AW: Qualität oder Quantität - die ARD-Hörfunkwellen
Um die Rundfunkgebühren rechtfertigen zu können, müssen die öffentlich-rechtlichen Sender Programme machen, die sich (1.) einerseits an ein möglichst großes Publikum wenden und sich (2.) andererseits von den privaten Programmen deutlich unterscheiden.
Aber: Wie soll das gehen, wenn alles, was massentauglich ist, durch die Privatsender anscheinend oder scheinbar bereits abgedeckt ist und alles andere (außer Schlagerradios für die werbeirrelevante Zielgruppe) nur winzige Minderheiten erreicht? U.a. zeigen Radio Eins und Fritz sowie Beispiele aus dem Ausland, dass es anders geht, aber es erfordert offensichtlich viel Mut und einen langen Atem, bis sich so etwas in unserer eingefahrenen Radiolandschaft durchsetzt. Und Radio Eins (erfolgreich in Berlin, kaum gehört in Brandenburg) zeigt auch, dass es da vermutlich keine Konzepte gibt, die man beliebig auf jedes Sendegebiet übertragen kann. Die Frage ist für mich: Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit die Sender mutiger werden, neue Konzepte auszuprobieren? Unabhängigkeit von Werbeeinnahmen gehört offensichtlich nicht dazu. Vielleicht eher Führungskräfte mit entsprechenden Visionen und eine innovationsorientierte Unternehmenskultur in den Sendeanstalten?
Und hier noch ein paar Zitate und Kommentare:
Macht es in euren Augen Sinn, dass immer neue Wellen (N.Joy, YouFM, dasDing, usw.) gelauncht werden und darunter die Qualität der anderen, alt eingesessenen offensichtlich leidet.
Bei N-JOY ergab es keinen Sinn. Dass das NDR-2-Programm wie auch andere Programme der gleichen Anstalt gelitten haben und noch immer leiden, sehe ich jedoch unabhängig davon. Das hat mit N-JOY höchstens indirekt etwas zu tun.
NDR 2 hat sich in den letzten Monaten stark gebessert, war bis vor geraumer Zeit eine Dudelstation - jetzt ist die Musik wieder top mit vielen Tracks aus den 70er und 80er - Jahren.
Anspruchsvollere Popmusik abseits des Mainstream läuft nachts auf NDR 4 INFO, aber leider nur nachts. Für mich ist das Programm aber eine wohltuende Abwechslung, Nachtclub und Nightlounge höre ich sehr oft und gerne.
Jaja. Nachdem NDR 2 in den vergangenen zwanzig Jahren nach und nach zu einem Superhitdudler zurechtgestutzt wurde, gibt man uns nun einen Bruchteil von Vielfalt zurück und kann sich nicht zurückhalten, so oft wie möglich damit herumzuprahlen. "Songs, die sie schon lange nicht mehr im Radio gehört haben".... ja, warum wohl nicht!? Weil sich auch NDR 2 zu schade für diese Musik war!
Sich angesichts hunderttausender Titel auf 300 zu beschränken ist vor allem bei den öffenlich-rechtlichen Sendeanstalten ein Armutszeugnis.
Eine enge Rotation finde ich nicht grundsätzlich schlecht. Wenn es gerade einen neuen Song gibt, den ich gerne mag, will ich ihn ja auch besonders oft hören - allerdings nur für ein paar Tage oder Wochen, nicht über Monate oder gar Jahre. Und mehr Songs in der Rotation sind sicher auch kein Patentrezept. Ich erinnere mich noch an die Top 2000 bei Radio Hamburg, die waren musikalisch genau so langweilig wie das sonstige Programm auch.