Radio Oberösterreich: Alles neu macht der Oktober

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gemma

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Wie folgendem Artikel zu entnehmen ist, gibt es auf Radio Oberösterreich ab 1. Oktober einen größeren Relaunch:

http://www.nachrichten.at/kultur/596624

Programmchef Reinhard Waldenberger: "... vermehrt Klänge aus dem 60er und 70er Jahren ..."

Wird die Rotation von Radio OÖ jetzt auch nur noch von lauter abgedroschenen Oldies und 08/15-Schlagern bestimmt, wie z.B. auf Bayern 1, Radio NÖ oder Radio Arabella?? - Ich hoffe doch nicht. Bisher war Radio OÖ, wie auch einige andere ORF-Regionalradios, in dieser Hinsicht eine musikalisch angenehme Alternative.
Wenn man schon - einem "angeblichen" Trend folgend - das musikalische Schwergewicht auf Titel aus dieser Zeit legt, sollte man wenigstens nicht immer die selben 08/15-Titel auf- und ablaufen lassen, sondern die Rotation titelmäßig doch etwas breiter anlegen und doch auch den Mut haben, auch "unbekanntere" Titel in die Rotation aufzunehmen. - Die Musikredaktion von Radio OÖ war eigentlich immer ganz gut. Bleibt zu hoffen, dass man auch jetzt mehr Gespür und Geschmack beweist als dies auf anderen Sendern dieser Zielgruppe der Fall ist!

Wie immer, ab Montag wird man's hören ...
 
AW: Radio Oberösterreich: Alles neu macht der Oktober

Wird die Rotation von Radio OÖ jetzt auch nur noch von lauter abgedroschenen Oldies und 08/15-Schlagern bestimmt, wie z.B. auf Bayern 1, Radio NÖ oder Radio Arabella?? - Ich hoffe doch nicht.

Ich glube das Gegenteil ist der Fall. Die Oberösterreichischen Nachrichten schreiben "Deswegen hat Radio Oberösterreich zum Beispiel die Musikwünsche der Hörer untersucht – und will künftig neben Deutschsprachigem auch vermehrt Klänge aus den 60er und 70er Jahren über den Äther schicken".

Deie Reformankündigung klingt zunächst nach mehr Schlagern und melodiösen Evergreens. Radio Oberösterreich brachte bisher vor allem 80er-Pop, Austro-Pop, Popoldies und poppige Schlager - war also ein auffällig poporientierter Sender. Wahrscheinlich entdeckt man langsam die Heterogenität des Publikums, man hat ja offenbar nach den Hörerwünschen der doch recht breiten Zielgruppe gefragt. Weil besonders die ältere Zuhörergruppe wenig Berücksichtigung fand, wird man das Programm auf eine breitere Basis stellen und mit mehr Rubriken und Serviceelementen anreichern. Der Sender kann dadurch nur gewinnen, zumal die private Konkurrenz fast nur Allerweltspop im Gepäck hat (Superhits bis zum Abwinken).

Mit Bayern 1 hat Radio Oberösterreich recht wenig gemeinsam. Dort läuft doch schon seit Ewigkeiten dieselbe Endlosschleife aus gut 500 "Superoldies" und ein paar dutzend "Wahnsinnsschlagern", neue Titel kommen nur ganz selten und erst nach ausgiebigen Hörtests in der "werberelevanten Zielgruppe" zum Einsatz. Sogar der Münchner Merkur berichtete schon ausführlich über die notorische Unzufriedenheit der Hörer mit dem weichgespülten Softdudler. Die Leserbriefe sins teilweise kaum zitierfähig.
 
AW: Radio Oberösterreich: Alles neu macht der Oktober

@Radioman2000:

Das kann man nicht direkt vergleichen, denn Radio Wien hat gegenüber den anderen ORF-Regionalradios grundsätzlich eine etwas andere musikalische Ausrichtung.

@ricochet:

Da wär ich mir nicht so sicher. Denn die meisten Sender dieser Zielgruppe, deren Rotation hauptsächlich durch abgedroschene Oldies aus den 60ern und 70ern und andere 08/15-Titel bestimmt wird, behaupten auch immer, dies sei das, was die Hörer nach Untersuchungen wollten.

Radio OÖ hat bei den letzten Radiotests mehr als andere ORF-Regionalradios verloren. Außerdem hat man in OÖ auch verstärkt private Konkurrenz: Radio Arabella mit einer stärkeren Frequenz, die fast das gesamte Bundesland abdeckt, aber auch Life Radio greift mit seinem Musikformat in diese Zielgruppe ein. Auch öffentlich-rechtliche "Konkurrenz" ist in OÖ da: Radio NÖ, Radio Salzburg und Bayern 1 sind fast im gesamten Bundesland zu empfangen.

Da Sender mit einer fast ausschließlichen Oldie- und 08/15-Titel-Rotation - wie z.B. Bayern 1 oder Radio NÖ - doch (leider!!!) recht stabile Quoten aufweisen, springt man jetzt anscheinend auch bei Radio OÖ auf diesen Dampfer auf. Bleibt zu hoffen, dass auf Radio OÖ die Rotation trotzdem etwas breiter angelegt bleibt und nicht zu einem immer abgedroschener wirkenden, immer lästiger werdenden Oldie-Gedudle verfällt, wie es ja leider bei manch anderen Sendern dieser Zielgruppe der Fall ist ...
 
AW: Radio Oberösterreich: Alles neu macht der Oktober

Da dreh ich heut Radio OÖ auf, und was tönt aus den Lautsprechern?

"do you really want to hurt me
do you really want to make me cry"
 
AW: Radio Oberösterreich: Alles neu macht der Oktober

Bis jetzt kann ich bei der Musikfarbe keine Unterschiede gegenüber füher feststellen, allenfalls vermeine ich bei der Musikauswahl eine fortschreitende Annäherung an den Kommerzsound von Arabella herauszuhören. Der Wortanteil ist gewohnt niedrig, das Programm flach und öde wie eh und je. Ich gehe davon aus, dass man angesichts der vollmundig angekündigten Interaktivität zunehmend Hörerwünsche berücksichtigt, in diesem Falle müsste sich das Musikprogramm mit der Zeit von alleine ändern. Radio OÖ klingt in meinen Ohren wie eine anspruchslose Berieselungswelle im Stil eines Kaufhausradios.

Wenn man sich dauerhaft als Marktführer behaupten will, muss man mehr Vielfalt und Abwechslung ins Programm bringen; etwa wie Radio Steiermark oder Burgenland, die sich vom Pop-Einerlei verabschiedet haben und viele Musikrichtungen bedienen. Radio Oberösterreich scheint sich stattdessen bis zur Unkenntlichkeit der privaten Konkurrenz anzupassen.

Ein abschließendes Urteil kann man aber erst nach ein paar Monaten abgeben, Radio Oberösterreich ist offenbar immer noch auf der Suche nach einem bestechenden Konzept. Außerdem wäre der Sender gut beraten, den Plattenbestand zu erhöhen.
 
AW: Radio Oberösterreich: Alles neu macht der Oktober

Stimmt, eine grundlegende Veränderung im Musikprogramm von Radio OÖ hat es nicht gegeben. Allerdings wurde der aktuellere deutschsprachige Schlager reduziert und Titel aus den 60ern und 70ern noch etwas aufgestockt. Damit ist - da gebe ich ricochet Recht - eine Annäherung an den Arabella-Sound (wie seit einigen Jahren auch bei Radio NÖ) erkennbar.
Was die angekündigten Musikwünsche betrifft, so glaube ich nicht, dass dadurch großartige Abwechslung ins Musikprogramm kommen wird. Die Hörer können sich Titel wünschen, solange sie ins Format passen bzw. es Titel aus der Rotation sind. Wenn nicht, fallen sie ohnehin durch.
Auch die Signations und Jingles (BCI) haben eine kleine Auffrischung bekommen (die sind im Vergleich mit anderen ORF-Regionalradios aber nicht schlecht). Und nun hat auch Radio OÖ einen Musikslogan: "Hits und Oldies".

Keine Reform hat es allerdings bei den Nachrichten gegeben. Hier werden weiterhin witzigerweise eine Minute vor der vollen Stunde ein, zwei Meldungen aus OÖ verkündet, bevor die "Weltnachrichten" kommen. Wenn man schon OÖ-Meldungen in den Nachrichten zu vollen Stunde unterbringen will, sollte man das Modell des Landesstudios NÖ übernehmen, wo die Nachrichten zur vollen Stunde nicht einfach aus Wien übernommen werden, sondern von eigenen Redakteuren präsentiert werden, mit den Beiträgen aus Wien und Meldungen aus dem eigenen Bundesland. - Aber da hätte dann Radio OÖ-Star-Redakteur Bert Brandstätter wahrscheinlich zu wenig Zeit, um seine teilweise vollkommen unwichtigen und peinlich kuriosen Provinz-Meldungen zu recherchieren ...
Noch was Positives: Die Radio-OÖ-Serviceredakteurinnen, die Wetter und Verkehr präsentieren wirken sehr professionell und kompetent und können sich gegenüber anderen Landesstudios sehen lassen.

@ricochet:
Radio Steiermark hat deswegen (noch) ein ausgewogeneres Musikprogramm aus verschiedenen Genres, weil es in der Steiermark noch keine Arabella-Konkurrenz gibt. Wenn es die einmal gibt, wette ich, dass auch Radio Steiermark sein Musikprogramm in diese Richtung verändert.
Und Radio Burgenland hat sich trotz dieses Trends musikalisch deswegen ziemlich breit erhalten können, weil seine Musik im Burgenland seit jeher gut ankommt und gerade wegen der Musik auch viele Wiener und Niederösterreicher Radio Burgenland hören.
Übrigens, auch Radio Salzburg hat ein ziemlich ausgewogenes, angenehm rundes, nicht extrem Oldie-lastiges Musikprogramm - fragt sich nur wie lange noch?
 
AW: Radio Oberösterreich: Alles neu macht der Oktober

Wieso zahlt man für so was überhaupt noch Gebühren, wenn man wie im Falle der meisten ORF-Landeswellen nur noch schlechte Plagiate der Privatsender erhält (OÖ, NÖ, Wien)? Wegen der meist stark dezimierten Regionalinformation wohl kaum. Ich habe allmählich den Eindruck, Ö1, FM4 und die Fernsehkanäle verschlingen dermaßen viel Geld, dass für die Regionalprogramme nicht mehr viel übrigbleibt. Aus diesem Grund müssen die Landesstudios wohl einen Großteil ihres Finanzbedarfs mit Werbeschaltungen aufbringen und das geht nur, wenn man vor dem Mainstream katzbuckelt. Daher werden einfältige Dudelwellen wie Radio OÖ bei ihrer Musikprogrammierung vor allem die unter 50-jährigen im Auge haben. Bitte Gemma, korrigiere mich, wenn ich unrecht habe.

P.S.: Radio Oberösterreich und Salzburg sind die einzigen ORF-Radios, die ich in guter Qualität empfangen kann. Was Radio Salzburg betrifft, hast Du recht - die Musikauswahl ist um Längen besser als bei Bayern 1 oder OÖ. Naja, zum Glück gibt's auf ASTRA ja noch den Hörfunktransponder der ARD.
 
AW: Radio Oberösterreich: Alles neu macht der Oktober

@ricochet:

Dass einige ORF-Regionalradios in musikalischer Hinsicht Plagiate der Privatsender dieser Zielgruppe - hier natürlich besonders Radio Arabella - sind, stimmt.

Dass sie allerdings eine dezimierte Regionalinformation hätten, stimmt nicht. In diesem Punkt ist man eigentlich in allen ORF-Landesstudios recht bemüht. Trotz Formatradio mit groß angelegten Sendeflächen kommen laufend Nachrichten, Berichte und Reportagen aus den jeweiligen Bundesländern usw.

Offiziell nennt man die Zielgruppe, welche die ORF-Regionalradios bedienen "35+". Die immer mehr einziehende, fast ausschließliche Oldie-Dudelei in manchen Landesstudios begründet man meist damit, dass auch heute 60-Jährige bereits mit dieser Musik "aufgewachsen" sind.

Dass nur die ORF-Radios Ö1 und FM4 sowie das ORF-Fernsehen das Gebühren-Geld verschlingen, stimmt so nicht. Auch die ORF-Landesstudios verschlingen einiges an Mittel. Sonst wäre es ja gar nicht möglich, neun 24-stündige Radioprogramme zu machen. Nur konzentrieren sich die Mittel fast ausschließlich auf das Untertagsprogramm. Live moderierte Sendungen am Abend und in der Nacht oder aufwändigere Spezialsendungen im Abendprogramm gibt es kaum.

In einem sind wir uns anscheinend einig: Dass die Musik in Radio Salzburg im Vergleich mit manch anderen ORF-Regionalradios oder Bayern 1 ganz gut ist. Auch ich höre deswegen gerne Radio Salzburg. Hier ist die Musikmischung ausgewogen und einfach angenehm, rund und melodiös zum Hören. Auch die Spezialsendungen ("Alte Liebe", "Musik zum Träumen", "Plattenkiste" ...) bringen gute Musikzusammenstellungen - gegenüber anderen Sendern mit dem Oldie- und 08/15-Titel-Einheitsbrei wirklich eine Wohltat!
 
AW: Radio Oberösterreich: Alles neu macht der Oktober

Gut, da war wohl ein bisschen Polemik dabei. Ich bezog mich auch ausdrücklich auf Radio OÖ, das ich mir heute nachmittag mal ausgiebig "gegönnt" habe. Ich kenne ja Bayern 1 recht gut und bin mit der dort gebotenen Berichterstattung mehr als zufrieden. Was ich auf Radio Oberösterreich zu hören bekam, war allerdings sehr bescheiden. Zwischen 13.35 und 14.00 Uhr war so gut wie ausschließlich Oldieberieselung angesagt. Nachher streuten die Moderatoren ein paar Boulevardmeldungen ins Programm oder flachsten munter drauf los. Fast alle Wortbeiträge des Nachmittags bestanden aus Interviews mit irgendwelchen Leuten, von denen ich eigentlich nur das mit Heinrich Schiff im Gedächtnis habe. Vielleicht ist das ja üblicherweise anders, aber ein Lokalradio stelle ich mir schon informativer und ergiebiger vor.

Radio Salzburg bringt meines Wissens auch mehr Vor-Ort-Reportagen, bei Radio NÖ werde ich mir nächstens den Live-Stream vornehemen. ich bestreite nicht, dass viel Geld in die Landesstudios fließt und auch sinnstiftend verwendet wird. Mein kleiner Exkurs zu Radio Oberösterreich erweckte allerdings eher den gegenteiligen Eindruck. Ich vermute, die Qualitätsstandards werden von Funkhaus zu Funkhaus variieren.
 
AW: Radio Oberösterreich: Alles neu macht der Oktober

Die immer mehr einziehende, fast ausschließliche Oldie-Dudelei in manchen Landesstudios begründet man meist damit, dass auch heute 60-Jährige bereits mit dieser Musik "aufgewachsen" sind.

Und was sagen die Leute im Jahre 2020? Ich bin mit den Flippers und G.G. Anderson aufgewachsen...

Sonst wäre es ja gar nicht möglich, neun 24-stündige Radioprogramme zu machen.

Wieso? Die Festplatte rotiert doch von alleine.
 
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Und was sagen die Leute im Jahre 2020? Ich bin mit den Flippers und G.G. Anderson aufgewachsen...

Same here - und deswegen hängen mir auch diese Oldie-Dudler so zum Hals raus, weil mich diese Oldies schon seit den 80ern verfolgen.

Wieso? Die Festplatte rotiert doch von alleine.

Und man darf vor allem eines nicht vergessen - die öffentlich-rechtlichen Sender haben Musikarchive, von denen die Privatsender und auch jeder Sammer nur träumen kann. Daß von diesen Musikarchiven jetzt 99,x Prozent nicht mehr gespielt werden, ist eigentlich ein Skandal.
 
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Volle Zustimmung. Früher hatte Radio Oberösterreich mal ein reichhaltiges, generationenübergreifendes Musikprogramm aus unterschiedlichsten Sparten, dazu gab es umfangreiche Wortbeiträge und zahlreiche Möglichkeiten der Hörerbeteiligung. Doch um die Jahrtausendwende schmiss man die bei der Zielgruppe beliebten Schlager aus dem Programm, stellte wie die meisten Privatsender auf Oldieberieselung um und dezimierte den Wortanteil spürbar. Außerdem verjüngte man die Crew, die altgedienten Moderationsprofis wurden zunehmend durch uncharismatische No-Names ersetzt.

Getrieben von der kommerziellen Konkurrenz, die ohnehin nichts als Musik und geklaute Nachrichten zu bieten hat, wurde aus Radio Oberösterreich ein seichtes Hitradio ohne Höhepunkte, zugeschnitten auf kaufkräftige, werbeattraktive 40-Jährige. Um 18.00 Uhr kommt dann der radikale Schnitt: ein mit 3 Stunden überdimensionierter Heimatfunk ("Volkskultur") mit ländlichem Hintergrund. Ab 21.00 folgt wieder das gewohnte Oldiegedudel von der Festplatte. Mit der jüngsten Programmreform hat man nun gänzlich auf das abwechslungsfreie Yesterday-Format eines längst nicht mehr so erfolgreichen Münchner Privatsenders umgestellt, der in Österreich derzeit noch das große Rad dreht.
 
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Noch ein Nachtrag: Während der 90er lief im (noch nicht regionalisierten) Abendprogramm von Ö2 eine bunte Mischung aus deutschen Evergreens, angenehmem Softpop, neuen und alten Schlagern, Oldies, Instrumentalstücken und dergleichen mehr. So stellt man sich ein Programm für die fortgeschrittenen Jahrgänge vor. Wohlgemerkt: Ich habe nichts gegen Oldies, aber immer die gleiche Leier ist nervtötend. Die meisten hören diesen Mist nur noch mangels Alternativen. Außerdem bringen diese jämmerlichen Oldieformate nichts neues, überraschendes - statt dessen nur langweilige Endloswiederholungen des ewiggleichen. Bei Radio OÖ war bis vor kurzem etwa jeder fünfte Titel (!!) ein Schlager - fast immer liefen Roland Kaiser, Michelle, Claudia Jung oder Brunner&Brunner. Der Rest stammte aus den internationalen Charts der 60-80er Jahre (vom unvermeidlichen Austro-Pop mal abgesehen).
 
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@ricochet:

- Das musikalisch reichhaltige und abwechslungsreiche Abend- bzw. Nachtprogramm der ORF-Regionalradios ("Ö2"), das du meinst, war die "Musikrevue", bei der von 22 bis 5 Uhr acht ORF-Regionalradios (Radio Wien ausgenommen) zusammengeschaltet waren. Mit einem neuen ORF-Gesetz, welches Anfang 2003 in Kraft trat, sind nun alle neun ORF-Regionalradios eigenständige 24-stündige Programme, d.h. sie müssen auch das Abend- bzw. Nachtprogramm selbst bestreiten. Die Folge ist, dass es nun am Abend und in der Nacht in manchen Landesstudios eine ganz gute Musikzusammenstellung gibt (z.B. Radio Salzburg "Musik zum Träumen"), es aber in manch anderen Landesstudios nur mehr oder weniger eine Aneinanderreihung von lauter 08/15-Titel gibt (z.B. Radio NÖ).

- Dass Radio OÖ sein Musikprogramm um die Jahrtausendwende radikal umgeschmissen hat, stimmt eigentlich nicht. Radio OÖ reformierte sein Programm schon Mitte der 90er grundlegend nach heutigen Gesichtspunkten und war damit ein Vorreiter unter den ORF-Regionalradios. Die Musik war, trotz eines einheitlichen "Musikformates", bis vor kurzem aber noch immer besser als in manch anderen Landesstudios. Auf Radio OÖ liefen zwar schon immer zahlreiche Oldies durch, aber man hatte nicht den Eindruck einer abgedroschenen Oldie-Schlagseite. Es waren auch Titel aus dem aktuellen deutschsprachigen Schlagerbereich, Austropop, neue Volksmusik, italienische und internationale Hits im Programm, die eine ziemlich runde, schmissige Gesamtmusikfarbe erzeugten. - Leider wurden eben kürzlich die "frischeren" Titel im Musikprogramm reduziert, dafür die ganze Oldie-Palette erhöht ...

- Das erste Landesstudio übrigens, welches das vormachte, war um 2003/04 Radio NÖ, damals in Reaktion auf Radio Arabella. Ich bin schon gespannt auf deinen Eindruck, wenn du einmal länger in Radio NÖ hineinhörst.

- Einige der "alten" Moderatoren gibts aber auf Radio OÖ nach wie vor, z.B. Walter Witzany. Auch den Wolfgang Lehner gibts schon ewig. Ich mag seine Zwangsbelustigung in "Guten Morgen OÖ" allerdings nicht. Und wie ich schon einmal erwähnt habe, der Star-Redakteur des Aktuellen Dienstes von Radio OÖ ist Bert Brandstätter. Man hat den Eindruck, als ob er ständig am Mikrophon wäre. Auch den gibts schon ewig.
 
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Die Umstellung muss frühestens um die Jahre 98/99 stattgefunden haben, denn 1997 liefen auf Radio Oberösterreich noch die Kastelruther Spatzen. Mit der Formatumstellung wollte man wie überall das Programm verjüngen, um mit der gleichermaßen um Werbekundschaft buhlenden Privatkonkurrenz mithalten zu können. Da hieß es zunächst mal "Altersballast" abwerfen, die Musikfarbe internationalisieren und in ein Formatskorsett pressen. Musikalische Spezialsendungen flogen raus, um eine möglichst hohe "Durchhörbarkeit" zu gewährleisten. Das Ergebnis kennt man: Claiming, permanentes Eigenlob und sonstiger Beraterschnickschnack sollen die Wiedererkennbarkeit für MA-Umfragen erhöhen. Auf Radio Oberösterreich sind diese Faxen schon lange üblich.

Es ist wahr, dass die Musikauswahl bis Ende September noch deutlich besser klang. Trotz der Enge des Formats setzte man immer noch auf flotte Titel und hievte ab und an sogar neue Schlagerinterpreten ins Programm. Als ich mich gestern noch mal bei Radio OÖ einschaltete, liefen fast ausschließlich alte Beatfetzen und Poplegenden, es waren wohl auch ein paar alte Schlager dabei (Verhältnis 6:1?). Der Austropop wurde auf Anraten der Beraterfuzzis offenbar stark eingeschränkt. Dass Radio Oberösterreich trotz allem noch immer recht erfolgreich läuft, hängt ausschließlich damit zusammen, dass die reiferen Jahrgänge im Spektrum der Privatsender keine Alternative finden. Klingt Radio Niederösterreich nicht auch schon so ähnlich wie Radio OÖ?

Ich halte das derzeitige Konzept der Regionalradios ohnehin für unbrauchbar. Was bringt's, wenn 9 Landesstudio auf Minimalniveau vor sich hinwerkeln? Wär's da nicht besser ein schlagkräftiges und weitgehend werbeunabhängiges Rahmenprogramm auf die Beine zu stellen und die Landesstudios nur noch ein paar Stunden täglich senden zu lassen, sagen wir am Morgen, am Mittag und am Nachmittag? Früher lief dieses Konzept ja auch mit großem Erfog, nicht zuletzt wegen der hohen Qualität der überregionalen Sendungen, die auch viele Radiopersönlichkeiten hervorgebracht haben.

Heute setzt man auf Masse statt auf Qualität - einige Lokalstationen sind mit Ausnahme der aktuellen Information qualitativ beinahe auf das Niveau von Privatsendern herabgesunken, man spürt, dass Geld und Ideen fehlen. In Bayern oder Baden-Württemberg gibt es auch nur eine begrenzte Regionalisierung auf einige Fensterprogramme und die regionalen Nachrichten um halb. Dafür ist der Aufwand fürs Gesamtprogramm höher. Ich finde, es wird Zeit, das alte Ö2 zu reaktivieren und einzugestehen dass die Totalregionalisierung ein großer Fehler war. Mit 5-7 Stunden Regionalprogramm wären Tiroler, Steirer und Salzburger immer noch sehr gut bedient.
 
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- Dass Radio OÖ sein Musikprogramm um die Jahrtausendwende radikal umgeschmissen hat, stimmt eigentlich nicht. Radio OÖ reformierte sein Programm schon Mitte der 90er grundlegend nach heutigen Gesichtspunkten und war damit ein Vorreiter unter den ORF-Regionalradios.

Ich war zwar nie ein großer Radio OÖ Hörer, aber so ähnlich hab ich das auch in Erinnerung.
DAmals wurde doch "die Nummer Eins" erfunden - die Oldiesendung am frühen Nachmittag. Die gibts ja glaub ich immer noch...
 
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@ricochet:

Naja, wenn du vor 1998 noch die Kastelruther Spatzen im Musikprogramm von Radio OÖ gehört hast, dann muss das entweder eine Spezialsendung gewesen sein oder es wurden damals vielleicht auch noch außergewöhnlichere Hörerwünsche mehr berücksichtigt. (Über die Qualität dieser volkstümlichen Interpreten kann man natürlich streiten. Ich möchte jetzt aber keine Qualitätsdiskussion über diese Musikrichtung anfangen.)

Jedenfalls war die einschneidende Reform bei Radio OÖ bereits Mitte der 90er. Die Musik auf Radio OÖ war aber seit dieser Zeit bis - wie du richtig sagst - vor kurzem nicht schlecht. Neben Oldies liefen auch Titel aus dem aktuellen deutschsprachigen Schlagerbereich, Austropop (auch nicht nur die 08/15-Titel), die sog. neue Volksmusik (Seer, Hardbradler, Egger) und melodiöse italienische und internationale Titel (durchaus auch nicht nur die Standardtitel). Doch seit Oktober wurden die genannten Genres aufs Minimalste reduziert und es laufen Oldies, Oldies, Oldies ... - Radio NÖ hat dies bereits vor einigen Jahren vorgemacht.

Als Musikredakteure waren für Radio OÖ seit den 90ern bis vor einigen Jahren die Herren Wolfgang Moser und Mario Felice zuständig. Diese waren auch für die Musikzusammenstellung des früheren überregionalen Ö2-Nachtprogramms "Musikrevue" zuständig. Seit ca. dem Jahr 2000 arbeiteten diese Herren auch in der Musikredaktion von Radio NÖ, und sorgten damals einige Jahre (bis ca. 2003/04) für eine tolle, ausgewogene Musikmischung auf Radio NÖ. - Was aus Wolfgang Moser geworden ist, weiß ich nicht. Mario Felice ist meines Wissens noch immer für Radio NÖ tätig.

Man sieht also: An den Musikredakteuren liegt es nicht, die könnten auch anders. Doch müssen sie sich leider dem Diktat der Programmverantwortlichen fügen, die bei einigen ORF-Regionalradios leider total auf den angeblichen Trend hin zu Oldies, Oldies und wieder Oldies (und aus anderen Genres gerade noch ein paar Standardtitel) aufgesprungen sind bzw. aufspringen.
 
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Eine Qualitätsdiskussion will ich Dir natürlich nicht aufdrängen, aber warum sollen Volksmusik- und Schlagerfreunde nicht genauso berücksichtigt werden wie die Oldiefans? Gebühren bezahlen immerhin beide und was gut und was schlecht ist, muss ohnehin jeder für sich entscheiden. Es steht allerdings fest, dass Radio OÖ nur noch ein kleines Hörersegment bedient. Vielleicht hört Waldenberger wirklich am liebsten Manfred Mann und Led Zeppelin, es soll aber auch Leute geben, die mit Peter Alexander, Greetje Kauffeld und Caterina Valente aufgewachsen sind.
 
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@ricochet:
Du sagst "Volksmusik" - Vorsicht! Du meinst in diesem Zusammenhang wohl volkstümliche Musik. Ohne jetzt hier wirklich eine Qualitätsdiskussion über diese Musikrichtung beginnen zu wollen, sage ich nur eines: Eine Trennlinie zwischen "volkstümlichem Schlager" und "normalem" Schlager ist manchmal schwer zu ziehen. Manche Titel aus dem volkstümlichen Schlagerbereich halte ich durchaus für rotationstauglich. Aber grundsätzlich sollte die volkstümliche Musik - mit ihren zwei Ausrichtungen: Schlager- und Oberkrainer-mäßig - ihren Platz in einer Spezialsendung haben (wie auch die echte Volksmusik). Eine ansprechende Sendung für Fans dieser Musikrichtung hat z.B. Radio Salzburg: Die "Volkstümliche Hitparade" Samstags von 18 bis 20 Uhr. Hier gibts Musik, Interviews und Hintergrundberichte. Nicht alle ORF-Regionalradios haben eine solch attraktive Sendung für Fans dieser Szene.
 
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Absolut meine Meinung! Aber seien wir uns doch mal ehrlich: Der einzige Grund für die Neuausrichtung ist wirtschaftlicher Natur. Man will den Altersschnitt senken, musikalisch zu Arabella und stellenweise zu Life-Radio aufschließen und mithilfe besserer Quoten im Segment 14-49 die Werbetarife pushen. Für mich kommt das einer Kapitulation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gleich.
 
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Also einen Monat nach der "Reform" des Musikformats von Radio Oberösterreich muss man feststellen, dass die Hinwendung auf fast ausschließlich Titel aus der 60ern und 70ern gescheitert sein dürfte. Derzeit hört sich die Musik auf Radio Oberösterreich wieder so an, wie sie bis September ohnehin gewesen ist - es ist also Gott sei Dank kein zweites Radio Arabella oder Bayern 1 geworden ...
Entweder haben die Hörer die verstärkte Berieselung aus lauter abgedroschenen Oldies - was in den ersten beiden Oktoberwochen durchaus so war - nachweislich nicht honoriert, oder wir haben die Programmverantwortlichen durch unsere Diskussion doch ein wenig zum Umdenken angeregt ...;)

Übrigens, auch auf Radio Niederösterreich ist eine kleine Auffrischung des Musikprogramms zu bemerken. Die extreme Oldie-Lastigkeit, wie sie die letzten ein, zwei, drei Jahre konsequent gefahren wurde, ist jedenfalls ein wenig aufgelockert worden. Wenn man das Programm genau verfolgt, hört man doch wieder etwas mehr Titel aus anderen Genres z.B. aus dem aktuelleren deutschsprachigen Schlagerbereich; die Rotation ist auch etwas mehr melodiebetonter geworden.
Zu dieser - wenn auch nur vorsichtigen - Umstellung könnte es vielleicht aufgrund von Rückmeldungen beim "Tag der offenen Tür" gekommen sein, welchen das Landesstudio Niederösterreich heuer im September wieder erstmals seit einigen Jahren abgehalten hat. Auf einzelne Hörer-Rückmeldungen, Eindrücke oder Argumentationen bezügl. des Musikprogramms ist man ja seit Jahren nicht eingegangen.
Wie immer, vielleicht besinnt man sich nach einigen Jahren doch wieder auf ein breiteres, ausgewogeneres, rundes, melodiöses Gesamtmusikformat (wie es übrigens in den Jahren von ca. 2001 bis 2003 schon war) und die Zeiten, als man auf Radio Niederösterreich nur Oldies, Oldies, Oldies und aus den anderen Genres bloß die 08/15-Standardtitel hörte, gehören der Vergangenheit an - hoffentlich!
 
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Warum werben die ORF-Landeswellen so intensiv mit der besten Musikmischung? Weil die redaktionellen Beiträge immer mehr dem Rotstift zum Opfer fallen. Zwischen den endlosen Musikstrecken hört man vorwiegend beiläufiges Boulevardgebrabbel, PR zur Hörerbindung sowie immer weniger und immer substanzlosere Berichte im Schnelldurchlauf. GANZ, GANZ billiges Radio.

Mein Vorschlag: Wieder mehr gemeinsame Produktionen der Landesstudios, die den Gebührenaufwand qualitativ rechtfertigen und der Kleinstaatelei Grenzen setzen. Genresendungen, themenspezifische Magazine oder ambitionierte Reportagen wären besser als 24/7 Dudelfunk für Anspruchslose.
 
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Auch der ORF muß mal merken, daß es so nicht weitergeht. Die Frage ist nur, ob das so der richtige Weg ist... Anders herum: endlich auch mal eine Chance für die Privaten, wenn dem "großen unnahbaren Meister" die Kohle ausgeht!
 
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