[OT:] ARD cancelt Tatort am Sonntag

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Das wäre richtig, wäre nicht, wie Du zutreffend schreibst, Dieses "Lebensgefühl" nämlich wird sich auf absehbare Zeit nicht ändern, was, Deiner Logik folgend, die Ausstrahlung des "Tatort" auf eben diese absehbare Zeit verunmöglichen würde.

Das Lebensgefühl verändert sich nur langfristig. Die Brisanz des aktuellen Ereignisses sowie die Trauerzeit ist aber bedeutend kürzer. Gegen eine Ausstrahlung des Films im April werden eheblich weniger Menschen Bedenken erheben, weil eine gewisse Distanz erreicht und die gebotene Rücksichtnahme eingehalten wurde.

Und zur Dhimmisierung: Es mutet schon grotesk an, wenn ein englischer Erzbischof sowohl Empfehlungen an den Islam, als auch an die Regierung zur Ausdifferenzierung des Rechtssystem ausspricht. Das klingt dann so, als ob die betroffenen Kreise diese Ratschläge nötig haben, ohne die kommen sie nicht zurecht.
Ich war oft genug zu Besuch in den Criminal Courts in Birmingham und London, um dem Erzbischof von Canterbury zu versichern, dass es zur Umsetzung seiner Vorschläge aus den vielfältigsten Gründen nicht kommen wird.

Ebenso wird es Versuchen ergehen, unsere Freiheit von Presse, Karikatur und Satire zu blockieren. Gerade diese Freiheit sollten (nota bene: ich schreibe nicht dürfen) wir nicht im unpassenden Moment mißbrauchen.
 
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@ mittelwelle

Danke.

@ makeitso

Ich zielte eigentlich auch eher auf die Frage ab, wie es dazu kommen kann, dass so viele Mitglieder der türkischen/-stämmigen Community glauben, die Deutschen hielten sie nicht wert für einen schnellen Rettungseinsatz. Das ist einer dieser Momente, wo nicht zu übersehen ist, das irgendwas ganz furchtbar schief gelaufen ist in den gut 40 Jahren, seit die deutsche Wirtschaft (!!!) die billigen Arbeitskräfte nach Deutschland geholt hat.
Zumal es beim Tatort nicht um eine faktische Reportage geht, sondern um Fiktion, der einerseits eine Überzeichnung, andererseits jedoch eine Generalisierung der behandelten Phänomene zu Grunde liegt. Das ist legitim und wichtig - aber es ist eben auch vernünftig, zu erkennen, wo man ohne den Mehrwert für die Debatte, den dieser Tatort mutmaßlich zu Recht für sich in Anspruch nimmt, einfach nur Öl ins Feuer gießt. Du darfst das gern anders sehen.
 
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Ich zielte eigentlich auch eher auf die Frage ab, wie es dazu kommen kann, dass so viele Mitglieder der türkischen/-stämmigen Community glauben, die Deutschen hielten sie nicht wert für einen schnellen Rettungseinsatz.
Das hab' ich wohl verstanden.

Das ist einer dieser Momente, wo nicht zu übersehen ist, das irgendwas ganz furchtbar schief gelaufen ist in den gut 40 Jahren, seit die deutsche Wirtschaft (!!!) die billigen Arbeitskräfte nach Deutschland geholt hat.
Und schon suchen wir die Schuld wieder bei uns. Warum eigentlich? Ich kenne zu viele Türken (und Angehörige anderer Nationalitäten), die fließend Deutsch (Hochdeutsch!) und ihre Muttersprache sprechen, als daß mir noch irgend jemand erzählen könnte, in Deutschland würden diejenigen, die bereit und willens sind, sich zu integrieren, daran gehindert oder seien in der Vergangenheit daran gehindert worden.

Könnte die Tatsache, daß "so viele Mitglieder der türkischen/-stämmigen Community glauben, die Deutschen hielten sie nicht wert für einen schnellen Rettungseinsatz" (und daß diese sich darin auch nicht durch den objektiven Beweis des Gegenteils beirren lassen) nicht vielleicht an dem notorischen Minderwertigkeitskomplex liegen, den große Teile der islamischen Welt anscheinend gegenüber dem Westen entwickelt haben und den ihre Angehörigen oftmals mit verbaler und auch physischer Kraftmeierei zu überspielen versuchen?
 
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Es gibt aber nicht "die Türken" und außerdem Studien, die nahe legen, dass der Grad der Integration in Deutschland stark korreliert mit dem sozialen Status vor der Auswanderung nach Deutschland. Insofern sind die von Dir beobachteten Türken keineswegs ein Beweis dafür, dass allein jene schuld sind, die sich nicht integrieren wollten. "Diskriminierung" hat zudem ein paar mehr Erscheinungsformen als "Ich gebe dem blöden Migrantenkind keine Empfehlung für's Gymnasium, hihi". Institutionelle Diskriminierung, beabsichtigt wie unbeabsichtigt, findest Du zum Beispiel nachgewiesenermaßen in jedem als Problemviertel stigmatisierten Ortsteil. Der Prozess des "Hängen bleibens" ist immer gleich, egal, wer nun in diesem Viertel wohnt, Ausländer oder "nur" sozial schwache Deutsche. Es gibt den Code der Straße (den der Stärkeren) und jenen der formellen Integration, also Leistung in der Schule, Ausbildung etc. Den Schritt in die gesellschaftliche Integration schafft, wer zwischen den Codes zu switchen vermag. Wer das nicht kann, der bleibt eben hängen. Der Ausländeranteil mancher Schule mag den Schluss nahelegen, dass der Code der Straße mutmaßlich den der formellen Integration überlagert. Das ist eine Eigendynamik, die Kinder nur dann von alleine aufbrechen, wenn sie einen entsprechenden familiären Hintergrund haben. Aber das gilt, wie gesagt, für alle. Nicht nur für die Türken. Dort kommen allerdings andere, ungünstige Umstände dazu.
Im übrigen geht es hier nicht um Schuld, sondern um Funktionslogik. Die deutsche Wirtschaft hat in der bitterarmen, damit billigen, von Analphabetismus und autarken Dorfstrukturen geprägten türkischen Provinz Personal eingekauft. Das waren ziemlich mittelalterliche Lebensumstände. Von dort kamen die Emigranten in die deutsche Welt, in der sie nicht zurecht kamen, sich folglich in einem Maße ihrer Tradition zuwandten, die es in der Türkei heute schon lange nicht mehr gibt. So gibt es eben eine Menge Anhänger der türkischen Community, die unsere Werte nicht verstehen - und aufgeklärte Türken, die sich für ihre Landleute schämen. Aber forcierte Integration? Nee. Die Frage ist: Was machen wir jetzt damit?
 
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Das „blöde Migrantenkind“ dürfte übrigens in Wirklichkeit schlicht „der blöde Türke“ sein.

Angemerkt, weil mir scheint, daß Wortschöpfungen wie der berüchtigte „Migrationshintergrund“ bewußt oder auch unbewußt den Zweck haben, zuzukleistern, daß da was verhältnismäßig gewaltig schiefgelaufen ist. Solange nicht sein kann, was nicht sein darf, wird auch keiner darüber reden, warum es schiefgelaufen ist.
 
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Da hast Du völlig recht. Um Missverständnissen aus dem Wege zu gehen, lege ich mich deshalb gern für alle berechenbar auf eine Position fest: Es ist viel schiefgelaufen. Und zwar auf allen Seiten.
 
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Und ich habe darüber hinaus auch den Eindruck, daß die Zukleisterei eben daher rührt. Einfache, plakative Erklärungen können da nur aus dem Zusammenhang gerissene und damit wertlose Fetzen sein. Zumal einiges von dem, was da schiefgelaufen ist, nicht nur die einst als billige Arbeitskräfte ins Land geholten Türken betreffen dürfte.
 
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Liebe Radiohexe, um geschichtlich ein bisschen was 'geradezurücken': Niemand hat da irgendwo eingekauft. Im Westen wurden 'Gastarbeiter' umworben, die dann vereinfacht Aufenthalt bekamen. Aber es ist niemand nach Anatolien gefahren únd hat mit Westmark gewedelt. Im Übrigen gehören zu dieser Klientel nicht nur Türken, sondern vor allem auch Italiener und Spanier. Das war die erste Generation Zuwanderer, die noch kamen, um hier zu Arbeiten und Geld zu verdienen. Und die im übrigen schon damals weit mehr auf der Linie unserer heutigen Innenpolitiker lagen als es heute manchmal den Anschein hat.
Im Osten der Republik gab es diesbezüglich vor allem Vietnamesen, die als Vertreter einer Brudernation gern gesehen waren. Integration? Fehlanzeige. Im Gegenteil.
Vielleicht war es tatsächlich der größte Fehler, die Gastarbeiter oder Bruderstaatsgenossen mehr oder weniger offen als 'hinterwäldlerisch' zu brandmarken, und ihnen ständig klar zu machen, daß sie hier einfach gar nicht klarkommen - zumindest nicht ohne unsere umfassende Hilfe. Viel zu lange waren diese Menschen für die Deutschen tatsächlich nur 'Gastarbeiter', mit befristetem Aufenthalt.
Behandlung auf Augenhöhe sieht anders aus.
Kein Wunder, daß die nachgezogenen oder nachgeborenen ohne den vollständigen kulturellen Hintergrund ihrer Eltern die 'Ehre' derselben durch Abgrenzung und eigene Gemeinsamkeiten wiederherzustellen suchen. Das gilt im übrigen für alle zugezogenen Bevölkerungsgruppen - Türken/Italiener/Spanier im Westen wie Vietnamesen/Russen im Osten.
Die Türken als größte Gruppe und aufgrund erheblicher auch innerer Spannungen treten dabei lediglich am selbstbewußtesten auf.
 
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Das "Einkaufen" war auch eher polemisch. Es ist jedenfalls nicht so, wie heute gern impliziert wird: Dass die Türken ursprünglich kamen, um die Sozialsysteme auszunutzen - und dann die Frechheit besitzen, sich noch nicht einmal integrieren zu wollen. (Was nicht heißt, dass das Sozialsystem bei den nachfolgenden Generationen keine Rolle spielte.) Sie kamen, weil sie gebraucht wurden, als billige Arbeitskräfte. Am Anfang der Kausalkette steht die deutsche Wirtschaft mit ihrem Kräftebedarf. Das ist nicht zu leugnen. Und ich meine, dass sich daraus keine Schuld, wohl aber eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung ableitet, die daraus resultierenden Probleme zu lösen.
Und neben der Weigerung, Deutschland als Einwanderungsland zu akzeptieren (oder alle wieder herauszuschmeißen), war die Ghettoisierung vieler ein zweites großes Problem.
 
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Hallo!

Im neuen "Focus" (07/2008) hat es der "verantwortungsbewußte Landesvater" mit seiner Aktion unter dem Titel "Kurt Beck rannte offene Türen ein" bis ins Tagebuch von Herrn Markwort geschafft - bekanntlich Seite 2. Daß er darin nicht besonders gut "weggekommen" ist, dürfte klar sein.

Möglicherweise ist auch der letzte Absatz interessant:

"Focus 07/2008 schrieb:
Nachhilfe von der Politik braucht auch die rheinland-pfälzische Polizei nicht. Das gilt wiederum für Kurt Beck. Schon am Montag, direkt nach dem Besuch am Brandort, hatte er verkündet, es gäbe "keinerlei Hinweis auf eine fremdenfeindliche Tat". Diese Aussage war fahrlässig. Beck, der sich wohl als Krisenmanager profilieren wollte, urteilte schon, bevor seine Polizisten sorgfältig hatten ermitteln können.


...um geschichtlich ein bisschen was 'geradezurücken': Niemand hat da irgendwo eingekauft. Im Westen wurden 'Gastarbeiter' umworben, die dann vereinfacht Aufenthalt bekamen. [...] Das war die erste Generation Zuwanderer, die noch kamen, um hier zu Arbeiten und Geld zu verdienen. [...] Integration? Fehlanzeige. Im Gegenteil.


Kaya Yanar ("Was guckst Du?") war in der letzten Woche bei "SWR1 - Leute" zu Gast und hat sich (durchaus sehr ernsthaft) zur Problematik der "Gastarbeiter" geäußert. Und so wie er es formuliert hat, kenne ich die Geschichte eigentlich auch.

Kurzum - für drei, vier Jahre nach Deutschland zum Arbeiten und Geldverdienen gehen, dann zurück in die Türkei. Für die paar Jahre muß man nicht extra (richtig) Deutsch lernen.

Problem dabei: Es kam anders und blieb nicht bei ein paar Jahren (Aufenthalt in der "Fremde"), sondern mittlerweile wächst die zweite (hier in DE geborene) Generation heran.

Die Eltern können nicht richtig Deutsch (da sie ja eigentlich schon längst wieder Zuhause sein wollten), im Kreise der Familie wird daher oft nur Muttersprache gesprochen. Die Kinder haben dadurch in einer (deutschen) Schule massive Verständigungsprobleme.

Wir alle wissen, daß man "5en" in Mathe, Deutsch... (welche in diesem Fall nicht aus "Dummheit" entstehen, sondern einfach der mangelnden Sprachkenntnisse geschuldet sind)... nur mit anderen "Heldentaten" vor der Klasse wettmachen kann. Respekt verschaffen, Anerkennung (und die erste Freundin finden), (m)einen (guten) Platz in der Gruppe finden, ist das Ziel eines jeden Teenagers - koste es was es wolle. Das ist einfach so.

Früher hätte man "Klassenkasper" gesagt - was durchaus nicht der schlechteste "Ruf" (Image) war...

... denn mit einer "1" in Deutsch, Mahte, Physik, Chemie, Geschichte ... und "Betragen", kommt man nicht weit bei den Mädels.

Den "ersten" Praxiskurs zum Thema "Biologie des Menschen" kannst du dir dann gleich ganz weit nach hinten legen. Beachte: Ich habe nicht von "verlegen" gesprochen. In anderen Worten: Ersetzte "ganz weit nach hinten legen" durch "aus dem Kopf schlagen"... ;)

Manchmal bin ich richtig froh, daß ich schon etwas älter und damit ruhiger bin. Mit 17 fängt das Leben bekanntlich erst an. Das ist aber durchaus eine "Scheißzeit", wenn ich das hier mal so salopp formulieren darf.

Dieses Posting mag zwar auf den ersten Blick lächerlich erscheinen, hat aber durchaus einen sehr ernsthaften Hintergrund. Ich war als DJ lange genug an der "Front", und kenne wenigstens etwas die Gepflogenheiten der Jugend.

Mir hätten "die" stumpf aufs Maul gehauen, wenn "sie" mir nicht irgendwie vertraut, oder mich nicht anderweitig als "untouchable" eingeschätzt hätten. Mir ging sicher auch oft "die Muffe"....

vg Zwerg#8
 
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[...] hat die ARD den TATORT am Sonntag aus dem Programm genommen. Er spielt im Ludwigshafener Türken-Milieu [...] Bin mir nicht ganz sicher, aber ist das nicht ein bißchen arg politisch korrekt ? :(

Wohl eher politisch unkorrekt.

Immerhin ist die Arbeitsgemeinschaft der oeffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten jene von der Bundesrepublik Deutschland, nicht die der Tuerkei.

Ehrenwert die Ansicht, Konflikte mit 'Migranten' zu deeskalieren. Aber das kann nach hinten losgehen; so mancher Deutsche denkt sich:

Die Tuerken sollen erstmal ihre Rundfunkgeraete korrekt anmelden!
 
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Tja, der Deutschlandfunk hat ja im Prinzip recht.
Aber erzähl mal nachts auf der Straße in Ludwigshafen, vorzugsweise Berliner Platz, einem Pulk von gereizten Ausländern was vom Kunstfreiheit...
Deswegen, wer hier nicht wohnt, hat leicht reden.

Hat derjenige, welcher dort wohnt, etwa Angst vor gereizten Ausländern?
Ein Grund mehr, den Tatort in der Primetime zu senden.

Meine Meinung: Der DLF bringt die Sache umfassend sachlich auf den Punkt.
 
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