Politik inzwischen desinteressiert?

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@Mannis Fan
Wann haben denn Beck, Oettinger und Stoiber die Grundsatzfrage gestellt? Gerade diese Herren habe ich gerade eher als Verteidiger des öffentlich-rechtlichen Systems in Erinnerung. Kurt Beck hat sich meiner Erinnerung nach immer dafür ausgesprochen, den Öffentlich-Rechtlichen möglichst rechtliche Vorgaben aufzuerlegen, etwa was ihre Programmgestaltung oder ihre Verbreitung im Internet angeht, Oettinger hat zarteste Versuche unternommen, den Qualitätsgedanken im öffentlich-rechtlichen System zu stärken, und Stoiber hat seinen Bayerischen Rundfunk immer mit Zähnen und Klauen verteidigt.
 
@TS2010
Nichts gegen die von Dir genannten Sender, nur zwischen 104.6 RTL und Flux FM klafft doch eine gewaltige programmliche Lücke. Weder der RBB, noch die Privaten schließen sie derzeit und bieten ein breit aufgestelltes, aktuelles Mainstreamangebot an. Also ein Hot AC mit 2.000 Titeln, deutlichem Informationsanteil und unterhaltende Elemente, bei deinen man sich nicht vor lauter Fremdschähmen in die Ecke verkriechen möchte.
Aber ja, radioeins für die Erwachsenen und Fritz für den Rest! Obwohl beide Programme in den letzten Jahren etwas federn lassen mussten gelingt der Spagat, ich weiß jetzt nicht ob Deine pedantischen Anforderungen von 2.000 AC-Titeln eingehalten werden und die Spanne zwischen Unterhaltung und Fremdschämen ist ja auch eher individuell auszulegen, jedoch wird die Lücke zwischen Programmen wie RTL und FluxFM damit ganz anständig überbrückt, um das Wort geschlossen zu vermeiden.
 
... Frage doch lieber mal die Politik, was aus den öffentlich-rechtlichen Sender geworden ist, bei denen die Politiker schon ihre Tentakeln drin haben.
... und aus deren Journalisten.

Schizophrene Medien - gefährden unsere Demokratie
(Telepolis, 15.8.2014) ... An solchen Nachrichten zu zweifeln, ist nur mehr ein sehr bescheidener Intelligenztest. Immerhin wird er von einigen bestanden, wenn das Niveau im freien Fall ist. Der Tiefpunkt war das "Stoppt Putin"-Cover des Spiegel. Dort, wo sich der Protest entlud, wie auf der Facebook-Seite des Spiegel, machen sich nun wohl die Redakteure auf die Suche nach russischen IP-Adressen von Putin-Trollen. Viel Spaß dabei, aber es gibt einen medizinischen Ausdruck dafür: Realitätsverlust.

Zu seinem 90. Geburtstag am 9.3.2014 stellte Peter Scholl-Latour im Interview fest:
„Wir leben in einem Zeitalter der (..) medialen Massenverblödung.​

Wenn Sie sich einmal anschauen, wie einseitig die hiesigen Medien, von TAZ bis Welt, über die Ereignisse in der Ukraine berichten, dann kann man wirklich von einer Desinformation im großen Stil berichten, flankiert von den technischen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, dann kann man nur feststellen, die Globalisierung hat in der Medienwelt zu einer betrüblichen Provinzialisierung geführt. Ähnliches fand und findet ja bezüglich Syrien und anderen Krisenherden statt."
weiter dort: www.heise.de/tp/artikel/41/41168/2.html

Und aus einem Interview des Bayerischen Rundfunks: am 11.3.2014
Dass jetzt die öffentlich-rechtlichen Sender auf Quote aus sind, ist grundfalsch. Wenn man dort eine Dokumentation macht, was inzwischen selten genug ist, dann ist das Erste, was gesagt wird: "Die Quote war gut!" Es wird nicht gesagt: "Der Film war gut!"
Damit bringen sich die Öffentlich-Rechtlichen um ihre eigentliche Existenzberechtigung.

Seit 16.August ist leider ein weiteres ernst zu nehmendes Urgestein aus unserer Welt verschwunden.
RIP

Die Zukunft sieht düster aus,
bloss nich hinkucken.
.
 
Wir verneigen unser Haupt vor dem weitgereisten Propheten... er hat mit seinen politischen Prognosen in beinah allen Punkten recht behalten. Dabei war er nie bequem oder politisch korrekt - sondern eine schnodderige Korrespondenten-Ikone mit Ecken und Kanten und sehr viel Durchblick.
 
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@Grenzwelle
Zumindest die Ministerpräsidenten Beck, Öttinger und Stoiber haben in ihrer jeweiligen Amtszeit die Grundsatzfrage gestellt: Brauchen wir noch ein (dieses) Öffentlich-Rechtliches System? Das wurde nicht weiter verfolgt, aber der Keim ist gelegt, während mir nichts davon bekannt ist, dass irgendjemand aus der Politik die Privaten in Frage stellen würde.
Manni, diese Statements hatten doch nur zwei Ziele: Zum einen den Oeffentlich-rechtlichen mal die Folterinstrumente zu zeigen, zum anderen sich bei den Waehlern zu profilieren. Es ging nie wirklich darum, irgendein System in Frage zu stellen. Wie schon richtig angemerkt wurde, schon gar nicht von Beck und Stoiber. Und wie du schon sagst, passiert ist gar nichts.

In ein paar Jahren, wenn merkliche Teile der medialen Meinungsbildung ins Internet abgewandert sind, kann das vielleicht anders aussehen. Dann wird der deutsche Parteienproporz wohl versuchen, sich dort adaequat in Szene zu setzen. Wird spannend werden, diese Versuche zu beobachten. Angriffe aus der Politik mit Unterstuetzung etablierter Verlage auf den freien Netz-Journalismus, etwa die Blogger, gab es ja schon.
 
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Ich denke, dass auch die Verwebung der Politik und der großen Verlagshäuser an dieser Situation nicht ganz unschuldig ist. Man kann davon ausgehen, dass dadurch die Große Koalition nur gestärkt wird. Medientechnisch ist Deutschland im Mittelalter, im tiefsten Mittelalter. Man sollte mal in andere, nicht-deutschsprachige Länder schauen, wie dort Medienpolitik betrieben wird; oftmals mit harten Bandagen. Da ist Deutschland ein lammfrommes Land. Erinnert mich an einen Obrigkeitsstaat im reinsten Wortsinne...
So ruiniert sich der Medienstandort Deutschland zusehends!
 
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