AW: Reiner Nachrichtensender
Ich habe in diesem Thread noch nicht gelesen, dass dem ORF Frequenzen genommen werden sollen. Die Rückbesinnung des ORF auf den öffentlich-rechtlichen Auftrag - "Inforadio statt Hitradio" - kann man doch nicht als "Wegnehmen von ORF-Frequenzen" sehen. Ich finde es jedenfalls als Radiohörer sehr schade, dass der ORF trotz seiner tausenden Mitarbeiter nicht willens oder in der Lage ist, ein Inforadio herzustellen und über eine seiner drei nationalen Frequenzketten zu verbreiten, sondern stattdessen ein ähnliches Programm "Hits" wie viele Private spielt.
Mit ist schon klar, dass der ORF das Geld von Ö3 braucht (so um 70-80 Millionen Euro), ABER: Warum müssen sich die Gebühreneinnahmen von knapp 390 Millionen verdoppeln, um den Ausfall von 70 Millionen zu kompensieren?
Insgesamt hat der ORF 710 Mio € Umsatz, die Einnahmen von Ö3 bedeuten rund 10% - d.h. der ORF müsste gerade einmal auf 10% seiner Einnahmen verzichten, um das Inforadio machen zu können. Sprich seine Kosten um 10% senken - was für McKinsey und Freunde vermutlich unter "einfacher Spaziergang" fallen würde, wenn die Unternehmensleitung (und auch der Betriebsrat) erkennen, dass nur mit Sparen die Erfüllung des Öffentlich-Rechtlichen Auftrags - und damit die Beibehaltung der 320 Millionen Euro Gebühren möglich ist.
Und wegen dieser 10% kopiert der ORF mit Ö3 seit 1996 KIIS FM, 104.6 RTL Berlin, Antenne Bayern, unter Zurückfahrens der Nachrichten (früher 5 Minuten zur vollen Stunde, einstündige Journale etc.), unter Zurückfahren der Musikspezialsendungen (von VII bis Popmuseum, Von Musik aus dem Trichter bis Poidinges Plattenkiste), unter Aufgabe von Spezialsendungen (von Freizeichen bis Musicbox)? (und die Liste könte noch lange weitergehen) - sprich: Unter weitgehender Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Auftrags bei Ö3.
Und das alles für 10%? Klar, wenn die Politik das zulässt, kann man sogar für 10% den öffentlich-rechtlichen Auftrag des reichweitenstärksten Radioprogramms opfern (und unter diesem Vorsatz ein wirklich gut gemachtes Privatradio namens Ö3 - dank der Politik 2 Jahre ohne Konkurrenz - hochziehen).
Man sollte dann aber schon noch unter Aufbietung aller Toleranz ertragen können, dass man ab und an doch daran erinnert wird, dass der Programmauftrag eigentlich schon ein anderer ist.
Zumal auch der internationale Vergleich interessant ist:
Gebührencharts:
(Kosten/Jahr)
1) ORF 200-240€ (abhängig vom Bundesland)
2) ARD/ZDF 204€
3) BBC 170€
4) France 2/3 + öre Radios: 116,5€
5) RAI 99,6 €
Und: Deutschland, England, Frankreich und Italien haben öffentlich-rechtliche 24 Stunden Nachrichtenkanäle, gerade das "teuerste" Österreich nicht.