AW: Radiotest 1. HJ 2004
Nun ja, ich gebe ja zu, dass mancher Privater froh wäre, überhaupt soviele Hörer verlieren zu können. Andererseits ist die Erwartung vermutlich so gering, dass viele Private gerne noch mehr solcher "massiver Niederlagen" hätten.
Aber gerade das Wiener Ö3 Ergebnis (85.000 Verlust bei 14-49 im Jahresvergleich, 65.000 zum letzten Test, Tagesreichweitenverlauf 45,8-46,2-47,2-44,8-38,9 Montag bis Sonntag bzw. 47,4-46,4-47,8-47,1-40,2 Montag-Freitag) muss doch - und wird auch - Grund zur Analyse (und das war immer eine Stärke von Ö3) geben.
Was den Marktanteil und seine Schwankungen betrifft bin ich voll bei dir. Muss aber hinzufügen, dass der ORF diese Messmethode gegen alle Innovationen (Sample-Aufstockungen, elektronische Messung, Aufteilung auf mehere Institute) verteidigt hat. Vielleicht bestätigt sich ja, was man schon lange gedacht hat: Die Branche bekommt erst dann bessere Messverfahren, wenn der ORF bessere Quoten braucht - bisher hat sich der ORF zumindest exakt so verhalten.
Zur Zeit finde ich es einfach schade, dass wir - wie von dir zurecht angemerkt - den Marktanteil nicht zur Analyse heranziehen können. (und viele kleinere Stationen wie zB Welle 1 Szbg oder HiT FM russisches Roulette beim TKP spielen müssen)
Daher ein Blick zur Tagesreichweite:
Ich habe die von dir zitierte Aussendung der ORF-Medienforschung auch gelesen. Bezweifle aber, dass sie in Wien 14-49 zutrifft.
Minus 7,6 Prozentpunkte Tagesreichweite bei Ö3. Das bedeutet: Es haben einfach deutlich weniger Leute angegeben, Ö3 gehört zu haben. Zu sagen, sie wurden durch öffentlich-rechtlichen Mitbewerb abgezogen ist von den Zahlen her nicht argumentierbar, da ja immer auch mehrere Sender bei der Tagesreichweite angegeben werden können - und auch wurden. Und selbst wenn es so ist: Warum macht der ORF das? Auf Ö3 kann er werben, bei den anderen Sendern weniger oder garnicht.
In diesem Zusammenhang muss ich nochmals die Marktanteile bemühen, weil nur sie eine Prognose der durchschnittlichen Viertelstunden (=Werbewährung bei Agenturen)ermöglichen: 45:29 war das Match vor einem Jahr zwischen Ö3 und RMS in Wien, jetzt heißt es 38:29 - klar, Ö3 bleibt vorne, aber die RMS wird wohl mit etwas Geschick - und scharf kalkulierenden Mediaplanern - ein bisserl mehr Werbegelder (etwa 10% des auf Wien entfallenden nationalen Radiovolumens) zu den Privatradios lotsen.
Interessant werden jetzt die Dekaden-Auswertungen: Da wir ja einen Halbjahrestest mit obendrein aufgestockten Samples haben, hoffe ich hier auf mehr Klarheit. Auch die Auskreuzungen (hören jetzt Energy Hörer weniger Ö3) könnten ein wenig Licht ins Dunkel bringen.
Und ja: Es besteht Handlungsbedarf bei den Privaten. Aber nicht erst seit heute.
Und: Wann ist ö3 verwundert?