Radioreporter von Polizei weggezerrt

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AW: Radioreporter von Polizei weggezerrt

Liebe Kollegen,

ich habe solche Vorfälle - auch in jener Stadt - mehrfach erlebt und bitte darum, zu abstrahieren. Der Einsatz gegen den Kollegen war entweder sachlich gerechtfertigt, oder er war es nicht - völlig egal, auf wessen Seite er sich gestellt oder was er gesagt hat. Das ist ein wichtiges Prinzip der Pressefreiheit: Den SINN der Berichterstattung beurteilt die Staatsgewalt nicht. (Das dürfen wir aber gerne moralisch tun.)
Gerechtfertigt wäre das Tun der Beamten etwa, wenn der Kollege den Einsatz behindert hat, obwohl er genauso gut hätte drei Meter weiter weg stehen und berichten können. Auch mit einem Presseausweis darf man nicht überall stehen. Ansonsten hat die Polizei zu akzeptieren, dass ihr Tun beobachtet = kontrolliert wird (sog. Wachhundtheorie). Alles andere wäre Behinderung der Presse/des Rundfunks. Und ich hoffe, dass jedwedes Tun in diese Richtung unter den Kollegen Empörung auslöst. Es geht hier nämlich auch um Eure Rechte!

Hier ist auch mal der verantwortungsbewusste, mitdenkende Journalist gefordert.

Das ist natürlich völlig richtig. Aber ich akzeptiere unter keinen Umständen die Forderung, die Freiheit der Medien solle an ihren schlimmsten Vertretern gemessen werden. Das Prinzip der Pressefreiheit wird nämlich dann erst so richtig interessant, wenn Berichterstattung weh tut und qualifizierte Kollegen unter Einsatz ihrer Geschicklichkeit investigativ im Feld sind.

Darüber hinaus hat der Beobachter Recht: Jeder Polizeibeamte lernt zwar etwas über die Grundrechte. Aber bei vielen reicht der Horizont leider nicht aus, auch zu BEGREIFEN, was Presse- bzw. Rundfunkfreiheit bedeutet und wozu das gut sein soll. Und dass der Polizist zwar Träger der Staatsgewalt, nicht aber Richter über Sinn und Unsinn im konkreten Fall ist.
Beste Grüße
Die Hexe
 
AW: Radioreporter von Polizei weggezerrt

Dennoch weiß ich von Rettungsdienst-Kollegen, deren Verärgerung über sensationsgeile Journalisten sehr groß ist.
Gruß,

Hallo Ulli vom Rebstock: Könnte es vielleicht sein, dass die von dir zitierten "Rettungsdienstkollegen" deshalb sauer auf Bildberichterstatter bei spektakulären Einsätzen sind, weil sie gerne selbst mit der Digicam in der Arbeitshose das Foto machen wollen? Um es dann den entsprechenden Redaktionen anzubieten? Für ein kleines Zubrot versteht sich. Nur mal so zum Nachdenken. Kommt öfter vor als man denkt....weiß
der Ablauscher:cool:
 
AW: Radioreporter von Polizei weggezerrt

Hallo Radiohexe,
vielen Dank für deinen Beitrag. Eine Lanze für die Demokratie und für die Pressefreiheit und für den täglichen Journalismus im richtigen Leben. Dafür muss ich auf einem Seminar viel Geld bezahlen.
A
 
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Interessantes Argument, Ablauscher.
Hier kann ich natürlich nicht für die breite Masse meine Hand ins Feuer legen, gebe aber folgendes zu bedenken: Die Kollegen in Frankfurt am Main haben dazu eigentlich nicht die Zeit und die Gelegenheit. Die in dieser Beziehung flottesten sind die Jungs vom Dokumentationstrupp der Berufsfeuerwehr. Die möchte ich aber nicht dem Verdacht der finanziellen Vorteilsnahme aussetzen, zumal deren Bilder ja via Pressestelle sehr schnell im Internet abrufbar sind.

Jeder im Rettungsdienst und Katastrophenschutz tätige Mitarbeiter - sei es ehren- oder hauptamtlich - ist in psychischer Hilfe ausgebildet. Am Einsatzort herumturnende Rettungsdienstler mit Digicam oder Handycam zerstören hier sehr viel. Sieh das ganze doch mal aus Patientensicht! :eek:
Selbst im Sanitätsdienst, bei dem es gerade nichts zu tun gibt, würde ein fotografierender Kollege sehr schnell aus dem Dienst genommen. Da hier die Reputation der gesamten Organisation auf dem Spiel steht und man u.U. die location bzw. den Veranstalter verlieren könnte, wird da sehr sensibel reagiert. Und mal ehrlich: Was hältst Du als Besucher einer Veranstaltung von einem erkennbaren Sani, der die Veranstaltung fotografiert, statt seiner eigentlichen Aufgabe - ein offenes Auge für mögliche Einsätze zu haben - nachkommt?
Leider habe ich im Sanitätsdienst Notärzte beobachten müssen, die sich darüber hinweg setzen. Dummerweise hat man diese Kollegen nicht im Griff (außer das nächste Mal nicht mehr zu "buchen").

Eine Ausnahme kenne ich: Dokumentierende Aufnahmen der Wunden / Art der Verletzung - diese entstehen aber in aller Regel in der Klinik nach der Erstversorgung und mit Einverständnis des Patienten. Hier steht man aber auch nicht im Wettbewerb mit dem Journalisten. Beispiele dafür kannst Du in der Zeitschrift "Rettungsdienst" des S+K-Verlages finden.

Es gab ja mal ein Angebot des Senders Sat.1 an Hilfsorganisationen und Feuerwehren, die gegen eine Spende für die Anschaffung von [?] mit einer kompakten Videokamera zwecks wirklich-echt-passiert - Reportagen ausgestattet wurden. Das wurde anfangs zwar angenommen, artete dann aber in eine Bruchlandung aus. Ob die Hilfsorganisationen zurückgepfiffen wurden oder die Patienten das nicht so witzig fanden, ist mir nicht bekannt.
Dass ein rasender Reporter auf einem Einsatzfahrzeug mit fährt, ist wieder eine andere Geschichte. Da habe ich aber keine Erfahrungen mit.

Fazit: Zumindest hier kann ich so genannte "Leser-Reporter" im Rettungsdienst ausschließen. Es ist sehr leicht, solche Kollegen aus dem Dienst zu entfernen und das Angebot an hoch qualifizierten Rettungsassistenten auf dem Arbeitsmarkt ist sehr groß. Niemand wird so leicht seinen Job aufs Spiel setzen.

Gruß, Uli
 
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Ein Polizist hat niemanden wegzuzerren, auch keinen Journalisten.

Nur falls das jemanden entgangen sein sollte.
 
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purer Sensationsjournalismus..

also das Filmen von schweren Notfällen,Unfällen,Blutende,Sterbende und schwere Tragödien das drauf halten mit der Kamera/Mikrofon, das womöglich noch im Wege stehn,bei Rettungseinsätzen, ist meiner Meinung nach zu verurteilen.

Ich finde, im Falle das Baumes , im Zusammenhang mit der"Akte Waldschlösschenbrücke" allerdings...war es nicht pietätlos von dem Kollegen , DABEI ZU SEIN .
 
AW: Radioreporter von Polizei weggezerrt

Wenn man alqi als passioniertem Altlinken eine gewisse Affinität zu Polizeistaaten unterstellt, meint er sicher, ein guter Polizist hätte besser gleich geschossen.
 
AW: Radioreporter von Polizei weggezerrt

Hi Ulli,
haben wir da etwa ein neues Thema losgetreten? :) Ich bin weitesgehend auf deiner Argumentationsseite was die professionelle Abwicklung von Noteinsätzen und anderen besonderen Ereignissen in den Großstädten angeht. Kein Feuerwehrbeamter und Rettungssani wird seine Dienstpflichten verletzen, den Patienten oder das Feuer vernachlässigen um da rumzuknipsen. Trotzdem kommt es aber vor, wie wir wissen, eher auf dem Lande, eher von freiwilligen Diensten und anderen Hilfsorganisationen. Die Katastrophenschutzbehörde (Innenmin) eines Bundeslandes hat da vor einiger Zeit gewaltige Probleme gehabt, derlei Ausuferungen zu unterbinden. Andersherum wird kein professionell arbeitendes Kamereateam, kein aktuell arbeitender Agentur-oder Zeitungsfotograf die Arbeit der Rettungsdienste behindern oder sonstwie den Unmut der schwer arbeitenden Kräfte auf sich ziehen. Gleichwohl gibts auch hier schräge Vögel die ihrem eigentlichen Auftrag nicht gerecht werden. Und das hat dann natürlich nichts mehr mit Pressefreiheit zu tun und ist auch nicht durch die von der Innenministerkonferenz im Presseausweis ausgewiesene "Wahrnehmung des Auskunftsrechts" gedeckt.
Was sind wir heute wieder schlau, oder?
Grüße an den Rebstock (Für alle nicht Frankfurter, das ist ein Stadtteil im Westen, Nähe Messe) ;))
 
AW: Radioreporter von Polizei weggezerrt

Es gehört wohl tatsächlich zu den unangenehmsten Aufgaben eines Ordnungshüters, diese wiederherzustellen. Und vor diesem Hintergrund (ich will jetzt das Grundrecht auf Eigentum etc. hier nicht anführen, auch nicht daß strafrechtlich relevante Tätigkeiten auch durch die Pressefreiheit nicht gedeckt sind - im Gegenteil) hat ein Polizist das leider manchmal zu tun. Und wenn diese Menschen Deinen Balkon besetzt hätten, weil Du in ihren Augen den falschen Grill rausgestellt hast(Feinstaubdebatte, Du verstehst?), dann wette ich mit Dir, daß Du auf zerrende Polizisten sehr viel Wert legst.
Und wem die Entscheidungen dort nicht passen, der soll gefälligst beim nächstenmal das Kreuzchen anderswo machen und nicht hinterher rumlamentieren. Das Ergebnis davon hat man zu akzeptieren - auch wenns einem nicht passt - das nennt sich Demokratie.
Und- Entschuldigung, aber Landfriedensbruch bleibt Landfriedensbruch - und das ist durch nichts gerechtfertigt.
Und die Polizisten haben da mit Sicherheit auch niemanden freiwillig vom Baum geholt.
 
AW: Radioreporter von Polizei weggezerrt

:confused:Manchen von Euch hat wohl noch nicht die wohlwollende Art der Berichterstattungsbegleitung durch die Freunde und Helfer à la Weißrußland erreicht?! Wenn da einer im laufenden Interview weggeschnappt wird, ist das doch kein Spaß mehr, sondern klare Behinderung der Medien. Und für die Brückenfanatiker (pro wie contra), macht doch einen eigenen Thread auf.
Die fürsorgliche Begleitung des Reporters war auch im TV zu sehen.
Wenn die Polizei mal ihre Arbeit macht, wenn es drauf an kommt, wären wir alle gut bedient. Gute Besserung. Die C.
 
AW: Radioreporter von Polizei weggezerrt

Hm, wo sah man das im Fernsehen? In den Beiträgen aus dem Sachsenspiegel und aus „MDR um 12“ fällt mir nichts auf, aber vielleicht versteckt es sich ja irgendwo in den Szenen (in einer der Einstellungen hatte ich übrigens schon mit der klassischen Hand vorm Objektiv gerechnet)?

Und im eigentlichen Beitrag des Reporters kam auch der Pressesprecher der Polizei zu Wort. Vielleicht wäre es zweckmäßiger gewesen, sich das erstmal anzuhören, statt gleich die Unausgewogenheitskeule zu schwingen.


Nur zum Hintergrund (wenn ich die Postings so lese, glaube ich, der ist nicht allen so richtig klar): das war bekanntlich nicht _irgendein_ Baum, sondern es ging bzw. geht eigentlich um den Bau der Waldschlösschenbrücke. Der Baum ist zum Symbol geworden, und zwar dafür, wer in dem Streit momentan die Oberhand behält.

Ich erwähne das nur, weil in Dresden derzeit die Stimmung was dieses Thema angeht inzwischen derart aufgeheizt ist, dass da gerade bei so einer Aktion auch mal die eine oder andere Sicherung durchbrennen kann.

Als ich vorhin hier eintraf und das Forum aufmachte, war ich fast schon angenehm überrascht, den Thread überhaupt noch vorzufinden, nachdem es fast so aussah, als würden die anwesenden Dresdner auch hier sofort aufeinander losgehen. Deshalb auch die etwas spitze Bemerkung früh um halb drei.

Davon, welche Dimensionen das angenommen hat, konnte ich mich inzwischen in persönlichen Gesprächen überzeugen. Ich bin froh, kein Dresdner zu sein. Und, Verzeihung, ich möchte es jetzt auch wirklich nicht mehr werden.

Was man vielleicht auch noch erläutern sollte, falls sich jemand wundert, das sei doch garnicht an den Elbwiesen: Beim Schauplatz des Geschehens handelt es sich um den Bereich der geplanten Straßenanbindungen, nicht direkt am Waldschlößchen selbst gelegen.


Mal eine Frage: Was bitte war an diesem Brand so besonders, dass die Fa. Kronotex jegliche Aufnahmen davon verhindern ließ? Der "Klartext"-Beitrag schneidet diese Frage nicht an.

Hatte ja auch keinen weiter interessiert. Diese Bude verarbeitet Holzspäne, und da hat es halt eine Verpuffung gegeben.

Wobei man realistischerweise wohl mit so einem Verhalten von Mitarbeitern rechnen muß. Der eigentliche Skandal liegt hier ja in den Handlungen der Polizeivollzugsbeamten. Da bekam die Polemik, Brandenburg sei eine kleine DDR, gleich eine völlig neue Bedeutung.

Beachtlich ist dabei die hörbare Schockiertheit der betreffenden Fotografin:
http://www.radioeins.de/programm/se..._aufnahme/2006/medienmagazin_achtung_209.html


Dazu soll es wohl eine Entschuldigung gegeben haben. Man kann nur hoffen, daß das nicht nur so dahingesagtes Blabla war, sondern sie auf der Polizeiwache in Pritzwalk oder Wittstock wirklich begriffen haben, wie weit daneben sie lagen. Und man kann weiterhin nur hoffen, daß die Scheren in den Köpfen nicht noch größer geworden sind. Im Lokaljournalismus scheint es ohnehin üblich zu sein, unliebsame Dinge wie zu DDR-Zeiten unter den Teppich zu kehren, zumindest nach dem zu urteilen, was mir so zu Ohren kommt.

Unter http://www.brandenburger-journalisten-verband.de/news.htm, wo das mit der Entschuldigung zu lesen ist, sticht mir nun noch etwas anderes ins Auge. Siehe unter 16.06.2006 und 19.06.2006. Auch eine wohlwollende Begleitung der Berichterstattung nach weißrussischer Art.
 
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