Radio-Verkäufe brechen wegen Smart-Speakern ein

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Der Absatz klassischer Radiogeräte wird 2018 in vielen Kernmärkten einbrechen. Darauf deuten u.a. neue Marktzahlen aus Großbritannien hin. Grund ist, daß viele Briten derzeit ihre alten Radios durch Smart Speaker ersetzen, die scheinbar den Platz des alten Küchen-, Bad- oder Schlafzimmerradios einnehmen.

Ich sehe das mit gemischten Gefühlen: Einserseits wird damit endlich die Digitalisierung des Radios vorangetrieben, nachdem die Branche DAB aus diversen Gründen nie wollte und es sich voraussichtlich in Deutschland wegen dieser langjährigen Blockade nicht mehr durchsetzen wird. Andererseits haben bei Smart-Speakern nun Gatekeeper die Kontrolle. Wer "Alexa, spiele Radio Hamburg" sagt, wird nicht direkt zum Stream von Radio Hamburg geführt, sondern zu dem von Tune In. Außerdem sorgen neue Audio-Dienste dafür, daß ggbf. gar kein Radio mehr gehört wird, sondern der Nutzer z.B. eine Spotify-Playlist abdudelt, bis er Alexa bittet, die Verkehrslage, den Wetterbereicht oder die Nachrichten vorzulesen. Die Gefahr besteht also, daß sich Nutzungsgewohnheiten signifikant zu Lasten des klassischen, linearen Radios verändern.
 
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. Grund ist, daß viele Briten derzeit ihre alten Radios durch Smart Speaker ersetzen, die scheinbar den Platz des alten Küchen-, Bad- oder Schlafzimmerradios einnehmen.

Wundert dich das. Die Bedienung ist einfach und das Radio spielt das, was ich wünsche und nicht was Berater meinen, was ich gut finden soll. Ich habe längst alle UKW-Radios gegen DAB oder Internetradios getauscht. Die Zeiten von 50 Hits in Endlosschleife sind für mich damit endgültig vorbei. Der Trend wird auch in Deutschland dahin gehen.
 
Als ob alle Sender über DAB das spielen, was du willst. Sämtliche Dudelfunker sind mittlerweile auch über DAB zu empfangen. Genauso wie es Sender abseits des Mainstreams nach wie vor über UKW gibt. Wer sucht, der findet.
 
Als ob alle Sender über DAB das spielen, was du willst. ... wie es Sender abseits des Mainstreams nach wie vor über UKW gibt. Wer sucht, der findet.

Nicht alle, aber einige. Das reicht mir ja schon. Abseits des Mainstreams über UKW? Sehr schwierig. Mag vielleicht in Berlin so sein und an einigen anderen Stellen auch noch, aber grundsätzlich eher nein. Erst Recht, wenn du im "falschen" Bundesland wohnst.
 
okay, da hast du Recht. Vielleicht habe ich mich nicht richtig ausgedrückt. Ich wohne jetzt seit mehreren Jahren in Bayern. Ich pflege meine Anlage so gut, wie es geht. Als ich "meinen" Sender anmachte kam eine Ansage: sorry, wir sind analog nicht mehr zu empfangen. Kaufen sie sich einen Digital Receiver, ansonsten hast du Pech.

Und diese Arroganz kotzt mich an. Wer seinen Rundfunkbeitrag zahlt, darf doch auch selbst entscheiden, wie er sein Programm empfängt?
 
Seh ich auch so.

Die Auswahl ist da, aber eben nicht überall und flächendeckend. Über DAB+ gibt es ein paar interessante Sender, aber auch nicht Alles überall. Das geht nur mit Internet. Mobiles Internet ist nicht flächendeckend, DAB+ auch noch nicht und solang Datenvolumen Geld kostet sind wir nicht frei.

Ohne Digitalradio gehen bei mir an der Arbeit nur die Ortssender und Deutschlandfunk vernünftig und DAB+ geht bei uns in der Halle auch erst seit Sommer. Also was hab ich hier an Vielfalt und gut empfangbaren Sendern in Kassel?

hr1
hr2
hr3
hr4
You FM
hr info
FFH
Planet Radio
Harmony fm
Radio BOB!
Freies Radio Kassel
Deutschlandfunk

Das kann manchmal gähnend langweilig sein. Logisch, es gibt Überreichweiten, die aber an der Arbeit nicht funktionieren und Dlf Kultur und WDR 5 sind hier mobil fast unhörbar und gehen bei mir in der Halle sowieso nicht.

tagesbegleitende Programme außerhalb der Kultursender sind also schwierig zu ertragen, hr4 wird besser, ist mir aber noch zu schlagerlastig und hr1 klingt immer mehr wie hr3 und you fm. Harmony fm mit seinen künstlichen Lackaffen Moderatoren, der fürchterlichen Stationvoice und den langweiligsten Megahits aller Zeiten mache mich irgendwann aggressiv und Radio BOB! Mit seinem Voice Tracking und dem „Wir sind ja so böse Rocker“ Image hängt mir nach ein paar Tagen auch zu den Ohren raus.

Im Freien Radio Kassel macht kaum noch Jemand was wirklich hörbares und zu großen Teilen ist die Soundqualität echt mies. Ich weiß nicht was die da machen aber selbst für einen Amateursender ist das ziemlich arm. Früher gabs da ab und an Sendungen, die wirklich interessant waren.

hr2, hr-Info und Deutschlandfunk kann ich nicht den ganzen Tag hören.

Also bleiben eigentlich nur
hr4 und Radio BOB! Für den Tageseinsatz.

Dank DAB+ kommen da jetzt glücklicherweise noch Schwarzwaldradio, Dlf Nova, Dlf Kultur und Rock Antenne dazu aber jetzt kommt das nächste Problem:

Ich habe kein DAB+ im Auto und ein gutes Autoradio ist teuer, es ja nicht nur das Radio, sondern auch die Antenne, die umgerüstet werden muss und ich wollte eigentlich keine Scheibenantenne. Himmel abnehmen, Antenne verbauen und Kabel verlegen ist so ne Sache. Ich schätze, da kann man dann auch mit 80 Euro und mehr rechnen plus Radio.

Ich hab auch immer die Überreichweiten gehört, aber mittlerweile ist entweder durch andere Funkwellen die in den letzten Jahren massig dazu gekommen sind der Empfang schlechter geworden oder mein Anspruch an den Sound einfach gewachsen sodass ich mich mit dem Gerausche und Gefade nicht zufrieden geben will.

Ist also so ne Sache mit der Abwechslung und dem guten Radio...

LG Tobi
 
Die Gefahr besteht also, daß sich Nutzungsgewohnheiten signifikant zu Lasten des klassischen, linearen Radios verändern.

Ich sehe nicht die "Gefahr" ich sehe als als eine sehr wahrscheinliche Entwicklung. Immerhin hat die RMS das selbst auf ihrer Audiotour verkündet. Ich weiß nicht, ob Du da warst. In Hamburg war die Veranstaltung sehr gut besucht, wobei relativ wenig Agentur-Entscheider dabei waren.

Mein Mitleid mit dem linearen Sendern hält sich in Grenzen. Zusammen mit Eigentümern (Verlage) und den Landesmedienanstalten wurden mittlerweile jahrzehntealte lukrative Oligopole + Monopole gezimmert. Ob in einzelnen Märkten und in nationalen Vermarktung via RMS. Gezielt hat man kleinere Wettbewerber gar nicht erst in den Markt gelassen oder sie aus den Markt verdrängt. Wenn dadurch welche Pleite gingen..., so what - dann wurde darüber kräftig gelacht und sich auf die Schenkel geschlagen.

Die hohen Renditen wurden 1:1 an die Gesellschafter durchgereicht. Beim Personal regierte der Rotstift. Einfach traurig, dass eine Branche, die so gut verdient so geringe Gehälter bezahlt. Wobei wenn ein Mitarbeiter "Programm" in einem Sender eintippt, dann geht sofort die Rechtsschreibprüfung an. Denn Programm macht man schon lange nicht mehr. Man promotet nur noch immer wieder den gleichen Unsinn.

Innovationen? Gleich Null, lieber hat man den Status Quo verteidigt. Wer andere Ideen hatte wurde gemobbt.

Tja, mit Google + Amazon ist eben nicht so gut Kirschen essen. Pech gehabt liebe Radio-Leute. Antenne Bayern versucht sich anzupassen und investiert massiv. Die Regiocast freut sich darüber, dass sie Deutschland-Meister bei VC sind und schreibt Mörderbriefe nur weil zwei kleine Lokalsender auf Sylt und in Lübeck starten. Wenn beide eine AG wären, ratet mal wo ich kaufen würde?

Noch sind Auftragsbücher voll, lustig wird es, wenn der Werbemarkt mal schwächelt. Dann haben wir ruck-zuck eine Nacht der langen Messer...
 
Wer nicht mit der Zeit geht, geht halt mit der Zeit.
Es gibt Firmen, die hießen in den 50er-Jahren "Kohlenhandel". 20 Jahre später sind sie auf Heizöl umgestiegen und mittlerweile verkaufen sie Pellets. Diejenigen, die bei Kohle geblieben sind, existieren nicht mehr.
Es gab Wagnerbetriebe im 19. Jahrhundert, manche existieren heute noch als KFZ-Werkstatt...etc etc...

Mit den Rundfunkveranstaltern wird es ähnlich laufen.
 
Der Radioverkauf ist nicht eingebrochen, sondern es gibt eine Marktsättigung in Norwegen wegen der UKW-Abschaltung. So langsam hat da jeder Haushalt seine DAB+-Radios. Auch in GB ist DAB ja sehr weit etabliert, da ist es doch vollig normal, wenn Zahlen irgendwann auch mal zurückgehen nach vielen Jahres des Wachstums. Selbst bei Smartphones und Frensehern sind die Verkäufe irgendwann mal zurück gegangen, wenn freilich auf höchstem Niveau. Mehr zum Thema: https://www.teltarif.de/radio-digit...GPTVqtMUWn3FJdfCkEaQGWzY4_14_8EEihca4Qg7hqKe0
 
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Der Absatz klassischer Radiogeräte wird 2018 in vielen Kernmärkten einbrechen.
Definiere klassische Radiogeräte. Meinst du UKW-Empfänger? Deren Absatz geht schon länger zurück.
Dann beziehst du dich auf Gb. Sind wir in Gb? Nein, also wtf. Das auch der DAB-Markt irgendwann mal gesättigt ist, was in Gb inzwischen der Fall sein dürfte, kommt in den Kalkulationen der Zahlenpropheten kurioserweise selten vor, deshalb ist eine Absatzstagnation oder gar ein Rückgang immer auch ein Weltuntergang. Schon wieder wtf. Und weil grade ein paar Smartspeaker mehr verkauft werden, können natürlich nur die die Ursache sein. Ganz ehrlich, wtf!
Das sich das Nutzungsverhalten ändert, ist kein allzu großes Geheimnis. Das tut es schon seit einigen Jahren. Und das man in D nicht nur beim Radio der Entwicklung mitunter mehr hinterher hetzt als innovativ vorneweg zu stürmen, ist auch nicht gerade ein Geheimnis. Also erneut wtf.
Radio ist im Großen und Ganzen selber Schuld. Der bundesweite Wettbewerb des belanglosesten Programms mit Krone-Auszeichnung am Ende und Radiopreis, ist landauf landab in vollem Gange. Radio kann nur mit Inhalt punkten, persönlicher Ansprache, Erster sein durch Liveprogramm, Live-Interaktion mit dem Hörer, alles das was die Alexas und Siris dieser Welt eben nicht können. Aber das alles interessiert immer weniger und am wenigsten die Veranstalter. Man schafft es ja nicht mal darauf zu drängen, dass DAB+ als Standard in Handys integriert wird. Lieber läßt man sich von irgendwelchen Apps, die behaupten dass sie UKW- und DAB-Empfänger wären, die Butter vom Brot nehmen. Aber wehe es kommt mal jemand auf die Idee ein paar Sendeantennen zu verscherbeln. Da kann sich die Radiolobby plötzlich auf ihre Stärke besinnen. Aber da gehts ja dann auch ans Eingemachte und nicht nur schnöde darum, die Hörer vermeintlich zu binden bzw. dem geneigten Werbekunden vorzugaukeln das man gehört würde.
Irgendwo ist letztlich alles ein ganzes Stück weit hausgemacht. Bleibt also nur wtf und bis zur nächsten Statistik...
 
Ich habe mir 2002 zuletzt eine hochwertige HiFi Anlage mit integriertem UKW Radio angeschafft. Seither ist, was mich betrifft, der Absatz komplett zusammengebrochen und wird sich auf absehbare Zeit auch nicht erholen, denn meine Anlage funktioniert immer noch einwandfrei. Erst wenn UKW zwangsabgeschaltet wird, bin ich entweder genötigt, die mir von der Branche dann angebotenen Alternativen zu erwerben, oder auf Radio dieser Art komplett zu verzichten. Ratet mal, auf was es hinauslaufen würde ...
 
Der Radioverkauf ist nicht eingebrochen, sondern es gibt eine Marktsättigung in Norwegen wegen der UKW-Abschaltung. So langsam hat da jeder Haushalt seine DAB+-Radios. Auch in GB ist DAB ja sehr weit etabliert, da ist es doch vollig normal, wenn Zahlen irgendwann auch mal zurückgehen nach vielen Jahres des Wachstums. Selbst bei Smartphones und Frensehern sind die Verkäufe irgendwann mal zurück gegangen, wenn freilich auf höchstem Niveau. Mehr zum Thema: https://www.teltarif.de/radio-digit...GPTVqtMUWn3FJdfCkEaQGWzY4_14_8EEihca4Qg7hqKe0
Weningstens einer, der nicht nur die clickbait-Headline liest 😉

Wer nur auf Smartspeaker setzt, nimmt in Kauf, dass er von Apple,amazon und Google vorgefilterte Inhalte bekommt, oder eben nicht. Irgendwann werden die auch Inhalte ablehnen (Wegen amerikanischer Wertevorstellungen z.B.)
 
Die Veränderung der Nutzungsgewohnheiten ist keine Gefahr, sie hält längst Einzug. Das Tückische dieser Entwicklungen ist, dass sie schleichend ist. Die Ahnungslosen, Ignoranten und Dummen bemerken es erst, wenn sich die Folgen der Entwicklungen einstellen. Dann ist die Aufregung plötzlich groß. Ähnlich wie Weihnachten. Jedes Jahr am 24.12., doch vielen fällt es am 22.12. ein - und dann bricht Panik und Hektik aus. Nur dass sich Weihnachten alljährlich wiederholt und man es das nächste Mal besser machen kann. Das ist bei der Digitalen Transformation so eine Sache... Die Verleger hätten es ahnen können, ist ihnen das Schicksal schon das ein oder andere Mal passiert. Der Zug kam. Er hielt. Die Türen waren auf. Die Türen schlossen sich. Es wurde gepfiffen. Und der Zug setzte sich in Bewegung. Auf dem Bahnsteig versammelt: Die Verleger, die dem Zug erbost nachschauten. Es war keiner da, der ihnen das Ticket bezahlen wollte und sie in den Zug tragen wollte. So eine Sauerei aber auch! Insofern hält sich mein Mitleid mit den Verlegern und damit mit den Gesellschaftern von 90% aller Radiosender ebenfalls in Grenzen. Und auch die GFs und PDs der Sender sind nicht schlauer geworden. Beim Thema Streaming kamen erst reine Webradioanbieter wie Raute, dann Spotify, Deezer und andere, die die Personalisierung des Netzes nutzten und die Chancen des Netzes verstanden. Und dann "passierte" ihnen Radio.de - auch noch initiiert von einem damals relevanten Radiogesellschafter. Sechs Jahre brauchte die Branche, um sich zu sortieren mit dem radioplayer. Zu spät... Auch andere Digitalthemen, die primär nichts mit Radio zu tun hatten, wurden links liegengelassen. Warum auch. Und jetzt das Thema Smart Speaker. Ups, über Nacht da! Komisch, als ich 2011 einen Dienstwagen bekam, war da eine Sprachsteuerung drin. Brauchte etwas, um sie schätzen zu lernen. Sie hakte hier und da auch noch. Mein aktueller Wagen kann das alles bestens und ich nutze es. Ich gehe davon aus, dass der größte Teil der GFs und PDs in Deutschland ebenfalls eine Sprachsteuerung seit einigen Jahren im Fahrzeug hat. Hochbezahlte Menschen, bei denen man sich jetzt die Frage stellen muss: Wo ist die Transferleistung auf das eigene Produkt bezogen gewesen? Also wiederholt sich hier das, was die Verlage und auch Radiosender durchlebt haben. Die einzige Sorge die Radioleute zur Zeit wieder umtreibt, ist die Frage, wie ich mit meinem Produkt 1:1 in diese putzigen Boxen komme. Nutzungsspezifische Produkte zu entwickeln, die möglicherweise nicht einmal den Markennamen der Senders tragen, dafür aber Nutzer erreichen und Erlöse nutzungsspezifisch generieren müssen, ist natürlich abwegig...;). Wäre aber sinnvoll.
 
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