Regeln auf der Pressekonferenz...

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träumer

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Ich bin jetzt schon einige Jahre beim Radio tätig - bei den unterschiedlichsten Sendern.
Während dieser Zeit habe ich auch diverse Pressekonferenzen besucht und davon berichtet. Bisher habe ich mich den herrschenden Regeln immer gebeugt. Heißt: Nach der eigentlichen PK kamen zuerst die Zeitungs-Fotografen 'ran, um ihre Bilder zu machen, dann das Fernsehen und zum Schluß die Radio-Macher.
Aber warum ist das eigentlich so?
Wäre es nicht viel geschickter, zuerst die Radiomacher ans Werk zu lassen?
Schließlich sind es doch die, die die Meldung zuerst veröffentlichen müssen (i.d.R. noch am selben Tag)?:confused:
Wäre schön, wenn Ihr ein paar Antworten bzw. Vorschläge hättet, wie man das evtl. sogar ändern kann.....
 
AW: Regeln auf der Pressekonferenz....

Das kenne ich auch noch. Irgendwann habe ich mir nur noch die Rosinen rausgepickt und bestimmte Leute nicht mehr ans Mikro gelassen, da ja erst die Zeitung sooo wichtig war, dann natürlich Fernsehen.
Das hat aber auch historische als auch Image-Gründe : Die Zeitung ist eine Sache mit Bild. Und die Zeitungsleute sitzen aus unerfindlichen Gründen in den Verlagen. Und diese Verlage sind die Geldgeber der Sender. Also lässt man die "hausinternen" Hofberichterstatter doch zuerst ran - logo.
Fernsehen kommt danach : Fernsehen ist wichtig, um 19 Uhr muss alles sendebereit sein. Auch wieder so'n Zeug mit Bild, und damit sind die TV-Leute auch vor dem Radio dran.
Ich habe damals diese Konferenzen im Laufe der Zeit umgebogen : wenn es direkt nach der Veranstaltung nicht zuerst das Material fürs Radio gab, dann bin ich halt so weg. Dann is nix mit "Politiker im Radio". Nach zwei entsprechenden Konferenzen (und einem bösen Anruf) ging es dann. In manchen Fällen erhielt sich sogar VOR der Konferenz ein paar O-Töne. Dazu kann ich auf den Beitrag "Sind Radiomenschen arrogant" verweisen. Wer das im Radiogeschehen nicht ist, bekommt keineswegs das Material, dass den Meldungen Pfeffer gibt.
 
AW: Regeln auf der Pressekonferenz...

@Wazmann
das klingt für mich aber weniger arrogant, als vielmehr unprofessionell.

Ich war bislang übrigens schlicht und einfach von den recht praktisch erscheinenden Bedingungen ausgegangen, dass die Fotografen flott ihre Bilder machen, die TV-Leute (sofern welche da sind) ihre 2-3 Statement abfilmen und dann die Ruhe und Zeit ist, noch ein Radio-Interview zu machen. Aber vielleicht ist dies eine nostalgische Einzelmeinung, die bei den harten Bedingungen im heutigen medialen Haifischbecken nicht mehr angebracht sind. Hm, ich fand's obendrein auch noch recht kollegial, die Kollegen von Papier und Bild vorzulassen, weil sie kürzer brauchen und für den Interviewepartner war's meist entspannender, mit mir zu reden, wenn keiner mehr wartet. Aber früher war ja auch mehr Lametta... und bestimmt weniger Pfeffer. Huaaaa. Vielleicht aber haben einige auch in Kinderjahren zuviel Lou Grant geschaut.
 
AW: Regeln auf der Pressekonferenz...

Lustig auch, wenn nach einer offiziellen PK dazu aufgefordert wird, jetzt mal alle Mikrofone auszumachen und dann wird heftig über's Radio gelästert. So geschehen beim FC Hansa Rostock, dessen Ex-Trainer mit der Ostseewelle über ihre Berichterstattung abgerechnet hat :)
 
AW: Regeln auf der Pressekonferenz...

Ich mach's immer so, dass ich den Großteil der PK mitschneide - hat den Vorteil, dass ich Zitate immer ziemlich genau hab (für die Nachrichtenminute), mir natürlich die knackigen O-Töne auch dann raussuchen kann, wenn ich hinterher kein Interview mehr bekomme, und dann meist schon vor den Kollegen von den Agenturen meine Meldung und meine Minute abgesetzt habe. Bei uns geht's allerdings ziemlich kollegial zu: Wenn der Interview-Partner (Minister o.s.ä.) hinterher wenig Zeit hat, dann lässt man die Kollegen vom TV ihr Interview machen und hängt einfach sein eigenes Mikro ins Bild - oder man macht zusammen ein Radiointerview (ÖR, drei, vier Privatradioleute, und jeder darf mal ne Frage stellen).
Ich habe noch nie die Erfahrung gemacht, dass sich ein Politiker geweigert hat, dem Radio ein Interview zu geben, nur weil die Kollegen vom Fernsehen da waren - einfach, weil sie wissen, dass sie und ihre Positionen im Hörfunk öfter und ausführlicher behandelt werden.
Das einzige, was mich als akutell arbeitenden Reporter regelmäßig ziemlich nervt sind die schon halb entschlafenen, alten Print-Hasen, die keine Gelegenheit auslassen, auf Pressekonferenzen die abstrusesten Fragen zu stellen, um entweder ihr Leserfachpublikum mit der Haltung des Wirtschaftsministers zum sehr interessanten Seitenthema "Förderung des Ausbaus von Kanalentlastungs- und Rückschlagventilen in Betrieben des Fleischverarbeitenden Handwerks im Hinblick auf die Kürzung der EU-Umlage" zu begeistern, wenn's bei der PK eigentlich um die Entwicklung im Fleischskandal gegangen wäre (hab ich jetzt erfunden - passiert so ähnlich aber dauernd). Oder um mit abseitigen Fragen den Kollegen, anwesenden Pressesprechern und natürlich PK-Gebern ihr Fach- und Hintergrundwissen bzw. ihre journalistische Unbestechlichkeit ("da muss ich jetzt nochmal nachhaken") zu beweisen. Oder, der Klassiker: Einfach ihr geballtes Unwissen zu präsentieren. Gern genommen in dieser Kategorie sind Nachfragen, die sich mit einem kurzen Blick ins Internet oder ins Zeitungsarchiv in zwei Minuten beantworten lassen ("Herr Minister, wie muss man sich das vorstellen, GPS: Da hängt also ein Satellit im Weltraum, und der sendet Daten, oder was?" - Kein Witz, so erlebt bei einer PK vor ziemlich genau einem Jahr).
Das alles kostet Zeit und Nerven (vor allem, wenn man kaum noch eine Stunde Zeit hat, um die Nachrichtenminute zu schreiben und zu produzieren und die Kollegen sich mit Idiotenfragen die Zeit totschlagen, weil sie ihre 50 Zeilen eh erst übermorgen abgeben müssen).
 
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@steinberg : naja, früher war wirklich mehr Lametta :) Heute würde ich auch anders vorgehen...man lernt ja.
Wenn ich diese Reporterschichten aber so überschaue, so meine ich aus heutiger Sicht, dass es ein angenehmes Nebeneinander war.
 
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scardanelli schrieb:
("Herr Minister, wie muss man sich das vorstellen, GPS: Da hängt also ein Satellit im Weltraum, und der sendet Daten, oder was?" - Kein Witz, so erlebt bei einer PK vor ziemlich genau einem Jahr).
Ziemlich OT, aber das hier gefiel mir auch gut, weil dank der Antwort gleich doppelt blöd:

"Eine Gigatonne Kohle-Abbau im fraglichen Zeitraum? Wie viele Nullen sind denn das?"

"Ach, da erwischen Sie mich jetzt aber auf dem falschen Fuß."
 
AW: Regeln auf der Pressekonferenz...

Hallo Träumer!

träumer schrieb:
Ich bin jetzt schon einige Jahre beim Radio tätig - bei den unterschiedlichsten Sendern.
Während dieser Zeit habe ich auch diverse Pressekonferenzen besucht und davon berichtet. Bisher habe ich mich den herrschenden Regeln immer gebeugt. Heißt: Nach der eigentlichen PK kamen zuerst die Zeitungs-Fotografen 'ran, um ihre Bilder zu machen, dann das Fernsehen und zum Schluß die Radio-Macher.
Aber warum ist das eigentlich so?
Wäre es nicht viel geschickter, zuerst die Radiomacher ans Werk zu lassen?
Schließlich sind es doch die, die die Meldung zuerst veröffentlichen müssen (i.d.R. noch am selben Tag)?:confused:
Wäre schön, wenn Ihr ein paar Antworten bzw. Vorschläge hättet, wie man das evtl. sogar ändern kann.....

Meiner Meinung nach geht das Foto machen schneller als das Einsammeln des O-Tons. Im Übrigen hab ich auch schon mehrmals erlebt, dass der Radiovertreter vor den Fernsehleuten sein Interview aufgezeichnet hat. Aber Print geht halt vor - dafür hat das Radio wiederum den Vorteil, dass die Meldung schneller draußen ist ;)
 
AW: Regeln auf der Pressekonferenz...

Ich sehe auch durchaus Vorteile in den nachgestellten Interviews. Dort gibt es eine Exklusivität, die man selber schaffen kann, wenn alle Zeitungsvertreter weg sind. So manch ein Impuls der Pressekonferenz kann bei Nachhacken vertieft werden und dann hat man plötzlich ganz andere Töne und Aussagen, als die anderen. Und manchmal sogar ne andere Story. Find das ehrlich nicht ganz unflott. Hab dadurch schon so manchen Zeitungsmann zum Nachfragen gebracht, weil er das Ergebnis der PK bei uns gehört hatte, und dann doch eher meinen Dreh machen wollte (musste).
 
AW: Regeln auf der Pressekonferenz...

Bisher hatte ich zwar noch nicht das Vergnügen an ganz großen PKs teilzunehmen, so mit Ministerpräsidenten und so.
Aber bisher hab ich immer die Erfahrung gemacht, dass man sehr wohl mit den Kollegen zu mindest vom Fernsehen reden kann. Wenn man zum Beispiel zwei O-Ton-Partner braucht, dann teilt man sich halt auf. Bzw. unser regionaler Sender wartet auch gerne auf den O-Ton-Partner, weil die dann mehr Zeit haben, den richtigen Hintergrund zu suchen etc.pp.
Allerdings die Zeitungsjungs sind da eher unerbittlich. Schließlich ist das ja ein vieeeeeeel seriöseres Medium...
 
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