Quote als Qualitätskiller

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Bestimmt nicht.

oder man bemißt die Relevanz und den "Erfolg" dieser Programme an der Erfüllung ihres Auftrages - aber um das zu tun, bedarf es nicht nur nebulöser und vielschichtig interpretierbarer, theoretischer Wunsch-Vorgaben, sondern konkreter Anforderungen als Maßstab der Bemessung.

Und genau das ist das Problem.

Wie soll gemessen werden?
Wer setzt die Kriterien fest?
Wie und aus wem soll dieses Gremium besetzt sein?
Wer bestimmt, wie das Gremium besetzt sein soll?

Welche Kritierien sollen es sein?
Wer wacht über die Einhaltung der Kriterien?
Wer errechnet wann daraus eine irgendwie geartete Note?
Wo gibt es dann wie und warum Einspruchmöglichkeiten?

Wer entscheidet, wann ein Programm seinen Auftrag erfüllt hat?
Wer definiert diesen Auftrag?
Wer wacht über die Einhaltung?

u.s.w.
u.s.w.
u.s.w.
u.s.w.
 
Vielleicht wäre dem ÖR ja schon geholfen, wenn er sich mal auf seine Kernkompetenzen besinnt. Dazu gehören umfangreiche und umfassende Informationen über lokale Ereignisse nicht nur auf den Infowellen und erst recht nicht in 1,30 min-Happen 2 mal pro Stunde. Dazu gehört auch das man nicht nach jeder MA hektisch an jedem Programm herumexperimentiert, nur weil man mal ein paar Hörer verloren hat. Dazu gehört eine anständige Ansprechhaltung an den Hörer und vor allem auch das Vorraussetzen des Vorhandenseins von Resthirn beim Hörer selbst. Glaubwürdigkeit wäre in diesem Zusammenhang ein Stichwort. Zu all dem braucht man keine Komission.
 
Da kommen beim National Public Radio in den USA mit weniger Geld wesentlich bessere Programme heraus. Dieses ganze gebühren- und werbefinanzierte Modell hat leider zu absolut banalen Programmen auf der einen Seite und Elfenbeintürmen auf der anderen Seite geführt. Ein spendenfinanziertes Modell für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wäre dringend nötig, damit die Redakteure auch mal wieder daran denken, für wen und mit wessen Geld sie eigentlich Programm machen.
Stark vereinfacht gesagt macht npr ein Programm für weiße Senioren mit überdurchschnittlichem Einkommen und erreichte 2003 weit unter 10 % der Bevölkerung pro Woche. Ich habe da eine andere Vorstellung von einem öffentlichen Rundfunk - die sich allerdings auch nicht mit der derzeitigen Situation deckt.
 
Vielleicht wäre dem ÖR ja schon geholfen, wenn er sich mal auf seine Kernkompetenzen besinnt. Dazu gehören umfangreiche und umfassende Informationen über lokale Ereignisse nicht nur auf den Infowellen und erst recht nicht in 1,30 min-Happen 2 mal pro Stunde.

Der ÖR soll und muss für Alle etwas bieten. Schließlich zahlen ja auch Alle Gebühren. Und wenn die Mehrheit der Hörerinnen und Hörer schlicht kein Interesse an ausführlichen Informationen hat, dann ist es gut und richtig, wenn der ÖR ihnen Unterhaltungsprogramme anbietet. Die Info-"Elite" findet eben ihr Glück in den jeweiligen Info-Programmen. Der Rest erfreut sich an "Super-Hits", Oldies und Schlagern.
 
@Radio4U: Wenn man das so sieht wie du, dann leuchtet mir nicht ein, wieso ich GEZ-Gebühren bezahlen soll für (öffentlich-rechtliche Unterhaltungs-) Programme, die sich in nichts von den privaten Programmen unterscheiden?
 
Der ÖR soll und muss für Alle etwas bieten.
Sehr richtig. Aber genau das tut er schon lange nicht mehr. Spezialsendungen, in denen die verschiedensten Musikrichtungen bedient wurden, verschwinden mehr und mehr aus den Programmen, echten Musikjournalismus muß man mittlerweile mit einer Lupe suchen, wirkliche Personalitys finden kaum mehr statt usw.
Schlußendlich dreht man sich im Kreis, paßt sich sinnbefreit an den Mainstream oder sagen wir mal an den Privatfunk an und wundert sich dann, das man nicht mehr Ernst genommen wird.
 
Der ÖR soll und muss für Alle etwas bieten. Schließlich zahlen ja auch Alle Gebühren.
Einspruch, zumindest in der danach folgenden Deutung!

"Für alle etwas bieten" bedeutet nach meinem Verständnis für öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht, jeden noch so schäbigen, billigen, banalen Unterhaltungswunsch zu erfüllen. Es kommt dabei auch für den, der es sich wünscht, kein Nutzeffekt heraus, zumindest kein langfristiger. Es herrscht Stillstand, wenn nur das, was gefordert wird, auch geliefert wird. Damit ist der gesamten Gesellschaft nicht gedient und der Einzelne wird sogar in eine fiese Falle gelockt und kann sich nicht weiterentwickeln.

Deshalb: auf öffentlich-rechtlichen Programmen bitte nur etwas, was wirklich weiterhilft. Echter Journalismus tut dies genauso wie ein Abbild der ganzen kulturellen Bandbreite von Klassik bis Garagenpunk, von Hörspiel bis Lesung. Auch "Seelenstreicheln" kann situativ gesellschaftlich wichtig sein, die Übertragung des Fußball-WM-Endspiels 1954 (natürlich vor allem dank des Ergebnisses) ist dafür ein gutes Beispiel.

Das, was auf vielen Öffis läuft, hat mit alldem nichts zu tun. Ausnahmen, die vielfältig sind, gibt es wenige. Bayern 2 fällt mir spontan ein.
 
@Radio4U: Wenn man das so sieht wie du, dann leuchtet mir nicht ein, wieso ich GEZ-Gebühren bezahlen soll für (öffentlich-rechtliche Unterhaltungs-) Programme, die sich in nichts von den privaten Programmen unterscheiden?

Weil private Programme in Deutschland eigentlich überflüssig sein sollten. Das ÖR-Spektrum bietet genug.
 
@Radio4U: Du meinst jetzt DIEJENIGEN öffentlich-rechtlichen Programme, die nach deiner Diktion dann entsprechende Unterhaltung wie die privaten Programme anbieten, bieten genug? Die Logik, warum ich dann für diese öffentlich-rechtlichen Programme noch bezahlen soll, wenn das Gleiche bei den Privaten nix kostet, leuchtet mir jetzt nicht auf Anhieb ein:wall:

Radiowaves hat mit seiner Forderung, dass die Öffentlich-Rechtlichen nur das tun sollten, was "wirklich weiterhilft", völlig Recht - auch wenn man intensiv und sicher auch kontrovers diskutieren müsste, was genau darunter zu verstehen ist.
 
Unabhängig von der Diskussion, ob das möglich wäre und welche Konsequenzen es hätte, finde ich allein schon das Gedankenspiel interessant: für welche der heute existierenden Öffis würde gespendet, wenn dies gezielt möglich wäre? Ich ahne: nicht unbedingt für die, die heute auch die fetten Quoten haben. Oder?

Es würden bestimmt die Anstalten Geld erhalten, die Programme machen, die für ihre Hörer nicht ersetzbar sind, wie z. B. radioeins vor der Programmreform. Alle Anstalten, die derzeit auf austauschbare Hitwellen setzen, würden ziemlich schnell ohne finanzielle Mittel dastehen.

stereo schrieb:
Stark vereinfacht gesagt macht npr ein Programm für weiße Senioren mit überdurchschnittlichem Einkommen und erreichte 2003 weit unter 10 % der Bevölkerung pro Woche.

Das Programm klingt aber nicht so, auch wenn es dieses Publikum eben am Ende erreicht. Ich finde das Programm von NPR wesentlich lebhafter, relevanter und zugänglicher als das, was DLF und DKultur hier versenden... Nichtsdestotrotz ist es aber tatsächlich so, dass NPR nur knapp 11 % der US-Bürger pro Woche erreicht, 86 % der Hörer weiß sind und das Medianalter bei 55 Jahren liegt. NPR-Hörer sind auch besser gebildet und verdienen mehr als der US-Durchschnitt. Ich denke, das sind zum Teil auch einfach die Realitäten mit denen man sich abfinden muss: Wortprogramm kann nie die große Quote bringen und zieht halt ein bestimmtes Publikum an.
 
ist es aber tatsächlich so, dass NPR nur knapp 11 % der US-Bürger pro Woche erreicht, 86 % der Hörer weiß sind

Naja, wenn man bedenkt, dass nur 12,6% der US-Bevölkerung schwarz sind weicht die ethnische Zusammensetzung der NPR-Hörerschaft nicht in erkennbarem Maße von der Gesamtbevölkerung ab. Die Latinos werden kaum in größerer Zahl NPR hören.
 
OK, etwa 80 % der US-Bevölkerung sind weiß, und in dieser Hinsicht ist die Hörerzusammensetzung nicht so unausgewogen, wie ich erst dachte. Ich finde auch nicht, dass npr ein schlechtes Programm macht. Aber es bedient halt nur eine Nische, während ich mir ein öffentliches Radio wünsche, dass ein breiteres Publikum anspricht.
 
Ein Hauptproblem der Wortsender ist die mangelnde Aufmerksamkeit der Hörer. Selbst wenn Interesse bestehen sollte hat kaum einer die Zeit oder Gelegenheit den Ausführungen über längere Zeit hinweg zu folgen. Musik hingegen verkürzt die Zeit.
 
Ach echt? Ich verweise mal auf diese Hörerzahlen unseres südwestlichen Nachbarlandes. Die wortdominierten Wellen (=France Info sowie eigentlich alle "Programmes Géneralistes" außer France Bleu) kommen auf einen Marktanteil von 40 % und werden - mal abgesehen vom Nachrichtenrotierer France Info - im Durchschnitt deutlich länger gehört als die Musiksender. Dass auch ihre Hörer überdurchschnittlich alt sind, ist wieder eine andere Sache, aber das sollte zumindest für ein öffentlich finanziertes Radio kein Hindernis sein.
 
Dass auch ihre Hörer überdurchschnittlich alt sind, [...] sollte zumindest für ein öffentlich finanziertes Radio kein Hindernis sein.
Das mag überall auf der Welt so sein, nur nicht in der Bundesrepublik Deutschland. - In diesem, unserem Land sind nach Auffassung der Entscheider viele Dinge nicht möglich, die in anderen Staaten dieser Erde zum Standard gehören, ohne dass deren Welt untergegangen ist, während hier bereits das bloße Denken an solche Dinge den Beginn vom Untergang der zivilisierten (angeblich ach so) christlichen Welt darstellt.

Zum Beitrag #26 noch einige Anmerkungen:
Wirft doch empire1970 die Fragen
Wie soll gemessen werden?
Wer setzt die Kriterien fest?
Wie und aus wem soll dieses Gremium besetzt sein?
Wer bestimmt, wie das Gremium besetzt sein soll?

Welche Kritierien sollen es sein?
Wer wacht über die Einhaltung der Kriterien?
Wer errechnet wann daraus eine irgendwie geartete Note?
Wo gibt es dann wie und warum Einspruchmöglichkeiten?

Wer entscheidet, wann ein Programm seinen Auftrag erfüllt hat?
Wer definiert diesen Auftrag?
Wer wacht über die Einhaltung?
auf.
Die Antworten auf diese Fragen ergeben sich eigentlich aus sich selbst und dem hiesigen System der Lizenzierung des Rundfunks. Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt der Gesetzgeber die Mindestanforderungen vor, beim privaten Rundfunk sind's die Landesmedienanstalten. In diesen Mindestanforderungen sind garantiert auch Qualitätskriterien festgelegt (es muss nur genauer hingesehen werden, und sie werden garantiert gefunden), die Voraussetzungen zur Erteilung des Auftrages sind. Aufgabe dieser Gremien/Einrichtungen ist die Überwachung der Einhaltung der zur Sendelizenz führenden Anforderungen. Dafür sind sogar Möglichkeiten geschaffen worden. Nur hapert es an der Umsetzung. Ändern wird sich jedoch erst dann etwas, wenn die Angestellten/Mitglieder der entsprechenden Einrichtungen ihre Arbeit ernst nehmen und die Mitgliedschaft/das Arbeitsverhältnis nicht nur als schmückendes Beiwerk für ihre Vita sehen.
 
Radio4U schrieb:
Der ÖR soll und muss für Alle etwas bieten. Schließlich zahlen ja auch Alle Gebühren. Und wenn die Mehrheit der Hörerinnen und Hörer schlicht kein Interesse an ausführlichen Informationen hat, dann ist es gut und richtig, wenn der ÖR ihnen Unterhaltungsprogramme anbietet. Die Info-"Elite" findet eben ihr Glück in den jeweiligen Info-Programmen. Der Rest erfreut sich an "Super-Hits", Oldies und Schlagern.

Vielen Dank für diese kurz und knackig zusammengefasste Begründung dafür, warum man unser ÖR in der heutigen Form ersatzlos abschaffen kann.
Denn was Du da forderst, das leisten die Privaten - und zwar ohne Gebühren!
 
Hier wird uns mal erklärt, warum die Quote auch für öffentlich-rechtliche Sender wichtig ist. Es handelt sich um einen Vortrag von Thomas Nell, dem bisherigen Leiter der Programmgruppe Wirtschaft und Recht beim WDR in Köln.

http://www.nachdenkseiten.de/?p=12697#more-12697

Bemerkenswert finde ich, dass in diesem Vortrag nach seitenlangen Ausführungen pro Quote der Satz folgt:
Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass auf den ersten Blick die Quote nicht unbedingt eine Voraussetzung für die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags darstellt.
Dann erklärt der Autor, die Quote sage etwas darüber aus, wie relevant ein Programm sei und deshalb:
In dem Abschnitt hatte ich die Überlebensfähigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit seiner gesellschaftlichen Relevanz verknüpft. Wenn wir irrelevant werden, dann leben wir nicht mehr lange. Und dann gibt es langfristig auch keinen öffentlich-rechtlichen Programmauftrag mehr.

Mit anderen Worten: Wir machen Quote, um unser Überleben zu sichern. Das ist sicher eine legitime Binnensicht, denn wer will schon sein Unternehmen/seinen Arbeitgeber zur Disposition stellen.
Aber ob es den gesellschaftlichen Anforderungen an ein (so teures) öffentlich-rechtliches Rundfunksystem genügt, möchte ich in Frage stellen.
 
Genau.
Quote = Beliebtheitsgrad.
Und die Qualitätsquote, kontrolliert durch die Landesmedienanstalt, praktisch nicht existent.
Und wer kontrolliert die öffentlich-rechtlichen Sender hinsichtlich Tiefgang und Qualität?
 
Soll. Mehr als 85% aller Mitglieder eines jeglichen Rundfunkrats haben von Radio und Programm nicht den blassesten Schimmer.
 
...Mehr als 85% aller Mitglieder eines jeglichen Rundfunkrats haben von Radio und Programm nicht den blassesten Schimmer.

Schon gar nicht repräsentieren Rundfunkräte den "Querschnitt der Bevölkerung". Das Gros der Mitglieder aus Parteien, Gewerkschaften, Frauenverbände, Kirchen und anderen gesellschftlichen Gruppierungen stammen aus akademischen und beamteten Berufen. Sie sehen nicht die Bildungsgefährdung von gewinnspielverseuchten Radio- oder Hochglanz-Schrottsoaps im ÖR-TV.
 
Genau.
Quote = Beliebtheitsgrad.
[...]
Und wer kontrolliert die öffentlich-rechtlichen Sender hinsichtlich Tiefgang und Qualität?
Heute ließ ufomedia (Thomas Koch) einen prima Kommentar zur Einstellung der Harald Schmidt Show los. Anwendbar durchaus auch auf den Rundfunk.
Sender und Mediaagenturen interessiert nur die Zuschauer-Menge, nicht aber die Zuschauer-Struktur. Mediaplanung am Ende...
Das sagt alles zum Thema Quote und trifft sowohl den Privatfunk als auch die öffentlich rechtlichen Anstalten zu.
 
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