Quo vadis, Radio Ennepe Ruhr?

Dann brechen in diversen Zimmern Schweißperlen ihren Weg auf die Stirn. Und man wird mit mahnenden Zeigefingern des "Aachener Modells" gedenken, wo ein Investor von außen einstieg, das ganze dann aber den Bach runterging. Schließlich will man das NRW-Biotop ja erhalten. Dass ein Großteil der Pflänzchen sich schon länger im Siechtum befindet, negiert man mal hübsch. Naja, vom Krug und dem Brunnen und so...
 
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Wie ist das denn in Aachen damals abgelaufen ?

Wenn ich mich richtig erinnere (man kann viele der Details auch hier im Forum nachlesen) hat Dornier Medien 1998 sowohl Antenne AC als auch Aachen 100,eins gekauft und ist mit beiden Sendern 1999 aus dem Radio NRW-Verbund ausgestiegen (das Vorhandenseien einer Automation hat es sicher leichter gemacht). Antenne AC wurde damals älter positioniert, Aachen 100,eins eher jünger. 2002 kam es dann zur Insolvenz und beide Sender gingen mit neuen Investoren (Antenne AC = 100,5 / SALÜ, Aachen 100,eins = Aachener Geschäftsleute) getrennte Wege. 2004 ist Aachen 100,eins zu Radio NRW zurückgekehrt, 2010 haben beide Sender mehr oder minder fusioniert und auch auf die Frequenzen von Antenne AC wieder Radio NRW aufgeschaltet. Zeitweise gehörte auch Welle West (Kreis Heinsberg) zu Aachen 100,eins. Der Sender wurde 2006 erst von Radio NRW mit einem eigenen Lokalprogramm bespielt und später abgewickelt.
 
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Dann müsste man sich mal die Gründe anschauen, warum es in die Insolvenz ging. Danke für die Auflistung.
 
Überregionale Werbung wurde über Radio NRW zentral gebucht. Lokalradios bekommen normal ihre Anteile daran ausgeschüttet. Das fiel weg. Aachen war der berühmte "weiße Fleck", der eigens gebucht werden musste. Davon haben viele abgesehen. So etwas muss halt auch mit bedacht werden. Zudem begann kurz vor dem Aachener Alleingang massive kommerzielle Rundfunkbeschallung aus dem angrenzenden Ostbelgien. Dafür koordinierte man eine Frequenz von Eupen auf den grenznahen und exponierten Standort Petergensfeld um und der öffentlich-rechtliche BRF gründete zusammen mit dem französischen Staatskonzern Lagardère das kommerzielle "100,5 - Das Hitradio". Im Gegensatz zu den Aachener Sendern keine Auflagen bezüglich Wortanteil, kein Bürgerfunk, mehr Sendeleistung, bessere technische Reichweite. Dazu kamen noch ein paar andere ostbelgische Lokalsender, die mit billigen Werbepreisen die Kleinstunternehmen zur Buchung animierten. Da blieb für die beiden Aachener Locals nicht mehr so viel übrig. Es lief in den ersten Jahren tatsächlich erschreckend wenig Werbung in den beiden Programmen.
 
Das liest sich nicht so, als ob der neue Anbieter keine lange Lebenszeit hätte. Damals gab es noch kein Corona, und die Werbung war dennoch mau ? Fraglich, ob da jemand im Kreis EN eine Zahlung durchwinkt. Zudem sind die letzten Radioneuaufschaltungen wenig innovativ gewesen, um es mal höflich zu umschreiben, und so wird es bei dem unbekannten Anbieter wohl auch verlaufen. Oder anders : Man startet mit einem Vollprogramm, das nach einem halben Jahr gegen einen Winamp getauscht wird, Hauptsache man kann kassieren, aber ich lasse mich gerne positiv überraschen. Meine Ahnung ist, dass die Frequenzen so oder so zum neuen landesweiten Flickenteppich gehen werden. Wenn nicht in 2021, dann eben später.
 
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Ein Sender unabhängig von Radio NRW und Bürgerfunk mit Reichweite in Ruhrgebietsstädte wie BO oder DO wäre eigentlich eine Goldgrube. Da wird aber die LfM was gegen haben. Einen Sündenfall wie in AC werden die schon zu verhindern wissen.
 
Wenn aber die Alternative die ersatzlose Einstellung von Radio EN wäre, könnte die LfM durchaus einknicken. Weitere Löcher wie im Kreis HS will man vermeiden.
Ich glaube kaum, dass neue Betreibergesellschaften Schlange stehen.
Wenn man nur eine finden würde, wäre das schon überraschend.
 
Es soll doch schon bereits eine Betriebsgesellschaft ausserhalb von NRW bereit stehen. Der Kreis will jedoch ein Businessplan sehen um das Startgeld von 150.000 Euro zahlt.
 
Eigenartige Marktwirtschaft, wo ein neues Unternehmen erstmal ein Startgeld sehen will. Das hört sich für mich eher nach Abzocke an. Natürlich werden die Sozn darauf reinfallen, da mache ich mir keine Sorgen, aber wenn dieser Sender erfolgreich würde, welche Signalwirkung hätte dies ins Land ? Ich bin mal gespannt, wer dahinter steckt. Man kann in diese Pläne viel reinschreiben, damit es plausibel klingt. Wobei ich schon gerne wüsste, wofür das Startgeld gezahlt werden soll. Verheerend ist doch, dass offenbar niemand aus NRW ein Interesse bekundet, diesen Lokalmurx zu unterstützen. Zumal im Bereich EN gut 40 Programme mit jedem heute aktuellen Taschenradio oder Küchenradio empfangbar sind, die meisten sind sehr professionell aufgestellt. Das dürfte eng werden.
 
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Bislang muss ein Lokalsender einen Bürgerfunk anbieten, so jedenfalls die Rechtslage. Es wird spannend : "Wir wollen professonelles Radio ohne Bürgerfunk machen". Das klappt kaum. Hier wird quasi die Pistole auf die Brust gesetzt : Entweder ohne SPD-Kram, dann mit einer Anlauffinanzierung, oder gar nicht. Es läuft auf ein Gemurkse hinaus, und in zwei Jahren geht es eh an das Webradio der lokalen landesweiten Kette. Mir ist das egal : Radio von heute ist DAB. Wer nicht dabei ist, ist nicht dabei und will auch gar nicht dabei sein.
 
Der Kreistag will das vorgelegte Konzept dann bewerten und anschließend entscheiden, ob diese Mittel tatsächlich bereitstellt. Zumindest wollen sie eine Neugründung nach ihren Kräften mit unterstützen.
Ist immer wieder interessant, wie sehr die lokale Politik durch kommunale Einrichtungen oder auch Kommunen und Städte in NRW in dem angeblich "privaten" System verwebt und damit daran beteiligt ist. Siehe dazu auch https://www.enkreis.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/80_1/beteiligungsbericht.pdf (vorletzte Seite - ist zwar von 2005 aber drüfte wohl immer noch so sein) Wer wissen will, wie erfolgreicher lokalpolitisch unabhängiger Lokal-Privatfunk in Deutschland - ganz ohne Bürgerfunk - geht, der sollte mal nach Niedersachsen oder Rheinland-Pfalz schauen. Wann wird dieser 2-Säulen-Quatsch in NRW endlich mal beendet? Eigentlich hat er ja schon fertig, denn wer ein modernes Radio hat, wird ihn über DAB+ kaum mehr vernehmen (wollen). Ein "Alleinstellungsmerkmal" hat das System ohnehin nicht mehr. Denn der im System einst fest verankerte "Bürgerfunk" bzw. offene Kanal hat heute eh nur noch Alibi-Funktion. Seitdem diesem ab 2007 durch die Medienpolitik gründlich Steine in den Weg gelegt wurden und die heute sehr raren Ausstrahlungen fast nur auf Geisterstunde-Sendetermine verschoben wurden, gibt es eh kaum noch aktive Gruppen. Zudem ist es ein Witz was für ein TamTam da um Produktionsberechtigte ("Radio-Führerschein X3") gemacht wird. NRW ist eh eines der wenigen Bundesländer, in dem es keine echten "Bürgermedien" wie offene TV-Kanäle oder NKL-Radiosender bzw. Bürgersender mehr gibt. Warum eigentlich nicht? Hat die Politik etwa Angst vor den "ungefilterten" Berichten und Stimmen der Bürger? (Na ja im Lokalfunk waren sie wegen der Aufzeichnungspflicht hierzulande leider eh nie ungefiltert...)
 
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Ist immer wieder interessant, wie sehr die lokale Politik durch kommunale Einrichtungen oder auch Kommunen und Städte in NRW in dem angeblich "privaten" System verwebt und damit daran beteiligt ist.
Das ist doch vollkommen üblich und auch so vorgesehen, dass die Städte und Kreise Beteiligungen an den NRW-Lokalfunkern halten.
Das ist nicht nur bei Radio EN so.
 
Das ist doch vollkommen üblich und auch so vorgesehen, dass die Städte und Kreise Beteiligungen an den NRW-Lokalfunkern halten.
Also auch in 2021 nix mit echtem, freizügigen P R I V A T funk und mehr dann die STIMME der Stadt/Kommune/Kreis?! Trauriges Konzept bei dem Einfluss der Politiker auf die Macher.
Frequenzen gehören ausgeschrieben. Warum können in größeren Städten nicht auch mehrere Privatfunker nebeneinander existieren? Das keine Frequenzen mehr frei sind, kann doch heute allenfalls nur eine Ausrede sein. Allein durch das Medium "Internet" ist das Radio-System in NRW mindestens 4 mal überholt. Und DAB+ verpasst ihm nun endlich langsam den Gnadenschuss. Denn jetzt gibt es erstmalig auch in NRW richtigen Privatfunk frei Haus. Man muss sich nur ein modernes Radio kaufen.
 
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Also auch in 2021 nix mit echtem, freizügigen P R I V A T funk und mehr dann die STIMME der Stadt/Kommune/Kreis?! Trauriges Konzept bei dem Einfluss der Politiker auf die Macher.
Natürlich ist das traurig, habe das nie gut geheißen.
Die landesweite UKW-Kette wird natürlich auch an Radio NRW gehen.
Wenigstens lässt man Wettbewerb auf DAB+ zu, bald auch auf regionaler Ebene.
 
Die landesweite UKW-Kette wird natürlich auch an Radio NRW gehen.
Würde mich nicht wundern. Aber wer bitte nimmt die in ein paar Jahren überhaupt noch im Rauschfunkband wahr? Ich höre seit dem Bundesmultiplex DAB+ und habe alle Radios der Reihe nach ausgewechselt. Endlich keine flachen Lokaldudler mehr auf der DAB+ Skala. Die wichtigsten News aus NRW verpasse ich - dank "UKW-Bandspiegelung" des WDR auch nicht, wenn ich will. Wobei zu 99% das Futter für's hören frei Haus über 5C hereinkommt. :) Mittlerweile wächst das DAB+ Spectrum ja kräftig. 2. Bundes-Multiplex, WDR-Mux und sehr gute Einstrahlung des NDR auf DAB+ fast bis nach Hagen. Was will man mehr, als zwischen inzwischen über 30 verschiedenen Hörfunkprogrammen in passabler Tonqualität ganz ohne Grundrauschen die freie Auswahl zu haben? Und das Dollste: Alle Sender spielen unterschiedliche Musikgenres und Zusammenstellungen!

Was EN angeht kann es ja auf UKW im "Analogradio-Naturschutzmonopolgebiet" eigentlich nur besser werden, wenn man mal endlich einen Betreiber zulässt, der ein eigenständiges 24-Stunden-Format auf die Antenne bringt und sich nix von irgendwelchen Veranstaltern groß vorkauen lässt.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein neuer Anbieter mit einem neuen Programm-Namen und Musikformat (z.B. Techno oder Rock oder Schlager) etwas aus dem Sender machen könnte. Zudem sollte die Berichterstattung nicht hinter der Kreisgrenze enden. Als Verbreitungsgebiet sollte das tatsächlich beschallte Gebiet ernst genommen werden. Dann könnte es auch mit eigener Werbung klappen. Denn die wird nötig sein.
Die Geldquellen der Rahmenwerbung werden wohl auch bald knapper oder versiegen. Geld kann man nur einmal ausgeben und Werbetreibende haben bestimmt auch schon mitbekommen, dass die bundesweiten DAB+ Programme auch hierzulande immer mehr Fans haben. Wozu dann noch wo werben, wo man eh nicht mehr gehört wird oder mit dem Rauschen untergeht?
 
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Wenn man sich auf DO, BO und HA konzentriert und EN mitnimmt, könnte das was werden. Ohne Oberhausen. Ggf. mit der Kröte BüFu.
 
Bislang jedenfalls lief in NRW kein Lokalfunk ohne Zweisäulenmodell und "Büfu muss mit". So steht es ja auch im Landesrundfunkgesetz. Würde mich wundern, wenn man hier im Enneppe-Ruhrkreis plötzlich drauf verzichtet. Hat man ja in Olpe und Heinsberg auch nicht gemacht. Dort sind schon zwei weiße Flecken, die es ohne diese Auflagen vielleicht nicht gäbe.
Und es wäre auch nicht das erste Mal, dass eine VG eine BG ablehnt, weil diese kein Spartenmusikformat haben möchte. War in Aachen auch schon einmal so.
 
Wenn keiner will, müsste das ja SSL oder Schlagerradio (ex B2) magisch anziehen. Halt mit der einstündigen zu schluckenden Kröte BüFu.
Und normalerweise hat der Kreis Interesse, dass er nicht als Niemandsland und weißer Fleck wie HS dasteht (in OE gab es m. W. nie Lokalfunk). Macht sich bei möglichen Investoren in der Gegend recht schlecht, wenn da im Gegensatz zu anderen NRW-Regionen nicht mal ein Local tragfähig erscheint.
 
Halt mit der einstündigen zu schluckenden Kröte BüFu.
Wenn das die Bedingung ist, wird sie auch ein externer Veranstalter um 21 oder 22 Uhr bestimmt erfüllen. Wer hört dann schon noch Radio? Zu dieser Zeit wird auch nicht großartig Werbung verkauft. Zudem liegt die Zugangslatte abschreckend hoch, sodass für die Gestaltung dieses Nachtprogramms eh noch kaum wer von den Bürgern ein Mikro schwingt. Die Zeiten, in denen Bürgerfunk als gute Taschengeldquelle galt und munter alte Sportergebnisse aus der Tageszeitung auf den Kassettenrekorder gequatscht wurden, sind eh Gott sei Dank lange Geschichte und werden nicht wiederkehren.
Ich verstehe unsere LFM nicht. Warum können die nicht einen eigenen Kanal / Sender für größere Verbreitungsgebiete für nicht kommerziellen Bürgerfunk - ähnlich wie in Hessen oder NDS - zulassen? Dann wäre der Bürgerfunk beim Lokalfunk raus und die Hobbyradiomacher könnten sich rund um die Uhr auf eigener Welle auf eigene Kosten (maximal Gema/GVL und technischen Sendekosten sollten von der LFM getragen und durch die Rundfunkabgaben gedeckelt werden) jederzeit vergnügen. Ich glaube kaum, dass sie den Lokaldudlern Hörer wegnehmen, weil sie eine ganz andere Zielgruppe ansprechen.
 
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