Radio und Coronavirus: Wirtschaftliche Auswirkungen

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Findet ihr nicht, dass ihr alle schon seit 10 oder 20 Jahren das Ende der Kommerzsender herbei redet ?

Nö. Mache ich nicht. Das Ende wird kommen, allerdings bin ich auch davon überzeugt, dass es ein schleichender Prozess sein wird. Es wird allerdings schneller als bei den Tageszeitungsfuzzis gehen. Zumal diese in der Regel auch noch hinter den meisten anderen Sendern stehen. Verändert sich diese Branche, wird dies auch Radiolandschaft tiefgreifend verändern (Stichwort: Konzentrationsprozess). Dazu wirken andere Veränderungen, wie in der Vermarktung und in der Nutzung. Wenn man sich die Vermarktung einmal genauer anschaut, dann stellt man die Veränderungen der letzten 30 Jahre fest. Hatten wir zum Überfluss schon an anderer Stelle. Ob der Niedergang des Radios in drei, in fünf oder zehn Jahren kommt, ist unerheblich. Und klassisches Radio wird bleiben, aber als Nischenmedium. Corona wird aber möglicherweise diesen Vorgang aber beschleunigen. Es ist also kein Herbeireden, sondern die Analyse der Entwicklung der letzten Jahre und die daraus resultierende Ableitung für Entwicklungsperspektiven.

Der nächse Aspekt ist : Die UKW-Radiosender wollen die MA erstmal ausfallen lassen. Wg Corona. Nach Aussage der Kommerzsender hatten sie doch angeblich enormen Zulauf. Oder ist der 538-Effekt doch bekannt geworden ? Wenn man so beliebt ist, dann verweigert man doch die MA nicht. .

Der "Zulauf", wie Du es nennst, wird sich, wenn die MA-Institute richtig würfeln, in der nächsten MA abbilden. Man lässt die Herbst-MA ausfallen. Die erhoffte gute MA-Frühjahrswelle wird dann noch eine weitere MA mitgeschleppt, die als preisbildende MA dann noch ein Jahr bis Mitte 2022 Wirkung entfaltet. Soweit die Theorie. Aber wie der weise Chinese schon feststellte: Was soll der Werbekunde mit einer Ausnahmesituation ab Sommer in den Zahlen. Um es mal ganz deutlich zu sagen: Schon die nächste MA im Sommer ist für die Tonne, ebenso die Folge MA im Sommer 2021. Die können sich die PDs in der Kellerbar eingerahmt an die Wand nageln. Und damit die Senderleute mal wieder runterkommen: Vergleicht mal eure Digitalreichweiten der letzten Monate mit den Digitalreichweiten anderer Info-Angebote. Dann kann man den "Zulauf" etwas besser einordnen.

@Dr. Fu Man Chu Ach ja, waren das noch Zeiten! Werbekostenzuschüsse der Hersteller!!! Damit konnten sich sogar die kleinen Importeure Kampagnen lokal leisten. Ach ja, und wenn man einen Möbler in der Tasche hatte, zog man zum nächsten Möbler und ließ fallen, dass XY nächsten Monat was mit Küchen macht. Und schwupps, hatte man den nächsten Kunden in der Tasche. Natürlich auch mit Küchen. Seufz... Jetzt laufen die aufgekauften Möbler zum großen Teil schon über die Mediaagenturen, auch wenn sie lokal Spots ausspielen. Aber da sind wir bei dem oben Gesagten: Die Rahmenbedingungen ändern sich, was auch die Refinanzierung von Radio betreffen wird. Und Corona wird dies noch beschleunigen.
 
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@Wanderdüne
Was lange Jahre durchaus eine Stärke war, kann zu einer Schwäche werden. Den Satz unterschreibt Dir zwar jeder, nur was er praktisch bedeutet wird gern verdrängt. National wird doch fast nur noch über Kombis vertrieben. Der Grund, all die Senderbeiboote wären nur schwer zu finanzieren gewesen und die Gewinne wären niedriger.

Ich erinnere mich an eine Analyse anhand einer konkreten Planung, die Mediaziele erreichte man ohne Problem mit den A-Sendern. Die B-Sender oben drauf brachten keine wirkliche Mehrleistung. Doch Wunder über Wunder, eine A-Sender Einzelbuchung ist teuerer als eine Kombibuchung.

Wenn ich mich nicht irre, geht auch in NRW in der Beziehung der Punk ab. Wenn du den TKP von Radio NRW = 100 setzt, dann rufen die Regionalkombis 39% - 151% mehr auf. Sorry, da wünsche ich jeder Vermarktungs-Unit ein nettes Gespräch mit der Radioeinkauf.

Nur mal zum Vergleich der Preisführer die Rheinland-Kombi nimmt als TKP 6,64 - Radio Hamburg, wahrlich kein Billigheimer, ruft 4,77 € TKP auf. Die Kölner meinen also, ihre Hörer seien um 39% wertvoller.

Was bei der ganz TKP-Akrobatik vergessen wird, das funktioniert nur, wenn ein Medium fest gesetzt ist. Ob der Mediakauf zukünftig bereit ist, all diese Beiboote mit durchzuschleppen, wäre schon eine Überlegung wert.

Genauso glaube ich, dass NRW seine Mondpreise bei nationalen Kunden durchsetzen kann. So nach dem Motto, wer einmal mit XXL-Lutz getanzt hat...

Zu den Reichweiten, wer jetzt nicht die Online-Reichweiten analysiert, der ist arg naiv. Im Managment sagt man gern: Entweder ändern sich die Zahlen oder es ändern sich Köpfe.

Beim Radio würde ich sagen: Da wir uns nicht ändern wollen & können, wird es der Markt, sprich die Werbetreibenden über kurz oder lang erzwingen - welcome to the pleasure dome
 
So, nun haben wir Juni. Welche Sender haben nun konkret abgeschaltet ? In NRW rühmt man sich, "nur einen Spot" zu haben. Richtige Radiosender in anderen Regionen der BRD haben voll gefüllte Werbeinseln. Alle senden weiter. Dieses "wartet mal ab, da kommt noch was", lesen wir seit 20 Jahren - nichts ist passiert. Selbst Sender, die tiefrote Zahlen schreiben, senden weiter.
 
Erst im Herbst wird prognostiziert und ein Budget fürs Folgejahr gesetzt.
Vielleicht werden DANN einige blass, wenn sie ihre Zahlen sehen.
Jetzt ist erst einmal Fahrt auf Sicht angesagt.
 
Nur mal so an alle Gfs, Verkaufs- und Marketingleiter.

  • Bei der ECE sind 400 Händler(8% der Fläche) coranabedingt in die Insolvenz gegangen. Dabei haben Mieter ja das Recht, Mietzahlungen auszusetzen. Also, da kommt noch was.
  • Es werden spürbar zumeist lokale Agenturen ins Gras beissen.
  • real verschwindet, Sport Scheck/Karstadt Sport fusionieren und dünnen Filialnetz aus. Karstadt/Kaufhof sowieso
  • Absatzrückgang bei der Brauereien bis zu 60%. Da stehen die Signale für Fusionen auf Grün. Weniger Marken = weniger Budget
  • Die Absatz- und Umsatzverluste im Automarkt sind beträchtlich und die paar E-Autos, die eh lange Lieferzeiten haben, können das nicht kompensieren.
  • Markt für Büroimmobilien wird einbrechen (Home Office). ECE wird keine neuen Center mehr bauen. Die überlegen wohl eher, was sie schließen oder wie umwidmen können.
  • Massive Passagierrückgänge auf Flughäfen auch noch 2021, 2022
  • Wenn sich Home Office vermehrt mittelfristig etabliert, wird das Auswirkungen auf die Drivetime Audience haben.
  • Viel Spaß auch bei der Preisbildung ohne Reichweiten. Die Einkäufer der Mediaagenturen haben ihre Flinten gereinigt und genug Munition. Motto: Auf zur Moorhuhnjagd.
Der Werbekuchen wird schrumpfen. Ich kann nur hoffen, während des Lockdowns wurden ein paar Hausaufgaben erledigt und Schwachstellen, wie schlechte CRM, systematisch beseitigt.
 
Nur eine tapfere kleine Brauerei hinter den sieben Bergen bei den Schwarzwaldzwergen leistet noch tapfer Widerstand und gehört keinem Konzern, sondern ist badische Staatsbrauerei.
 
OT: Die Familienbrauerei Bauhöfer
logo-marie-2.png

trägt diesen Namen aber auch (noch) zu Recht! /OT
 
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@Dr. Fu Man Chu: Kann ich nur unterstreichen. Konsolidierungs- und Veränderungsprozesse, die durch Corona beschleunigt werden. Bei vielen Branchen ist doch schon seit Jahren eine Veränderung im Gange. 1. Möbler. Konzentration hat schon längst eingesetzt, qm-Umsatz sinkt aber kontinuierlich, Corona reißt QI und QII Umsatzlöcher. Zusammen genommen bedeutet das sinkende Budgets. 2. Automotive. Tja, da treffen mehrere Probleme auf einmal aufeinander: Entwicklungen versäumt, Vertrauen verspielt. Händlerkonzentration (relevant für lokale Sender) ist seit Jahren in Bewegung 3. Sonstiger Einzelhandel. Ist bereits gut beschrieben, schauen wir mal, wer das überlebt. Da verabschiedet sich eine Marke nach der anderen und damit auch ein Budget nach dem anderen. Auch hier Konzentration, Auslaufen alter Geschäftsmodelle - also das Zusammentreffen mehrerer Umstände 4. Reisebranche. Auch hier mehrere Entwicklungen: Konzentration und Verschwinden von Marken, Veränderung des Reiseverhaltens z.B. durch Bewusstseinsänderung (FFF) und Angst vor Strandung in fremden Ländern und auf Schiffen. 5. Brauereien (siehe oben). 6. Sonstige Werbetreibende haben auch Probleme oder bekommen sie (Finanzwirtschaft). Nur einige sind und werden Gewinner sein; Stichwort Zoom. Sind aber nun mal kein typischer Radiokunde. Eventgeschäft und Gastro? Brauche ich wohl nicht ausführen. Das Elend werden wir dann in den nächsten Wochen besichtigen dürfen.

Also schauen wir einmal, ob die MwSt-Senkung und die "Bazooka" von Scholz ein Strohfeuer entfacht oder ob es tatsächlich die Wirtschaft ankurbelt. Es könnte aber durchaus sein, dass die Konjunkturanfachung an Audio etwas vorbeigeht... Gut sieht es für die Werbeträger nicht aus.

'Real' verschwindet nicht, es wird zerschlagen - und die meisten Brauereien sind bereits in Konzerneigentum.

Ja, aber die Marke real,- verschwindet und damit ist das Budget futsch. Und EDEKA und Co. werden ihre Budgets sicherlich nicht erhöhen. Das ist des Pudels Kern.
 
Wenn eine Marke verschwindet, verschwindet DEREN Budget - das in angepasster Version
(was nicht unbedingt heißen muss, dass das künftige Budget kleiner wird) dann für eine andere Marke auftaucht. Ob Edeka & Co. ihre Budgets verringern und ob die Marke "Real" verschwindet,
wissen derzeit nicht einmal die Chefs.
Ersetze "Marke" durch "Kleinunternehmer", dann stimmt auch Deine Behauptung bzgl. des Verschwindens.
Einzig fällt derzeit auf, dass die begrenzte MwSt-Änderung für tierisch viel Arbeit (bei den Händlern) sorgt.
 
Wenn eine Marke verschwindet, verschwindet DEREN Budget
Nichts anderes habe ich gesagt.

(was nicht unbedingt heißen muss, dass das künftige Budget kleiner wird) dann für eine andere Marke auftaucht. Ob Edeka & Co. ihre Budgets verringern und ob die Marke "Real" verschwindet,
wissen derzeit nicht einmal die Chefs.
Eben nicht bzw. sehr unwahrscheinlich. Der Sinn von Konzentrationsprozessen ist u.a. Gemeinkosten zu senken und Skaleneffekte zu erzielen. Das heißt, dass für ein Kaufland oder EDEKA der bisherige Werbedruck national völlig ausreicht und es völlig egal ist, ob 10 oder 20 Standorte dazugekommen sind. Deshalb verschwindet das Budget von real,-, sollte die Marke verschwinden und taucht allenfalls rudimentär woanders wieder auf. Die Marke real,- soll noch temporär Bestand haben, aber auch nur, weil sich für einige Standorte kein Interessent findet bzw. Kartellrecht dagegen spricht. Mit den kolportierten 50 Standorten dürfte real,- als nationaler Werbetreibender rausfallen. Auch für die Wettbewerbsfähigkeit dürfte die Anzahl deutlich zu gering sein. Also endlich, daher von den Russen auch die Formulierung vorerst Weiterbetrieb.

Das mit den Kleinunternehmern verstehe ich nicht. Aber möglicherweise reden wir aneinander vorbei...
 
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@Wanderdüne
Jeder von uns kennt die abgelutschten Satz: Das einzig konstante ist der ständige Wandel. Das Problem, statt sich auf die Veränderungen einzustellen und sich weiter zu entwickeln, meint diese unsere Deutsche Radiobranche, sie kann irgendwie so weitermachen und sich durchwursteln. An dieser Quelle der Weisheit würde ich gern meinen Durst löschen. Hat ja schließlich bis jetzt immer so geklappt und die Medienanstalten samt Landespolitik halten weiter die schützende über die Sender. Nun, ich würde darauf nicht wetten.

Eigentlich alles was ich an Informationen empfange oder was veröffentlicht wird, deutet auf Budgetkürzungen oder starke -umschichtungen hin. Aber, wie gesagt, ich bin kein Radio GF... Fakt ist wir stehen vor einer großen Konzentrationswelle und X-Unternehmen steigen aus dem Markt mehr oder weniger unfreiwillig aus. Ob, da ein Sender, der kaum Hörer hat, lokal an Mini-Unternehmen Spots verschenkt oder nicht, ist Wumpe.

Ich stelle die Frage einmal anderes rum. Warum soll ein Unternehmen Radiowerbung schalten, wenn er Online + via Social Media viel einfacher (preiswerter) die Zielgruppe ohne massive Streuverluste erreicht? Das ist genau das Probleme, ich kann mittlerweile bestens ohne lokale Medien lokal werben.

Wer hauptsächlich auf Imagewerbung gesetzt hat, dessen KPIs gehen nicht runter, nur weil er weniger wirbt. Wäre schön, wenn's so einfach wäre...
 
Ich stelle die Frage einmal anderes rum. Warum soll ein Unternehmen Radiowerbung schalten, wenn er Online + via Social Media viel einfacher (preiswerter) die Zielgruppe ohne massive Streuverluste erreicht? Das ist genau das Probleme, ich kann mittlerweile bestens ohne lokale Medien lokal werben.

Der lokale Werbekunde schaltet Radiowerbung, weil... (willkürliche, nicht abschließende Reihenfolge ;))

1. "Wir das schon immer gemacht haben!"
2. "Weil ich den Günther von Radio XY kenne, der mit schon seit Jahren Top-Angebote für Radiowerbung macht!"
3. "Weil der Konkurrent das doch auch macht. Dann muss ich auch..."
4. "Ich höre mich, also meinen Laden, gerne im Radio"
5. "Weiß auch nicht so recht... Aber ich mache halt"
6. "Muss ich doch machen, ist doch unser Sender hier vor Ort. Und das wirkt auch. Denke ich. Also sagt mir immer der Günther" (Anm.: der bereits in Nr. 2 zitierte Günther)
7. "Da kriege ich immer Karten für Konzerte geschenkt und die haben so nette Kundengeschenke!"
8. "Dieses Social Dings und das mit dem Google verstehe ich nicht so recht. Da weiß ich auch nicht, ob das tatsächlich dann auch von denen gemacht wird. Meinen Spot höre ich aber immer. Da bekomme ich einen Schaltplan vom Günther (Anm.: der schon wieder...) und dann kann ich das kontrollieren."

Im Zuge von Übernahmen/Konsolidierungen/Generationswechseln sind diese Argumente allerdings dünnes, sehr dünnes Eis...
 
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@Wanderdüne
Im
Freund des mobilen Sandes, das klingt ja wie das Expose von "Die dümmsten werbenden Firmen der Welt" auf RTL 2, Vox oder Kabel1. Im Ernst, meine Frage war natürlich ironisch gemeint. Aber, die Alleinstellung, die alle lokalen Medien einmal hatten, besteht so nicht mehr. Einfach so Programm, wie man es schon vor 20 Jahren gemacht hat, mit schlecht abgekupferten Playlists, schlechten Kopien von Aktionen von 104.6 RTL, Antenne Bayern oder RHH, ohne Web- und Social Media Strategie, wer solche Sender belegt, hat noch zuviel Geld.

Zum Thema dünnes Eis, dass wird es dank dem Klimawandel wohl bald nicht mehr geben.
 
Ich würde die Radiowerbung nicht kategorisch abschreiben. Es gibt immer noch gute Gründe für Unternehmen, mal auf einen "Hinhörer" zu setzen. Das kann natürlich nicht die komplette Marken- und Werbestrategie betreffen, aber partiell ist der Weg über das Ohr schon noch eine Option. Nur kommt jetzt die Herausforderung: Dazu muss der ausgesuchte Sender bestimmte Voraussetzungen an Qualität, Inhalten, Relevanz und Hörerbindung erfüllen (der Spot natürlich auch), und leider sind viele Sender seit Jahren dabei, gerade diese Voraussetzungen fahrlässig aufzugeben.
 
@Mannis Fan: Kategorisch würde ich Radiowerbung auch nicht abschreiben wollen. Es ist aber die Frage, ob Kosten und Nutzen noch im Verhältnis stehen. Radiowerbung ist Gießkannenwerbung mit ungefähren Reichweiten aus der Vergangenheit. Prinzipiell ist Radiowerbung, insbesondere mit TKPs in Größenordnungen von bis zu 6-8 Euro brutto in Lokalstationen einfach zu teuer. Gegen Radiowerbung spricht insbesondere, dass eine Konzentration auf die Tage Donnerstag, Freitag und Samstagmorgen stattfindet. Hier sind die Blöcke morgens und in der Drivetime voll. Entweder muss ich einen Singlespot buchen (Aufpreis) oder eine Erstplatzierung belegen (Aufpreis), da ich ansonsten untergehe. Das habe ich bei Pre-Roll oder Instreamwerbung in der Regel nicht, da hier die Aufmerksamkeit deutlich höher ist. Buche ich das regional, erreiche ich sogar nicht (immer dieselben) Hörer des gebuchten Senders, sondern alle zur Vermarktung stehenden Streams/Programme. Übrigens zu einem Preis, der nicht teurer ist. Ansonsten habe ich über die Möglichkeit zielgruppespezifisch Inventar online zu belegen.

Widersprechen würde ich bei Markenstrategie. Über 90% der Kampagnen im Radio sind reine Abverkaufskampagnen. Imagekampagnen gibt es nur sehr selten. Nationalen Werbetreibenden ist das Umfeld auch ziemlich egal, es zählen Zielgruppen, Kontakte und Konditionen. Es werden zu fast 3/4 die Dickschiffe Deutschlandkombi und Superkombi belegt. Glaubst Du allen ernstes, dass irgendein Planer sich mit Inhalten von Sendern in der Superkombi auseinandersetzt??? Würden sie das tun, würden sie sicherlich nicht den ein oder anderen Lokaldudler belegen, da die betreffende Marke sich ungern in einem Umfeld sieht, welches auf Bürgerradioniveau agiert. Sind halt in der Superkombi mit drin.

Insofern ist Radiowerbung durchaus nach wie vor wirksam, allerdings mit abnehmender Tendenz. Die Nachteile: Radiowerbung ist a)(viel) zu teuer im Verhältnis zu digitalen Alternativen und in Anbetracht der z.T. gigantischen Streuverluste und b) im Gegensatz zu anderen (digitalen) Werbeträgern nur Audio und c) in übervollen Blöcken an bestimmten Tagen und Zeiten.

@Dr. Fu Man Chu: Tja, soll in ähnlicher oder abgemilderter Form sogar heute noch häufiger vorkommen... Je professioneller die Unternehmen durch größere Einheiten oder Generationswechsel werden, desto schwieriger wird es für regionale und lokale Sender. Die letzte Innovation der Branche war, man möge mich korrigieren, der Single-Spot im Jahr 2002 (gefühlt) ;).
 
@Mannis Fan
Dann weißt auch ganz genau, dass das Pricing der Kombis mittlerweile sehr häufig so gestaltet ist, dass es kaum noch einen Sinn macht aus Einzelbelegungen eine virtuelle Kombi zu bauen. Das ist RMS-Preispolitik seit Mitte der 90er Jahre. Die B- und C-Sender braucht es selten. Was aber wirklich übel ist, der Werbedruck ist auf Landesebenen höchst unterschiedlich. Eben je nach dem wie viele Sender dort beheimat sind. Das weiß jeder halbwegs qualifizierte Planer. Die cleveren nutzen es für Preisverhandlungen, die anderen Kunden haben eben nicht so gute KPIs.
Wie es Düne sagte, irre Streuverluste. Ich nenne nur mal ein Beispiel: Nach der TDW gibt es Möbel-/Küchenkauf-Absicht in den nächsten 24 Monaten von ca. 2-3%. Selbst wenn man sagt, die Werbung bewegt vll. jemanden, der gar daran dachte sich Möbel zu kaufen (halte ich für eher selten) dann kommt man immer noch auf ~95% Streuverlust und einen gigantischen TKP.
Natürlich ist Radiowerbung noch wirksam, aber ist kein Allheilmittel und das lokale Princing, besonders in NRW, ist einfach unverschämt.

Lieber Manni noch eines, Radiowerbung wirkt immer, dass haben genügend Studien bewiesen, egal ob jemand hinhört oder die Werbung im Hintergrund läuft. Das ist eine große Stärke. Die Zeit als Radio ein bewusstes Einschaltmedium war, ist mehr als lange vorbei (Radioszene Foristen sind keine Zielgruppe). Die paar Einschaltradios die es noch gibt, sind meist eh werbefrei. Was kaum ein Werbetreibender macht, gezielte Umfeldbelegung. zu 95% werden nur Mo-Show + Drivetimes gebucht. Wobei, Umfelder gibt es auch kaum noch, das Programm rattert ohne Punkt + Komma durch und die Mo-Show wird Tag und Nacht geteasert.
 
Ja, ich zum Beispiel. Und ich verantworte einen jährlichen Marketingetat in Millionenhöhe!

Zuweilen bin (sogar) ich überrascht... Es gibt sie noch, die Radioplaner, eine aussterbende Spezies. Das ist ja schon mal positiv.

Marketingetat in Millionenhöhe klingt erst einmal viel, ist es aber nicht unbedingt. 32 Spots (brutto), da ist die Mio. in der Superkombi weg. Also eine gute Kampagne. Mit Konditionen zwei Kampagnen. Bei unterschüssigen oder überschüssigen Budgets, bei denen man noch Schwerpunkte setzen will, sicher Sinn, dass man sich einzelne Märkte heraussucht. Aber Mio. kann bei Dir auch zwei- oder dreistellig sein. Sei es drum. Je höher jedoch das Budget ist, desto weniger verstehe ich aber deine Argumentation.

Das Problem, was der weise Chinese schon anmerkte, ist, dass es problematische Märkte gibt. In NRW und Baden-Württemberg, also zwei von den drei wichtigsten Märkten, komme ich nicht um die einzigen Angebote herum. Der Werbedruck allein mit radio NRW oder dem WDR reicht nicht aus, ich werde also beide Angebote (NRW und WDR Best of) belegen müssen. In Baden-Württemberg werde ich um die BaWü-Kombi nicht umhinkommen. In anderen Märkten habe ich zwar Auswahl, werde um die Marktführer nicht umhinkommen, will ich einen entsprechenden Werbedruck aufbauen (z.B. in Berlin werde ich die Top und die Berlinkombi nehmen müssen, alles andere ist eher sekundär, die beiden Kombisender haben sich schon so marginalisiert, dass ich die sie komplett buchen muss. Am Ende muss ich Werbedruck aufbauen, das geht nur über Masse. Das muss nicht Qualität sein, am Ende muss der Wurm dem Fisch schmecken und nicht mir.

Es sei denn, Du bist in einer sehr spitzen Zielgruppe unterwegs. Aber auch da gilt, dass es Märkte gibt, auf die man nicht verzichten kann. Die Young Stars wird oftmals mit anderen Angeboten (wie NRW) gebucht. Passt zwar nicht, aber dummerweise gibt es wie z.B. in NRW nix, was passen würde. Der Markt ist aber so wichtig, dass man dann NRW noch dazu nimmt. Ein Witz, aber als Kunde würde ich darüber nicht lachen. Was machst Du dann?

Und dann das, was der weise Chinese anmerkt: Zumindest ab einer gewissen Größenordnung macht es einfach keinen Sinn mehr, händisch was rauszupicken. Denn die Superkombi (oder auch Deutschlandkombi) ist so günstig auf Grund der Kombikaskadierung, dass eine virtuelle, selbst gebastelte Kombi preislich überhaupt keinen Sinn macht. Wie 3/4 der RMS und ASS Kunden das halt auch sehen (und belegen). Beispiel Superkombi: In Summe kostet der Spaß rund 30 TEUR für 30 Sekunden im Schnitt zwischen 6 und 18 Uhr. NRW kommt auf rund 4.000, ABY mit 3.000 und BaWü mit ebenfalls rund 3.000 - macht allein 10 TEUR. Da fehlt noch Berlin, Hamburg und Hessen als relevante Märkte. Am Ende, wenn ich über eine Mediaagentur komme, die gleich mehrere Kunden für die Superkombi oder Deutschlandkombi verhandelt, sind die Konditionen ungemein höher, sodass die Superkombi oder Deutschlandkombi (preislich unschlagbar) sind. Was soll ich mir da noch die Mühe machen und "virtuelle" Kombis basteln?

Oder helfe mir und dem Chinesen einmal über den Zaun: Übersehen wir da etwas?
 
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