und grundsätzlich so, dass alle anderen wie FM4, M 94,5, DLF Nova oder egoFM noch antikommerzieller überholt werden
Genau das ist PULS aber doch nicht mehr, seitdem es PULS heißt? An die Diskussionen darüber, dass sich PULS weiter dem jungen Mainstream öffnen wird, als es on3 tat, erinnere ich mich noch.
okay, mein Studium ist über zehn Jahre her, trotzdem identifiziere ich mich mit den heute 25-30jährigen mehr als mit Leuten in meinem Alter
Mein Studium ist noch länger her (Abschluss Ende 1998) und ich kann mich heute mit keiner Altersgruppe "identifizieren". In jeder Altersgruppe ist der Mainstream völlig anders, als ich lebe oder leben möchte.
Zu den Jugendlichen unter 20 kann ich schon kommunikationsmäßig nicht aufschließen, ich habe keinen Messenger, habe noch nie TikTok oder Whatsapp gesehen geschweige denn damit gearbeitet und besitze keinen Instagram-Account. Was aus den Bluetooth-Wummen der hier bei besserem Wetter vorbeiziehenden Jugendgangs dröhnt, ist für mich keine Musik, sondern gewaltverherrlichendes hohlbirniges Gegrunze irgendwelcher elektronisch verfremdeter Bierfass-Stimmen (vgl.
dieses oder
jenes). Ich trinke keinen Alkohol, nehme keine Drogen - völlig langweiliger Typ also.
Was die Generation 20-30 so macht, weiß ich fast gar nicht. Die bekomme ich für gewöhnlich kaum zu sehen. Ok, manche studieren, andere sind in der Ausbildung und arbeiten danach irgendwo. Wenn ich selten mal welche (männlich) in Berlin kennenlernte, bestand ihr Leben oft aus artiger, angepasster Bürotätigkeit mit nächtlichem / wochenendlichem Abriss auf Technoparties (nein, nicht 1991, sondern 2015). Lernte ich Frauen zwischen 20 und 30 kennen, waren vor allem die sofort deutlich spürbare schwere Psychose, der Hass auf ihre Eltern, das vorsätzliche Kontra (in Form von im-Müll-Leben) gegen die Lebensweise in ihrem schwäbischen Elternhaus, das Männerbild ("warum sollte ich mir ein ganzes Schwein halten, wenn ich doch nur ein Schnitzel will?" -> also jedes Wochenende einen neuen "Freund plus" via Tinder zum F*cken und dann wieder schnell weg mit dem Typen) und die spannende Mischung aus intensiven Drogenerfahrungen und Vipassana-Meditations-Retreats auffällig.
Die heutige "Elterngeneration", zu der ich altersmäßig eigentlich auch gehören würde, wenn ich nicht wegen "der ist so komisch" überall und immer wieder aussortiert worden wäre, passt auch nicht zu mir. Als ich 35 war, hielt man mich optisch für 20 (inzwischen habe ich aber beinahe optischen Anschluss gefunden an meine Altersgruppe, weil mir wegen der gesellschaftlichen Gesamtsituation und "Perspektive" stressbedingt die Haare ausgehen). Die, die ich, als ich 30 war, für 55 hielt, wurden mir dann als 30-jährige vorgestellt. Da hatte das Mainstream-Leben mit der Extraportion Alkohol und Druff-Zeugs ganze Arbeit hinterlassen. Eine Ärztin aus meinem Bekanntenkreis ordnete mir mal eine Reihe bierbäuchiger Glatzen, die sich in einem Thüringer Freibad an einer Beckenseite zu einer sehr unappetitlich anzusehenden, an abgelagertes, portioniertes Eisbein erinnernde Aufreihung des Grauens versammelt hatten, als Endzwanziger ein und meinte, diesen Typ Mann habe sie regelmäßig in der Notaufnahme: mit Infarkt. Die wären mit 30 dann "fertig". Ich hatte die Männer optisch auf Mitte 50 geschätzt. Günstigstenfalls.
Also: ich kann nicht mithalten bei den humpelnden bierbäuchigen Glatzen, die in meiner ostdeutschen Heimat meine Altersgruppe repräsentieren und bei den Mainstream-Frauen (strenger Blick, münzmallorca-verbrutzelte Haut, abrasierte und dann mit Farbe wieder angemalte Augenbrauen, strenge Frisur, tättowiert, nuttige Kleidung, Zigarette und perfekt dazu passender regionaler Dialekt) hoch angesehen sind. Ich kann es weder optisch noch anderweitig. Ich bin auch kein Rassist und kein Faschist und damit sowieso kein "richtiger Mann". Und ich finde die Mainstrem-Menschen oft einfach nur noch zum Fürchten - zum Fürchten vor der Zukunft. Die kann nur eine finstere sein.
Ja, es gibt auch andere in meiner Altersklasse. Aber ich fühle mich auch im Maßanzug nicht sonderlich wohl und habe in Gegenwart von Büro-Outfit tragenden Frauen immer das Gefühl, ich bin zur Personalchefin vorgeladen und werde gleich plattgemacht, ich besitze weder ein martialisches noch ein luxuriöses Auto (sondern gar keins und will auch keins), ich habe keine 5-Mark-Stück großen Löcher in den Ohren, bin nicht tättowiert, habe keinen Vollbart und heize nicht mit einem "Bike" den 60°-Abhang im Wald runter. Und ich habe keine Lust, tagtäglich stundenlang einen als Altar in der Wohnung aufgestellten Fernseher anbeten zu müssen, mag weder MDR Jump noch einen Privatsender hören, will keine "Serien" gucken", vermag mir Parfüm- und Zigarettengestank ebenso wenig schönzuerotisieren wie kokettierend zur Schau gestellte Unzurechnungsfähigkeit. Wenn man wegen dieser Eigenschaften eine Mainstream-Frau nicht anhimmelt, wird Madam ja sehr schnell zu prinzessin Ar*chloch.
Danke, ich verzichte.
Ich war irgendwie "immer dazwischen". Interessierte mich einst für Punk-Musik und später für Indie allgemein, ohne Ratten zu züchten, keine ausbildung zu machen oder die Nächte in Clubs zu verbringen. Ich bin gerne in ruhige Natur, ohne Himalaya-tauglicher Bergsteiger zu sein oder einmal im Jahr zu Fuß durch Afghanistan oder auf Skiern durch Kamtschatka zu laufen. Ich habe jahrelang regelmäßig einen Yogakurs besucht, ohne auf intensive Drogenerfahrungen zurückblicken zu können, Veganer zu sein, DLF Kultur zu hören, im Prenzlauer Berg zu wohnen und zu bloggen.
Irgendwie passe ich nirgenwo rein. Aber zu mir passe ich, und das ist die Hauptsache.
Im Radio also: die Musikauswahl von Paul Baskerville oder vom Bayern-2-Nachtmix. Oder eine halbe Stunde für den Hintergrund egoFM. Ansonsten eher Wort als Musik im Radio. Und keine Jugendwellen mehr, aber auch nicht die Popwellen, die ich aufgrund meines Alters eigentlich gefälligst hören soll.
Heute sind Eltern und Kinder eher Kumpels als früher, ich sehe es überall.
Sehe ich in meinem Umfeld auch. Die Kinder sind auch viel früher selbständig und wirken reifer (im Sinne von "sicherer in der Welt"), als wir es waren. Der nun 14-jährige Sohn meiner liebsten Freundin wirkt auf mich wie "erwachsen". Klar, isser noch nicht, auch wenn er ein Schuljahr übersprungen hat, weils ihn nur langweilte. Aber wenn ich an mich mit 14 denke... wie "hilflos" ich damals war und daran, wie ich mit 17 drauf war.... HILFE!