Radio auf die perverse Art: Radio-Télévision Libre des Mille Collines

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CelticTiger

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Gerade läuft im DLF die Wiedeholung eines klasse gemachten aber auch erschreckenden Features von Milo Rau. Es behandelt der ruandischen Radiosender RTLM, der als Sprachrohr des extremistischen Hutu-Power den Genozid gegen die Tutsi koordinierte und mit seiner perfiden und lockeren Rhetorik anfachte. Die neben Kochtips und Geburtstagswünschen unter Musikteppich gesendeten Anleitungen zum Menschenabschlachten, was hier absolut wörtlich zu verstehen ist, sind ein erschreckendes Mahnmal über die Macht dieses Mediums in Ländern mit breiten, unaufgeklärten Schichten.
Mit dem Radio in der Linken und der Machete in der rechten Hand: Radio RTLM und der ruandische Völkermord. Heute 19:15 Uhr im DLF

Hier der Link zu Podcast:
Ruanda - Hate Radio
 
Grausam, was dort noch in den 1990er Jahren ablief!

Verwunderlich finde ich, dass RTLM ja bis heute existiert, wenn freilich auch als unpolitischer Sender.
 
Es ist schon krass was da abgelaufen. Und die Moderatorin des Senders ist sich nicht mal im geringsten einer Schuld bewusst. Denn sie habe ja niemanden getötet, sondern lediglich das Mikrofon benutzt. So äußerte sie sich in einem Interview.
 
Es ist schon krass was da abgelaufen. Und die Moderatorin des Senders ist sich nicht mal im geringsten einer Schuld bewusst. Denn sie habe ja niemanden getötet, sondern lediglich das Mikrofon benutzt. So äußerte sie sich in einem Interview.

Ich sehe hier eine lupenreine Analogie zu den Schreibtischtätern im dritten Reich, die den Holocaust organisiert haben.
 
In der Grausamkeit steht dieser Genozid den Gräueltaten aus dem Zweiten Weltkrieg in nichts nach.

Das nehme ich mir nicht heraus das zu beurteilen, da ich kein Deutscher bin.
Jedoch fällt mir beim Holocaust unwillkürlich der sog. Holodomor ein. Auch hier haben am Schreibtisch organisierte Morde Millionen ukrainischen Landbewohner systematisch vernichtet, nur eben unter Stalin.

Aber wollen wir diesen Faden nun nicht in Kritik an historischer Vergangeheitsbewältigung ausarten lassen, ob nun deutsche, spanisch-portugische (Conquista), irische-britische oder russisch-sowjetische. All unsere Vorfahren haben uns Leichen im Keller hinterlassen, die wir nicht in Vergessenheit geraten lassen dürfen.
Jedoch meine ich, daß kein historisches Verbrechen so gründlich aufgearbeitet wurde, wie die Vernichtung der Juden, Schwule, etc. durch die Nationalsozialisten.
 
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In Ruanda wurde viel mit Macheten und Schlagwaffen gemordet. Wenn da jemand eine schwangere Frau seelenruhig aufschlitzt, als würde er eine Tasche durchsuchen, dann ist das einfach nur unglaublich eiskalt und brutal.
Es ist einfach nur schlimm!

Was den Holodomor angeht ist es interessant zu sehen, welche Staaten diesen als Völkermord anerkennen.
 
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Interessant dabei ist auch, dass einige der Redakteure und Moderatoren von RTLM, Radio Rwanda, Kangura und anderen Hetzblaettern von deutschen Einrichtungen wie der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Deutschen Welle vor dem Ausbruch des Genozids ausgebildet oder geschult wurden. Aufgearbeitet wurde diese Rolle bislang nicht.

Letztes Jahr lief zur Frage der Deutschen und ihrer Rolle in Ruanda ein Feature auf SWR2. Hier noch nachzuhoeren:
http://www.swr.de/swr2/programm/sen...34/nid=659934/did=11486602/1qoyndo/index.html
 
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