Rechtsradikale Mandatsträger in die Medien?

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Nach den Erfolgen der NPD bei der letzten Landtagswahl in Sachsen wird darüber diskutiert, wie man mit den Vertretern der rechten Parteien in den Medien umgehen soll. Ignorieren oder einbinden?

Nach Meinung von Silvana Koch-Mehrin, Europa-Abgeordnete der FDP, sollten rechtsradikale Mandatsträger in Talkshows eingeladen werden. «Sie sind gewählt, deshalb muss man sie hören und sich mit ihnen argumentativ auseinandersetzen», sagte Koch-Mehrin der «Tageszeitung» (taz).

Koch-Mehrin erklärte sich selbst bereit, mit Rechtsradikalen zu diskutieren. «Man muss sich besonders vorbereiten. Und weil die platt argumentieren, muss man immer wieder nachbohren, dann kommt die fehlende inhaltliche Substanz zum Vorschein», sagte sie der taz.

Scharfe Kritik übte Koch-Mehrin an den Moderatorinnen Sabine Christiansen und Maybrit Illner. Diese hatten Anfang der Woche mitgeteilt, dass sie keine rechtsextremen Parlamentarier in ihre Sendungen einladen werden. Von beiden erwarte sie sich «mehr Souveränität», sagte Koch-Mehrin. Wer Rechte nicht einlade, verleihe ihnen einen «Märtyrerstatus». (nz)

Eine erste Erwiderung auf Koch-Mehrin ist hier zu finden.
 
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Damit es keine Missverständnisse gibt: Ich bin von diesem Gedankengut weit entfernt. Nicht sehr hilfreich fand ich es in der Wahlberichterstattung aber, wie wenig souverän gerade ö-r Moderatoren mit rechten Politikern umgegangen sind. Während die etablierten Politiker ungestraft ihre üblichen Nach-Wahl-Phrasen unter's Volk bringen durften, wurde den Rechten ständig ins Wort gefallen. Lasst die Leute doch reden - die entlarven sich doch nur selbst!
 
AW: Rechtsradikale Mandatsträger in die Medien?

@makeitso + lie01
Ich denke, das Problem ist, daß es eben nicht so simpel ist. Denn wenn man sie reden lässt, dann entlarven sie sich doch nur für den, der über das geistige Rüstzeug des Entlarvens verfügt. Was richtig und was falsch ist, ist meiner Meinung nach gar nicht so pauschal zu sagen, ich finde es sogar recht schwierig.... aber ich denk mal drübe nach....
 
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Der Ex-RADIOSPION schrieb:
Scharfe Kritik übte Koch-Mehrin an den Moderatorinnen Sabine Christiansen und Maybrit Illner. Diese hatten Anfang der Woche mitgeteilt, dass sie keine rechtsextremen Parlamentarier in ihre Sendungen einladen werden.

Meiner Ansicht nach ist es durchaus verständlich, wenn Fernsehverantwortliche ganz bestimmte Personen, von denen man annehmen kann, dass sie nicht friedlich diskutieren wollen, sondern zum Stören in eine Sendung kommen, nicht einladen.

Fragwürdig und unjournalistisch finde ich den pauschalen Komplettboykott in Form eines Partei-Banns, der PR-mässig ausgeschlachtet wird ("in unsere Sendung kommt NIEMAND von der NPD/DVU"). Erst SO werden Märtyrer gemacht, behauptet die Jasemine.
 
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Ich tendiere dazu, Steinberg Recht zu geben. Mir würde auf Anhieb kein sogenannter Talkmaster einfallen, der diesem gewachsen wäre. Selbst Erich Böhme passierten damals mit Haider Fehler, die einfach nicht hätten passieren dürfen.
Das Feld ist schwieriger als es aussieht. Für die, die wissen, daß das, was NPD und DVU verbreiten Blödsinn ist, ist es einfach und relativ klar. Denen, die NPD und DVU gewählt haben klar zu machen, das es Blödsinn ist und das aus dem Munde der Gewählten ist aufgrund der billigen Polemik etc. selbiger nicht so einfach.
Es braucht einen Moderator, der schlagfertig ist, der hervorragend informiert ist, der auf den Gesprächspartner eingehen kann, der seriös wirkt und der in der Lage ist das Gespräch jederzeit, ohne das es peinlich wirkt, unter Umständen abzubrechen. Und so leid es mir tut, aber ich sehe da im deutschen TV zur Zeit niemanden, der das könnte. Hinzu kommt noch, das der Betreffende eine gewisse Akzeptanz beim Publikum haben muß, damit letztlich auch die, an die sich das Ganze eigentlich richtet, nämlich die Wähler von NPD und DVU, einschalten.

Ich hoffe mal, daß man mir trotz der Schachtelsätze folgen konnte ...
 
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Kurz gesagt: Die Dumpfdödel sind all unseren Journalisten überlegen, weil keiner sie in den Griff bekommen kann. Das wäre ja wohl die kollektive Bankrotterklärung der deutschen Medienlandschaft.
 
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Unsinn: bis sie dank ihres eigenen Geschwaetzes in den Griff zu bekommen WAEREN, ist bei Live-Interviews die Leitung schon wieder abgemeldet!
 
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Makeitso, Du stimmst mir sicherlich zu, dass die Präsenz von Menschen in den Medien sie im ersten Moment aufwertet, egal wie sie dargestellt werden. Jeder kennt den Spruch: "schlechte Werbung ist auch Werbung". Christiansen und Illner wollen sich nicht dem Vorwurf aussetzen den Rechten eine Plattform zu bieten für ihre rechtsradikalen Parolen. Diese demokratisch gewählten Vertreter des rechten Spektrums nun zu boykottieren kann aber nicht die Lösung sein. Hier könnten mal Imageberater eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe übernehmen, in dem sie die Talkmaster darauf vorbereiten, wie sie souverän und mit einem gehörigen Maß an Unaufgeregtheit den rechten Rattenfängern im Interview begegnen. So wie es im übrigen jeden Tag unter uns zigfach im Kollegen- und Privatleben geschieht, wenn irgendeiner der Meinung ist er müsste irgendwelchen Nazischeiß von sich geben. Wer in solchen Momenten schweigt der ist in meinen Augen nicht besser als die die mit den Rechten sympathisieren.
Was machen denn die Rechten seit eh und je? Sie greifen eine Stimmung auf, die es unter einer bestimmten Gruppe von Menschen in jedem Land und zu jeder Zeit geben wird: Unzufriedene und Enttäuschte die richtungslos umherirren. Wer gibt den Rechten das Recht diese Menschen für ihre perfiden Zwecke zu mißbrauchen? Es ist die Aufgabe der Medien den Leuten die NPD & Co wählen klar zu zeigen: HALLO, es war ein Fehler die zu wählen. Da ist nämlich nix weiter als dumpfe Parolen und Hetze. Stammtischgelaber wiederkäuen kann jeder, aber Realpolitik mit der DVU oder NPD? Fehlanzeige, da geht nix. Dazu sind die nicht in der Lage. Und dass muss den Menschen gezeigt werden. Und dass geht nur, wenn man sich mit solchem Fallobst offensiv auseinandersetzt. Frau Christiansen und Frau Illner wollen mir doch wohl nicht erklären, dass sie diesem Taugenichts Apfel rethorisch nicht gewachsen wären. Wenn dem so ist, dann sollten sie ganz schnell vom Bildschirm verschwinden, aber ganz schnell.
 
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So wie es im übrigen jeden Tag unter uns zigfach im Kollegen- und Privatleben geschieht, wenn irgendeiner der Meinung ist er müsste irgendwelchen Nazischeiß von sich geben. Wer in solchen Momenten schweigt der ist in meinen Augen nicht besser als die die mit den Rechten sympathisieren.
Es tut mir ja leid, aber das sollten sich auch hier in diesem Forum ein paar Leute ganz groß hinter ihre Ohren schreiben und dann mal intensiv darüber nachdenken !
 
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Der Ex-RADIOSPION schrieb:
Es ist die Aufgabe der Medien den Leuten die NPD & Co wählen klar zu zeigen: HALLO, es war ein Fehler die zu wählen.
Ich fürchte, es ist genau diese Herangehensweise, bei der dann so etwas wie Apfel ./. Schausten herauskommt. Genug Mißtrauen gegenüber Die Medien scheint es in dieser Wählerschicht ohnehin schon zu geben.
 
AW: Rechtsradikale Mandatsträger in die Medien?

Mal eine rhetorische Frage: Wer sagt uns denn, dass wir richtig liegen, wenn wir den NPD-Wählern sagen, sie hätten falsch gewählt? Das kann man uns glauben - man muss es aber nicht. Ich würde vom erhobenen Zeigefinger daher ganz stark abraten - statt dessen in die Analyse gehen und mal übersetzen, was es heißt, wenn die Braunen, was weiß ich, von einer "starken Volksgemeinschaft" reden und damit die verfassungsrechtlich verankerte Individualität aushebeln wollen. Aber genau das ist der Punkt: Will ich die NPD nun mit diskutieren lassen, oder will ich sie entlarven? Da sehe ich gravierende Unterschiede. Beides auf einmal wird schwer, letzteres wird in der Gruppendiskussion kaum möglich sein. Und wenn eine Moderatorin, die ein bestimmtes Ziel vor Augen hat, entscheidet, dass diese oder jene selbigem nicht dienlich sind, dann halte ich das für legitim. Außerdem sollten wir uns mal von dem Gedanken verabschieden, dass die "Dummdödels" sich schon selber entlarven, wenn man sie mal ein bisschen reden lässt. So einfach ist das, fürchte ich, nicht. Da scheint eine Menge Kreide in Richtung Magen gewandert zu sein.

@ radiokult und ex-spion

Ich kann für unsere Zukunft nur hoffen, dass sich die Berichterstattung künftig eben NICHT auf ein weinerliches "Buhu, ihr seid ja alle so blöde, weil ihr die NPD gewählt habt und weil ich ein mutiger Mensch bin, sage ich Euch das jetzt" beschränkt. Wir sind hier nicht auf dem Kindergeburtstag und damit dürften wir keinen Schritt weiter kommen - nicht zuletzt aus den von K6 genannten Gründen. Im übrigen ging es im Wahlkampf diesmal nicht allein darum, Stimmungen aufzugreifen, sondern um durchaus regional bezogene Themen, was so ein bisschen zum Problem und zum Zünglein an der Waage wurde. Auch die Rechtsextremen lernen aus ihren Wahlkampffehlern - und so lange es Menschen gibt, die aus dem Elfenbeinturm heraus darüber nicht einmal nachdenken wollen, wird es immer wieder passieren, dass Journalisten unvorbereitet in ein Gespräch rauschen und sich bis auf die Knochen blamieren, weil sie bedauerlicherweise sowohl die NPD als auch die Gefahr ein bisschen unterschätzen.
 
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Ich kann für unsere Zukunft nur hoffen, dass sich die Berichterstattung künftig eben NICHT auf ein weinerliches "Buhu, ihr seid ja alle so blöde, weil ihr die NPD gewählt habt und weil ich ein mutiger Mensch bin, sage ich Euch das jetzt" beschränkt.
Volle Zustimmung. Es bringt nichts diese Leute "runterzuputzen". Dann greift die merkwürdige "Solidarität" bestimmter Gruppen zu den bösen Buben erst Recht.
Außerdem sollten wir uns mal von dem Gedanken verabschieden, dass die "Dummdödels" sich schon selber entlarven, wenn man sie mal ein bisschen reden lässt. So einfach ist das, fürchte ich, nicht.
Ich meinte in etwa das gleiche. Wenn wir die Leute aber einbinden, was sich auf kurz oder lang nun mal nicht vermeiden läßt wenn wir sie wieder loswerden wollen, braucht es halt jemanden, der diesem auch jederzeit gewachsen ist. Und da seh ich im Moment nun mal niemanden, der das wirklich könnte.
Oder soll Gottschalk nochmal Schönhuber interviewen ? :rolleyes:
 
AW: Rechtsradikale Mandatsträger in die Medien?

So lange es politisch nicht nur korrekt, sondern im Grunde zwingend bleibt, NPD, DVU etc. für "politisch unkorrekt" zu halten, ist die Ausgangslage schon eine Steilvorlage für eben diese Parteien.
So lange Journalisten Gesprächskompetenz, inhaltliche Auseinandersetzung und/oder die Gewissheit, dass eine gesunde Demokratie, die wirklich vom demos getragen wird, stark genug ist, einer ruhigen und sachlichen Auseinandersetzung mit dem rechtsextremem Gedankengut gewachsen zu sein, vermissen lassen, womit sie meinem Eindruck nach die Fortsetzung der bevormundenden Vollkaskostaatsmentalität in Meinungsangelegenheiten betreiben, so lange wird in der Öffentlichkeit auch keine fruchtbare Diskussion, die in ein sicheres "Selbstenlarven der Rechten" münden kann, geführt werden können.
Die massiven Vorgefasstheiten der überwiegenden Mehrheit der Journalisten in der Sache, die dadurch an Unsachlichkeit gewinnt, sind medialer Opportunismus, der letzten Endes kontraproduktiv ist. So frisst die Demokratie ihre eigenen Kinder.
 
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Nach Kenntnisnahme des Handelsblattes von gestern (und zwar der Seite 2) befürchte ich weiter, daß das ganz schnell in eine Auseinandersetzung Ost ./. West abrutschen könnte.
 
AW: Rechtsradikale Mandatsträger in die Medien?

Hallo Beobachter,

die NPD ist nicht politisch inkorrekt, sondern verfassungsfeindlich. Das ist ein Unterschied, der genau dann zum Tragen kommt, wenn mir klar wird, dass ich bei einem Medium arbeite, welches bewusst in einem freiheitlich-demokratischen Wertesystem berichtet. Glaubst Du mir nicht? Dann setze Dich doch bitte mal mit der NPD und ihren Programmen richtig auseinander. Ich habe das jedenfalls getan. Wenn jetzt einer in irgendein Parlament einzieht und schrecklich links die Diktatur der Arbeiter und Bauern wieder einführen will, dann würde ich, wäre ich SC oder MI, wohl auch von einer Einladung absehen - aus eben jenen Gründen. (Und bevor das kommt: Die PDS als Partei fordert das derzeit nicht, weder verdeckt noch offen. Von Einzelpersonen abgesehen.)
Es gehört übrigens zum Grundstoff eines jeden Geisteswissenschaftlers, dass es Gruppen gibt, welche die Vorzüge einer Demokratie gern auch dafür ausnutzen, sich selbiger zu entledigen. Bereits Jean-Jaques Rousseau wusste, dass keine andere Regierungsform so sehr Bürgerkriegen und inneren Unruhen ausgesetzt ist, wie die Demokratie. Zitat: "...weil sie wie keine andere so stark und ausdauernd dazu neigt, ihre Form zu ändern, und wie keine andere Wachsamkeit und Mut verlangt, um in der ihren erhalten zu werden." (Rousseau: Vom Gesellschaftsvertrag oder Grundsätze des Staatsrechtes) Ich finde, dass der alte Knabe recht hat.
Und da es hier eben nicht lediglich um unliebsame Meinungen, sondern um Angriffe gegen das "System" geht, fühle ich mich weder besonders intellektuell, noch besonders politisch korrekt, wenn ich es ablehne, die NPD wie jede andere Partei zu behandeln. Das heisst nicht, dass sie am besten zu ignorieren wäre, aber in einem Format, in dem sich die Beteiligten, bei allem Disput, doch immerhin auf dem Minimalkonsens freiheitlich-demokratischer Grundwerte treffen, hat die NPD mMn nichts verloren - schon aus Gründen der Umsetzung nicht. Auch die NSDAP war bis 1933 demokratisch gewählt!
Viele Grüße
von Deiner Dir heute arg widersprechenden Hexe

@ radiokult

Das hängt doch auch vom jeweiligen Format ab. Klar kann ein Kollege, gleich welchen Mediums, der einen Bericht aus dem Landtag absetzt, ohne weiteres auf die NPD und deren politischer Arbeit (oder auch Nichtarbeit) eingehen, entlarven, berichten und was weiß ich sonst noch. Eine Gesprächsrunde ist da etwas anderes. Und das hat nicht allein etwas mit dem Können des Moderators zu tun. Finde ich.
 
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@Radiohexe
Ich meinte bisher immer direkte Gespräche, also Interviews oder Talkrunden. Bei einer Berichterstattung aus dem Landtag oder ähnlichem sieht das Ganze natürlich anders aus, da hast du schon Recht.
 
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Mal ein anderer Aspekt: Ab wann kann bzw. darf eine Partei denn Einfluß auf den Rundfunkrat nehmen? Die PDS z.B. ist ja bei NDR und RBB vertreten.
 
AW: Rechtsradikale Mandatsträger in die Medien?

Radiohexe gegenüber den Versuch einer Antwort wagend, obwohl gewisslich der Radiobereich partiell verlassen wird, was mir die Forengötter gnädiglich vergeben möchten, will ich es so formulieren:
Durch mich infrage gestellt sehen möchte ich nicht, bei der NPD handele es sich um eine verfassungsfeindliche Partei. So lange sie allerdings nicht verboten ist, sie somit einer Reihe Rechte sicher sein darf, sehe ich eine Verpflichtung, sich mit dieser Partei, ihren Denkweisen und denen ihre Befürworter inhaltlich intensiv auseinanderzusetzen. Eben weil sie das System "Demokratie" aushebeln will.
Dass dies nicht in aller Ausführlichkeit und Tiefe in einer TV-Diskussion am Abend einer Landtagswahl geschehen kann, bedarf vorausschickend keiner weiteren Erklärung.
Voraussetzen dürfen möchte ich, dass sich das politische System Demokratie in der Lage sehen muss, einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit seinen Feinden gewachsen zu sein, wenn es sich als krisenfest verstehen und erweisen will. In der Konsequenz gilt, dass der Versuch rechstradikaler Parteien, das System "mit seinen eigenen Waffen zu schlagen", scheitern können muss, weil sich eine funktionierende und durchdachte Demokratie ihrer historischen und geistigen Grundlagen gewiss ist, mithilfe derer solche Versuche erfolgreich abgewehrt werden können.
Allerdings sehe ich auf Seiten manches Journalisten weder eine ausführliche Auseinandersetzung mit rechtsradikalem Gedankengut, was ihm Angriffe auf entsprechende Ideen unmöglich macht, noch die nötige Kenntnis des eigenen Systems Demokratie und ihrer historischen wie philosophischen Grundlagen, was die Verteidigung gegen rechte Angriffe deutlich erschwert. Es fragt sich, ob die manchmal eher rudimentäre Fähigkeit der Diskussionsführung, mangelndes Wissen über des Gegners Denken und die Unaufgeklärtheit über aufgeklärten Humanismus als Basis unserer Gesellschaft geeignet sind, eine öffentliche Diskussion über und gegen rechtes Gedankengut erfolgreich zu führen. Das Problem sehe ich dann aber nicht auf Seite der Verfassungsfeinde.
 
AW: Rechtsradikale Mandatsträger in die Medien?

Lieber Beobachter,

schade, dass wir uns hier im Kreis drehen. Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber ich entnehme Deinem Beitrag anhand

einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit seinen Feinden

und

was ihm Angriffe auf entsprechende Ideen unmöglich macht

dass auch Du weit davon entfernt bist, den Umgang mit der NPD dem mit einer CDU, SPD oder den Grünen gleichzusetzen. Diese Stelle hatte die Diskussion aber längst passiert - es ging um das WIE! Und ich sehe hier nicht die gesamte Berichterstattung in Gefahr, weil es einzelne Formate ablehnen, ein möglicherweise fruchtbares Gespräch von vorn herein dadurch zu blockieren, dass der Moderator in seiner Aufmerksamkeit und somit in seiner Arbeit überwiegend dadurch gebunden ist, rechtes Gedankengut als das zu entlarven, was es ist. Das setzt eben nicht nur Wissen oder taktisches Geschick, was wir im Idealtypus von jedem guten Journalisten erwarten dürfen, voraus - nein, das ist richtig schwere Arbeit. Da die NPD keine Partei wie jede andere ist, erfordert der Umgang mit ihr eine andere Herangehensweise. (Und nochmal: ich meine hier nicht, die Partei komplett zu ignorieren!)
Für die Umsetzung in die Praxis in Betracht zu ziehen wäre vielleicht noch, dass die viel diskutierte "Mediendemokratie" in Wirkung und Auswirkung nicht immer ganz idealtypischen Standarts folgt. Nur wollen wir hier sicher nicht in eine Diskussion über die allgemeinen und speziellen Defizite der heutigen Zeit ausbrechen. Wir werden aber hoffentlich wenigstens darin übereinstimmen, dass seriöse Berichterstattung, anhand derer ich mich als Konsument über das Geschehen informieren kann (und in einer funktionierenden Demokratie eigentlich auch müsste), keinesfalls bei Sabine Christiansen oder Maybrit Illner aufhört.
Viele Grüße
Die Hexe
 
AW: Rechtsradikale Mandatsträger in die Medien?

Aha, wir drehen uns im Kreis, Radiohexe. Wenn ich Deine Zweifel in #17 lese, dass ich die NPD für verfassungsfeindlich halte, das klarstelle und nun lese, dass Du diese nicht ganz unentscheidende Angelegenheit zur Kenntnis nimmst und Deine bisherigen Zweifel damit an ihr Ende kommen, vermisse ich den Kreis doch sehr deutlich.
Um nun das WIE zu diskutieren, möchte es erlaubt sein, auf die Voraussetzungen zu verweisen, die für eine harte inhaltliche Auseinandersetzung notwendig sind und die ich zu oft nicht gegeben sehe. Dass es sich hierbei ganz richtig um harte Arbeit handelt, sollte zudem klar geworden sein. Eine Arbeit allerdings, die ich für selbstverständlich für Journalisten halte, auch wenn das, wie Du feststellst, "eine andere Herangehensweise [erfordert]".
Dass "seriöse Berichterstattung (...) keinesfalls bei Sabine Christiansen oder Maybrit Illner aufhört" ist offensichtlich; vielleicht beginnt sie sogar erst dort.
Nur ist mir noch immer nicht so ganz klar, worauf Du hinaus willst. Erklär's mir. Danke.
 
AW: Rechtsradikale Mandatsträger in die Medien?

Ich denke auch, dass Politiker in die Medien gehören. Denn nur dort hat man die Chance, sie vor der breiten Öffentlichkeit bloß zu stellen, ihnen ihre wahren Ansichten zu entlocken, und ihr mieses Wissen auseinander zu nehmen. RTL hat das ja gut gemacht in der Woche nach den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg.

Von den Wahlberichterstattern von ARD und ZDF hätte auch ich mehr Souveränität erwartet. Es war doch abzusehen das die NPD und die DVU in die Landtage einziehen könnten. Dann bereitet man sich doch vor. Wobei ich noch viel mehr die Politiker kritisieren muss, die einfach weg gegangen sind, als Holger Apfel bzw die Abgeordnete der DVU, ich weiß nicht mehr wie sie hieß, an den Tisch kamen. Da hat sich ja die ARD und das ZDF noch richtig gastfreundlich verhalten.

Jedoch ist es falsch die rechten Parteien zu ignorieren, nein man muss sie messen, und gegebenenfalls mit intelligenten Fragen provozieren. Das halte ich für wesentlich sinnvoller.
 
AW: Rechtsradikale Mandatsträger in die Medien?

Streit um Berichterstattung über Rechtsextreme
[js] Leipzig - Nach dem Aufmarsch des Hamburger Neonazis Christian Worch in Leipzig ist eine Diskussion um die Berichterstattung über Rechtsextreme entbrannt.
Hintergrund ist ein Interview mit Worch, das das MDR-Fernsehen am Sonntagabend in seiner Nachrichtensendung gezeigt hatte. Der Medienexperte der PDS-Landtagsfraktion und Vorsitzende des Medienausschusses des Landtages, Heiko Hilker, forderte, endlich klare Richtlinien im journalistischem Umgang mit Rechten zu definieren. MDR-Sprecher Eric Markuse verteidigte das Interview. Es sei notwendig gewesen, um den provokanten Charakter der von Worch angemeldeten Demonstration zu entlarven.
Der Sender hatte in seiner Sendung "MDR aktuell" ein zwölf Sekunden langes Statement von Worch gesendet. Darin erklärte der Hamburger Neonazi unter anderem, dass er durch den Leipziger Süden marschieren wolle, weil sich dort "politisch Andersdenkende aufhalten". Worch und seine rund 150 Anhänger hatten ihren Aufmarschort im Zentrum der Stadt jedoch wegen der zahlenmäßig weit überlegenen und teilweise gewaltbereiten Gegendemonstranten aus Sicherheitsgründen nicht verlassen können.
Hilker forderte, auf der nächsten Sitzung des MDR-Rundfunkrates Ende Oktober das Thema zu behandeln. Die bisherige Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender über Rechtsextreme, angefangen am Abend der sächsischen Landtagswahl am 19. September, nannte er "dilettantisch". Zu den Demonstrationen in Leipzig sagte Hilker, er könne keinen Grund sehen, warum ausgerechnet jetzt Herrn Worch ein Forum im MDR gegeben wurde.
Der Chefredakteur des MDR-Fernsehens, Wolfgang Kenntemich, erklärte, der Sender habe Worch kein Forum geboten. Es handele sich bei dem Bericht lediglich um ein zitiertes Statement, das durch den Kommentartext eindeutig als beabsichtige Provokation eingeordnet worden sei. MDR-Sprecher Markuse erklärte, die Berichterstattung liege jeweils in der Hoheit der betreffenden Redaktion. "Eine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Neonazis macht keinen Sinn", sagte er. Das Interview sei journalistisch korrekt gewesen und hätte zudem die provokanten Absichten Worchs entlarvt. (ddp)
 
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