Peter Neuber / Mike Lehmann gewinnt ...

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Der Sieg des Mike Lehmann

Andreas Kurtz

Eigentlich braucht Peter Neuber, besser bekannt als sehr volksnah berlinernde Radio-Fritz-Comedy-Figur Mike Lehmann, ja wirklich keinen Anlass zum Feiern. Gern besucht er Kneipen, die bei ihm "gastronomische Begegnungsstätten" heißen, um sich dort mit den Werktätigen (und denen, die es gern wieder wären) bei Bier und Fußballgesprächen zu verbrüdern. Am Mittwochabend gab es aber sogar einen Grund für eine ausgiebige Party. Und so dauerte die Fete in der Hardrockkneipe Yard in der Rykestraße bis nach 3 Uhr. Ungefähr um diese Stunde endete jedenfalls die Erinnerung von Neuber-Lehmann.

Neuber hat am Mittwoch im Prozess gegen den ORB, der inzwischen RBB Brandenburg heißt, gewonnen. "Die Befristung meines Vertrages und meine Kündigung sind unwirksam." Im Dezember hat er zuletzt für den Sender gearbeitet. Demnächst - wenn die schriftliche Urteilsbegründung vorliegt - wird man ihn wohl wieder beschäftigen müssen. Nach Meinung des Gerichts sogar als fest angestellten Mitarbeiter.

So eine frohe Kunde von einem Sieg der Güteklasse "David gegen Goliath" spricht sich schnell herum: "Kollegen aus dem Sender haben sofort angerufen und gratuliert." Nun freut sich Neuber auf seine Rückkehr an die Arbeit im Fritz-Archiv. Und darauf, vielleicht schon bald wieder neue Folgen seiner Comedy-Reihe aufzunehmen: "Die letzten wurden im Dezember produziert. Zurzeit laufen leider nur Wiederholungen." Auf der Internet-Seite www.fritz.de des Radiosenders findet sich übrigens ein Link zu Lehmann und seiner Biografie. Als wäre er nie weg gewesen.

(Quelle: Berliner Zeitung, 24.02.03)
 
Was wird jetzt aus ihm? Gibt es etwas schlimmeres als beim Arbeitsgericht zu gewinnen?

Das kann doch nur auf in Abschiebehaft enden. Bekommt er jetzt wirklich ein Büro an der Schleuse Woltersdorf Ost?

Mike, wir machen uns große Sorgen!
;)
 
Interessant...
Hat das Auswirkungen auf die anderen, die es mit der gleichen arbeits"rechtlichen" Argumentation erwischt hat? Also, wie geht es weiter für Jens Quandt, für Trevor Wilson (immer noch "Will play music for food", siehe http://www.trev.de/graphics/trev_mff.jpg ) oder für Ansa?
Und, wo gedenkt der RBB die Leute, so weitere Verfahren gewonnen werden sollten, zu beschäftigen? Fritz will auf Krampf jünger werden (ich sehe hier auch erste Ergebnisse in Form gewisser Hörerumschichtungen zu Radio EINS bei der letzten MA) und wird einige kaum noch im Programm verwenden können. Und Radio EINS als andauerndes Auffangbecken wird auch kaum funktionieren. Also doch abgeschoben in den Blauarbeiterimbus an der Schleuse Woltersdorf Ost? Zum Kotzekocher? Oder doch als Techniker bei Radio 3?

Grübelnd,
der Radiowaves
 
@ Radiowaves
Immerhin ist ja der arbeitsrechtliche Background bei Lehmann ein anderer - sein Hauptjob war ja (IIRC) "Archivar", gelehmannt hat er doch nur nebenher.

Ob ihm das vor Gericht dennoch genutzt hat, wird die schriftliche Urteilsbegründung zeigen. Und vielleicht noch etwas mehr, wer weiss ...
 
Hallo,

Stimmt, Fritz will jünger werden. Und es geht nach hinten los.
Gerade bei den jünsten (14-29) haben sie am meisten verloren (über 25%). Radio Eins hat in dieser Zielgruppe 80% zugelegt. So viel wie in keiner anderen.
 
@ Berlinreporter

Oops, die Seite war mir doch glatt entgangen!
Eigentlich ist damit klar, daß Trev nie wieder bei Fritz arbeiten wird. Und das Problem wird wieder ganz deutlich: es geht um mehr als nur um Arbeitsverträge. Es geht um Programmkonzepte und die immerwährende Frage, soll ein Programm nun mit den Hörern alt werden oder immer wieder mal einen Schnitt machen? Und da wirds psychologisch. Ich neige auch zu ersterem, weiß aber, daß das mit meiner Persönlichkeitsstruktur zu tun hat. In diesem Forum hier ist sowas kaum zu diskutieren - man wird auch nie zu einem Ergebnis kommen.
 
@Radiowaves: Wer sagt bitte, daß ein Programm mit "älteren" Moderatoren keine Jungen mehr anspricht? Was bitte sucht dann z.B. noch ein "alter Sack" wie Jürgen Kuttner bei Fritz? Warum gab's Riesenaufschreie, als der sich bereits jenseits der Zielgruppe befindliche Tommy Wosch abgesetzt wurde? Daß Fritz ein junges Programm bleiben soll, ist klar. Gewisse Hörerabwanderungen in Richtung Radio EINS sehe ich mit der Zeit auch als verständlich an. Wenn der Sender aber dermaßen krampfhaft und offensichtlich auf jung und hipp macht, glaube ich daß sich die doch etwas anspruchsvollere Fritz-Hörerschaft verarscht fühlt, und darum wundere ich mich auch nicht mehr über die letzten MA-Ergebnisse.

Ich nehme mir mal FM4 als Beispiel. Ebenfalls als Jugendprogramm klassifiziert mit vielen Hörern innerhalb der Gruppe 14-29. Seit Jahren residieren dort aber viele Moderatoren jenseits der Altersgruppe. Menschen wie Martin Blumenau, die HPL von Projekt X oder Stermann & Grissemann (übrigens auch auf Radio EINS - merkt ihr was?) erfreuen sich aber größter Beliebtheit. In der ersten Tageshälfte wird die Hörerschaft sogar von noch älteren Jahrgängen bedient, nämlich der 2000 von Blue Danube Radio übernommenen englischsprachigen Truppe. Die Morgenshow wird gar von über 50jährigen präsentiert :eek: ! Und wird FM4 von der Jugend deshalb jetzt als Pensionistensender abgetan? Im Gegenteil. Die Hörer scheinen mit guten, altbewährten Moderatoren besser klar zu kommen, als mit ständig neuen ins Mikrofon quietschenden Pseudomods. Stichwort: Hörerbindung!
 
@ Wrzlbrnft

Wer sagt bitte, daß ein Programm mit "älteren" Moderatoren keine Jungen mehr anspricht?

Ich jedenfalls nicht. Hab ich auch nicht geschrieben. Ich gehe einfach nur davon aus, daß nach solchen Aktivitäten wie http://www.10jahrefritz.de kaum noch ein Klima herrschen kann, das eine weitere Beschäftigung bei Fritz möglich macht, so denn die erneuten Verfahren in der zweiten Instanz gewonnen werden sollten. Zu deutsch: so berechtigt das Anliegen der "festen Freien" auch ist, so sehr steht diese Webseite IMHO einer unverkrampften Bearbeitung des Themas im Wege - leider. So war das gemeint.


Wenn der Sender aber dermaßen krampfhaft und offensichtlich auf jung und hipp macht, glaube ich daß sich die doch etwas anspruchsvollere Fritz-Hörerschaft verarscht fühlt

Mein Reden. Ob sie deshalb unbedingt gleich die Ansprechhaltung von Radio EINS (und die finde ich zumindest ziemlich arrogant) gutfindet, wage ich indes zu bezweifeln. Und schon wieder steht die alte Diskussion im Raum, ob die Programme nun mit den Hörern altern sollen oder nicht. Hatten wir schon öfter: http://www.radioforen.de/showthread.php?&threadid=2722


mit ständig neuen ins Mikrofon quietschenden Pseudomods

...die für mich ein häufiges Ausschaltkriterium sind, weils leider allzuoft nicht nur bei der pubertären Tonhöhe bleibt, sondern oft auch ein gewisses Nullniveau mit im Spiel ist. Als Hörer will ich aber genauso ernstgenommen werden, wie ich es mir von den Hörern wünsche, wenn ich an ein Mikrofon trete...

Letztlich bleibt aber festzustellen, daß Radio - so man nicht davon leben muß - eine der schönsten Nebensachen der Welt ist. Und wenn der Sender halt nicht mehr passt, gibts zur größten Not noch den Ausschaltknopf. Ich habe lange gebraucht, bis ich da dahintergekommen bin. Vor Jahren hätte mir diese Erkenntnis (daß ich Radio als "Ersatzleid" benutze) viel Kohle sparen können ;)

Menschen wie Martin Blumenau

...sind im Radio ein Genuß.


Und wie alt ist eigentlich John Peel? ;)
 
@Radiowaves (und Trevor, falls der mitliest...)

Eigentlich ist damit klar, daß Trev nie wieder bei Fritz arbeiten wird. Und das Problem wird wieder ganz deutlich: es geht um mehr als nur um Arbeitsverträge. Es geht um Programmkonzepte...

...und darum ging es auch schon vor 10 Jahren.
Der Rauswurf der ehem. Rockradio B-Chefin, das Fritz-Programmformat, das 'ostdeutsche Jugendradioelemente' ignorierte und fast komplett auf Radio 4U setzte, die Absetzung von Trevors 'Secon-Hand-Groove' nach wenigen Monaten, gleichfalls die Absetzung der 'Partysanen' am Sa-Abend (Mod: Trevor und 'der wahre Heino') nach noch kürzerer Sendezeit usw. usf. zeigen doch wenigstens ansatzweise, was Programmpolitik auf Radio Fritz auszeichnete.

Wenn Trevor heute schreibt "Wir, die Ex-Fritzen, haben Fritz auch geliebt und sogar Tag und Nacht dort hart gearbeitet um einen guten Radiosender aufzubauen und warum?"dann frage ich mich, was er 'unter einem guten Sender' versteht. Etwa Fritz??

Lieber Trevor, deine Web-Seite kommt 10 Jahrte zu spät, schade...

PS.
Ansa S. arbeitet jetzt wohl beim RBB Stadtradio 88 8.
Im übrigen halte ich die Klammer, die hier um Wilson, Quandt, Wosch. Lehmann u.a. gezogen wird, für etwas unglücklich. Wenigstens Wosch, aber auch Lehmann, spielen in einer anderen Liga...


@Wrzlbrnft

Du hast völlig recht (und Radiowaves hat ja auch nichts anderes geschrieben).
Trotzdem sollte ganz klar darauf hingewiesen werden, dass FM4 aus ganz anderem Holz als Radio Fritz geschnitzt ist (und dies zu meiner grossen Freude :)).
Vergleiche bieten sich zwar an, Gleichsetzungen aber keinesfalls...

In diesem Sinne, FM4 rulez...
 
Ich gehe einfach nur davon aus, daß nach solchen Aktivitäten wie http://www.10jahrefritz.de kaum noch ein Klima herrschen kann, das eine weitere Beschäftigung bei Fritz möglich macht
Wer sagt denn, daß Trevor Wilson noch Interesse an einer Mitwirkung in diesem Programm hat? Aus seiner Präsentation (der Punkt "Live" ist wirklich sehr hypsch) geht eigentlich recht deutlich etwas anderes hervor. Das ist durchaus kein Widerspruch dazu, den Rechtsweg gegen den RBB als Rechtsnachfolger des ORB zu beschreiten, da dieser bekanntlich nicht nur aus dieser einen Hörfunkwelle besteht.

Nun ja, daß die reifere Jugend sich fürderhin Radio Eins zuwenden möge war an sich die Grundidee, als der ORB 1997 dieses Programm ins Leben rief. Allerdings darf vielleicht doch bezweifelt werden, daß das so gedacht war, wie es nun geschehen ist.

Und es mutet schon ein wenig paradox an, wenn Konrad Kuhnt erklärt, es sei für sein Programm wichtig, "in der Mannschaft jung zu bleiben", weil er als Konsequenz umgehend den Chefredakteursposten bei dieser Welle räumen müßte.

Im übrigen sehe ich mich wieder einmal daran erinnert, wie im Falle MDR Sputnik so mancher auch sehr lange nicht sehen wollte (sehen wollen konnte), daß es mit dem alten DT64 nichts mehr zu tun hat.
 
Im übrigen sehe ich mich wieder einmal daran erinnert, wie im Falle MDR Sputnik so mancher auch sehr lange nicht sehen wollte (sehen wollen konnte), daß es mit dem alten DT64 nichts mehr zu tun hat.

Und zwar auf beiden Seiten der Glasscheibe. Noch 1997 grölten Hörer im Freudentaumel was von "endlich ein richtiges Rockradio auf UKW", als man in Halle die 104.4 zu bespielen begann - da war von "Rockradio" schon keine Spur mehr - und selbst ein "Rockradio" in seiner Monotonie wäre kein Ersatz für DT64 gewesen.
Auf der anderen Seite quälte sich z.B. ein ganz lieber ehemaliger Forstarbeiterlehrling aus Köthen noch bis mindestens ins Jahr 2001 hinein beim MDR, zuletzt allerdings bei Jump. "Absprung verpaßt" lautete der Kommentar eines Ex-Kollegen dazu...
 
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