist einfach der normale Zyklus - es muss regelmäßig etwas verkauft werden. Und entweder kaufst du dann das Upgrade, oder du bist mit dem zufrieden, was du hast.
 
Danke für das (zwar etwas verhaltene) Echo.
Lieber Yps, ich bin der Anwender und Kunde und sehe es entsprechend auch aus dieser Sicht. Mein Verständnis den Herstellern gegenüber habe ich durch Akzeptanz des Kaufpreises zu Genüge entsprochen, oder ?!
Eine entsprechende Gegenleistung, die sich auch in Kundenpflege und Service ausdrücken kann, wäre doch nicht das schlechteste Geschäftsmodell.

Dazu moch 2 Sätze :
- Jemand der ein TDM System teuer gekauft hat , sollte doch im Idealfall darauf bauen können, dass er auch weiterhin TDM Plug ins (wohlgemerkt für gutes Geld) kaufen kann,
und
- Menschen , die sich ein Avid/Digidesign- System zulegen sind keine Laufkundschaft, der man mal eben zurufen kann " Draussen nur Kännchen" oder ?

Ich persönlich finde es DOCH sehr angemessen von Dingen wie geplanter Obsoleszenz zu sprechen (das mache ich jetzt nicht als frustrierter und "verarschter" Anwender, sondern viel mehr als ganz normaler Bürger.),
Schließlich sind wir die Kunden, die das Gehalt der Vorstandsetage bezahlen.

Ich freue mich auf Antwort und neue Meinungen
und sende beste Grüsse in die Runde
Dieter
 
Danke für das (zwar etwas verhaltene) Echo.
- Jemand der ein TDM System teuer gekauft hat , sollte doch im Idealfall darauf bauen können, dass er auch weiterhin TDM Plug ins (wohlgemerkt für gutes Geld) kaufen kann,

Im Idealfall, ja. Im vorliegenen Fall ist es aber nunmal so, dass du mit deinem G5 ein in zweierlei Hinsicht veraltetes Gerät besitzt. Darf ich fragen, wann du den Rechner angeschafft hast?

Die letzten G5 wurden von Apple im Sommer 2006 verkauft, also ist dein Computer mindestens sechseinhalb Jahre alt. Es wäre schon im Normalfall nicht verwunderlich, wenn aktuelle Programmversionen dort nicht mehr zufriedenstellen drauf laufen würden. Wie weiter oben schon steht: Die Ansprüche der Nutzer steigen, sie wollen immer neue Funktionen, und die lassen sich teilweise nur mit aktuellen CPUs vernünftig umsetzen.

Gravierender ist hier aber, dass Apple zwischenzeitlich die Prozessorarchitektur gewechselt hat. Schon 2005 wurde angekündigt, dass man auf Intel gehen würde - und spätestens dann stand fest, dass die PowerPC-Geräte irgendwann veraltet sein würden. Und die meisten Anwender haben wohl inzwischen - wohl oder übel - den Wechsel mitgemacht, indem sie neue Hardware angeschafft haben (was sie aber innerhalb von 6-7 Jahren vielleicht ohnehin getan hätten).

Du bist einer der wenigen, die ihren alten G5 noch aktiv nutzen und sogar bereit wären, noch Geld in ihn zu investieren, in Form von neu angeschaffter Software. Auch wenn du bereit wärest, "gutes Geld" (welcher Betrag schwebt dir vor?) in solche Software zu investieren, so muss der Hersteller doch erstmal in Vorleistung treten und sie programmieren lassen. Und das kostet schnell ein paar Hundertausend Euro allein für das Personal.

Insofern ist das zwar für dich ärgerlich, aber nach objektiven Gesichtspunkten durchaus nachvollziehbar.
 
Hallo!

Vorbemerkung: Wenn ich meinem Kumpel diesen Thread zeige - bisher hat er ihn wohl noch nicht gesehen - dann bricht hier ein "Shitstorm" los... ;) Damit er diesen Thread findet, setze ich auch gleich ein paar Duftmarken für die Suchmaschinen:

Yamaha m-lan mlan problem

Wie man schnell herausfindet, ist mLAN Protokoll für die Übertragung von mehrkanaligen Audio- und MIDI-Daten über ein Netzwerk (http://de.wikipedia.org/wiki/MLAN). Und da hängt auch die Anschaffung teurer und (eigentlich) langlebiger Hardware dran. Bei meinen Kumpel waren das (privat) ein Yamaha 01X- Mixer und ein Yamaha Motif ES 6 Synthesizer - zusammen gut und gern 10000 Euro teuer. Fragt mich bitte nicht nach Details, ich weiß nur noch, daß mein Kumpel diesem "Kalle Jansen" (das ist der Typ, der z.B. auf der Musikmesse in Frankfurt diese Dinge für Yamaha vorfürhrt oder auch in YT zu diesem Thema auftaucht) extra während einer der folgenden Musikmessen besucht hat und sagte: "Bei dir funktioniert immer alles und ist so einfach! Richte mir diesen Scheiß bitte bei mir ein! Ich bezahl dir das!"

Diese Einladung zu einem Kurzurlaub hat "Kalle Jansen" natürlich nicht angeommen. Soweit ich weiß, gibt es einen Hack, um alte mLAN Treiber auch unter Win7 oder so zum Laufen zu bringen, die weltbekannte Firma Yamaha scheint das Thema mLAN aber längst zu den Akten gelegt zu haben und schweigt seitdem. Und viele Leute, die vor nur ein paar Jahren viel Geld investiert haben, stehen jetzt - mangels Treiberunterstützung für neue OS - im Regen und lassen ihrem Frust derweil in Foren freien Lauf. Das Internet ist geguldig und ein sehr guter Zuhörer.



Ich muß zugeben, daß ich von der Treiberprogrammierung unter dem OS Windows nicht viel verstehe, denn ich habe das nie ernsthaft gebraucht. Natürlich gab es einen radikalen Bruch beim Übergang auf NT4/Win2k. Ich sags mal so: Wer damals einen Treiber für 2k gebastelt hat, sollte das auch für Win 7/Vista & Co können. Irre ich mich? Hat sich wirklich "so viel" seitdem geändert?

<Leicht OT>
Früher™, zu Windows 95/98Me Zeiten, konnte ich auch noch Treiber (VXDs) in Assembler schreiben, denn normalerweise delegiert man ja nur ganz wenige Funktionen an einen Treiber im Kernelmodus (Ring 0 bei x86-CPUs), die sich im "normalen" Usermodus (Ring 3) nicht realisieren lassen. Meist geht es dabei um exaktes Timing (Timestampcounter) oder das Generieren und Abfangen von Interrupts, die vom Timer oder externen Bausteinen (z.B. Druckerport) kamen. Mit etwas "Bastelei" (üblicherweise reichte TTL-Level für den Druckerport) konnte man auf einfache Weise digitale Signale in den Rechner holen, verabeiten und über irgendwelche Pins auch externe "Baugruppen" ansteuern. Der Programmier/Bastelaufwand hielt sich also in Grenzen - ein paar Transistoren oder Widersände reichten. Dafür hatte man aber das Gefühl der "vollen Kontrolle" und fühlte sich auch gleich in alte C-64 Tage versetzt. Dessen legendärer "User-Port" lud ja regelrecht zu Experimenten ein!


Und wie ist es heute? Unsere Kinder lernen zwar Programmiersprachen - hauptsächlich C++ (mit Vererbung (wo in einer Softwareschmiede bei einem komplexen Programm am Ende keiner mehr weiß, wo all dieses Zeug erstmalig 'vererbt' wurde! Hört mir auf!)), und können viel, doch wissen sie eigentlich was sie tun?

Nein. Denn sie nehmen einen Computer mittlerweile nur als "gegeben" hin (betrachten ihn also als Ganzes von außen), an den einfachsten Dingen scheitern sie.

Das liegt daran, daß

- beispielsweise Windows im "Protected Mode" läuft
- man also zwingend einen Treiber (viel Wissen!) braucht, um direkt auf die Hardware zugreifen zu können

Natürlich gibt es Helferlein, die beispielsweise Zugriffe auf die "Ports" im "Usermode" zulassen. Da muß man sich aber schon richtig gut auskennen, um Windows nicht mit einem "Bluescreen" abzuschießen!

- die "alten" Anschlüsse für Experimente - also serielle und parallele Schnittstelle - an heutigen PCs nicht mehr "real" vorhanden sind. Man kann sie bei Bedarf - meinetwegen über eine PCI-Karte - nachrüsten. Das hilft uns aber eigentlich auch nicht weiter, denn unter Windows brauchen wir wieder einen Treiber, der den IRQ #7 (wenn ich mich nicht irre) für uns "abfängt".

Und heute fehlt auch ein richtiger "DOS- Modus", ein Stadium in dem sich die CPU noch nicht zwingend im "Proteced Mode" befindet, Windows noch nicht die Macht an sich gerissen hat, und wo selbst ein DAU alle Befehle an die CPU senden darf, ohne mit einer Messagebox a la "Diese Anwendung wird geschlossen!" abgestraft zu werden! (Ob unsere nachträglich eingebaute PCI-Karte schon im "DOS-Modus" läuft, bezweifle ich. Es sei denn, es gibt einen DOS-Treiber...)

Wer unbedingt an den IRQs spielen will, kann das nun gerne tun - und wird bei einem einzigen kleinen Fehler mit einem Neustart des Systems bestraft. Auf diese Weise lernt man übrigens sehr schnell, speziell bei der "Interruptprogrammierung" KEINEN Fehler zu machen. Man überlegt sich dreimal, ob man seine eigene Routine nun "einklinkt" oder nicht. Wenn der Rechner nach dem Einklinken in den IRQ noch "lebt", hat man keinen Fehler gemacht. Aber das ist eine Lernkurve...


Um den "Radiobezug" wieder herzustellen: Wir alle haben eine kleine "Bastelkiste" mit alten Lautsprechern, Transistoren, Kondensatoren und Widerständen. Eventuell liegt auch noch ein Stück "Lochrasterleiterplatte" rum. Litze für eine "fliegende Vedrahtung", Lötzinn und Lötkolben dürfte auch vorhanden sein. Ein (altes) dynamisches Mikrofon findet sich sicher auch im Haushalt. Mit viel Glück, liegt auch noch der alte C-64 (samt Literatur) im Keller.

Eines Tages kommt der Sohnemann an und fragt: "Papi, wie funktioniert eigentlich ein Echolot?"


Was sagst du?

Antwort 1: "Komm, ich erklär dir das bei Wikipedia!"

Antwort 2: "Wollen wir eins bauen? Hast du Lust?"
.
</Leicht OT>
 
Und heute fehlt auch ein richtiger "DOS- Modus", ein Stadium in dem sich die CPU noch nicht zwingend im "Proteced Mode" befindet, Windows noch nicht die Macht an sich gerissen hat, und wo selbst ein DAU alle Befehle an die CPU senden darf, ohne mit einer Messagebox a la "Diese Anwendung wird geschlossen!" abgestraft zu werden! (Ob unsere nachträglich eingebaute PCI-Karte schon im "DOS-Modus" läuft, bezweifle ich. Es sei denn, es gibt einen DOS-Treiber...)

Wer unbedingt an den IRQs spielen will, kann das nun gerne tun - und wird bei einem einzigen kleinen Fehler mit einem Neustart des Systems bestraft. Auf diese Weise lernt man übrigens sehr schnell, speziell bei der "Interruptprogrammierung" KEINEN Fehler zu machen. Man überlegt sich dreimal, ob man seine eigene Routine nun "einklinkt" oder nicht. Wenn der Rechner nach dem Einklinken in den IRQ noch "lebt", hat man keinen Fehler gemacht. Aber das ist eine Lernkurve...
"Gefällt mir" :)

Ich habe nach der Schule in der Ausbildung und im persönlichen Bereich diese DOS-Phase selber durchlebt und bin dankbar dafür.
Es ist beschämend, wenn man heute von Windows-xyz-Benutzern gefragt wird, wie ich denn jetzt auf diese oder jene Ebene gekommen sei. Aus purer Verzweiflung antworte aich dann nur noch: "Mit Logik".

Trotzdem kann ich der Argumentation von yps77 gut folgen.
Dein Beispiel ist vielleicht etwas sehr speziell.
 
"Speziell" ist mein Beispiel nicht - es ist genaugenommen die Grundlage.

Ich kann damit mittels Computer ein Echolot basteln, das DCF-77 Signal dekodieren, mit einem zusätzlichen und billigen Baustein (der VCO im 4046) aus einer Spannung eine Frequenz generieren und damit praktisch alle Sensoren "messen" (meintwegen einen Luftdrucksensor), die eine Spannung abgeben - oder digitale Signale aus dem alten VHS-Videorecorder als "Trigger" benutzen, um das "Macrovision- Zeugs" auf alten "kopiergeschützen" Videokassetten aus dem FBAS-Signal "auszublenden"...

Die Welt der Meß-und Regeltechnik steht dir dann jedenfalls offen. ;)
 
Ich sehe die Angelegenheit wie Dieter. Mein erster ProTools-Rechner war ein G3, der etwas über 9 Jahre zuverlässig und ohne Störungen seinen Dienst verrichtet hat, zuerst auf Mac OS 9 und dann auf Mac OS X. Es gab dazwischen einmal ein ProTools-Hardware- und verschiedene ProTools-Softwareupdates.

Nachdem ich aufgrund des Rechneralters zwei ProTools-Generationen übersprungen habe, habe ich mich dazu entschieden, einen Mac Pro zu kaufen und auf eine ProTools-HD-Hardware umzusteigen. Die Neuanschaffung habe ich etwa ein Jahr lang geplant/beabsichtigt und als ein gutes Upgradeangebot kam, den Hardwarewechsel (neuer Mac Pro und ProTools-Hardware-Upgrade) durchgeführt. Das hat weitere Investitionen nach sich gezogen, da Plug-In- und andere Softwareupdates angeschafft werden mussten.

Nun hat Avid im vergangenen Jahr ProTools 10 herausgebracht und mitgeteilt, dass dies die letzte Version sei, die auf der HD-Hardware laufen würde. Das Softwareupdate allein kostet um die 800 €. Ich gebe Dieter vollkommen recht. Solche Systeme werden nicht alle zwei bis drei Jahre ausgetauscht. Diese Systeme sind eine Investition, Betriebskapital oder wie auch immer man das nennen will, das - allein schon aufgrund der Anschaffungskosten - eine ausreichend lange Nutzungsdauer aufweisen muss.

Der erwähnte Hardwarewechsel war 2007 und alles läuft stabil und zuverlässig und ist meinen Anforderungen nach wie vor bestens gewachsen. Ich habe in diesen sechs Jahren bislang in zusätzlichen Arbeitsspeicher, zusätzliche Festplatten und alle möglichen Softwareupdates investiert. Derzeit will ich keine so große Investition tätigen und schon wieder einen kompletten Hardwarewechsel durchführen, nur, um das Neueste zu haben. Aber die Hersteller schrauben die Preise immer höher, je mehr Update-Generationen man überspringt.

Ich erzähle das, weil ich Dieter vollkommen verstehe und seiner Sichtweise zustimme. So eine Investition ist beispielsweise mit einem Autokauf vergleichbar. Üblicherweise kauft man ein Auto für eine längere Nutzungsdauer, z. B. 8 bis 12 Jahre (oder noch länger). Also gehe ich davon aus, dass der Hersteller für eine angemessen lange Zeit mein Auto "unterstützt" im Sinne von Ersatzeil- und Zubehör-Angeboten. Das Gleiche erwarte ich von einem Premiumhersteller wie Avid, die sehr teure Produktionssysteme anbieten, die auch bei den Kunden, die von der Verwendung dieser Systeme leben, eine lange Nutzungsdauer haben. Bis zu zehn Jahre sind da nicht ungewöhnlich.

Somit sehe ich das System von Dieter noch nicht als so veraltet an und teile seine Verärgerung über die "geplante Obsoleszenz".
 
Ich verstehe Dieter ja auch. Vor ein paar Jahren war man mit einem Mac, ProTools und zwei "Digidesign"-Wandlern schnell bei 20000 Euro. Das Zeug wird doch aber nicht schlecht, kann also im Sinne von "Never touch a running System" viele Jahre - selbst für professionelle Musikproduktionen - genutzt werden. Man muß nicht unbedingt "upgaden".

Frage: "Brauchtst" du noch mehr? Nee, eigentlich nicht. Der ganze Audiobereich ist doch schon seit Jahren "gesättigt". 24/96 reicht völlig, da selbst die besten Mics und Verstärker weit mehr rauschen... Audiorecording ist praktisch längst an der physikalisch sinnvollen Grenze angekommen. Insofern tut es auch ein "alter" Rechner (2006) und älterere (evt. weniger "hungrige") Softwareversionen.
 
Als Radiomensch und Software-Entwickler kann ich beide Seiten verstehen: Der Anwender möchte nach Kauf Support bis zu seinem Tod (mindestens), die Herstellerfirma möglichst keinen Tag mehr als gesetzlich vorgeschrieben supporten. Da kommt man nie überein, aber oft (nicht immer) kann man sich mit VMs behelfen, die die Software am Leben hält, gut, mit den Äpfeln kenne ich mich nicht gut aus...
 
So eine Investition ist beispielsweise mit einem Autokauf vergleichbar. Üblicherweise kauft man ein Auto für eine längere Nutzungsdauer, z. B. 8 bis 12 Jahre (oder noch länger). Also gehe ich davon aus, dass der Hersteller für eine angemessen lange Zeit mein Auto "unterstützt" im Sinne von Ersatzeil- und Zubehör-Angeboten.

Der Vergleich mit einem Auto hinkt etwas.

Ein physikalischer Gegenstand wie ein Auto altert durch Verschleiß und Materialermüdung. Wenn nach etlichen Jahren und Hunderttausenden an Kilometern irgendwann der Schweller durchrostet oder die Zylinderkopfdichtung hinüber ist, dann lohnt sich eine Reparatur wirtschaftlich nicht mehr, und das Auto muss ersetzt werden.

Verschleiß oder Materialermüdung gibt es bei Software nicht. Na klar, sie kann Fehler haben, die werden dann in Form von Bugfixes behoben, worauf man innerhalb der gesetzlichen Gewährleistung ein Anrecht hat. Aber eine Software wird - objektiv betrachtet - nicht "alt", geht nicht "kaputt". Sie bleibt einfach wie sie ist.

Die Alterung von Software ist eine subjektive, die mit dem technlogischen Fortschritt einhergeht. Sie wird nur "alt" im Vergleich mit neueren Versionen, die dann meist gestiegene Hardwarevoraussetzungen haben (auch dort geht der Fortschritt weiter) oder auf Betriebssystem-Umgebungen basieren. Dabei spielt sicher der Trend eine Rolle, immer mehr auf die APIs und Programmier-Framesworks der Betriebssystem-Hersteller zu setzen (konkret: .NET, Cocoa, ..). Diese erleichtern und Beschleunigen die Programmierung ungemein, weil man eine tolle Klassenbibliothek zur Verfügung gestellt bekommt. Auf der anderen Seite macht man sich abhängig von diesen Frameworks, der Unterstützung in den jeweiligen OS-Versionen, damit einhergehend die unterstützte Hardware usw. Man ist dann quasi gezwungen, alte Plattformen irgendwann nicht mehr zu unterstützen. (Aktuelles Beispiel: WhatsApp auf iPhone 3G.)

Dem Softwarehersteller ist das natürlich auch recht - er ist auf dauerhafte Einnahmen angewiesen, denn anders als bei Autos verdient er nicht an Reparaturen oder Ersatzteilen. Also muss er regelmäßig neue Versionen anbieten und Updates verkaufen. Es ist sicher eine Gratwanderung, einerseits diese regelmäßigen Umsätze zu generieren, anderseits die Kunden auch nicht zu verprellen, indem man alte Versionen schon nach kurzer Zeit nicht mehr unterstützt. Aber wie ich oben schon schrieb: irgendwo muss eine Grenze sein, und die ist nach 6-7 Jahren sicher erreicht.

Subjektive Alterung durch technologischen Fortschritt gibt es übrigens bei Autos auch: Heutige Modelle haben sparsame Motoren (TDI, TSI), diverse Sicherheits-Features (Airbag, ESP, Spurassistent, ...), Komfortfunktionen (eingebauter Navi, Klimaautomatik, ...). Für manch solventen Autokäufer sind solche Dinge ein Grund, schon nach kurzer Zeit auf ein neues Automodell umzusteigen, auch wenn der alte Wagen (mit den alten Features) es im Prinzip noch tut.

Aber jetzt frag mal in der Werkstatt, ob sie dir das alles in deinem 20 Jahre alten Benz nachrüsten können...

Genausowenig kann der Softwarehersteller dir neue Softwareversionen für alte Plattformen anbieten.
 
Yps77, mein Vergleich bezog sich eher auf die Hardware, als auf die Software. Da hätte ich mich etwas genauer ausdrücken sollen.
Eine Computerhardware unterliegt nicht dem gleichen Verschleiß wie ein Auto, aber trotzdem altert sie und kann kaputtgehen.

Selbstverständlich hast Du mit Deinen Einwänden bezüglich von Softwarealterung und technischem Fortschritt recht und da widerspreche ich Dir in keiner Weise. Wenn ich ein älteres Auto fahre, dann kann ich nicht erwarten, dass ich die neuesten technologischen Entwicklungen damit nutzen kann. Aber es gibt Möglichkeiten, veschiedene Dinge des technischen Fortschrittes nachzurüsten, andere können nicht nachgerüstet werden. Dann ist aber das Auto trotzdem weiter nutzbar und für ein zehnjähriges Auto bekommt man in der Regel vom Hersteller noch Originalersatzteile. Die Hersteller teilen nicht nach fünf Jahren mit, dass man bei Defekten keine Ersatzteile mehr bekommt und auch nicht mehr in eine Vertragswerkstatt gehen kann, sondern man solle sich halt ein neues Auto kaufen. Aber soetwas passiert bei AVID, einem Hersteller großer Produktionssysteme. Zudem kommt die Mitteilung einfach so daher, dass die Unterstützung in den nächsten Wochen eingestellt wird.

Das Auto ist erst dann alt, wenn mir sein technischer Stand und seine Möglichkeiten nicht mehr genügen, damit stimme ich Dir bezüglich der subjektiven Alterung zu, die meist im Vergleich mit den Möglichkeiten des technischen Fortschrittes begründet liegt.

Das Problem, das Dieter geschildert hat, ist, dass er nicht einmal mehr in der Lage ist, die Internetseite von AVID nicht mehr uneingeschränkt ansehen kann, da Teile auf Flash programmiert sind, die mit der letzten für die PowerPC-Plattform im G5 erhältlichen Flash-Version nicht mehr darstellbar ist. Ein so großer Anbieter sollte nach meiner Meinung wenigstens von den wichtigsten Inhalten eine Non-Flash-Version anbieten.

Auch, dass die Unterstützung für das von ihm verwendete System einfach komplett eingestellt wurde, ist mehr als ärgerlich, denn es handelt sich ja bei Pro Tools nicht um z. B. ein Mobiltelefon, das man nach zwei Jahren durch ein neues ersetzt, sondern die Anschaffung stellt eine größere betriebliche Investition dar, die über einen längeren Zeitraum funktionieren muss, um ihre Anschaffungskosten wieder hereinzuholen. Auch, wenn der technische Fortschritt irgendwann das System mal abhängt, also die neueste Software nicht mehr auf dem System läuft, so würde ich bei dem Anschaffungspreis und der Kundenklientel, die sowas kauft, doch erwarten, dass zumindest Serviceleistungen, wie z. B. Softwaresupport bzw. Ersatzteilbeschaffung eine angemessene Zeit lang gewährleistet sind, um ein gewisses Maß an Investitionssicherheit zu haben, sonst würden sich diese Kunden möglicherweise für ein anderes System entscheiden.

Selbstverstänlich kann ich auch die Position der Hersteller verstehen, denn sie müssen Einnahmen haben, um auch zukünftig weiter existieren zu können. Das ist auch im Interesse der Kunden, denn es ist für die Kunden sehr nachteilig, wenn der Anbieter des verwendeten Systems plötzlich nicht mehr exisitiert.

Es wäre also wünschenswert, wenn beiderlei Interessen einigermaßen ausgewogen berücksichtigt würden. Mit der durch den Hersteller scheinbar willkürlich und nicht selten kurzfristig festgelegten Beendigung einer Produktunterstützung ist aber die von Dieter beklagte "geplante Obsoleszenz" gegeben. Aus meiner Sicht werden hierdurch die Interessen des Kunden nicht ausreichend berücksichtigt, was auf lange Sicht durchaus auch dem Hersteller zum Nachteil gereichen könnte.
 
Vorweg: Den Punkt mit der Flash-Webseite können wir abhaken, da sind wir einer Meinung. Nicht sehr geschickt von Native Instruments, zumal die Seite so auch auf diversen Mobilgeräten von z.B. Apple nicht angezeigt werden kann.

Der zweite Punkt, "Service für ältere Produkte wird eingestellt", ist komplizierter, denn hier müssen wir mal eindeutig unterscheiden zwischen:

- Hardware vs. Software
- Ersatzteile vs. Erweiterungen

Ich kenne mich mit Pro Tools wenig aus, aber soweit ich weiß, war da auch immer ein bisschen Hardware mit im Paket, Steckkarten oder 19"-Boxen, oder? Dann solltet ihr bitte mal genau sagen, worauf sich eure Aussagen beziehen.

Zum Thema "Ersatzteile":

Hardware: Kann altern und kaputt gehen, langfristige Verfügbarkeit von Ersatzteilen wäre also wünschenswert, auch wenn heutige Geräte mit ihren all-in-one-Platinen kaum mehr zu "reparieren" sind sondern eher getauscht werden.

Software: Wie oben schon dargelegt: Keine objektive Alterung. Entweder sind keine Fehler drin, oder sie waren schon von Anfang an drin; letzteres sollte aber nicht erst nach sieben Jahren auffallen.

Zum Thema "Erweiterungen":

Hier gilt für Hardware wie für Software: Solange ein Markt dafür da ist, wird der Hersteller diese gerne anbieten. Wenn aber kaum mehr jemand das alte Basissystem im Einsatz hat, lohnt es sich für den Hersteller nicht mehr. Allenfalls noch zum Schutze der Kundenzufriedenheit. Aber wie ich schon schrieb: Irgendwann ist eine Grenze erreicht. Das gilt übrigens in gleicher Weise für die Anpassung an neue Hardware- und Betriebssystem-Umgebungen.

Unter dem Strich frage ich mich, wo jetzt der genaue Kritikpunkt ist? Avid hat dir vor sieben Jahren für teures Geld ein Pro-Tools-System verkauft und dich nicht darauf hingewiesen, dass man 2013 keine Plugins dafür mehr kaufen können wird? Du unterstellst Avid eine gewisse Böswilligkeit, aber die kann ich nach sieben Jahren nicht wirklich erkennen. Nach ein oder zwei Jahren schon, ja. Aber sieben Jahre sind in der Computerbranche eine lange Zeit. Das sollte auch jedem Käufer bewusst sein.
 
Werte Runde.
Wie Sie/Ihr mitbekommen habt, bin ich nicht täglich hier.,
Ich möchte mich nach dem Lesen der Beiträge jetzt noch mal zu Wort melden und vor allem Matthias danken , dass er noch mal neue erklärende Worte gefunden hat , die mein Anliegen aus anderer Sicht treffend beschreiben.
An Yps möchte ich senden ; Ja , ich habe ja Verständniss für die Hersteller, wirklich.
Jedoch müßte jedoch aus meiner Sicht die Denkweise genau anders herum sein.
Denn ich bin einer der Käufer der Produkte (also Kunde), oder?!
Und ich persönlich finde es auch nicht sonderlich schlimm ein Bewußtsein über diesen Umstand zu haben.

Zu dem Umgang von Apple , Digidesign/Avid und Co. mit Ihren Kunden(Geldgebern) könnte ich so manche Stunde aus dem Nähkästchen plaudern...
und so bin ich auch auf das Thema der geplante Obsoleszenz gekommen.
Ich hatte ja auch nur nach euren Erfahrungen mit der Thematik gefragt.....

Jetzt sende ich erstmal ganz herzliche Grüße in die Runde
Dieter
 
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