PDs völlig daneben am Hörer

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Auch die MA-Erhebung ist eine Gegebenheit. Ob sie nun gut oder schlecht ist, sinnvoll oder sinnlos, ist durchaus diskutabel. Aber es ist momentan so wie es ist. Und ein wirtschaftliches Unternehmen funktioniert normalerweise in den gegebenen Umständen, nicht in den fiktiven besseren Umständen. Das kann sich alles ändern. Aber momentan tut es das nicht. Die Werbung läuft nicht deshalb so mies, weil die Programme so mies sind, sondern weil die Wirtschaft allgemein schlecht läuft und deshalb an solchen Ausgaben zuerst gespart wird.
Auch kann es gut oder schlecht sein, dass der Hörer jetzt ein Konsument ist. Aber unter den wirtschaftlichen Bedingungen ist ein Kunde in den meisten Fällen nur Mittel zum Zweck des Geldverdienens. Auch das mag gut oder schlecht sein. Nochmal: Es geht nicht um MEINUNGEN. Niemand kann wissen, wie weit unsere Annahme der Wirklichkeit an die Operationswirklichkeit herankommt, aber man kann versuchen, der Sache mit Forschung ein bisschen näher zu kommen. Und unser Feld ist erforscht.
Wir machen Radio nicht für die Macher (die einen ganz anderen Einblick und ganz andere Ansprüche haben), wir machen Radio auch nicht für Stammhörer, sondern wir bedienen den klassischen 20-Minuten-Hörer. Auch das kann gut oder schlecht sein, aber es ist so. Vielleicht können wir das auch deshalb so schwer verstehen, weil wir keinen Vergleich haben, keinen Privatsender, der rein mit den Kriterien, die ihr anlegt, sein Geld verdient. Aber ich möchte bitte den Sender wissen, der in den Relaunches der letzten Jahre sich in die Richtung verbessert hat und das auch beibehielt. (Hörermärkte sind national verschieden. Nur weil Frankreich viel französische Musik spielt, kann ja auch keiner automatisch annehmen, dass bei uns deutsche Musik genauso gut laufen würde [hätten wir denn das Proporzsystem] ...)
Pirni kann sehr wohl recht haben, wenn er sagt, dass in einigen Jahren alles anders ist. Aber man sollte die Unternehmen wirklich erst an neue Sachen anpassen, wenn sie passieren. Und da Gesellschafter viiieeel Geld investiert haben, werden sie ein großes Interesse daran haben, möglichst viel Geld zu verdienen und sich deshalb gegebenenfalls wirklich anpassen (lassen). Der Privatfunk ist ja nicht deshalb so wie er ist, weil er den hörbaren Ansprüchen der Gesellschafter entsprechen soll.
Warum gibt es Relaunches? Weil Gesetze immer eine Frage der Anwendung sind. Warum ist die Rechtsprechung so schwierig? Da gibt es doch auch klare Gesetze...
Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass wirtschaftliche Gesetze wirklich GESETZE sind. Diese Lektion hat uns spätestens der Zusammenbruch einer Staatengemeinschaft gezeigt, die in ihrer Ideologie selbige mißachtet hat...
 
Also, ich versteh nicht, warum hier soviele auf @pimi rumgehacken?
Der Typ schreibt genau das, was ich denke bzw. beobachtet habe, entweder im Selbstversuch oder bei allen andern
Radio wäre, auch meiner Meinung nach, ganz leicht zu machen, wenn der *turbokapitalismus* nicht sooo dumm wäre und sich einbilden muss, alles kaufen zu müssen und alles größenwahnsinnig übertreiben zu müssen.
Ich hasse z.B. Gewinnspiele, ich kanns nicht mehr hörn aus o.g. Gründen...
Ich gehöre fast zu den *Sozialhilfeempfängern*, also seit 4 Jahren abgestürzt in unteres finanzielles Niveau, war ich aber *gebildet* genug, um rechtzeitig abzuschalten, trotzdem ich noch ausgewählte Sendungen in verschiedenen Radios höre.
Radio ist wirklich nur noch für die *Doofen*, ohne die diskriminieren zu wollen,
es ist nur schauerlich bzw. pervers wie sie benutzt werden.

mfg
zurückgezogene Eexhörerin
 
Hätte nicht gedacht, daß ich mit der Eröffnung dieses Threads so eine umfangreiche Diskussion auslösen würde.

Jedenfalls kann ich als reiner Hörer nur Pirni bestätigen. Ich beobachte auch, daß das "Image" vor allem der Privatradios immer schlechter wird und Radio ganz einfach immer weniger ernst genommen wird. Ich und viele meiner Bekannten drehen nur ganz gezielt mal Nachrichten auf, aber sonst haben sie mit Radio nichts mehr am Hut.Ein Freund von mir hat einen 10 x MP3 CD-Wechsler im Auto mit ca. 1500 Titeln.
Eine Beobachtung habe ich auch gemacht:
Mein Vater arbeitet in einem Taxiverbund, da haben die einen Kollegen, der versorgt alle Taxifahrer regelmäßig mit neuen selbstgebrannten CDs aus seiner Plattensammlung bzw. die verschicken diese über die Computerzentrale.
Die anderen Taxifahrer gucken auf ihren Minifernsehern - wenn sie auf Kundschaft warten - die Talkshows im TV an. Ganz wenige hören noch richtig Radio, denn auch die Verkehrsmeldungen kriegen die über ihren Taxi-Datenfunk.

Wenn die übrige Bevölkerung eines Tages auch dem Radio so den Rücken kehrt wie diese Taxifahrer, na dann gute Nacht Privatradio!
 
Grüße "aucheineExhörerin" ! Hier ist noch eine !

Ich höre auch noch kaum Radio. Ich habe bis 1998 bei einem Privatradio als Empfangssekträrin gearbeitet und deshalb verfolge ich die Szene noch gelegentlich hier am Internet.

Mittlerweile gibt es meinen ehemaligen Sender nicht mehr.

Die Diskussion hier finde ich grundlegend und interessant. Irgendwie kommen mir die langen Erklärungen von radiohexe und labim vor wie die theoretischen Vorträge in der "Parteihochschule" und draußen ist die Praxis und Wirklichkeit.

Beim Lesen von Pirnis Erfahrungen aus der Praxis habe ich auch einigemale zustimmend schmunzeln müssen !
 
Mitgehörtes Beispiel über doofes Hörer - Vieh:

Auf einem Messestand präsentiert sich ein Privatradio. Eine Hörerin fragt( noch OFF AIR) den Musikchef oder PD ( weiß nicht genau, jedenfall einen vom Radio):

Hörer: "Warum spielen Sie manche Musiktitel so oft, den xxx-Titel habe ich bestimmt schon zig mal gehört !"

PD: "Ja, das ist das Prinzip der Hot Rotation !
Die besten Hits wollen die Hörer immer wieder
hören."

Hörer:" Aha, Ach so !"

Wenig später sehe ich, wie bei einem Live - Einstieg der Moderator gerade diesen Hörer fragt, was ihm den so gut an Radio XXX gefällt:

Der Hörer stammelt etwas überrascht: " Das ist ein Super Radio ! Besonders gut gefällt mir die Hot - Rotation !"

Ich dachte mir, ich packs nicht mehr !

Soweit eine Anektote zum Hörer - Vieh !
 
Also meine Firma ( regionaler Veranstalter von Festen, Konzerten, Bierzeltverleih, Sportveranstaltungen usw.) ist seit 3 Jahren von der Radiowerbung wieder abgekommen. Die Zeitungswerbung und die Plakate schaffen uns volles Publikum. Von den letzten Radio-Aktionen kamen nur jede Menge Kids mit Freikarten, sonst nichts. Beim Start der Lokalradios in Bayern so Ende der Achtziger Jahre hatten wir noch ganze Lokalradiosendungen mit großem Erfolg aus unseren
Sommerfesten. Jetzt will man das nicht mehr machen, auch die Musik paßt nicht mehr. So hat der Chef beim letzten Anruf eines Radios zwecks Werbung und Aktionen und Freikarten dem Radiomann gesagt, er will nichts mehr wissen vom Radio.
 
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"unser feld ist erforscht"

danke radiohexe, das war der kernsatz dieses threads.

alles ist bekannt, wir wissen wie der hund aus der schüssel frisst. daher auch der große erfolg landauf landab.

warum darf mein pd nicht, wie er will? ich vertraue jetzt mal auf seine fähigkeiten: weil er umzingelt ist von der großen scheiße die marktforschunung heisst. weil sein grundgesetz der allmächtige beraterscheiß ist, ohne den die gesellschafter nervös werden - hoffentlich fahren sie selbst nie bei rot über die ampel.

klar wollen wir alle geld damit verdienen, viel viel viel viel. es gibt keinen anderen grund, warum wir das machen. warum radio überhaupt veranstaltet wird. geld geld geld geld. ich mach das nur für geld. radio ist eine pure geldangelegenheit.

mein opa hat vor dem krieg hier ne zeitung rausgebracht. alles sein eigenes geld, seine ideen. er ist nicht gerade reich damit geworden, aber viele haben es gelesen, weil er auch was zu sagen hatte. das ist vielleicht kein modell für jetzt aber wenn jemand auf einem erforschten feld ohne eigenen pflug was ernten will, sollte er lieber auf den bauern vertrauen, der da die kartoffeln rausholt.
 
Ich verstehe den Frust ja voll und ganz. Mit Besserung der sozialen Verhältnisse in Deutschland hat der Konsum ganz neue Bedeutung angenommen. Und: Ob wir auch so idealistisch denken würden, wenn es unser Geld wäre, welches in den Sendern steckt? Das einzelne Stammhörer (Taxifahrer gehören nun nicht gerade in die Kategorie "20Minuten-Hörer") abspringen, macht noch lange keinen Trend aus. Diese Einzelerfahrungen sagen insofern wenig aus, als dass wir mit den eigentlichen Hörern überhaupt nicht in Kontakt kommen.
Ich habe die Radioweisheit auch nicht mit Löffeln gefressen. Aber seitdem ich eine Nische für mich gefunden habe, in der ich nicht mehr von jeder Eindämmung des Wortes bedroht bin, kann ich vernünftig die Theorien der Berater, PD'S und anderer Gesellen auf die derzeitige Landschaft durchspielen. Und da finden sich erstaunliche (?)Übereinstimmungen. Letztlich gibt es da doch wieder einen normativen, rein auf mich als Macher bezogenen Anhaltspunkt, den vielleicht einige derer, die seit dem Urschleim des Hardcore-Formatierens an dem Medium kleben, ebenfalls kennen: Ich habe mir seit Mitte der 90er tausendmal gesagt "Das macht der Hörer nicht mehr mit. Jetzt verlieren wir massig Hörer." Und, was ist passiert?!
Ihr müsst die Theorien ja nicht mögen. Aber wenigstens mal drüber nachdenken, das ist doch ok, oder?!
Die Hexe
 
PS: Erforscht heißt nicht "Erfolg garantiert". Das ist dann eine Frage der Umsetzung.
Wenn es Euch Spaß macht, könnt Ihr aber mal einen OK entern (freie Frequenzen dürften wohl schwer zu haben sein. <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" /> ) und dort nach eigenem Gutdünken ein Programm nach Euren Maßstäben veranstalten. Das wäre doch mal witzig, nur so, um es auszuprobieren. Wenn Ihr damit alle Thesen widerlegt, sei Euch der Erfolg von Herzen gegönnt.
 
naja red du mal weiter über frust und neue bedeutung von konsum. mein opa hat fast nur anzeigen da abgedruckt und sein einziger redakteur ist immer noch ganz gut beisammen ich glaub du bist verschmächt
 
Psst, nicht beleidigend werden. Sonst fühle ich mich vielleicht versucht, Dir zu erklären, warum man Radio und Zeitung nicht vergleichen kann. (Nebenbei-Medium vs. Schwarz-auf-Weiß) <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" />
 
@ radiohexe

Ich verstehe nicht, warum man immer auf Kritik so antwortet: Radio ist ein Nebenbeimedium, also ist es schon richtig so, wie wir es jetzt gestalten.

Radio war- ich habs doch schon x-mal ausgeführt - auch vor 10 Jahren, vor 20 Jahren genau dasselbe Nebenbeimedium und trotzdem war es anders und vor allem nicht in so negativer Kritik. Im Jahre 1985 war das Radio doch schon genau so billig und in jedem Kugelschreiber eingebaut und wurde genau so nebenbei genutzt wie heute ! Trotzdem war das Angebot vielfältiger mit viel mehr Inhalten, viel mehr Abwechslung und einfach niveauvoller.
Der Unterschied zu heute: Heute hat es ein schlechtes Image und die Menschen schalten es immer mehr ab zugunsten eigener Tonträger und zugusten des Fernsehens und Computer.
Die neuesten Statistiken belegen das doch: 53% europaweit und 58% Radiohörer nur noch in Deutschland !

Auch ein Nebenbeimedium sollte möglichst oft zum Zuören und Wieder-Einschalten animieren. Auch ein
eine anspruchsvollere Auswahl bei 30 Radioprogrammen kann zum Nebenbeihören genutzt werden aber es kann AUCH von Zuhörern genutzt werden und hat vor allem besseres Image.
Jetzt kann es ja NUR NOCH zum Nebenbeimedium genutzt werden und das Nebenmeimedium kann man immmer leichter durch eigene Tonträger ersetzen.

Einen sympathischen Moderator, der viel inhaltliches rüberbringt und mir eine CD empfiehlt, die ich selbst noch nicht habe, den kann ich durch eigene CDs nicht ersetzen.
Aber die Radios, die man jetzt hört, die kann sich jeder Hobby-DJ selbst auch machen.
Das ist die Gefahr, daß ihr überflüssig, immer unbeachteter werdet. Seht ihr diesen Trend denn nicht !
Seit Beginn der Transistorradios Mitte der Fünfziger Jahre begann die Entwicklung zum Nebenbeiradio. Ca. 1970 war das abgeschlossen, denn ab da war der Radiomarkt gesättigt. Ab diesem Zeitpunkt war in jeder Küche, jedem Büro. jedem Auto, Walkman usw. ein Radio.
Da funktionierte das Nebenbeiradio UND das Zuhörradio bestens !
Das Format-Nebenbeiradioprogramm, dessen Gestaltung ihr mit den Hörergewohnheiten begründet, gibts allmählich erst ab 1992.
So als erst ab diesem Zeitpunkt der Hörer ein Nebenbeiradio verlangt hätte.
Diese ganzen Begründungen stimmen doch überhaupt nicht !
Wenn das Nebenbei-Formatradio-Programm also eine Anpassung an den Hörerbedarf WÄRE, dann hätte es längstens bis 1970 eingeführt werden müssen !

ES ist sogar das Gegenteil der Fall, damals gab es sogar noch viel mehr Nebenbeiradiohörer als heute, denn die CD-Portables, MP3-Players usw. gab es nicht. Da war das Radio noch die einzige Musikquelle für ständig nebenbei udn unterwegs.
Nur wer den Überblick nicht hat, den kann man leicht durch Theorien, die auf Halbwahrheiten beruhen, etwas einreden.

Die technische Entwicklung ist eine Bedrohung für das Format-Nebenbeiradio ! Jeder Deutsche - einschließlich jedem Baby und alten Greisen - hat im Schnitt im Jahr 2002 über 5 Musikcds gebrannt !
Diese Milliarden CDs + MDs + MP3s usw. werden doch nicht gesammelt um weiterhin Musik im Radio zu hören !
Um weiterhin Radio zu hören - sei es nebenbei oder als Zuhörer - muß es in Zukunft etwas bieten, daß über das Musikabdudeln + Claim und Uhrzeitansagen hinaus geht.
Ich verstehe einfach nicht, warum das nicht begriffen wird, warum die vielen gescheiten Berater, PDs usw. dieses Gras nicht wachsen hören !
 
Eigentlich wollte ich mich raushalten, nu aber doch ein Einwurf

@Pirni
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----Wenn das Nebenbei-Formatradio-Programm also eine Anpassung an den Hörerbedarf WÄRE, dann hätte es längstens bis 1970 eingeführt werden müssen !----_________________________________________________
´
Vielleicht wäre es das sogar - doch es gab noch kein Privat-Radio in Deutschland. Der ÖR konnte senden was er wollte. Erst mit den Privaten begann meines Wissens die Jagd auf Hörerzahlen. Vorher hat das doch kaum gezählt. Plötzlich war da jemand der etwas anders macht, und nicht immer falsch.

Und noch mal zur Hörsituation, wer hat morgens Zeit sich ganze Beiträge oder Interviews anzuhören, kaum jemand der zur Arbeit muß(Aufstehen, Morgentoilette, Frühstücken, Kids fertigmachen.....).
Genauso Unsinnig ist der Glaube die Hördauer am Morgen wesentlich verlängern zu können. Kaum einer wird seinen Bus verpassen und zu spät zur Arbeit erscheinen weil irgend ein Beitrag oder ein Gewinnspiel läuft. Bliebe ja das eher Aufstehen-aber wer macht das um Radio zu hören.

Grußin die Runde von Intercom
 
Zweimal Zustimmung zu pirni:

Als kleines Kind war ich in den siebzigern oft bei meiner Oma. Dort dudelte den ganzen Tag aus einem kleinen MW-Transistorradio der 'Hessische', heute hr1. Nichtmal hr3 gab es da bzw. war es erst im Entstehen.

Obwohl beiweitem kein Formatradio heutigen Stils, eignete sich der 'Hessische' sowohl zum Dudeln als auch zum gezielten Zuhören.

Was die neuen Techniken angeht: Jeder kann sich heute am heimischen PC innerhalb einer Stunde ein gängiges Dudelradio selber bauen. Was braucht er?

1. Ein paar kostenlose Downloads. Für Puristen reicht schon Winamp.
2. Eine Handvoll Hitsampler auf CD, so dass an die 200 Titel rauskommen - reicht ja nach Meinung der erlauchten Berater aus.

Das war's!!! Und das beste dabei: Keine Werbung und Musik, die man nicht mag kann man einfach weiterdrücken oder am besten gleich löschen. Für mobil und Auto gibt es solche Lösungen auch schon.

Hey ihr Hitdudler, bald braucht euch keiner mehr!
 
Auch 1985 - 1995, da gab es schon Privatradios, da war es auch noch anders als jetzt, trotz nicht geänderter Hörgewohnheiten. Keiner sagt, daß der imn Frühstress stehende ins-Büro-Hetzer sind lange Beiträge anhört ! Aber es soll auch Menschen geben, die hätten die Zeit. Die AUSWAHL muß her ! Außerdem gestalten die Privatradios ja 24 Stunden lang ein inhaltsleeres Programm und nicht nur in der Früh, wo man für Inhalte keine Zeit hat.
Das gehetzte Claimradio kam nicht erst mit den Privatradios auf, sondern mit der technischen Möglichkeit der digitalen Studios und der Jingle und Verpackungsfirmen.
In Österreich - in Kärnten - gab es seit Ende der Siebzieger Jahre Privatradios ( z.B. Radio UNO) und das hatte trotz derselben Hörgewohnheiten wie heute udn trotz des ( nach eurer Meinung) "altmodischen" Sendungsprogrammes MEHR HÖRER als heute alle modernen Privatradios zusammen !

Daß ich mit meiner Ansicht nicht allein bin und das heutige Claim-Format-ohneInhalt-Radio am Holzweg ist, hier ein paar Kopien der BLM Publikationen "Tendenz":

&gt;&gt;
Ein "anregendes" Programm braucht ein Wortprogramm
Studie über die Akzeptanz von Wortprogrammen
"Und ist der Mensch auch noch so fleißig, es wird nie länger als 1:30!" Dieses alte Redaktionsdogma, mit dem Journalisten gleich am Anfang ihrer Radiokarriere konfrontiert werden, zügelt schmerzlich deren Schreib-b zw. Sprechlust. Bei Wortbeiträgen, die länger als 90 Sekunden dauern, dämmern die Hörer ohnehin weg, wechseln den Sender oder schalten ganz ab, argumentieren die 1:30-Anhänger. Monika Landgraf stellt eine BLM-Studie vor, die das Gegenteil beweist.

Nur Musik - Nein danke!
Was erwarten Hörer von ihrem Radioprogramm?

Musik gilt als wichtigster Baustein eines Hörfunkprogrammes. Aber Radio bietet mehr als Musik, und die Hörer erwarten auch mehr, wie eine Sekundärauswertung der Funkanalyse Bayern 1996. Danach hält nur ein sehr kleiner Teil der bayerischen Bevölkerung im Radio ausschließlich die Musik für wichtig. Rund die Hälfte wünscht sich außer guter Musik auch professionell gestaltete, überregionale Nachrichten, Lokalnachrichten und informative Servicemeldungen.

Verspartung und Fomatvielfalt werden zunehmen
"tendenz" befragte Radiomacher zu "Programmtrends der Zukunft"

Zuhören statt reinhören
"Radiosender müssen wieder unterscheidbarer werden" fordert Wolfgang Sabisch in seinem Kommentar zum Thema Einheitsbrei Radio. Also, her mit den speziellen Programmangeboten, einschalten und Ohren spitzen !

Die grauen Panter auf dem Sprung
Zielgruppe 50+: einkommensstark, lebensfroh, aber verkannt

Sie sind in den besten Jahren, einkommensstark und hedonistisch: die Zielgruppe der über 50-Jährigen. Mit der zielgruppengenauen Ansprache der Empty Nesters, Best Ager, Master Consumer, Mid Ager, der jungen Alten - oder wie die 50plus sonst noch genannt werden - haben Medien, Agenturen und Werbungtreibende oft Probleme. Das Klischee der "klapprigen" Alten hat mit dem Selbstverständnis der über 50-Jährigen nicht mehr viel zu tun, ist aber trotz leichter Auflösungserscheinungen in den Köpfen vieler Verantwortlicher noch fest verankert. Die Erkenntnis, dass Konsum und Lebensstil wichtiger als das Alter sind, müssen die Sender und die Werbewirtschaft erst noch umsetzen. Elke Hale stellt die jungen Alten vor.

Mit Imagekur und Markenkonzept in die Radiozukunft
Hörfunk: Liebling der Nutzer - Stiefkind der Mediaplaner und Kreativen ?
Reichweitenstark, aber von Mediaplanern und Kreativen als "Nebenbei-Medium" teils auch nur nebenbei wahrgenommen, fristet der Werbeträger Radio im Vergleich zu Fernsehen und Print ein Stiefmütterchen-Dasein. Deshalb unternehmen Radiovermarkter und Programmanbieter derzeit diverse Versuche, um den Hörfunk zu stärken.&gt;&gt;

Zitat Ende

Diese Artikel gehen aber meist unter und werden von den Formatdudelanhängern einfach nicht wahrgenommen, weil sie ihren Standpunkt möglichst lange durchhalten wollen.
 
Liebe Grenzwelle,

ja, mir ist kein Mittel zu plump, um die Masse bei der Stange zu halten und damit Geld zu verdienen und Arbeitsplätze zu sichern und neu zu schaffen. Was ist daran falsch? Ich habe keinen Lehrauftrag und fühle mich nicht verantwortlich für das Bildungsniveau in meinem Sendegebiet. Dafür werde ich (und mein Sender) nicht honoriert. Ich werde dafür bezahlt, zu unterhalten. Wenn ich den Massengeschmack besser treffe, als mein Mitbewerber, werde ich auch mehr Quote haben und diese Quote besser versilbern können. Und wenn es darum gehen würde, Frösche mit Quacken zu unterhalten und ich dafür Geld bekommen würde.... so what... ich würde es tun... Was ist daran verkehrt? Gut... ich werde nicht in die Geschichte eingehen als innovativster Radiomacher der Neuzeit. Na und? Das ist nicht mein Anspruch. Mein Anspruch ist, den grössten Teil meiner Zielgruppe bestmöglich zu unterhalten und damit Geld zu verdienen. Verdamme mich deswegen... damit kann ich leben.

Und noch was... Ja, ich liebe die Bild-Zeitung, weil sie genau das schafft, nämlich dem "kleinen Mann" die Welt in seinen Worten zu erklären und damit seit Jahren die Nase vor den Mitbewerbern zu haben - sowohl von der Auflage her als auch finanziell. Frag mal die Redakteure von Bild und z.B. Süddeutscher oder FAZ, wer mehr Angst um seinen Job hat...
 
@ "- doch es gab noch kein Privat-Radio in Deutschland. Der ÖR konnte senden was er wollte. "

Ganz so wars auch nicht ! Radio Luxemburg als Privatradio gabs schon lange !
 
Labim,

ist doch völlig okay. Aber bei den Zeitungen habe ich wenigstens die Wahl zwischen Bild und FAZ. Im Radiobereich gibt es nur Bild, oder gleich den DLF, nix dazwischen.

Wenn die großen Zeitungen wie FR und FAZ mit sinkender Auflage zu kämpfen haben, liegt das nicht am sinkenden Bedürfnis an guter Information, sondern eher daran, dass diese Infos im Internet einfacher und zur Zeit kostengünstiger zu haben sind.

Du kannst mir nicht erzählen, dass FAZ-Abonnenten zur Bild wechseln.

Es ist allgemeiner Trend, dass die klassischen elektronischen Medien, also Radio und TV verblöden. Als ich jung war, gab es in den Dritten noch Differentialrechnung, Englischkurse und Schach, heute Hausfrauenratgeber und Mutantenstadl.

Die zukünftige Medienwelt wird wohl so aussehen, dass Qualität gezielt abgerufen und bezahlt wird, die dumme graue Masse dagegen wird berieselt. Falls Du beim Privatfunk arbeitest und damit Geld verdienen kannst, ist das auch völlig okay.

Die Rolle der Öffentlich-rechtlichen in diesem Szenario ist mir dagegen unklar.
 
@Labim:
Jaja, Arbeitsplätze erhalten... Das ist doch einfach Quatsch. Bei welchem Hitradio-Dudelsender entstehen denn Arbeitsplätze? Alle bauen ab, weil sie sich sagen, "wir können auch mit weniger Personal die gleiche Musik spielen".
Du magst mit dem, was du machst glücklich sein und Geld verdienen, keine Frage, aber Arbeitsplätze erhältst du nicht und erst recht schaffst du keine.

<small>[ 02-05-2003, 12:23: Beitrag editiert von der beobachter ]</small>
 
Danke Grenzwelle ! So ist es !

Das ist es, was ich dauernd vermitteln möchte: Die Entwicklung geht dahin, daß dem Radio "wertvolles" Publikum abhanden kommt !

So wie die Dorfspelunke, das einst ein gut besuchtes bürgerliches Restaurant war mit vielen Schmankerln und jetzt bietet es nur noch Bier und Würstchen und das Publikum sind nur noch Saufbrüder, die zwar in großer Anzahl den ganzen Tag herumsitzen, aber viel Geld für Umsatz haben sie nicht.
 
So ist es, Grenzwelle und Pirni.
Die anspruchsvolleren Hörer schalten weg, ihre Kaufkraft wird nicht genutzt und sie holen sich ihren Inhalt, den sie früher vom Radio bekommen haben, woanders her.
Und es ist nicht zu unterschätzen, was Radiomoderatoren für eine Wirkung erzielen, wenn sie die Musik, die sie spielen mit Hintergrundinformationen anreichern. Für die einen ist die Info egal, sie wollen nur die Musik, für die anderen ist sie interessant, Das wäre dann ein "Einschaltimpuls".
Der Glaubenskrieg zwischen "Nebenbeimedium" und "Zuhörmedium" stellt falsche Fronten auf. Es sollte Radioprofis möglich sein, BEIDES zugleich zu machen. Auch Beiträge kann man so machen, dass der Nebenbeihörer kurz aufmerkt/hin- oder gar zuhört. Aber dafür braucht man Profis und keine Claim-Praktikanten. Das würde unterm Strich das Radio-Image aufbessern und damit Hörer bringen. Macht mehr Hörer, mehr Einnahmen und damit auch wirtschaftlich Sinn. (Vereinfacht gesagt)

<small>[ 02-05-2003, 12:45: Beitrag editiert von der beobachter ]</small>
 
..und zur Aussage noch, bevor es den Segen der Privatradios gab, konnten die ÖRs am Hörerbedarf vorbeisenden:
Es gab damals bei weitem nicht so viele Beschwerden gegen das Radio und das Image war viel, viel besser als heute.

Geschimpft auf das Monopol haben vor allem diejenigen, die ein Privatradio machen wollten.
Ich war auch ein Privatradio-Befürworter.

Aber aus dem gemeinen Hörervolk kamen weitaus mehr Lob für Sendungen und man war mit dem Radio viel zufriedener als heute !

Am besten dran war man im Bodenseegebiet: Mehr als ein Dutzend gute ÖRs empfangbar jeder fand immer irgendeine Sendung auf der Skala, die ihm total gefiel !
Man glaubte, mit Einführung des Privatradios hätte man dann im ganzen Land so eine Auswahl. DAs ist nicht eingetreten, im Gegenteil !
 
&gt;&gt;So wie die Dorfspelunke, das einst ein gut besuchtes bürgerliches Restaurant war mit vielen Schmankerln und jetzt bietet es nur noch Bier und Würstchen und das Publikum sind nur noch Saufbrüder, die zwar in großer Anzahl den ganzen Tag herumsitzen, aber viel Geld für Umsatz haben sie nicht.&gt;&gt;

Das Restaurant ist deshalb zur Dorfspelunke verkommen, weil ein Berater klar aus der Statistik belegt hat, daß Bier und Würstchen das ist, was die Masse will. Es wurde am öftestens damals aus der Speisekarte bestellt. Seitdem gibt es keine Speisekarte mehr.
 
@pirni

ich glaube, ich habe sogar einen Punkt gefunden, an dem wir uns annähern: wieviel Inhalt darf ein Moderator bringen? In den Sendelisten steht in der Regel bloß der Platz für eine Bewerbung, einen Claim... Ich kenne eine Moderatorin, die bringt es in ihrer Sendung fertig, diese Vorgaben so zu verpacken, dass sie aktuelle Sachen aufgreift, informieren kann (Natürlich im Rahmen der Modzeit), und sich eine wirkliche Personality geschaffen hat. Wenn ich mir das überlege, fallen mir da sogar mehrere ein, welche das ebenfalls können. Das eine schließt das andere nicht aus, es ist nur eine Frage der Umsetzung. Ich glaube, es ist für den Moderator wesentlich schwieriger, seine Vorgaben hübsch zu verpacken, als selbstständig zu recherchieren und Sendeplätze zu füllen. Ich möchte den Job auch nicht machen. Gute Leute sind aber eben teuer. Also greift man auf die claimnudler zurück.
Um die Sache doch mal auf eine Meinungsebene zu heben: ich persönlich glaube, dass man einen einsdreißig durchaus senden kann, wenn er gut gemacht und gut platziert ist. Aber auch das braucht gute Leute und die sind teuer. Die personelle Schiene ist die einzige, in welcher der Sender spürbar sinkenden Einnahmen entgegengehen kann. Miete, Lizenzgebühren, GEMA, Strom etc. bleiben konstant.
Mehr als einsdreißig lehne ich als Privatdudler trotzdem ab. Wenn Du über längere Zeit nur nebenbei etwas hören kannst, dann hast Du am Ende vergessen, was am Anfang war und der Beitrag wird unverständlich und verwirrend. Nicht nur, dass der Bus kommt, auch im Büro wird niemand seine Hauptaufgabe - welche doch die meiste Konzentration in Anspruch nimmt - permanent unterbrechen, um Radio zu hören. (Am Ende greifen noch die Chefs ein, und verbieten Radio im Büro, dann haben wir auch nichts gekonnt. <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" /> )
Die Entwicklung in der Mediengeschichte hatte einen zweiten Ruck: nämlich mit Einführung des privaten Fernsehens. Seitdem stürzen sich die (elektronischen) Medien auf die bloße Unterhaltungsschiene. Es kam an, die Hausfrau schaute neben dem Bügeln fern, statt Radio zu hören, und wir waren noch weiter in die Ecke der Belanglosigkeit gstellt. Der Beginn der Formatierung kam wenige Jahre später. (Insofern: wir werden nicht bedeutungslos, wir sind es längst. das zu akzeptieren, geht hart ans Ego. Aber damit kann man - wie gesagt - ganz gut Geld verdienen.)
Es kommt nicht allein auf das Alter Deiner Zielgruppe an oder auf deren Einkommen, sondern auch auf deren Gewohnheiten. Je älter Menschen werden, desto eingefahrener sind sie in ihren Gewohnheiten. (Das ist, wie sämtliche Statistik, natürlich grob pauschal. Ausnahmen mögen die Regel gern bestätigen...) Der 25jährige steht vor dem Joghurtregal und überlegt, was er nimmt. Der 55jährige greift sich das raus, was er immer ißt. Die "Alten" sind also nicht verknöchert. So sieht sie niemand. Sie können also statistisch mehr Geld ausgeben, aber sie wechseln die Produkte weniger häufig. Ähnliche Charakteristiken gibt es übrigens auch für bestimmte soziale Schichten, die über viel Geld verfügen, und vielleicht der Einfachheit halber "Intelektuell" genannt werden können. Auch die sind für Werbebotschaften weit weniger empfänglich. Obwohl sie viel Geld haben, spielen sie für die Werbeindustrie keine Rolle. Das hat der Berlinreporter zu Beginn des Threads aber viel schöner dargestellt.
Zu guter Letzt: Wenn jeder über die mangelnde Auswahl meckert, was machen denn unsere Öffis? Offenbar ist das Risiko, welches an einem Programm zwischen HRA und DLF hängt, so groß, dass auch die Kollegen sich mit den Privaten lieber ein Duell auf der NRJ-Ebene liefern, statt die Hörer mit "Qualitätsseichtfunk" fangen zu wollen. (oder können??)
Die hexe
 
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