Ostdeutsche Songs im Radio

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cdrohling

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Im hr3-Thread ist das Thema ja schon angeklungen. Von Ostrock kann man halten was man will, aber eines ist klar: ohne die DDR so wie sie nun mal war hätte es sehr viele Bands und Künstler nicht gegeben.

Wenn ich heutzutage ostdeutsche Musik im Radio hören möchte, muß ich schon lange suchen. Selbst ostdeutsche Sender halten sich damit etwas bedeckt. Am meisten an Ostrock hört man bei

R.SA - Sachsens neues Musikradio
Berliner Rundfunk 91!4

Übrigens, für alle die mit der ostdeutschen Musikszene nichts anfangen können noch paar wichtige Infos:

-wer in der DDR Berufsmusiker werden wollte brauchte ein abgeschlossenes Musikstudium (würde vielen heute gar nicht mal schaden)

-Ostrock hat mehr zu bieten wie politisch angehauchte Lieder (die heutzutage teilweise aktuell sind wie nie zuvor)

Ich fänds toll, wenn auch im Westen mal bissel in Richtung Osten geschaut wird, denn vieles von dem was im Osten auch heute noch seine Fans findet, würde auch westlich der Elbe sicher sein Publikum finden.

Und noch was: Künstler wie "Die Prinzen", "Bürger Lars Dietrich", "Rammstein", "2Raumwohnung" oder "Rosenstolz" stammen auch ausm Osten. ;)
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

Ich habe den Eindruck, mein lieber Rohling, daß hier jemand auf der "Hach, war doch alles gar nicht so schlimm" - Welle reitet.

Musik, die zu DDR - Zeiten (im Radio) bekannt wurde, ging durch -zig funktionärsgeprüfte Ebenen. Entweder war sie unpolitisch oder passte eben ins Konzept.

.Die "politisch angehauchten Lieder (die heutzutage teilweise aktuell sind wie nie zuvor)" - um beim Beispiel "No Bomb" zu bleiben- wurden bewußt gepusht, um politisch heuchlerische Aktionen zu Zeiten des Kalten Krieges wie "Sonne statt Reagan" zu stützen. Vergessen wir nicht, daß die Leute, die zum Konzert kamen, meistens im FDJ-Hemd erschienen.

Wer in der DDR Berufsmusiker werden wollte brauchte ein abgeschlossenes Musikstudium (würde vielen heute gar nicht mal schaden)

... und wer diesen "Berufsausweis" nicht hatte, landete schnell wegen Asozialität im Bau. Was willst Du denn damit sagen? Die Ostmusiker waren besser ausgebildet?
Wer öffentlich auftreten wollte, brauchte eine sogenannte "Einstufung". Man spielte vor einem Gremium, welches beurteilte, welche "Qualität" die dargebotete Band lieferte. Danach richtete sich das Honorar, welches man in den Kulturhäusern verlangen durfte. Und wer saß in diesen Gremien? Zwei Musiker und ein paar Funktionäre.

Künstler wie "Die Prinzen", "Bürger Lars Dietrich", "Rammstein", "2Raumwohnung" oder "Rosenstolz" stammen auch ausm Osten.

Das ist (bis auf 2Raumwohnung) wohl richtig, allerdings wurden sie wohl nicht ohne Grund erst nach dem Fall der Mauer bekannt.
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

Aber einige zumindest.

Vergleiche es doch mal mit der Fussballmannschaft von Energie Cottbus. Sind doch auch nicht alles ostdeutsche Mitbürger, oder?
Gut, ungleicher Vergleich vielleicht, aber was heutzutage, auch im Rundfunk, mit dem Zusatz "Ossi-" durchgegangen lassen wird, ist schon recht erstaunlich...
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

Ludwig schrieb:
Ich habe den Eindruck, mein lieber Rohling, daß hier jemand auf der "Hach, war doch alles gar nicht so schlimm" - Welle reitet.

Musik, die zu DDR - Zeiten (im Radio) bekannt wurde, ging durch -zig funktionärsgeprüfte Ebenen. Entweder war sie unpolitisch oder passte eben ins Konzept.

.Die "politisch angehauchten Lieder (die heutzutage teilweise aktuell sind wie nie zuvor)" - um beim Beispiel "No Bomb" zu bleiben- wurden bewußt gepusht, um politisch heuchlerische Aktionen zu Zeiten des Kalten Krieges wie "Sonne statt Reagan" zu stützen. Vergessen wir nicht, daß die Leute, die zum Konzert kamen, meistens im FDJ-Hemd erschienen.

Wer in der DDR Berufsmusiker werden wollte brauchte ein abgeschlossenes Musikstudium (würde vielen heute gar nicht mal schaden)

... und wer diesen "Berufsausweis" nicht hatte, landete schnell wegen Asozialität im Bau. Was willst Du denn damit sagen? Die Ostmusiker waren besser ausgebildet?
Wer öffentlich auftreten wollte, brauchte eine sogenannte "Einstufung". Man spielte vor einem Gremium, welches beurteilte, welche "Qualität" die dargebotete Band lieferte. Danach richtete sich das Honorar, welches man in den Kulturhäusern verlangen durfte. Und wer saß in diesen Gremien? Zwei Musiker und ein paar Funktionäre.

Künstler wie "Die Prinzen", "Bürger Lars Dietrich", "Rammstein", "2Raumwohnung" oder "Rosenstolz" stammen auch ausm Osten.

Das ist (bis auf 2Raumwohnung) wohl richtig, allerdings wurden sie wohl nicht ohne Grund erst nach dem Fall der Mauer bekannt.

1. man musste nicht zwingend auf "parteilinie" sein um
im osten gute musik machen und bekannt werden zu dürfen.
"renft", "silly", "city", "mts" und "engerling" sind gute beispiele.
da waren viele texte auch politisch, durchaus aber nicht für den staat
;)

2. der sänger von rosenstolz iss n wessi, die sängerin von 2raumwohnung auch!!!

3. ich persönlich vermisse die wenigen hits aus ddr-zeiten nicht so sehr.
bei gelegenheit höre ich sie mir eher zu hause an.

im übrigen waren zetbee "am fenster" von city und "der blaue planet" von karat auch im westen hits :cool:
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

Ludwig: jo, die meisten der neueren Künstler sind ja zu DDR-Zeiten noch im Sandkasten spielen gewesen.

Was ich mit dem Thema Musikstudium sagen möchte? Ganz einfach, die musikalische Qualität von damals war auf jeden Fall besser wie all das Superstars- und Sommerhit-Zeugs was heute im Radio rauf und runter dudelt.

Bei mir lief gerade Mozarts "Türkischer Marsch" in der Version von "electra". Das ist noch Können. Da wird mit der Musik noch was rübergebracht. Solltest dir das mal live reinziehen. Ist das erste klassische Stück was ich gehört habe, wo das Publikumöm so mitgegangen ist.

Ich hab die letzten Jahre zahlreiche Konzerte von Bands wie Berluc, Lift, CITY, Stern-Combo Meissen, electra usw. besucht. Die Konzerte waren fast ausnahmslos sehr gut besucht und das hat nicht nur was mit Ostalgie zu tun, sondern ist auch ein Zeichen dafür, daß die Leute diese größtenteils qualitativ hochwertige Musik mögen.

Viele Ossis sind nach der Wende rüber gegangen in den Westen und warum sollten nicht auch diese (und nicht nur diese) die Chance haben auch musikalisch Verbindung mit der Heimat zu behalten?

Mir scheint Ludwig, du ziehst dich nur an paar einzelnen Sachen hoch, vermutlich weil dir irgendwas im Osten nicht gepaßt hat. Musik soll Freude machen und es gibt sehr viel Musik ausm Osten, die auch den Menschen im Westen Freude bereiten könnte, wenn diese nur die Chance hätten, sie zu hören.

Vielleicht traut sich ja mal ein Wessi-Sender einen Tag lang nur Ostmugge zu spielen, Material gäbe es ja mehr als genug.

P.S. Falls das hier jetzt nen Hörfunkproduzent hört, der sich da mal rantrauen würde, aber paar Hintergrundinfos braucht, kann er sich ja mal bei mir melden. *g*
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

Nöö, war alles prima, was, Rohling?

Na gut, etwas hat mich schon gestört, allerdings Kleinigkeiten wie Todesschüsse, Bautzen, FDJ-Hemden ...

Jetzt noch kurz hierzu:

Ludwig: jo, die meisten der neueren Künstler sind ja zu DDR-Zeiten noch im Sandkasten spielen gewesen.

Falsch. Um bei Deinem Beispiel zu bleiben: der Kern von Rammstein war als „Feeling B“ unterwegs. Allerdings mehr im Untergrund. Die Prinzen tingelten als „Herzbuben“ durch kleine Klubs im Osten.

Was ich mit dem Thema Musikstudium sagen möchte? Ganz einfach, die musikalische Qualität von damals war auf jeden Fall besser wie all das Superstars- und Sommerhit-Zeugs was heute im Radio rauf und runter dudelt.

Es ist –gelinde gesagt- Unsinn, die musikalischen Qualitätsunterschiede von damals und heute in Ost und West aufzuteilen. Grütze wurde damals wie heute hüben wie drüben produziert.

Bei mir lief gerade Mozarts "Türkischer Marsch" in der Version von "electra". Das ist noch Können. Da wird mit der Musik noch was rübergebracht. Solltest dir das mal live reinziehen. Ist das erste klassische Stück was ich gehört habe, wo das Publikumöm so mitgegangen ist.
Warst Du nie bei (um nur ein Beispiel zu nennen) Emerson, Lake & Palmer?


Es ist Dir unbenommen, diese Musik gut zu finden. (Auch ich höre einige Lieder gerne.) Mir wird jedoch übel -und darauf laufen Deine Ausführungen hinaus- wenn jemand behauptet, daß die gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR eine tolle, progressive Musik hervorgebracht haben.
 
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Für ELP war ich leider zu jung, hab aber paar CD's von denen hier in meiner Sammlung. Das gleiche trifft auch für Jethro Tull zu, wobei ich die schon live erleben durfte.

Mag sein, daß du die musik nicht magst, trotzdem hat auch diese Musik ein Recht darauf, über ostdeutsche Ländergrenzen hinweg bekannt werden zu dürfen.
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

Ich kann mit Karat und Puhdys wenig anfangen. Und von der Verklärung der DDR halte ich nun so rein gar nichts. Aber wenn es eine DDR-Band gibt, die es verdient hätte, mehr im Radio gespielt zu werden, dann ist das Silly. Die hatten es trotz der widrigen Umstände immer wieder geschafft, kritische Töne hervorzubringen und damit auf ihre Weise zum Mauerfall beigetragen.

Dieser Song ist von 89 und spiegelt sehr gut die Umsturzstimmung der Zeit kurz vor dem Mauerfall wider:

wir bezwingen ozeane
mit'm gebrauchten narrenschiff
über uns lacht die goldne fahne
unter uns ein schwarzes riff
immer noch stampft die dampfmaschine
volle kraft voraus
immer noch gibt uns die kantine
kostenloses essen aus

s.o.s.
laßt die bordkapelle spielen
s.o.s.
einen walzer mit gefühlen
s.o.s.
freßt und sauft und sauft und freßt

immer noch schwimmt da vorn der eisberg
nur die spitze ist zu sehn
immer noch träumen wir von heimkehr
und vertraun dem kapitän
immer noch glaubt der mann im ausguck
einen silberstreif zu sehn
immer noch findet sich keiner der ausspuckt
und keiner darf beim kompass stehn

s.o.s.
.....

immer noch brennt bis früh um vier
in der heizerkajüte licht
immer noch haben wir den schlüssel
von der waffenkammer nicht
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

Tja, leider gibt es die "wahren" Ostgrößen wie Tamara Danz (Silly) oder auch Gundermann nicht mehr. Lediglich City wäre von den alten Ostbands noch erwähnenswert. Songs von den angeführten Berluc, oder auch electra und Stern Meissen Combo halte ich nur für bedingt radiotauglich.

Ansonsten empfehle ich mal Wiglaf Drostes Text "Wer einmal aus dem Fettnapf fraß" zu studieren. Da ist mehr Wahrheit drin als so mancher mitunter glauben mag, auch wenn das wie üblich bei ihm überspitzter Zynismus ist.... :rolleyes:
(Mp3 im Anhang ist gekürzt.)
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

Radio: Och, electra und SCM haben auch einiges radiotaugliche Zeugs.

Paar Beispiele:

electra: Nie zuvor
Stern-Combo Meissen: Eine Nacht

Oder hör mal in die neuen CD's dieser beiden Bands rein. Da ist tolles Material dabei, was auch radiotauglich ist.
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

Ich habe beide schon live gesehen und fand es durchaus beeindruckend, aber glaubst du wirklich, dass derart "komplexes" radiotauglich ist?

"Nie zuvor" läuft ab und zu auf R.SA und auch bei PSR soll man den Song schon gehört haben.
Es ging mir im übrigen vorrangig um die vor der Wende produzierte Musik.
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

R.SA hör ich auch regelmäßig, siehe mein Eröffnungsposting.

Hmm, ich würde vielleicht nicht unbedingt die Vollversion von "Die sixtinnische Madonna" mit knapp 26 Minuten Laufzeit im Radio spielen (*g*), aber Songs wie "Goldhamster" oder "Das kommt weil deine Seele brennt" oder "In der Stunde der Glut" (alles electra) würde schon gut ins Radio passen.
 
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Radiokult schrieb:
Tja, leider gibt es die "wahren" Ostgrößen wie Tamara Danz (Silly) oder auch Gundermann nicht mehr.

Auch wenn Tamara Danz nicht mehr lebt, ihre Musik existiert ja noch. Und der von mir zitierte Song hätte z.B. sehr gut zum Thema "15 Jahre Mauerfall" gepasst. Aber leider ist für die meisten von uns Wessis Tamara nichts weiter als 'ne Frühstückskonfitüre ;)
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

Für unsere westdeutschen Leser als Nachtrag der Text des von mir angesprochenen Songs ;)

Traumpaar
Das Traumpaar des Jahrhunderts
Die Schlampe und der Held
Tanzen mit großer Geste
Auf dem Parkett der Welt

Die feuerroten Haare
Hat man ihr schwarz gemacht
Ich hab den blassen Schimmer
Die wachsen wieder nach

Sie schwebt verwirrt in Düften
In Lichten bunt und grell
Und er versäuft in aller Ruh
Die Mitgift und ihr Fell

Und wenn es ihr zu eng wird
Im sündhaft teuren Kleid
Sagt er: sei still und schäm dich
Für deine Vergangenheit

Die Suppe ist dünn
Und das Bett nicht sehr breit
Der Hunger kommt beim Essen
Und die Liebe mit der Zeit
Liebe kommt mit der Zeit

Silly, Album: Hurensöhne, 1993

Man muß bedauerlicherweise anmerken, dass der vor über 10 Jahren entstandene Text noch immer in fast jeder Beziehung sehr aktuell zu sein scheint... leider und vor allem auch im Radio :rolleyes:
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

Bestenfalls wer im Westen Deutschlandradio Berlin hört hat (allerdings immer seltener) die Chance Klassiker von Silly, Gundermann oder Keimzeit im Radio zu hören. Da ist die Ignoranz bei westdeutschen Popwellen immernoch unüberwindlich. Die verfügbaren Tonträger von Silly und Gundermann allein würden sicherlich allein bereits für die Bestückung der der Rotation des einen oder anderen Dudlers ausreichen. :rolleyes:
Und mir würden diverse radiotaugliche Bands/Künstler aus dem Osten der Nachwendezeit einfallen, die im Westen kaum jemand kennt, der nicht irgend einen Draht in den Osten hat.
Andererseits: wer in Norddeutschland kennt Bands aus der München/Weilheimer Szene von Ende der 90er Jahre außer vielleicht den Sportfreunden Stiller?
Insofern gehört das Thema in die Deutsch-Quote-Diskussion...
 
AW: Ostdeutsche Songs im Radio

Einige (allerdings ältere) Songs der vielgehaßten Puhdys können sich locker mit dem westlichen 70er-Jahre-Artrock von Yes, Genesis und Co. messen. Beispiele: "Reise zum Mittelpunkt der Erde" oder "Perlenfischer".

Sage ich als Wessi.
 
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radiowatcher: Na da läuft schon mehr wie nur Puhdys und Karat. Aber ich fands halt toll, wenn man auch westlich der Elbe mal nen Einblick in ostdeutsche Musikkultur bekommen würde. Dümmer würde keiner von werden und vielleicht würde so die eine oder andere Band ein paar neue Fans bekommen. Verdient hätten sie es alle.
 
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Es sind meines Wissens nach zahlreiche Ostalben schon vor der Wende auch im Westen erschienen. Mir würden da City, Silly, Puhdys und auch Karat einfallen. Ich selbst habe in meiner Sammlung die West-Ausgaben des "Februar"-Albums von Silly (erschien 88 bei Ariola) und "I.L.D." von Rockhaus (ebenfalls 88, erschienen bei Teldec). Laßen sich nach so vielen Jahren noch irgendwie Verkaufszahlen dafür ermitteln? Wäre doch mal ganz interessant.
 
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