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Horard

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Ja, ich oute mich.
Ich bin kein Radiomensch. Genau genommen bin ich Radiohörer mit einem gewissen Faible für Radio.
Über den Zeitraum mehrerer Monate habe ich die hier geführten Diskussionen verfolgt und dabei einige Dinge festgestellt:

1. Radio (im folgenden immer AC und CHR-Formate) ist und bleibt Hintergrundmedium, mal abgesehen von einigen Abendsendungen. Warum kapieren die wenigsten Sender, dass hier noch Potential schlummert?

2. Eine tolle Morningshow ist nicht alles.
Es kommt mir so vor, als wäre die Morningshow die einzige Sendung mancher Stationen. Für andere Sendungen wird im Verhältnis sehr wenig geworben.

3. In der Nacht läuft zu oft die Automatik. Es gäbe genügend Kräfte, die an dieser Stelle mit geringem Budget sehr viel auf die Beine stellen würden, wenn man sie ließe. Traut euch mal was!

4. Zu viele Trends (insbesondere im Musik-Bereich) werden verschlafen. Stattdessen wird das gemacht, womit auch alle anderen Sender schon Erfolg hatten. (siehe Morningshows). Wo bleibt die Kreativität?

5. Was ist so schlimm daran, Titel im Programm zu haben, die bei anderen Stationen nicht laufen? Angst vor der MA?

6. Nicht alles, was in USA erfolgreich ist, schlägt automatisch auch in Deutschland ein. Zeigt doch bitte auch eigenes Profil!

7. Verkauft die Hörer nicht für dumm. Gut gemachtes Radio ist selten, aber machbar.

8. Ich bin mir sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis einige Sender spüren werden, dass sie sich zu lange einer Illusion hingegeben haben: Wir machen das beste Programm. (Heisst auf Deutsch: Wir machen das, was alle anderen und die Amis auch machen und wenn die was anders machen, machen wir das eben auch.)

9. Danke für die Aufmerksamkeit!

10. Ich freue mich auf konstruktive Kritik und sachliche Diskussionen!
HORARD
 
...muss schon sagen - für einen "Nicht-Radio-Menschen" waren das ´ne ganze Menge Fachbegriffe! Auch Deine Einblicke in Senderpolitik und das Hintergrundwissen über das Medium sind für einen "Laien" beachtlich. Letztlich ist aber doch völlig Latte ob hier jemand beim Radio arbeitet, oder einfach nur gern Radio hört - oder liege ich da falsch?

ICE
 
Das hoffe ich doch, dass das letztlich egal ist. Ich habe nur die Hoffnung, auf diese Weise ernst genommen zu werden.
 
Horard, ich stimme Dir voll und ganz zu.

Es gibt soviel Potenzial, und gerade die Öffentlich-Rechtlichen haben es, da sie ja nicht nur Werbegelder kriegen, nun wirklich nicht nötig, nur für die breite Masse Programm zu machen.
 
So mal ein paar Antworten.

2. Die Morningshow ist nicht alles, hat aber absolut die meisten Hörer. Wenn Du morgens nichts zu wege bringst, kannst Du auf den Tag gesehen keine Quote mehr bringen. Morgens sind auch die Werbepreise am höchsten. Also: Morgen ist nicht alles, aber ohne den Morgen ist alles nichts.

4.-7. Du hast recht!!!!

8. Das hoffe ich auch.

3. Es rechnet sich nicht. Zwischen 0 und 5 Uhr schaffst Du höchstens 3% der Hörerzahl die Du morgens erreichen kannst. Jede Uhrzeit muß Profit machen, das geht Nachts nicht, schon gar nicht mit Personal. Rechne mal: Ich zahle den Mod....sagen wir mal 10 DM auf die Stunde (So blöd wird keiner sein, aber Du sagtest kleines Budget). Dann kostet so eine Nachtsendung locker mit allem drum und dran (Backup, Rechte, Vertretung, Verwaltung, Inhalte, AfA usw.): locker 100000 DM plus X p. a..
Wie kommt das wieder rein????? Nicht durch Werbung. Rechne mal was das pro Hörer für ein Geld ist!!! Leute die es umsonst machen gibts genug, aber jeden Tag? In gleichbleibend professioneller Qualität? Die gibts nicht!

4.-7. Du hast recht!!!!

8. Das hoffe ich auch.
 
Hallo Radiofanatiker, ich bin auch nicht vom Radio, interessiere mich aber auch hobbymäßig dafür. Kannst du mir Punkt 3 mal genauer erklären? Warum kostet eine Nachtsendung fast 100 000 DM? Was ist "Backup, Rechte, Vertretung, Verwaltung, Inhalte, AfA usw." Wäre mal interessant für mich eine genaue Auflistung zu erhalten. Danke.
 
Ich oute mich, ich bin Radiomensch! Und dann auch noch ein Formatradiomensch! Also hier meine Antworten!

1. Was will uns das sagen? Also wir haben ein Hintergrundmedium in dem Potential steckt? Welcher Art. Da müßtest Du mal kurz erklären!

2. Ich schließe mich voll und ganz Radiofanatiker an! Was Du am Morgen nicht hast, hast Du niemals! Also mußt Du morgens die Radiowelt bewegen, damit Du am Tag noch 3 Hörer hast!

3. Danke Radiofanatiker! Schöne Rechnung! Lohnt sich eben für Landesweite und Regionalsender, aber in keinem Fall für einen Local! Tut mir ja auch leid! Außer die Leute fangen an für 3 Euro die Stunde zu moderieren. Aber da kriegst Du nicht mal nen Studi vor´s Mikro, der im 27. Semester Mediendesign studiert!

4. Unterscheiden wir bitte Trends von Kreativität. Schönes Beispiel MODE! Vivian Westwood steckt Männer in Röcke, legt Frauenbrüste frei und setzt den Leuten hysterische Hüte auf! Und was trägst DU? Jeans! Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, also gib ihm doch bitte das, was er gern mag und keine hysterischen Hüte!

Kreativ kann man sein! Und zwar auch im Format! Wer mir das nicht glaubt, kann mir gern mal schreiben. Oder Leute hören wie John Ment, Arno Müller oder Hitradio Ö3. Kreativ ohne Ende und trotzdem hart am Format!

5. Ich kenn mindestens 50 Titel, die wir drin haben und andere nicht. Das ganze geht auch andersrum. Bei einer Rotation von 300 bis 400 ist es nunmal schwer, Titel zu finden, die gut testen und kein anderer spielt! Außerdem müssen wir keine Angst vor der MA haben, sondern nur vor der Konkurrenz!

6. Sag mir einen Sender, der morgens TALKRADIO macht und damit auch Quote. Ist das erfolgreichste, was in den USA läuft! Also machen wir mmal gar nicht alles so, wie in den USA! Wir machen alles so, wie in Holland!

7. Ich verkauf meinen Hörer nicht für dumm! Und das hat nichts mit gutgemachtem Radio zutun!

8. Wenn ich nicht davon überzeugt bin, daß ich das beste Programm mache, dann sollte ich das mit dem Radio besser sein lassen! Und frag mal den Hörer, warum er einen Sender hört und einen anderen nicht1 Weil er anders ist, in welchem Punkt auch immer! Also sind wir alle anders, obwohl wir alle daselbe machen und so wie in Holland!

9. Bitteschön

10. Hiermit abgegeben

Weltenfieber
 
Zu Weltenfieber:

2. Es stimmt aber: Bei vielen Sendern hat man einfach das Gefühl, morgens wird alles Pulver verschossen und dann kommt nix mehr bis zu nächsten Morning. Und vom Wochenende will ich mal gar nicht erst reden.

5. Hey, ihr habt 50 Titel, die andere nicht haben in der Rotation? Na super, das sind ja schon 50 Gründe für die Hörer, Dich zu hören!

6. Das ist doch genau das, was Horard sagte: Nicht alles, was in USA läuft, funktioniert bei uns auch so. So wie z.B. Talkradio am Morgen. Gutes Beispiel, Weltenfieber!

8. Die Frage ist, wie definiert man „Das Beste“ oder gutes Programm. Zu solchen Fragen gab es schon Threads in diesem Forum (z.B. Guter Moderator), doch oft hab ich hier das Gefühl, dass gut ganz einfach mit hoher Quote gleichgesetzt wird.
 
@helm:

Das ist nicht schwer.
Es ist ja nicht damit getan, daß da einer Nächtens dransitzt und irgendwas reinlabert.
Das kann auch aus dem Automaten kommen.

Da müssen Inhalte her. Inhalte kosten Geld! Entweder durch Lohnkosten für die Vorbereitung, oder durch den Erwerb von Rechten. So! Dann verschleißt die Technik schneller, schließlich wird sie nicht mehr 12 oder 15 Stunden sondern 24 benutzt, mehr Verbrauchsmaterialien werden verwendet usw. usf. Das geht hin bis zur Verwaltungskraft, die einige Lohnabrechnungen mehr machen muß und bis hin zur Finanzabteilung, die auch fast pro Buchung Geld kostet. Außerdem Leute haben Urlaub oder sind krank. Da muß eine Vertretung engagiert werden, die auch wiederum Geld kostet. Rechne nur mal die Löhne aus!!! da kommst Du unter normalen Umständen und Stundensätzen (Nachtzuschlag, Wochenendzuschlag)schon locker über die 100 TDM! das kann sich kein Sender außer den Landessendern leisten und selbst die müssen rechnen. Wir betreiben ja hier ein Wirtschaftsunternehmen und keinen caritativen Verein für Hörgeschädigte.
 
Oggottoggot, wieeeeeee gerne hätte ich ein Programm, das morgens Talk macht (und den Rest des Tages latürnich auch).

Warum geht das in den USA so gut und hier nicht ?

Warum geht das bei uns, wenn`s mal probiert wird, wie bei NewsTalk in Berlin vor fünf Jahren, so jämmerlich in die Hose ?
 
@ Horard


Diskutiere das mit dem Potential und der nacht doch mal mit Kreklau, DeLisle oder Kane aus. Die werden Dir sagen, dass Träume schön sind aber Träume bleiben...

OPTI
 
@ Weltenfieber:

Bist ja n klasse Mann! Wegen dir klingen die Radios also belanglos!
Meine These:
Hier schreiben ja einige Moderatoren von Weichspülerprogrammen ins Forum und verteidigen das auch noch bis aufs Letzte!
Dank solcher Moderatoren klingen die Programme dementsprechend.
Dass man trotz Formatzwängen wenigstens etwas !!! Kreativität reinbringen kann, zeigt das Beispiel Tommi Schminke!
Die Morningshows werden geteast bis zum Erbrechen!!! Personal wird dort eingesetzt, wo man sich fragt, wieso eigentlich???
Da sitzt einer im Verkehrszentrum, einer macht Wetter und ein oder 2 moderieren den Rest.
Wozu braucht man morgens einen extra Wetterfrosch???
DAS können die Moderatoren doch och noch selber!
Stattdessen sollen die den Frosch dort einsparen und nachts hinsetzen.
Welche Rechte werden nachts denn mehr gebraucht, als wenn Automation läuft???
Ob ein Moderator sooo viel mehr Verwaltungskosten verursacht, bezweifel ich mal ganz stark. Eine extra-Sekretärin wird wohl deswegen nicht benötigt!!!
Und zum Kostenfaktor an sich:
Nehmen wir an, ein Moderator bekommt pro Stunde 15 DM. Er moderiert nachts von 0 - 5 Uhr = 5 Stunden + 1 Stunde Vorbereitung = 6 Stunden = 90 DM.
Wenn er dann einfach mal regelmäßig Call-ins macht (nicht so wie Domian, sondern nette Unterhaltungen) und schlagfertig ist, kann diese Nachtsendung seine Hörer finden!
Gerade landesweite Sender sollten wohl in der Lage sein, das zu bezahlen!!!
Wenn nicht, dann sollen die ganz zu machen oder zwischen Morningshow und Drivetime das Programm einstellen!
Und dann hab auch ich den Eindruck, dass es keine Sendungen weiter gibt, außer der Morningshow.
Obwohl meiner Erfahrung nach viele Sender die meisten Hörer in der Zeit von 16 bis 18 Uhr haben.
Aber eine richtig coole DriveTime-Sendung ist mir nicht bekannt.
Und nun beantworte ich gleich noch die Frage, woher ich einen schlagfertigen Moderator bekommen will...
Tja, unter den derzeitigen Bedingungen schwierig...Aber das Problem ist hausgemacht.
Moderatoren können sich dank des Formates kaum noch entfalten, weil zwischen dem Serviceblock und dem Werbebreak kaum Moderationsplätze vorgesehen sind!
Und noch ein Letztes:
Laut MA nimmt die Hördauer zu.
Aber erfahrungsgemäß hört man immer mehr nebenbei und bekommt vom Programm, also auch von der Werbung, nix mehr weiter mit.
Wäre es für viele Sender nicht angenehmer, am Tag nicht sooo lang, dafür aber intensiver gehört zu werden?
Um das zu erreichen, muß natürlich das Programm umgestellt werden.
Aber wie bereits gesagt, der Mut fehlt!
Und ob De Lisle die Radioweisheit mit Löffeln gefressen hat, kann man an dieser Stelle auch mal anzweifeln!!!

Sachsenradio2

P.S. Kann es sein, dass die Sender alle deswegen gleich klingen, weil sie denselben Formatberater haben???
 
@deason:

Vielleicht, weil die Menschen durch die Einheitsmusikformate dazu "erzogen" wurden, was Radio bietet und welche Ansprüche man an das Medium stellen darf. Viele kommen deswegen erst gar nicht auf die Idee, vom Radio mehr zu erwarten. Folge: Nur wenige beschweren sich über das Radio, viele schalten erst gar nicht ein (41% der Deutschen schalten laut FOCUS gar nicht regelmässig ein).
 
Zu den Nachtmoderationen:

Das erinnert mich an früher, als ich mal "Bürgerfunk" gemacht habe. Was hatten wir für Pläne: Mindestens jede Woche eine Sendung machen. Wie oft haben wir das dann gemacht? So alle 1-3 Monate.

Natürlich würden viele gerne mal Radio machen. Aber wenn man nicht 5-Jahre Vorbereitung für eine Sendung hat sondern nur 2-3 Stunden, dann wir das zur Arbeit. Und ich glaube da haben die "genügend Kräfte" dann doch keinen Bock mehr das mit geringem Budget zu machen.

Und wie oben schon steht: Es wird zu teuer. Angenommen diese Sendung kostet nur 100 TDM im Jahr, dann guck mal was für Bilanzsummen die Local-Sender haben: Teilweise nur 1-2000 TDM. Und wieviel davon ist Jahres-Überschuß? Eben. - Das geht nicht.
 
Daß viele Hörer Wort im Radio einfach nicht mehr erwarten, könnte hinhauen.
Gewünscht wird Talk-"Radio" vermutlich trotzdem.

Als 1994 die MA für eine sehr gute Drive-Time-Show (u.a. mit Katrin "KMH" Müller-Hohenstein) auf Antenne Bayern sinkende Hörerzahlen auswies, war die Verwunderung erst groß, umsomehr als der MARKTANTEIL des Antenne-Bayern-Programms zur entsprechenden Sendezeit gleichzeitig gestiegen war.
Dann fand sich eine mögliche Erklärung für diese scheinbar widersprüchliche Entwicklung: Die Leute begannen damals wie wild und verrückt Talk-Sendungen im Nachmittags-TV zu gucken.

Ich glaube, wir nannten den Hörerzahlen-Abfall am Werktags-Nachmittag daraufhin den "Meiser-Schatten".

Da hatte uns Radios das Fernsehen mit "unseren" Mitteln zu schlagen, in Amerika talken sie heute noch immer wie die Weltmeister im Radio...
 
Das rechnet sich nicht ! Das geht nicht !
Da ist zu wenig Quote ! Ständig hört man nur solche Antworten, wenn es um das Radio heute geht. Leider ist das Radio nur noch zur
Nebenbei-Kommerzberieselung geworden.
Ich bin schon über 50, kenne also auch anderes Radio und ich frage mich, warum gings früher?? ( auch bei Privaten !)

Weit sind wir gekommen mit dem Radio: Nur noch Morningshows und im Rest des Tages wird auf dieses hingeteased !


Anstatt auf 10 Frequenzen Morning-Shows und sonst nichts mehr, hätte ich lieber nur 2 Frequenzen mit unterhaltsamen Vollprogrammen.
 
Pirni: ich bin wohl ca halb so alt wie Du und denke in ungefähr dasselbe!
Weltenfieber: Wir machen alles wie in Holland? Wer ist wir, sag mir das bitte. Den Sender möchte ich kennenlernen.
Ich kenne keinen Sender in Deutschland, der sich wie 3FM, Radio2, Radio1, Radio538, Skyradio oder Radio10FM anhört.
Vielleicht VERSUCHEN viele hier, die holl. Radios zu kopieren, aber es sind verdammt schlechte Kopien.
Ich weiß nur, der NWDR hat sich einst an der BBC orientiert (was ja mit den Wurzeln zusammenhing), dem WDR merkt man es in Ansätzen noch an.
Im Südwesten hatten sich zu Anfangszeiten fast alle Privatsender (auch die ganzen Minisenderchen in BaWü) an SWF3 (manche auch an RTL oder Mischung aus SWF1/3) orientiert.
Es ging schief, weil sie gar nicht das Potential hatten. Die Menschen hörten lieber weiterhin "Das Original", (so warb SWF3 dann auch für sich) als eine schlechte Kopie zu hören.
Also: Nachmachen bringt meiner Meinung nach nicht viel.
Eigene kreative Ideen haben, nicht versuchen, das abzukupfern,was anderswo funktioniert. Bauchlandung vorprogrammiert.
Ncoh ein Beispiel: Österreich. Fast alles aus Deutschland importiert, einschliesslcih Moderatoren und Programmverantwortlicher.
Erfolg blieb aus. Ö 3 immer noch Spitzenreiter, gefolgt von den ORF-Landesprogrammen.
Natürlich kann man sich Ideen holen, und ich wäre froh, wenn manche sich mal in Nachbarländern umhören würden, um zu sehen, was möglich und machbar ist.(nicht um abzukupfern)

Über den Tag verteilt sind die meisten Hörer Nebenbei-Hörer, d.h. daß der Wortanteil hier zurückgefahren wird im Vergleichn zur Morgensendung, ist verständlich.
Aber abends ist meiner Ansicht nach Potential drin. Wer hier hört, hört meist bewusst und "aktiv" zu.

Und selbst knallharte Wirtschaftsbetriebe tun
manches aus reiner Imagepflege heraus, auch Dinge die sich absolut gesehen nicht rechnen.
Denkt mal drüber nach.
 
He, Radiokatze und Opa Pirni!

Ich glaub die Verhätnismäßigkeit ist euch nicht so ganz klar?
Wenn bei einem Lokalradio der Jahresüberschuß lediglich zwischen 10 und 100 TDM liegt. Dann kann sich das Radio keine moderierte Nacht leisten.
Weder aus Liebhaberei, noch aus Image-Pflege.
 
Wir sollten grundsätzlich zwischen privaten und ÖR-Anbietern unterscheiden.

Zunächst kommerzielle Anbieter:
Die Privaten müssen sich hauptsächlich über Werbung finanzieren, der Markt mit Angebot und Nachfrage sollte die notwenigen Steuerungsmechanismen übernehmen. Will sagen: Wenn ein kommerzieller Sender gewinnmaximierend arbeitet, ist dagegen nichts einzuwenden - das macht jedes andere Unternehmen am Markt auch. Man sucht sich seine Nische, versucht darin erfolgreich zu sein und Mitbewerber in ihre Schranken zu weisen.

Und was macht der ÖR?
Der kopiert gnadenlos Konzepte der Privaten, reichert diese mit vielleicht etwas mehr Informationsanteilen an und läßt ansonsten den gleichen lahmen Mix aus Musik und Infotainment auf seine Hörer los. Neben GEZ-Gebühren kann man noch auf Werbeeinnahmen bauen. Ergo versucht man die Quote zu maximieren, um noch mehr Gelder aus Werbung zu erhalten. Neue Trends, neue Konzepte, neue Musik usw. bleiben dabei auf der Strecke. Wenn aber nicht bei den ÖR, wo bitte dann findet so etwas noch statt?

In anderen Ländern sieht es da anders aus. Schauen wir mal nach GB, denn die Niederlande und Österreich wurden ja schon treffend dargestellt. Die BBC bietet fünf nationale werbefreie - wie die gesamte inländische BBC - Programme an (dazu kommen lokale Stationen, die sich an alle Hörerschichten wenden).

Radio 1 wirbt explizit damit, in GB die neueste Musik zu spielen. Sehr viele Songs sind in der A-Playlist Wochen bevor sie im Geschäft erhältlich sind (deshalb gehen z.B. in den UK Top 40 auch so schnell Platten von 0 auf 1). Dazu spielt Radio 1 etwa 60 % Charts und Re-Currents.

Radio 2 ist laut RAJAR (Äquivalent zu MA) mittlerweile nationwide der meistgehörte Sender und hat auch Radio 1 überholt. Nirgendwo bekommt man in GB eine so breite, fantastische und abwechslungsreiche Musikmischung mit exzellenten Wort-Entertainern wie bei BBC Radio 2. Und die Briten lieben den Sender: ob nun Terry Wogan, Sarah Kennedy, Johnny Walker oder Steve Wright oder Richard Allinson, das sind nationale Institutionen, die dort arbeiten.

Weil die BBC so stark in GB ist, müssen sich die kommerziellen Anbieter daran orientieren und können nicht etwa ein billig-durchformatiertes Programm anbieten. Könnte hier noch soviel dazu schreiben, aber der Punkt ist:

Die deutschen ÖR sollten sich auf ihre Aufgabe besinnen, sie werden durch GEZ-Gebühren alimentiert. Und wieder versuchen, als Leader im Markt zu agieren. Durch Werbung sollten sich lediglich private Anbieter finanzieren können. Das würde auch in D zu mehr Vielfalt führen.

Alternative: Abschaffung der Gebühren. Wozu soll man für eine Leistung zahlen, die woanders "umsonst" angeboten wird (daß das nicht "umsonst" ist, weiß ich auch, führt hier jedoch zu weit...)
 
ICH WILL:

Double Dee feat. Danny mit "You"
-> noch ist es nicht zu spät! ab in die hotrot!

Mehr von Everclear (hört euch mal "AM RADIO" an!!! Warum läuft das nicht in D???)

auch aus den Staaten:
LifeHouse - Hanging By A Moment (aber auch schon etwas älter... aber leider von den sendern ignoriert.)

Aus Skandinavien: Svala / The Real Me

Überflüssigster Titel 2001: Milk & Sugar vs John Paul Young mit "Love Is In The Air"

So, dat wars, mehr fällt mir grad' nicht ein. Bin gespannt auf weitere Einträge.

CU BB
 
Ob sich die Situation von GB auch auf Deutschland übertragen läßt wage ich zumindest mal in Frage zu stellen.
Denn z.B. auch in der Schweiz ist Werbung bei den öffentlich-rechtlichen Radiosendern verboten. DRS 1+2 machen zwar nach wie vor ein sehr gutes und intelligentes Programm, DRS 1 ist auch meistgehörter Sender in der Deutschschweiz (40 % MA glaub ich...), die Privatradiolandschaft ist jedoch noch langweiliger und karger als in Deutschland.

DRS 3 hat sich tagsüber mittlerweile auf Formatradio-Niveau angeglichen, in Zürich wirbt Radio Z seit neuestem als "Hitradio Z" mit "Dem Besten der 80er und 90er und den Mega-Hits von heute" um seine Hörer und seit einigen Tagen kommt auch noch Radio 24 mit einem ganz ähnlichem Slogan daher. Vom ultradurchformatierten Radio Zürisee will ich gar nicht anfangen zu reden.

Innovative "andersklingende" Sender versuchen zwar schon seit langem den Schweizer Radiomarkt aufzumischen, werden dann aber vom Bakom, wenn überhaupt, höchstens ins ohnehin schon überfüllte Kabelnetz abgeschoben.

Fazit: Gute, innovative öffentlich-rechtliche Stationen sind noch lange kein Garant für gutes Privatradio. Obwohl... die Schweizer Radioszene muß sich auch nicht zwingend auf die Deutsche übertragen lassen... Und vielleicht stehen in Deutschland die LMA's neuen Radioprojekten auch nicht so ablehnend gegenüber wie das Bakom.
 
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