[OT:] ARD zahlte pro Jahr bis zu 195.000 € an Jan Ullrich

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divy schrieb:
Es stand doch groß die ARD-Eins groß und breit auf der Brust, was soll das denn bitte für eine Enthüllung sein? Glaubte jemand, der habe sich das drauf gemalt, weil es so schön aussieht?
Nein, wenn Du ein wenig Ahnung von der Materie hättest, würdest Du auch nicht so klugscheißerisch daherkommen: Die "1" prangt dort, weil die ARD, ganz offiziell übrigens, seit 1998 Sponsor des Teams Telekom war. Daß Herr Ullrich noch zusätzlich jahrelang von Gebührengeldern alimentiert wurde, ist hingegen tatsächlich eine Neuheit.

Das Ende der ARD-Überparteilichkeit bei der Radsportberichterstattung ist aufmerksamen Beobachtern schon vor einigen Jahren aufgefallen, als nämlich die (wieder mal) aufgedeckte Dopingproblematik in den Tour-de-France-Reportagen des "Ersten" merkwürdig wenig Erwähnung fand, und wenn doch, dann abgewiegelt und kleingeredet wurde.

Nebenbei: Daß Ex-Stasimann Boßdorf noch immer von den Gebührenzahlern durchgefüttert werden muß, ist ein mindestens ebenso großer Skandal.

Die gesamte Gemengelage versucht "Der Tagesspiegel" in diesem lesenswerten Artikel von gestern aufzudröseln.
 
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Beim Fußball ist es ähnlich, Premiere kaufte die Namens- und Übertragungsrechte des Ligapokals, Sat1 war Sponsor beim FSV Mainz und selbst Radiosender sind heute noch Partner von regionalen Fußballvereinen.

Alles richtig, aber was Tom zu erklären versucht ist, dass es sich hier um private Sender handelt und dafür keine Gebühren verschwendet werden. Wenn plötzlich der BR Sponsor von Bayern München wäre, sehe die Sache doch schon anders aus, oder?
 
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Schön und gut, aber dann sollten wir auch darüber reden, ob der Verkauf der Bertelsmann-Musiksparte evtl. Geld in die Kassen von 104.6 einspielt.
 
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Tom2000 schrieb:
Also, das Finanz-Gebahren von RTL und die mögliche Verteuerung der Produkte infolge deren Bewerbung entlastet die ARD in keinster Weise.
Und: Neben dem Skandal, Gebührengelder veruntreut zu haben, gesellt sich ein zweiter: Wie soll die ARD unabhängig über einen Sportler berichten, den sie zuvor geschmiert hat?

Ich sehe da keinen Grund, warum irgendwer irgendwie entlastet werden müßte. Und einen Gebührenskandal auch nicht. Man kann darüber streiten, ob es sinnvoll ist, diese Summe für Werbung aufzubrigen (mit der Figur Jan Ullrich), anstelle sie woanders zu investieren. Nicht mehr und nicht weniger.


Makeitso schrieb:
Das Ende der ARD-Überparteilichkeit bei der Radsportberichterstattung ist aufmerksamen Beobachtern schon vor einigen Jahren aufgefallen, als nämlich die (wieder mal) aufgedeckte Dopingproblematik in den Tour-de-France-Reportagen des "Ersten" merkwürdig wenig Erwähnung fand, und wenn doch, dann abgewiegelt und kleingeredet wurde.

Das konnte ich so nicht beobachten. Im Vergleich zu anderen (deutschen) Programmen fühlte ich mich hier kompetent über die Tour informiert, statt mit Bildzeitungs-Sensationsjournalismus ohne Hand und Fuß die neusesten Gerüchte entgegenkrakehlt zu bekommen.
 
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Steinberg schrieb:
Schön und gut, aber dann sollten wir auch darüber reden, ob der Verkauf der Bertelsmann-Musiksparte evtl. Geld in die Kassen von 104.6 einspielt.
Ja, und? :confused:
Ralle_Köln schrieb:
Man kann darüber streiten, ob es sinnvoll ist, diese Summe für Werbung aufzubrigen (mit der Figur Jan Ullrich)
Nur leider wurde mit dem Geld nicht etwa Ullrich-Werbung für die ARD bezahlt, sonder der Zugang zu "besonderen Berichterstattungsmöglichkeiten über einen der prominentesten Sportler Deutschlands" (Günther Struve). "Der Tagesspiegel" schreibt dazu sehr zutreffend: "(Struve) sagte auch nichts dazu, dass in der ARD keiner auf die Idee kam, wie sehr die Voraussetzung von Berichterstattung, der Journalismus, ad absurdum geführt wird, wenn Ullrich aus derselben Kasse bezahlt wird wie der Journalist"
 
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Makeitso schrieb:
Nein, wenn Du ein wenig Ahnung von der Materie hättest, würdest Du auch nicht so klugscheißerisch daherkommen: Die "1" prangt dort, weil die ARD, ganz offiziell übrigens, seit 1998 Sponsor des Teams Telekom war.

Vielen Dank für Deine qualifizierte Antwort.
 
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Und dann gilt in diesem Lande noch immer die Unschuldsvermutung. Auch erdrückernd belastende Akten gegen Boßdorf machen ihn noch nicht automatisch zum Stasi-Mann. Soviel zu deinem journalistischen Verständnis, Makeitso.
 
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Ja, wenn ich auf einem so sicheren Stuhl sitzen würde wie Herr Pleitgen, unterfüttert mit fünf Milliarden Euro gesicherten Einnahmen, dann wäre ich auch mal generös einsichtig.

So geschehen schon beim Schleichwerbungsskandal. Weitermachen kann man ja trotzdem (siehe #25) und dann nötigenfalls wieder einsichtig sein.
 
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Grenzwelle schrieb:
Ja, wenn ich auf einem so sicheren Stuhl sitzen würde wie Herr Pleitgen, unterfüttert mit fünf Milliarden Euro gesicherten Einnahmen, dann wäre ich auch mal generös einsichtig.
Und hätte er nix gemacht, wärs auch nix gewesen, gell? Was wäre denn okay gewesen, zumal er nix damit zu tun hat?
 
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@Makeitso
Das Boßdorf Stasi-Kontakte hatte ist nicht neu. Das wurde ja schon zu früheren Zeiten diskutiert. Dafür, dass er aber tatsächlich der "IM Florian Werfer" war/ist, gibt es nach wie vor keinen stichhaltigen Beweis. Die Aktenlage legt lediglich die Vermutung nahe, dass er es sein könnte.
Und wie man sowas formuliert, müßtest du als Journalist eigentlich wissen. Oder bist du neuerdings auch auf das BILD-Niveau gesunken? Das wäre dann tatsächlich etwas (bedauerliches) Neues.
 
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Daß Boßdorf als "IM Florian Werfer" bei der Stasi geführt wurde, steht meines Wissens außer Frage. Ungeklärt ist bislang lediglich, ob er eine Verpflichtungserklärung unterschrieben hat.

Andererseits wissen wie ja, daß sämtliche als "Inoffizielle Mitarbeiter" Geführten sich nie, niemals, aktiv bei der Stasi engagiert haben und sämtlichst, ausnahmslos, ohne ihr Wissen "abgeschöpft" wurden. Insofern ist auch Herr Boßdorf ganz sicher nur ein unschuldiges Opfer.

Auch neue Erkenntnisse der Birthler-Behörde, denenzufolge die Stasi Boßdorf noch einen Tag vor dem Mauerfall als zuverlässigen Mitarbeiter eingestuft hat, beweisen natürlich nichts, ebensowenig wie der Stasi-Arbeitsbericht vom selben Tag, demzufolge er als Journalistikstudent in Leipzig zu einer Göttinger Studentin eine „gezielt aufgebaute Beziehung" zum Zwecke der Anwerbung hergestellt und ein Dossier über sie erarbeitet hat (Quelle).

Alles nur flaue Indizien, üble Nachrede, Schmutzkampagne auf BILD-Niveau. Ganz sicher.
 
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Wen interessiert das Geschwätz/die Taten von gestern? Frau Merkel hätte auch keinen Professoren-Titel, wenn sie sich nicht einigermaßen anständig DDR-treu verhalten hätte. Heute ist das natürlich alles nicht wahr und sie hat sich damals immer gegen die SED eingesetzt. Ja klar.

Entweder wir behandeln jeden gleich und akzeptieren eventuell Verfehlungen in einer völlig anderen politischen Situation bei allen, oder wir lassen es. Jetzt aber über einzelne Personen nach Jahren empört zu sein, halte ich für wenig sinnvoll.

Wir sollten beim Thema bleiben und nich irgendwelche Stasi-Geschichten rauskramen, von denen keiner weiß, wie gravierend sie wirklich sind.

Geändert, weil mein Sozialkunde-Lehrer Makeitso mich berichtigt hat. :)
 
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Merkel hat auch keinen Doktor Titel, sondern einen Professor Sauer.
 
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Ich möchte keinen Chef und auch keinen Kollegen haben, der sich mal bereit erklärt hat, seine Kollegen zu bespitzeln, auch wenn das 20 Jahre her ist - es sei denn, es hätte darüber zuvor eine offene Aussprache gegeben.
 
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Dann zitiere ich meinen Vater, der eigentlich ein sehr kritischer Geist ist. Er sagte letztens zu mir, als er den Brief bekam, dass er Einsicht in seine Stasi-Akte zugestanden bekam: "Ich denke ich weiß, wer mich bespitzelt hat. Ich bin gespannt, was da drin steht." Ich fragte ihn, wirst du denjenigen drauf ansprechen? Er: "Nein, ich wollte nur wissen, ob ich richtig geahnt hab." Ich fragte ihn ob er es der Person übel nimmt. Er so: "Nein, die Zeiten waren damals so und ich kenne nicht die Gründe, warum er sich auf sowas eingelassen hat."

Eigentlich dürfte es doch nicht so schwer fallen, ja zu sagen, für die Stasi zu arbeiten, wenn man erpresst wird und einem eventuell der berufliche Weg verbaut werden könnte. Die Frage ist außerdem, was haben die einzelnen über gewisse Personen verraten? Als Stasi-Spitzel hatte man immerhin auch die Möglichkeit, die Freunde, die man aus Sicht der Stasi bespitzelt hat, mit Weiterreichung von unnützen Informationen schützen zu können.
 
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Andererseits wissen wie ja, daß sämtliche als "Inoffizielle Mitarbeiter" Geführten sich nie, niemals, aktiv bei der Stasi engagiert haben und sämtlichst, ausnahmslos, ohne ihr Wissen "abgeschöpft" wurden.
Die Polemik kannste dir schenken, denn du weißt nur zu genau, dass das nicht stimmt. Oder suchst du dir neuerdings nur die Stellen aus der Welt raus, die gerade passen? Im übrigen steht auch da nur "erhärtet den Verdacht".

Um mal eins klarzustellen, ich will den hier diskutierten weder schützen, noch sonst irgendwie von Schuld frei sprechen. Sollten die Anschuldigungen stimmen und sich als richtig herausstellen, gehört der Mann aus dem Amt gejagt. Mir geht es hier eher um journalistische Prinzipien, die wie es scheint mal wieder den Bach runtergehen, insbesondere dann, wenns mal wieder einen von den Öfis erwischt, der zudem auch noch Ossi mit augenscheinlich dubioser Vergangenheit ist.
Es ist müßig, jetzt wieder die ganzen Gegenbeispiele auszugraben von Filbinger bis Kohl, sie ändern letztlich nichts und taugen genau genommen auch nicht zum Vergleich. Was mich nur nach wie vor nervt, ist die zum Teil unerträgliche Doppelmoral, welche manche Leute, die sich Journalisten nennen, an den Tag legen.

N3o0 schrieb:
Wen interessiert das Geschwätz/die Taten von gestern?
Es gibt Unrecht das nicht verjährt, oder es zumindest nicht sollte. Das des MfS gehört da zweifelsohne dazu!
 
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Adenauer hat das so gesehen. Übrigens auch hinsichtlich Gehlen oder Globke. Und ich denke, die Stasi lässt sich nicht mit berüchtigten staatlichen Organisationen aus dem dritten Reich vergleichen. Warum hält es diesbezüglich niemand für angebracht, die Bedeutung Adenauers für dieses Land neu und kritischer zu beurteilen, als es bisher getan wurde? Wer so etwas verzeiht, sollte gegebenenfalls auch differenzierter mit eventuellen Tätigkeiten fürs MfS umgehen.
 
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Ich denke, wir liegen alle gar nicht so weit auseinander.

1. Die DDR und das Dritte Reich lassen sich nicht miteinander vergleichen, und ein solcher Vergleich relativiert den extrem verbrecherischen Charakter von Nazi-Deutschland. Auch die häufig gezogenen Vergleiche von Journalisten im Dritten Reich mit jenen in der DDR halte ich für unangebracht.

2. Dennoch sollte es Grundprinzipien im Umgang mit der Vergangenheit geben, die auf Unrechtsregime anwendbar sind. Dass diese Prinzipien nach 1945 keinen Bestand hatten, darf heute nicht heißen, dass wir es nun genauso machen. Im Gegenteil: Gerade die einmal begangenen Fehler dürfen sich nicht wiederholen.

3. Das muss kein Berufsverbot für Stasi-IM oder ehemalige Wehrmachtssoldaten bedeuten. Würden sie sich ihrer Verantwortung stellen, wäre ja auch eine Beurteilung der damaligen Situation möglich. Aber Voraussetzung für einen differenzierten Umgang damit ist nun mal, dass die Situation überhaupt mal geklärt wird.
 
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"Auch die häufig gezogenen Vergleiche von Journalisten im Dritten Reich mit jenen in der DDR halte ich für unangebracht." Wobei sich diese Journalisten ja nicht unbedingt und gänzlich von Historikern allein gelassen sehen...
 
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divy schrieb:
Ich denke, wir liegen alle gar nicht so weit auseinander.

3. Das muss kein Berufsverbot für Stasi-IM oder ehemalige Wehrmachtssoldaten bedeuten. Würden sie sich ihrer Verantwortung stellen, wäre ja auch eine Beurteilung der damaligen Situation möglich. Aber Voraussetzung für einen differenzierten Umgang damit ist nun mal, dass die Situation überhaupt mal geklärt wird.


Eben - wenn sich die Leute ihrer Vergangenheit stellen würden, einen Erkenntnisprozess iher selbst einleiten würden, sich dem offenen Umgang ihrer Vergangenheit hingeben würden, gebe es so ein Drama doch garnicht (siehe Fall G.Grass). Stattdessen vertrauen die meisten dieser Leute wahrscheinlich auf eine Geschichtsverklärung, die die DDR in 10 oder 15 Jahren zum Mickey-Maus-Staat werden läßt und ihre Probleme durch den Zahn der Zeit klein genagt sind.

Es ist nicht so sehr eine Schwäche, diesem oder jenem Verein angehört zu haben (auch wenn ich diese Stasischeiße hasse wie die Pest, genau wie den ganzen braunen Moloch von damals und heute), es ist aber sehr wohl eine charakterliche Schwäche, dieses durch Unterlassung einer Aufklärung zu leugnen - damit verleugnet man seine Vergangenheit und am Ende sich selbst.
 
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Steinberg schrieb:
Wo ein Jan Ullrich so hinführen kann.....
Da kann man mal sehen, wo es hinführt, wenn soviel Zeug eingeworfen wird wie im Radsport.

Noch ein Kommentar zur Sache: Was hat die ganze Hofberichterstattung über den Spocht
eigentlich noch mit Journalismus zu tun?
 
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