Vorsicht mit der Nostalgie ist immer geboten, in allen Richtungen. So eine Bewertung des alten Systems ist immer sehr subjektiv, und Gewinner des Wandels sehen das sicher ganz anders als die Verlierer, von denen es reichlich gab. Apropos Gewinner/Verlierer: Abseits des Freudentaumels war die Wiedervereinigung in Wahrheit eine feindliche Übernahme, da gibt es nichts zu beschönigen. Aber der Grund war schlicht und einfach, die DDR war bankrott und zwar nicht nur finanziell, sondern auch geistig-moralisch. Bankrott. Es gab da keine Verhandlungsmasse, auch wenn das manche damals anders sahen. Es folgte die konsequente Installation der westlichen Systeme, Treuhand, Mühlfenzel, all das, was auch hier schon lang und breit diskutiert wurde.
Mitte der 90er lernten wir dann, dass auch Kohls Bundesrepublik einen beträchtlichen Refomrstau aufgebaut hatte, ausgerechnet ein Sozialdemolkrat hatte dann die bittere Medizin verabreicht, die heute noch Bauchschmerzen macht. Und heute scheint das demokratische Deutschland wieder in Gefahr zu sein sich zu verlieren.
Also immer mit Respekt vor jedes einelnen persönlicher Geschichte und den sicher großen Macken unseres Landes - wir dürfen immer noch (!) offen streiten über den besten Weg, es ist nicht alles alternativlos, vom Mainstream abweichende Meiningen sind nicht 'nicht hilfreich'. Und jeder, der etwas tüchtig ist, kann entscheiden, was er werden will und dies auch erreichen. Und selbst der, der nicht tüchtig ist, endet nicht in einem Slum oder unter der Brücke.
Keine Ahnung, wie hier thematisch noch die Kurve zum Radio zu kriegen ist. Ich höre ja nicht mehr so viel. Mir macht nur eine gewisse gefühlte Gleichschaltung Sorgen, die mich an die Medien in der DDR erinnert. Insofern war das doch eine tolle Zeit in den 80ern, als sehr Linke oder auch rechtskonservative auf derselben Frequenz auf Sendung gehen konnten. Mehr Pluralität im Diskurs tut vielleich weh, aber ist auch wichtig für eine offene demokratische Gesellschaft.
Ach ja, auch die DDR hatte mal goldene Zeiten nach Ende der Ulbricht-Ära. Die Wirtschaft florierte, der Diskurs war relativ offen, Westempfang wurde toleriert. Dann kam die Meinungsdiktatur und (Zufall?) der wirtschaftliche, finanzielle, geistig-moralische Abstieg.