AW: Radio vor und nach Privatradiozulassung
@ radio-watch
Deine Vergleiche und Argumente kann ich nicht nachvollziehen. Wenn mir die Konzerte von Denise nicht gefallen, kann ich woanders hingehen und jeder Musikliebhaber wird irgendwo sein Konzert finden können. Hier herrscht ja die Vielfalt. ( Beim Radio kann ich durchzappen und finde trotzdem nichts für mich)Die drei Buh-Rufer im Konzert werden halt beim nächsten derartigen Konzert nicht mehr dabei sein. Das ist wirklich egal.
Aber beim Radio ist es ja so, daß immer mehr Hörer-Zielgruppen einfach gar nicht bedient werden.
Es gibt nun mal AUCH ( nicht nur ) viele ( ja wirklich viele !) Hörer-Zielgruppen, die sich Spezialsendungen und andere Musikrichtungen im Radio wünschen würden.
Und weil das Radio im Gesamten nur noch einen Bruchteil der kulturellen Wirklichkeit, der Vielfalt in der Musik usw. widerspiegelt, deshalb nimmt seine Bedeutung, sein Image ab.
Wie ich Denise verstanden habe und was auch viele andere sagen: Das Image des Radios geht in Richtung Hintergrund-Medium mit nur bestimmen Inhalten und bestimmten Mainstream-Musikrichtungen. Daher wird Radio nur noch als ein Segment-Medium, das nur noch zur Berieselung oder Verbreitung von bestimmten Hit-Industrie-Produkten taugt, verstanden.
Versteht Ihr denn nicht, was gemeint ist: Ein Teil der Radios kann natürlich das übliche Format-Dudelradio sein. Aber wenn es nichts ( oder viel zu wenig) anderes im Radio noch gibt, dann positioniert sich das Radio allmählich eben als ein Medium, das nur noch im Hintergrund einer Supermarkt-Berieselung gleichkommt.
Niemand kommt in Zukunft mehr auf die Idee, daß er z.B das Radio einschaltet, um festzustellen: Was gibt es Neues im Bereich der Musik-Kultur ?
( Im Klassikbereich gehts ja derzeit noch, aber sonst....)
Da geht man lieber auf Konzerte, informiert sich gegenseitig über Internet-Netzwerke usw.
Es gibt z.B. Netzwerke von ( bitte ist nur ein Beispiel !) Liebhabern von Chancons. Die informieren sich gegenseitig über Neu-Erscheinungen, über Konzerte usw. Das hat früher alles das Radio getan. Man wußte genau, daß z.B. am Sonntag um 18 Uhr die neuesten und alten Film-Sound-Tracks zu hören sind.
Das alles gibt es nicht mehr ! Das Radio befriedigt nur noch den kleinsten gemeinsamen Nenner von Tagesbefindlichkeiten und Mainstream-Musik. Da aber fast jeder Mensch ( ich behaupte wirklich jeder) irgend ein Spezialinteresse auch hat, wird jedem Menschen klar, daß das Radio nirgends mehr Spezial-Interessen befriedigt, nirgends mehr kompetent und richtungsweisend ist. Es macht auch keine Hits mehr sondern reproduziert nur noch Vorhandenes, Getestetes ! Ich kann das Medium Radio nicht für mein Hobby, für mein Spezialinteresse nutzen. Beim Printmedium gibt es Vielfalt für wirklich jede Zielgruppe. Es gibt Zeitschriften für jedes Interesse ! Beim Radio weiß jeder: Na, wenn ich was Besonderes hören will, kann ich kein Radio nutzen. Ich kann kein Radioprogramm in der Zeitung mehr lesen, ich kann mir nichts aussuchen. Radio ist eben nichts Besonderes mehr im wahrsten Sinne des Wortes !
( Ich weiß schon, jetzt schreien die Formatierer gleich wieder: Bei Spezialsendungen haben wir doch weniger Hörer ! Stimmt: ABER: Erstens sind das wirkliche Hörer, begeisterte Hörer und solche, die dann das Radio hochleben lassen.
Und außerdem: Wenn ich 3 verschiedene Musikspezialsendungen positioniert habe, dann habe ich vielleicht wirklich pro Sendung nur ein Drittel Hörerquote, aber in den anderen Spezialsendungen habe ich doch die anderen Drittel und in Summe habe ich dann statt nicht-hinhörender Berieselter doch mehr oder weniger begeisterte Zuhörer !")
Stattdessen habe ich aber den Kompromiss-Einheitsbrei, aber er ist für niemanden etwas Besonderes !
Das alles läßt aber das Image des Radios abstürzen !
Ich habs zwar schon irgendwann mal gepostet, aber es drückt gut die Einschätzung der Radios in der Bevölkerung aus:
Ein Hotelier sagte zu seinem neu engagierten Discjockey: "Aber sie haben schon genug Auswahl mit und spielen nicht nur diese RADIOMUSIK !"
Ihr Formatierer klammert Euch so an die Quoten usw., aber ihr spürt scheinbar nicht die schwer meßbare Veränderung in der Einschätzung, Wertschätzung der Radios durch die Hörer. Sie schalten schon noch ein, aber es ist ihnen gleichgültig geworden. Radio hat nicht mehr den Stellenwert. Ich lasse es nur noch dudeln, wenn ich keine Zeit habe und mit was anderen beschäftigt bin. Dem Radio Aufmerksamkeit schenken ? Das ist es nicht mehr wert ! Wenn ich wirklich Musik hören will, gibts andere Möglichkeiten. Wenn ich mich wirklich informieren will, gibts andere Möglichkeiten und wenn ich keine Diskussionssendung mehr im Radio vorfinde, dann gehe ich halt in irgendeinen Chat.
Die anderen Medien nutze ich immer noch vorwiegend gezielt und aufmerksam, das Radio ist das am meisten "genutzte" Medium, das während der ANGEBLICHEN Nutzungszeit am wenigsten genutzt wird !
Es wird immer dargestellt: Ja, das moderne Radio ist eben nur noch Begleitmedium und darum gestalten wir es auch so. Begreift ihr denn nicht, daß das gerade ja die Gefahr des Radios ist, wenn es eben sich nur noch damit zufrieden gibt, Begleitmedium zu sein. Auf das unbeachtete Begleitmedium kann ich in Zukunft am leichtesten verzichten. Dieses Radio ist
leicht verzichtbar geworden. Niemand würde heute mehr sagen, wie noch jemand vor 20 Jahren gesagt hätte: Auf diese schöne Sendung, die mich genau im Geschmack trifft, will ich nicht verzichten.
Auf das Hintergrund-Begleitmedium, das jeden Tag gleich klingt, kann ich viel leichter verzichten, als auf meine Spezialsendung.
Ihr habt das Radio also als "leicht verzichtbar" gemacht. Es lassen zwar viele dudeln, aber dafür können auch viele leicht darauf verzichten, wenn es sein sollte.
Zeitungen werden auch anders genutzt, als nur zum Lesen ! Entfernt man deshalb Inhalte aus den Zeitungen, nur weil manche sich damit den Hintern abwischen und sonst keine Verwendung dafür mehr haben ?
Radio ist vielierorts auch nur noch akustisches Klopapier.
Und das ist die Gefahr. Wenn immer mehr das Radio das Image bekommt, es taugt zu nichts mehr, als nur noch zur Geräuschkulisse, dann taugt es nach Ansicht von Werbetreibenden auch immer weniger.
Ich glaube, das wird immer noch zu wenig begriffen.
Aber jetzt habe ich eh schon wieder zu viel geschrieben. Ich glaube, ich gebs jetzt auch auf. Man hat beim Posten hier immer das Gefühl, daß man nicht verstanden wird und der Überblick fehlt und nur vordergründig wo eingehakt wird.