(Privat-) Radio aus der Sicht der Marketingleute

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Musik wird in einem Radiosender nur gespielt, damit es eine Unterbrechung zwischen zwei Werbeblöcken gibt.

Das macht beim Kommerzradio ja auch Sinn. Aber wen erreicht man mit Wald- und Wiesnmischungen, respektive, warum hat man nicht früh genug damit begonnen spezifische Musikrichtungen gezielt zu promoten, will heißen, zu bewerben?

Weil der über jedweder Konkurrenz schwebende Presselandesdudler wirtschaftlich nicht in Bedrängnis geraten durfte mussten die Presselokaldudler (mit gleichen Überkreuzbeteiligungen oder strenger Proporzaufteilung) in etwa dasselbe spielen oder eben den vereinheitlichten Consulting-Oldiemix übernehmen.
 
In den 70er Jahren hatte die Hansawelle von Radio Bremen schon Werbefunksendungen und es hat sich niemand dran gestört.
Beispiel: Hitline International am Samstag:
"Von der norddeutschen Funkwerbung hören sie nun die Sendung "Viel gehört - Gern gehört" ...heute als Hitline International. Am Mikrofon Christian Günther."
Nach jedem gespielten Musiktitel folgte ein Werbespot. Die Werbung war natürlich perfekt verpackt in eine Sendung mit Beat- und Rockmusik, die im Radio wenig gespielt wurde.

Im Fernsehen liefen in den 60er Jahren vor 20 Uhr beliebte Werbefunkserien. Das waren 20 Minuten Serien zwischen den Werbeblöcken.
Beispiele: "Polizeifunk ruft", "Funkstreife Isar 12" , "Sprung aus den Wolken", "Der Nachtkurier meldet", "Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger" oder
"Hafenpolizei".

Was wollte ich sagen...ach ja. Wenn das Radioprogramm zwischen den Werbeblöcken attraktiv ist hören wir bewußt zu.

Bei den Werbespots fehlt mir auch die Phantasie der Produzenten. Radio lebt ja von akkustischen Elementen und die werden in der Werbung aus meiner Sicht zu wenig eingesetzt. Also: Mehr O-Töne, weniger Erklärungen.
 
Warum sollte man sich darüber aufregen. Schlussendlich geht es doch beim Privatradio (Wirtschaftsunternehmen) genau darum.
Die sollen Geld verdienen, klar. Als Hörer wünsche ich mir allerdings, dass Radio von Leuten bestimmt wird, die Radio mögen.
Die reinen Marketing- und BWL-Fuzzis sollten sich auch mal Gedanken darüber machen, ob sie mit einer immer weiteren Verflachung des Programms nicht langfristig ihren Sender obsolet machen. Ein Sender, der sich voll darauf ausrichtet, mal zwei Stunden im Hintergrund nebenbei konsumsiert zu werden, wird irgendwann gar nicht mehr eingeschaltet werden.
 
Nicht nur in Bremen gab es in den 60er Jahren reine Werbesendungen. In Frankfurt wurde ebenso verfahren. Ein oder zwei Stunden flotte Musik und Moderation zwischen jeden Titel Werbung. Davon 2 Blöcke am Tag das war es zu dieser Zeit mit der Radiowerbung. In Hamburg wurde die Werbung im Radio erst in den 70ern eingeführt.
 
Die sollen Geld verdienen, klar. Als Hörer wünsche ich mir allerdings, dass Radio von Leuten bestimmt wird, die Radio mögen.
Die reinen Marketing- und BWL-Fuzzis sollten sich auch mal Gedanken darüber machen, ob sie mit einer immer weiteren Verflachung des Programms nicht langfristig ihren Sender obsolet machen. Ein Sender, der sich voll darauf ausrichtet, mal zwei Stunden im Hintergrund nebenbei konsumsiert zu werden, wird irgendwann gar nicht mehr eingeschaltet werden.

Würde Radio von Laien bestimmt, käme dabei unhörbarer Murks raus. Ich empfehle in diesem Zusammenhang die Lektüre eines Buches über Medienwirtschaft bzw. Management von Medienunternehmen. Das, was viele hier im Forum (wobei sich mir häufig genug die Frage aufdrängt, wer hier diskutiert. Profis und Leute mit entsprechenden Kenntnissen wohl seltener als "Verprellte", "man müsste mal"-Ankündigungsminister, "Sender XYZ ist doof"-Realitätsverweiger) geflissentlich missachten ist eine Tatsache: Sie heißt ROI und ist nicht erst seit gestern bekannt. Man wird alles tun, um die Eigenkapitalverzinsung zu optimieren. Gesellschafter und Kapitalgeber interessiert im Zweifel nicht, ob das Geld aus Radio, Goldhandel oder Fliesenlegen kommt. Alles, was mehr Geld verspricht - in einem Bereich in dem die Gesellschafter firm sind (vgl. Principal-Agent-Problem) wird gemacht. Feierabend. Ende. Aus.
 
Ich hätte da ein paar Fragen:
Würde Radio von Laien bestimmt, ...
Werden nicht andauernd irgendwelche Umfragen zu allem möglichen unter Hörern (=Laien) gemacht und deren Bedürfnisse sind dadurch den Sendern angeblich bekannt?
Gesellschafter und Kapitalgeber interessiert im Zweifel nicht, ob das Geld aus Radio, Goldhandel oder Fliesenlegen kommt. Alles, was mehr Geld verspricht
Ist denen denn wirklich so egal ob sie versuchen ein gutes oder schlechtes Produkt unter die Leute zu bringen? Mit einem wirklich guten Produkt läßt sich doch viel leichter und viel mehr Geld verdienen.
- in einem Bereich in dem die Gesellschafter firm sind (vgl. Principal-Agent-Problem) wird gemacht
Wenn sie in ihrem Bereich wirklich firm sind, wofür brauchen sie dann die ständige Beratung?
 
Gesellschafter und Kapitalgeber interessiert im Zweifel nicht, ob das Geld aus Radio, Goldhandel oder Fliesenlegen kommt. Alles, was mehr Geld verspricht - in einem Bereich in dem die Gesellschafter firm sind (vgl. Principal-Agent-Problem) wird gemacht. Feierabend. Ende. Aus.

Nur der Unterschied zwischen Goldhandel, Fliesenlegen und Radio ist, dass die Ressource Frequenz nur beschränkt zur Verfügung steht. Aus diesem Grund hat auch die Gesellschaft ein Mitspracherecht wie diese genutzt werden. Darum kann ich als Bürger dieses Landes auch verlangen das, dass was über die Wellen daherkommt ein gewisses Niveau hat und nicht nur unhörbarer Murks raus kommt.
 
Aus diesem Grund hat auch die Gesellschaft ein Mitspracherecht wie diese genutzt werden. Darum kann ich als Bürger dieses Landes auch verlangen das, dass was über die Wellen daherkommt ein gewisses Niveau hat und nicht nur unhörbarer Murks raus kommt.
Führt man deine Argumentation konsequent weiter, müsste jedem Bürger ein einklagbares Recht auf qualitativ hochwertigen Rundfunk mit Informationsauftrag - dieser Begriff müsste noch eindeutig definiert werden - zustehen.
Streng genommen wäre das dann das Radio der Bundeszentrale für politische Bildung.

Wir würden uns noch nicht einmal darauf verständigen können, was denn nun eigentlich genau "unhörbarer Murks" ist.

Für mich ist ein Werbung verkaufendes Radio dann erfolgreich, wenn die Hörer beim Werbeblock nicht abschalten, sondern dranbleiben. Ob jetzt aus Faulheit oder anderen Gründen, sei dahingestellt. Das geht mit einem unaufgeregten Nebenbeiprogramm, das den Hörern den Glauben schenkt, es sei das Beste für sie, nun mal am simpelsten.
Die Aufmerksamkeit der dann eher nebensächlich zuhörenden Menschen auf den Werbespot zu lenken ist wiederum Aufgabe der Werbeagentur bzw. des Werbetreibenden.

Das Radio muss nur dafür sorgen, dass a) möglichst viele Leute zuhören (wofür ich heutzutage leider keine Qualität benötige) und b) diese Hörer zum Zeitpunkt der Werbeeinblendung das Radio unverändert weiter laufen lassen.
Um mehr geht es hier gar nicht, alles andere ist pures Wunschdenken.
 
Wie hier ja schon angeführt wurde gibt es Werbung nicht erst seit kurzer Zeit. Auch der Privatfunk hat einige Jahre auf dem Buckel. Und in diesen Jahren hat sich viel geändert. Diese damals frischen Programme sind, falls sie denn noch existieren, zu meist unangenehm nervenden Zuständen geworden. Und da nun so "verkauft" wird frage ich mich: Sind die Hörer tatsächlich so abgestumpft, dass ihnen so etwas gefällt?. Klar, mit der Zeit ändern sich Geschmäcker. Nur wenn man die Programme mit dem was sie vor 15 Jahren waren vergleicht, ist das schon ein deutlich qualitativer Unterschied. Das ist so, als wäre früher jemand morgens nur mit einem richtigen Frühstück zufrieden gewesen, und heute dagegen tuts überspitzt gesagt eine Flasche Bier.
 
Werden nicht andauernd irgendwelche Umfragen zu allem möglichen unter Hörern (=Laien) gemacht und deren Bedürfnisse sind dadurch den Sendern angeblich bekannt?

Nennt sich Marktforschung, ist notwendig um das Produkt zu optimieren. Wenn dafür ein Programm nötig ist, dass keinem "wehtut", dann ist das so. Hat nichts damit zu tun, dass die Hörer das Programm produzieren.


Ist denen denn wirklich so egal ob sie versuchen ein gutes oder schlechtes Produkt unter die Leute zu bringen? Mit einem wirklich guten Produkt läßt sich doch viel leichter und viel mehr Geld verdienen.

Definiere "gutes oder schlechtes Produkt". Das magst Du so sehen. Ich sehe das vielleicht anders. Wenn ich die Glotze anmache, denke ich auch häufiger: "Wer soll das alles gucken? So viel Schwachsinn". Gucke ich in die TV-Quoten oder höre, worüber sich andere unterhalten, scheinen doch nicht so wenige es zu gucken. Ist vielleicht wie mit der Bildzeitung: Angeblich liest sie keiner, das Blatt hat aber hohe Verkaufszahlen und alle wissen was drinsteht.

Wenn sie in ihrem Bereich wirklich firm sind, wofür brauchen sie dann die ständige Beratung?

Wenn Politiker in ihrem Bereich firm sind, wofür brauchen sie dann die ständige Beratung? Warum gehen Ärzte auf Fortbildungen? Weil Externe einen ganz anderen Blick auf das eigene Unternehmen haben und im Gegensatz zur eigenen Mannschaft manche Dinge leichter umsetzen können.
 
Würde Radio von Laien bestimmt, käme dabei unhörbarer Murks raus. Ich empfehle in diesem Zusammenhang die Lektüre eines Buches über Medienwirtschaft bzw. Management von Medienunternehmen. Das, was viele hier im Forum (wobei sich mir häufig genug die Frage aufdrängt, wer hier diskutiert. Profis und Leute mit entsprechenden Kenntnissen wohl seltener als "Verprellte", "man müsste mal"-Ankündigungsminister, "Sender XYZ ist doof"-Realitätsverweiger) geflissentlich missachten ist eine Tatsache: Sie heißt ROI und ist nicht erst seit gestern bekannt. Man wird alles tun, um die Eigenkapitalverzinsung zu optimieren. Gesellschafter und Kapitalgeber interessiert im Zweifel nicht, ob das Geld aus Radio, Goldhandel oder Fliesenlegen kommt. Alles, was mehr Geld verspricht - in einem Bereich in dem die Gesellschafter firm sind (vgl. Principal-Agent-Problem) wird gemacht. Feierabend. Ende. Aus.

Die Guillotinen werden schon gewetzt für all' diejenigen, die Demokratie mit Kapitalismus verwechseln.


A.
 
Bedenklicher als "normale Werbung" finde ich die Tatsache, dass nur noch Musik gespielt wird, für die die Plattenfirmen offensichtlich WKZ-Gelder zahlen.
Oder Kinowerbung als "Kultur-Tip" verpackt wird. Das ganze wird noch nicht mal als Werbung gekennzeichnet.
 
Darum kann ich als Bürger dieses Landes auch verlangen das, dass was über die Wellen daherkommt ein gewisses Niveau hat und nicht nur unhörbarer Murks raus kommt.
Nein, Du als Bürger hast da ebenso viel Mitspracherecht wie bei S21, wenn Du in Hamburg lebst.
Wenn Politiker in ihrem Bereich firm sind, wofür brauchen sie dann die ständige Beratung? Warum gehen Ärzte auf Fortbildungen? Weil Externe einen ganz anderen Blick auf das eigene Unternehmen haben und im Gegensatz zur eigenen Mannschaft manche Dinge leichter umsetzen können.
Das ist defintiv anders. Zumindest in der Politik und auch aus meiner Medienzeit ist mir das anders bekannt.
"Wir nutzen besser ein Beratungsunternehmen, damit, falls das Unternehmen schief geht, die Haftungsfragen geklärt sind."
So in etwa ein Originalzitat eines ehemaligen Arbeitgebers.
Weshalb sollte das ausgerechnet in der Politik anders sein? - Gut, da zählt wohl eher der Spruch:
"Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern heute?"
Aber ansonsten dürfte es exakt gleich aussehen mit der Begründung.
 
olliver55 schrieb:
auch verlangen das, dass was über die Wellen daherkommt ein gewisses Niveau hat

Ich würde darüber hinaus auch verlangen, dass das, was darüber geschrieben wird, ein gewisses Niveau hat, beziehungsweise wenigstens den deutschen Rechtschreibregeln entspricht.
 
Gesellschafter und Kapitalgeber interessiert im Zweifel nicht, ob das Geld aus Radio, Goldhandel oder Fliesenlegen kommt. Alles, was mehr Geld verspricht - in einem Bereich in dem die Gesellschafter firm sind (vgl. Principal-Agent-Problem) wird gemacht. Feierabend. Ende. Aus.

Ohne das Medienkonglomerat kritisieren zu wollen, in dem die Zeitungsverlage ihre Einzelaktivitäten bündeln: Mit dem typischen deutschen Hit- und Beraterradio ist auf dem Werbemarkt schon heute nicht viel zu holen, wie will man dann erst zukünftigen Herausforderungen begegnen? Jeder, der mal Blut geleckt hat und sich woanders umgehört hat, wird langfristig nicht zu halten sein. Wenn die heutigen Anteilseigner ein minimales Interesse daran hätten, den Geschäftszweig Radio als Einnahmefaktor zu erhalten, müsssten sie ein Gesamtpaket schnüren, das alle relevanten Geschmacksrichtungen berücksichtigt, sodass bestimmte Genreliebhaber nicht ständig mit Musiktiteln behelligt werden, die sie nicht ausstehen können. Dieser Schritt ist zumindest angesichts der speziellen deutschen Gemengelage ohne Digitalisierung völlig illusorisch.

Ich gehe davon aus, dass die große Mehrheit der Bevölkerung im Radio keine musikalische Heimat mehr findet, mit der sie sich weitgehend identifizieren kann. In Zukunft wird sich Radio nur noch behaupten können, wenn es eine größere Zahl klar definierter Sparten bedient, die mit spezifischen Titeln und Neuerscheinungen einhergehen; was heute gemeinhin über den Äther kommt spottet jeder Beschreibung.
 
Bedenklicher als "normale Werbung" finde ich die Tatsache, dass nur noch Musik gespielt wird, für die die Plattenfirmen offensichtlich WKZ-Gelder zahlen.
Oder Kinowerbung als "Kultur-Tip" verpackt wird. Das ganze wird noch nicht mal als Werbung gekennzeichnet.
Die Plattenfirmen zahlen "offensichtlich" WKZ-Gelder? Offensichlich?? Hast Du dafür den Ansatz eines Beweises? Hey, da würden sich aber etliche Eigentümer/Geschäftsführer freuen, wenn Sie auf diesem Weg Einnahmen generieren könnten.
Die Kinoberichterstattung in der Tageszeitung ist durch ganz freie Recherche entstanden?? Die Press-Kits der Filmverleiher gibt es wohl gar nicht? Reisejournalisten zahlen die Reisen/Aufenthalte selbst und Autojournalisten selbst die Anreise/Hotels in den wunderschönen Ferienregionen? Die kritischen Hauptstadtjournalisten zahlen bei Empfängen, Banketten, Hintergrundgesprächen etc. ihre Speisen und Getränke?
Komisch nur, Filme fallen bei der Kritik durch, bestimmte Reiseziele haben kein gutes Image und Politiker werden gern niedergeschrieben. Geht nach deinen Vermutungen ja gar nicht, oder? Herrgott, selbst wenn kein Geld fließt wurden und werden Sachen je nach Gusto nach oben oder unten geschrieben. Das war in der Vergangenheit so, ist heute so und wird auch in Zukunft so sein. Wenn es ein Titel zu arg treibt, dann verliert er Nutzer. Das ist das einzige Korrektiv das langfristig wirkt. Außer rotverstrahlten hat kein Mensch in der DDR der Aktuellen Kamera oder dem ND geglaubt.
 
Ich gehe davon aus, dass die große Mehrheit der Bevölkerung im Radio keine musikalische Heimat mehr findet, mit der sie sich weitgehend identifizieren kann. In Zukunft wird sich Radio nur noch behaupten können, wenn es eine größere Zahl klar definierter Sparten bedient, die mit spezifischen Titeln und Neuerscheinungen einhergehen; was heute gemeinhin über den Äther kommt spottet jeder Beschreibung.

Ich denke zudem, dass viele Leute auch nur Radio hören, damit es zu Besitz Situationen nicht zu still ist. Dann ist es eher wichtig, dass etwas dudelt, und nicht was. Deswegen sind viele Hitradios ja auch "erfolgreich" in der MA. Bei irgendeiner Gelegenheit hat man sie halt mal gehört.
Gäbe es mehr Alternativen mit zufriedenstellender Abdeckung müsste sich manches Hitradio warm anziehen. Dann würde Konkurrenz entstehen wo vorher keine war. Der "heimatlose" hätte seine "Heimat" gefunden, und würde in Zukunft das Hitradio in der MA nicht mehr nennen.
Und da Konkurrenz nur durch die Digitalisierung des Rundfunks entstehen kann hat der Privatfunk eben kein Interesse daran.
 
In diesem Zusammenhang finde ich es sngebracht zu erwähnen, dass alle Zeitungskampagnen hinsichtlich des erwünschten Wahlverhaltens bisher gründlich in die Hose gingen. Die Leute lassen sich eben nicht vorschreiben, was sie zu denken oder wie sie über eine Person / ein Produkt / ein Wahlprogramm zu urteilen haben.

Und da Konkurrenz nur durch die Digitalisierung des Rundfunks entstehen kann hat der Privatfunk eben kein Interesse daran.

Nicht zwangsläufig. Man könnte dem Zeitungsverbund einen größeren Frequenzbereich zuschustern, über den er ein größeres Ding, z.B. ein Multi-Genreradio aufziehen könnte. Dann heißt es eben Pech gehabt, leider kein Kanal mehr frei. Daran hat noch kein Lobbyist gedacht...

Diesen Leuten ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Jahrelang quälen sie die Leute mit Call-In-Sendungen, doofen Ratespielen und schwer verdaulichen Promo-Singles, die einem jedes 3-Stunden-Quiz vergällen.

Doch statt in ihrer Zielgruppenblindheit zu verharren hätte sie lieber ein kontroversielles Talkradio auf Sendung gehen lassen sollen, in dem sich die Leute über politische, gesellschaftliche, medizinische oder rechtliche Fragen austauschen können - Experten und journalistische Aufhänger, die jeder Zeitungsverlag mit links stemmt, inklusive. Schließlich ist es schnuppe ob der zahlende Anrufer 16 oder 66 jahre alt ist, Hauptsache die Kasse klingelt. Und wenn's darum geht mitreden zu können oder sich fachmännisch beraten zu lassen guckt keiner mehr auf die Telefonrechnung.

Neben der guten Rendite haben Talkradios gegenüber Dudelradios einen unverleugbaren Vorteil - sie fesseln ihr Publikum, während letztere nur noch anöden. Und so ein Funkforum mit tagesaktuellem Bezug gehört ausnahmsweise wirklich zur Kernkompetenz der Pressekonzerne.
 
antenna schrieb:
Ach, wir Badener sind doch keine Erbsen- bzw. Kommazähler - schenke ihm doch eins!

Das Komma, - geschenkt! Aber dass das "Dass" und das "Das" in einer Art verwendet werden, dass das nicht mehr hinnehmbar ist, musst Du doch einräumen.
 
@ricochet:
Um zu sehen, dass Talkradio funktioniert, muss man nur in andere Länder schauen. Ich habs schon des öfteren während einer Taxifahrt in Lima oder Callao erlebt, dass die vor Ort hörbaren Sender RPP Noticias oder Radio Capital zu hören waren. Das heißt aber keinesfalls, dass diese Taxifahrer nur stumpf Wortprogramme hören. Da wird dann auch mal zwischenden verschiedenen Formaten hin-und hergeschaltet.
 
Mit dem typischen deutschen Hit- und Beraterradio ist auf dem Werbemarkt schon heute nicht viel zu holen, wie will man dann erst zukünftigen Herausforderungen begegnen?

"Die privaten Hörfunkveranstalter erwirtschafteten 2010 Gesamterträge von 644 Mio. Euro (2008: 624 Mio. Euro) und zusammen einen Überschuss von 75 Mio. Euro (2008: 85 Mio. Euro). Damit erreichten sie einen gegenüber 2008 (116 Prozent) leicht reduzierten Kostendeckungsgrad von 113 Prozent. "
Quelle: http://www.die-medienanstalten.de/p...nk-schneller-ueberstanden-als-erwartet-d.html

113% Kostendeckungsgrad, das macht eine Marge von 13%! Gut, bei der Deutschen Bank waren mal 20% ausgelobt, aber mal im Ernst: Das ist ganz schön sportlich und hat nix mit "nix zu holen" zu tun. Ganz im Gegenteil! Übrigens: Landesweite Sender erzielen im Schnitt eine bessere Verzinsung als Lokalradios.
 
Und wer erwirtschaftet die Rendite? Die reichweitenexklusiven, systemgedeckten Konkurrenzvernichter, um die man nicht umhinkommt, die anderen müssen darben. Ob die Zahlen wirklich ganz sauber sind sei dahingestellt und ob das teure analoge Serndernetz in fünf Jahren noch so locker finanziert werden kann wird sich zeigen.

Als Markenhersteller habe ich keine Wahl - wenn ich im Radio Reichweite erzielen möchte, komme ich an den Monopolisten mit landesweiter Frequenzabdeckung ganz einfach nicht vorbei und in kleineren Märkten gibt es Mengenrabatte für Pakete mit zig Einzelsendern, von denen einer klingt wie der andere.
 
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