Radioredakteure als Hörbuchsprecher? Ausbildung?

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Olesprenger

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Hallo in die Runde,

ich frage mich gerade, wie schwer ist es als Radio-Redakteur ein Hörbuch zu vertonen.

Wie viel Training und Übung ist notwendig - bis man so gut ist, wie z.B. ein Rufus Beck?

Und vor allem, wie übt man? Gibt es eine Ausbildung? Welche Bücher könnt Ihr empfehlen.

Vielleicht könnt ihr mir helfen

Vielen Dank

Ole
 
Die besten Hörbuchsprecher haben eine jahrelange, gründliche Schauspielausbildung hinter sich. Das hört man dem Endprodukt einfach an, weil es eine runde Sache ist.

Wie man es als Redakteur grauenhaft schlecht machen kann, ist gelegentlich (aus Geldmangel?) aus Saarbrücken zu hören.
Wie man es einigermaßen durchschnittlich macht, ist sehr häufig (wie derzeit mal wieder) aus Frankfurt zu hören.

Bücher werden dir bei deinem Ansinnen kaum helfen. Da brauchst du schon eine richtige Ausbildung bei einem Profi mit gutem Ohr.
 
Das hängt doch aber auch vom Inhalt des Buches ab. Wenn es ein fiktionaler Text ist, mag das mit den Schauspielern stimmen. Wenn es aber zum Beispiel ein Sachbuch ist, oder ein satirisches Buch, dann muss es nicht unbedingt von Vorteil sein, Schauspieler als Sprecher zu nehmen. Da können Leute, die eher aus der journalistischen Ecke kommen, und auch sonst ihre Beiträge selbst sprechen, womöglich zu besseren Ergebnissen kommen. Ein Schauspieler wird immer wie ein Schauspieler klingen, auch wenn er darum gebeten wird, einen Redakteur oder Reporter zu spielen.

Man erlebt das doch auch bei den Hörfunk-Features: Für manche Themen oder einzelne Stimmen innerhalb eines Features eignen sich Sprecher aus der Schauspiel-Ecke, aber oftmals ist es nicht verkehrt, wenn auch der Autor selbst spricht.

Ich mache viele Informationsfilme zu politischen Themen, und da wollen die Auftraggeber ausdrücklich, dass ich die selbst spreche, weil es freundlich/sachlich/journalistisch klingen soll. Da wäre es ganz verkehrt, Schauspiel-Sprecher zu nehmen, die dann eher wie in einem Werbespot oder in einem Imagefilm klingen.

Matthias
 
Wenn ein Redakteur sein Feature selbst spricht, dann meist, weil das Genre im Haus keine Achtung mehr genießt oder der Sender einfach keine Kohle mehr für Sprecher oder Schauspieler hat.

Es ist viel leichter, einen Schauspieler dahin zu bringen, nicht wie auf der Bühne zu spielen (das ist nämlich die Krux), als einen Redakteur aus seinem 3,30 Sing-Sang rauszubekommen. Selbst die Sprecher aus dem Sprecherensemble, das viele Sender ja zum Glück noch haben, sind da leider ein wenig zu stark in ihrer Routine drin. Im Feature führen die Redakteure meist nicht mal Regie. Es steht ja beim Tatort ja auch nicht die Redaktion vor der Kamera und der Drehbuchautor führt auch nicht die Regie.

Es wurde ausdrücklich nach Rufus Beck gefragt. Das kriegt kein Redakteur hin, da kann er noch so viel Mikroerfahrung haben. Es sei denn, er hat einen Schauspielausbildung. Aber auch dann hätte ich meine Zweifel. Ein paar Kollegen machen das ja auch, singen im Chor oder spielen in einer Laienspielgruppe (den offensichtlichen Scherz kann man sich jetzt sicher verkneifen).
 
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Der Kompromiss: Ein Redakteur mit Sprechschulung. Sollte ja auch möglich sein. Generell haben mir früher die Stimmen im Radio besser gefallen, auch wenn sie manchmal etwas steif waren. Was da aktuell so alles rumquäkt: Schauder!!!
 
es ist reichlich egal, ob du eine ausbildung hast oder nicht. den schönsten schlitten zu besitzen nützt dir auch nichts, wenn du den schlüssel dazu nicht hast oder der tank leer bleibt. wende- und angelpunkt sollte nunmal die stimme sein und bleiben. solange man dich nicht sieht ist das alles, was dir bleibt um ein bild im kopf des hörers entstehen zu lassen, also ist sie dein hauptarbeitszeug. je besser du es im griff hast, umso besser wird auch das ergebnis sein.

gerade die schauspielschulen und universitäten pumpen den markt mit sprechern voll, die keine stimme, keine ahnung vom preis-leistungsverhältnis und auch keinen plan von markt oder der branche haben. hier belebt leider nicht die konkurrenz das geschäft, hier geht der markt an einer überauswahl bruchstückweise kaputt. und auch die art des sprechens ändert sich. regierte in den 50er jahren noch dieser schnarrige übereuphorisierte theaterton (z.b. kinski in seinen "afrikanischen gedichten" oder den lesungen von villon), war man zwischen den 70er und 90er jahren relativ nahe an der lebensechten realität. es klang normal, fast zu natürlich. mittlerweile sieht es so aus, dass insbesondere weibliche sprecher einen singsang drauf haben, der mir die haare ausfallen lässt und der gepaart mit den intonationsfähigkeiten einer bahnschiene eher befremdlich auf mich wirkt. zudem scheinen mir die meisten weiblichen sprecherinnen alle dem gleichen grundtyp von stimmfarbe zu folgen (das negativbeispiel: "northanger abbey", ein hörspiel von titania media, vereint sie auf 2 CDs fast alle und macht es so fast unmöglich die einzelnen charaktere auseinander halten zu können). wohlwollend herausstechende ausnahmen und wandelbare stimmakrobatinnen wie eine helga trümper ("alf", kate tanner), simone brahmann (sharon stone), regina lemnitz (whoopy goldberg) und wie alle hiessen sucht man unter der nachwuchsägide vergebens.

im radio ist es sicher noch eine prise anders. aber auch da gilt für mich ein alter leitsatz: radio heisst nicht "liess mir was vor", radio heisst "erzähl mir was". heruntergelesene zeilen, bei denen man die augenlider über das raue papier schleifen hört, sind so tot wie heruntergebetete liner und claims. es heisst "sprecher", nicht "vorleser". auch hier zählt sicher die stimme und die art sie zu benutzen. in manchen castings dachte ich mir bei so manchem probanten "schade um das geld für die anfahrt" und manchmal gruselt es mich bei dem was so on air alles zu hören ist. einigen wünscht man eine heilsame handfeste depression, weil man als hörer den eindruck gewinnt, dass sie sonst von ihrer guten laune umgebracht werden könnten. und einige klingen einfach nicht bei jedem thema passend besetzt.

eine schauspielschule habe ich nie besucht, auch nicht studiert. dennoch war ich 2009 an einem casting beteiligt, das mir kurz danach eine menge jobs als sprecher für filmbeiträge, dokus bis mittlerweile hin zu richtigen synchronarbeiten beschert hat. in nicht ganz 5 jahren in fast 400 filmen, dokus und tv-serien-episoden zu hören gewesen sein, meist als off-voice oder bösewicht (einmal möchte ich gerne der sein, der das mädchen am ende bekommt) ist sicher keine schlechte bilanz, schon gar nicht für einen "quereinsteiger". meine vorkenntnisse waren dafür eher unwesentlich, es ging um das, was ich mit meiner stimme anrichten und wie ich sie einsetzen und gebrauchen konnte. zudem nutzen dir die beste ausbildung und die grösste erfahrung nicht mehr viel, wenn die regie der meinung ist, dass es eben etwas anders zu klingen hat als es bisher von dir angeboten wurde. denn wie hier schon richtig bemerkt wurde hat nicht der sprecher die regie inne, sondern jemand der es vielleicht ganz anders als der sprecher sieht und mit dem auch die leistung irgendwo stehen und fallen wird. denn egal was du einsprichst, du bleibst auftragsnehmer und befehlsempfänger.

wenn du es dir zu eigen machen kannst, dann kannst du es auch lebendig machen. dann spielst du es nicht, dann bist du es oder ein teil davon. schaffst du das nicht oder passt du nicht zu dem was gefordert ist, dann lass es sein und fang es nicht an.
 
Diggy schrieb:
"es ist reichlich egal, ob du eine ausbildung hast oder nicht."

das mag in Ausnahmefällen stimmen, und herzlichen Glückwunsch, wenn es für Dich gilt. Ansonsten ist die Aussage in ihrer Pauschalität nicht zu halten. Es mag Leute geben, die trotz Ausbildung nichts taugen, aber ansonsten ist die solide Ausbildung eine wesentliche Voraussetzung für solides Schaffen.
 
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